Formen der geistigen Behinderung A B C Ätiologie der geistigen Behinderung Das Down-Syndrom Autismus Formen der körperlichen Behinderung D E F G H I Cerebralparesen Epilepsie Multiple Sklerose Progressive Muskeldystrophie Schlaganfall Spina bifida und Hydrocephalus Andere Behinderungen J K Lernstörungen Sinnesbehinderungen Pränatale Schädigungen o Infektionen Rötelnembryopathie Luetische Erkrankung Cytomegalie HIV-Infektion Pränatal erworbene Toxoplasmose o Chemische Einflüsse Alkohol Alkoholembryopathie Drogen, Medikamente Contergan Nikotin o Strahlen Röntgenstrahlen Perinatale Schädigungen o Geburtstrauma o Hypoxisch-ischämische Encephalopathie o Frühgeburt Postnatale Schädigungen o Entzündliche Erkrankungen des ZNS o Schädel-Hirn-Trauma o Hirntumore Pränatale Schädigungen Drei Hauptstadien der Entwicklung mit verschiedenen möglichen Schädigungen: 1.-3. Schwangerschaftswoche (Blastemperiode): Blastopathien schwerste Störungen, oft Absterben selten Doppelmissbildungen, sehr selten siamesische Zwillinge 1.-3. Schwangerschaftsmonat (Embryonalperiode): Embryopathien Störungen im Aufbau der Organe Ursachen: Infektionen, Stoffwechselerkrankungen, chronischer Sauerstoffmangel, Noxen (Gifte) 4.-9. Schwangerschaftsmonat (Fetalperiode): Fetopathien Störungen der funktionellen Reifung der Organe Ursachen: z.B. Infektionen, Blutgruppenunverträglichkeit Infektionen Rötelnembryopathie (Gregg-Syndrom/ Embryopathia rubeolosa) Fehlbildungssyndrom inf. intrauteriner Rötelninfektion bei Erkrankung der Mutter an Röteln während der ersten drei Schwangerschaftsmonate Symptome: o Seh- und Hörbehinderung o Herzfehler o oft Mikrocephalie o oft schwere geistige Behinderung o oft mehrfache Schwerstbehinderung Prophylaxe: Impfung der Mutter vor der Schwangerschaft Luetische Erkrankung (Syphilis) intrauterin, ab dem 5. Schwangerschaftsmonat erworben, d.h. durch die erkrankte u. unzureichend behandelte Mutter übertragen Symptome o Hautveränderungen o organische Veränderungen o geistige Behinderung Symptome beim Neugeobrenen o Pemphigus syphiliticus (bullöse u. ulzeröse Exantheme bes. an Handflächen u. Fußsohlen) o Parrot-Furchen durch narbige Abheilung krustöser Papeln u. radiärer Einrisse um den Mund o Coryza syphilitica (eitriger, blutiger, sog. schnarchender Schnupfen durch Nasenschleimhautbefall) o Leber- u. Milzvergrößerung o Rechtliches: Meldepflicht Cytomegalie (Virus der Herpes-Gruppe) Meldepflicht Häufigkeit: 0,5-2% der Neugeborenen werden innerhalb der ersten 6 Schwangerschaftsmonate infiziert Symptome: o Mangelgeburt o Unreife o Muskelhypotonie o Pneumonie o Hepatitis o Ikterus o Splenomegalie o Mikrocephalie o Hydrocephalus o Encephalitis (Gehirnentzündung) mit cerebralen Verkalkungen o Taubheit o ZNS-Schädigung o geistige Behinderung Prognose: geringe Lebenserwartung HIV-Infektion HIV-Infektion aufgrund einer Übertragung des Virus von der Mutter auf das ungeborene Kind Symptome: o Entwicklungsstörungen o Intelligenzminderung HIV-Infektion des Kindes kann lange symptomlos bleiben, aber wenn Erkrankung einsetzt Verlust von vielen Fähigkeiten Pränatal erworbene Toxoplasmose Meldepflicht wird durch Nagetiere, Katzenkot und rohes Fleisch übertragen Erkrankung des Gehirns und der Augen erfolgt die Erstinfektion in der Schwangerschaft, so kann das ungeborene Kind geschädigt werden oder sogar absterben Häufigkeit: 3:1.000 Lebendgeburten mögliche Symptome: o Abort oder Totgeburt o Hydrocephalus o intracerebrale Verkalkungen o Entzündungen der Augeninnenhaut Therapie: o Kombination von Sulfonamiden mit Spiramycin oder mit Pyremetamin o erst ab der 15. Schwangerschaftswoche Prognose: o ist vom Zeitpunkt und der Intensität der Infektion abhängig o ca. 90% der in der Schwangerschaft infizierten Kinder sind zum Zeitpunkt der Geburt gesund, es können sich aber noch nach Monaten bis Jahren Spätschäden einstellen Rechtliches o Erregernachweis ist bei angeborener Infektion meldepflichtig Chemische Einflüsse Auswirkungen von teratogenen (giftigen) Stoffen sind Dysmelie-Syndrome Alkohol Alkoholembryopathie Häufigkeit: ca. 1-212 Neugeborene (in den meisten Ländern mittlerweile häufiger als das DownSyndrom) o in Österreich jährlich über 100 Neugeborene Symptome o Wachstumsstörung o Muskelhypotonie (Abnahmee der Muskelspannkraft) o Mikrocephalie (abnorme Kleinheit des Schädels, flacher Hinterkopf , typisches Gesicht mit kurzen Lidspalten, schmalem Lippenrot, kurzem Nasenrücken und fliehendem Kinn o häufig Fehlbildung des Herzens o Gelenkanomalien o Fehlbildung der Nieren o Anomalien der Genitalien o Untergewicht o geistige Behinderung Drogen, Medikamente Contergan (Thalidomidembryopathie) Zusammenhänge zwischen Einnahme des Medikaments "Contergan" bei Müttern in der Frühschwangerschaft und charakteristischen Missbildungen bei Neugeborenen wurden I961 nachgewiesen genaue biochemischen Zusammenhänge der Schädigung des Embryos durch Contergan sind bis heute nicht geklärt Symptome: o Missbildungen im Bereich der Arme und Beine, teilweise fehlen ganze Knochen o Fehlbildungen an Ohren und Fehlbildungen an inneren Organen Nikotin keine sichere teratogene Wirkung bei mehr als 6 Zigaretten pro Tag: Erhöhung des Fehlgeburtsrisikos und Erniedrigung des Geburtsgewichts Strahlen Röntgenstrahlen Minderwuchs Entwicklungsstörungen geistige Behinderung Perinatale Schädigungen Geburtstrauma bei Zangengeburt Druck auf Kopf, dadurch Deformierung des Schädels und Verletzungen des Gehirns (Hirnblutungen Hypoxisch-ischämische Encephalopathie Begriffsklärung: o hypoxisch=herabgesetzter Sauerstoffgehalt o ischämisch=verminderte Durchblutung o Encephalopathie=nichtentzündliche Erkrankung oder Schädigung des Gehirns Vorzeitige Ablösung der Plazenta oder Nabelschnurverschlingung, dadurch Sauerstoffmangelsituation Frühgeburt Verkürzung unter 37 Wochen, Gewicht unter 1500g (kritisch bezüglich der Intelligenzentwicklung) Unterschied: Fehlgeburt = Vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft durch Abstoßen des Fetus, der weniger als 100g wiegt, kleiner als 35cm ist und dem alle für eine Lebendgeburt maßgeblichen Lebenszeichen fehlen Postnatale Schädigungen Vorsorgeuntersuchungen sind in Österreich verpflichtend. Schon gleich nach der Geburt wird mit dem sogenannte APGAR Score festgestellt ob eine eventuelle Schädigung vorhanden ist Entzündliche Erkrankungen des ZNS Meningitis o Erkrankung der Hirnhäute o Dauerschäden: Gehör, Sehen, Gehirn o lebensbedrohlich Encephalitis o Entzündung des Gehirns o geistige Behinderung ist möglich Meningocephalitis o Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und des Rückenmarks Schädel-Hirn-Trauma nach Verkehrsunfällen oder Stürzen Vorübergehender oder dauerhafter Ausfall von Funktionalitäten (Sprechen, gehen, sonst. Körperfunktionen). Langwierige Therapien erforderlich. Oftmals auch Verlust des Gedächtnisses und des Realitätsbezuges sowie einhergende Persönlichkeitsstörung. Hirntumore verschiedene Formen A) ÄTIOLOGIE DER GEISTIGEN BEHINDERUNG 1. Chromosomal verursachte geistige Behinderungen 2. Metabolisch verursachte geistige Behinderungen 2.1. Störungen des Aminosäurestoffwechsels 2.2. Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels 2.3. Störungen des Lipid- und Lipoidstoffwechsels 3. Andere und ätiologisch unklare geistige Behinderungen 4. Exogene Formen zu 1. Chromosomal verursachte geistig Behinderung a) Autosomale Aberrationen B) Down-Syndrom (Trisomie 21) Erklärung: Numerische Aberration 1. Geschichte ca. 1505: früheste überlieferte Darstellung eines Menschen mit den charakteristischen Merkmalen des Down-Syndroms befindet sich auf einem Altarflügel in Aachen, der ca. 1505 gemalt wurde. 1866: John Langdom Down (englischer Arzt, 1828-1896), fasste die charakteristischen Merkmale zusammen. Er nannte die Erkrankten "Mongoloide", weil er vermutete, dass das Down-Syndrom eine Rückbildung zu einem primitiven mongolischen Volksstamm sei. Sein Sohn Reginald (ebenfalls Arzt) widerlegte diese Theorie aber kurz darauf. 1932: de Waardenburg vermutete, dass dem Down-Syndrom eine Chromosomenabnormalität zugrunde liegen könnte, war aber nicht in der Lage, dieses zu beweisen. 1959: Lejeune/ Gautier/ Turpin erkennen, dass es sich um eine Chromosomenaberration handelt und bezeichnen das Krankheitsbild als "Trisomie 21". 1960:Polani entdeckt die "Translokationsform". 1961Clarke entdeckt die "Mosaikform". 2. Verbreitung eines der am weitesten verbreiteten angeborenen Syndrome häufigste Chromosomenstörung, die zu einer geistigen Behinderung führt Häufigkeit: 1:700 in allen ethnischen Gruppen geringfügig mehr Jungen als Mädchen 3. Ätiologie Allgemein Das Down-Syndrom (alle Formen) entsteht durch ein zusätzliches Chromosom, denn die Zellen der betroffenen Menschen enthalten das Chromosom 21 dreifach. Da die dort liegenden Gene ebenfalls dreifach vorhanden sind, werden bestimmte Proteine übermäßig stark produziert. Das stört die normale Entwicklung des Fetus. Zellen teilen sich nicht so schnell (daher die geringere Geburtsgröße), somit bleibt auch das Gehirn kleiner Das zusätzliche Chromosom erhöht die Letalität: 80% der Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt Freie Trisomie 21 (ca. 95 % der an Down-Syndrom erkrankten Personen) Das zusätzliche Chromosom beruht auf einem Fehler in der Meiose (Zellteilung) Das Chromosom Nr. 21 stammt meistens von der Mutter (vor allem, wenn diese über 35 Jahre alt ist), kann aber auch vom Vater stammen (vor allem, wenn dieser über 55 Jahre alt ist) Translokationsform (4 % der an Down-Syndrom erkrankten Personen) Ein Abschnitt des zusätzlichen Chromosoms 21 hat sich an ein anderes Chromosom angeheftet (Translokation), so dass einige Gene dreifach vorliegen. dieses beruht ebenfalls auf einem Fehler in der Meiose Kinder mit dieser Form der Trisomie unterscheiden sich im Grad ihrer Behinderung nicht von Kindern mit freier Trisomie 21, obwohl sie nur einen Teil von Chromosom 21 zu viel haben. eine Chromosomenuntersuchung ist hier angebracht, da häufig schon eine Translokation bei einem Elternteil (Translokationsträger) vorliegt. Er selbst zeigt keine Symptome, da er die üblichen 23 Chromosomenpaare plus einem Teil des Chromosoms 21 doppelt besitzt, jedoch nicht dreifach. Für ihn ist die Wahrscheindlichkeit erhöht, noch ein Kind mit dem DownSyndrom zu bekommen. Mosaikform (1% der an Down-Syndrom erkrankten Personen) ein Fehler in der Mitose führt dazu, dass nur bei einem Teil der Zellenein überzähliges Chromosom 21 vorhanden ist (viele normale Zellen bedeuten eine bessere intellektuelle Entwicklung und unauffälligere Symptome Zellen mit 45 Chromosomen sterben ab 4. Symptomatik kein Mensch mit Down-Syndrom hat alle charakteristischen Merkmale Kopf und Gesicht Hypertelorismus (abnormer Augenabstand und bgeiter Schädel) Brachycephalie (Kurzköpfigkeit mit Rundkopf) abgeflachter Hinterkopf flaches Gesicht rundes Gesicht Augen o Epikanthus (Hautfalte am inneren Rand des Augenlides) o Lidspalten schräg nach oben geneigt kleine Ohren Mund o Makroglossie (übergrosse Zunge, stark zerklüftet) o Lippen breit und rissig o Zahnstellungsanomalien o Gaumen eng und hoch unterentwickelter Kehlkopf Nase klein und kurz weiche und glatte Haare kurzer und breiter Hals Körper und Extremitäten Hände: o breite Hände o kurze Finger o Klinodaktylie (einwärtsgedrehter Ring und kleiner Finger) o Vierfingerfurche o charakteristisches Muster des Fingerabdrucks Füße o breite Füße o großer Zwischenraum zwischen der 1. und 2. Zehe Vermindertes Wachstum der Röhrenknochen Bindegewebsschwäche allgemeine Muskelhypotonie Körpergröße o Kinder sind bei der Geburt kleiner o endgültige Körpergröße liegt unter dem Familiendurchschnitt o Männer werden in der Regel 145-168 cm, Frauen 132-155 cm groß Organische Defekte o Herzfehler (60-70 % der an Trisomie erkrankten Personen haben ein vergrößertes Herz) o Fehlbildungen des Magen-Darm-Traktes Allgemeines ab 35. - 40. Lebensjahr oft Abbauerscheinungen gute Chancen auf Früherkennung 5. Erkrankungen, die bei Menschen mit Down-Syndrom besonders häufig vorkommen Infektionen der oberen Atemwege Husten, Erkältungen und Mittelohrinfekte Grund: relativ enge Luftwege Mittlohrentzündung häufige Ursache von Schwerhörigkeit vor allem Kinder mit Herzfehler sollten mit Antibiotika behandelt werden, um edas Risiko einer Endokarditis auszuschließen Augen und Sehvermögen Weit- oder Kurzsichtigkeit Schielen Nystagmus Katarakt (Grauer Star) Keratokonus Muskeln, Knochen und Gelenke überbewegliche und überstreckbare Gelenke Plattfüße Die Halswirbelsäule atlantoaxiale Instabilität, die zu Schädigung des Rückenmarks führen kan Die Haut trockene Haut, die sich schuppt, aufplatzt oder juckt Die Zähne Zähne brechen später durch als bei anderen Kindern Anfälligkeit für Parodontose Die Schilddrüse Hypothyreose Der Verdauungstrakt Duodenalatresie Hirschsprung-Krankheit Verstopfung Leukämie bei Kindern mit Down-Syndrom häufiger als bei anderen Kindern Häufigkeit: 1:100 Kinder mit Down-Syndrom Klinefelter-Syndrom 1% der Jungen mit Down-Syndrom hat zusätzlich zum überzähligen Chromosom 21 ein überzähliges X-Chromosom 6. Häufige Herzfehler beim Down-Syndrom Atrioventrikulärer Septumdefekt (AV-Kanal) Häufigkeit: 1:6 Kindern mit Down-Syndrom es besteht ein Loch in der Herzwand zwischen den beiden Vorhöfen und manchmal auch zwischen den beiden Herzkammern meistens sind zusätzlich die Klappen zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern mißgebildet 7. Literaturhinweise Selikowitz, Mark (1992): Down-Syndrom. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag (leicht verständliches Grundlagenwerk, eigentlich für Eltern geschrieben) Püschel, Siegfried (????): Kinder mit Down-Syndrom – Wachsen und Lernen. Pätau-Syndrom (Trisomie 13) Edwards-Syndrom (Trisomie 18 Katzenschrei-Syndrom (Cri-du-chat-Syndrom/ Lejeune-Syndrom/ 5p-Syndrom) Wolf-Hirschhorn-Syndrom (4p-Syndrom/ Wolf-Syndrom) zu 2. Metabolisch verursachte geistige Behinderung Störungen des Aminosäurestoffwechsels Ahornsirupkrankheit Histidinämie Hyperglyzinämie Hartnupsche Krankheit Homozystinurie Phenylketonurie Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels Galaktosämie Mukolipidosen und Mukopolysaccharidosen Störungen des Lipid- und Lipoidstoffwechsels Morbus Gaucher Morbus Niemann Pick Leukodystrophien zu 3. Andere und ätiolisch unklare geistige Behinderung Behinderungsformen Wilsonsche Krankheit autosomal rezessiv vererbt Störung des Kupferstoffwechsels, dadurch Ablagerung von Kupfer im Gehirn Symptome: o Gedächtnisstörungen o Demenz o Psychose o geistige Behinderung Lesch-Nyhan-Syndrom (Hyperurikämiesyndrom) Tuberöse Sklerose Neurofibromatose Typ 1 (Morbus Recklinghausen) Rett-Syndrom genetisch verursachte Erkrankung! verantwortliches Gen: MECP2 Häufigkeit: 1:10.000 bis 1: 15.000 betrifft nur Frauen Störung tritt in der Regel ab Ende des ersten Lebensjahres auf Symptome: o Abbau von Fähigkeiten o autistische Verhaltensweisen o Krampfanfaelle o Bewegungsstereotypien in Form typischer waschender und knetender Handbewegungen o Hyperventilation o durch Gleichgewichtsstoerungen charakterisierte Gangstoerung o Hirnatrophie o Nachlassen der geistigen Fähigkeiten Verlauf: o zunächst meist weitgehend unauffällige Entwicklung o Entwicklungsstillstand o Verlust bereits vorhandener Fähigkeiten und Desinteresse an der Umwelt o Stabilisierung des Zustands diagnostische Kriterien o weibliches Geschlecht o normale Schwangerschaft und Geburt o normale Entwicklung während der ersten 6 bis18 Monate o normaler Kopfumfang bei Geburt, Verminderung des Wachstums zwischen 1. und 4. Lebensjahr o Verlust sozialer Kontaktfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Störung der Bewegungskoordination o Verlust erworbener sinnvoller Handfunktionen zwischen 1. und 4. Lebensjahr o Handstereotypien: waschende, knetende, schlagende, zupfende Bewegungen o Störungen im Gangbild, Haltungsauffaelligkeiten im Rumpfbereich Therapie: keine Möglichkeit der Behandlung Prognose: Lebenerwartung ist nicht wesentlich verkürzt Cornelia de Lange-Syndrom Prader-Willi-Syndrom Ursache: o bei ca. 50% der Patienten ist Deletion oder Translokation auf dem langen Arm des Chromosoms 15 nachweisbar o fehlende Freisetzung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (Gn-RH) im Hypothalamus Häufigkeit: 1:10.000 bis 1:170.000 o Männer sind häufiger betroffen als Frauen gemeinsames Auftreten (hormonell bedingter) Störungen, wie o Diabetes mellitus o Minderwuchs o Adipositas o Unfruchtbarkeit o geistige Behinderung Symptome: o Muskelhypotonie o Adipositas o Diabetes mellitus o Akromikrie o Skoliose o Schielen o mangelhafte Entwicklung und Ausbildung der Geschlechtsorgane und verzögerter Eintritt der Pubertät o bei Jungen häufig Kryptorchismus o Unfruchtbarkeit o verzögerte geistige Entwicklung und eingeschränkte Intelligenz Therapie: o Hormonsubstitution o symptomatisch. Komplikationen o infolge der Adipositas o infolge des Diabetes mellitus mit seinen Folgeschäden vor allem an den Blutgefäßen und inneren Organen Prognose: verkürzte Lebenserwartung Rubinstein-Taybi-Syndrom Symptome: o geistige Behinderung o Minderwuchs o breite Daumen und Großzehen o "Vogelgesicht" (mit spitzer Nase, etwas deformierten Ohren, einem sehr hohen Gaumen, schrägliegenden Augen, sehr hohen Augenbrauen) o rötliches Geburtsmal auf der Stirn o hohe Dehnbarkeit der Gelenke o kleine schiefe Hüfte o vermehrte Behaarung o Jungen: ungesenkte Hoden Sjögren-Larsson-Syndrom Angelman-Syndrom (Happy-Puppet-Syndrom Frühkindlicher Autismus C) Autismus 1. Geschichte 1799 untersuchte und studierte der bekannte Arzt Itard einen verwilderten Jungen, der im Wald gefunden worden war - seine Berichte lasse vermuten, dass der Junge autistische Verhaltensweisen zeigte 1911 prägte Bleuler als erster den Begriff "Autismus" (von "autos" = selbst) und beschrieb damit eine extreme Selbstbezogenheit eines Individuums 1943 veröffentlichte Kanner (amerikanischer Kinderpsychiater) einen Artikel über seine Erfahrungen mit autistischen Kindern o Kanner erkannte im Autismus erstmals ein eigenständiges Krankheitsbild 1944 führt Kanner den Begriff "frühkindlicher Autismus" als medizinischen Ausdruck ein 1944 veröffentlichte Asperger (österreichischer Kinderarzt) unabhängig von Kanner einen Bericht über autistische Psychopathien im Kindesalter 1958 versuchte Mahler, die Ursachen des Autismus anhand der von ihr veröffentlichten Entwicklungsphasen zu analysieren 1967 versuchte Bettelheim ebenfalls, die Ursachen des Autismus mit Hilfe des von ihm erstellten Modells der Kindheitsentwicklung zu analysieren o Bettelheims deutliche Schuldzuweisungen an die Mutter, die seiner Meinung nach wesentlich für die Entstehung des Autismus verantwortlich ist, lösten in Fachkreisen kontroverse Diskussionen aus 1975 stellten Delacato und Doman die These auf, dass autistische Kinder nicht psychotisch, sondern hirnverletzt sind 1979 entwickelte Feuser die Theorie, dass Autismus eine Wahrnehmungsverarbeitungsstörung ist und das dialektische Verhältnis zwischen Individuum und Umwelt beim autistischen Menschen somit einer Dysfunktion unterliegt, was wiederum zu inadäquatem Verhalten und einer gestörten Weiterentwicklung des Organismus führt 2. Autismus-Theorien Nach der Internationalen Klassikation ICD-10 wird frühkindlicher Autismus , Atypischer Autismus (autistische Züge) und das Asperger-Syndrom , sowie Rett-Syndrom und andere desintegrative Störungen im Kindesalter unter tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84) klassifiziert. Autistische Kinder sind in allen Sinnesbereichen (Hören, Sehen, Schmecken, Riechen, Fühlen, Tasten) in der Verarbeitung der Außenreize gestört. Insbesondere haben sie große Schwierigkeiten, die Reize von verschiedenen Sinneskanälen zu einem Gesamteindruck zu kombinieren. Am schwerwiegendsten ist jedoch die Störung des "sechsten Sinnes", des Verständnisses für soziale Reize. Da es sich um eine schwere Mehrfachbehinderung handelt, gibt es je nach Entwicklungsstand und Bedürfnis von Kind und Familie sehr individuelle Programme zur Behandlung. 3. Verteilung es kommen zur Zeit in Österreich 3 bis 5 Kinder mit Autismus (alle Formen des Autismus eingeschlossen) auf 10.000 Neugeborene es leben ca. 5.000 autistische Menschen in Österreich o es gibt eine hohe Dunkelziffer vor allem im Bereich der erwachsenen Autisten, da viele von ihnen als geistig behindert eingestuft in (Pflege-) Heimen leben Jungen erkranken 3-4mal häufiger als Mädchen die meisten Autisten besuchen Schulen für geistig Behinderte Autismus ist in allen sozialen Schichten und Nationalitäten zu finden 4. Klassifizierung Man unterscheidet heute im wesentlichen den frühkindlichen Autismus (Kanner) und die AspergerStörung 5. Ursache die genaue Entstehung von Autismus ist bis heute nicht endgültig geklärt, man geht jedoch von einer Störung der Wahrnehmungsverarbeitung aus, die ihren Ursprung in einer komplexen Störung des zentralen Nervensystems hat für das Asperger-Syndrom werden genetische Veränderungen sowie Hirnfunktionsstörungen und neuropsychologische Ausfälle 6. Symptome/ Merkmale Frühkindlicher Autismus (Kanner Autismus): Man merkt sehr früh, das mit seinem Kind etwas nicht stimmt. Irgendwie ist das Kind unfähig den Blickkontakt zu halten. Es möchte nicht berührt werden. Es spielt immerzu mit den gleichen Spielzeug und das unaufhörlich. Es lacht kaum und zeigt keine Freude. Wenn andere Kinder anfangen zu sprechen, spricht es nicht oder sehr unverständlich. Wiederholt es nur das, was man selbst gesagt hat? Im Kindergarten spielt es nur für sich, es will / kann keine Kontakte zu anderen Kindern knüpfen. In seelischer Not hat es kein Verlangen nach Trost, oder doch, dann ganz ungewöhnlich viel? Es fügt sich selbst Schmerzen zu. Im nächsten Moment ist es tief in Gedanken versunken. Oft wedelt es mit den Armen oder Händen, schaukelt hin und her. So könnte sich ein Kind mit frühkindlichen Autismus verhalten. Könnte, denn die Symptome können unterschiedlich stark sein. Und nicht jeder zeigt die gleichen Symptome! Atypischer Autismus: Die Symptomatik des atypischen Autismus (oft auch psychogener Autismus genannt) entspricht den des frühkindlichen Autismus, jedoch ist das Manifestationsalter nach dem 3. Lebensjahr. Oder das Kind zeigt nicht alle entsprechenden Störungen, aus den Diagnosekrtiterien des frühkindlichen Autismus. Jedoch ist eine auffällige oder beeinträchtigte Entwicklung, nach dem 3.Lebensjahr, signifikant. Autistische Züge: Es gibt auch Diagnosen, zum Bespiel bei ADS oder geistigen Behinderungen, wo auch autistische Züge diagnostiziert werden. Das bedeutet, das derjenige einige Symptome aus dem Diagnosekriterium Autismus oder Asperger zeigt. Diagnosekriterien für das Asperger Syndrom von Szatmari, Bremner und Nagy (1989) Einsam (mindestens zwei der folgenden Merkmale) hat keine engen Freunde meidet andere Menschen hat kein Interesse am Schließen von Freundschaften ist ein Einzelgänger Beeinträchtigte soziale Interaktion (mindestens eines der folgenden Merkmale) nähert sich anderen Menschen nur an, wen es um die eigenen Bedürfnisse geht hat eine ungeschickte Art der Annäherung zeigt einseitige Reaktionen auf Gleichaltrige hat Schwierigkeiten, die Gefühle anderer zu spüren steht den Gefühlen anderer gleichgültig gegenüber Beeinträchtigte nonverbale Kommunikation (mindestens eines der folgenden Merkmale) begrenzte Mimik ist unfähig, aus der Mimik eines anderen Kindes eine Emotion herauszulesen ist unfähig, Botschaften mit den Augen zu geben schaut andere Menschen nicht an nimmt nicht die Hände zu Hilfe, um sich Ausdruck zu verleihen hat eine ausufernde und unbeholfene Gestik kommt anderen Menschen zu nahe Sonderbare Redeweise (mindestens zwei der folgenden Merkmale) abnormale Modulation spricht zuviel spricht zuwenig mangelnde Kohäsion im Gespräch idiosynkratischer Wortgebrauch repetitive Sprachmuster Entspricht nicht den DSM-IV-Kriterien für eine autistische Störung Australische Einschätzungskala für Asperger Syndrom: (aus Tony Attwoods Buch "Das Asperger Syndrom" - leicht verändert - übernommen) Der folgende Fragebogen wurde für Kinder im Grundschulalter entwickelt. in diesem Alter fallen ungewöhnliche Verhaltensmuster und außergewöhnliche Fähigkeiten am häufigsten auf. Jeder Frage oder Aussage folgt eine Skala von 0 bis 6 , wobei 0 das gewöhnliche Maß für Kinder dieser Altersgruppe, 6 das ungewöhnlichste angibt. Soziale und emotionale Fertigkeiten Fehlt es dem Kind an Verständnis dafür, wie es mit anderen Kindern spielen kann? Beispiel: Es kennt die ungeschriebenen Regeln von sozialen Spielen nicht. Vermeidet es den sozialen Kontakt lieber, wenn es die Möglichkeit hat, mit anderen Kindern zu spielen, etwa in der Schulpause? Beispiel: Es geht in einen abgelegenen Raum oder in die Bibliothek. Ist sich das Kind sozialer Konventionen oder Verhaltensmaßregeln nicht bewusst, und neigt es dadurch zu unangemessenen Handlungen und Bemerkungen? Beispiel: Es sagt etwas zu jemandem, ohne sich bewusst zu sein, dass diese Bemerkung womöglich verletzen könnte. Fehlt es dem Kind an Empathie, d.h. dem intuitiven oder unmittelbaren Verständnis für die Gefühle anderer Personen? Beispiel: Es erkennt nicht, dass eine Entschuldigung einer anderen Person helfen könnte, sich besser zu fühlen. Scheint das Kind zu erwarten, daß andere Leute seine Gedanken, Erfahrungen und Meinungen kennen? Beispiel: Es erkennt nicht, daß man etwas nicht weiß, weil man zu dem Zeitpunkt nicht mit dem Kind zusammen war. Muß das Kind besonders ausgiebig beruhigt werden, insbesondere, wenn Dinge verändert werden oder schief gehen? Fehlt es dem Kind an Feingefühl im Gefühlsausdruck? Beispiel: Das Kind zeigt eine für die Situation übermäßig starke Belastung oder Gefühlsbewegung. Fehlt es dem Kind an Angemessenheit in seinem Gefühlsausdruck? Beispiel: Es versteht nicht, welches Ausmaß seines Gefühlsausdrucks bei verschiedenen Personen angemessen ist. Ist das Kind nicht daran interessiert, an Wettkämpfen, Spielen oder Aktivitäten teilzunehmen? Ist das Kind gleichgültig gegenüber dem Anpassungsdruck? Beispiel: Es folgt nicht der neuesten Mode bei Spielsachen oder Kleidung. Kommunikative Fertigkeiten Interpretiert das Kind Bemerkungen wörtlich? Beispiel: Es wird durch Redewendungen wie 'sich warm anziehen müssen', 'Blicke, die töten können' oder 'jemandem die Augen öffnen' verwirrt. Hat das Kind eine ungewöhnliche Sprachmelodie? Beispiel: Das Kind scheint einen ausländischen Akzent zu haben oder einen gleichbleibenden Tonfall, bei dem die Betonung der Schlüsselwörter fehlt. Erscheint das Kind desinteressiert an den Kommentaren und Bemerkungen des Gesprächspartners? Beispiel: Es fragt nicht nach und nimmt nicht Stellung zu Gedanken oder Einstellungen des Gesprächspartners. Tendiert das Kind in Gesprächen zu weniger Blickkontakt, als man es erwarten würde? Ist die sprache des Kindes übergenau und pedantisch? Beispiel: Es spricht förmlich oder wie ein wandelndes Wörterbuch Hat das Kind Probleme, einen Gesprächsverlauf zu korrigieren? Beispiel: Wenn das Kind verwirrt ist, fragt es nicht nach, sondern wechselt zu einem vertrauten Thema oder benötigt eine Ewigkeit, um über eine Antwort nachzudenken. Kognitive Fähigkeiten Liest das Kind Bücher vorrangig zur Information und scheint nicht an fiktiven Welten interessiert zu sein? Beispiel: Es ist ein gieriger Leser von Lexika und wissenschaftlichen Büchern, aber nur wenig an Abenteuergeschichten interessiert. Hat das Kind ein ungewöhnliches Langzeitgedächtnis für Ereignisse und Fakten? Beispiel: Es merkt sich das Nummernschild von einem früheren Auto des Nachbarn, oder es erinnert sich deutlich an Vorgänge, die mehrere Janre zurückliegen. Zeigt das Kind keine sozialen 'So-tun-als-ob'-Spiele? Beispiel: Andere Kinder werden in seine imaginären Spiele nicht einbezogen, oder das Kind ist verwirrt von den 'So-tun-als-ob'-Spielen der anderen Kinder. Spezifische Interessen Ist das Kind fasziniert von einem bestimmten Thema und sammelt begierig Informationen und Statistiken dazu? Beispiel: Das Kind wird zu einem wandelnden Lexikon an Wissen über Autos, Landkarten oder Spieltabellen. Ist das Kind übermäßig beunruhigt durch Veränderungen der Alltagsroutine? Beispiel: Es ist belastet, wenn es auf einem anderen Weg als gewöhnlich zur Schule geht. Entwickelt das Kind fein ausgebildete Gewohnheiten oder Rituale, die vollzogen werden müssen? Beispiel: Spielsachen aufreihen, bevor es zu Bett geht. Motorische Fertigkeiten Hat das Kind eine schlechte motorische Koordination? Beispiel: Es ist ungeschickt im Ballfangen. Hat das Kind einen merkwürdigen Gang, wenn es rennt? Andere Merkmale kreuzen Sie bitte in diesem Teil an, ob das Kind folgende Merkmale zeigt: Ungewöhnlich Angst oder Unbehagen aufgrund: - gewöhnlicher Geräusche, z.B. von elektrischen Geräten - leichter Berührung an Haut oder Kopf - des Tragens bestimmter Kleidungsstücke - unerwarteter Geräusche - des Erkennens bestimmter Objekte - lauter, überfüllter Orte, z.B. Kaufhäuser Eine Tendenz zu 'flattern' oder zu schaukeln, bei Erregung oder Bekümmerung Fehlende Empfindlichkeit für geringfügigen Schmerz (später Spracherwerb) Ungewöhnliche Gesichtsgrimassen oder -tics Wenn die Mehrheit der Fragen mit Ja beantwortet wird, und die Einschätzung zwischen 2 und 6 liegt (das heißt auffällig über dem normalen Wert), so bedeutet das nicht automatisch, daß das Kind Asperger Syndrom hat. Dennoch besteht diese Möglichkeit, und es empfiehlt sich eine Überweisung an eine Stelle, wo eine endgültige Diagnose erfolgen kann. Formen der körperlichen Behinderung D) CEREBRALPARESEN 1.1. Definition und Häufigkeit Cerebralparese Cerebral = im Gehirn, parese = Lähmung vor oder während Geburt entstandene Gehirnstörung, die den Bewegungsapparat und die Sensomotorik negativ beeinflusst Eine Cerebralparese ist eine bleibende sensomotorische Störung in Folge einer frühkindlichen Hirnschädigung. (frühkindlich = zwischen dem Beginn der Schwangerschaft und dem Ende des Lebensjahrs entstanden; Hirnschädigung = irreparabler, konstanter Defekt) Häufigkeit: 1 - 3 Betroffene pro 1000 Lebendgeburten 1.2. Ursachen nicht immer erkennbar Möglichkeiten: Noxenkette, Hypoxie, prä- oder postnatale Infektion 1.3. Formen der Cerebralparesen Klassifikation der Cerebralparesen: spastische Parese, Athetose und Ataxie Information für die Bewegung der rechten Extremitäten liegt in der linken Gehirnhälfte Je stärker die spastische Lähmung, um so stärker ist auch die geistige Beeinträchtigung Spastiker werden normalerweise in KB-Schulen unterrichtet, aber wenn nur eine geringe geistige Beeinträchtigung vorliegt, erfolgt eine Integration in die Regelschule oder eine LB-Schule 1.3.1 . Die spastische Parese Definition Spastische Parese: taschenmesserartige Tonuserhöhung der Muskeln infolge einer Läsion pyramidenbahnnaher Nervenbahnen 1.3.1.1. Die spastische Diplegie Erklärung Muskeln (Adduktoren) ziehen den Oberschenkel zur Mittellinie Abspreizhemmung durch erhöhten Muskeltonus der Adduktoren (Adduktorenspasmus) Arme nur leicht betroffen, Beine schwerer, kaum Seitendifferenzen Fortbewegung Laufen aus dem Becken heraus Vorschleudern der Beine erschwerte Rotation der WS Sprünge können nicht durch Muskeln abgefangen werden, so dass alle Last auf den Knochen liegt schlechte Balance, daher Ausgleichbewegungen der Arme Ausweichbewegungen (z.B. nach einem Stoß) sind nicht möglich Pubertät stellt großes Problem, wegen Gewichtszunahme, das bedeutet schlechteres Laufen Laufen im Scherenmuster Stand Spitzfuß o durch Achillessehnenverkürzung Kontraktion der Unterschenkelmuskeln, o wird ab gewissem Alter aufgrund des Gewichtes, das auf ihm lastet zu einem SenkSpreizfuß o (stabileres Stehen, aber "schlurfender" Gang, weil Fuß nicht abgerollt werden kann) o gebeugtes Becken o gebeugte Knie und Hüfte o Adduktion und Innenrotation (Knie reiben aneinander) o Hohlkreuz (Kompensatorische LWS-Lordose) o Gleichgewichtsstörung Sitzen o Langsitz o Übermäßige Rumpfkyphose o gebeugte Beine o nach-hinten kippen o Häschensitz" o sitzen zwischen den Versen o hoppelnde Fortbewegung o Hilfen, um Spasmus im Sitzen zu verhindern: Arm- und Rückenlehnen, Fußstützen und Keil Obere Extremitäten o ebenfalls betroffen o Greifen ist möglich, aber erschwert Intelligenz o trotz "normaler" Begabung kann Leistungspensum der Grundschule meistens nicht geleistet werden o KB-Schulen oder Integration in Regelschule (aber verstärkte Zuwendung ist notwendig) Teilleistungsschwächen o Feinmotorische Störungen o im Alter von 10-12 Jahren reift Feinmotorik o Wahrnehmungsschwächen o Sprachstörungen o auditive Störungen Wuchs o cerebral paretische Kinder sind kleiner als gesunde Kinder o Kinder, die nicht laufen können sind noch kleiner Verschiedenes es besteht eine Imbalance der Muskelbeuger und -strecker Merksatz: Die Haltung kommt vor der Kontraktur die Immobilität der Extremitäten führt zur Kontraktur es entstehen assoziierende Mitreaktionen (krankhafte Mitbewegungen der Hände und des Mundes) o Blindheit und mentale Behinderung als Begleitbehinderungen wirken o o o o sich potenzierend auf die Gesamtbehinderung aus >>> keine Fortbewegung >>>Schwerstbehinderung o 1.3.1.2. Die spastische Tetraplegie Erklärung o Arme und Beine betroffen, deutliche Seitendifferenzen o die Tetraplegie ist eine beidseitige Hemiplegie, doch es besteht ein deutlicher qualitativer Unterschied Fortbewegung o bei 80 - 90 % der Pat. ist Laufen nicht möglich o robbend (spreizen der Beine nicht möglich) o Fortbewegung im Rollstuhl durch Mitbeteiligung der Arme erschwert o Hypertonie und Bewegungsarmut Untere Extremitäten o wie bei Diplegie Obere Extremitäten o stereotype Haltung in Henkelstellung o Hände locker und gefaustet o Scherengriff Rumpf o Rumpf ist steif >> Torsion des Rumpfes nur en bloc möglich o schwacher Haltungstonus im Rumpf >> auch Kopfkontrolle erschwert Reflexe tonischer Labyrinthreflex: Impulse aus dem Labyrinth (Innenohr) bestimmen folgende Bewegungsmuster: o Rückenlage: Kopf im Nacken, Arme in Henkelstellung, Beine gestreckt o Bauchlage: Schulterretaktion (Schultergürtel und Arme hinten), Kopf in Mittellinie, Beine angezogen o bei Fall nach vorne ist kein Abstützen möglich Sprache bei kontinuierlich erhöhtem Tonus zeigen sich: o Mimikarmut o eintönige, einsilbige Sprache o keine differenzierte Zungenmotorik mentale Fähigkeiten großer Teil der Pat. ist geistig behindert und/ oder kleinköpfig in Abhängigkeit vom Grad der geistigen Behinderung wird die Motorik negativ beeinflusst stärkere Einschränkung der geistigen Entwicklung Feinmotorik abhängig von mentalen Fähigkeiten und dem Willen Begleitende Behinderungen Hörschwäche Sehschwäche Epilepsie (bei 30 %) 1.3.1.3. Die spastische Hemiplegie Definition Hemiplegie = Halbseitenlähmung Erklärung halbseitige Lähmung, diskrete neurologische Störungen auch auf der gesunden Seite nachweisbar betroffene Seite neigt zu Verkrampfung Achsenabweichung des gesunden Beins (X-Bein-Stellung) Diagnose wird schon im Alter von 4 - 5 Monaten gestellt, dann folgt die Therapie Klassifikation Hemiplegie mit gestörter Körperschemastörung (wegen unzureichender Repräsentanz der betroffenen Körperhälfte wird diese nicht wahrgenommen) herabgesetzte Wahrnehmung herabgesetztes Schmerzempfinden sensorische Defizite keine Integration der behinderten Hälfte ins Körperschema größtenteils GB über 50 % der Pat. sind Epileptiker Ursache: Hirnblutung Hemiplegie mit vollständigem Körperschema gutes Sprechen häufig integriert in Regelschule kein Anfallsleiden Ursache: Gefäßverschluss (durch Embolie oder Thrombose) in der Schwangerschaft Untere Extremitäten wie bei Diplegie gelähmtes Bein ist im gestreckten Zustand 5 bis 6 cm kürzer als das gesunde (Hypoplasie), Spitzfuß kann nicht genug ausgleichen Schrittlänge auf betroffener Seite verkürzt Schiene zum Ausgleich des Spitzfußes (hält Fuß im 90° Winkel) und Schuhausgleich nötig Obere Extremitäten Arm in Henkelstellung Hand gefaustet und nach außen und innen gerichtet Hypoplasie betroffener Arm in steifer Beuge- oder Streckhaltung Fortbewegung Rumpf wird gebeugt (wie Tritt in Kuhle) Hypoplasie erstreckt sich über die gesamte Körperhälfte verminderte nervale Struktur (wenig Impulse werden vom Gehirn abgegeben) >> schlechte Blutversorgung verminderte Nutzung bleibt das ganze Leben über bestehen 1.3.2. Die Athetose (Dyskinesie) Erklärung meistens der ganze Körper betroffen, deutliche Seitendifferenzen Schwankender Muskeltonus, der von der Erregungslage des Pat. abhängig ist Hyperkinese Fehlen der Co-Kontraktion: Kopf und Rumpf können kaum ruhig gehalten werden; Schultern und Becken erhalten nicht genug Stabilität in Ruhe: Hypotonus in Aktivität: starke Schwankungen zwischen Hypotonus und Hypertonus Gangbild: schlechte Balance > Ausgleichbewegungen der Arme notwendig; kleine Schritte mit gestreckten Beinen kaum Möglichkeiten zu Mimik und Artikulation häufig in Kombination mit spastischen oder choreiformen Bewegungsmustern Schwerstbehinderung, die dem Pat. meist nur die Rückenlage zulässt Überschießende Bewegungen normale geistige Entwicklung möglich Diskrepanz zwischen mimischer Ausdrucksweise und Intelligenz Sprechen oft nicht möglich häufig ist TLR vorhanden im Säuglingsalter noch keine Athetose, sondern schlaffe, hypotone Körperhaltung: Sondenernährung, Froschhaltung der Beine dystonische Attacken (plötzlich auftretende überhöhte Anspannungen) > Verletzungsgefahr gezielteste Bewegungen meistens mit Fuß oder Stirn möglich Kennzeichen Asymmetrie der Bewegungen (in jeder Körperregion) wird maßgeblich durch ATNR (Asymmetrisch Tonischer Nacken Reflex) hervorgerufen Verhinderung der Mittellinienorientierung (Pat. muss wegsehen, um in Mitte greifen zu können) Ess- und Schluckstörungen Kehlkopfdeckel muss funktionieren, da Neugeborene abwechselnd atmen (durch die Nase) und schlucken bei cerebral gestörten Kindern funktioniert er nicht, so dass sie nicht richtig trinken können und bis zu einem Alter von 4 bis 5 Monaten per Sonde gefüttert werden müssen 1.3.3. Die Ataxie a = weg von, taxis = Ziel Bewegungsstörung mit vorrangiger Gleichgewichtsstörung schwere geistige Behinderung Epilepsie Muskelerschlaffung meistens in Form einer Tetraplegie wenig gesteuerte, eckige und fahrige Bewegungen infolge Mangel an koordinierter Muskelaktivität kaum Zielsicherheit, Abstufung und Dosierung Rumpfataxie: Stand ist wackelig und instabil und Gang ist torkelig Extremitätenataxie: Intentionstremor, Dysdiadochokinese, Dysmetrie und Rebound-Phänomen 1.3.4 Die Hypotonie meistens nur als Begleiterscheinung 1.4. Unzureichend gehemmte Reflexe 1.4.1 Tonischer Labyrinth-Reflex (TLR) Änderung von Kopf- und Körperhaltung in Bauchlage: tonische Beugung von Rumpf und Extremitäten in Rückenlage: Streckung von Rumpf und Extremitäten 1.4.2 Asymmetrisch tonischer Nacken-Reflex (ATNR) bei Neigung des Kopfes zur Seite Arm auf der Gesichtsseite: Streckung und Tonuserhöhung Arm auf der Hinterkopfseite: Beugung und Tonusverminderung 1.4.3 Symmetrisch tonischer Nackenreflex (STNR) bei Neigung des Kopfes nach hinten obere Extremitäten: Streckung und Tonuserhöhung untere Extremitäten: Beugung und Tonusverminderung bei Neigung des Kopfes nach vorne obere Extremitäten: Beugung und Tonusverminderung untere Extremitäten: Streckung und Tonuserhöhung 1.4.4 Überschießende Stützreaktionen der Beine bei Berührung der Füße einer Unterlage: steife tonische Beinhaltung mit Spitzfuß und Adduktion sowie Innenrotation in den Hüften 1.5. Prognose Lebenserwartung abhängig vom Schweregrad der Cerebralparese Entwicklungsprognose um so schwerer zu stellen, je jünger das Kind ist langfristig erreichbare Ziele können anhand der Verlaufsbeobachtung bei gleichzeitiger Förderung abgeschätzt werden es gibt hirnorganisch bedingte Grenzen Tempo der Bewegungsentwicklung lässt Schlüsse auf Prognose zu Abhängigkeit von der Form der Cerebralparese: Spastische Dioder Hemiplegie Spastische Tetraplegie Athetose erlernen das Laufen prognostisch schlechter erlernen das Laufen erreichen mehr oder weniger hohes Maß an Unabhängigkeit auch die Intelligenz ist eingeschränk t können viele Probleme durch gute intellektuelle Fähigkeiten ausgleichen Eingliederungsprognose Ataxie verlangsamte statomotorische Entwicklu ng, aber gutes Spätergeb nis Einstellung zur eigenen Behinderung und zu Mitmenschen ist bedeutsamer als geistige und körperliche Fähigkeiten 3.1. Physiotherapie Wirksamkeit ist abhängig von: frühem Beginn Intensität Methodik Ziele: Beeinflussung der abnormen Steuerung von Muskeltonus und Koordination normale Haltungsmuster und Bewegungen ermöglichen sensomotorisches Lernen anbahnen es werden nicht die Muskeln behandelt, sondern das Gehirn Spezialmethoden Bobath: von verschiedenen Schlüsselpunkten aus werden pathologische Muster der Tonusverteilung gehemmt und gleichzeitig automatische Stell-, Stütz- und Gleichgewichtsreaktionen angebahnt Vojta: in bestimmten Ausgangspositionen werden durch Druck auf sogenannte Auslöserzonen angestrebte Koordinationskomplexe (Beherrschung der Körperlage, Aufrichtungsmechanismen und phasische Beweglichkeit) ausgelöst weitere Methoden Sensorische Integrationsbehandlung nach Ayres: Stimulation der Oberflächen- und Tiefenwahrnehmung oder des Gleichgewichtssinns Petö-Methode: ganzheitlicher Ansatz, in dem krankengymnastische, ergotherapeutische, sprachtherapeutische und pädagogische Maßnahmen integriert werden 3.2. Mund- und Esstherapie Ziel: Verbesserung von Störungen der Sensibilität sowie der Planung und Ausführung von Bewegungen im Mundbereich Voraussetzungen: unbehinderte Nasenatmung optimale Mundhygiene günstige Ausgangsposition und ruhige Atmosphäre Esstherapie: Anbahnung und Normalisierung der komplexen Bewegungsabläufe des Kauens und Schluckens 3.3 . Sprachtherapie Voraussetzungen ausreichende Kopfkontrolle Hemmung von tonischen Massenbewegungen Problem: gerade Bemühungen, Sprache zu erzeugen, führen häufig zu Verspannungen, die die Stimmgebung und die Artikulation zusätzlich erschweren Kommunikationshilfen: einfachste Systeme zur Ja-Nein-Differenzierung