Persönlichkeitsstörungen (PS) Definition - heterogene Gruppe von Störungen, die als lange bestehende, tiefgreifende & unflexible Verhaltensmuster & persönliche Erfahrungen gelten - weichen von dem ab, was von einem Menschen erwartet wird - beeinträchtigen soziales & berufliches Leistungsvermögen - einiger dieser Störungen emotionale Belastungen - Ich-Syntonie o Gefühl der Gestörtheit der eigenen Person aufgrund des Leidens durch zunehmende Interaktionsprobleme - Diagnostik, wenn mehrere Merkmale extrem ausgeprägt sind & auf unflexible Art zum Ausdruck kommen - treten oft komorbid mit anderen psychischen Störungen auf - können den Kontext für psychische Störungen bilden & diese verschiedenartig prägen o Bsp.: Angststörung & zwanghafte PS Angst in Form von Perfektionismus & Unentschiedenheit DSM-IV: Persönlichkeitsstörung A) überdauerndes Muster im Erleben & Verhalten, das deutl. von Erwartungen der Umgebung abweicht; zeigt sich in mind. 2 dieser Bereiche: 1.) Kognition 2.) Affektivität 3.) Beziehungsgestaltung 4.) Impulskontrolle B) unflexibles Muster, das in vielen persönl. & sozialen Situationen greift C) Leiden/ Beeinträchtigungen in wichtigen Funktionsbreichen D) stabiles & lang andauerndes Muster mit Beginn in Jugend oder frühes Erwachsenenalter ICD-10: Spezifische Persönlichkeitsstörungen (F 60) Störung von charakterlicher Konstitution & Verhalten in mehreren Persönlichkeitsbereichen Für Diagnosestellung müssen diese Kriterien vorliegen: 1.) Unausgeglichenheit von Einstellungen & Verhalten in mehreren Funktionsbereichen 2.) andauerndes & gleichförmiges Verhaltensmuster 3) Muster ist tiefgreifend & in vielen sozialen Situationen unpassend 4.) Beginn in Kindheit/ Jugend, dauerhafte Manifestation im Erwachsenenalter 5.) subjektives Leiden 6.) Einschränkungen der berufl. & sozialen Leistungsfähigkeit 1 Klassifizierung der Persönlichkeitsstörungen: Cluster, Kategorien & Probleme - DSM-IV: Anordnung der Persönlichkeitsstörungen auf getrennter Achse (Achse II) o gewährleistet, dass bei jeder Diagnose auf ihr Vorliegen geachtet wird - PS ≠ Persönlichkeitsveränderung aufgrund Zeitpunkt, Art & Weise des Auftretens o PS entstehen in Kindheit / Jugendalter dauern im Erwachsenenalter an beruhen nicht auf anderen psychischen Störungen oder Hirnerkrankung o Persönlichkeitsveränderungen erworben im Erwachsenenalter oft Folge von Substanzabhängigkeit oder hirnorganischer Störung - spezielle Diagnosekriterien & Entwicklung strukturierter Interviews verbesserte Reliabilität (auch Interrater- Reliabilität) der Diagnose - Retest- Reliabilität sehr schwankend o hoch bei antisozialer PS stabile Diagnose o niedrig bei schizotypischer & dependenter PS Symptome sind über die Zeit nicht stabil - problematisch ist Komorbidität mehrerer Persönlichkeitsstörungen o Bsp.: Komorbidität von Borderline- PS 55% erfüllen Kriterien von schizotypischer PS 47% erfüllen Kriterien von antisozialer PS 57% erfüllen Kriterien von histrionischer PS - Persönlichkeitsmerkmale sind kontinuierliche Variablen o Persönlichkeitsstruktur von Patienten mit PS ist also extremer ausgeprägt als die von anderen o dimensionaler Klassifikationsansatz geeigneter Cluster der Persönlichkeitsstörungen im DSM-IV - Cluster A o paranoide PS o schizoide PS o schizotypische