Business in Conflict

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Business in Conflict
Bericht im Rahmen der Eigenmaßnahme „Rolle der Privatwirtschaft in Konfliktund Postkonfliktsituationen“
Martina Huber
Ieplaan 32/F
2565 LM Den Haag
Tel.: +31 70 374 6631
Fax: +31 70 374 6667
[email protected]
Februar 2003
Gliederung
1. Einleitung ................................................................................................... 3
2. Was ist „business in conflict“? ...................................................................... 3
2.1 Begriffsklärung................................................................................................................. 3
2.2 Negativbeispiele für unternehmerisches Handeln in Konfliktländern ............................. 4
2.3 Herausforderungen und wesentliche Fragestellungen ...................................................... 4
3. Die Rolle des Privatsektors ........................................................................... 5
3.1 Wirkung von Konflikten auf Unternehmen ..................................................................... 5
3.2 Wirkung unternehmerischen Handelns auf Konflikte ...................................................... 6
Verschiedene Akteure des Privatsektors ............................................................................ 6
Möglichkeiten der negativen Einflussnahme ..................................................................... 6
Möglichkeiten der positiven Einflussnahme ...................................................................... 7
3.3 Kriegsökonomien ............................................................................................................ 9
3.4 Anreize für Unternehmen zu mehr Konfliktsensibilität und Partnerschaft .................... 11
4. Strategieentwürfe zur Einbeziehung des Privatsektors ................................ 13
4.1 Konzeptionelle Handlungsansätze ................................................................................. 13
Wirkungsanalyse und -monitoring ................................................................................... 13
Do no harm ....................................................................................................................... 14
Corporate Social Responsibility versus Krisenprävention ............................................... 14
Verteilung öffentlicher Einnahmen (Revenue-sharing Regimes) .................................... 15
4.2 Praktische Handlungsformen ......................................................................................... 16
Handlungsfelder für Unternehmen ................................................................................... 16
Regulierungen und Richtlinien......................................................................................... 16
Nationale Netzwerke ........................................................................................................ 17
Multistakeholder Partnership Process .............................................................................. 17
Business als multi-track diplomacy player ....................................................................... 18
4.3 Empfehlungen ................................................................................................................ 18
Anhang: Quellen und weitere Beiträge zum Thema ........................................ 20
1. Essentielle Texte .............................................................................................................. 20
2. Literatur, Arbeitspapiere, Berichte ................................................................................... 21
2.1 Allgemein ................................................................................................................... 21
2.2 Kriegsökonomien ....................................................................................................... 21
2.3 Wirkungsmonitoring .................................................................................................. 21
3. Internationale Geber und Organisationen ........................................................................ 22
4. Beratungsfirmen und Business Initiativen ....................................................................... 23
5. Institute und NGOs ........................................................................................................... 24
2
1. Einleitung
Der folgende Beitrag versteht sich als Bestandsaufnahme der aktuellen Diskussion zum
Thema “Business in Conflict” im Rahmen der Eigenmaßnahme “Rolle der Privatwirtschaft in
Konflikt- und Postkonfliktsituationen” und in Ergänzung weiterer Studien über die
krisenpräventiven
Wirkung
spezifischer
Instrumente
der
Wirtschaftsund
Beschäftigungsförderung. Der Beitrag bietet Akteuren der EZ und TZ Einblicke in die
Möglichkeiten, Chancen und Risiken, den Privatsektor in krisenpräventive Partnerschaften
mit einzubinden. Dabei wird substantiell Bezug genommen auf die Publikationen des Prince
of Wales Business Leaders Forum.
Der erste Teil umreißt das Thema in Kürze und befasst sich mit den wesentlichen
Fragestellungen: Wie lässt sich die Verantwortung des Privatsektors für
Konflikttransformation definieren? Inwiefern nehmen Unternehmen Einfluss auf
Konfliktpotenzial und umgekehrt? Welche Anreize existieren auf Unternehmensebene für
krisenpräventiven Wiederaufbau?
In einem zweiten Schritt wird die Rolle des Privatsektors diskutiert. Akteure des Privatsektors
und spezifisches Konfliktpotenzial werden dabei differenziert betrachtet, um mögliche
konfliktverschärfende oder –abfedernde Potenziale und Anreize für konfliktsensitives
Engagement des Privatsektors zu erkennen.
Schließlich werden konzeptionelle und praktische Möglichkeiten vorgestellt, den Privatsektor
in konfliktsensitive EZ/TZ Strategien mit einzubinden. Gleichmäßige Verteilung und
Sicherung von Ressourcen sowie langfristige Kapazitätenbildung vor Ort sind dabei
Grundvoraussetzungen, die in Überlegungen möglicher Partnerschaften mit dem Privatsektor
einfließen sollten.
2. Was ist „business in conflict“?
Globalisierung und Transformationsprozesse in Politik, Gesellschaft und Technologie
schaffen Chancen, führen aber auch zu Unruhen. Gewaltsame Konflikte untergraben
wirtschaftlichen und menschlichen Fortschritt und betreffen damit dauch den Privatsektor.
Konzerne, die in Gebieten agieren, die kulturell divers, ökologisch sensibel und/oder politisch
instabil sind, laufen Gefahr, Konflikte - scheinbar oder tatsächlich - zu schüren. Wo aber
liegen die Grenzen der Verantwortung von Unternehmen und wo beginnt die der nationalen
Regierungen? Reichen Rufschaden und Shareholder Value aus, um Unternehmen zu
konfliktsensiblem Handeln anzuregen?
2.1 Begriffsklärung
Die vielfältigen Wirkungsbeziehungen zwischen business und conflict werden zusätzlich
‚vernebelt’ durch die uneindeutige Begriffsanwendung in diesen Bereichen. In diesem Beitrag
wird von den Definitionen der GTZ ausgegangen, die Krisenprävention eindeutig als die
Vermeidung gewaltsamer Konflikte verstehen und damit diesen Begriff dem der
Konfliktprävention vorziehen.
Der Begriff des Privatsektors bezieht sich in diesem Beitrag auf große, multinationale
Konzerne, insbesondere der Rohstoffindustrie, da diese meist am gravierendsten von
Konflikten betroffen sind und gleichzeitig Konfliktpotenzial entscheidend beeinflussen
können1.
1
Siehe Verschiedene Akteure des Privatsektors, S. 6.
3
Konfliktprävention: Dies ist zwar inzwischen ein viel gebrauchter, jedoch
missverständlicher Begriff, weil in der Regel nicht der Konflikt als solcher verhindert werden
soll oder kann, sondern vielmehr seine destruktiv eskalierende Austragung bzw. Die akute
Gewaltanwendung (Gewaltprävention).
Krisenprävention: Umfasst frühzeitiges, geplantes, systematisches und kohärentes Handeln
auf verschiedenen Ebenen von Staat und Gesellschaft zur Verhinderung gewaltsamer
Konflikte. Massnahmen mit krisenpräventivem Charakter zielen darauf ab, vor, während oder
nach gewaltsam ausgetragenen Konflikten
 Das Potenzial für einen gewaltsamen Konfliktaustrag zu reduzieren, und
 Den Aufbau von Institutionen zur friedlichen Konfliktaustragung zu fördern.2
2.2 Negativbeispiele für unternehmerisches Handeln in Konfliktländern
Royal Dutch Shell machte 1994 internationale Schlagzeilen, als die Nigerianische Regierung
neun Angehörige des Ogoni Stamms hinrichtete. Diese hatten gegen die Umweltpolitiken des
Ölgiganten protestiert. Zu dieser Zeit verweigerte Shell jeglichen öffentlichen Kommentar mit
der Begründung, die Hinrichtungen wären „not an appropriate subject for private companies
... to comment on“3. Ein weiteres Negativbeispiel ist das Freeport Gold- und
Kupferabbauunternehmen in Indonesien, dessen Sicherheitspersonal, das im Sinne der Firma
zu handeln schien, Misshandlungen anstiftete, die schließlich in lokale Krawalle ausarteten. In
der Kontroverse um den Ölabbau der Occidental Petroleum Corporation in Kolumbien waren
sowohl kulturelle Rechte des U’wa Stammes, Interessen der ELN Guerrilla sowie bilaterale
Beziehungen zwischen Kolumbien und den USA miteinander verstrickt. Nach intensiver
Kritik von Seiten der Medien und Öffentlichkeit begannen diese und andere Unternehmen,
spezifische Politiken zu Themen wie Menschenrechte und Umwelt auszuarbeiten.
2.3 Herausforderungen und wesentliche Fragestellungen
Investoren in emerging markets werden zunehmend mit neuartigen Risiken konfrontiert,
darunter insbesondere mit Defiziten in Rechtsstaatlichkeit. Diese finden Ausdruck in
schwachen oder repressiven Rechts- und Regierungsstrukturen, Widerstand der Bevölkerung
gegen ausländische Investitionen, sozialen Problemen wie extremer Armut,
Menschenrechtsverletzungen, kriminellen Netzwerken, Kriegsprofiteuren, oder Korruption.
Gleichzeitig unterliegen multinationale Konzerne mittlerweile einer viel strikteren
öffentlichen Kontrolle als manche Regierung. Im Licht der Öffentlichkeit wachsen
Erwartungen an Unternehmen, zu gleichen, ‚akzeptablen’ Bedingungen zu produzieren wie zu
Hause, sowie der Konkurrenzdruck.
Die Neuartigkeit der Herausforderungen an Unternehmen liegt u.a. in den Entwicklungen
begründet, dass Konflikte zunehmend
 Interne Angelegenheit eines einzelnen Staates sind.
 Auf Problemen zwischen Staat und Gesellschaft basieren.
 Zivile/private Akteure als Täter und Opfer involvieren.
 Mit Kleinwaffen ausgefochten werden.
Zudem hat sich in Hinblick auf Unternehmen verändert, dass
2
GTZ, EON-Glossar, 2. Auflage und Mehler, Ribaux, Krisenprävention und Konfliktbearbeitung in der
Technischen Zusammenarbeit, 2000.
3
Ibd.
4

