KAPITEL 1 Brüche, Polynome, Terme 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.1 Zahlen . . . . . . . . . . Lineare Gleichung . . . . Quadratische Gleichung Polynomdivision . . . . . Kegelschnitte . . . . . . Binomischer Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3 6 12 15 22 Zahlen Definition 1.1.1 (Natürliche Zahlen) Der grundlegende Zahlenbereich ist die Menge der natürlichen Zahlen N = {1, 2, 3, ...}. 1 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 2 In vielen Fällen ist es sinnvoll die Zahl 0 mit einzubeziehen: N0 = N ∪ {0} = {0, 1, 2, ...}. Definition 1.1.2 (Ganze Zahlen) Die Menge der ganzen Zahlen ist Z = {... , −2, −1, 0, 1, 2, 3, ...}. Die natürlichen Zahlen sind eine echte Teilmenge der ganzen Zahlen. Definition 1.1.3 (Rationale Zahlen) Brüche aus ganzen und natürlichen Zahlen bilden die rationalen Zahlen nm o Q= : m ∈ Z, n ∈ N . n Rationale Zahlen sind endliche Dezimalzahlen oder unendliche periodische Dezimalzahlen. Beispiel 1.1.4 Beispiele 1 = 0, 5; 2 633 = 25, 32; 25 1 = 0, 3333 ... = 0, 3; 3 14 = 0, 3181818 ... = 0, 318; 44 73 = 4, 05. 18 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 3 Definition 1.1.5 (Reelle Zahlen) Die Menge der rationalen Zahlen Q und die Menge aller irrationalen Zahlen bildet die Menge der reellen Zahlen R. Beispiel 1.1.6 Beispiele 16 ; 37 √ 0, 12123; 2 = 1, 14142 ... ; 0, 17314; 0.17314 = π 17 314 + 100 100 · 999 Bemerkung 1.1.7 (Irrationale Zahlen) Irrationale Zahlen sind nicht periodische, unendliche Dezimalzahlen. √ 2 ist eine irrationale Zahl. 1.2 Lineare Gleichung Die lineare Gleichung lautet a, b ∈ R, ax = b, a 6= 0. Lösung: x = ba . Warum darf man nicht durch Null dividieren ? Bei Brüchen bedeutet Dividieren, dass mit dem Kehrwert multipliziert wird, also z.B. 4 1 = 4· , 7 7 3 1 = 3·(− ), −2 2 π 13 = π· 1 , 13 e π 1 = e· , π −3 56 = (−3)· 1 . 56 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 4 Insbesondere gilt für jede reelle Zahl a ∈ R, a 6= 0, a· 1 1 = · a = 1. a a Deshalb sollte die Beziehung 0· 1 =1 0 gelten, dass ist aber völliger Unsinn, da im Bereich der reellen Zahlen ein Produkt immer Null ist, wenn einer der Faktoren Null ist! Versuchen wir es also anders. Dazu betrachten wir die Zahlenfolge an = 1 , n = 1, 2, ... . Offensichtlich konvergiert n1 → 0 für n → ∞ und wie n man leicht sieht ist n · n1 = 1 für alle n ∈ N, n 6= 0. Dies suggeriert, dass 1 = ∞ sein müsste. Nun konvergiert aber auch bn = − n1 , n = 1, 2, ... für 0 n∞ gegen Null und es gilt − n1 · (−n) = 1, daraus ergibt sich nun analog, dass 10 = limn→∞ (−n) = −∞ sein müsste! KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 5 Da diese Definitionen von 10 auf verschiedene Werte führen, kann man 1 so (auch) nicht definieren! 