Referat: Sabrina Scherbaum Datum: 5.12.2006 Textildidaktik – eine Einführung Kapitel 6: Ästhetische Bildung im Textilunterricht Ästhetische Bildung im Textilunterricht Ästhetische Bildung= did. Konzeptionsansatz in Fächern Kunst, Musik, Textilgestaltung, Germanistik, zum Anderen von einigen Fachdidaktikern für Lernen insgesamt als wichtiges did. Entscheidungskriterium gehalten daher in allen Fächern in Form v. ästh. Erfahrung oder Rationalität vertreten sein sollte Begriff „ästhetisch“ vom griechischen Wort „aisthesis“ bedeutet „sinnliche Wahrnehmung“ Im Alltag Begriff „ästhetisch“ im Sinne von „schön, harmonisch, geschmackvoll“ Wurzeln des alltägl. Gebrauchs liegen im klassischen Humanismus (das Schöne als das Wahre, Gute, Erhabene) im Alltag Begriff oberflächlich gebraucht Ästhetik hat etwas mit dem sinnlichen bzw. emotional Erfahrbaren zu tun, das, anders als die Vernunft oder rationaler Erkenntnis, schwieriger in Worte zu fassen ist Sinnlich-emotionale Erfahrungen bestimmen stark unsere Wahrnehmungsmuster und unsere Entscheidungen bzw. unsere Handlungen nach Baumgarten hat der Mensch zwei Erkenntniszugänge zur Welt: den rational-kognitiven und den pragmatischen Zugang (durch Handeln gekennzeichnet) beim verstandesmäßigen Zugang spielt die Vernunft die wichtigste Rolle, also das Denken beim pragmatischen Zugang spielt die Handlungskompetenz die größte Rolle alle Zugänge: ästhetisch (sinnlich-emotional), kognitiv (rational) und pragmatisch (handelnd)= eng verknüpft Schule hat stark v. Vernunft geprägte Vergangenheit betont rational-kognitiven Zugang besonders weiterführende Schulen: Vernachlässigung d. sinnlichen und pragmatischen Welterfahrung Vorwurf: kognitiv ausgerichtete messbare Lernmethoden Wissen wird nicht miteinander vernetzt, wenig Selbstständigkeit Alternativen in Reformpädagogik ästhetisches Erfahren und Lernen, besonders im Bereich der Persönlichkeitsbildung, die die Kindern bei ihren Verstehensprozessen unterstützen ästhetisch-künstlerischer Ansatz= Ausdrucksform f. Kinder, sich der Welt zu nähern Textilien spielen in ästhetischen-emotionalen Ausdrucksfeld eine wichtige Rolle, weil sie so leicht veränderbar sind, oft schützend, umhüllend, verbergend, weich und tröstend einsetzbar verschiedene Vertreter des ästhetischen Konzeptes unterschiedliche Schwerpunkte innerhalb des Ansatzes Benennung bringt Schwerpunkte zum Ausdruck: „ästhetische Erfahrung“, „ästhetische Rationalität“, „ästhetisches Lernen“, „ästhetisches Infizieren“, „ästhetische Bildung“, „ästhetisches Projekt“, „ästhetische Differenzierung“ 1 Ästhetische Erziehung Kunstpädagoge Schäfer: Diskussion in enger Verbindung zum traditionellen Bildungsbegriff Begriff „Bildung“ meist mit Schule verbunden Bildung darf nicht nur aufs rationale Denken bezogen werden neben der rationalen Erkenntnis gehören auch ästhetische oder emotionale Erfahrungen zu den fundamentalen Bildungsprozessen Schäfer stellt 2 verschiedene Denkprozesse gegenüber: ästhetisches Denken (entwickelt sich auf Grund sinnlicher Wahrnehmung und Grundlage für weitere Erfahrungen kognitives Denken (bezieht sich auf vor-gedachtes Denken und Wissen) sein Konzept bezieht sich auf die Entwicklung der eigenen Wahrnehmung und Denkmöglichkeiten von Geburt an Schäfer: Ausgangspunkt für die kindliche Erfahrung von der Welt und von sich selbst , ist das , was das Kind wahrnimmt Schäfer stellt 10 Thesen zur Förderung ästhetischen Erfahrung auf wichtig: sinnliche Erfahrungswelt der Kinder fördern, weil sie Grundlage über Erkenntnisse der Welt sind sind in Persönlichkeit verankert Textilien prägen entscheidend die Wirklichkeitserfahrung von Kindern wird zu wenig im TG-Unterricht aufgegriffen besonders spielerischer, freier Umgang mit Textilien (verhüllen, verstecken, Höhlenbau, verkleiden, kuscheln) sind grundlegende ästhetische Erfahrungen mit Textilien später folgen das Erlernen von Techniken oder kulturwissenschaftliche Aspekte zu Beginn muss ästhetische Erfahrung von Textilien stehen (der kreative Gestaltungsprozess mit Materialien, das Experimentieren, Staunen und die Irritation) das Fühlen, Begreifen, Verändern, Erforschen, Erfinden mit den