Aufgrund sich verknappender natürlicher Ressourcen Unternehmen gezwungen sind, auch
in instabilen Ländern zu operieren.
 Eine positive Unternehmensgeschichte und eine „soziale Lizenz“ immer häufiger
essentielle Voraussetzungen sind für den Zuschlag von Verträgen.
 Allianzen mit der politischen Führung als Risikominderung für langfristige Investitionen
nicht mehr verlässlich sind.
Sicherheit definiert sich deshalb weiter, in Form von menschlicher, nicht nur militärischer
Sicherheit und gewinnt an präventivem Ansatz. Infolgedessen haben sich neue
Handlungsansätze entwickelt, die eine Vielzahl von Akteuren auf unterschiedlichen Ebenen
involviert4.
Während die Bedeutung des Privatsektors im öffentlichen Leben immer weiter zunimmt,
scheint die des öffentlichen Sektors abzunehmen. Wo aber liegen die Grenzen der
Verantwortung des Privatsektors? Wie kann das wirtschaftliche und finanzielle Gewicht der
Unternehmen genutzt werden, um Druck auf politisch Verantwortliche zu machen? Worin
bestehen effektive Partnerschaften und welche Anreize gibt es dafür?
Der Druck auf Unternehmen, verantwortlich zu handeln, hat in den letzten Jahren enorm
zugenommen, v.a. in Konfliktgebieten. Was haben Unternehmen bis jetzt erreicht? Welche
nationalen (staatlichen) Kapazitäten (legaler Rahmen, Institutionen) müssen parallel gestärkt
werden? Wie kann mit Wahrnehmungen der Komplizenschaft von Unternehmen umgegangen
werden, die nicht mit der Realität übereinstimmen?
Welche Anreize gibt es für Unternehmen, Strategien zu entwickeln, die nicht nur auf
offensichtliche und unmittelbare Risiken für das einzelne Unternehmen reagieren, sondern
breitere sozialpolitische Entwicklungen im Zusammenhang und vor Ort in Einklang bringen?
Wie
können
einzelne
soziale
Investitionsprogramme
mit
langfristigen
Entwicklungsperspektiven strategisch verknüpft werden?
3. Die Rolle des Privatsektors
3.1 Wirkung von Konflikten auf Unternehmen
Abgesehen von den menschlichen und politischen Kosten von Konflikten fallen konkrete
Unternehmenskosten an, die sich in zwei Kategorien einteilen lassen5:
1. Indirekte soziale Kosten, die sowohl die Lokalität des Konfliktherds (Zerstörung von
sozialem, wirtschaftlichem, politischem und Umweltkapital) als auch die Staatengemeinschaft
allgemein betreffen – das umfasst Kosten einer möglichen regionalen Ausweitung bis zu
Steuerausgaben der Geberländer.
2. Direkte “Geschäftskosten”, welche Unternehmen unmittelbar in ihrem Tagesgeschäft
treffen. Im Konfliktfall steigen Kosten für Risikomanagement und insbesondere Ausgaben für
(oftmals private) Sicherheitsfirmen; Schäden an Eigentum und Material müssen beglichen
werden; erhebliche und langfristige Opportunitätskosten entstehen bei Störungen oder
Unterbrechung der Produktion und des Handels; Investoren sind weniger bereit, Kapital zur
4
5
Siehe auch Business als multi-track diplomacy player, S. 18.
The Business of Peace, S. 20.
5
Verfügung zu stellen; auch ist mit einem Anstieg von Personal- und Prozesskosten zu
rechnen, ganz zu schweigen von den Kosten, die durch Rufschaden entstehen.
Gewaltsame Konflikte können sich auch positiv auf bestimmte Akteure der Privatwirtschaft
auswirken (siehe Kriegsökonomien).
3.2 Wirkung unternehmerischen Handelns auf Konflikte
Verschiedene Akteure des Privatsektors6
Größe, Industriezweig und Eigentümerstruktur eines Unternehmens sowie Ursachen und
Stadium eines Konflikts sind entscheidende Bestimmungsgrößen für die Betroffenheit eines
Unternehmens im Konfliktfall sowie sein Potenzial, Konflikte vor Ort zu schüren oder zu
dämmen.
Ein multinationaler Konzern z.B. erleidet durch einen Konflikt meistens Schaden an seinem
Ruf, während ein lokales Unternehmen komplett in seinem Tagesgeschäft beeinträchtigt wird
und dabei kaum Ausweichmöglichkeiten hat. Genauso unterschiedlich nehmen diese
Unternehmenstypen Einfluss auf den Konflikt: Die Einnahmen aus internationalen
Ölgeschäften können dazu führen, dass autoritäre, zentralistische Regierungen von
Steuereinkünften politisch und finanziell immer unabhängiger werden, somit öffentliche
Leistungen (Gesundheit, Bildung) auf der Strecke bleiben und andere Wirtschaftssektoren
marginalisiert werden; ein lokales Unternehmen nimmt in erster Linie Einfluss durch seine
Anstellungspolitik und täglichen Kontakte mit Mitarbeitern und Bevölkerung, die in
Verhandlungen mit Konfliktparteien durchaus nützlich sein können.
Weiterhin bestimmt der Industriezweig das Zusammenspiel von business und conflict.
Besonderes Augenmerk gilt den Industriezweigen der Energiegewinnung, des Rohstoffabbaus
und der Infrastruktur, da diese oft in lokale Rechte und Traditionen eingreifen, und die
potentiellen Kosten eines Konflikts für sie hohe Risiken bergen. Außerdem investieren diese
Unternehmen langfristig, hängen stark von der lokalen Infrastruktur ab und sind im
allgemeinen unflexibel, Investitionen zurückzuziehen. Zu beachten ist in diesen Branchen
auch ein möglicher Zusammenhang mit Mittlerunternehmen, die von Konflikten profitieren7.
In der Regel tragen große Unternehmen leichter zu Konflikten bei als KMUs, da sie mehr
Ressourcen kontrollieren und größeren Einfluss nehmen. Besondere Risiken für ausländische
Firmen, wie z.B. Ablehnung durch die Bevölkerung vor Ort, ineffizientes Management
aufgrund fehlender Lokalkenntnis, Verletzbarkeit durch öffentliche Aufmerksamkeit und
Sichtbarkeit, etc., können lokale Joint Ventures, politische Risikoversicherungen und
zunehmender gemeinsamer Druck entgegengesetzt werden.
Möglichkeiten der negativen Einflussnahme
Unternehmen unterstützen Regime vor Ort moralisch und politisch. Selbst repressive Regime
auf nationaler und lokaler Ebene erreichen durch Verhandlungen über Verträge,
Bedingungnen und Zugeständissen de facto Anerkennung. In Konfliktfällen, die auf
illegitime, exklusive oder ineffektive Staatsstrukturen zurückgehen, verschärft diese
Anerkennung existierendes Krisenpozential.
Menschenrechtsverletzungen durch private oder staatliche Sicherheitskräfte sind ein weiteres
Risiko. In Fällen von Protesten gegen Unternehmen gehen Sicherheitsdienste oft gewaltsam
6
7
The Business of Peace, S. 56 ff.
Siehe Kriegsökonomien, S. 9.
6
gegen Demonstranten oder die lokale Bevölkerung vor und leisten damit einer Eskalation
Vorschub.
Häufig haben Konfliktländer kaum Erfahrung im Umgang mit den enormen Bargeldsummen,
die sie als Kompensation für (Land-)Nutzungsrechte empfangen. Dies fördert meist eine
ungleiche Verteilung von Kosten und Nutzen innerhalb der Gesellschaft. Zudem können
Gruppenidentitäten und –unterschiede durch die Einstellungs- und Verhandlungspraktiken
von Unternehmen verstärkt werden. Damit unterminieren Unternehmen nicht selten
existierende Macht-, Autoritäts- und sogar Familienstrukturen und kurbeln schlimmstenfalls
die Verfügbarkeit von Kleinwaffen weiter an.
Ein weiterer Effekt des Einführens von Geld und Investitionen ist das Entstehen von
Erwartungen, die viele Menschen vor Ort anziehen. Es entsteht Druck auf Infrastruktur und
Sozialleistungen, der so stark sein kann, so dass es zu Spannungen zwischen der ursprünglich
ansässigen Bevölkerung und den ‚Verlierern’, die nicht wie erwartet von der
Unternehmenspräsenz profitieren, kommt.
Die Wirkung unternehmerischer Aktivitäten wird entscheidend bestimmt durch die