PS o absonderliches oder exzentrisches Verhalten - Cluster B o antisoziale PS o Borderline- PS o histrionische PS o narzisstische PS o dramatisches, emotionales oder launenhaftes Verhalten - Cluster C o vermeidend-selbstunsichere PS o dependente PS o zwanghafte PS o furchtsames oder ängstliches Verhalten 2 Cluster A Paranoide Persönlichkeitsstörung - anderen gegenüber voller Misstrauen verschließen sich oft feindselig reagieren wütend auf vermeintliche Beleidigungen Neigung, andere zu beschuldigen, auch wenn Fehler bei ihnen liegt extrem eifersüchtig unberechtigtes Zweifeln an Loyalität & Glaubwürdigkeit anderer sehen evtl. verborgene negative & bedrohliche Botschaften in best. Ereignissen - ≠ Schizophrenie (paranoider Typ) o andere Symptome (bspw. Halluzinationen) nicht vorhanden o soziale & berufl. Leistungsfähigkeit weniger beeinträchtigt ≠ wahnhafte Störung o keine voll ausgeprägten Wahnvorstellungen - - - am häufigsten bei Männern überlappt sich meist stark mit o schizotypischer PS o Borderline- PS o vermeidend- selbstunsicherer PS Prävalenz: 1% Schizoide Persönlichkeitsstörung - - kein Wunsch nach & Freude an sozialen Beziehungen o keine engen Freunde erscheinen gelangweilt, ausdruckslos, unnahbar, ohne warme Empfindungen für andere kein Interesse an sexuellen Aktivitäten nur wenige Tätigkeiten bereiten Freude gleichgültig gg. Lob, Kritik & Gefühlen anderer Einzelgänger - Prävalenz: < 1% (bei ♀ etwas seltener als bei ♂) - häufig gleichzeitiges Vorliegen von o schizotypischer PS o vermeidend-selbstunsicheren PS paranoider PS diagnostische Kriterien ähneln einigen Symptomen der prodromalen & residualen Phasen der Schizophrenie - - 3 Schizotypische Persönlichkeitsstörung - ICD-10: schizotype PS o wird als schizotype Störung bei schizophrenen & paranoiden Störungen eingeordnet o ist Teil des genetischen Spektrums der Schizophrenie - dieselben zwischenmenschlichen Probleme wie bei schizoider PS starke Sozialangst nimmt bei zunehmender Vertrautheit nicht ab exzentrische Symptome o = prodromale & residuale Phase der Schizophrenie o absonderliche Vorstellungen & magisches Denken Aberglaube Hellseherei Telepathie o Wahrnehmungsstörungen Depersonalisation Derealisation wiederkehrende Illusionen Bsp.: Spüren der Anwesenheit einer Person, die nicht da ist o oft Besonderheiten in Sprache unübliche & verschwommene Weise des Wortgebrauchs o exzentrisches Äußeres & Verhalten Selbstgespräche schmutzige & unordentliche Kleidung o Beziehungsideen Überzeugung, dass Ereignisse besondere Bedeutung für eigene Person haben o Misstrauen & paranoide Vorstellungen o beschränkter & flacher Affekt - Prävalenz: 3% (bei ♀ etwas seltener als bei ♂) - Komorbidität o Borderline- PS (33 % der schizotypischen PS) o narzisstische PS o vermeidend-selbstunsichere PS paranoide PS o schizoide PS Ätiologie der PS aus Cluster A - Zusammenhang mit Schizophrenie - schizotypische PS o Defizite in kognitiven & neuropsychologischen Funktionen, die denen bei Schizophrenie ähneln o erweiterte Ventrikel & weniger graue Substanz im Lobus temporalis 4 Cluster B Borderline- oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung DSM-IV: Borderline- PS Instabilität in Beziehungen, Selbstbild & Affekten, Impulsivität, Beginn frühes Erwachsenenalter, mind. 