Sinnen, den Gefühlen, dem Körper ist grade für Kinder im Grundschulalter sehr bedeutsam Ästhetische Rationalität/Ästhetisches Denken Kunstpädagoge Gunter Otto: Begriff ästhetische Rationalität geht auf Imanuel Kant zurück im Sinne eines Erbes der Aufklärung sei unsere Schule der theoretischen Rationalität verpflichtet Hierarchie der Schulfächer orientiert sich an Dingen die vernünftig, d.h. rational nachvollziehbar sind und vor allem der Nützlichkeit dienen deshalb argumentieren Bildungspolitiker, dass Kulturtechniken wichtiger sind als z.B. das Malen, Gestalten etc. Kunst-, Musik-, Textilunterricht sind so zu Nebenfächern geworden sollen als entspannenden Komposition dienen….den man am ehesten vom Lehrplan streichen kann folgt man Argumentation von Schäfer so ist die Vorraussetzung zum Denken ästhetische Erfahrung Kinder müssen zuerst sinnlich Wahrnehmen um überhaupt rational denken zu können Otto zeigt unterschiedliche Rationalitäten auf Unterscheidung von theoretischer, ästhetischer und praktischer Rationalität Theoretische Rationalität= kognitive Erkenntnis 2 Ästhetische Rationalität= sinnlich-emotionale Erkenntnis praktische Rationalität= Handlungserkenntnis auf diesem Hintergrund fällt Kunst- (Textil-) Unterricht nicht mehr durch das Raster tief sitzendes Verständnis von Rationalität verbinden mit Vorurteil, wer rational meint, kann nur kognitionswissenschaftlich meinen Otto begrenzt nicht auf kognitive Prozesse Im Bereich Rationalität werden nach Otto auch Handlungen und Imaginationen etabliert Unterricht ist ein Handlungsraum, Denkraum, Interaktionsraum Seel: wenn ein Mensch handelt, hat er vorher nicht alles rational überlegt: Imagination, Fantasien, Unbewusstheit haben an Handlung mitgewirkt Handlung im Rückblick trotzdem rational also gibt es im Mensche etwas, dass außerhalb der kausalen Rationalität liegt und dennoch uns Handeln und unsere Wahrnehmung in Strukturen bringen lässt Ästhetische Forschung Kämpf-Jansen: gemeinsame Verantwortung für erschreckende kunstpädagogische Wirklichkeit wesentlicher Bereich künstlerischer Arbeit hat heute mit sehr komplexen ästhetischen, materialen, medialen Formen zu tun, die z.B. in künstlerischen Erfahrungsräumen. der Installationen verdichtet sind Ausgangspunkt einer ästhetischen Forschung ist ein Gegenstand, ein Gedanke, eine Befindlichkeit, etwas das den Forschenden „brennend“ interessiert bei ästhetischer Forschung sind viele Arbeitsbereiche miteinander verknüpft unterschiedliche Herangehensweisen sind nötig um hinterher einen möglichst umfangreichen, mehrperspektivem Ergebnis zu kommen 1. Bereich: vorwissenschaftlicher und an Alltagserfahrung geknüpfter Wahrnehmung Sichwundern, Sammeln, Ordnen, Dekorieren, Arrangieren, Staunen, handwerklich technische Verfahren wie Kleben, Montieren, Malen, Nähen etc. 2. Bereich: künstlerische Strategien und Kunstkonzepte 3. Bereich: wissenschaftliche Methode (Befragen, Erforschen, Analysieren, Dokumentieren 3. Bereich stärker kognitiv-rational ausgerichtet Ästhetische Forschung umfasst immer auch Selbstreflexion, Ich-Erfahrung In Unterrichtspraxis Werkstattraum für ästhetische Forschung (Verknüpfung vorwissenschaftlicher Verfahren, künstlerische Strategien und wissenschaftliche Diskurse) Lehrperson integriert sich in Prozess, steht als Begleiter, Fachmann/-frau oder störender Motor zur Seite Ästhetische Infizierung Kohlhoff-Kahl: Subjektorientierte sinnlich-emotionale bzw. ästhetische Erfahrungsprozesse (Bsp. Farbe Rosa, Barbie, Gardinen, Lampe, Bettwäsche etc….) in dem Kinder eigenen Gestaltungsausdruck finden demgegenüber: Sachorientierung, die eher kognitiv-rational strukturiert ist ähnlich wie grippale Infektion 3 Kohlhoff-Kahls Konzeption zur ästhetischen Erfahrung ähnlich wie „Heilungsprozess“ Infizierung immer mit Gefühlen verknüpft ästhetische Infizierungen auch gezielt innerhalb von schulischen Lehrplänen möglich? ästhetischer Gestaltungsprozess läuft nach Infizierung wie von selbst manchmal Infizierung anders als in Vorbereitung vermutet Lehrpersonen müssen Umwege und Irritationen der Schüler ertragen, wenn sie Infizierungen einleiten Infizierung ist abhängig von