Drucker/ Schreibmaschine Symbolsprachen 3.4. Funktionstraining und Hilfsmittelversorgung Förderung der Selbständigkeit Anstreben maximaler Unabhängigkeit Ergotherapie: Entwicklung und Stärkung der Freude am eigenen Tun> zuerst Dinge des alltäglichen Lebens, später Freizeitgestaltung es gibt hirnorganisch bedingte Grenzen, so dass der Einsatz von Hilfsmitteln notwendig ist Selbsthilfetraining Umgang mit Hilfsmitteln muss gelernt werden Hilfsmittel: Haltungsbewahrung selbständige Fortbewegung Transport Kommunikation Alltagsverrichtung 3.5. Orthopädische Behandlung wenn trotz Physiotherapie Deformitäten drohen oder entstanden sind spezielle Schule Korsetts > bei Skoliose (während der gesamten Wachphase zu tragen) Schalen und Schienen zur Lagerung (während der Nacht zu tragen) Gipsverbände Operationen (Ziele: funktioneller Gewinn, pflegerische Erleichterung und selten: kosmetische Gründe) 3.6. Sport Ziele: physisch: Verbesserung der Bewegungsgeschicklichkeit, Schnelligkeit und Kraft Anregung von Kreislauf und Atmung Erhöhung der Belastbarkeit psychisch: Förderung der Bewegungsfreude, des Leistungswillens, der Selbstbeherrschung und des Selbstwertgefühls Verbesserung des Sozialverhaltens (Rücksichtnahme, Gemeinschaftsgefühl) Möglichkeiten: Reiten Schwimmen evtl. Skifahren usw. 3.7. Medikamentöse Behandlung spielt untergeordnete Rolle in der Behandlung der Cerebralparese, da Regulation von Tonus und Koordination sich nicht medikamentös beeinflussen lassen 3.8. Neurochirurgie sorgfältige Indikationsstellung nicht vor dem Schulalter Besserung, nicht Normalisierung der Bewegungsmöglichkeiten möglich Operation (Erfolge bei starker Spastik und Athetose sind nicht immer von Dauer) 3.9. Umstrittene Behandlungsformen Ultraschallbehandlung des Gehirns Spezialdiäten und Tees Akupunktur Trocken-/ Frischzellen Vibrationsmassage E) EPILEPSIE 1. Allgemeines jeder Mensch kann Krampfanfall erleiden, z.B. durch Sauerstoffmangel oder Vergiftung Bezeichnung „epileptisch“ nur dann, wenn Anfall auf plötzlichen und übermäßigen elektrischen Entladungen von einzelnen Gehirnzellen oder des ganzen Gehirns beruht epileptischer Anfall ist Symptom einer Funktionsstörung des Gehirns und kann viele Ursachen haben bei Anfall entladen sich Nervenzellen mit exzessiv gesteigerter Frequenz und abnormer Synchronie Krampfbereitschaft ist in seiner Ausprägung von der Hirnreifung abhängig 2. Unterscheidung Gelegenheitskrämpfe/ akute epileptische Reaktionen treten nur einmal oder gelegentlich auf haben akute Ursache sind im Kindesalter häufig (vor allem Fieberkrämpfe) mögliche Ursachen: Stoffwechselstörungen(Blutunterzuckerung, Kalkmangel im Blut, Schwangerschaftsvergiftung), Alkohol- und Drogen-Entzugsanfälle bei Suchtkranken, Vergiftungen (Pilze oder Chemikalien), Hirnverletzungen/ -blutungen, Sauerstoffmangel chronische Epilepsie epileptische Anfälle wiederholen sich chronisch Anfall tritt unabhängig von anderer Erkrankung auf und ereignet sich ohne erkennbare äußere Auslösung Abstände zwischen Anfällen können Tage, Wochen oder sogar Jahre betragen psychogene Anfälle keine Hirnfunktionsstörung nachweisbar Vorsicht: bei Diagnose "psychogener Anfall" kann ein echter epileptischer Anfall gekoppelt sein nichtepileptische Anfälle können ebenso beruhen auf kreislaufbedingter Hirndurchblutungsstörung (Ohnmacht) bestimmten Herzanfällen unwiderstehlichem Schlafzwang (narkoleptische Anfälle) abnormem Reflexgeschehen auf plötzliche Wut oder schmerzhaftes erschrecken (kann zu Wutkrampf oder Reflexohnmacht führen) 3. Statistik epileptische Anfälle sind häufiges Symptom 5 % aller Menschen bekommen einmal im Leben epileptischen Anfall nur bei 1 % sind epileptische Anfälle chronisch bei 10 % aller Menschen findet man im EEG erhöhte Neigung zu epileptischen Anfällen Epilepsien können in jedem Alter auftreten, meistens beginnen sie im Kindes- oder Jugendalter aller Epilepsien entwickeln sich bis zum 20. Lebensjahr 4. Ursachen jede Hirnerkrankung kann mit epileptischen Anfällen einher gehen häufigste Ursachen im Kindes- und Jugendalter: pränatale Störung der Hirnentwicklung, Geburtskomplikationen wie z.B. Sauerstoffmangel oder Frühgeburt, Gehirn- oder Hirnhautentzündungen, Stoffwechselstörungen des Organismus, die das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen häufigste Ursachen im Erwachsenenalter: Verletzungen des Gehirns durch Unfälle, Hirntumoren, Gefäßerkrankungen des Gehirns nicht selten liegt ererbte oder erworbene Disposition vor 5. Erscheinungsformen 5.1 Grand-Mal-Anfall Beginn (ca. 10-20 Sekunden): manchmal Aura stöhnen/ schreien, Fall krampfhaft versteifte Muskeln weit aufgerissene, verdrehte Augen verzerrtes Gesicht Stocken der Atmung: bläuliche Verfärbung des Gesichts (Eindruck des Erstickens) Höhepunkt (1-5 Minuten): Ende: heftige, stoßweise Zuckungen der Arme, Beine und Gesichtsmuskeln durch plötzlichen Kieferkrampf kann Zunge oder Wange verletzt werden bei Sturz Gesichts- oder Kopfverletzungen möglich Speichel fließt aus Mundwinkel oder wird durch Zähne gepresst Urin und Kot wird abgegeben tiefe und röchelnde Atmung Schwitzen Unempfindsamkeit gegenüber äußeren Reizen komaähnlicher Zustand, der oft in längeren Nachtschlaf übergeht Status epilepticus Folge von Anfällen, ohne dass sich Betroffener zwischendurch erholen kann oder Anfall, der länger als 15 Minuten dauert Achtung: LEBENSGEFAHR !!!! Möglichkeiten der Soforthilfe einzelner Anfall: keine Eingriffsmöglichkeit Serie von Anfällen: Eingreifen durch Einsatz von Valium-Rektiolen Status epileptikus: Lebensgefahr: Intensivstation 5.2 Absencen plötzliche Bewusstseinspause von 4-30 Sekunden starrer Blick eine Reaktion auf Ruf feine gleichmäßige Bewegungen der Augenlider, des Gesichts oder der Arme 5.3 Blitzkrämpfe/ Blinzelanfälle/ Nickanfälle/ Sturzanfälle Blitzartige Zuckungen durch ganzen Körper oder auf einzelne Körperteile beschränkt 5.4 Fokale Anfälle (einfache elementare Herdanfälle) anfallsartiges Missempfinden oder Zuckungen, die auf einen Körperteil beschränkt sind keine Bewusstseinsstörung 5.5 Komplexe fokale Anfälle (Dämmerattacken/ Psychomotorische Anfälle) Verwirrungszustände mit sinnlosen Bewegungen (z.B. Nesteln, Zucken, Kauen), sinnlosem Reden, unartikulierten Lauten, Veränderungen der Gesichtsfarbe oder Schweißausbrüchen 6. Verlauf milde oder schwere Verlaufsformen manchmal kommt es im Leben nur zu wenigen Krampfanfällen manchmal treten Anfälle nur bei bestimmten Anlässen auf o unregelmäßige Lebensführung mit Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus` o Schlafmangel o übermäßiger Alkoholgenuss o Stress o Einwirkung von Flackerlicht Manchmal schwerer Verlauf oder Verschlimmerung: es drohen Schäden durch Sturzverletzungen, Abbau von geistigen Kräften, Status epilepticus 7. Zusammenhang zwischen Epilepsie und psychischen Störungen Epilepsie verändert NICHT zwangsläufig die Intelligenz und Persönlichkeit nur bei kleinem Teil der Epilepsiekranken kommt es zu Intelligenz- oder Persönlichkeitsveränderungen o häufigste Ursache hierfür ist Hirnschädigung durch die Grundkrankheit o bei häufigen großen Anfällen können infolge des Sauerstoffmangels Nervenzellen geschädigt werden 8. Diagnostik wichtigste Methode ist EEG (Elektroenzephalogramm) bringt direkt nach einem Anfall nichts, da in atonischer Stille keine Gehirnaktivität 9. Therapiemöglichkeiten Epilepsien sind grundsätzlich heilbar o mit Medikamenten können 60 % der Betroffenen von Anfällen befreit werden, weiteren 20 % kann entscheidend geholfen werden Voraussetzungen für erfolgreiche Behandlung o genaue fachärztliche Diagnose (Anfallstyp, Grunderkrankung) o Austesten des richtigen Medikaments in richtiger Dosierung o regelmäßige Medikamenteneinnahme o Behandlungsdauer von mindestens 3 Jahren unter ständiger fachärztlicher Kontrolle o geordnete Lebensführung Herdepilepsien können in manchen Fällen operativ behandelt werden o bei Herden im Schläfenhirn sind Erfolgserlebnisse am häufigsten Drei Hauptaufgaben der Akut-Therapie o Verhindern einer Wiederholung des Anfalls o Unterbrechung eines epileptischen Anfalls, falls dieser zu lange dauert Gelegenheitsanfall (z.B. Fieberkrampf) vorbeugen F) MULTIPLE SKLEROSE 1. Bezeichnung 1.1. "Multiple Sklerose" Multiple = vielfältig Skle = Veränderung der Bindegewebes rose = chronisch Skleros = hart (von Vernarbung) 2. Krankheitsbild entzündliche Krankheit des ZNS mit Übergang in chronischen Zustand an multiplen (mehreren) disseminierten (verstreut liegenden) Stellen des Gehirns und Rückenmarks treten Entzündungsherde (Plaques) auf, die sich später zurückbilden oder als Narben (Sklerose) zurückbleiben (vgl. Neuhofer 1996, 9) das Myelin der Nerven wird angegriffen und zerstört, so dass es zu einer Verlangsamung und später auch zu einer UNterbrechung der Reizweiterleitung kommt Myelin kann nur in sehr frühem Stadium wieder aufgebaut werden Beschwerden sind abhängig vom Ort im Gehirn oder Rückenmark, an dem Entzündungsherde sitzen Beginn: in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr es sind mehr Frauen betroffen 3. Verlauf es sind sehr viele verschiedene Verlaufsformen möglich 3.1 Verlauf in Schüben plötzliches Auftreten der Symptome Schub bildet sich im Frühstadium der Krankheit sehr oft von alleine zurück (Spontanremission) beschwerdefreier Zustand zwischen Schüben kann Jahre dauern manchmal tritt nach dem ersten Schub Stillstand der Krankheit ein 3.2 Chronischer Verlauf Primär chronischer Verlauf schleichender Beginn, der langsam aber stetig zu einer Verschlechterung des Zustands führt bei einem Drittel der MS-Patienten Sekundär chronischer Verlauf zu Beginn schubhaft, dann langsam fortschreitender Verlauf chronischer Verlauf kann durch kleinere Schübe unterbrochen werden 4. Ursachen eigentliche Ursache ist ungeklärt Störung im Immunsystem (im Bereich des Gehirns und Rückenmarks entstehen Immuneiweiskörper, die im Liquor nachgewiesen werden können) 4.1 Faktoren, die für Störungen des Immunsystems verantwortlich sind Vererbung familiäre Häufungen, aber keine nachgewiesene Erbkrankheit Disposition wird vererbt Virale Einflüsse Viren können Auslöser oder Aktivatoren der Krankheit sein häufig können Antikörper gegen verschiedene Viren nachgewiesen werden Slow-Virus-Infektion (verzögert ablaufende, versteckte Virusinfektion) Virusinfektionen führen zu Störungen des körpereigenen Immunsystems, die wiederum für das Auftreten der MS verantwortlich sind Umwelteinflüsse südlich des Mittelmeerraums ist die MS unbekannt Foererinseln = MS am allerhäufigsten Prävalenzrate von 60 auf 100000 Einwohner nördlich des 46. Breitengrads in Europa Erkrankungshäufigkeit nimmt mit Entfernung vom Äquator zu Migrationsstudien o nach Israel wurde nach dessen Gründung die MS-Erkrankungsbereitschaft eingeschleppt 5. Diagnose es gibt keine MS-spezifische Untersuchung 5.1 Häufigste Symptome zu Beginn der Erkrankung schnelle Ermüdung, Kraftlosigkeit Sensibilitätsstörungen Sehstörungen gestörte Muskelkraft (z.B. Stolpern) 5.2 Untersuchungsmethoden Computertomographie (CT) Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie) Überprüfen der Leitfähigkeit der Nervenbahnen -, die Hörbahn und die empfindungsleitenden Nerven untersucht werden Liquoruntersuchung Anamnese Auswertung der Krankheitsgeschichte 6. Symptome 6.1 Sehstörungen Entzündung des Sehnervs o Schleiersehen o Schmerz hinter dem Augapfel o Mosaiksehen (kleine dunkle Lücken im Sehbild) o Gesichtsfeldausfälle Entzündungsherde in den Sehnervkernen im Hirnstamm o Augenmuskellähmungen o Doppelbilder o Schielstellung der Augen o Nystagmus 6.2 Sprach- und Schluckstörungen oft erst im späteren Verlauf der Krankheit treten oft gemeinsam auf Sprachstörungen o verwaschene Sprache o falsche Aussprache eines Wortes o Benutzung des falschen Wortes o abgehackte, stark akzentuierte Sprache Schluckstörungen o Schwierigkeiten beim Essen o Probleme mit dem Speichel ("Verschlucken") 6.3 Sensibilitätsstörungen frühe Symptome Kribbeln taubes Gefühl Temperatursinn (heiße oder kalte Stellen - die Temperatur ist real nicht erhöht/ erniedrigt) Gang wie auf Watte Spinnweben im Gesicht Lhermitte-Zeichen (beim Vorbeugen des Kopfes Gefühl, als ob Stromstöße durch die Gliedmaßen geschickt werden) 6.4 Bewegungsstörungen rasche Ermüdbarkeit später ggf. Fehlstellungen der Hände und Arme Spastik 6.5 Blasen- und Darmstörungen Stressinkontinenz (Blasenentleerung bei plötzlicher Druckänderung im Bauchraum durch Husten, Lachen o.