0 R Merkregel 1.2.1 Die Division durch Null ist nicht definiert! Bemerkung 1.2.2 Die Sonderrolle von Null und der „Ersatzzahl“ Unendlich zeigt sich auch im unbestimmten Verhalten von Produkten und Quotienten sowie Potenzen, die nicht immer die gleichen Werte liefern und deshalb als un- KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 6 bestimmte Ausdrücke bezeichnet werden wie z.B. 0 · ∞ oder auch bzw. ∞ ∞. 0 0 1.3 Quadratische Gleichung Die Nullstellen des Polynoms 2. Grades ergeben sich als die Lösungen der quadratischen Gleichung ax 2 + bx + c = 0, a, b, c ∈ R, a 6= 0. Mit Division durch a, a 6= 0, ergibt sich die Standardform der quadratischen Gleichung: x2 + b c 0 x+ = ⇐⇒ x 2 + px + q = 0. a a a Bemerkung 1.3.1 Die quadratische Gleichung x 2 − 2x − 2 = 0 ist in Standardform, die Gleichung −x 2 + 2x + 2 = 0 ist dagegen nicht in Standardform. Binomische Formeln Lemma 1.3.1 Binomische Formeln Die binomischen Formeln lauten: 1. binomische Formel (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 . 2. binomische Formel (a − b)2 = a2 − 2ab + b2 . 3. binomische Formel (a + b)(a − b) = a2 − b2 . Beweis: Ausmultiplizieren. KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 7 Quadratisches Ergänzen Die 1. bzw. 2. binomische Formeln stellen vollständige Quadrate dar. Das Ziel des quadratischen ergänzend ist ein vollständiges Quadrat zu erzeugen. Wir vergleichen x 2 + px + q mit (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 , dazu setzen wir x = a und p2 = b und erhalten x+ p 2 p 2 p = x2 + 2 x + 2 2 2 Für die quadratische Gleichung ergibt sich damit p 2 p 2 p − + q = 0, x 2 + px + q = x2 + 2 x + 2 2 2 2 2 p p ⇐⇒ x + − +q =0 2 2 p 2 p 2 ⇐⇒ x + = −q 2 2 Da das Quadrat einer reellen Zahl immer nicht negativ ist, gibt es für 2 2 den Fall p2 − q < 0 keine reelle Lösung. Für p2 − q = 0 gibt es genau eine reelle Lösung x = − p2 und für reelle Lösungen x1/2 − p2 = ± Damit ergibt sich q p 2 2 p 2 2 − q > 0 gibt es zwei q p 2 − q ⇐⇒ x1/2 = p2 ± − q. 2 Satz 1.3.2 Lösung der quadratische Gleichung Die quadratische Gleichung x 2 + px + q = 0 mit p, q ∈ R hat im Bereich der reellen Zahlen • für p 2 2 − q < 0 keine Lösung, KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME p 2 2 − q = 0 genau eine Lösung: x = − p2 , q 2 • für p2 − q > 0 zwei Lösungen: x1/2 = − p2 ± • für 8 p 2 2 − q. Kennt man die Nullstellen der quadratischen Gleichung, so kann man das Polynom in Linearfaktoren zerlegen: x 2 + px + q = (x − x1 )(x − x2 ). Dies ist äquivalent zum Satz von Vieta, denn es gilt (x − x1 )(x − x2 ) = x 2 − x1 x − x2 x + x1 x2 = x 2 − (x1 + x2 )x + x1 x2 . Ist dagegen x1 = x2 = x0 so gilt (x − x0 )2 = x 2 − 2x0 x + x02 . Satz 1.3.3 (Satz von Vieta) Für die Lösungen der quadratischen Gleichung x 2 + px + q = 0 gilt 1. Gibt es zwei Lösungen x1 6= x2 , so gilt p = −(x1 + x2 ) und q = x1 x2 . 