finanzmarkt- newsletter 49/2015

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FINANZMARKTNEWSLETTER 49/2015
Überblick
Wochenvergleich
Trend
Woche Monat 31.12. 1 Jahr
DAX
MDAX
EONIA
Umlaufrendite
Dow Jones
S&P 500
EUR/ USD
Gold in EUR
Öl in EUR
11.293,76
21.421,20
- 0,14 %
0,31 %
17.798,49
2.090,11
1,0593
998,15
39,37
Stand 29.11.2015 23:00
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Die wesentlichen Thesen des DVAM-Finanzmarkt-Newsletters 49/2015
Im Rentenbereich gab es in der hinter uns liegenden Handelswoche eine der
unsinnigsten Neuemissionen, die erneut die Irrationalität der Märkte zeigte. Der
sehr gut geratete Euro-Rettungsmechanismus ESM hat eine 40 Jahre laufende
Anleihe emittiert, die einen Zinscoupon von 1,85 % p. a. aufweist. Trotz des
niedrigen Zinssatzes und der enorm langen Laufzeit war die Anleihe deutlich
überzeichnet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben das Papier auf besondere
Sicherheit bedachte Anleger gekauft, die allerdings bei einer
Marktpreisbetrachtung eine böse Überraschung erleben könnten. Wenn sich
das Zinsniveau in näherer Zukunft so wie in den letzten sechs Monaten verhält,
wird der Kurs dieser Neuemission um 45 % fallen. Das Risiko solcher
temporärer (Buch)Verluste solle man als Anleger nicht eingehen.
Die Irrationalität der Marktteilnehmer zeigt eine neuerliche, sehr überraschende
Prognose von Goldman Sachs. Obwohl die US-Notenbankpräsidentin Janet
Yellen angekündigt hat, die US-Zinswende langsam und in moderaten Schritten
zu vollziehen, rechnet die US-Investmentbank innerhalb von 12 Monaten mit
einem Anstieg des US-Leitzinses um 100 Basispunkte. Dies würde in den USA
zu einer Rezession führen. Mit diesem Wissen ist die Einschätzung nicht
nachvollziehbar. Sie wird aber verständlich, wenn man die Prognose von
Goldman Sachs für den US-Dollar einbezieht, die einen Anstieg der USWährung deutlich über die Parität hinaus – seit einem Jahr –vorhersagt. Dies
wäre nur durch eine starke wirtschaftliche Entwicklung der USA oder eine
deutlich ausgeprägte Zinsdifferenz zur Eurozone erklärlich. Faktisch ist beides
auszuschließen, aber Goldman Sachs bleibt zumindest in fundamental nicht
nachvollziehbaren Prognosen konsequent.
Deswegen ist wirklich unabhängiges Research besonders wichtig, wie wir es –
erstmals in elektronischer Form – mit unserem DVAM-Finanzmarkt-Ausblick
2016 mit der Mail zu diesem Newsletter zur Verfügung stellen. Wir folgen hier
weiterhin unserem fundamentalen Ansatz, der sich von vielen reinen
Trendfolgemodellen abgrenzt und so beispielsweise überraschende
Einschätzungen zur europäischen Zinsentwicklung beinhaltet.
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49/2015
Allgemeines
Höher können die Erwartungen an eine Notenbank kaum sein: Zwar findet die
nächste EZB-Sitzung erst am kommenden Donnerstag statt, aber sie war in den
letzten Tagen entscheidender Faktor für die Marktentwicklungen. Schließlich erwartet
man sehr umfangreiche Maßnahmen durch die Notenbank, die damit die sich
abschwächende Wirtschaft in der Eurozone stützen, aber vor allen Dingen drohenden
deflationären Entwicklungen im gemeinsamen Währungsraum bekämpfen will.
Letzteres wird sich durch die sinkenden Rohstoffpreise auch im November 2015
nochmals verschärfen, weshalb die Argumentation von Mario Draghi gegenüber den
Kritikern – insbesondere aus Deutschland – sein wird, gegen eine drohende Deflation
in einem frühen Stadium vorzugehen, um das Risiko einer nicht zu stoppenden
Abwärtsbewegung zu verhindern. Trotz dieser Entschlossenheit des EZB-Präsidenten
ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die EZB unter den Erwartungen an den Märkten
bleibt.