5 dieser Kriterien: 1.) verzweifeltes Bemühen, Verlassenwerden zu vermeiden 2.) instabile, intensive Beziehungen mit Wechsel zw. Idealisierung & Entwertung 3.) Identitätsstörung 4.) Impulsivität 5.) wdh. suizidale Handlungen, SelbstmordAndeutungen, -drohungen oder Selbstverletzung 6.) affektive Instabilität 7.) chronische innere Leere 8.) unangemessene oder unkontrollierbare Wut 9.) vorübergehend paranoide Vorstellungen oder dissoziative Symptome - ICD-10: emotional instabile PS (F 60.3) F 60.30: impulsiver Typ - Emotionale Instabilität & Mangel an Impulskontrolle - gewalttätige oder bedrohliche Verhaltensausbrüche bei Kritik F 60.31: Borderline- Typus - emotionale Instabilität - Unklarheiten oder Störungen von SelbstBild, Zielen & inneren Präferenzen - chronische innere Leere - intensive, unbeständige Beziehungen emotionale Krisen mit übertriebener Bemühung, nicht verlassen zu werden & Selbstmorddrohungen & selbstSchädigendes Verhalten Impulsivität & Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, Stimmung & Selbstbild Einstellungen & Gefühle gg. anderen können innerhalb kürzester Zeit aus unerklärlichen Gründen schwanken Emotionen können sich abrupt ändern o leidenschaftliche Idealisierung verächtliche Wut streitsüchtig, reizbar, sarkastisch & leicht kränkbar unberechenbares & impulsives Verhalten selbstschädigend o Glücksspiel, Geldausgaben, unüberlegte sex. Aktivitäten, übermäßiges Essen - Instabiles Selbstgefühl o klares & kohärentes Selbstgefühl fehlt o Unsicherheit bzgl. eigener Werte, Loyalitäten & berufl. Entscheidungen o ertragen es nicht, allein zu sein o Angst vor Verlassenwerden o Fordern nach Aufmerksamkeit o ständiges Gefühl der Depression & Leere suizidale & selbstverstümmelnde Handlungen o unter Stress: paranoide Vorstellungen & dissoziative Symptome - Epidemiologie o Beginn: spätes Jugendalter, frühes Erwachsenenalter o Prävalenz: 1-2% (bei ♀ häufiger als bei ♂) o ungünstige Prognose 5 - Komorbidität o affektive Störung der Achse I Eltern haben oft überdurchschnittlich häufig affektive Störungen o Substanzmissbrauch o posttraumatische Belastungsstörung o Essstörungen o PS aus Cluster A - Ätiologie der Borderline- PS o Objektbeziehungstheorie Kernberg: schädliche Erfahrungen in Kindheit Kind entwickelt unsicheres Ego, das wichtigste Merkmal von Borderlinern Bsp.: Liebe & Aufmerksamkeit wird widersprüchlich gegeben o Erfolge loben, aber unfähig zur emotionalen Unterstützung & Wärme Borderliner sind zwar fähig, die Realität zu prüfen, haben also Kontakt mit Realität, aber sie reagieren oft mit Abwehrmechanismus (= Spaltung) Trennung von Objekten in gut und böse positive & negative Aspekte eines Menschen werden nicht in ein Ganzes integriert große Schwierigkeiten bei der Emotionsregulierung, da nur Schwarz- Weiß- Denken Diese Abwehr schützt schwaches Ego der Borderliner vor unerträglicher Angst Untersuchungen ergaben Mütter haben sich wenig gekümmert Familien werden von Pat. als emotional ausdruckslos, mit wenig Zusammenhalt & konfliktgeladen erlebt häufig sex. oder körperl. Missbrauch in Kindheit als Kind von Eltern getrennt o Biologische Faktoren familiäre Häufung Hinweis auf genetische Komponente Patienten sind stark neurotisch (auch das ist erblich) beeinträchtigte Funktionsweise