strukturellen Konfliktgründe8. In ressourcenbedingten Konfliktsituationen nehmen
Unternehmen häufig destabilisierend Einfluss durch unfaire Patronage oder Untergrabung der
wirtschaftlichen Entwicklung lokaler Gemeinden. In Konflikten, die durch unterschiedliche
Identitäten motiviert werden, können Diskriminierung am Arbeitsplatz, Unterminierung
lokaler Kulturen, oder Unterstützung von Umsiedlungen, die bestimmte Gruppen von
wirtschaftlichen Möglichkeiten ausschließen, eine Eskalation vorantreiben. Direkte oder
indirekte Unterstützung korrupter Regime oder das Schwächen lokaler Institutionen und
Strukturen wirken besonders konfliktfördernd in rechtsstaatlich schwachen Gebieten.
Möglichkeiten der positiven Einflussnahme
Andererseits können Unternehmen durch effektive Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung
krisenpräventiv wirken, indem sie Spannungen und sozioökonomische Ungleichgewichte
zwischen Konfliktparteien abbauen, Human- und Sozialkapital aufbauen, Verantwortung von
Institutionen und soziale Kohesion stärken. So können Unternehmen in der Branche der
Energiegewinnung und des Rohstoffabbaus, die auf Landnutzungsrechte angewiesen sind,
Prozesse der Interessensfindung und -formulierung auf lokaler Ebene initiieren und
unterstützen, damit gleichzeitig konkrete Hilfe leisten, sowie good governance und
Verantwortung unterstützen.
Auch hier sind die Konfliktursachen bestimmend für die genaue Wirkung des Privatsektors. In
Regionen, die sich durch ungleichen Zugang zu Ressourcen und grundlegenden öffentlichen
Leistungen oder durch wachsende Verarmung auszeichnen, können Unternehmen den Zugang
verbessern und eine ausgleichende Verteilung des Einkommens, das durch die Ressourcen
entsteht, anregen9. Dagegen kann Konfliktpotenzial, das auf konfliktive (Gruppen-)Identitäten
zurückgeht, gemildert werden durch multi-ethnische Einstellungs- und Arbeitspraktiken. Im
Falle von ineffektiven, illegitimen und exklusiven staatliche Strukturen können Unternehmen
positiv Einfluss nehmen durch die Förderung von Sozialkapital (z.B. durch
landwirtschaftliche Kooperativen und kleine unternehmerische Aktivitäten), Unterstützung
8
The Business of Peace, S. 38 ff.
Wenn Unternehmen jedoch staatliche Funktionen substituieren, laufen sie Gefahr, den Staat zu (scheinbar oder
tatsächlich) unterminieren und damit langfristig Konfliktpotential zu fördern.
9
7
der Pressefreiheit und einer aktiven Zivilgesellschaft sowie durch praktische
Trainingsprogramme für mehr Kompetenz und Transparenz im Regierungsapparat.
Entscheidend für die Wirkung des Privatsektors auf Konfliktpotenzial ist zudem die Phase
des Konflikts.
(i) Vor Konfliktausbruch können Unternehmen präventiv wirken durch eine Beteiligung an
fact finding- und Vermittlungsmissionen, durch die Durchsetzung von Sanktionen und
Embargos, durch die Einschätzung von Frühwarnsignalen (z.B. Konflikte mit Landrechten der
einheimischen Bevölkerung), etc. Diese Rolle wird erleichtert durch die Tatsache, dass
Akteure des lokalen Privatsektors auch in anderen Kapazitäten am öffentlichen Leben
teilnehmen, z.B. als Mitglieder aus Wissenschaft, NGOs, religiösen Gruppen, etc.
(ii) Während eines Konflikts darf die Sicherheit des Personals eines Unternehmens nicht auf
Kosten der Sicherheit der Bevölkerung vor Ort gehen. Der Privatsektor sollte
Menschenrechtsverletzungen durch verantwortliche Sicherheitsarrangements vorbeugen und
(in)direkte Unterstützung bewaffneter Gruppen vermeiden. Überdies können sich
Unternehmen für Nothilfe sowie langfristige Entwicklungsprojekte und Konfliktlösungen
einsetzen. Im Fall eines Rückzugs kann der Verlust an Arbeitsplätzen den Konflikt weiter
verschärfen. Das Unternehmen sollte also vorsichtig entscheiden, an wen es verkauft: an
lokale Investoren oder ausländische Firmen, Teilhaber des Regimes oder benachteiligte
Gruppen?
(iii) In Postkonfliktszenarien kann der Privatsektor spezifische Funktionen im Wiederaufbau
physischer und sozialer Infrastruktur übernehmen, in der Stärkung von Institutionen und der
Unterstützung Betroffener unter Berücksichtigung spezieller Risikogruppen wie z.B. Exkombattanten,
in
Landminenprogramme
und
in
der
Normalisierung
von
Schuldenarrangements, etc..
In der Phase des Wiederaufbaus leistet der informelle Sektor aufgrund seiner
Arbeitsplatzintensität einen besonderen Beitrag zur Stabilisierung. Allerdings ergeben sich
wegen seiner Außerlegalität auch Probleme. So zitiert der Business of Peace Bericht das
Warn Torn Societies Project in Mozambique, wo
“the rapid development of the informal sector has significantly contributed to
economic development in the immediate post-war period. It has, at the same time, led
to a rapidly growing criminal sector of the economy which escapes control and
taxation.”10
Darüber hinaus können Unternehmen dazu beitragen, in produktive Sektoren zu investieren,
oder Investitionen anzuziehen und Humankapital vor Ort systematisch aufzubauen. Im
Rahmen ihres Budgets für soziales Engagement können Unternehmen auch
Versöhnungsinitiativen durch NGOs unterstützen. Weitere Möglichkeiten sind die Teilnahme
von Unternehmen in Versöhnungskommissionen, Demobilisierungsprogrammen, finanzielle
oder technische Unterstützung des Aufbaus von Regierungs-, Justiz- oder Polizeiinstitutionen
und die Unterstützung von Kapazitäten und Regulierungssystemen des Privatsektors vor Ort.
Diese Beispiele sind typisch für die genannten Konfliktphasen, ihnen aber nicht
ausschließlich zuzuordnen.
10
Matthias Stiefel, WSP/UNRISD, Rebuilding after War: A summary report on War-torn Societies Project,
1998.
8
3.3 Kriegsökonomien 11
Wenn Konflikte bestimmte Gruppen und Unternehmen begünstigen und umgekehrt, spricht
man von ‚Kriegsökonomie’. Der Begriff trifft damit sowohl auf Situationen zu, in denen
Unternehmensaktivitäten Konflikte direkt oder indirekt unterstützen, als auch auf die
Rentabilität von Konflikten für bestimmte Unternehmen. Häufiger noch als das Entstehen
kann deshalb das Andauern von Konflikten durchaus im Interesse von Unternehmen sein.
Korrupte und ethnisch diskriminierende Wirtschaftspraktiken leisten solchen Profiten meist
Vorschub.
Bei der TZ Instrumentenauswahl im WBF Bereich ist deshalb ein genaues Durchleuchten von
Interessen und Zusammenspiel potentieller Konfliktgewinnler unerlässlich, da andernfalls
konfliktbeschwichtigende Strategien kontraproduktiv sein könnten. Um positive Wirkungen
zwischen Konflikt und Unternehmen zu erkennen, mag es hilfreich sein, das
Wirkungsgeflecht im Einzelfall an einem groben, grundlegenden Schema zu testen. Die
folgenden Fragen sollten auch bei der Planung gemeinsamer TZ Aktivitäten mit dem
Privatsektor geprüft werden.
11
The Business of Peace, S. 79 ff.; Pyt Douma, The Political Economy of Internal Conflict, 2002.
9
Tabelle1: Wirkungsbeziehungen Konflikt  Business
WIRKUNG VON…
KONFLIKT  BUSINESS
1. Entstehen dem Unternehmen
NEGATIVE/
DESTABILISIERENDE im Konfliktfall direkte
Geschäftskosten?
z.B. Sicherheits-, Material-,
Opportunitäts-, Kapital-, Personal-,
Gerichtskosten, Rufschaden.
BUSINESS  KONFLIKT
1. Unterstützt das Unternehmen ein
illegitimes oder ineffektives Regime
direkt oder moralisch/politisch?
2. Werden Sicherheitskräfte
unverantwortlich eingesetzt?