Aber selbst wenn alle Erwartungen erfüllt würden, ist die Frage, wie dann die USNotenbank bei einem noch stärker werdenden US-Dollar reagieren wird. Einen
weiteren Anstieg der eigenen Währung kann man dort mit Blick auf den eigenen
Außenhandel, aber auch die Risiken für Schwellenstaaten kaum akzeptieren.
Entsprechend würde man dort sicherlich Maßnahmen ergreifen, um den US-Dollar zu
schwächen. Hier hätte man mit China sicherlich einen starken Verbündeten, da die
chinesische Währung durch die zwar gelockerte, aber immer noch vorhandene
Koppelung an den US-Dollar gegenüber dem Euro in diesem Jahr deutlich
aufgewertet hat. Dies hat zu sinkenden Gewinnen bei chinesischen Unternehmen
beigetragen.
Allerdings waren die negativen Effekte auf die Ergebnisse der Unternehmen aus dem
Rohstoffsektor in China aufgrund der Preisrückgänge in diesem Bereich wesentlich
stärker. Damit ist ein Belastungsfaktor für die chinesische Konjunktur verbunden, wie
auch der starke Rückgang der chinesischen Aktien am Ende der hinter uns liegenden
Handelswoche zeigte. Sicherlich liegen die deutlichen Verluste aber auch in der
momentan sehr stringenten Haltung der chinesischen Börsenaufsicht begründet. Dort
wurden Ermittlungen gegen verschiedene Finanzinstitute eingeleitet, deren Aktien
dann den maximal möglichen Tagesverlust von 10 % zu verzeichnen hatten, bevor
sie dann aufgrund der Erreichung dieser Verlustgrenze vom Handel ausgesetzt
wurden.
Positiv für China ist aber die vermutlich kurzfristig bevorstehende Aufnahme der
eigenen Währung in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds zu
werten, mit der dann sicherlich auch eine weitere Entkopplung vom US-Dollar
einhergehen wird. Allerdings wird dies den Aufwertungsdruck der chinesischen
Währung eher weiter erhöhen. Dies ist – insbesondere aus chinesischer Sicht – ein
weiterer Grund für eine Abschwächung des US-Dollars. Schließlich würde sich sonst
der Aufwertungsdruck gegenüber dem Euro oder dem japanischen Yen zusätzlich
erhöhen. Durch die immensen Währungsreserven Chinas dürfte eine entsprechende
Einflussnahme relativ gut möglich sein
Während hinsichtlich der Währungskursentwicklung die USA mit China einen starken
Verbündeten haben, gilt dies in einer internationalen Allianz gegen die Terrorgruppe
IS nicht. Nach wie vor bestehen Differenzen zwischen den westlichen Staaten und
Russland. Die fehlende Abstimmung erreichte in der letzten Woche ihren traurigen
Höhepunkt, als die Türkei einen russischen Kampfjet im syrischen Grenzgebiet
abgeschossen hat. Dies hat zwischenzeitlich auch die Finanzmärkte belastet, die
dann aber durch die weitere Entwicklung und insbesondere mit Blick auf die
möglichen Maßnahmen der EZB beruhigt wurden. Die zunächst nur angekündigten
und am Samstag beschlossenen Sanktionen gegen die Türkei hatten allerdings –
sozusagen im Vorgriff – sowohl die Türkische Lira als auch den Aktienmarkt in der
Türkei belastet. Diese Abwärtsbewegung wird sich fortsetzen.
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Strategisch scheint man aber von einer Lösung zur Bekämpfung des IS weit entfernt
zu sein. Eine gemeinsame Haltung zwischen den westlichen Staaten und Russland
ist bislang nicht zu erkennen. Nun scheint auch Frankreich auf die russische Linie
einzugehen, den IS in einer Zusammenarbeit mit dem syrischen Machthaber Assad
zu bekämpfen und sich erst danach diesem Problem zuzuwenden. Entsprechend
undurchsichtig bleibt die Situation, die damit zu einem der größten politischen Risiken
der letzten Jahre geworden ist. Dies könnte sich im kommenden Jahr als
Belastungsfaktor an den Märkten herausstellen.
Diese Unsicherheit über die politische Entwicklung zeigte sich auch am „Black
Friday“. Dies ist der erste Tag im Einzelhandel nach dem US-Feiertag Thanksgiving.
