Kapitel 13: Persönlichkeitsstörungen

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Persönlichkeitsstörungen (PS)
Definition
- heterogene Gruppe von Störungen, die als lange bestehende, tiefgreifende &
unflexible Verhaltensmuster & persönliche Erfahrungen gelten
- weichen von dem ab, was von einem Menschen erwartet wird
- beeinträchtigen soziales & berufliches Leistungsvermögen
- einiger dieser Störungen  emotionale Belastungen
- Ich-Syntonie
o Gefühl der Gestörtheit der eigenen Person aufgrund des Leidens durch
zunehmende Interaktionsprobleme
- Diagnostik, wenn mehrere Merkmale extrem ausgeprägt sind & auf unflexible Art
zum Ausdruck kommen
- treten oft komorbid mit anderen psychischen Störungen auf
- können den Kontext für psychische Störungen bilden & diese verschiedenartig prägen
o Bsp.: Angststörung & zwanghafte PS
  Angst in Form von Perfektionismus & Unentschiedenheit
DSM-IV: Persönlichkeitsstörung
A) überdauerndes Muster im Erleben &
Verhalten, das deutl. von Erwartungen der
Umgebung abweicht; zeigt sich in mind. 2
dieser Bereiche:
1.) Kognition
2.) Affektivität
3.) Beziehungsgestaltung
4.) Impulskontrolle
B) unflexibles Muster, das in vielen persönl.
& sozialen Situationen greift
C) Leiden/ Beeinträchtigungen in wichtigen
Funktionsbreichen
D) stabiles & lang andauerndes Muster mit
Beginn in Jugend oder frühes
Erwachsenenalter
ICD-10: Spezifische
Persönlichkeitsstörungen (F 60)
Störung von charakterlicher Konstitution &
Verhalten in mehreren
Persönlichkeitsbereichen
Für Diagnosestellung müssen diese Kriterien
vorliegen:
1.) Unausgeglichenheit von Einstellungen &
Verhalten in mehreren Funktionsbereichen
2.) andauerndes & gleichförmiges
Verhaltensmuster
3) Muster ist tiefgreifend & in vielen
sozialen Situationen unpassend
4.) Beginn in Kindheit/ Jugend, dauerhafte
Manifestation im Erwachsenenalter
5.) subjektives Leiden
6.) Einschränkungen der berufl. & sozialen
Leistungsfähigkeit
1
Klassifizierung der Persönlichkeitsstörungen: Cluster, Kategorien & Probleme
- DSM-IV: Anordnung der Persönlichkeitsstörungen auf getrennter Achse (Achse II)
o  gewährleistet, dass bei jeder Diagnose auf ihr Vorliegen geachtet wird
-
PS ≠ Persönlichkeitsveränderung aufgrund Zeitpunkt, Art & Weise des Auftretens
o PS
 entstehen in Kindheit / Jugendalter
 dauern im Erwachsenenalter an
 beruhen nicht auf anderen psychischen Störungen oder Hirnerkrankung
o Persönlichkeitsveränderungen
 erworben im Erwachsenenalter
 oft Folge von Substanzabhängigkeit oder hirnorganischer Störung
-
spezielle Diagnosekriterien & Entwicklung strukturierter Interviews  verbesserte
Reliabilität (auch Interrater- Reliabilität) der Diagnose
-
Retest- Reliabilität sehr schwankend
o hoch bei antisozialer PS  stabile Diagnose
o niedrig bei schizotypischer & dependenter PS  Symptome sind über die Zeit
nicht stabil
-
problematisch ist Komorbidität mehrerer Persönlichkeitsstörungen
o Bsp.: Komorbidität von Borderline- PS
 55% erfüllen Kriterien von schizotypischer PS
 47% erfüllen Kriterien von antisozialer PS
 57% erfüllen Kriterien von histrionischer PS
-
Persönlichkeitsmerkmale sind kontinuierliche Variablen
o Persönlichkeitsstruktur von Patienten mit PS ist also extremer ausgeprägt als
die von anderen
o  dimensionaler Klassifikationsansatz geeigneter
Cluster der Persönlichkeitsstörungen im DSM-IV
- Cluster A
o paranoide PS
o schizoide PS