der Frontallappen wichtig bei impulsivem Verhalten Medikament zur Erhöhung des Serotoninspiegels Rerudktion von Wut bei Pat. 6 o Diathese-Stress-Theorie nach Linehan wenn Menschen mit biol. Diathese (der Schwierigkeit, Emotionen zu kontrollieren) in Familie aufwachsen, die sie entwertet Borderline = Diathese für emotionale Fehlregulierung interagiert mit Erfahrungen, die das sich entwickelnde Kind entwerten Borderline entwertende Umgebung = Wünsche & Gefühle werden nicht berücksichtigt Missachtung / Bestrafung von Bemühungen, eigene Gefühle mitzuteilen sex. oder physischer Missbrauch o häufiger bei Borderlinern als bei anderen Störungen o Ausnahme: dissoziative Identitätsstörungen Borderliner haben hohen Anteil dissoziativer Symptome beide Störungen hängen zusammen Dissoziation durch extreme Belastung des Missbrauchs Emotionale Fehlregulierung des Kindes Große Anforderungen an die Familie Entwertung durch Eltern durch Bestrafung oder Ignorieren der Bedürfnisse Emotionale Ausbrüche des Kindes, auf die die Eltern reagieren so verstärken Eltern möglicherweise das Verhalten, das sie für aversiv halten Histrionische Persönlichkeitsstörung (früher: hysterische Persönlichkeit) - - übertrieben dramatisches Verhalten ständige Bemühungen, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen o unübliche Kleidung, Make-up, Haarfarbe zeigen Emotionen übertrieben flacher Affekt ichzentriert übermäßig beschäftigt mit körperl. Attraktivität unwohl, wenn nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit können unangemessen aufreizend & verführerisch sein leicht zu beeinflussen Sprachstil: übertrieben plakativ & wenig detailliert Epidemiologie & Komorbidität o Prävalenz: 2-3% (bei ♀ häufiger als bei ♂) o häufiger bei getrennt Lebenden & Geschiedenen o geht oft einher mit Depression insgesamt schlechter Gesundheitszustand o hohe Komorbidität mit Borderline- PS 7 - Ätiologie der histrionischen PS o psychoanalytische Sichtweise Emotionalität & verführerische Art gefördert durch verführerische Art eines Elternteils (v.a.zw. Vater & Tochter) Eltern sprechen über Sexualität als etwas Schmutziges, verhalten sich aber so, als ob es erregend & wünschenswert ist Erklärung für ständige Beschäftigung mit Sexualität bei gleichzeitiger Angst, tatsächlich sex. zu handeln übertriebener Emotionsausdruck = Symptom dieser Konflikte Bedürfnis nach Aufmerksamkeit = Abwehr des in Wirklichkeit geringen Selbstwertgefühls Narzisstische Persönlichkeitsstörung - im ICD-10: F 60.8 andere spezifische Persönlichkeitsstörungen - - grandioses Selbstbild ihrer Einzigartigkeit & Fähigkeiten phantasieren von grenzenlosen Erfolgen fordern ständig Aufmerksamkeit & starke Bewunderung Überzeugung, nur von besonderen Menschen oder Menschen hohen Ranges verstanden zu werden zwischenmenschliche Beziehungen leiden unter o mangelnder Empathie, Neid, Arroganz Neigung, andere auszubeuten stellen Ansprüche & erwarten Vergünstigungen ohne Bereitschaft zu Gegenleistungen - Prävalenz: < 1% meistens komorbid mit Borderline- PS - Ätiologie der narzisstischen PS - o Psychodynamiker sehen sie als Ergebnis unserer Zeit & Werte vordergründig Selbstüberhebung, Selbstversunkenheit, aber Annahme, dass dies ein schwaches Selbstwertgefühl verdeckt o mangelnder Selbstwert