Er wird so genannt, weil die Höhe der dort erzielten Umsätze den US-Einzelhandel in
die Gewinnzone bringt. Durch das Internet wird der Begriff zunehmend
internationalisiert, weshalb es aktuell auch in Deutschland viele „Black-FridayRabatten“ gab.
Weltweit verschieben sich viele Einzelhandelstransaktionen in das Internet. Damit
sind verlässliche Aussagen zu den Konsumausgaben – insbesondere in den USA –
an diesem Wochenende noch nicht zu treffen. Die Internetumsätze scheinen ihren
dynamischen Zuwachs fortzusetzen und sind im Wochenvergleich wohl um 20 %
gestiegen. Dies zeigt die zunehmende Bedeutung dieses Vertriebsweges, da die
Rückmeldung vieler Bürger aus unterschiedlichsten Volkswirtschaften ist, dass man
im Vergleich zum Vorjahr weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben will. Diese
Zurückhaltung ist der allgemein unsicheren Situation geschuldet und kann ein
Belastungsfaktor für das Jahr 2016 sein.
Konjunktur
Auch deswegen sind wir in unserem DVAM-Finanzmarktausblick 2016 hinsichtlich
des Wirtschaftswachstums in Deutschland etwas pessimistischer, teilen aber nicht die
Einschätzung einiger Analysten, dass das weltweite Wirtschaftswachstum erstmals
seit der Finanzkrise auf unter 3 % sinken wird. Hier werden einige Volkswirtschaften
positiv überraschen können.
Für Deutschland ist dies eher unwahrscheinlich, obwohl die Konjunkturdaten aus
Deutschland in der letzten Woche uneingeschränkt positiv waren. So ist der GfKKonsumklimaindex leicht gestiegen. Allerdings hat dies sich nicht immer positiv auf
die tatsächlichen Konsumausgaben ausgewirkt, weshalb man auch hier für das
Weihnachtsgeschäft 2015 eher abwartend sein sollte. Wesentlich positiver ist
hingegen der starke Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindexes zu werten, der somit den
höchsten Wert seit 1 ½ Jahren erreicht hat. Dies ist eine sehr erfreuliche
Überraschung, die dadurch untermauert wird, dass die Einkaufsmanagerindizes
deutlich steigen und mit über 54 Punkten sehr deutlich über der Wachstumsschwelle
von 50 Punkten liegen. Insofern kann Deutschland vielleicht – für uns etwas
überraschend – im 4. Quartal 2015 wieder stärker wachsen. Negativ ist hier hingegen
zu werten, dass die Kluft zwischen Arm und Reich auch in Deutschland immer größer
wird. So kann sich inzwischen 1/3 der Arbeitslosen selbst nicht mehr alle zwei Tage
eine vollwertige Mahlzeit leisten.
In der Eurozone bestätigte sich die positive Entwicklung für das 3. Quartal 2015 in
Spanien. Dort ist das Bruttoinlandsprodukt – getrieben durch die Urlaubssaison – um
0,8 % gestiegen. Eine negative Überraschung gab es hingegen in Griechenland. Dort
ist die Wirtschaft mit 0,9 % zwischen Juli und September 2015 deutlich stärker als
erwartet geschrumpft.
In den USA wurde die Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für das 3: Quartal 2015
deutlich auf 2,1 % erhöht, was wiederum für eine Zinswende im Dezember 2015 mit
einer Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte spricht. Daran ändert auch nichts
die aktuell schwächeren Daten zum US-Verbrauchervertrauen und die rückläufigen
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persönlichen Ausgaben. Die stärker gestiegenen Auftragseingänge für langlebige
Wirtschaftsgüter spielen nach unserer Einschätzung eine untergeordnete Rolle, da
diese durch Großaufträge sehr stark schwanken.
Wie schon im Allgemeinen Teil beschrieben, haben die chinesischen Börsen zum
Ende der hinter uns liegenden Handelswoche deutlich verloren. Dabei spielten die
rückläufigen Unternehmensgewinne eine wichtige Rolle. Getrieben wird diese
negative Entwicklung insbesondere durch das Rohstoffsegment, in dem viele
chinesische Unternehmen mit den extrem gesunkenen Preisen zu kämpfen haben.