o schizotypische PS
o  absonderliches oder exzentrisches Verhalten
- Cluster B
o antisoziale PS
o Borderline- PS
o histrionische PS
o narzisstische PS
o  dramatisches, emotionales oder launenhaftes Verhalten
- Cluster C
o vermeidend-selbstunsichere PS
o dependente PS
o zwanghafte PS
o  furchtsames oder ängstliches Verhalten
2
Cluster A
Paranoide Persönlichkeitsstörung
-
anderen gegenüber voller Misstrauen
verschließen sich
oft feindselig
reagieren wütend auf vermeintliche Beleidigungen
Neigung, andere zu beschuldigen, auch wenn Fehler bei ihnen liegt
extrem eifersüchtig
unberechtigtes Zweifeln an Loyalität & Glaubwürdigkeit anderer
sehen evtl. verborgene negative & bedrohliche Botschaften in best. Ereignissen
-
≠ Schizophrenie (paranoider Typ)
o andere Symptome (bspw. Halluzinationen) nicht vorhanden
o soziale & berufl. Leistungsfähigkeit weniger beeinträchtigt
≠ wahnhafte Störung
o keine voll ausgeprägten Wahnvorstellungen
-
-
-
am häufigsten bei Männern
überlappt sich meist stark mit
o schizotypischer PS
o Borderline- PS
o vermeidend- selbstunsicherer PS
Prävalenz: 1%
Schizoide Persönlichkeitsstörung
-
-
kein Wunsch nach & Freude an sozialen Beziehungen
o  keine engen Freunde
erscheinen gelangweilt, ausdruckslos, unnahbar, ohne warme Empfindungen für
andere
kein Interesse an sexuellen Aktivitäten
nur wenige Tätigkeiten bereiten Freude
gleichgültig gg. Lob, Kritik & Gefühlen anderer
Einzelgänger
-
Prävalenz: < 1% (bei ♀ etwas seltener als bei ♂)
-
häufig gleichzeitiges Vorliegen von
o schizotypischer PS
o vermeidend-selbstunsicheren PS
paranoider PS
diagnostische Kriterien ähneln einigen Symptomen der prodromalen & residualen
Phasen der Schizophrenie
-
-
3
Schizotypische Persönlichkeitsstörung
-
ICD-10: schizotype PS
o wird als schizotype Störung bei schizophrenen & paranoiden Störungen
eingeordnet
o ist Teil des genetischen Spektrums der Schizophrenie
-
dieselben zwischenmenschlichen Probleme wie bei schizoider PS
starke Sozialangst nimmt bei zunehmender Vertrautheit nicht ab
exzentrische Symptome
o = prodromale & residuale Phase der Schizophrenie
o absonderliche Vorstellungen & magisches Denken
 Aberglaube
 Hellseherei
 Telepathie
o Wahrnehmungsstörungen
 Depersonalisation
 Derealisation
 wiederkehrende Illusionen
 Bsp.: Spüren der Anwesenheit einer Person, die nicht da ist
o oft Besonderheiten in Sprache
 unübliche & verschwommene Weise des Wortgebrauchs
o exzentrisches Äußeres & Verhalten
 Selbstgespräche
 schmutzige & unordentliche Kleidung
o Beziehungsideen
 Überzeugung, dass Ereignisse besondere Bedeutung für eigene Person
haben
o Misstrauen & paranoide Vorstellungen
o beschränkter & flacher Affekt
-
Prävalenz: 3% (bei ♀ etwas seltener als bei ♂)
-
Komorbidität
o Borderline- PS (33 % der schizotypischen PS)
o narzisstische PS
o vermeidend-selbstunsichere PS
paranoide PS
o schizoide PS
Ätiologie der PS aus Cluster A
- Zusammenhang mit Schizophrenie
- schizotypische PS
o Defizite in kognitiven & neuropsychologischen Funktionen, die denen bei
Schizophrenie ähneln
o erweiterte Ventrikel & weniger graue Substanz im Lobus temporalis
4
Cluster B
Borderline- oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung
DSM-IV: Borderline- PS
Instabilität in Beziehungen, Selbstbild &
Affekten, Impulsivität, Beginn frühes
Erwachsenenalter, mind. 5 dieser Kriterien:
1.) verzweifeltes Bemühen, Verlassenwerden