empfindlich gg. Kritik Versagensangst suchen glgtl. andere, die sie idealisieren können, weil von sich selbst enttäuscht lassen niemanden zu nahe kommen nur wenige & oberflächliche Beziehungen böse & zurückweisend (wie Boderliner), wenn andere ihre Erwartungen nicht erfüllen verarmtes Gefühlsleben, da sie trotz Selbstverherrlichung wenig von sich halten 8 o Kohut (führte Ich-Psychologie ein) das Selbst entsteht am Anfang des Lebens als bipolare Struktur unreifer Größenwahnsinn abhängige Überidealisierung anderer gesundes Selbstwertgefühl entwickelt sich nicht, wenn Eltern auf Ausdruck von Kompetenz der Kinder nicht zustimmend reagieren Kind wird also nicht wg. eigenem Selbstwert geschätzt, sondern als Mittel zur Förderung des Selbstwerts der Eltern normales Selbstwertgefühl & gesundes Selbstbewusstsein, wenn Eltern auf Kind mit Respekt, Wärme & Empathie reagieren diese Vernachlässigung Kinder entwickeln kein verinnerlichtes, gesundes Selbstvertrauen & haben Probleme bei der Akzeptanz der eigenen Unzulänglichkeiten narzisstische Persönlichkeiten, die versuchen, durch Streben nach Liebe & Anerkennung von anderen ihr Selbstwertgefühl aufzubessern Dissoziale bzw. antisoziale Persönlichkeitsstörung DSM-IV: antisoziale Persönlichkeitsstörung A) Missachtung & Verletzung der Rechte Anderer seit 15. LJ. Mind. 3 dieser Kriterien: 1.) Versagen, sich ans Gesetz zu halten 2.) Falschheit 3.) Impulsivität / Unfähigkeit, vorausschauend zu planen 4.) Reizbarkeit & Aggressivität 5.) Missachtung der eigenen & fremden Sicherheit 6.) Verantwortungslosigkeit 7.) Mangel an Reue ICD-10: dissoziale Persönlichkeitsstörung (F 60.2) Große Diskrepanz zw. Verhalten & sozialen Normen, charakterisiert durch folgende Eigenschaften: 1.) Herzlosigkeit 2.) Verantwortungslosigkeit & Missachtung von Normen & Regeln 3.) Unfähigkeit, Beziehungen beizubehalten 4.) geringe Frustrationstoleranz & niedrige Aggressionsschwelle 5.) Unfähigkeit, sich schuldig zu fühlen/ aus Erfahrung zu lernen 6.) Konflikte mit Gesellschaft Beschuldigung anderer /Rationalisierung B) Mindestalter 18 C) Störung des Sozialverhaltens schon vor 15. LJ. Ausschluss: - emotional instabile PS - Störungen des Sozialverhaltens 9 - Merkmale der antisozialen PS o Störung des Sozialverhaltens, erkennbar bereits vor Vollendung des 15. LJ Schuleschwänzen Weglaufen häufiges Lügen Diebstahl Brandstiftung vorsätzliche Zerstörung von Eigentum o Fortsetzung dieses Verhaltensmusters im Erwachsenenalter o 60% der verhaltensgestörten Kinder entwickeln später antisoziale PS o erwachsene antisoziale Persönlichkeit verantwortungsloses & antisoziales Verhalten nur zeitweiliges Arbeiten Gesetzesübertretungen Gereiztheit körperl. aggressives Verhalten Nichtbezahlen von Schulden Rücksichtslosigkeit Impulsivität plant nicht voraus kein Respekt vor Wahrheit keine Reue für Missetaten 3% der Männer & 1% der Frauen = antisoziale PS mehr jüngere als ältere Menschen häufiger unter Menschen mit niedrigen sozioökonomischem Status Komorbidität mit anderen Diagnosen, v.a. Substanzmissbrauch - Merkmale der Psychopathie (nach Cleckley) o beziehen sich auf Gedanken & Gefühle der Betroffenen o Verarmung der negativen & positiven Gefühle o kein Schamgefühl o außergewöhnlich charmant o Manipulation anderer zum