2. Fallen indirekte soziale Kosten 3. Fällt die soziale KostenNutzenverteilung ungleich aus?
auf das Unternehmen?
z.B. Zerstörung von Human- und
Umweltkapital.
4. Ensteht gesellschaftlicher Druck
durch Erwartungen und Zuzug?
5. Wird der Konflikt durch das
Unternehmen finanziert?
(Kriegswirtschaft)
POSITIVE
Profitieren bestimmte
Unternehemn/Industrien von
Konflikten oder Krieg?
(Kriegswirtschaft)
1. Trägt das Unternehmen zur
Beschäftigungs- und
Einkommenssteigerung bei?
2. Verringern sich sozioökomomische Ungleichgewichte?
3. Werden Kosten und Nutzen
gleich und fair verteilt?
4. Werden nationale und lokale
Institutionen durch das
Unternehmen gestärkt?
Vorteile, die ein Konflikt für Unternehmen schafft, tragen oft wiederum zur Verschärfung und
eventuell zu einer Veränderung des Konflikts bei. Laut Collier12 begünstigt allein das
Vorhandensein von Primärgüterexporten das Konfliktrisiko, und um so mehr, je mehr das
Landeseinkommen von Exporten abhängt. Primärgüter wie Diamanten, Holz, Gummi und Öl
gelangen auf unterschiedlichen Wegen in den legalen und illegalen Handel. Diamanten aus
afrikanischen Kriegsgebieten sind ein Beispiel dafür, wie Primärgüter illegal abgebaut, über
die Grenze geschmuggelt und auf legalem Weg auf den offenen Markt gelangen können.
Industrien der Herstellung und Verbreitung von Waffen profitieren unmittelbar von
Konflikten. In vielen Fällen entstehen so Netzwerke von Kriegsgewinnlern und - oft im
Ausland ansässigen - Mittlerfirmen, die nicht auf ersten Blick erkennbar sind. In Angola z.B.
unterstützten kleinere Unterhändlerfirmen, häufig mit Sitz in Südafrika, Rebellengruppen
12
Paul Collier, Anke Hoeffler, Greed and Grievance in Civil War, März 2002.
http://econ.worldbank.org/files/12205_greedgrievance_23oct.pdf
10
durch ihre Verbindung mit Mittelsmännern und Waffenhändlern13. So entstehen indirekt
Konfliktdividenden auch für legal operierende Unternehmen.
Rebellen und Regierungen sind zur Kriegsfinanzierung auf zusätzliche Einnahmen (Tausch
oder Cash) angewiesen und daher bereitwillig(er), Land oder bestimmte Rechte und
Genehmigungen zu verkaufen. Dieser Finanzierungsdruck kann sich natürlich auch negativ
für Unternehmen auswirken (Kidnapping, Schutzgelderpressungen, etc.). Operationen in
Konfliktgebieten sind aber aus wirtschaftlicher Sicht weiter sinnvoll, solange die Kosten für
Sicherheit stabil gehalten werden können. Weitere, direkte Kriegsfinanzierungsmöglichkeiten
umfassen die Zugangskontrolle von Infrastruktur (z.B. Häfen, Flughäfen, Elektrizitätswerke),
Entführungen, Hypotheken auf zukünftiges Landeseinkommen, Nutzungsrechte, etc.
In Kolumbien gingen die zunehmenden Ölzugeständnisse an multinationale Konzerne einher
mit deren Finanzierung von paramilitärischen Truppen sowie mit Investitionen und
Zugeständnissen an Rebellengruppen. Texas Petroleum z.B. finanzierte Schulen, Straßen und
Kliniken in Rebellengebieten und leitete Aufträge an Firmen weiter, die den Rebellengruppen
gehörten. In Angola war es offensichtlich, dass sich UNITA-Rebellen aus den Einkommen
legaler und illegaler Diamantengeschäfte finanzierten und die Regierung Firmenbonusse, die
sie im Gegenzug für Ölzugeständnisse erhielt, für den Kauf von Waffen verwendete.
Verkompliziert wurde die Situation dadurch, dass angolanische Regierungsbeamte verdeckt
Waffen an UNITA verkauften und sich UNITA mit Hilfe von Diamanten in Regierungsämter
einkaufte (The Economist, 25 September 1999).
Diese Beispiele zeigen, dass Geschäfte auch in Hochrisikogebieten profitabel sind und
finanzielle Anreize für betroffene Firmen substantiell sein müssen, um sie zu
konfliktsensiblerem Handeln zu bewegen.
Unternehmen können sich in Situationen von kriegswirtschaftlichen Gewinnen wie folgt
krisenpräventiv verhalten:
1. Kriminelle Geschäftsformen und –dynamiken (Kriegsgewinnler) erkennen.
2. Korruption als wirtschafts- und entwicklungshemmend anerkennen und AntiKorruptionsnormen durchsetzen.
3. Rolle der Diaspora oder Einzelner im Schüren von Konflikten unterbinden.
4. Internationale Normen für einen verantwortlichen Einsatz privater Sicherheitsfirmen
durchsetzen.
3.4 Anreize für Unternehmen zu mehr Konfliktsensibilität und Partnerschaft14
Zur Zeit sind mehr als 72 Länder, in denen ausländische Unternehmen tätig sind, als mittel,
sehr oder extrem unsicher eingestuft. Ausländische Direktinvestitionen sind in den letzten 25
Jahren auf jährlich über $ 400 Milliarden gestiegen. Davon werden mehr als $ 150 Milliarden
in fast 50 Ländern investiert, die beim Transparency International Corruption Perception
Index unterdurchschnittlich abschneiden, also als ziemlich korrupt eingestuft werden können.
Nur 4% des Welteinkommens gehen auf die Rüstungsindustrie zurück. Ein Großteil des
Privatsektors hat also ein konkretes Interesse an Frieden und Stabilität.
Dennoch wird ein Unternehmen nur dann seine Konfliktsensibilität verbessern, wenn es sich
wirtschaftlich, im Rahmen einer Kosten-Nutzen Überlegung, lohnt. Der Hauptanreiz für
13
Mark Shaw, War Without End? The Political economy of internal conflict in Angola, Netherlands Institute of
International Relations Clingendael, November 2001.
14
Siehe auch The Business of Peace, S. 20 ff.
11
unternehmerisches Engagement im Sinne von Krisenprävention besteht darin, Kosten und
Risiken zu vermeiden. Konflikte zerstören Infrastruktur, brechen supply chains, vertreiben
Arbeitskräfte und resultieren häufig in Anschuldigungen der Komplizenschaft von
Unternehmen im Verstärken oder Verursachen des Konflikts. Solche Anschuldigungen ziehen
schlimmstenfalls Sanktionen, öffentlichen Protest, Gerichtsverfahren, Desinvestitionen und
Konsumentenboykott nach sich.
Positiv ausgedrückt geht es aber auch darum, eine Friedensdividende für Unternehmen
sichtbar zu machen. Unternehmen profitieren von friedlichen Standorten in Form von
 Besseren Investitionsbedingungen (z.B. PPP im Aufbau der Infrastruktur mit
internationalen Gebern),
 Geringeren Operations-, Sicherheits- und Gemeindeentwicklungskosten,
 Potentieller Reallokation von Haushaltsmitteln für industrielle und unternehmerische
Entwicklung,
 Potentieller Reallokation internationaler finanzieller Mittel (Übergang von humanitärer
zur Entwicklungshilfe) sowie
 Erhalt von qualifizierten Arbeitskräften.
Durch krisenpräventives Engagement steigert ein Unternehmen zudem seinen Wert
(Shareholder Value), da sich seine „soziale Lizenz“ verbessert und Kommunikationskanäle
weiter ausgebaut werden, mit derer Hilfe wiederum Misstrauen vor Ort glaubhaft vorgebeugt
werden kann.
Allerdings entstehen durch konfliktsensibles Engagement auch direkte und indirekte Kosten,
z.B. für die Einführung neuer oder Anpassung interner Prozesse (Conflict Impact Assessment,
Transparenzmaßnahmen,
Umstellung
der
Einstellungspraktiken,
etc.)
und
Opportunitätskosten für solche Initiativen. Zudem riskieren Unternehmen eine eventuelle
Benachteiligung gegenüber weniger skrupelhaften Konkurrenten. Von der Bereitstellung des
quasi-öffentlichen Guts ‚Krisenprävention’ profitieren auch Konkurrenten. Diese Kosten
lassen sich leichter finanziell quantifizieren als die Nutzen. Rentabilität ist für Unternehmen
jedoch der einzige langfristige Anreiz für krisenpräventives Engagement.
Tabelle 2: ‘Business’ Incentives und Disincentives für Krisenprävention
Kosten
Nutzen