zu vermeiden
2.) instabile, intensive Beziehungen mit
Wechsel zw. Idealisierung & Entwertung
3.) Identitätsstörung
4.) Impulsivität
5.) wdh. suizidale Handlungen, SelbstmordAndeutungen, -drohungen oder
Selbstverletzung
6.) affektive Instabilität
7.) chronische innere Leere
8.) unangemessene oder unkontrollierbare
Wut
9.) vorübergehend paranoide Vorstellungen
oder dissoziative Symptome
-
ICD-10: emotional instabile PS (F 60.3)
F 60.30: impulsiver Typ
- Emotionale Instabilität & Mangel an
Impulskontrolle
- gewalttätige oder bedrohliche Verhaltensausbrüche bei Kritik
F 60.31: Borderline- Typus
- emotionale Instabilität
- Unklarheiten oder Störungen von SelbstBild, Zielen & inneren Präferenzen
- chronische innere Leere
- intensive, unbeständige Beziehungen
 emotionale Krisen mit übertriebener
Bemühung, nicht verlassen zu werden &
Selbstmorddrohungen & selbstSchädigendes Verhalten
Impulsivität & Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, Stimmung &
Selbstbild
Einstellungen & Gefühle gg. anderen können innerhalb kürzester Zeit aus
unerklärlichen Gründen schwanken
Emotionen können sich abrupt ändern
o leidenschaftliche Idealisierung  verächtliche Wut
streitsüchtig, reizbar, sarkastisch & leicht kränkbar
unberechenbares & impulsives Verhalten  selbstschädigend
o Glücksspiel, Geldausgaben, unüberlegte sex. Aktivitäten, übermäßiges Essen
-
Instabiles Selbstgefühl
o klares & kohärentes Selbstgefühl fehlt
o Unsicherheit bzgl. eigener Werte, Loyalitäten & berufl. Entscheidungen
o ertragen es nicht, allein zu sein
o Angst vor Verlassenwerden
o Fordern nach Aufmerksamkeit
o ständiges Gefühl der Depression & Leere
  suizidale & selbstverstümmelnde Handlungen
o unter Stress: paranoide Vorstellungen & dissoziative Symptome
-
Epidemiologie
o Beginn: spätes Jugendalter, frühes Erwachsenenalter
o Prävalenz: 1-2% (bei ♀ häufiger als bei ♂)
o ungünstige Prognose
5
-
Komorbidität
o affektive Störung der Achse I
 Eltern haben oft überdurchschnittlich häufig affektive Störungen
o Substanzmissbrauch
o posttraumatische Belastungsstörung
o Essstörungen
o PS aus Cluster A
-
Ätiologie der Borderline- PS
o Objektbeziehungstheorie
 Kernberg: schädliche Erfahrungen in Kindheit  Kind entwickelt
unsicheres Ego, das wichtigste Merkmal von Borderlinern
 Bsp.: Liebe & Aufmerksamkeit wird widersprüchlich gegeben
o Erfolge loben, aber unfähig zur emotionalen
Unterstützung & Wärme
 Borderliner sind zwar fähig, die Realität zu prüfen, haben also Kontakt
mit Realität, aber sie reagieren oft mit Abwehrmechanismus (=
Spaltung)
 Trennung von Objekten in gut und böse
 positive & negative Aspekte eines Menschen werden nicht in
ein Ganzes integriert
  große Schwierigkeiten bei der Emotionsregulierung, da nur
Schwarz- Weiß- Denken
 Diese Abwehr schützt schwaches Ego der Borderliner vor
unerträglicher Angst
 Untersuchungen ergaben
 Mütter haben sich wenig gekümmert
 Familien werden von Pat. als emotional ausdruckslos, mit
wenig Zusammenhalt & konfliktgeladen erlebt
 häufig sex. oder körperl. Missbrauch in Kindheit
 als Kind von Eltern getrennt
o Biologische Faktoren
 familiäre Häufung  Hinweis auf genetische Komponente
 Patienten sind stark neurotisch (auch das ist erblich)
 beeinträchtigte Funktionsweise der Frontallappen
  wichtig bei impulsivem Verhalten
 Medikament zur Erhöhung des Serotoninspiegels  Rerudktion von
Wut bei Pat.