ä.) Urge-Inkontinenz (Blasenentleerung allein durch die Vorstellung, dass die Blase vorsichtshalber entleert werden müßte) Überlaufblase (nur noch tröpfchenweise unkontrollierte Blasenentleerung) verlangsamte Darmtätigkeit 6.6 Koordinationsstörungen anfallsartig auftretender Drehschwindel (Pat. hat das Gefühl, im Karussell zu sitzen) feines bis grobes Zittern, das sich bei besonderer Beachtung verstärkt 6.7 Schmerzen Migräne Spannungskopfschmerz Trigeminusneuralgie Intercostalneuralgie reißende, ziehende Schmerzen an den Beinen herunter 6.8 Psychische Symptome häufig aufgrund von Therapienebenwirkungen Probleme, die auch aus der Verarbeitung und Bewältigung der Krankheit ergeben 7. Skalen bestimmen Grad der Erkrankung (z.B. Bronx-Skala) 0 kein krankhafter Befund 1 unbedeutende Funktionsabweichungen von der Norm 2 leichte Störungen, wie leichte Spastik oder leichte Lähmungserscheinungen 3 mittelschwere Störungen, wie mäßige Ataxie, leichtere Halbseitensymptome Funktionsausfälle, die noch eine Arbeitsfähigkeit ermöglichen, aber dennoch bereits deutlich 4 behindern 5 Dauerarbeitsunfähigkeit, Gehstrecke eingeschränkt auf ca. 500m 6 stark eingeschränkte Gehfähigkeit, nur mit diversen Gehhilfen möglich 7 Pat. ist an Rollstuhl gebunden, kann diesen aber noch selbst beherrschen 8 Pat ist an Bett gebunden, wobei Funktion der Arme noch gegeben ist 9 Pat. ist an Bett gebunden, mit völliger Unfähigkeit der Verrichtung irgendwelcher Dinge 10 Tod infolge der MS-Erkrankung 8. Begleiterscheinungen Gehfähigkeit ist sehr wichtiger Aspekt Begleiterscheinungen sind meistens die Todesursache Berufsunfähigkeit o führt häufig in eine Umfeldisolierung 9. Therapie nach dem heutigen Stand der Forschung ist eine Heilung nicht möglich 9.1 Symptomatische Therapie Erhaltung der Funktionen durch das Bobath-Konzept (früher wurden nur die gesunden Organe gestärkt): o Krankengymnastik o Ergotherapie o Logopädie o neurophysiologische Therapie Plastizität des Gehirns (normalerweise werden max. 30% des Gehirns beansprucht, die restlichen 70% sind Reserve, ersetzen ausgefallene Regionen) 9.2 Medikamentöse Therapie 9.3 Enzymtherapie 9.4 Physiotherapie 9.5 Alternative Therapiemethoden 10. Prognose kann erst 5-6 Jahre nach Diagnosestellung gestellt werden ausschlaggebend sind: o Verlaufsform o Situation des Patienten o Lebensführung o Eigeninitiative ca. 50% der Patienten sind 15 Jahre nach der Diagnosestellung noch voll arbeitsfähig, können sich ohne Hilfe fortbewegen und sind nicht abhängig von der Hilfe anderer (vgl. Neuhofer 1996, 11) G) PROGRESSIVE MUSKELDYSTROPHIE 1. Definition, Verteilung und geschichtliche Entwicklung Definition genetisch bedingte degenerative Erkrankung der Skelettmuskulatur von keiner der verschiedenen Typen ist die Ursache vollumfänglich bekannt Verteilung auf 100.000 Einwohner kommen 10 erkrankte Patienten 2/3 aller Muskeldystrophiepatienten leidet an einer Duchenne Muskeldystrophie 2. Klinische Merkmale progressiver, symmetrischer Muskelschwund, vor allem an Rumpf und den proximalen Gliedmaßen Schwäche und Hypotonie der Muskeln, die später in Atrophie übergeht, Funktionsstörungen sind symmetrisch elektrische Erregbarkeit der Muskelzellen ist abgeschwächt, jedoch keine Störungen in der Funktion von Blase, Mastdarm und Sinneswahrnehmung häufig Pseudohypertrophien ZNS und PNS sind nicht betroffen Verlauf ist meistens über Jahre langsam fortschreitend Eigenreflexe bleiben so lange erhalten, wie genügend Muskelmasse für eine Reflexzuckung vorhanden ist 3. Ätiologie Ätiologie und Pathogenese aller progressiven Muskeldystrophien sind bisher ungeklärt das Fehlen, bzw. eine qualitative Veränderung des Proteins Dystrophin ermöglicht einen fortschreitenden Abbau der Skelettmuskulatur o Dystrophin ist wichtiger Bestandteil der Muskelfasermembran, fehlt es, ist die Membrandurchlässigkeit erhöht, so dass Kreatinkinase (CK) austreten kann (Messung im Blut) o durch das Fehlen des Proteins Dystrophin gelangt außerdem viel Calcium in die Zelle o 5 % aller Muskelfasern sind betroffen o Zellen werden hyperreaktiv exzessive Erhöhung der CK im Blut: 100 bis 300fache Menge (ab dem 3. Lebensjahr langsam abfallend) 4. Früherkennung und Frühberatung beim Typ Duchenne, Typ Becker-Kiener und Typ Emery-Dreifuß: Mütter können Konduktorinnen sein, d.h., dass sie das erkrankte X-Chromosom heterozygot in sich tragen . Unterscheidung: o mögliche Konduktorinnen: Frauen mit einem erkrankten Sohn Frauen mit einem erkrankten Bruder, Neffen oder Onkel in der mütterlichen Linie o wahrscheinliche Konduktorinnen: Frauen mit zwei oder mehr erkrankten Söhnen, in deren mütterlicher Linie alle männlichen Mitglieder gesund sind o sichere Konduktorinnen: Frauen mit einem erkrankten Sohn, in deren mütterlicher Linie mindestens ein erkrankter Mann zu finden ist Frauen mit zwei erkrankten Söhnen, die von verschiedenen Vätern stammen Frauen mit einem erkrankten Sohn und einer Schwester, deren Sohn ebenfalls erkrankt ist bei 5 - 10 % der Konduktorinnen können (wenn auch meistens nur leichte) Symptome einer Muskelerkrankung gefunden werden bei 70 - 80 % der Konduktorinnen ist die CK (Ceratinkinase) erhöht genetische Beratung der Konduktorinnen: bei bestehender Schwangerschaft kann in der 13. bis 15. Woche eine intrauterine Geschlechtsbestimmung vorgenommen werden und bei einem männlichen Fetus kann ein Abbruch noch bis zum 5. Monat vorgenommen werden 5. Klassifikationen der progressiven Muskeldystrophie 5.1 Muskeldystrophie Typ Duchenne Synonyme für den Duchenne-Typ: "bösartiger Typ" "maligne Form" "infantiler Beckengürteltyp" Verbreitung: die Duchenne Muskeldystrophie (DMD) ist die häufigste vererbte Muskeldystrophie des Kindesalters Schwankungen: 1 erkrankter Junge unter 3000 bis 3500 Neugeborenen 1/3 aller erkrankten Jungen sind Opfer einer Neumutation in der BRD gab es 1994 zwischen 1500 und 2000 Menschen mit DMD, es herrscht eine jährliche Zuwachsrate von 160 Patienten in den letzten Jahren ist ein Sinken der Rate zu verzeichnen, die auf die genetische Beratung und die modernerem Pränatalmaßnahmen zurückzuführen ist Verlauf und klinisches Bild: Einteilung in funktionelle Stadien nach VIGNOS 1968: 0. Präklinische Phase Symptomfrei, nur der Serum-CPK-Wert ist erhöht verspätetes Laufen lernen 1. Retardation der motorischen Entwicklung z.B. Stolpern, Hinfallen der Kranke kann weder laufen noch springen rasches Ermüden bei Spaziergängen gehäufte Infekte mit Bronchitis 2. Typische Gehstörung. Treppensteigen nur mit Festhalten am Geländer möglich. Muskelschwäche und -schwund setzen an Becken, Gesäß und Oberschenkeln ein: watschelnder Gang auf Zehenspitzen verstärkte Rückenkrümmung Gower-Manöver (an-sich-hochklettern) Schwierigkeiten beim Treppensteigen Pseudohypertrophien der Waden („Gnomenwaden“), im Gegensatz dazu meist atrophische Oberschenkelmuskulatur 3. Der Kranke kann zwar gehen, doch nicht Treppensteigen. 4. Die Gehfähigkeit ist noch erhalten, doch beim Aufstehen vom Stuhl ist der Patient auf Hilfe angewiesen. mühsames "Watscheln" beginnender Schulter-Arm-Befall Skelett-Deformierungen durch besondere Körperhaltung Hyperlordose, vorgewölbter Bauch, Plattfüße, Beugung in der Hüfte Schwerpunktverlagerung nach vorne 5. Der Kranke geht mit einem Oberschenkelapparat. 6. Er geht im Oberschenkelapparat mit Hilfe. 7. Er vermag zwar im Oberschenkelapparat zu stehen, doch gehen kann er auch mit Hilfe nicht mehr. durch Bewegungsverlust setzen ein: o Kniegelenksversteifung o Spitzfuß Wirbelsäulenverkrümmung Beginn einer Muskel- und Weichteilatrophie Muskeleigenreflexe sind stark abgeschwächt oder ganz aufgehoben 8. Der Kranke sitzt im Rollstuhl und fährt den Wagen. Mit der Hand vermag er kleinere tägliche Verrichtungen zu bewältigen. Beginn der Invalidität die Verrichtungen des täglichen Lebens können noch ohne Hilfe durchgeführt werden auch Muskeln des Schultergürtels und des Rumpfes sind betroffen durch das Sitzen im Rollstuhl werden Kontrakturen von Knie-, Hüft-, Ellenbeugen- und Schultergelenken hervorgerufen, außerdem geht die lumbale Lordose in eine Kyphoskoliose über, dadurch besteht die Gefahr einer respiratorischen Insuffizienz (Funktionsschwäche der Atmung) 9. Er kann im Rollstuhl sitzen, doch er ist in allem auf Hilfe angewiesen. Abstufung: o Hilfsbedürftigkeit im Rollstuhl: Aufrechtes Sitzen ist möglich o Begrenzte Rollstuhlfähigkeit: Sitzen ist nur mit Unterstützung möglich Herabsetzung der Lungenfunktion bei 90 % der Patienten kardiale Mitbeteiligung ein Skoliosewinkel (Skoliose oder Kyphoskoliose) von 40 bis 90° sorgt für Atemschwierigkeiten 10. Der Kranke ist ständig bettlägerig, bedarf maximaler Versorgung. Finalstadium deutlicher Gewichtsverlust krankhafte Schläfrigkeit Hyperkapnie (übermäßige Menge von Kohlensäure im Blut) weniger Sauerstoff kann aufgenommen werden durch Gabe von Sauerstoff hebt man die Spontanatmung auf (Gefahr von Atemstillstand) o Blut versauert häufigste Todesursache: bronchitische pneumonische Infektion oder Tod durch zunehmende Ateminsuffizienz , nur bei 10 % tritt der Tod durch Herzversagen ein Allgemeines zum Verlauf und klinischen Bild: Beginn im 1. bis 2. Lebensjahr ab dem 8. bis 10. Lebensjahr rasch Verschlechterung zwischen 8. und 15. Lebensjahr Gehunfähigkeit zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr Herabsetzung der Lungenfunktion mit Verminderung der Vitalkapazität und Abnahme des exspiratorischen (Exspiration = Ausatmung) und inspiratorischen (Inspiration = Einatmung) Drucks Patienten werden selten älter als 25 Jahre die Reduzierung der Muskelkraft verläuft progrediert linear, d.h. auf Skala von 1 - 10 findet man eine jährliche Muskelkraftverminderung von 0,4 Einheiten im mittleren Stadium manchmal Adipositas (aufgrund der Bewegungseinschränkung und der Medikamente), später starke Abmagerung bei ca. 40 % der Patienten liegt eine genetisch determinierte Intelligenzminderung vor (IQ durchschnittlich 75), die allerdings nicht progredient ist und nicht mit der Schwere der Dystrophie korreliert (die verbale Intelligenz ist stärker betroffen als die praktische Intelligenz) o Patienten mit einer spinalen Muskelatrophie haben einen durchschnittlichen IQ von 113 Das Gowers-Manöver als Gowers-Manöver wird der Vorgang des Aufrichtens aus der Bauchlage bis in den aufrechten Stand bezeichnet Gowers-Manöver eines 7-jährigen Jungen, der an Muskeldystrophie vom Typ Duchenne erkrankt ist (Quelle: Weimann 1994, 33): 5.2 Muskeldystrophie Typ Becker/ Kiener 5.3 Muskeldystrophie Typ Emery/ Dreyfuß 5.4 Muskeldystrophie Typ Leyden/ Möbius (Gliedergürteltyp) 5.5 Muskeldystrophie Typ Landouzy/ Dejerine/ Erb 6. Therapieformen individuell abgestimmte Krakengymnastik (Klopf-Druck-Behandlung und Ganzkörperisometrie ) o Ziel: Erhaltung, Koordination und evtl. Verbesserung noch vorhandener Muskelfunktionen, Kontrakturenprophylaxe medikamentös lassen sich nur die Symptome behandeln sinnvolle Ernährung (wenig Fett, viel Eiweiß, Vitamine und Magnesium) orthopädische Maßnahmen psychische Unterstützung Operationen, um Gehfähigkeit zu verlängern 6.1 Krankengymnastik bei Muskeldystrophie Typ Duchenne (nach Lebensalter) ca. 1 Monat bis 3 Jahre Merkmale Behandlungsziele typische Krankheitszeichen meistens noch nicht sichtbar verminderter Bewegungsdrang Stimulation und gezielte Förderung der Spontanmotorik Kräftigung der gesamten Muskulatur Maßnahmen/ Technik dynamische Übungen zur Muskelarbeit Schwimmen Rollbrett fahren KG nach Bobath Sonstiges übertriebene Bewegungsanregung und zu langes ermüdendes Spielen vermeiden leichte Zudecke Eltern und Lehrer in Übungen einweisen mehrmals täglich, oft und kurz üben ca. 3 bis 6 Jahre Merkmale Krankheits- zeichen ausgeprägt Behandlungsziele Haltungs- und Bewegungsmuster müssen erhalten Maßnahmen/ Technik dynamische Muskelkräftigung Sonstiges evtl. Haltungsturnen in kleinen Gruppen Schwäche der Muskulatur wird deutlich fallen oft hin, können sich schlecht abstützen Gower-Manöver beim Aufstehen bleiben Gewichtskontrolle Kontrollen durch Orthopäden ansonsten gleiche Ziele wie Frühbehandlung Atemtraining Dehnübungen in die täglichen Bewegungen einschieben KG nach Bobath Hilfsmittel Orthesen können notwenig werden Fahrradfahren ca. 6 - 10 Jahre Merkmale deutlich zunehmende Muskelschwäche die meisten werden in dieser Zeit gehunfähig Inaktivitäts- atrophien der Muskulatur Gewichts- zunahme durch verringerten Energieverbrauch Pseudo- hypertophien der Waden zunehmend Kontrakturen Behandlungsziele Ziele der frühen Stadien Erhaltung der Steh- und Gehfähigkeit Umgang mit technischen Hilfen üben Maßnahmen/ Technik statische und dynamische Übungen zur Kräftigung der gesamten Muskulatur richtige Lagerung und Atemschulung immer wichtiger Gangschulung mit Orthesen und Stehübungen Ganzkörper- isometrie nach Teirich und Leube Kontrakturen- behandlung Hilfsmittel Orthesen Schreibhilfen Stehtrainer Rumpfkorsett Rollstuhl Sonstiges ggf. operative Eingriffe auf richtiges Sitzen achten oft Positionswechsel oft aus dem Rollstuhl herausnehmen auf Skoliosen achten ca. 10 Jahre und älter Merkmale gehunfähig aktive Bewegungen langsam und mühevoll rasche Entwicklung von Kontrakturen Atmung wird flacher Behandlungsziele Steh- und Gehfähigkeit mit Hilfsmitteln und das Muskelgleich- gewicht soweit wie möglich erhalten Atemfunktion verbessern Maßnahmen/ Technik siehe vorherige Altersstufe aktive Bewegung tritt in Hintergrund im Vordergrund stehen isometrische Spannungsübungen, um verbleibende Muskelkraft zu erhalten Atemtherapie ist sehr wichtig Hilfsmittel Orthesen elektrische Schreibmaschine Stehtrainer Rumpfkorsett E-Rollstuhl 7. Hilfsmittel spezielle orthopädische Schuhe, um längere Zeit das Stehen und Gehen zu ermöglichen Lagerungsschuhe, um Fußdeformierungen vorzubeugen reziprokes Gehgestell, um Gehen zu erleichtern Sonstiges auf richtigen Sitz im Rollstuhl achten alters- entsprechende Wünsche soweit wie möglich unterstützen Orthesen, z.B. Beinschienen Stehtrainer Rumpfkorsett bei Wirbelsäulendeformierungen zur Lagerung Dekubituskissen und –matratzen, Sitzschale Versorgung mit Rollstuhl, später E-Rollstuhl Schreibmaschine mit Dystrophikertastatur Computer Beatmungsgerät o intermittierende Selbstbeatmung (in individuell einstellbaren Intervallen wird beatmet, so dass sich die Atemmuskulatur erholen kann) o die Einweisung in diese Therapie erfolgt stationär, später kann die Beatmung zu Hause vorgenommen werden o Beatmung über Nasenmaske, Nasen-Mundmaske (nur wenn Nasenmaske allein nicht ausreichenden erfolg zeigt) oder Tracheostoma (nur bei schwerwiegenderen Problemen wie zum Beispiel erhöhter Aspirationsgefahr und Verlust des Hustenreizes) o mit Hilfe dieser Beatmungstechnik leben viele Patienten durchschnittlich 10 Jahre länger als bisher möglich!!!!!!!! 8. Praktische Anleitungen und Hilfen für Eltern, Lehrer und Betreuer auf gut gepolsterte Sitzunterlage achten weiche Lehnen im Rücken Schüler sollte im Rollstuhl gut abgesichert sein viel an die frische Luft gehen auf Ernährung achten passives Bewegen sehr vorsichtig, da Schmerzgrenze sehr schnell erreicht ist ständiges Sitzen im Rollstuhl vermeiden beim Sitzen möglichst abwechselnd Beine hoch lagern Armauflagen, Tischhöheneinstellung Sitzen im Zwischenfersensitz vermeiden nach langem Sitzen in Rückenlage Spannungsübungen durchführen Treppensteigen vermeiden spezielle krankengymnastische Maßnahmen anwenden können so weit wie möglich altersentsprechende Wünsche ermöglichen psychische Unterstützung 9. Literatur Beckmann, R. (1990): Erkrankungen des Nervensystems und der Skelettmuskulatur In: Palitzsch, D.: Pädiatrie – Kinderheilkunde für Studenten und Ärzte. Stuttgart Bekeny, G. (1987): Klinik der Muskelkrankheiten Leipzig Brandt, T./ Dichgans, J./ Diener, H.C. (Hrsg.) (1988): Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen Stuttgart von Bruch, H. (1994): Bewegungsbehinderungen Stuttgart Conze, I. (1989): Krankengymnastik bei Muskelerkrankungen Schrift der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Muskelkrankheiten e.V. Freiburg Jerusalem, F./ Zierz, S. (Hrsg.) (1991): Muskelerkrankungen Stuttgart Ministerium für Kultur, Jugend, Familie und Frauen (1995): Chronisch kranke und behinderte Kindertagesstättenkinder Speyer Mortier, W. (1994): Muskel- und Nervenerkrankungen im Kindesalter Stuttgart Mumenthaler, M. (Hrsg.) (1992): Neuromuskuläre Erkrankungen Stuttgart Sowa, M./ Metzler, N.