Dennoch hält die chinesische Regierung an ihrer Einschätzung eines
Wirtschaftswachstums von 7 % in diesem Jahr fest. Dies halten wir für zu
optimistisch, sehen allerdings auch nicht die negativen Ergebnisse, die viele
Analysten für China prophezeien. China wird eine Stütze der Weltkonjunktur bleiben.
Inflation
Aus den USA kam die Nachricht einer Inflationsrate von 1,3 % auf Jahressicht, die
damit leicht unter den Erwartungen lag. Mit Blick auf die positiven Konjunkturdaten
wird dies aber nicht dazu führen, dass die US-Notenbank die Leitzinserhöhung erneut
verschieben wird. Allerdings sind dort weitere Rückgänge – wie auch insbesondere in
der Eurozone, in der sich deflationäre Tendenzen aktuell ausprägen werden – durch
die Entwicklung der Rohstoffpreise auch im November 2015 wahrscheinlich.
Die starken Rückgänge werden die Geldentwertung weiter verlangsamt haben und
mindestens bezogen auf die Eurozone in ihrer Gesamtheit für eine negative
Inflationsrate in diesem Monat sorgen. Dies könnte sogar Deutschland erfassen, da
dort die Erzeugerpreise aktuell um 4,1 % gefallen sind.
Geldmarkt
Der Geldmarkt in der Eurozone stellt sich auf eine massive Ausweitung der ohnehin
schon expansiven Geldpolitik ein. Anders sind die Entwicklungen hier nicht zu
erklären. Zwar ist der unter Banken gehandelte Tagesgeldsatz EONIA um nur einen
Basispunkt auf nun wieder – 0,14 % gefallen. Diese relativ geringe Bewegung stellte
allerdings im Geldmarkt die Ausnahme dar. Alle anderen Laufzeiten sind um bis zu
zwei Basispunkte gefallen. Damit liegt der 3-Monats-Euribor nun bei einer negativen
Rendite von – 0,11 % p. a. und auch der 6-Monats-Euribor hat seinen Minuswert mit
nun – 0,04 % p. a. deutlich ausgebaut.
Noch liegt das lange Ende des Geldmarkts mit einem 12-Monats-Euribor von
0,05 % p. a. im positiven Bereich. Allerdings überrascht die Geschwindigkeit, in der
hier der Zinssatz fällt. Vor noch wenigen Wochen schien die Marke von 0,1 % p. a.
relativ stabil zu sein. Dies hat sich nun mehr als relativiert. Auch hier ist es nur noch
eine Frage, wann dieser Zinssatz die Nulllinie erreichen wird.
Deswegen sollten sich Anleger darauf einstellen, dass es im kommenden Jahr sehr
schwierig wird, annehmbare Geldmarktrenditen zu erzielen. Dennoch sollte man sich
weiterhin auf erstklassige Anbieter konzentrieren und versuchen, sich auf das weiter
sinkende Zinsniveau durch eine breite Anbieter- und Laufzeitensteuerung
einzustellen. Bis zum bevorstehenden Jahresende wird sicherlich bei einzelnen
Kreditinstituten die Anlage für mittlere bis lange Laufzeiten über den Jahreswechsel
2015 hinaus attraktiver. Hier sollte man dann besonders auf die Bonität des jeweiligen
Kreditinstituts achten. Dann lassen sich dort vereinzelt noch akzeptable Zinssätze
erzielen.
Rentenmarkt
Wenn man ein völlig verrücktes Marktsegment erleben will, muss man derzeit nur auf
den Rentenmarkt blicken. Dort steigen die Kurse immer weiter, was in der Dynamik
der letzten Wochen fundamental nicht nachvollziehbar ist. Damit ist in Deutschland
das Renditeniveau auf nun 0,46 % p. a. gefallen. In den USA ist der Rückgang mit 4
Basispunkten auf nun 2,2 % p. a. vielleicht sogar noch überraschender, da dort die
Zinswende bevorsteht.