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o Diathese-Stress-Theorie nach Linehan
 wenn Menschen mit biol. Diathese (der Schwierigkeit, Emotionen zu
kontrollieren) in Familie aufwachsen, die sie entwertet  Borderline
 = Diathese für emotionale Fehlregulierung interagiert mit
Erfahrungen, die das sich entwickelnde Kind entwerten 
Borderline
 entwertende Umgebung =
 Wünsche & Gefühle werden nicht berücksichtigt
 Missachtung / Bestrafung von Bemühungen, eigene Gefühle
mitzuteilen
 sex. oder physischer Missbrauch
o häufiger bei Borderlinern als bei anderen Störungen
o Ausnahme: dissoziative Identitätsstörungen
 Borderliner haben hohen Anteil dissoziativer
Symptome
  beide Störungen hängen zusammen
  Dissoziation durch extreme Belastung des
Missbrauchs
  Emotionale Fehlregulierung des Kindes  Große Anforderungen an
die Familie  Entwertung durch Eltern durch Bestrafung oder
Ignorieren der Bedürfnisse  Emotionale Ausbrüche des Kindes, auf
die die Eltern reagieren 
 so verstärken Eltern möglicherweise das Verhalten, das sie für
aversiv halten
Histrionische Persönlichkeitsstörung (früher: hysterische Persönlichkeit)
-
-
übertrieben dramatisches Verhalten
ständige Bemühungen, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen
o unübliche Kleidung, Make-up, Haarfarbe
zeigen Emotionen übertrieben
flacher Affekt
ichzentriert
übermäßig beschäftigt mit körperl. Attraktivität
unwohl, wenn nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit
können unangemessen aufreizend & verführerisch sein
leicht zu beeinflussen
Sprachstil: übertrieben plakativ & wenig detailliert
Epidemiologie & Komorbidität
o Prävalenz: 2-3% (bei ♀ häufiger als bei ♂)
o häufiger bei getrennt Lebenden & Geschiedenen
o geht oft einher mit
 Depression
 insgesamt schlechter Gesundheitszustand
o hohe Komorbidität mit Borderline- PS
7
-
Ätiologie der histrionischen PS
o psychoanalytische Sichtweise
 Emotionalität & verführerische Art gefördert durch verführerische Art
eines Elternteils (v.a.zw. Vater & Tochter)
 Eltern sprechen über Sexualität als etwas Schmutziges, verhalten sich
aber so, als ob es erregend & wünschenswert ist
  Erklärung für ständige Beschäftigung mit Sexualität bei
gleichzeitiger Angst, tatsächlich sex. zu handeln
 übertriebener Emotionsausdruck = Symptom dieser Konflikte
 Bedürfnis nach Aufmerksamkeit = Abwehr des in Wirklichkeit
geringen Selbstwertgefühls
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
-
im ICD-10: F 60.8  andere spezifische Persönlichkeitsstörungen
-
-
grandioses Selbstbild ihrer Einzigartigkeit & Fähigkeiten
phantasieren von grenzenlosen Erfolgen
fordern ständig Aufmerksamkeit & starke Bewunderung
Überzeugung, nur von besonderen Menschen oder Menschen hohen Ranges
verstanden zu werden
zwischenmenschliche Beziehungen leiden unter
o mangelnder Empathie, Neid, Arroganz
Neigung, andere auszubeuten
stellen Ansprüche & erwarten Vergünstigungen ohne Bereitschaft zu Gegenleistungen
-
Prävalenz: < 1%
meistens komorbid mit Borderline- PS
-
Ätiologie der narzisstischen PS
-
o Psychodynamiker sehen sie als Ergebnis unserer Zeit & Werte
 vordergründig Selbstüberhebung, Selbstversunkenheit, aber Annahme,
dass dies ein schwaches Selbstwertgefühl verdeckt
o mangelnder Selbstwert
 empfindlich gg. Kritik
 Versagensangst
 suchen glgtl. andere, die sie idealisieren können, weil von sich selbst
enttäuscht
 lassen niemanden zu nahe kommen