-H. (Hrsg.) (1989): Der therapeutisch richtige Umgang mit behinderten Menschen Dortmund Weimann, G. (1994): Neuromuskuläre Erkrankungen München H) SCHLAGANFALL 1. Bezeichnungen "Schlaganfall" "Apoplex" (= Hinfallen) "Insult" "apoplektischer Insult" 2. Allgemeines passiert meistens im Bett in den frühen Morgenstunden, lautlos, Pat. wachen gelähmt und evtl. mit einer Sprachstörung auf 200000 bis 250000 Neuerkrankungen pro Jahr in der BRD gravierendes sozialmedizinisches Problem Rehabilitation ist mühsam, langwierig und kostenträchtig 35 % der Pat. können zum Sprechen und Bewegen wiederhergestellt werden (steigert die Lebensqualität) 20 % der wiederhergestellten Pat. werden wieder berufstätig ist eigentlich Erkrankung des höheren Alters, die Altersstufe geht aber zurück o das Durchschnittsalter lag 1980 bei 72 Jahren und 1993 bei 64 Jahren Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind häufigste Todesursache (danach Krebs) Problem: Defizit (durch körperliche, geistige und kommunikative Beeinträchtigung): 80 % werden nicht wieder berufstätig 3. Risikofaktoren Hypertonie Herzerkrankungen Fettstoffwechselstörungen entzündliche Gefäßerkrankungen erbliche Veranlagung Nikotin (zusammen mit Hypertonie sehr gefährlich) Ovulationshemmer + Migräne Alkohol o geringe Mengen wirken gefäßerweiternd o zu viel Alkohol führt zu Arteriosklerose (Gefäßverschluss) Medikamente (vor allem Schmerz- und Schlafmittel) Cholesterin (= Fette; führt zu Arteriosklerose) Diabetes mellitus (führt zu Arteriosklerose) 4. Ursachen Arteriosklerose o Arteriosklerose an den Halsschlagadern ist operativ behandelbar o Ballondilatation Hypertonie embolischer Hirninfarkt 85 % der Ursachen sind unklar 5. Vorboten Schwindel (bis 15 Tage vorher) Schwäche in Arm oder Bein nuscheln (Prophylaxe: Blutdruck, Fettstoffwechsel und CT des Kopfes kontrollieren) 6. Krankheitsbild mehr oder weniger plötzlich einsetzende Funktionsstörung in einer bestimmten Gegend des Gehirns, die durch eine kritische Beeinträchtigung der für die Tätigkeit der Nervenzellen und -bahnen unentbehrlichen Blutzirkulation ausgelöst wurde 7. Medizinische Grundlagen für normale Tätigkeit der Nervenzellen und des Hirngewebes ist ungestörte Blutzufuhr (mit Sauerstoff und Traubenzucker) Voraussetzung Blutversorgung des Gehirns durch paarweise angelegte "innere Karotis-Arterien" (innere Halsschlagadern) und Vertebralarterien (Wirbelsäulenschlagadern) im Gehirn sind sehr viele Verzweigungen zur Versorgung einzelner Gebiete Unterbrechung oder starke Beeinträchtigung einer Arterie oder Zerreißen der Arterie, deshalb Blutung in das Hirngewebe es ist nicht schwer, von Störung einzelner Hirnleistungen auf Ort der Störung zu schließen "dominante Hemisphäre" (95 % aller Menschen sind Rechtshänder, so dass die wichtigsten komplexen Leistungen (z.B. Sprache) auf der linken Gehirnseite liegen Durchblutungsstörungen im Versorgungsbereich der Karotiden: o "Karotisinsuffiziens" Hemiplegie der gegenüberliegenden Körperhälfte Muskeln des Gesichtsbereiches und des Arms sind stärker betroffen, als die des Beins aus passiver Beweglichkeit der gelähmten Gliedmaßen wird Spastik Lähmung des Gesichts: vor allem mimische Muskeln des Mundes und der Wange Augenmuskeln nicht betroffen (ABER: in frischem Stadium des Schlaganfalls Blickrichtung schräg nach oben zur Kopfseite in der Schlaganfall auftrat) auch nach längerer Reha-Zeit bleiben Feinbewegungen der Finger und Hand gestört Störung der Körperempfindungen (in der gegenüberliegenden Körperhälfte) Sehstörungen möglicher Ausfall des Gesichtsfeldes auf gegenüberliegender Seite ("homonyme Hemianopsie") Störung der Sprache, der Sprachbildung und des Sprachverständnisses, des Rechnens, Lesens, Schreibens "Aphasie" Störung der Erkennung von Sinnes- und Körperwahrnehmungen "Agnosie"(visuelle A. = Gesehenes wird nicht erkannt, akustische A. = bekannte Lautsignale werden nicht erkannt, Stereoagnosie = räumliches Erkennen ist nicht mehr vorhanden) Ungeschickte Durchführung praktischer Bewegungsabläufe trotz fehlender Lähmung selten epileptische Anfälle o Durchblutungsstörungen im Versorgungsbereich der Vertebralarterien Schwindel, unbestimmt oder als Drehschwindel Gleichgewichtsstörungen (Ataxie) Sehstörungen in Form von: Verschwommensehen Doppeltsehen Verlust des Gesichtsfeldes (fast immer einseitig) Lähmung der Körpermuskulatur (ein- oder beidseitig) Empfindungsstörung einer Gesichts- oder Körperhälfte Schluckstörungen unscharfe Sprache Ausfälle mit plötzlichem Bewusstseinsverlust und/oder Verlust der Körperkontrolle 8. Behandlung Verbesserung der Blutfließgeschwindigkeit Hypertonieeinstellung Rehabilitation von der 1. Stunde an (KG, Ergotherapie, Sprachtherapie) neurologische Abteilung + internistische Betreuung I. SPINA BIFIDA 1.1 Definition spina = lateinischer Begriff für den hinteren Dornfortsatz des Wirbelkörpers bifida = zweigeteilt 1.2 Entstehung und Ursachen Bildung des Rückenmarks verläuft innerhalb der ersten Phase der Schwangerschaft über mehrere Etappen: a) Zuerst bildet sich Neuralplatte (siehe Abbildung 1 a) b) die sich daraufhin in sogenannte Neuralrinne (siehe Abbildung 1 b) verändert c) und schließlich bis zur 4. Schwangerschaftswoche zu einem Neuralrohr (siehe Abbildung 1 c) wird. schließt sich das Neuralrohr nicht vollständig, so bleiben Wirbelkörper offen und es bildet sich eine Spina bifida 1.3 Meningocele einfachere Form der Spina bifida Häute um das Rückenmark (Meningen) sind durch den Druck des Hirnwassers vorgestülpt und bilden Blase (siehe Abbildung 2) Blase (Cele) kann operativ entfernt werden in den meisten Fällen bleiben keine Behinderungen zurück 1.4 Myelomeningocele schwerere Form der Spina bifida Rückenmark (Myelon) liegt offen und Hirnwasser kann ausfließen (siehe Abbildung 3) Nervenstränge werden geschädigt operativer Verschluss ist erste Maßnahme, Wiederherstellung der Nervenfunktionen ist jedoch nicht möglich es resultieren Bewegungsstörungen der unteren Extremitäten bis hin zur Querschnittlähmung in betroffenen Extremitäten ist kein Gefühl und die Steuerung von Blase und Mastdarm sind beeinträchtigt Formen der Myelomeningocele drei mögliche Formen der Myelomeningocele, die sich auf die Lage der cele beziehen o Cele im Halswirbelbereich: cervikale Lähmungen (sehr selten) o Cele im Brustwirbelbereich: thorakale Lähmungen o Cele im Lendenwirbelbereich: lumbale Lähmungen o Cele im Kreuzbeinbereich: sakralen Lähmungen. Thorakale Lähmungen komplette Querschnittlähmung schlaffe Beine liegen in "Froschhaltung" häufig Kyphose im Lendenwirbelbereich (Hilfsmittel: Stützmieder, kann später operativ korrigiert werden) Krankengymnastik sollte frühzeitig einsetzen, um Beweglichkeit zu fördern Stütz- oder Gehapparat ermöglichen Stehen und teilweise auch Gehen meistens Rollstuhlabhängigkeit Lumbale Lähmungen Ungleichgewicht der Muskeln im Hüftbereich, woraus Hüft-Fehlstellungen resultieren operative Muskeltransplantationen und Richten der Hüfte sind manchmal notwendig nach OP ist teilweise selbständiges Gehen mit Hilfsmitteln möglich Sakrale Lähmungen vor allem Behinderung der Füße Fußfehlstellungen können durch orthopädische Maßnahmen korrigiert werden, teilweise ist OP notwendig 2. Hydrocephalus 2.1 Definition Hydrocephalus = "Wasserkopf" meint eine Störung des Hirnwasserkreislaufs 50% aller Menschen mit Hydrocephalus weisen zusätzlich eine Spina bifida auf 75% aller Menschen mit Spina bifida weisen zusätzlich einen Hydrocephalus auf 2.2 Entstehung entsteht durch einen Überdruck im Kopf, der wiederum aus einer gestörten Regulierung des Gehirnwasserkreislaufs resultiert Gehirn und Rückenmark werden von Liquor (Gehirnwasser umspült, welches das Nervengewebe gegen Erschütterungen schützt ein gestörter Abfluss des Gehirnwassers führt zu einer Ausweitung der inneren Hirnhohlräume, so dass das Gehirn zusammengedrückt wird tritt Hydrocephalus pränatal oder beim Säugling auf, so ist der Schädel noch nicht gefestigt und es kann zu Schädelverformungen (vergrößerter Kopfumfang) kommen 2.3 Ursachen Gehirnblutungen während der Geburt Entzündungen, wie zum Beispiel Hirnhautentzündung Blutungen nach der geburt Virusinfektion der Mutter während der Schwangerschaft (z.B. Röteln, Toxoplasmose) Keimschädigung bei den Eltern Tumore Begleiterscheinung bei Spina bifida 2.4 Symptome Symptomatik beim Neugeborenen Abweichen des Kopfumfangs Verbreiterung der Schädelnähte Vergrößerung und Vorwölbung der großen Fontanelle Abzeichnung der Venen am Schädel Hervortreten der Augäpfel mit nach unten kippenden Pupillen, die teilweise durch das untere Lid verdeckt sind (Sonnenuntergangsphänomen) allgemein verzögerte Entwicklung Teilnahmslosigkeit, Erschöpfung, Unbeweglichkeit 2.5 Maßnahmen Ventil reguliert Druck des Gehirnwassers und verhindert einen Rückfluss überschüssiges Gehirnwasser aus einer Hirnseitenkammer wird über einen Schlauch o entweder über die Halsvene in den rechten Vorhof des Herzens (atrialer Shunt) o oder unter der Haut entlang in die Bauchhöhle (peritonealer Shunt) Ventil muss ständig überwacht werden typische Zeichen einer Krise: Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Schielen, schiefe Kopfhaltung, Nackensteife 3. Urologische Besonderheiten 3.1 Formen komplett inkontinente Blase mit schlaffem Schließmuskel und schlaffem Blasenmuskel o sog. Durchlaufblase o stellt keine Gefahr für oberen Harntrakt dar komplett inkontinente Blase mit spastischem Schließmuskel o sog. Überlaufblase o große Gefahr für die Nieren o ständiger Druck auf Harnleiter führt zu Rückfluss des Urins in die Nieren und zu Ausstülpungen der Blasenwand nach außen (Pseudodivertikel) o es treten wiederkehrende Harnwegsinfekte auf, die auf Dauer die Nieren und ihre Funktionen schädigen 3.2 Untersuchungmethoden Sonographie der Nieren o Bestimmung der Nierengröße (Wachstumsbeobachtung) o Bestimmung der Restharnmenge Miktionscysturogramm o Bestimmung der Blasenkapazität o Überprüfung des Urin-Rückflusses in die Harnleiter o Möglichkeit der Blasenentleerung o Bestimmung des Restharns o Beschaffenheit der Blasenwandmuskulatur o Betrachtung der Harnröhre radiologische Untersuchung der Nieren o Zustand der Nieren o Nierenfunktion o Abflussverhältnis in den Harnleitern Urodynamik o Druckmessung der Blase während Füllung und Entleerung o Bestimmung des Harnflusses und der Harnmenge o Innervierung des Beckenbodens und des Blasenschließmuskels regelmäßige Untersuchung des Urins o Bestätigung oder Ausschluss von Harnwegsinfekten Isotopennephrographie o Bestimmung der Nierenfunktion 3.3 Therapie bei Durchlaufblase künstlicher Verschluss des Schließmuskels Katheterisierung bei spastischen Blasenmuskeln Blasenvergrößerung und Einbau eines künstlichen Schließmuskels bei Überlaufblase System der Einmalkatheterisierung 1. Einleitung Einleitend zur Thematik des Lernens und Denkens scheint es notwendig, einige Definitionen festzulegen, damit innerhalb dieser Arbeit Klarheit bezüglich der zugrunde liegenden Fachausdrücke herrscht. Nach Lauth und Holtz (1993) kann man zuerst die Lernstörungen im weitesten Sinne, also die Störungen von Lernen oder Lernprozessen, von den Lernstörungen im engeren Sinne, also den Störungen der Lernfähigkeit, unterscheiden. Unter Lernfähigkeit versteht man die Fähigkeit, die interne Organisation von Wissen und informationsverarbeitenden Strategien effektiv auf Problemsituationen anzuwenden (vgl. Lauth/ Holtz 1993). Im pädagogischen Kontext dagegen verwendet man die begriffe Lernstörung und Lernbehinderung für unterschiedlich schwerwiegende, umfängliche und langandauernde Beeinträchtigungen des Lernens (vgl. Lauth/ Holtz 1993). Zuletzt soll noch auf zwei unterschiedliche Formen der Lern- bzw. Denkstörung eingegangen werden, die sich grundlegend voneinander unterscheiden. Die passager-thematisch umschriebenen Störungen beschreiben eine Aneignungsbeeinträchtigung, die nur bestimmte, isolierte Lernbereiche betrifft und die Möglichkeit einer spontanen oder interventionsbezogenen Verbesserung oder Aufhebung bereithält. Dagegen ist bei Kindern mit persistierend-allgemeinen Störungen die Lernfähigkeit allgemein beeinträchtigt. Eine Form dieser Störung ist die Lernbehinderung, die eine umfängliche und langandauernde Lernbeeinträchtigung umschreibt, die durch deutlich von der Altersnorm abweichende Schulleistungen, eine allgemeine Entwicklungsverzögerung und ein Versagen der besonderen Lernhilfen innerhalb der Regelschule gekennzeichnet ist (vgl. Lauth/ Holtz 1993). 