Einführung neuer interner Prozesse

Konfliktkosten vermeiden

Opportunitätskosten

Besserer Investitionsbedingungen

Problem ‘Überläufer’


Problem ‘Free-riding’
Potentielle Reallokation des
Staatshaushalts und internationaler Fonds
zugunsten des Unternehmens

Wahrung der ‘sozialen Lizenz’,
Shareholder Value

Erhalt qualifizierter Arbeitskräfte

Zugang, Information und Einfluss durch
Beteiligung an der Politikdebatte
12
Im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Privatsektor können EZ und TZ standortrelevante
Erfahrungen (soziale, ökologische Bedingungen, Sektoren, Rahmenbedingungen), finanzielle
und personelle Beteiligung an Projekten sowie Kontakte vor Ort einbringen. Gemeinsame
Interessen und komplementäre Kompetenzen sind Grundvoraussetzungen einer effektiven
Partnerschaft zwischen EZ/TZ und dem Privatsektor.
DFID arbeitet an einer Strategie für Partnerschaften mit dem Privatsektor in Konfliktgebieten.
Eine Reihe von möglichen Handlungsfeldern wurde bereits identifiziert:
 „Stimulating healthy economic environments;
 Rebuilding and maintaining physical and social infrastructure;
 Securing vulnerable communities;
 Developing tools for corporate conflict resolution;
 Sharing lessons learned;
 Securing appropriate expertise;
 Integrating corporate efforts with national efforts;
 Convening local actors across sectors;
 Convening international actors across sectors;
 Engaging business with multilateral organizations.“15
4. Strategieentwürfe zur Einbeziehung des Privatsektors
4.1 Konzeptionelle Handlungsansätze
Partnerschaften zwischen EZ/TZ und Unternehmen könnten auf folgenden konzeptionellen
Ansatzpunkten und Methoden aufbauen:
Wirkungsanalyse und -monitoring
Der Zweck einer Wirkungsanalyse ist, einzuschätzen, ob und wie das Handeln von
Unternehmen auf lokale Spannungen wirkt, und umgekehrt. Krisenpräventives
Wirkungsmonitoring im EZ Bereich ist bis jetzt zwar in der Debatte fortgeschritten, jedoch
existieren kaum praktische Erfahrungswerte16. Risikoanalysen der IFIs in Hinblick auf
finanzielle Anfälligkeit werden bereits weitgehend angewendet.
Im Rahmen der UN Global Compact Initiative wurde bereits ein Business Guide entwickelt 17,
der sich an Unternehmen in Konfliktgebieten richtet und Problembereiche wie Governance,
Wirtschaft, Arbeit, Menschenrechte, internationales humanitäres Recht, Sicherheit und
Umwelt fokussiert. Der Guide leistet Hilfestellung bei der Analyse von Risikofaktoren
innerhalb dieser Bereiche, setzt diese in Verbindung mit Konfliktpotenzial und möglichen
Wirkungen von Unternehmensaktivitäten, und identifiziert Strategien, die negative
Wirkungen ausschließen. Solche und ähnliche Instrumente der Konfliktanalyse, die
schließlich in Projektplanung und –entwurf einfließen, könnten im Rahmen einer
Partnerschaft zwischen EZ/TZ und Unternehmen entwickelt und angewendet werden.
15
Partnering towards Peace: Dfid and the Private Sector, Draft Issue Paper, zusammengestellt von Political &
Economic Link Consulting, Oktober 2001.
16
Weiterführende Literatur im Anhang unter Wirkungsmonitoring, S. 21.
17
http://65.214.34.30/un/gc/unweb.nsf/550d4b46b29f68a6852568660081f938/85256aef00564bcb85256ac00065f
845/$FILE/BusinessGuide.pdf
13
Do no harm
Der von Mary Anderson entwickelte Do no harm Ansatz beschreibt eine Art des
Wirkungsmonitoring. Als Grundsatzprinzip gilt es, potentielle negative Wirkungen eines
TZ/EZ Eingriffs zu vermeiden (siehe Tabelle 1). Konfliktexterne Parteien können bestenfalls
eine positive, sollen aber zumindest keine negative Rolle (harm) in der Krisenprävention
spielen.
Negative Wirkungen auf Konflikte werden insbesondere erzielt durch
 Zentrale Steuerung und Kontrolle krisenpräventiver TZ/EZ Maßnahmen.
 Überbewertung der EZ/TZ Leistungen (Quantität, Qualität, Timing) anstatt Analyse von
Wirkungen.
 Zu spezifische Identifikation der Empfänger und damit Einseitigkeit der Maßnahmen.
 Unterstützungs- und Finanzierungsstrategien, die Konflikte und Konfliktparteien
vereinfachen (Polarisierung z.B. in Gut-Böse Schema).18
Daraus folgt, dass (i) krisenpräventive Aktivitäten von TZ/EZ (wie auch von Unternehmen)
Flexibilität in der Programmierung vor Ort zulassen sollten; (ii) Wirkungsanalysen Teil jeder
Projektplanung sein sollten; und (iii) empfängerspezifische Unterstützung durch
‚Ausgleichsprogramme’ flankiert werden, um Übervorteilung zu vermeiden.
Die von Mary Anderson geleitete NGO Collaborative for Development Action hat ein
Schema von negativen und positiven EZ ‚Wirkungshinweisen’ entworfen 19. Dieses und
andere wirkungsanalytischen Instrumente könnten auch für und von Unternehmen angewandt
werden.
Der Do no harm Ansatz gründet auf drei EZ- und TZ-relevanten Annahmen:
1. Konflikte können nie ausschließlich durch externe Parteien vermieden werden.
Friedliche Konfliktlösungen müssen aus der betroffenen Gesellschaft selbst kommen.
2. Bürger identifizieren sich immer weniger mit gewaltsamen Konflikten und erkennen,
dass diese die existierende Probleme noch verstärken.
3. Bürger können Konflikten nicht ausweichen oder öffentlich Opposition beziehen.
Corporate Social Responsibility versus Krisenprävention
Man unterscheidet zwei Herangehensweisen, den Privatsektor in konfliktsensitives Handeln
einzubeziehen: Corporate Social Responsibility (CSR) und Krisenprävention. CSR wird von
Business in the Community definiert als
„Set of standards of behaviour to which a company subscribes in order to make its
impact on society positive and constructive.“20
Der CSR-Ansatz setzt also beim Unternehmen an, seinen Fähigkeiten, Kapazitäten und seiner
Legitimation, Einfluss zu nehmen. Es liegt am Unternehmen, auf dieser Basis eine sinnvolle
Partnerschaft zu erstellen. Das Konzept der Krisenprävention dagegen geht von den
vorliegenden Problemen aus und untersucht erst in einem zweiten Schritt, wie der Privatsektor
sinnvoll in einen präventiven Prozess eingebunden werden kann. Eine partnerschaftliche,
komplementäre Herangehensweise, die andere Akteure mit einschließt, steht im Vordergrund.
18
http://www.cdainc.com/lcp/publications/articles/lcp-policy.htm
http://www.cdainc.com/lcp/publications/articles/lcp-indications.htm
20
www.iblf.org/csr/csrwebassist.nsf/content/a1a2a3a4f5.html
19
14
In instabilen Situationen (Konflikt und Post-Konflikt) wird die Frage nach den Bedürfnissen
der Situation dringender als die nach den Möglichkeiten eines einzelnen Unternehmens.
Krisenpräventive Strategien sind also v.a. in angespannten Situationen notwendig; CSR
dagegen findet auch in stabilen, entwickelten Verhältnissen statt.
Ein weiterer Unterschied zu CSR ist, dass Krisenprävention die Rolle des Unternehmens nicht
von Beginn an definiert und damit begrenzt. Prävention wird bestimmt von den
Konfliktursachen. Ist ein Unternehmen z.B. selbst Partei eines Konfliktes, wird seine Rolle
substantieller sein, als wenn es nur sekundär betroffen ist im Sinne von
Einkommensverteilung und Demokratisierung.
Verteilung öffentlicher Einnahmen (Revenue-sharing Regimes)21
In der Regel bringen Unternehmen Risikokapital und Know How ins Land, während die
Gastregierung Zugang zu Ressourcen, Nutzung von Land und eventuell
Steuervergünstigungen zugesteht. Ist der Abbau erfolgreich, profitiert die Gastregierung in
Form von Lizenzgebühren, Steuer- und Exporteinnahmen und manchmal Aktienanteilen.
Revenue-sharing Regimes beschreiben Abmachungen zwischen Unternehmen, Regierung und
lokaler Gemeinde über eine gerechtere Verteilung der Vorteile, die durch den Abbau erzielt
werden. Solche Übereinkommen sind in hohem Maße konfliktrelevant, da Konflikte häufig
durch Verteilungskämpfe ausgelöst werden können.
Der Privatsektor kann – z.B. durch die Gründung von Sozialinvestitionsfonds – darauf
hinwirken, dass diese Einkommen gerecht und gleich verteilt und transparent verwaltet
werden, z.B. durch die Verteilung
 Auf verschiedenen Verwaltungsebenen (lokal, national, regional),
 In Form von Ausgleichszahlungen (z.B. für Umsiedler),
 Als wirtschaftliche und soziale Investition in zukünftige Generationen.
Solche Fonds können zu bestimmten Teilen von der Regierung kontrolliert, vom Privatsektor