2. Gibt es nur eine Lösung x0 , so gilt p = −2x0 und q = x02 . KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 9 Mit Hilfe der Lösungen der quadratischen Gleichung lassen sich auch Lösungen von Gleichungen höherer Ordnung erhalten: Bemerkung 1.3.4 Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie man Gleichungen höherer Ordnung auf eine quadratische Gleichung zurückführen kann. 1. Ausklammern x 2+a + px 1+a + qx a = x a (x 2 + px + q), z.B. x 5 + 2x 4 − 2x 3 = x 3 (x 2 + 2x − 2). 2. Substitution t = x b : t 2 + pt + q = x 2b + px b + q, z.B. die biquadratische Gleichung t = x 2 : x 4 + px 2 + q = t 2 + pt + q = 0. 3. Mischform Ausklammern und Substitution, z.B. mit t = x 3 x 7 − 3x 5 + 2x 3 = x 3 (x 4 − 3x 2 + 2) = x 3 (t 2 − 3t + 2). Scheitelpunktsform Geometrisch stellt das Polynom 2. Grades p2 (x) = ax 2 + bx + c, a, b, c ∈ R, a 6= 0, eine Parabel dar. Geometrisch kann man die Parabel durch den Scheitelpunkt (xs , ys ) und den Koeffizienten a bestimmen. Wir leiten die Schei- KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 10 telpunktsform her. b c y = ax + bx + c = a x + x + a a 2 y =a b x+ 2a 2 2 − b y =a x+ 2a b 2a 2 2 + c a Quadratisches Ergänzen ! b2 − + c ⇐⇒ y − 4a b2 c− 4a b =a x+ 2a Das ist die Scheitelpunktsform y − ys = a(x − xs )2 Satz 1.3.5 (Scheitelpunktsform) Eine Parabel y = ax 2 + bx + c, a, b, c ∈ R, Scheitelpunktsform a 6= 0, hat die y − ys = a(x − xs )2 2 b b mit dem Scheitelpunkt (xs , ys ), wobei xs = − 2a und ys = c − 4a . Die Parabel ist nach oben geöffnet, wenn a > 0 und nach unten geöffnet, wenn a < 0 gilt. 2 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 11 Beispiel 1.3.6 Parabel f (x) = (x − 1)2 − 4 = x 2 − 2x + 1 − 4 = x 2 − 2x − 3 Quadratische Gleichung (x − 1)2 − 4 = x 2 − 2x − 3 = 0 Scheitelpunktsform y + 4 = y − (−4) = (x − 1)2 Beispiel 1.3.7 Parabel f (x) = −(x − 1)2 + 4 = −x 2 + 2x − 1 + 4 = −x 2 + 2x + 3 Quadratische Gleichung −(x − 1)2 + 4 = −(x 2 − 2x − 3) = 0 Scheitelpunktsform y − 4 = −(x − 1)2 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 1.4 12 Polynomdivision Durch „Erraten“ von Nullstellen kann man Polynome höheren Grades auf Polynome vom Grad 2 zurückführen. Dies geschieht durch Polynomdivision. Grundlage ist der folgende Satz, den wir nicht beweisen: Satz 1.4.1 Besitzt das Polynom p(x) ganzzahlige Koeffizienten, so ist jede ganzzahlige Nullstelle Teiler des Absolutglieds. Beispiel 1.4.2 Das Polynom x 3 − 5x 2 + 5x − 1 besitzt ganzzahlige Koeffizienten. Das Absolutglied besitzt die ganzzahligen Teiler 1 und −1. Durch Einsetzen ergibt sich, dass x0 = 1 eine Nullstelle ist, dagegen ist −1 keine Nullstelle. Satz 1.4.3 (Polynomdivision) Sind f (x) und g(x) Polynome mit g(x) 6= 0, dann gibt es eindeutig bestimmte Polynome q(x) und r (x), so dass f (x) = q(x)g(x) + r (x) bzw. f (x) r (x) = q(x) + . g(x) g(x) Entweder ist r (x) = 0, dann ist f (x) durch g(x) teilbar, oder der Grad von r (x) ist kleiner als der Grad von g(x). KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 13 Beispiel 1.4.4 Dividiere 127 342 durch 11. 