2. Störungsmodelle für Lernstörungen Für die Entstehung der Lernbehinderung wurden im Laufe der Zeit verschiedene Erklärungsmodelle entwickelt, die an dieser Stelle kurz dargestellt werden sollen. Die neurophysiologischen Störungsmodelle, deren bekanntester Vertreter die Annahme der minimalen Hirnschädigung ist, führten Lernstörungen vor allem auf Schädigungen des zentralen Nervensystems und die damit einhergehenden perzeptumotorischen Defizite zurück. Aber auch andere ätiologische Faktoren, wie z.B. prä-, peri- oder postnatale Mangelernährung oder genetische Dispositionen wurden in diese Überlegungen mit einbezogen. Ab Mitte der 60er Jahre wurden dann zunehmend Annahmen über die Unreife verschiedener Komponenten des zentralen Nervensystems und über eine verzögerte Reifung der linken Gehirnhälfte angestellt. Diese Entwicklungsverzögerungs-Modelle übertönten ab Ende der 60er Jahre die neurophysiologischen Modelle und wurden zur allgemein anerkannten Ansicht. Ab dem Anfang der 70er Jahre begann man mit der Unterscheidung zwischen strukturellen Merkmalen des Gedächtnisses und Informationsverarbeitungsprozessen. Während in den frühen Informationsverarbeitungs-Modellen ausschließlich strukturelle Störungen des Informationsverarbeitungssystems für eine Lernstörung verantwortlich gemacht wurden, erkannte man später die gestörten Verarbeitungsprozesse als eigentliche Ursache. Diese Modelle sind bis heute anerkannt und geben den Orientierungsrahmen für Interventionsmaßnahmen. Die defizitären Verarbeitungsprozesse wirken sich bei Kindern negativ auf die spontane Produktion strategischer Gedächtnisaktivitäten, die flexible und reflexive Lernüberwachung und –regulation, das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Gedächtnisses und die Grundgeschwindigkeit der Informationsverarbeitungsprozesse aus. Diesen Modellen liegen spezielle Grundvorstellungen zugrunde, die an dieser Stelle kurz dargestellt werden sollen. Die erste Grundannahme ist die, dass das menschliche Verarbeitungssystem die sensorisch wahrgenommenen Informationen zuerst verschiedenen Transformationen und Operationen unterwirft, bevor sie dauerhaft im Gedächtnis verfügbar sind. Strukturelle Komponenten des Gedächtnisses sind vor allem die sensorischen Register, in denen die aufgenommenen sinnlichen Reize gespeichert werden, der Kurzzeitspeicher, der aufgrund seiner begrenzten Kapazität Informationen nur für kurze Zeit speichern kann und der Langzeitspeicher, der sich durch eine unbegrenzte Kapazität auszeichnet und Informationen überdauernd verfügbar hält. Eine Erweiterung des Modells erwies sich hinsichtlich der möglichen Interventionsschritte als vorteilhaft. man ordnete Informationsverarbeitungsprozessen eine höhere Prozessebene zu, die sie Überwachung und Steuerung der kognitiven Verarbeitung übernimmt. Darüber hinaus ist ein Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Informationsverarbeitungssystems notwendig. Diese Modellerweiterung beschäftigte sich demnach mit der Metakognition, die sich aus den beiden beschriebenen Elementen zusammensetzt. (vgl. Hasselhorn/ Mähler 1990) 3. Bedingungsanalytische Komponenten von Lernstörungen 3.1 Strategisch-metakognitive Defizite Metakognitive Verarbeitungsprozesse, also die Überwachung und Bewertung der Aufgabenlösungen beinhalten folgende Arbeitsbereiche: 1. Erkennen des Problems, 2. Auswählen grundlegender Komponenten, 3. Auswählen von Strategien, 4. Aktivieren der Wissensbasis, 5. Bereitstellen der Ressourcen, 6. Überwachung der Strategien und 6. Bewertung der Aufgabenlösung (vgl. Lauth/ Holtz 1993). Schüler mit Lernstörungen nutzen in der Regel Strategien der Informationsentnahme und – verarbeitung, der Handlungsorganisation, der verbalen Handlungsregulation und der Handlungskontrolle nicht bzw. in nicht ausreichendem Maße (vgl. Lauth 1993). Darüber hinaus beschreiben Lauth und Holtz (1993), dass Kinder mit Lernstörungen weniger Zeit auf die aktive Verarbeitung der Aufgabenstellung verwenden, vorhandenes Wissen nur in geringem Maße abfragen, weniger handlungsbegleitende Kontrolle über ihre Lerntätigkeiten ausüben, weniger auf übergeordnete, regelhafte Vorgehensweisen zurückgreifen und sich letztlich weniger Rechenschaft über den zurückgelegten Lernweg und die erreichten Lernergebnisse geben (vgl. Lauth/ Holtz 1993). Bereits geringe, aber zielgerichtete Hilfen auf der Komponenten- und Strategieebene können zur Verbesserung der Lerntätigkeit und somit zu weitreichenden Leistungsverbesserungen führen. 3.2 Defizitäre Grundfertigkeiten Basisfertigkeiten, die ein Kind beherrschen sollte, um ein gewisses Lernniveau erreichen zu können, sind z.B. das genaue hinsehen oder zuhören können, der systematische Vergleich von akustischen und visuellen reizen, die Unterscheidung von Wesentlichem und Unwesentlichem und das verfügen über grundlegende Rechenoperationen und elementare Lesefertigkeiten. Sind eben diese Basisfertigkeiten nicht angemessen ausgebildet, so kommt es zu Beeinträchtigungen der Informationsaufnahme und – verarbeitung. Die Aufmerksamkeit eines Schülers mit Lernbeeinträchtigung und unzureichenden Basisfertigkeiten liegt vor allem in den Details seiner Handlung und kann dadurch nicht auf die metakognitive Ebene gelangen (vgl. Lauth 1993). 3.3 Defizite auf der Wissensbasis Die Wissensbasis eines jeden Menschen setzt sich aus dem deklarativen Wissen und der spezifischen sowie der allgemeinen Lernbasis zusammen. Innerhalb der spezifischen Lernbasis (hierzu zählt auch das bereichsspezifische Wissen) kann eine Lernhierarchie verzeichnet werden: die rangniedrigeren Kenntnisse stellen die Voraussetzung für nachfolgende Lernprozesse dar. Die allgemeine Lernbasis schließt bestimmte Basisbereiche mit ein, hierzu zählen unter anderem die Sprachkompetenz, das Arbeitsgedächtnis (System kurzfristiger Informationsspeicherung und –bearbeitung), Verstehensleistungen und die Gesamtentwicklung des Individuums. Unter dem Begriff deklaratives Wissen versteht man das Wissen über das eigene kognitive System und über Lernhandlungen. Dieses scheint bei Schülern mit Lernstörungen nur unzureichend entwickelt zu sein, dieses betrifft besonders das Generalisierungsvermögen der Schüler (vgl. Lauth/ Holtz 1993). 3.4 Emotionale und motivationale Aspekte von Lernhandlungen Sehr häufig erleben Kinder mit Lernstörungen in der Schule und auch innerhalb ihres sozialen Umfelds Misserfolge, die sich negativ auf ihr Begabungsselbstbild, ihre Motivation, Anspruchsniveausetzungen und Motivorientierungen auswirken können. Dadurch entwickeln diese Kinder Meidungsstrategien, zu denen auch expansive Verhaltensweisen oder ein ängstlich-regressives Verhalten zählen können. Dadurch können die weitreichenden Überschneidungen zwischen Lern- und Verhaltensstörungen erklärt werden. 3.5 Familiäre Bedingungen des Lernens Lernstörungen können durch ungünstige familiäre Bedingungen, wie z.B. das Fehlen adäquater Anregungen und Unterstützungen stark begünstigt werden. Eine Förderung erfolgreichen schulischen Lernens dagegen kann nur durch die Propagierung angemessen hoher Leistungsziele, durch die Wertschätzung schulischer Leistungen, durch Anregung und Gewährung von Selbständigkeit und durch elterliche Unterstützung des Kindes in schulischen Belangen erfolgen. 3.6 Schulische Bedingungen des Lernens Selbstverständlich stellt die Schule einen sehr großen, wenn nicht sogar den größten Bedingungsfaktor für das Lernen dar. Es empfiehlt sich, auch im Hinblick auf die Förderung des Generalisierungsvermögens der Kinder, eine möglichst eigenständige Planung der Lernumwelten und Lerngelegenheiten für die Schüler anzubahnen. Didaktische und pädagogische Möglichkeiten sind die Entwicklung von Strategien zur Informationsgewinnung und von Lösungsstrategien, das Gewährleisten einer aktiven Informationssuche statt einer Wissensübernahme, das Zulassen von alternativen Wegen und Zielen und die Verdeutlichung der Bedeutung des Lernens und der Lerninhalte für die konkrete Lebenssituation der Schüler. 4. Interventionsmaßnahmen 4.1 Das Reciprocal-Training nach Brown und Palincsar Das Reciprocal-Training nach Brown und Palincsar ist ein Förderprogramm für Schulkinder und Jugendliche, das auf wechselseitigen Lehr-Lern-Schritten basiert. Es wurde ursprünglich ausschließlich zum Aufbau von Textlernkompetenzen entwickelt, wurde aber mittlerweile auch auf das mathematische Denken im Grundschulalter und das Verstehen akustischer Information bei Schulanfängern ausgeweitet. Die grundlegenden Interventionsziele sind die Förderung des Leseverständnisses und der selbständigen Verstehenskontrolle, sie sollen über die Vermittlung bestimmter strategischer Kompetenzen, wie das Zusammenfassen wesentlicher Inhalte, das Formulieren verstehensbezogener Fragen an den Text, die Vorhersage weiterer Textinhalte und das Klären von Mehrdeutigkeiten, erreicht werden. Den theoretischen Hintergrund der Theorie bilden vier Hauptaspekte, auf denen die Interventionsmaßnahme beruht: die exekutive Metakognition, die Theorie der Zone der nächsten Entwicklung, die Anleitung durch Experten und das entdeckende Lernen (vgl. Hasselhorn/ Mähler 1990). Die exekutive Metakognition beinhaltet die Prozesse, anhand derer eine Person ihre eigenen Lernprozesse überwacht, steuert, koordiniert und abschließend bewertet. Ein optimales Lernen kann demnach nur durch das Training dieser Komponente erreicht werden. Kompetenzen dieses Bereichs sind zum Beispiel Analyseprozesse zur Identifizierung der Anforderungen und Ziele einer Lernaufgabe, Planungsprozesse zur Entscheidung über den Einsatz einer bestimmten Behaltensstrategie, Überwachungsprozesse zur Kontrolle der Ausführung und Effektivität einer eingesetzten Strategie und Bewertungsprozesse zur Beurteilung des Ergebnisses des Lernprozesses und zur Initiierung der Planung erneuter Lernaktivitäten bei unzufriedenem Erfolg. Die Theorie der Zone der nächsten Entwicklung wurde bereits in den 20er und 30er Jahren entwickelt. Der Pädagoge oder Therapeut hat die Aufgabe, die Differenz zwischen dem aktuellen und dem potentiellen Entwicklungsniveau zu berechnen und somit durch die Distanz die Zone der nächsten Entwicklung zu berechnen. Die Anleitung durch Experten ist die dritte Grundannahme der Intervention nach Brown und Palincsar. Man geht davon aus, dass eine besonders günstige Lernsituation nur dann entstehen kann, wenn der Experte (Lehrer, Therapeut o.ä.) einen unterstützenden Kontext realisiert, in dem die zu trainierende Person schrittweise die relevanten Fertigkeiten erwerben kann (vgl. Hasselhorn/ Mähler 1990). Hierbei muss der Experte bestimmte Instruktionsprinzipien befolgen. Während er die Verstehensaktivitäten demonstriert, stellt er die zugrunde liegenden Prozesse klar und konkret dar. Die Modellierung der relevanten Aktivitäten sollte in möglichst angemessenen inhaltlichen Kontexten erfolgen. Darüber hinaus werden die Trainingsteilnehmer ausführlich über die Notwendigkeit, die Möglichkeiten und die Grenzen der Strategie informiert, wobei auch der eigene Nutzen besonders deutlich werden muss. Während eine baldige Eigenverantwortlichkeit der Schüler für die Ausführung der strategischen Aktivitäten angestrebt werden sollte, dürfen sich die Rückmeldungen des Trainers immer nur am aktuellen Kompetenzniveau des Schülers orientieren. Das entdeckende Lernen stellt die didaktisch ausgearbeitete Gruppenvariante der Anleitung durch Experten dar. Vom Schüler wird verlangt, dass er selbständig Konzepte und Lösungswege entwickelt und ausfindig macht, während er vom Lehrer lediglich Hilfestellungen bekommt. Diese Interventionsmaßnahme wird in ca. 20 Trainingssitzungen von je ca. 25 Minuten Dauer abgehalten. Für die Therapie empfehlen sich kleine Gruppen, jedoch kann auch im Schulalltag im Klassenverband von bis zu 20 Schülern trainiert werden. Das Trainingsmaterial besteht aus einer Sammlung von 100 Textabschnitten von ca. 400 Wörtern. 4.2 Das Programm von Lauth zur Vermittlung kognitiver Fertigkeiten Das Trainingsprogramm von Lauth geht von einer differenzierten Theorie der kognitiven Retardierung aus und beruht im Wesentlichen auf den drei theoretischen Konzepten der Handlungstheorie, der kognitionspsychologischen Ansätze zur Beschreibung des Verhaltens anhand defizitärer Problemlösefertigkeiten und der instruktionstheoretischen Grundlagen der verbalen Selbstinstruktion. Der Handlungstheorie zufolge läuft alles menschliche Handeln zielbezogen und bewusst ab und lässt sich in übergeordnete (allgemeine Handlungselemente, die Aufmerksamkeit erfordern) und untergeordnete Handlungen (Automatismen) untergliedern. Ein pädagogisches Ziel kann demnach die Automatisierung übergeordneter Handlungen sein, die zu den Basisfertigkeiten gezählt werden oder das Bewusst machen untergeordneter (automatisierter) Handlungen. Aus kognitionspsychologischer Sicht benötigt der Mensch für das Problemlösen als eine Form erfolgreichen Handelns die Instanz der Informationsspeicherung und außerdem die der Informationsverarbeitung. Auf der Grundlage der verbalen Selbstinstruktion können drei Vermittlungselemente eingesetzt werden, das kognitive Modellieren, die Anleitung zur verbalen Handlungsregulation und die Bearbeitung divergenter Anforderungen innerhalb des Trainings. Die praktische Vorgehensweise dieses Trainingsprogramms orientiert sich an der Comic-Figur des Daniel Düsentrieb (Erfinder). Es existieren zahlreiche Signalkarten, die jeweils eine Handlungsstrategie mit Hilfe dieser Figur darstellen und die die Kinder nachahmen sollen. Darüber hinaus wird die Methode der verbalen Selbstinstruktion verfolgt. Zuerst demonstriert der Lehrer den Verlauf einer Problemlösung mit den Schritten: Definition des Problems, Annäherung, affektives Bewältigungsverhalten, inhaltsspezifische Lösungsschritte, Prüfprozesse und Kompetenzzuschreibung. Anschließend leitet der Lehrer das handelnde Kind verbal bei der Problemlösung an und im weiteren Verlauf übernimmt das Kind die Instruktion selbst und blendet diese langsam aus, so dass sie nur noch gedanklich stattfindet. Das Training findet in Gruppen zu drei bis vier Kindern oder als Einzeltraining statt. Jede der ungefähr 8 Sitzungen sollte zwischen 30 und 60 Minuten Dauer haben. Lauth beschreibt in seinem Programm eine bestimmte Vorgehensweise, die in jeder Sitzung durchgehalten werden soll. Zu Beginn Stunde erhalten die Kinder allgemeine Erläuterungen zum Inhalt der Sitzung und werden zu einer Diskussion bezüglich des Sinns des Trainings und der eingeführten Handlungsstrategien angeregt. Daran anschließend erfolgt die beispielhafte Demonstration durch den Trainer, die in eine Übungsphase für die Kinder übergehen soll. Den Abschluss jeder Sitzung sollte eine Spielphase bilden, die die Kinder selbst gestalten dürfen. 