persönlichen Vorteil o Fehlen von Angst lernt nicht aus Fehlern o mangelnde positive Emotionen unverantwortliches & grausames Verhalten gg. anderen o impulsives antisoziales Verhalten o Diagnose mittels Checkliste von Hare et al. 2 Gruppen psychopathischer Verhaltensweisen 1.) eigensüchtig, mitleidslos, überhöhtes Selbstwertgefühl, Ausbeutung anderer 2.) antisozial, impulsiv, verantwortungslos o bei Männern häufiger als bei Frauen o Komorbidität mit Missbrauch von Alkohol & anderen Drogen 10 - antisoziale PS vs. Psychopathie o stehen in Zusammenhang, sind aber nicht identisch o nur 20% der antisozialen PS haben hohe Werte auf der Checkliste - Ätiologie der dissozialen bzw. antisozialen PS o Rolle der Familie fehlende Zuwendung & elterliche Zurückweisung Psychopathen inkonsequente Disziplinierungsmaßnahmen & Versuche, dem Kind Verantwortung für andere beizubringen Väter neigten auch zu antisozialem Verhalten Problem der retrospektiven Angaben & bei Psychopathen ist Lügen ein Hauptmerkmal der Störung o Besser sind Längsschnittstudien, (erneute Untersuchung von Erwachsenen, die als Kinder in Erziehungsberatungsstelle vorgestellt wurden) Prädiktoren in Kindheit für psychopathische Persönlichkeit Junge stehlen, aggressives Verhalten Vielfalt antisozialer Verhaltensweisen o Gericht o Konflikte (Fremden, Organisationen, Eltern, Lehrern) Schuleschwänzen Diebstahl zu spätes Nachhausekommen Ungehorsam mutwilliges & grundloses Lügen kaum Schuldgefühle o Einfluss genetischer Faktoren & von Umgebung o niedriges Angstniveau bei Psychopathen psychophysiologische Reaktionsmuster bestätigen dies reagieren weniger ängstlich auf furchterregende Reize Herzfrequenzmuster ist anders: bei Erwartung eines aversiven Reizes haben sie schnelleren Herzschlag als gesunde Menschen = Zeichen, dass sie „abschalten“ o Verhalten & physiologische Reaktionen von Psychopathen Reize ignorieren & Aufmerksamkeit auf das konzentrieren, das sie interessiert o geringe Schreckreaktionen bei Psychopathen & Straffälligen mit emotionaler Ablösung o einige Merkmale der Psychopathie sind auf mangelnde Empathie zurückzuführen 11 Cluster C Vermeidend-selbstunsichere, ängstliche Persönlichkeitsstörung - - - extrem empfindlich gg. sozialer Zurückweisung, Erniedrigung & Beschämung o Zögern, sich auf Beziehungen einzulassen, bei Unsicherheit, ob man sie mag evtl. Vermeidung von Beschäftigungen mit viel zwischenmenschlichem Kontakt soziale Situationen: Angst o was Dummes zu sagen o sich durch Erröten in Verlegenheit zu bringen o andere Angstanzeichen zu zeigen Überzeugung der Inkompetenz & Unterlegenheit anderen gg. nur zögerliches Eingehen von Risiken Epidemiologie & Komorbidität o Prävalenz: 1% o komorbid mit dependenter PS Borderline- PS Depression generalisierte soziale Phobie vermeidend-selbstunsichere PS als schwerere Form der generalisierten sozialen Phobie Dependente Persönlichkeitsstörung (früher: asthenische PS) - - fehlendes Selbstvertrauen Unfähigkeit zu selbstständigen Entscheidungen empfinden sich selbst als schwach, andere als stark starkes Bedürfnis nach Versorgung Unwohlsein, wenn sie alleine sind Angst vor Verlassenwerden & davor, für sich selbst zu sorgen Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse, um Beziehungen nicht zu gefährden