 nur wenige & oberflächliche Beziehungen
 böse & zurückweisend (wie Boderliner), wenn andere ihre Erwartungen
nicht erfüllen
 verarmtes Gefühlsleben, da sie trotz Selbstverherrlichung wenig von
sich halten
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o Kohut (führte Ich-Psychologie ein)
 das Selbst entsteht am Anfang des Lebens als bipolare Struktur
 unreifer Größenwahnsinn  abhängige Überidealisierung
anderer
 gesundes Selbstwertgefühl entwickelt sich nicht, wenn Eltern auf
Ausdruck von Kompetenz der Kinder nicht zustimmend reagieren
 Kind wird also nicht wg. eigenem Selbstwert geschätzt, sondern
als Mittel zur Förderung des Selbstwerts der Eltern
 normales Selbstwertgefühl & gesundes Selbstbewusstsein, wenn Eltern
auf Kind mit Respekt, Wärme & Empathie reagieren
 diese Vernachlässigung  Kinder entwickeln kein verinnerlichtes,
gesundes Selbstvertrauen & haben Probleme bei der Akzeptanz der
eigenen Unzulänglichkeiten  narzisstische Persönlichkeiten, die
versuchen, durch Streben nach Liebe & Anerkennung von anderen ihr
Selbstwertgefühl aufzubessern
Dissoziale bzw. antisoziale Persönlichkeitsstörung
DSM-IV: antisoziale
Persönlichkeitsstörung
A) Missachtung & Verletzung der Rechte
Anderer seit 15. LJ. Mind. 3 dieser
Kriterien:
1.) Versagen, sich ans Gesetz zu halten
2.) Falschheit
3.) Impulsivität / Unfähigkeit,
vorausschauend zu planen
4.) Reizbarkeit & Aggressivität
5.) Missachtung der eigenen &
fremden Sicherheit
6.) Verantwortungslosigkeit
7.) Mangel an Reue
ICD-10: dissoziale Persönlichkeitsstörung
(F 60.2)
Große Diskrepanz zw. Verhalten & sozialen
Normen, charakterisiert durch folgende
Eigenschaften:
1.) Herzlosigkeit
2.) Verantwortungslosigkeit &
Missachtung von Normen & Regeln
3.) Unfähigkeit, Beziehungen
beizubehalten
4.) geringe Frustrationstoleranz &
niedrige Aggressionsschwelle
5.) Unfähigkeit, sich schuldig zu fühlen/
aus Erfahrung zu lernen
6.) Konflikte mit Gesellschaft 
Beschuldigung anderer
/Rationalisierung
B) Mindestalter 18
C) Störung des Sozialverhaltens schon vor
15. LJ.
Ausschluss:
- emotional instabile PS
- Störungen des Sozialverhaltens
9
-
Merkmale der antisozialen PS
o Störung des Sozialverhaltens, erkennbar bereits vor Vollendung des 15. LJ
 Schuleschwänzen
 Weglaufen
 häufiges Lügen
 Diebstahl
 Brandstiftung
 vorsätzliche Zerstörung von Eigentum
o Fortsetzung dieses Verhaltensmusters im Erwachsenenalter
o 60% der verhaltensgestörten Kinder entwickeln später antisoziale PS
o erwachsene antisoziale Persönlichkeit
 verantwortungsloses & antisoziales Verhalten
 nur zeitweiliges Arbeiten
 Gesetzesübertretungen
 Gereiztheit
 körperl. aggressives Verhalten
 Nichtbezahlen von Schulden
 Rücksichtslosigkeit
 Impulsivität
 plant nicht voraus
 kein Respekt vor Wahrheit
 keine Reue für Missetaten
 3% der Männer & 1% der Frauen = antisoziale PS
 mehr jüngere als ältere Menschen
 häufiger unter Menschen mit niedrigen sozioökonomischem Status
 Komorbidität mit anderen Diagnosen, v.a. Substanzmissbrauch
-
Merkmale der Psychopathie (nach Cleckley)
o beziehen sich auf Gedanken & Gefühle der Betroffenen
o Verarmung der negativen & positiven Gefühle
o kein Schamgefühl
o außergewöhnlich charmant
o Manipulation anderer zum persönlichen Vorteil
o Fehlen von Angst  lernt nicht aus Fehlern
o mangelnde positive Emotionen  unverantwortliches & grausames Verhalten
gg. anderen
o impulsives antisoziales Verhalten
o Diagnose mittels Checkliste von Hare et al.