5. Literatur Hasselhorn, Marcus/ Mähler, Claudia (1993): Möglichkeiten und Grenzen der Beeinflußbarkeit des Lern- und Gedächtnisverhaltens von Kindern. In: Klauer, Karl Josef (Hrsg.): Kognitives Training. Göttingen, Berlin, Toronto, Seattle: Hogrefe Hasselhorn, Marcus/ Mähler, Claudia (1990): Lernkompetenzförderung bei lernbehinderten Kindern: Grundlagen und Beispiele metakognitiver Ansätze. In: Heilpädagogische Forschung 1, 2-13 Klauer, Karl Josef und Lauth, Gerhard W. (1996): Lernbehinderungen und Leistungsschwierigkeiten bei Schülern. In: Weinert, Franz E. (Hrsg.): Psychologie des Unterrichts und der Schule. Göttingen, Berlin, Toronto, Seattle: Hogrefe Lauth, Gerhard W. (1993): Konzeption und Evaluation eines Trainings metakognitiver Kompetenzen bei kognitiver Retardierung. In: Klauer, Karl Josef (Hrsg.): Kognitives Training. Göttingen, Berlin, Toronto, Seattle: Hogrefe Lauth, Gerhard W./ Holtz, Karl-Ludwig (1993): Lernstörungen. In: Steinhausen, Hans-Christoph/ Aster, Michael von (Hrsg.): Handbuch Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin bei Kindern und Jugendlichen Sydow, Hubert (1993): Zum Training kognitiver Operationen im Vorschulalter. In: Klauer, Karl Josef (Hrsg.): Kognitives Training. Göttingen, Berlin, Toronto, Seattle: Hogrefe Blindheit Blindheit bezeichnet die Einschränkung der Sehfähigkeit auf unter 2%, die Einschränkung des Gesichtsfeldes auf 5 Grad oder den kompletten Verlust der Sehfähigkeit. Nicht zur Blindheit gehören die Farbblindheit und die Nachtblindheit. Diese Krankheitsfelder werden der Kategorie Sehbehinderungen zugeordnet. Im wesentlichen unterscheidet man zwei Ursachengruppen für Blindheit: angeborene Blindheit: diese kann verursacht sein durch: fehlende Elemente des Sehapparates fehlende Verbindung zwischen Auge und Gehirn unerkannte Erkrankungen wie z.B. der angeboren grüne Star genetische Veranlagungen, die im Laufe der Zeit zur Erblindung führen können 2) erworbene Blindheit Ursachen dafür können sein: der graue Star (die alterungsbedingte Trübung der Linse) – dies ist die häufigste Ursache für erworbene Blindheit Altersblindheit bedingt durch Diabetes oder altersbedingte Makuladegeneration, kurz AMD Langanhaltender, unbehandelter Bluthochdruck Embolien in den versorgenden Blutgefäßen Verletzungen (Amaurose) Die von Louis Braille entwickelte Blindenschrift (die sg. Brailleschrift) ermöglicht blinden Menschen das Lesen und Schreiben von Texten. Das Schreiben von Texten ist z.B. mit der Blindenschreibmaschine möglich, welche bereits 1899 erfunden wurde. Heute gibt es auch Braille-Drucker für den PC. Viele Zeitschriften (auch Hörzeitschriften) werden durch Blindenbüchereien oder gemeinnützige Vereine vertrieben. Aber auch die immer mehr aufkommenden Hörbücher ermöglichen blinden Menschen einen weiteren Zugang zur Literatur. In vielen bekannten Bauwerken werden auch Modelle zum taktilen Erleben aufgestellt. Auf Bahnhöfen werden die Bahnsteige mit speziellen Einkerbungen – sog. Leitlinien – versehen, die den Blinden ermöglichen, sich dort zurecht zu finden. Das jüngste Medium für Blinde heißt DAISY. DAISY ist der Name eines weltweiten Standards für navigierbare, zugängliche Multimedia-Dokumente. Die Abkürzung steht für „DigitalAccessible Information System“. Im Frühjahr 2004 wurde die DAISY-CD im deutschsprachigen Raum eingeführt, welche die veraltete Kompaktkassette bald ersetzen soll. Nachdem Kinder bekanntlich viel leichter neues lernen als Erwachsene, ist es für sie um einiges leichter mit einer angeborenen oder erworbenen Blindheit umzugehen und diese zu akzeptieren, als dies für die dazugehörigen Eltern der Fall ist. Es gibt in Österreich sehr gute Einrichtungen die uns helfen können, mit dieser Behinderung zu leben – ob als direkt Betroffene oder als Angehörige. Entsprechende Links zu helfenden Organisationen erfahren Sie unter dem Punkt Links, Literatur und Downloads – oder Sie wenden sich direkt an die Redaktion. Zum Abschluss hier noch ein paar Merkmale zur Früherkennung von Sehbeeinträchtigungen bei Kindern: Äußerungen des Kindes über Sehbeschwerden allgemeine körperliche Hinweise wie Albinismus (weiße Haarfarbe) Organauffälligkeiten wie Rötungen, Absonderungen, Augenzittern, Blickauffälligkeiten wie scheinbares Vorbeisehen an einem fixierten Objekt, keinen Blickkontakt aufnehmen können, Zusammenkneifen der Augen, "verschlafener Blick", erfolgloses Sehverhalten mit Auswirkungen wie Anstoßen, Stolpern, Danebengreifen abweichendes Sehverhalten, zum Beispiel "mit der Nase sehen", schiefe Kopfhaltung beim Sehen erhöhte Blendungsempfindlichkeit Anzeichen von Angst vor oder während Leistungsanforderungen, die die Lösung von Sehaufgaben voraussetzen Gehörlosigkeit Der Begriff Gehörlosigkeit bezeichnet das vollständige oder weitgehende Fehlen des Gehörs bei Menschen. Der Begriff wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderst zunehmend im deutschen Sprachraum synonym oder anstelle von Taubheit verwendet. Von Taubheit wird dann gesprochen, wenn die betroffene Person keine akustische Wahrnehmung mehr hat. Taubheit kann nur auf einem Ohr oder beidseitig – auf beiden Ohren vorkommen. Medizinisch gesehen hat ca. 98 % aller Gehörlosen ein Restgehör. Wer dies nicht hat, ist taub. Angeborene Taubheit kann entweder vorgeburtlich erworben sein (z.B. durch Röteln-Embryopathie, RhesusfaktorUnverträglichkeit,...) oder als erbliche Form, sowie im Rahmen von Fehlbildungen auftreten. Erworbene Taubheit (Innenohrschaden) kann als Folge von z.B. Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung), Scharlach, Masern, Tuberkulose oder Mittelohr-Erkrankungen auftreten. Eine von Geburt an vorliegende Beeinträchtigung des Gehörs wird häufig erst spät erkannt. Das Alter bei der Erkennung von Taubheit liegt durchschnittlich bei etwas mehr als 2 Jahren. Mittlerweile ist es in Österreich üblich, bei Neugeborenen ein sogenanntes Hörscreening durchzuführen. Bei diesem Verfahren wird der Säugling ein oder zwei Tage nach der Geburt im Spital mit einer Hörsonde auf seine Hörfähigkeit getestet, bei dem das Baby normalerweise (bzw. vorzugsweise) schläft und davon nichts merkt. Die spezifische Sprache der Gehörlosen ist traditionell die Gebärdensprache, die sich immer da entwickelte, wo zwei oder mehr taube ;sich trafen. Es wird angenommen, dass es Gebärdensprache bereits seit Bestehen der Menschheit gibt. Möglicherweise war sie sogar das erste Verständigungsmittel ohne dass dies durch Taubheit begründet war. In der „Hörwelt“ ist die Annahme weit verbreitet, dass es nur eine einzige, universelle Gebärdensprache gibt. Tatsächlich hat sich in jedem Land eine eigene Gebärdensprache in Anlehnung an die jeweils ungebende Kultur entwickelt – dies erfolgte jedoch immer unabhängig von den jeweiligen Lautsprachen. So sind z.B. die Amerikanische, die Britische und die Australische Gebärdensprache äußerst unterschiedlich, obwohl die Lautsprache dieser Länder denselben Stamm hat. Es wird auch zwischen einer Österreichischen und einer Deutschen Gebärdensprache unterschieden. Da taube Personen durch ihre Kommunikationsbehinderung in der Gesellschaft häufig isoliert sind, werden soziale Kontakte gern innerhalb von Gehörlosenkreisen gepflegt. Die über Jahrhunderte hinweg gepflegte Gemeinschaft mit gleichartig Betroffenen führte zumindest im außerberuflichen, privaten Bereich zur Entwicklung einer eigenen Kultur. Dazu gehört z.B. dass es in sämtlichen größeren Städten einen Verein und einen festen Treffpunkt, oft „Clubheim“ genannt, gibt. Stark entwickelt ist zudem der Gehörlosensport. So werden weltweit die Deaflympics jeweils ein Jahr nach den Olympischen Spielen veranstaltet. Außerdem haben sich eigene Strukturen in den „schönen Künsten“ gebildet: so z.B. mit dem Gehörlosentheater, Gebärdensprachchören und den Kulturtagen der Gehörlosen. Kinder und Erwachsene, die über ein Resthörvermögen verfügen, haben die Möglichkeit, durch technische Hörhilfen bzw. Hilfsmittel doch noch ein Hörerlebnis vermittelt zu bekommen. Meist jedoch reichen diese nicht aus, um damit unmittelbar die Lautsprache zu verstehen. Dazu muss der Hörhilfen-Einsatz in der Regel von einem speziellen Training begleitet werden. Das taube Kind ist daher nicht nur auf technische Hilfsmittel, sondern auch auf eine spezielle Hör- und Sprecherziehung angewiesen. Mit dieser kann – je nach Begabung und Übung – die Lautsprache erlernt werden. Dank besserer Förderungsmöglichkeiten gelingt es immer mehr Gehörlosen, die Lautsprache soweit zu beherrschen, dass ein dauerhafter sozialer Kontakt mit der „Mehrheitsgesellschaft“ entsteht Taubblindheit Von Taubblindheit spricht man, wenn sowohl das Hör- als auch das Sehvermögen soweit eingeschränkt sind, dass der Ausfall des einen Sinnes nicht mehr durch den anderen ausgeglichen werden kann. Zur zwischenmenschlichen Kommunikation bedienen sich Taubblinde in fast allen Ländern der „geführten Gebärde“. Dies ist eine darauf angepasste Gebärdensprache, dass sie vom „Hörenden“ an den Händen des „Sprechenden“ abgefühlt wird. Bei geringer Sehfähigkeit können zum Lesen bestimmte Hilfsmittel (große Bildschirme, Leselupen) zum Einsatz kommen. Bei geringer Hörfähigkeit kann mit Hörhilfen gearbeitet werden. Eine geringe Zahl von taubblinden Kindern wird auch mit einem Cochleaimplantat versorgt, d.h. mit einer Hörprothese. Es gibt bis heute aber keine sicheren Erkenntnisse über den Nutzen dieser (Operativen) Methode. Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen: - blind geboren und ertaubt vor Spracherwerb - blind geboren und ertaubt nach Spracherwerb - gehörlos geboren und erblindet im Kindesalter - gehörlos geboren und erblindet im hohen Alter - taubblind geboren Es ist leicht vorstellbar, dass in den ersten beiden Situationen blindenspezifische Hilfsmittel eine größere Rolle spielen und in den beiden dann genannten Situationen ein Zugehörigkeit zur Gehörlosen(kultur)-gemeinschaft möglich ist. Jedoch in der letztgenannten Situation ein davon völlig unterschiedliches (erheblich hilfsbedürftiges) Leben geführt wird. Geistige und Mehrfachbehinderung Der Begriff geistige Behinderung bezeichnet einen andauernden Zustand unterdurchschnittlicher kognitiver Fähigkeiten eines Menschen sowie damit verbundene Einschränkungen seines affektiven Verhaltens. Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist jedoch schwierig. Eine medizinische Definition von geistiger Behinderung lautet, dass sie eine Minderung oder Herabsetzung der maximal erreichbaren Intelligenz ist. Es gibt jedoch noch mehrere andere Definitionen die auch die Interaktion des betroffenen Menschen mit seiner Umwelt in den Blick rücken. Es gibt einige Krankheiten, die der geistigen oder kognitiven Behinderung ähneln, jedoch zu unterscheiden sind. Das ist zum Beispiel der frühkindliche Autismus, die psycho-soziale Deprivation, die Demenz (= alters- oder krankheitsbedingter Verlust einer einmal besessenen Fähigkeit) oder auch hirnorganische Krankheiten. Die hauptsächlichen Unterscheidungen bestehen darin, dass die geistige Behinderung von Anfang an besteht, dass keine Wahnsymptome vorhanden sind und dass das Sozialverhalten nicht autistisch ist. Der Schweregrad der Intelligenzminderung wird mit Hilfe standardisierter Intelligenztests festgestellt. Der Grenzfall gilt als s.g. grenzwertige Intelligenz (manchmal auch Lernbehinderung). Der IQ hierbei liegt zwischen 70 und 89. Mit einiger Mühe können Erwachsene zum Beispiel ein paar fremdsprachige Sätze erlernen. 1. Grad: Leichte Intelligenzminderung: IQ von 69 bis 50; entspricht beim Erwachsenen dem Intelligenzalter von 9 bis unter 12 Jahren. Lernschwierigkeiten in der Schule, viele Erwachsene können arbeiten und soziale Kontakte pflegen 2. Grad: Mittelgradige/mäßige Intelligenzminderung: IQ von 49 bis 35; entspricht beim Erwachsenen dem Intelligenzalter von 6 bis unter 9 Jahren. Deutliche Entwicklungsverzögerung in der Kindheit; die Erwachsenen benötigen Unterstützung bei der Arbeit und beim Alltag 3. Grad: schwere Intelligenzminderung: IQ von 34 bis 20; entspricht beim Erwachsenen dem Intelligenzalter von 3 bis unter 6 Jahren. Dauernde Unterstützung ist notwendig. 4. Grad: Schwerste/sehr schwere Intelligenzminderung: IQ von unter 20; entspricht beim Erwachsenen dem Intelligenzalter von unter 3 Jahren. Die eigene Versorgung, Beweglichkeit, Kontinenz und Verständigung sind hochgradig beeinträchtigt. Daneben gibt es auch noch die Intelligenzminderung ohne nähere Angaben. Sie wird nur dann kodiert, wenn der Intelligenzquotient wegen körperlicher Behinderung, Sinnesbeeinträchtigungen oder Verhaltensstörungen nicht feststellbar ist. Ist die Durchführung eines Intelligenztests zum Beispiel wegen einer körperlichen Behinderung oder einer Verhaltensstörung nicht möglich, werden andere Tests durchgeführt (z.B. selbständiges Essen und Trinken, Arbeitsproben, selbstständiges Ankleiden.). Mittlerweile jedoch wird immer öfter eine Einzelfallbeschreibung im Rahmen einer systemischen Analyse der Mensch-Umfeld-Verhältnisse durchgeführt. Unter Mehrfachbehinderung versteht man das gleichzeitige Vorhandensein mehrerer Behinderungstypen, z.B. das gemeinsame Vorliegen einer Körperbehinderung und einer kognitiven Behinderung. Mehrfach behinderte Menschen bedürfen oft von Geburt an einer besonderen Betreuung, Begleitung und Unterstützung ihrer Entwicklung. Dies wird z.B. durch Angebote der Frühförderung geleistet. Ab dem Schuleintritt sind häufig weitere spezielle Hilfen erforderlich. Diese werden den betroffenen Kindern zu Teil in besonderen Schulformen, zum Teil auch integrativ in Tegelschulen geboten. Neben den LehrerInnen haben die Träger der Schulen auch Pflegekräfte und medizinisch-therapeutische Fachkräfte zur Verfügung. Oft übernehmen auch Zivildienste oder Praktikanten von Sozialpädagogischen Ausbildungsstätten Assistenzaufgaben. Die Zahl der Kinder mit Mehrfachbehinderung steigt seit einigen Jahren an. An den oben genannten Schultypen sind zur Zeit ca. 30 bis 40 Prozent der dort lernenden Kinder mehrfachbehindert.