bei Beziehungsende wird dringend die nächste gesucht Passivität o Probleme, Unternehmungen selbst zu beginnen & Dinge unabhängig durchzuführen o Unfähigkeit, andere Meinung zu vertreten o erlauben anderen, Entscheidungen für sie zu treffen trotzdem können sie aktive Schritte unternehmen, um Beziehung aufrechtzuerhalten 12 - Epidemiologie & Komorbidität o Prävalenz: 1,5% (in Indien & Japan höher) o häufiger bei Frauen als bei Männern evtl. aufgrund geschlechtsspezifischer Sozialisationserfahrungen in Kindheit o komorbid mit Borderline- PS schizoider PS histrionischer PS schizotypischer PS vermeidend- selbstunsicherer PS bipolaren Störungen Depressionen Angststörungen Bulimie Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (anankastische PS) - perfektionistisch - übermäßige Beschäftigung mit Einzelheiten, Regeln, Plänen - halten sich mit Details auf Projekte werden nie abgeschlossen - Arbeit vor Vergnügen o dysfunktionale Einstellung gg. Arbeit & Produktivität bei ♂ häufiger als bei ♀ - Entscheidungen treffen & Zeiteinteilung fallen extrem schwer - schlechte zwischenmenschliche Beziehungen, da alles nach ihrem Kopf gemacht werden muss - ernst, stur, formal, inflexibel (v.a. in moralischen Fragen) - können sich nicht von alten Dingen (auch ohne Erinnerungswert) trennen - geizig - ≠ Zwangsstörung o da keine Zwangsgedanken & -handlungen - komorbid mit vermeidend-selbstunsicherer PS - Prävalenz: 1% Ätiologie der PS aus Cluster C - - - dependente PS o überbesorgter & autoritärer elterlicher Stil, der Entwicklung der Selbstwirksamkeit verhindert o frühe Bindungsprobleme: Unterbrechung der frühen Eltern-Kind-Beziehung (Tod, Vernachlässigung, Zurückweisung, übermäßige Besorgtheit) Störung im üblichen Entwicklungsprozess vermeidend-selbstunsichere PS o Umgebungseinflüsse: Kind lernt, Menschen & Situationen zu fürchten, die die meisten als harmlos ansehen o Elternteil mit ähnlichen Ängsten Imitationslernen zwanghafte PS o Freud: Fixierung in analer Phase der psychosexuellen Entwicklung o moderne psychodynamische Theorien: Angst vor Kontrollverlust Überkompensation 13 Therapien für Persönlichkeitsstörungen - Patienten mit PS kommen meist wg. Achse- I-Störung & nicht wg. PS in Behandlung - Patienten brauchen o intensivere Therapie wg. überdauerndem Charakter von PS o extensivere Therapie = Therapie, die auf große Palette an psychischen Störungen ausgerichtet ist - Auswahl der Psychopharmaka anhand der Achse- I-Störung, der die PS ähnelt o bspw. Tranquilizer bei vermeidend-selbstunsicherer PS o Antidepressiva o Fluoxetin Reduktion von Impulsivität & Aggressivität - psychodynamische Therapien o Einstellungsänderung des Patienten zu seinen Kindheitsproblemen, die wahrscheinlich der PS zugrunde liegen - behaviorale & kognitive Ansätze o Behandlung der Kritikempfindlichkeit bei paranoider oder vermeidendselbstunsicherer PS durch systematische Desensibilisierung oder rationalemotive Therapie o Training sozialer Fertigkeiten o kognitive Therapie nach Beck & Freeman zur Behandlung vorliegender Denkfehler & dysfunktionaler Annahmen & Schemata Therapie der Borderline- Persönlichkeitsstörung - Probleme o größte therapeutische Herausforderung o kann kaum Vertrauen gewinnen & aufrechterhalten o Idealisierung vs. Diffamierung