127 342 : 11 = 11 576 −11 17 −11 63 −55 84 −77 72 −66 6 D.h. 127 342 dividiert durch 11 ergibt 11 576 und den Rest 6, 127 342 ist nicht durch 11 teilbar. Analog funktioniert die Poynomdivision. Beispiel 1.4.5 Ist a3 − b3 durch a − b für a − b 6= 0 teilbar? (a3 − b3 ) : (a − b) = a2 + ab + b2 −(a3 − a2 b) a2 b − b 3 −(a2 b − ab2 ) ab2 − b3 −(ab2 − b3 ) 0 Ja, es ist (a − b ) : (a − b) = a2 + ab + b2 . 3 3 Beispiel 1.4.6 Ist 35a2 + 24ab − 15ac + 4b2 − 6bc durch 5a + 2b für 5a + 2b 6= 0 teilbar? KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME (35a2 + 24ab −15ac +4b2 −6bc) 14 : (5a +2b) = 7a + 2b − 3c. 2 −(35a + 14ab) 10ab − 15ac −(10ab + 4b2 ) −4b2 − 15ac + 4b2 − 6bc | {z } = −15ac − 6bc −(−15ac − 6bc) 0 Ja, es ist (35a + 24ab − 15ac + 4b − 6bc) : (5a + 2b) = 7a + 2b − 3c. 2 2 Beispiel 1.4.7 Ist 2x 2 + 8xy + 6y 2 durch x 2 + 4xy + 4y 2 teilbar? (2x 2 + 8xy + 6y 2 ) : (x 2 + 4xy + 4y 2 ) = 2 −(2x 2 + 8xy + 8y 2 ) −2y 2 Nein, da bei der Division der Rest −2y 2 übrigbleibt, es gilt: (2x 2 +8xy +6y 2 ) : (x 2 +4xy +4y 2 ) = 2y 2 2x 2 + 8xy + 6y 2 = 2 − . x 2 + 4xy + 4y 2 x 2 + 4xy + 4y 2 Beispiel 1.4.8 Wir werden nun die Nullstellen von x 3 − 5x 2 + 5x − 1 bestimmen. In Beispiel 1.4.2 haben wir festgestellt, dass x0 = 1 eine Nullstelle ist. Wir dividieren jetzt den Linearfaktor x − x0 = x − 1 ab: KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME (x 3 − 5x 2 + 5x − 1) : (x −1) 15 = x 2 − 4x + 1 −(x 3 − x 2 ) −4x 2 + 5x −(−4x 2 + 4x) x −1 −(x − 1) 0 Die beiden weiteren Nullstelllen ergeben sich jetzt als Lösungen der quadratischen Gleichung x 2 − 4x + 1 = 0 gemäß der p-q-Formel zu r x1/2 = 2 ± 1.5 √ 16 − 1 = 2 ± 3. 4 Kegelschnitte Kegelschnitte entstehen dadurch, dass ein Kegel mit einer Ebene geschnitten wird: Eine Art von Kegelschnitt, nämlich die Parabeln, haben wir schon be- KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 16 trachtet. Jetzt wollen wir noch Kreise, Ellipsen und Hyperbeln besprechen. Kreise Definition 1.5.1 (Kreis) Eine Kreis ist durch seinen Mittelpunkt M = (x0 , y0 ) und den Radius r > 0 gegeben. Der Kreis ist die Menge aller Punkte (x, y), die vom Mittelpunkt (x0 , y0 ) den Abstand r haben. Aus den Beziehungen am rechtwinkligen Dreieck folgt: (x − x0 )2 + (y − y0 )2 = r 2 . KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 17 Ellipsen Definition 1.5.2 (Ellipse) Eine Ellipse ist durch ihre Brennpunkte F1 und F2 und die Länge der großen Halbachse a > 0 gegeben. Die Ellipse ist die Menge aller Punkte P = (x, y ) für die, die