finanziert und unter der Beteiligung von (multilateralen) Organisationen verwaltet werden.
Damit trägt der Privatsektor seinen Teil zur gemeinsamen ‚corporate social resposibility’ bei,
während gleichzeitig staatliche Kapazitäten gestärkt und Verantwortlichkeiten transparenter
gestaltet werden.
Befähigende Voraussetzungen für Revenue-sharing Regimes sind
(i)
Die Teilnahme aller Betroffenen eines potentiellen Konflikts,
(ii)
Transparente Verwaltung der Fonds und
(iii) Die Flankierung durch Streitschlichtungsmechanismen, insbesondere in Ländern
mit schwachen Justizsystemen.
Ein Beispiel eines Revenue-sharing Regimes ist das Konsortium, das von
ExxonMobil/Chevron/Petronas, der Weltbank und der Regierung von Tschad zur
Finanzierung einer Pipeline gegründet wurde. Die Regierung versprach unter den Regeln der
Weltbank, die 3% der Fonds zusteuerte, 80% ihres Einkommens aus diesem Projekt in soziale
Programme zu investieren. Mehrere unabhängige Gremien sollten die Finanzierung und
Konstruktion der Pipeline kontrollieren. Allerdings geriet die Regierung im Dezember 2000
in Verdacht, $ 4,5 Millionen der ersten Einkünfte aus dem Ölgeschäft auf den Kauf von
Waffen verwendet zu haben.
21
Siehe Juliette Bennett, http://www.iccwbo.org/home/global_compact/ProgressReport%20July%203.pdf und
The Business of Peace, S. 86 ff.
15
4.2 Praktische Handlungsformen
Handlungsfelder für Unternehmen
Gemäß den Handlungsbereichen, die Jane Nelson in „The Business of Peace“ definiert,
können sich Unternehmen folgendermaßen je nach Konfliktphase konfliktverantwortlich
engagieren22:
1. Im Rahmen des Kerngeschäfts von Unternehmen, z.B. am Arbeitsplatz, auf dem
Markt, oder innerhalb einer Wertschöpfungskette: Zu Konfliktzeiten können
Unternehmen Hilfsgüter, -ausrüstung und –leistungen auf kommerzieller Basis
anbieten, z.B. im Rahmen von Verträgen mit Hilfsorganisationen.
Sicherheitsvorkehrungen der Unternehmen dürfen menschenrechtsverletzende
Praktiken nicht zulassen. Im Rahmen des Wiederaufbaus können Unternehmen in
Infrastruktur und produktive Sektoren investieren, so dass Humankapital und
Geschäftskapazitäten vor Ort aufgebaut werden, besonders in KMUs.
2. Soziale Investitionen und Philanthropie: Im Krisenmanagement können
Unternehmen sich in vielfältiger Weise für humanitäre und Entwicklungsarbeit
engagieren, z.B. durch Schenkungen und Zusammenarbeit mit NGOs.
Beitragsmöglichkeiten von Unternehmen zur Konflikttransformation umfassen
zivilgesellschaftliche
Kapazitätenbildung,
Investitionen
in
partizipative
Gemeindearbeit,
(finanzielle)
Unterstützung
von
Bildung,
Gesundheit,
Unternehmensentwicklung und toleranzförderliche Aktivitäten vor Ort, etc. Dabei
müssen konfliktbetroffene und besonders verletzliche Gruppen beachtet werden.
3. Im Rahmen öffentlicher Politikdebatte und Fürsprache können Unternehmen
während eines Konflikts Druck auf Konfliktparteien im Sinne einer Schlichtung
ausüben23 sowie Friedensverhandlungen logistisch oder direkt unterstützen. Nach
Konflikten können sich Unternehmen durch Versöhnungsarbeit (Kommissionen),
Demobilisierungsprogramme und Unterstützung staatlicher Kapazitäten engagieren
sowie sich um ausländische Direktinvestitionen und den Aufbau einer Infrastruktur
lokaler ‚Business Development Services’ bemühen.
Regulierungen und Richtlinien
Es existiert bereits eine Vielzahl an internationalen, z.T. mit einander konkurrierenden,
Richtlinien und Regulierungen, die zum Ziel haben, privatwirtschaftliche Verantwortung zu
gewährleisten (siehe Kasten unten). Jedoch ist die Effektivität dieser Richtlinien nur begrenzt,
da sich Unternehmen aufgrund der Vielfalt und ständigen Änderungen der Richtlinien eine
Pick-and-Choose-Haltung leisten können24. Außerdem sind Richtlinien in der Mehrzahl
freiwilliger Natur, z.T. Absichtserklärungen, und ihre Umsetzung ist kaum kontrollierbar. Der
betroffene Staat muss deshalb fähig sein, die Umsetzung solcher Codes zu überwachen und zu
verifizieren.
Multinationale Firmen werden zu Hause zunehmend zur Verantwortung gezogen, auch
gerichtlich. Nationale und lokale Firmen kommen jedoch oft mit ungenügender Performance
durch. Die Amnesty International Business Group setzt sich deshalb für ein umfassendes
Paket an Standards und Berichterstattungspflichten ein, das nationale, lokale und
Gemeindestandards an internationalen orientiert.
22
The Business of Peace, S. 68 f.
z.B. durch business associations.
24
Phil Champain, “Assessing the Corporate Sector in Mainstreaming Conflict Prevention” in Mainstreaming
Conflict Prevention, CPN Jahrbuch 2001.
23
16
UN Global Compact ist eine tripartite Partnerschaft zwischen den UN, NGOs und
Unternehmen. Der Global Compact gibt neun Prinzipien vor, die Unternehmen in ihren
Praktiken und in der Politikgestaltung des Gastlandes unterstützen sollen. Offiziell
teilnehmende Unternehmen müssen zwei Kriterien erfüllen: ihre Absicht erklären, sich nach
den neun Prinzipien zu richten, sowie einen Jahresbericht über relevante Aktivitäten an den
UN Generalsekretär einreichen. Die Besonderheit der OECD/DAC Richtlinien liegt darin,
dass sie nicht nur von NGOs und/oder einzelnen Firmen unterzeichnet sind, sondern von
Regierungen. Sie beinhalten Anhaltspunkte für angemessenes Verhalten von Unternehmen in
Bezug auf Menschenrechtsverletzungen und Korruption. Weitere Richtlinien sind die
Menschenrechtsprinzipien der Universal Declaration of Human Rights (unterzeichnet u.a. von
Shell, BP, Chevron, Rio Tinto, Premier Oil und Norsk Hydro), die Global Mining Initiative
(getragen u.a. von Anglo American), die Global Sullivan Principles (Statoil), die ILO Labour
Convention, der Kimberley Process (De Beers), die Voluntary Principles on Security and
Human Rights (US/UK Initiative) für Unternehmen in Branchen der Energiegewinnung und
Rohstoffabbau und die Anti-Bestechungsarbeit von Transparency International. ILO
Richtlinien weisen darauf hin, wie Qualifizierungs- und Beschäftigungsprogramme im
Kontext konfliktbetroffener Länder angepasst werden sollten.25 Die Richtlinien gehen auf
Themen ein wie politische Voraussetzungen für die Umsetzung von Programmen, soziale
Reintegration
von
Konfliktbetroffenen,
Arbeitsmarkt,
arbeitsintensive
Beschäftigungsmöglichkeiten, Weiterbildung, und Unterstützung von Unternehmen.
Nationale Netzwerke
Die Global Compact Initiative fördert den Dialog über die Prinzipien des Compact durch den
Aufbau zunehmend landesweiter/-spezifischer Lernnetzwerke, die den kulturellen, regionalen
und sprachlichen Besonderheiten teilnehmender Firmen Rechnung tragen. Diese Netzwerke
umfassen Akteure aus Unternehmen, Arbeiterschaft und Zivilgesellschaft. Beispielsweise
haben deutsche Firmen ihr eigenes Netzwerk gestartet; das Nordic Learning Network umfasst
Skandinavische Firmen, und das Mumbai Network in Indien versucht, durch supply chain
management Menschenrechte zu stärken26.
Multistakeholder Partnership Process
Multistakeholder Prozesse ermöglichen einen Ausgleich wahrgenommener oder tatsächlicher
Interessensunterschiede zwischen öffentlichem, privatem und ‘zivilgesellschaftlichem’
Sektor. Dadurch werden Unternehmen mit den Bedürfnissen vor Ort vertraut und unterstützen
lokale Kapazität, Vertrauen und Ownership. Im Mittelpunkt stehen gemeinsame und
realistisch gewählte Ziele, deren Erreichen durch eine Partnerschaft leichter gelingt.
Jede strategische Partnerschaft sollte die Kernkompetenzen der Beteiligten zum Tragen
bringen: Regierungen und Gemeinden betreffend umschießt dies das öffentliche, politische
Mandat, die Koordination, die Zugeständnisse an Ressourcen und die Funktion als
Durchgangskanal für Geber; Unternehmen bringen Vision, öffentliche Fürsprache,
Ausstattung, technische Fähigkeiten, Infrastruktur und Kapazitäten ein; die Zivilgesellschaft
trägt lokales Wissen, Mobilisierungspotenzial, und Dauerhaftigkeit bei. Dabei muss die
Rentabilität der Partnerschaft für Unternehmen deutlich sein, indem z.B. folgende Vorteile
generiert werden:
 Kosteneinsparung um Standards zu erreichen
25
http://www.ilo.org/public/english/employment/recon/crisis/papers/guide.htm und
http://www.ilo.org/public/english/employment/recon/crisis/papers/frame.htm
26
Mehr Information im Global Compact Annual Report.
17