  2 Gruppen psychopathischer Verhaltensweisen
 1.) eigensüchtig, mitleidslos, überhöhtes Selbstwertgefühl,
Ausbeutung anderer
 2.) antisozial, impulsiv, verantwortungslos
o bei Männern häufiger als bei Frauen
o Komorbidität mit Missbrauch von Alkohol & anderen Drogen
10
-
antisoziale PS vs. Psychopathie
o stehen in Zusammenhang, sind aber nicht identisch
o nur 20% der antisozialen PS haben hohe Werte auf der Checkliste
-
Ätiologie der dissozialen bzw. antisozialen PS
o Rolle der Familie
 fehlende Zuwendung & elterliche Zurückweisung
 Psychopathen
 inkonsequente Disziplinierungsmaßnahmen & Versuche, dem
Kind Verantwortung für andere beizubringen
 Väter neigten auch zu antisozialem Verhalten
  Problem der retrospektiven Angaben & bei Psychopathen ist Lügen
ein Hauptmerkmal der Störung
o Besser sind Längsschnittstudien, (erneute Untersuchung von Erwachsenen, die
als Kinder in Erziehungsberatungsstelle vorgestellt wurden)
 Prädiktoren in Kindheit für psychopathische Persönlichkeit
 Junge
 stehlen, aggressives Verhalten
 Vielfalt antisozialer Verhaltensweisen
o  Gericht
o  Konflikte (Fremden, Organisationen, Eltern, Lehrern)
 Schuleschwänzen
 Diebstahl
 zu spätes Nachhausekommen
 Ungehorsam
 mutwilliges & grundloses Lügen
 kaum Schuldgefühle
o Einfluss genetischer Faktoren & von Umgebung
o niedriges Angstniveau bei Psychopathen
 psychophysiologische Reaktionsmuster bestätigen dies
  reagieren weniger ängstlich auf furchterregende Reize
 Herzfrequenzmuster ist anders: bei Erwartung eines aversiven Reizes
haben sie schnelleren Herzschlag als gesunde Menschen
  = Zeichen, dass sie „abschalten“
o Verhalten & physiologische Reaktionen von Psychopathen
 Reize ignorieren & Aufmerksamkeit auf das konzentrieren, das sie
interessiert
o geringe Schreckreaktionen bei Psychopathen & Straffälligen mit emotionaler
Ablösung
o einige Merkmale der Psychopathie sind auf mangelnde Empathie
zurückzuführen
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Cluster C
Vermeidend-selbstunsichere, ängstliche Persönlichkeitsstörung
-
-
-
extrem empfindlich gg. sozialer Zurückweisung, Erniedrigung & Beschämung
o  Zögern, sich auf Beziehungen einzulassen, bei Unsicherheit, ob man sie
mag
evtl. Vermeidung von Beschäftigungen mit viel zwischenmenschlichem Kontakt
soziale Situationen: Angst
o was Dummes zu sagen
o sich durch Erröten in Verlegenheit zu bringen
o andere Angstanzeichen zu zeigen
Überzeugung der Inkompetenz & Unterlegenheit anderen gg.