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Wenn man der US-Investmentbank Goldman Sachs Glauben schenken würde, die in
den nächsten 12 Monaten einen Anstieg des US-Leitzinses um 100 Basispunkte
erwartet, wäre die Zinsentwicklung in der letzten Woche, aber auch dem darüber
hinausgehenden Zeitraum völlig unverständlich. Dies ist aber der Versuch, die sehr
optimistische Einschätzung von Goldman Sachs zur weiteren US-Dollarstärke zu
rechtfertigen. Letztlich basieren Wechselkurse zwischen Währungen auf der
Zinsdifferenz und der Stärke der Volkswirtschaft. Bei einem deutlich über die Parität
hinaus ansteigenden US-Dollar müsste damit also eine wirklich nachhaltige
Zinswende von mindestens 100 Basispunkten innerhalb von 12 Monaten
einhergehen.
Dabei hat die US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen aber aktuell erst deutlich
gemacht, dass man die Zinsen sehr langsam und moderat erhöhen werde, um die
nach wie vor fragile wirtschaftliche Entwicklung in den USA nicht zu gefährden.
Schließlich ist die US-Wirtschaft von Konsum- und Bauausgaben abhängig, die
niedrige Zinsen benötigen. Dies ist der US-Notenbank klar, die unbedingt verhindern
will, eine nachhaltige Abschwächung des Wirtschaftswachstums durch zu starke
Zinserhöhungen auszulösen und in der Folge dann die Zinsen umso stärken zu
senken. Insofern ist die Prognose von Goldman Sachs zwar notwendig, um die
Währungsprognose zu rechtfertigen, fundamental nachvollziehbar erscheint sie aber
nicht.
Dies gilt auch für das generelle Agieren von Marktteilnehmern, die selbst dazu geführt
hat, dass eine Emission des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) mit 40jähriger Laufzeit und einer Rendite von 1,85 % p. a. überzeichnet war. Man muss sich
wirklich die Frage stellen, wer einen solchen Quatsch kauft. Würden sich nur allein die
Zinsschwankungen der letzten sechs Monate wiederholen, zöge dies bei dem als
absolut sicher eingestuften Papier zwischenzeitliche Kursrückgänge von 45 % nach
sich. Entsprechend bietet dieser Zinssatz bei der extrem langen Laufzeit keinen
Risikopuffer. Es zeigt aber, wohin Marktbeeinflussungen wie durch die EZB führen.
Dies wird sich ab morgen noch weiter verschärfen, da dann die Notenbank im Zuge
ihres ohnehin laufenden Anleihekaufprogramms mehr Anleihen erwerben wird, um die
faktische umsatzlose Zeit während des Jahreswechsels zu kompensieren.
Vielleicht hat dies auch dazu beigetragen, dass die Zinsen für deutsche
Staatsanleihen – wie beschrieben – weiter fallen, obwohl eine Aufstockung einer
bestehenden Staatsanleihe nur 80 % des angestrebten Volumens erreicht hat. Der
marktwirtschaftliche Grundsatz, dass ein Überangebot zu sinkenden Preisen führt, gilt
im Rentenmarkt momentan augenscheinlich nicht.
Hierzu trägt sicherlich auch der starke Einfluss von Kreditinstituten und die relativ
geringen Handelsvolumina – im Vergleich zur Größe des gesamten Rentenmarktes –
an den Börsen bei. Diese negative Marktstruktur will nun der weltgrößte Staatsfonds
aus Norwegen durchbrechen. Dort setzt man sich für einen weltweit transparenteren
Anleihenhandel ein. Vorbild sind die Transaktionen im Aktiensegment, die zum
Großteil über öffentlich zugängliche Börsenplätze umgesetzt werden, während der
Großteil der Anleihen über Banken „zwischengehandelt“ wird. Dort werden dann
teilweise erhebliche Preisaufschläge vorgenommen. Erfahrene Anleiheinvestoren
gehen dann häufig den Weg über die Börsen und können mit entsprechender Geduld
auch zu angemessenen Kursen Anleihen kaufen. Je größer das zu kaufende
Volumen ist, desto schwieriger wird dies. Bis zu einem mittleren zweistelligen
Millionenvolumen pro Anleihe lässt sich dies nach unseren Erfahrungen aber gut
gestalten.
Ähnlich wie für den Aktienmarkt drohen deutliche Schwankungen, falls die Erwartung
an die EZB nicht erfüllt werden sollten. Entsprechend bewegt man sich im
Rentenmarkt auf einem Niveau, bei dem man eher Gewinne realisieren sollte.
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Marktchancen ergeben sich durch die nun immer umsatzärmer werdende
Jahresendzeit. Dies sollte man versuchen, mit ambitionierten Verkaufs- und
moderaten Kauflimiten zu nutzen.