Reduzierte Sicherheitskosten
Kostenaufteilung mit Investoren für einen venture capital fund für KMUs
Risikomanagement bezüglich des Rufs des Unternehmens
Kostenteilung in lokaler Krankenversicherung
Partnerschaften funktionieren unterschiedlich gut je nach Phase, Ebene und Art des
Konfliktpotenzials sowie den auf dem Spiel stehenden Interessen27.
Beispiele für Multistakeholder Partnerships sind die US-UK Voluntary Principles on Human
Rights and Security, die sich auf den Einsatz öffentlicher und privater Sicherheitskräfte
beziehen, sowie das War Torn Societies Projekt für den Wiederaufbau in Somaliland, und die
Initiative von International Alert mit Ölkonzernen in Aserbaidschan.
Business als multi-track diplomacy player
Neben Fragen der Legitimität bringt ein aktives Engagement von Seiten eines oder mehrerer
Unternehmen als Mittler viele Risiken, aber auch Chancen. Das Institut für Multi-track
Diplomacy fasst drei Gründe zusammen, die den Privatsektor als Partner in Diplomatie
attraktiv machen:
1. Unternehmen haben viele organisatorische und soziale Fähigkeiten entwickelt, die im
Aufbau in Post-Konfliktländern nützlich sind, z.B. Führungsfähigkeiten, strategische
Planung, Teamwork, partizipative Entscheidungsfindung, etc.
2. Der Privatsektor hat ein globales Netzwerk an Kontakten und Dienstleistungen, die in
der Lösung von Konflikten nützlich sind.
3. Der Privatsektor besitzt Zugang zu Kapital, das für Friedenskonsolidierung und
Wiederaufbau notwendig ist.
Bleibt die Frage, ob Unternehmen einzeln Initiative in Friedensunterstützung ergreifen sollen
oder im Kollektiv mit anderen. Letzteres scheint legitimer, weniger riskant und effektiver, wie
das Beispiel Südafrikas zeigt28. Die Leitung eines Kollektivs könnte von Handelskammer
oder anderen Körperschaften übernommen werden. Allerdings müssten Handelkammern über
die kurzfristigen und eigennützigen Interessen ihrer Mitglieder herauswachsen, um
Glaubwürdigkeit mit allen Parteien zu erzielen.
4.3 Empfehlungen
Folgende Schlüsselüberlegungen sollten krisenpräventive Partnerschaften der TZ/EZ mit dem
Privatsektor in Bereichen wie z.B. Qualifizierung, Finanzdienstleistungen, Sozialleistungen,
Standards, leiten:
1. Kompatible Ziele: Partnerschaften mit dem Privatsektor sollten sich im Rahmen des
Kerngeschäfts von Unternehmen abspielen, um Langfristigkeit und Effektivität der
Zusammenarbeit zu gewährleisten. Philanthropisches Engagement von Unternehmen
ist seltenst dauerhaft. Auch als öffentliche Fürsprecher im Rahmen öffentlicher
(Politik)debatte sind Unternehmen aufgrund ihres definierten Eigeninteresses nur
begrenzt geeignet.
2. Anreize schaffen: Die Rentabilität der Partnerschaft muss für Unternehmen dauerhaft
und faßbar sein. TZ/EZ Aktuere können Anreize für krisenpräventive Partnerschaften
27
28
International Alert führt momentan diesbezüglich einen Vergleich von Partnerschaften durch.
The Business of Peace, S. 112.
18
fördern, indem sie standortrelevante Expertise, finanzielle, personelle, und eventuell
verhandlungstechnische Unterstützung einbringen.
3. Ressourcen sichern: Grundlegende Ressourcen, die durch EZ/TZ-Privatsektor
Partnerschaften entstehen, wie z.B. Wasser und Nahrung, müssen in ihrer
Zugänglichkeit langfristig gesichert werden.
4. Ressourcen gleich verteilen: Ungleiche Verteilung von Ressourcen, Rechten,
Leistungen, Arbeit zwischen antagonistischen Gruppen oder Regionen kann Konflikte
(weiter) schüren. Dies trifft sowohl auf Konflikte zu, die durch Gier (greed) als auch
durch echte Notstände (grievances) motiviert sind.
5. Kapazität vor Ort aufbauen: Um langfristige Effektivität krisenpräventiver
Wirtschaftsförderung zu sichern, müssen Kapazitäten vor Ort bezüglich staatlicher
Institutionen, beruflicher Bildung, Finanzierung, harter und weicher Infrastruktur, und
der Umsetzung internationaler Standards gestärkt sowie Initiativen an lokale
Strukturen und Kultur angepaßt werden.
19
Anhang: Quellen und weitere Beiträge zum Thema
1. Essentielle Texte
Jane Nelson, The Business of Peace, The Prince of Wales Business Leaders Forum, 2000.
www.pwblf.org oder www.iblf.org/conflict
Meines Erachtens der umfassendste Bericht über die Rolle des Privatsektors in Konflikten.
Zeigt Möglichkeiten auf, wie Unternehmen verantwortungsbewusst in Konfliktgebieten
handeln können. Zahlreiche Beispiele. Zudem hat das Prince of Wales Business Leaders
Forum zusammen mit International Alert ausführlich und sektorenspezifisch verschiedene
Risiken für Unternehmen in konfliktanfälligen Gebieten zusammengestellt. Dabei wird auf
Industrien des Rohstoffabbaus, der Rüstung, Industrie und Versorgung, Pharmazie,
Telekommunikation und Ernährung einzeln eingegangen.
http://www.iblf.org/csr/CSRWebAssist.nsf/Unique/JUSS576KJE
Jake Sherman, Private Sector Actors in Zones of Conflict: Research Challenges and Policy
Responses, 2001.
http://www.ipacademy.org/PDF_Reports/Pdf_Report_Private_Sector.pdf und
http://www.ipacademy.org/Publications/Publications.htm
Nimmt Bezug auf Anreize und Eigeninteressen des Privatsektors und auf mögliche
Politikoptionen bezüglich krisenpräventiver Partnerschaften.
Philip Swanson, “Fuelling Conflict: The Oil Industry and Armed Conflict”, Fafo Institute for
Applied Social Science
http://www.fafo.no/piccr/ecocon.htm
Analysiert negative Einflüsse der Ölkonzerne und mögliche Antworten durch Politik und
Privatsektor (Richtlinien, Corporate Social Responsibility, Unternehmensnetzwerke,
Transparenzmaßnahmen, Öffentlichkeitsdruck).
Mary Anderson, Do No Harm, Local Capacities for Peace Project, 1996, 1999
und “Reflecting on Peace Practice Project”, July 2001.
www.cdainc.com/rpp/rpp-indicators.htm
Diskutiert verschiedene Wirkungsindikatoren oder – hinweise. Die von Cdainc
durchgeführten Fallstudien haben gezeigt, dass (i) Indikatoren kontextgebunden und
dynamisch und (ii) Verbindungen zwischen Wirkungen auf Individuen und Wirkungen auf
Konflikt/Frieden als schwach zu beurteilen sind.
The Global Compact Business Guide for Conflict Impact Assessment and Risk Management.
http://www.unionnetwork.org/uniindep.nsf/f8dff9d20fb56a28c1256bf9002e1d31/c550f48211dccaacc1256c310
02013c5/$FILE/BusinessGuide.pdf
Analytischer Leitfaden in Tabellenform für Unternehmen, die konfliktrelevante Wirkungen
ihrer Aktionen im Vorfeld einschätzen wollen. Hauptfelder des Wirkungsmonitoring sind
Governance, Wirtschaft/Arbeitsmarkt, Menschenrechte, Sicherheit/Umwelt/Gemeinde.
OECD Arbeitspapier: „Multinational Enterprises in Situations of Violent Conflict and
Widespread Human Rights Abuses“, Mai 2002
http://www.oecd.org/pdf/M00030000/M00030496.pdf
Analysiert Gründe und Logik von Konflikten u.a. mit Bezug auf schwache
Finanzinstitutionen vor Ort. Erläutert Beispiele zu Initiativen der Rohstoffindustrie für
finanzpolitische Transparenz und gegen Geldwäsche (Einkommenstransparenz, Trust Fonds,
20
regionale Finanzströme, Anti-Korruptions- und Anti–Geldwäsche-Initiativen, sozial
verantwortungsvolle Fonds) sowie Möglichkeiten des verantwortungsbewussten
Managements von Sicherheitskräften.
2. Literatur, Arbeitspapiere, Berichte
2.1 Allgemein
Juliette Bennett, Business in Zones of Conflict – The Role of the Multinationals in Promoting
Regional Stability, 2001.
http://65.214.34.30/un/gc/unweb.nsf/webprintview/Reg_Stability.htm
Phil Champain, “Assessing the Corporate Sector in Mainstreaming Conflict Prevention” in
Mainstreaming Conflict Prevention, CPN Jahrbuch 2001.
Robert Davies, The Shifting Tectonic Plates, The Prince of Wales Business Leaders Forum,
2002.
Aidan Davy, Companies in Conflict Situations: A Role for Tri-Sector Partnerships?, 2001.
http://www.bpd-naturalresources.org/media/pdf/working/work9.pdf
Virginia Hauffler, „Does Business have a Role in Conflict Management?“ in Turbulent
Peace, Hrsg. Chester Crocher, Pamela Aal and Fen Osler Hampson, 2001.
Andrew Mack, The Private Sector and Conflict.
http://65.214.34.30/un/gc/unweb.nsf/content/privateSector.htm
2.2 Kriegsökonomien
Paul Collier, Anke Hoeffler, Greed and Grievance in Civil War, März 2002.
http://econ.worldbank.org/files/12205_greedgrievance_23oct.pdf
Pyt Douma, The Political Economy of Internal Conflict, Netherlands Institute of International
Relations Clingendael, September 2002.
http://www.clingendael.nl/cru/index.htm
Mark Shaw, War Without End? The Political economy of Internal conflict in Angola,
Netherlands Institute of International Relations Clingendael, November 2001.
UN Economic Commission for Europe, The Role of the Economic Dimension in Conflict
Prevention, UN, 2002.
www.unece.org
2.3 Wirkungsmonitoring
Mary Anderson, Do No Harm, Local Capacities for Peace Project, 1996, 1999
und “Reflecting on Peace Practice Project”, July 2001.
www.cdainc.com/rpp/rpp-indicators.htm
Kenneth Bush, A Measure of Peace, für IDRC, 1998.
http://www.bellanet.org/pcia/index.cfm?fuseaction=doc_main und
“PCIA Five Years On”, in Reaktion auf Marc Hoffman.
www.berghof-center.org
21
Skizziert konzeptionelle Parameter von Peace and Conflict Impact Assessment. Bush
unterscheidet Analysen vor und nach der Ausführung von Projekten und betrachtet
weitläufige Wirkungen.
Jonathan Goodhand, NGOs, Aid and Conflict, July 2002.
(http://www.intrac.org/pubs-books.htm)
Hat einen konzeptionellen Rahmen, praktische Richtlinien und Best Practices zum Ziel.
Basiert auf Feldforschung in ehemaliger Sovietunion, Südasien und Westafrika.
Marc Hoffman, “Evaluation and Conflict Impact Assessment”.
http://www.berghof-center.org/handbook/cf.htm
Traditionelle Geberanalyse, die normalerweise am Ende eines Project Cycle Management
Prozesses durchgeführt wird und eine standardisierte Methodologie verfolgt, die in Form
eines Logical Frameworks Kriterien untersucht, wie: (1) Wirkung und Reichweite, (2)
Relevanz, (3) Effektivität und Effizienz, (4) Rechtzeitiges Timing, (5) Nachhaltigkeit, (6)
Kohärenz, Koordination, Komplementarität.
Marc Howard Ross, Jay Rothmann, Action Research Initiative, “Action Evaluation in the
Theory and Practice of Conflict Resolution”.
www.aepro.org/inprint
Bewertung kleinerer Initiativen für Konfliktresolution. Wirkungsmonitoring als Instrument
der Zielorientierung.
3. Internationale Geber und Organisationen
USAID, United States Agency for International Development: www.usaid.gov
 USAID Public Private Partnerships to Fight Corruption
www.usaid.gov/democracy/anticorruption/p3pdiscuss.html