psychischen, sozialen, gegenstandsbezogenen Wahrnehmung des Kindes/Jugendlichen Lehrperson: vielfältige Zugangsmöglichkeiten, offene Themenstellungen schaffen, um Gefühlen und Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden, Kinder- und Jugendwelten gut kennen, ästhetische Vorlieben ernst nehmen wichtig: nicht die eigenen ästhetischen Gestaltungskriterien als die einzig wahren annehmen keine Angst vor Chaos, unkontrollierten Lernmomenten haben Unterricht vorbereiten…nicht planen keine fertige Vorstellung von ästhetischen Schülerprodukten vor Infizierungsbeginn haben jede Infizierung läuft individuell ab, Output ist unbestimmt kann bis zur Perfektion getrieben werden, fragmentarisch bleiben oder wieder zerstört werden, beinhaltet Umwege, Sackgassen, fieberähnliche Gestaltungsgeräusche, phlegmatisches vor-sich– hin-Starren, Nicht-Weiterkommen Schule sollte solche Erfahrungen bieten: stöbern, probieren, staunen, mit allen Sinnen wahrnehmen dürfen Ästhetisches Lernen Marianne Herzog: geht in ihrem Konzept „ästhetisches Lernen“ von der Textilie aus, der Sache die auf das Kind durch die didaktische Entscheidung der Lehrperson einwirkt Herzog: „Textilien wahrnehmen, reflektieren, gestalten“ vergleicht das „ästhetische Lernen“ mit dem „Lernen mit allen Sinnen“ Textilien werden ästhetisiert, indem das Kind sie über die Wahrnehmung, ob visuell, taktil, olfaktorisch oder akustisch aufnimmt fordert Primärerfahrungen ein, die der Textilunterricht so gut fördern kann ästhetische Erfahrung wird im reformpädagogischen Sinn als sinnliche Wahrnehmung verstanden die her subjekt- und sachorientierten Konzepte in den ästhetischen Bildungsansätzen ergeben zusammen eine sinnvolle Mischung für konkrete praxisnahe Entscheidungen schließen sich nach Herzog nicht aus Herzog fordert einen ästhetischen Lernprozess sinnliches Begreifen das zum Verstehen führt Ästhetische Bildung Gabriele Vallentin: versucht auf Grundlage der ästhetischen Bildung neue Begründung f. Textilunterricht herzuleiten (bezieht sich besonders auf die in 80er jahren geführte Diskussion um das „Lernen mit allen Sinnen“) 4 Vallentin leitet ästhetischen Erfahrungsbegriff ähnlich her, wie schon vorgestellte Konzepte zur ästhetischen Bildung betont ästhetisch-sinnlichen Beitrag des Textilunterrichts sinnlich-leibliches Erfahren von Textilien Ästhetische Wahrnehmung= Selbstvermittlung Sinnliche Wahrnehmung und von dort aus weiterführende Handlungsprozesse konkretisieren sich am Textilen Material und seinem Widerstand solange Technik des textilen, die formalästhetische Gestaltung und seine anzufertigenden Gegenstände im Mittelpunkt von Lehrplänen in Hochschule und Schule stehen, solange bleibe das Fach TG, nach Meinung Vallentins, auf das handwerklich-technische Verständnis reduziert Vallentins Buch gut als Nachschlagewerk, um Übersicht über verschiedene Ansätze der ästhetischen Bildung im Kunst- und Textilunterrricht zu bekommen Ästhetisches Erfahrungslernen und Methoden erfahrungsbezogene Formen des Lernens stehen den streng methodisch-systematischen Formen gegenüber beide sind unterschiedliche Möglichkeiten zur Aneignung der Wirklichkeit Erfahrungsprozesse sind gekennzeichnet durch „eigenständige Auseinandersetzung“, nicht linear, Umwege, Rückschritte, Suchbewegungen, Aufenthalte bei methodisch-systematischen Lernformen ist Ziel klar und der Lernweg von außen vorgegeben Lernziel wird in stufenförmig aufgebauten dosierten Lernschritten angesteuert geht dabei um effizientes Erreichen des angestrebten Lernziels beide Methoden sind im TG-Unterricht sinnvoll ästhetische Gestaltungsprozesse erfordern vor allem Freiräume für erfahrungsbezogene Lernformen bedeutet nicht dass nicht methodisch-systematischen Lernformen integriert werden können Fazit: alle ästhetisch orientierten fachdidaktischen Konzeptionen haben eine lange Tradition Pädagogen kämpfen immer wieder gegen Vernachlässigung des ästhetischen, sinnlichen, emotionalen Zugang zur Welt schöpferisches, musisches, ästhetisches, kreatives Gestalten…oder „mit allen Sinnen lernen“, „ganzheitliches Lernen“ oder wie hier angeführt: ästhetisches Lernen, Forschen, Infizieren etc. 5