Aktienmarkt
Hinsichtlich der Aktienkursentwicklung stach der deutsche Leitindex DAX mit einem
Anstieg von 1,6 % in den letzten fünf Handelstagen deutlich hervor. Dies verwundert,
da die dort notierten Unternehmen zwar Rekordumsätze im 3. Quartal 2015 zu
verzeichnen hatten, der Gewinn aber mit 8,5 Mrd. Euro in diesen drei Monaten
niedriger als während der Finanzkrise war. Getrieben wird die positive Entwicklung
vor allen Dingen durch die Erwartungen an eine expansivere Geldpolitik der EZB und
damit einhergehend der fortgesetzten Schwäche des Euros. Entsprechend gab es bei
den US-Indizes Dow Jones und S&P 500 kaum Bewegung. Der US-Leitindex hat
sogar leichte Verluste verzeichnet.
Im Wochenvergleich lag das Plus des MDAX mit 0,6 % auch deutlich geringer als
beim DAX, obwohl dieser Index von der beschlossenen Übernahme des IT-Konzerns
Wincor Nixdorf durch den US-Wettbewerber Diebold in Höhe von nun insgesamt
1,8 Mrd. Euro profitieren konnte. Allerdings notiert die Aktie von dem ostwestfälischen
Unternehmen immer noch 10 % unter dem tatsächlichen Übernahmepreis, was zum
einen auf von teilweise Kaufpreiszahlungen in Form von Diebold-Aktien sowie das
Risiko eines Scheiterns dieser Übernahme zurückzuführen ist.
Belastet wurde der MDAX aber durch den Modekonzern Hugo Boss, dessen
Vorstandsvorsitzender bei einer Investorenkonferenz auf schwächer als erwartet
wachsende Umsätze hinwies und auch die langfristigen Ziele leicht nach unten
revidierte. Ursache hierfür sind die Wachstumsschwäche der asiatischen Märkte und
der in den USA herrschende Preisdruck. Allerdings war nach unserer Einschätzung
die Reaktion der Aktie deutlich zu stark.
Überraschen konnte in einem ähnlichen Segment jedoch der Handelskonzern Metro.
Durch die Beruhigung im Russlandgeschäft und gute Ergebnisse der
Elektronikmärkte sieht sich der Konzern gut aufgestellt. Dies hat zur Folge, dass
zukünftig eine die Dividende für das laufende Geschäftsjahr erhöht wird und auch
zukünftig die Gewinnausschüttungen eher mehr als die Hälfte des
Jahresüberschusses betragen sollen.
Übertroffen wurde diese Entwicklung noch von den Ergebnissen des im DAX
notierten Chipherstellers Infineon. Das Unternehmen hat die eigenen Erwartungen
deutlich übertroffen und konnte auf dieser Basis im Wochenvergleich mehr als 15 %
hinzugewinnen. Der Konzern präsentierte sich nach der Übernahme eines USWettbewerbers in allen Feldern sehr stark. Allerdings ist bei der Aktie ein Niveau
erreicht, in dem Gewinnmitnahmen sinnvoll sein können. Dies gilt insgesamt, da der
Markt sehr hoch bewertet ist und Risiken nicht adäquat bepreist werden.
Dies ist auch bei der größten deutschen Fluggesellschaft Lufthansa festzustellen.
Zwar konnte dort ein neuerlicher Streik der Flugbegleiter abgewendet werden, eine
Lösung in diesem Bereich ist allerdings nicht in Sicht. Nun wird über einen
gemeinsamen Jobgipfel mit den Piloten diskutiert, der dann vermutlich zu finanziellen
Belastungen für den Konzern führen wird, die die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit
belasten könnten. Bekanntlich würde eine Fortführung der bestehenden
Pensionsregelung für neu eingestellte Piloten den Konzern perspektivisch in der
Existenz bedrohen. Bei den Flugbegleitern sieht die Situation etwas anders aus. Dort
liegt der Einigungsdruck aufgrund der negativen Streikfolgen wesentlich stärker bei
der Lufthansa. Berücksichtigt man diese Faktoren und die sich daraus ableitenden
Risiken, gehört die Aktie derzeit zu den zu teureren Werten im DAX.