Summe der Abstände zu den Brennpunkten gerade 2a ist, also |PF1 | + |PF2 | = 2a. Zur Herleitung der Formel für die Ellipse nehmen wir an, dass die Brennpunkte symmetrisch zur y-Achse auf der x-Achse liegen, also F1 = (−c, 0) und F2 = (c, 0) und für die lange Hauptachse gilt a > c > 0. KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 18 Dann gilt p (x + c)2 |PF1 | + |Pf2 | = 2a ergibt p + y 2 + (x − c)2 + y 2 = 2a p (x + c)2 + y 2 = 2a − p (x − c)2 + y 2 (x + c)2 + y 2 = 4a2 − 4a p | Quadrieren (x − c)2 + y 2 + (x − c)2 + y 2 1 4a2 + (x − c)2 + y 2 − (x + c)2 − y 2 4a p 1 c 2 2 (x − c) + y = (4a2 − 4cx) = a − x | Quadrieren 4a a 2 c c (x − c)2 + y 2 = a2 − 2a x + 2 x 2 a a 2 c c2 x 2 − 2cx + c 2 + y 2 = a2 − 2cx+ 2 x 2 ⇐⇒ x 2 1 − 2 + y 2 = a2 − c 2 a a p x2 a2 − c 2 a2 (x − c)2 + y 2 = + y 2 = a2 − c 2 ⇐⇒ y2 x2 + 2 = 1. 2 a a − c2 Man beachte, dass a2 − c 2 > 0 ist, da a > c > 0 gilt. Aus der Skizze wird ersichtlich, dass aus r1 = r1 = a und der Beziehungen am rechtwinkligen Dreieck folgtb2 = a2 − c 2 , b > 0, dabei ist b die Länge der kleinen Halbachse und erhält man die Standardform x2 y2 + = 1. a2 b 2 Ist der Mittelpunkt nicht der Ursprung sondern der Punkt (x0 , y0 ), dann gilt (x − x0 )2 (y − y0 )2 + = 1. a2 b2 Beide Formeln gelten nur für achsenparallele Ellipsen, man kann die Ellipse nämlich zusätzlich auch noch drehen. Auf derartige Formeln gehen wir nicht ein. KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 19 Hyperbeln Definition 1.5.3 (Hyperbel) Eine Hyperbel ist durch ihre Brennpunkte F1 und F2 und die Halbachse a gegeben. Die Hyperbel ist die Menge aller Punkte P = (x, y) für die, der Betrag der Differenz der Abstände zu den Brennpunkten gerade 2a ist, also ||PF1 | − |PF2 || = 2a. Zur Herleitung der Formel für die Hyperbel nehmen wir an, dass die Brennpunkte symmetrisch zur y-Achse liegen, also F1 = (−c, 0) und F2 = (c, 0) und für die Hauptachse gilt c > a > 0. Dann folgt ||PF1 | − |Pf2 || = 2a ergibt p p 2 | (x + c) + y 2 − (x − c)2 + y 2 | = 2a p p (x + c)2 + y 2 = 2a + (x − c)2 + y 2 (x + c)2 + y 2 = 4a2 + 4a p | Quadrieren (x − c)2 + y 2 + (x − c)2 + y 2 1 4a2 + (x − c)2 + y 2 − (x + c)2 − y 2 4a p 1 c 2 2 (x − c) + y = (4cx − 4a2 ) = x − a | Quadrieren 4a a 2 c c (x − c)2 + y 2 = a2 − 2a x + 2 x 2 a a 2 c2 c x 2 − 2cx + c 2 + y 2 = a2 − 2cx+ 2 x 2 ⇐⇒ x 2 1 − 2 + y 2 = a2 − c 2 a a p x2 a2 − c 2 a2 (x − c)2 + y 2 = − + y 2 = a2 − c 2 ⇐⇒ x2 y2 − 2 = 1. 2 a c − a2 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 20 Mit b2 = c 2 − a2 > 0, weil c > a > 0, folgt x2 y2 − 2 = 1. 