nur zögerliches Eingehen von Risiken
Epidemiologie & Komorbidität
o Prävalenz: 1%
o komorbid mit
 dependenter PS
 Borderline- PS
 Depression
 generalisierte soziale Phobie
  vermeidend-selbstunsichere PS als schwerere Form der
generalisierten sozialen Phobie
Dependente Persönlichkeitsstörung (früher: asthenische PS)
-
-
fehlendes Selbstvertrauen
Unfähigkeit zu selbstständigen Entscheidungen
empfinden sich selbst als schwach, andere als stark
starkes Bedürfnis nach Versorgung  Unwohlsein, wenn sie alleine sind
Angst vor Verlassenwerden & davor, für sich selbst zu sorgen
Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse, um Beziehungen nicht zu gefährden
bei Beziehungsende wird dringend die nächste gesucht
Passivität
o Probleme, Unternehmungen selbst zu beginnen & Dinge unabhängig
durchzuführen
o Unfähigkeit, andere Meinung zu vertreten
o erlauben anderen, Entscheidungen für sie zu treffen
trotzdem können sie aktive Schritte unternehmen, um Beziehung aufrechtzuerhalten
12
-
Epidemiologie & Komorbidität
o Prävalenz: 1,5% (in Indien & Japan höher)
o häufiger bei Frauen als bei Männern
 evtl. aufgrund geschlechtsspezifischer Sozialisationserfahrungen in
Kindheit
o komorbid mit
 Borderline- PS
 schizoider PS
 histrionischer PS
 schizotypischer PS
 vermeidend- selbstunsicherer PS
 bipolaren Störungen
 Depressionen
 Angststörungen
 Bulimie
Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (anankastische PS)
- perfektionistisch
- übermäßige Beschäftigung mit Einzelheiten, Regeln, Plänen
- halten sich mit Details auf  Projekte werden nie abgeschlossen
- Arbeit vor Vergnügen
o dysfunktionale Einstellung gg. Arbeit & Produktivität bei ♂ häufiger als bei ♀
- Entscheidungen treffen & Zeiteinteilung fallen extrem schwer
- schlechte zwischenmenschliche Beziehungen, da alles nach ihrem Kopf gemacht
werden muss
- ernst, stur, formal, inflexibel (v.a. in moralischen Fragen)
- können sich nicht von alten Dingen (auch ohne Erinnerungswert) trennen
- geizig
- ≠ Zwangsstörung
o da keine Zwangsgedanken & -handlungen
- komorbid mit vermeidend-selbstunsicherer PS
- Prävalenz: 1%
Ätiologie der PS aus Cluster C
-
-
-
dependente PS
o überbesorgter & autoritärer elterlicher Stil, der Entwicklung der
Selbstwirksamkeit verhindert
o frühe Bindungsprobleme: Unterbrechung der frühen Eltern-Kind-Beziehung
(Tod, Vernachlässigung, Zurückweisung, übermäßige Besorgtheit)
  Störung im üblichen Entwicklungsprozess
vermeidend-selbstunsichere PS
o Umgebungseinflüsse: Kind lernt, Menschen & Situationen zu fürchten, die die
meisten als harmlos ansehen
o Elternteil mit ähnlichen Ängsten  Imitationslernen
zwanghafte PS
o Freud: Fixierung in analer Phase der psychosexuellen Entwicklung
o moderne psychodynamische Theorien: Angst vor Kontrollverlust 
Überkompensation
13
Therapien für Persönlichkeitsstörungen
-
Patienten mit PS kommen meist wg. Achse- I-Störung & nicht wg. PS in Behandlung
-
Patienten brauchen
o intensivere Therapie
 wg. überdauerndem Charakter von PS
o extensivere Therapie
 = Therapie, die auf große Palette an psychischen Störungen
ausgerichtet ist
-
Auswahl der Psychopharmaka anhand der Achse- I-Störung, der die PS ähnelt
o bspw. Tranquilizer bei vermeidend-selbstunsicherer PS
o Antidepressiva
o Fluoxetin  Reduktion von Impulsivität & Aggressivität
-
psychodynamische Therapien
o  Einstellungsänderung des Patienten zu seinen Kindheitsproblemen, die
wahrscheinlich der PS zugrunde liegen
-
behaviorale & kognitive Ansätze
o Behandlung der Kritikempfindlichkeit bei paranoider oder vermeidendselbstunsicherer PS durch systematische Desensibilisierung oder rationalemotive Therapie
o Training sozialer Fertigkeiten
o kognitive Therapie nach Beck & Freeman zur Behandlung vorliegender
Denkfehler & dysfunktionaler Annahmen & Schemata
Therapie der Borderline- Persönlichkeitsstörung
-
Probleme
o größte therapeutische Herausforderung
o kann kaum Vertrauen gewinnen & aufrechterhalten
o Idealisierung vs. Diffamierung des Therapeuten
o Verlangen nach besonderer Aufmerksamkeit & Rücksicht vs. Weigerung,
Verabredungen einzuhalten
o Bitten um Verständnis & Unterstützung vs. Beharre, best. Themen nicht
anzutatsen
-
Suizidalität
o ernsthaftes Suizidrisiko vs. manipulative Geste, um herauszufinden, wie viel
dem Therapeuten am Patienten liegt
o manchmal Einweisung nötig
-
Emotionen des Therapeuten
o starke Gegenübertragungsgefühle  Supervision
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-
Pharmakotherapie
o häufig eingesetzt werden
 Antidepressiva  kaum wirksam
 Neuroleptika  mäßige Wirkung auf Angst, Suizidalität &
psychotische Symptome
o Vorsicht, da oft Drogenmissbrauch & Suizidgefahr
-
Objektbeziehungs- Psychotherapie
o Kernberg
 Patienten haben schwaches Ego  große Probleme, die Regression zu
tolerieren, die bei psychodynamischer Behandlung auftritt
 Therapieziele: Stärkung des schwachen Ego, damit er nicht mit
Spaltung reagieren muss
 interpretierende Verfahren: Therapeut erarbeitet, wie Pat. seine
Emotionen & sein Verhalten durch Abwehrmechanismen (bspw.