des Therapeuten o Verlangen nach besonderer Aufmerksamkeit & Rücksicht vs. Weigerung, Verabredungen einzuhalten o Bitten um Verständnis & Unterstützung vs. Beharre, best. Themen nicht anzutatsen - Suizidalität o ernsthaftes Suizidrisiko vs. manipulative Geste, um herauszufinden, wie viel dem Therapeuten am Patienten liegt o manchmal Einweisung nötig - Emotionen des Therapeuten o starke Gegenübertragungsgefühle Supervision 14 - Pharmakotherapie o häufig eingesetzt werden Antidepressiva kaum wirksam Neuroleptika mäßige Wirkung auf Angst, Suizidalität & psychotische Symptome o Vorsicht, da oft Drogenmissbrauch & Suizidgefahr - Objektbeziehungs- Psychotherapie o Kernberg Patienten haben schwaches Ego große Probleme, die Regression zu tolerieren, die bei psychodynamischer Behandlung auftritt Therapieziele: Stärkung des schwachen Ego, damit er nicht mit Spaltung reagieren muss interpretierende Verfahren: Therapeut erarbeitet, wie Pat. seine Emotionen & sein Verhalten durch Abwehrmechanismen (bspw. Spaltung) reguliert direktiveres Vorgehen, da Pat. sich wg. schwachem Ego nicht für klassische Psychoanalyse eignen o Dialektische VT nach Marsha Linehan Verbindung von klientenzentrierter Empathie mit verhaltensorientierter Problemlösung & Training sozialer Fertigkeiten 3 Ziele 1.) Modulation der extremen Emotionalität & Kontrolle der Verhaltensweisen 2.) Tolerierung des Gefühls der Verzweiflung 3.) Trauen der eigenen Gedanken & Emotionen dialektisch Therapeut muss Pat. annehmen, wie er ist & ihm gleichzeitig helfen, sich zu ändern Pat. soll einsehen, dass Welt nicht nur schwarz & weiß ist, sondern dass Synthese erreichbar ist uneingeschränkte Akzeptanz des Therapeuten für Pat. mit Widersprüchen & Neigung zum Ausagieren empathischer Versuch des Therapeuten, die verzerrten Überzeugungen mit sachlicher Einstellung gg. dem suizidalen & dysfunktionalem Verhalten zu bewerten Hilfe beim Problemlösen Verbesserung der zwischenmenschlichen Fertigkeiten verbesserte Kontrolle über Ängste nach Monaten intensiver Behandlung werden dem Pat. Grenzen gesetzt Wirksamkeit: Überlegenheit dieser Behandlungsform bei Folgendem absichtliches selbstschädigendes Verhalten inkl. Suizidversuche Zahl der Behandlungsabbrüche Zahl der Klinikaufenthalte erfolgreichere Tätigkeit weniger Ärger Pat. werden allg. als besser angepasst bezeichnet 15 Therapie der dissozialen Persönlichkeitsstörung - Psychopathie praktisch nicht behandelbar - Therapieresistenz o Unfähigkeit & Unmotiviertheit zu vertrauensvoller, offener Beziehung mit Therapeuten o Therapeut muss ständig mit Manipulationsversuchen rechnen o Therapeut muss bis zum Beweis des Gegenteils annehmen, dass Pat. lügt o Abfinden, dass therapeutisches Arbeitsbündnis, wenn überhaupt mögl., lange dauert o kaum Wirksamkeit somatischer Methoden Medikamente ABER: Hinweise, dass hoch dosierte angstlösende Medikamente bei Psychopathen aggressionsmindernd wirken ABER: Hinweis, dass Psychopathen, die als Kind ADHS hatten, von Ritalin profitieren können Elektrokrampftherapie Psychochirurgie - kognitiv- behaviorale Ansätze: Veränderung der folgenden verzerrten Gedanken o Allein der Wunsch nach etwas rechtfertigt jede Handlung o persönliche Unfehlbarkeit o Unfähigkeit anderer o Geringfügigkeit von Konsequenzen 16