2 a b Ist der Mittelpunkt nicht der Ursprung sondern der Punkt (x0 , y0 ), dann gilt. (x − x0 )2 (y − y0 )2 − = 1. a2 b2 Wo findet man b bei der Hyperbel? Diese zur Hyperbel gehörige Größe findet man bei den Asymptoten. Die Asymptoten sind die Geraden an die sich die Hyperbel annähert, wenn x gegen ±∞ strebt. Lösen wir 2 2 z.B. die Hyperbelgleichung xa2 − yb2 = 1 für y > 0 nach y auf, so ergibt sich bp 2 b y = x − a2 ∼ x a a für große x. Die Asymptoten der Hyperbel mit dem Mittelpunkt (x0 , y0 )sind deshalb die Geraden: y = b b x + y0 − x0 a a und y =− b b + y0 + x0 . a a KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 21 Beispiel 1.5.4 Die Gleichung x2 x 47 + − 2y 2 − 4y = 4 4 16 stellt eine Hyperbel dar. Sie besitzt den Mittelpunkt (− 21 , −1) und die √ Achsen a = 2, b = 2 . 2 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 1.6 22 Binomischer Satz Die 1. und 2. binomische Formel lassen sich zum binomischen Satz verallgemeinern. Es gilt (a + b)3 = (a + b)(a + b)2 = (a + b)(a2 + 2ab + b2 ) = a3 + 2a2 b + ab2 + ba2 + 2ab2 + b3 = a3 + 3a2 b + 3ab2 + b3 (a − b)3 = (a − b)(a − b)2 = (a − b)(a2 − 2ab + b2 ) = a3 − 2a2 b + ab2 − ba2 + 2ab2 − b3 = a3 − 3a2 b + 3ab2 − b3 . Für (a + b)n kann man das natürlich sukzessive berechnen. Einfacher geht es, wenn man das Pascalsche Dreieck kennt. Unter einem Binom versteht man eine Summe aus zwei Gliedern a + b. Der binomische Satz gibt an, wie Potenzen eines Binoms, (a + b)n mit natürlichen Zahlen n als Exponenten, in Summen entwickelt werden können. Es gilt = = = = = = 1 2 (a + b)3 (a + b)4 5 (a + b)6 (a + b) (a + b) (a + b) = (a + b)0 a6 + a 5 6a5 b + a4 + 5a b 4 + a3 15a4 b2 + 4a3 b + a 2 + 10a b 3 2 + 3a2 b + a 20a3 b3 + 6a2 b2 + 2ab + 1 + 10a b 2 3 + 3ab2 + b 15a2 b4 + 4ab3 + b2 + 5ab + b3 4 6ab5 + b4 + b5 b6 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 23 KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 24 Die Koeffizienten der Potenzen des Binoms bilden das Pascalsche Dreieck 1 1 1 1 2 1 1 1 6 5 6 1 3 4 1 1 3 10 4 1 10 15 5 20 15 1 6 1 Satz 1.6.1 (Binomischer Satz) Seien a, b reelle Zahlen und n ∈ N0 . Dann gilt n (a + b) = n X n ! k k=0 k a b n−k = n X n k k=0 ! an−k bk Die Koeffizienten der Binome = Binomialkoeffizienten chen n über k) lassen sich wie folgt berechnen: n k ! = n! k!(n − k)! , dabei ist n! (n Fakultät) für natürliche Zahlen n definiert als n! = 1 · 2 · ... · (n − 1) · n. n k ! (gespro- KAPITEL 1. BRÜCHE, POLYNOME, TERME 25 Für n ≥ k ≥ 1 ist deshalb n ! n · (n − 1) · ... · (n − (k − 2)) · (n − (k − 1)) . 1 · 2 · ... · (k − 1) · k = k n Mit der zusätzlichen Definition 0! = 1 und ! = 0 für n < k ist k alle natürlichen Zahlen n ≥ 1 und k ≥ 0 definiert. Deshalb ist n ! k n 0 für ! = ! n! 0!n! 2 = 1 und = 0. 3 Beispiel 1.6.2 Weitere Beispiele ! 4 0 4! = = 1, 0!4! ! 4 3 = ! 4 1 ! 4 4 = , 1 4·3·2 = 4, 1·2·3 = 2 ! 4 4 = 4·3 = 6, 1·2 4 4! = = 1. 4 4!0! Damit ist ! (x − 2)4 = 4 0 ! x4 + 4 1 ! x 3 (−2) + 4 2 ! x 2 (−2)2 + = x 4 − 2 · 4x 3 + 4 · 6x 2 − 8 · 4x + 16. 4 3 ! x(−2)3 + 4 4 (−2)4