Spaltung) reguliert
 direktiveres Vorgehen, da Pat. sich wg. schwachem Ego nicht für
klassische Psychoanalyse eignen
o Dialektische VT nach Marsha Linehan
 Verbindung von klientenzentrierter Empathie mit verhaltensorientierter
Problemlösung & Training sozialer Fertigkeiten
 3 Ziele
 1.) Modulation der extremen Emotionalität & Kontrolle der
Verhaltensweisen
 2.) Tolerierung des Gefühls der Verzweiflung
 3.) Trauen der eigenen Gedanken & Emotionen
 dialektisch
 Therapeut muss Pat. annehmen, wie er ist & ihm gleichzeitig
helfen, sich zu ändern
 Pat. soll einsehen, dass Welt nicht nur schwarz & weiß ist,
sondern dass Synthese erreichbar ist
 uneingeschränkte Akzeptanz des Therapeuten für Pat. mit
Widersprüchen & Neigung zum Ausagieren
 empathischer Versuch des Therapeuten, die verzerrten Überzeugungen
mit sachlicher Einstellung gg. dem suizidalen & dysfunktionalem
Verhalten zu bewerten
 Hilfe beim Problemlösen
 Verbesserung der zwischenmenschlichen Fertigkeiten
 verbesserte Kontrolle über Ängste
 nach Monaten intensiver Behandlung werden dem Pat. Grenzen gesetzt
 Wirksamkeit: Überlegenheit dieser Behandlungsform bei Folgendem
 absichtliches selbstschädigendes Verhalten inkl. Suizidversuche
 Zahl der Behandlungsabbrüche
 Zahl der Klinikaufenthalte
 erfolgreichere Tätigkeit
 weniger Ärger
 Pat. werden allg. als besser angepasst bezeichnet
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Therapie der dissozialen Persönlichkeitsstörung
-
Psychopathie praktisch nicht behandelbar
-
Therapieresistenz
o Unfähigkeit & Unmotiviertheit zu vertrauensvoller, offener Beziehung mit
Therapeuten
o Therapeut muss ständig mit Manipulationsversuchen rechnen
o Therapeut muss bis zum Beweis des Gegenteils annehmen, dass Pat. lügt
o Abfinden, dass therapeutisches Arbeitsbündnis, wenn überhaupt mögl., lange
dauert
o kaum Wirksamkeit somatischer Methoden
 Medikamente
 ABER: Hinweise, dass hoch dosierte angstlösende
Medikamente bei Psychopathen aggressionsmindernd wirken
 ABER: Hinweis, dass Psychopathen, die als Kind ADHS
hatten, von Ritalin profitieren können
 Elektrokrampftherapie
 Psychochirurgie
-
kognitiv- behaviorale Ansätze: Veränderung der folgenden verzerrten Gedanken
o Allein der Wunsch nach etwas rechtfertigt jede Handlung
o persönliche Unfehlbarkeit
o Unfähigkeit anderer
o Geringfügigkeit von Konsequenzen
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