Dazu zählt auch der Kali- und Düngemittelhersteller K+S, dessen Kurs deutlich
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angestiegen ist, nachdem ein Börsenbrief über einen neuerlichen Versuch einer
Übernahme durch den kanadischen Wettbewerber Potash berichtete. Grundsätzlich
sind solche Kursreaktionen kritisch zu bewerten, da Gerüchten aus Börsenbriefen zu
Aktien häufig wenig Substanz zu finden ist. Hier sollte man sich eher auf die Fakten
konzentrieren. Diese sprechen eben nicht für K+S, da an zwei deutschen Standorten
die Produktion reduziert werden muss, weil dort die Entsorgung von Abfallprodukten
ungeklärt ist. Dies kann sehr starke Belastungen der Aktie nach sich ziehen.
Daher basiert die freundliche Entwicklung des DAX ausschließlich auf der Erwartung
einer deutlich expansiver werdenden Geldpolitik, die wir in dieser Form für nicht
unbedingt wahrscheinlich erachten. Sollte es hier am kommenden Donnerstag im
Rahmen der EZB-Leitzinsentscheidung zu einer deutlichen Enttäuschung der Märkte
kommen, wäre mit einem starken Rückgang zu rechnen. Da dies nicht vollumfänglich
zu erwarten ist, ist hier von leicht rückläufigen Kursen auszugehen.
Währung
Aufgrund der politischen Unsicherheiten lohnt sich zunächst der Blick auf die von uns
sonst wenig beachtete Türkische Lira. Durch die in der hinter uns liegenden Woche
angekündigten und nun am Wochenende teilweise umgesetzten Sanktionen ist die
Währung deutlich unter Druck geraten. Die nachhaltige Umsetzung dieser
Maßnahmen würde in der Türkei zu einem stärkeren Wirtschaftsabschwung führen,
weshalb die Schwäche der Währung fundamental gerechtfertigt ist. Daran ändert
auch nichts der aktuell verabschiedete Aktionsplan im Zuge der Flüchtlingskrise mit
der EU, dessen Kosten nochmals gestiegen sind und für die Türkei damit finanziell
einen großen Erfolg darstellen.
Der Euro hat wieder um 0,5 % im Vergleich zur US-amerikanischen Währung
verloren, weil die Erwartungen an die Maßnahmen der EZB inzwischen fast ins
Unermessliche gestiegen sind. Gleichzeitig war es eine leichte Fluchtbewegung
aufgrund des türkischen Abschusses eines russischen Militärjets. Allerdings zeigt der
Blick auf den Goldpreis, dass damit keine allzu große Unsicherheit einhergegangen
ist. Die Aufwärtsbewegung der US-Währung ist fundamental nicht nachzuvollziehen
und preist auf der einen Seite so expansive Maßnahmen der EZB ein, die nicht
eintreten können. Auf der anderen Seite wird damit der Beginn eines nachhaltigen
Zinserhöhungszyklus in den USA erwartet, den wir im eingepreisten Umfang ebenfalls
als extrem unwahrscheinlich einstufen. Hier ist also eine deutliche Überbewertung
des US-Dollars auf aktueller Basis festzustellen.
Etwas überrascht die Stärke des Australischen Dollar, der im Wochenvergleich zum
Euro 0,1 % hinzugewinnen kann, obwohl die Rohstoffpreise deutlich unter Druck
bleiben. Hier zeigt sich aber auch, dass fundamentale Aspekte einer Volkswirtschaft
dauerhaft an den Kapitalmärkten nicht völlig auszublenden sind. Die australische
Wirtschaft präsentiert sich weiterhin relativ robust und die Zinsdifferenz zur Eurozone
ist deutlich ausgeprägter als u. a. zu den USA.
Deswegen verwundert der Rückgang der Norwegischen Krone um 0,3 % etwas, da
der Ölpreis im Wochenvergleich als einer der wenigen Rohstoffwerte deutlich
hinzugewinnen konnte.
Nicht nachvollziehbar ist die Schwäche des Russischen Rubels, der wieder auf ein
Niveau von über 70 gefallen ist, nachdem er im Wochenvergleich gegenüber dem
Euro 2,1 % eingebüßt hatte. Neben dem schwankungsintensiven Rohstoffumfeld
gelten hier ähnliche Aspekte wie bei der Türkischen Lira. Die Unsicherheit, wie
Russland auf den Abschuss reagieren würde, hat die russische Währung belastet.