USAID’s NPI Resource Guide und USAID’s Partnering for Results: A user’s guide to
inter-sectoral partnering
www.info.usaid.gov/pubs/isp
DFAIT, Canadian Department of Foreign Affairs and International Trade
www.dfait-maeci.gc.ca/
DFID, UK Department for International Development
www.dfid.gov.uk
SNV
www.snvworld.org
UN
 Global Compact
www.unglobalcompact.org

The Global Compact Business Guide for Conflict Impact Assessment and Risk
Management.
http://www.unionnetwork.org/uniindep.nsf/f8dff9d20fb56a28c1256bf9002e1d31/c550f48211dccaacc1256c
31002013c5/$FILE/BusinessGuide.pdf
22

UNOPS: „The UN and Business: A Partnership for the New Millennium“
www.unops.org.my/partnerships

UNCTAD
http://www.unctad.org
OECD
 DAC/OECD Richtlinien: Helping Prevent Violent Conflict
http://www1.oecd.org/dac/htm/g-con.htm oder Auszug: www.dse.de/ef/business/dac.htm

DAC Entwicklungsindikatoren
www.oecd.org/dac/indicators

OECD Arbeitspapier: „Multinational Enterprises in Situations of Violent Conflict and
Widespread Human Rights Abuses“, Mai 2002
http://www.oecd.org/pdf/M00030000/M00030496.pdf

The Challenges of Corporate Social Responsibility, LEED Programme, OECD
http://www.oecd-leipzig.de/summaryforSGE.pdf
Weltbank
 Gemeinsames Projekt mit Dfid über Business Partnerships for Development
www.bpdweb.org

Weltbank Social Analysis Sourcebook: Analysiert Anfälligkeit bestimmter Zielgruppen
eines Projekts für externe Schocks und interne Risiken
www.worldbank.org/socialanalysissourcebook/5elements5.htm
International Labour Organization
 Guidelines for Employment and Skills Training in Conflict-affected Countries
http://www.ilo.org/public/english/employment/skills/training/publ/pub21.htm
 ILO Action Programme on Skills and Entrpreneurship Training for Countries Emerging
from Armed Conflict
http://www.ilo.org/public/english/employment/recon/crisis/index.htm
4. Beratungsfirmen und Business Initiativen
Business in the Community (bietet auch spezifische Informationen für KMUs)
www.bitc.org.uk
Business for Social Responsibility
www.bsr.org
Business Partners for Development
www.bpdweb.org und insbesondere Publikationen www.bpd-naturalresources.org
Council on Economic Priorities
www.cepnyc.org
UK Ashridge Center for Business and Society
23
http://www.ashridge.org.uk
Business Council for the UN Association of the USA
http://www.unausa.org/newindex.asp?place=http://www.unausa.org/bcun/
Council on Economic Priorities and Accreditation Agency
www.cepaa.org
Political & Economic Link Consulting
http://www.pelc.net/
London Benchmarking Group
www.corporate-citizenship.co.uk
The Prince of Wales Business Leaders Forum
www.pwblf.org
Congo Online
www.congo-online.com
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft
www.deginvest.de
Socially Responsible Investment Initiatives
http://www.socialfunds.com/
www.davidgrayson.net
5. Institute und NGOs
AccountAbility, Institute of Social and Ethical Accountability
www.accountability.org.uk
The Copenhagen Centre
www.copenhagencentre.org/eu2002
World Resource Institute
www.wri.org
International Peace Academy
http://www.ipacademy.org/
Institut für Multi-track Diplomacy
http://www.imtd.org/
Collaborative for Development Action
Working in a World of Change: A New Approach to Risk Mitigation in Zones of Conflict und
Corporate Options for Breaking Cycles of Conflict
http://www.cdainc.com/cda/cda-publications.htm
Artikel über „The Implications of Do No Harm for Donors and Aid Agency Headquarters“:
http://www.cdainc.com/lcp/publications/articles/lcp-policy.htm
24
International Alert’s Business and Conflict Programme
www.international-alert.org/
Human Rights Risks
www.humanrightsrisk.org
Bietet umfangreich Übersicht über sektorenspezifische Informationen zu Regionen, in denen
Unternehmen hohe Risiken, Kosten und Rufschäden in Zusammenhang mit
Menschenrechtsverletzungen konfrontieren.
International Institute for Sustainable Development (Bericht über Umwelt und Sicherheit)
www.iisd.org
Global Witness
www.globalwitness.org
Human Rights Watch
www.hrw.org
Global Public Policy Web Site
http://www.globalpublicpolicy.net/index.html
Amnesty International
http://web.amnesty.org/802568F7005C4453/0/C7B6CE9B7B34C5EB802569A500718871?O
pen&Highlight=2,business
AI Business Group
http://www.amnesty.org.uk/business/
AI Menschenrechtsprinzipien für Unternehmen
http://web.amnesty.org/802568F7005C4453/0/146776B997069171802569A500718B79?Ope
n&Highlight=2,business
PACT
www.pactworld.org
International Right to Know Campaign
www.irtk.org
World Heritage Sites Protection – IUCN
www.iucn.org
Global Mining Campaign
www.globalminingcampaign.org
Conflict Prevention and Post-conflict Reconstruction Network
http://www.developmentgateway.org/node/118839/
Conflict Prevention and Post-Conflict Reconstruction Network
25
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