Gleichzeitig scheinen einige Marktteilnehmer davon auszugehen, dass die russische
Wirtschaft durch Sanktionen gegen die Türkei belastet werden könnte. Wir erachten
dies als relativ unwahrscheinlich und sehen hier die Probleme eindeutig für die
türkische Volkswirtschaft. Entsprechend bleiben wir für die russische Währung
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ebenso wie für den Australischen Dollar optimistisch.
Rohstoffe
Für europäische Anleger durch den im Jahresverlauf gestiegenen US-Dollar nahezu
unbemerkt, hat der Goldpreis den niedrigsten Stand seit sieben Jahren erreicht. Wer
also das Edelmetall unter dem Gesichtspunkt eines Risikoschutzes seit der
Finanzkrise gekauft hat, muss nun – zumindest in US-Dollar betrachtet – deutliche
Verluste hinnehmen. In Euro ist das Edelmetall wieder unter die Marke von 1.000
Euro gefallen. Trotz der politisch und militärisch immer unsicher werdenden Lage
konnte der Goldpreis im Wochenvergleich nicht profitieren. Sein Rückgang um 1,9 %
ist relativ stark ausgefallen und zeigt, die Erwartung an den Märkten für einen ersten
– moderaten- Zinsschritt in den USA. Wenn das allgemeine Zinsniveau wieder
steigen würde, macht sich die Unattraktivität von Edelmetallanlagen, die eben keine
laufende Rendite bieten, bemerkbar.
Dies gilt auch für Silber, dessen Preis im Wochenvergleich allerdings nur um 0,6 %
zurückgegangen ist. Durch die industrielle Komponente des Edelmetalls wurde der
Rückgang etwas gebremst.
Dabei war es hilfreich, dass sich die drastischen Preisrückgänge im Bereich der
Industriemetalle der Vorwochen nicht fortgesetzt haben. Zwar gab es in diesem
Bereich deutliche Kursbewegungen, aber die Ausschläge im Wochenvergleich waren
relativ gering. Der Aluminiumpreis konnte in diesem Umfeld sogar 1 % steigen,
während im Wochenvergleich Kupfer mit einem Minus von 0,1 % nahezu unverändert
war, der Zinkpreis aber mit 1 % weiter verloren hat. Hier gibt es immer mehr
Bemühungen von Produzenten, gegen diesen Preisrutsch aktiv vorzugehen. Davon
ist insbesondere China betroffen, da dort mindestens 70 % aller Zinkproduzenten auf
dem aktuellen Preisniveau defizitär arbeiten.
Stark konnte der Ölpreis mit einer Steigerung im Wochenvergleich von 2,9 %
hinzugewinnen, obwohl man sich bei der OPEC weiterhin nicht zu Förderkürzungen
durchringen konnte. Aber die militärischen Maßnahmen gegen den IS im Nahen
Osten haben die Nervosität erhöht, dass dort Lieferausfälle erfolgen könnten.
Inwieweit dann andere Staaten bis hin zu Russland diese Lücke füllen werden, bleibt
abzuwarten. Schließlich hat Russland der Ukraine die Energieversorgung gekappt,
obwohl der Staat selbst unter den niedrigen Energierohstoffpreisen leidet. Neben dem
(finanz)politischen Signal ist dies auch ein Hinweis, dass Russland nicht zu jedem
Preis Energierohstoffe liefern wird. Lieber wird der Staat eine Zeit lang auf Einnahmen
verzichten, was durch die vorhandenen, russischen Devisen- und Goldreserven
kompensiert werden kann.
Bei den industriellen Rohstoffpreisen ist kurzfristig mit steigenden Preisen zu rechnen,
da sonst eine globale Rezession bevorsteht. Davon kann sicherlich in abgemilderter
Form auch der Ölpreis profitieren, während wir beim Goldpreis mit einer Fortsetzung
der Abwärtsbewegung rechnen.
Disclaimer
Der DVAM-FINANZMARKT-NEWSLETTER ist für die Information der Ecclesia-Unternehmensgruppe und deren Kunden vorgesehen. Die DVAM Deutsche Vorsorge
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Verantwortlich für den DVAM FINANZMARKT-NEWSLETTER ist Markus Schön, Geschäftsführer der
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