Aktuelle Prozesse in Person-Situations-Bezügen - sport

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Aktuelle Prozesse in Person-Situations-Bezügen
I)
Psychische Struktur von Handlungen
Ia)
Handlungsregulierende Systeme
Was ist ein handlungsregulierendes System?
Ein Funktionssystem zur Regulierung einer Handlung. Die Regulation einer Handlung
läuft auf unterschiedlichen Ebenen ab, je nachdem wie bekannt und anspruchsvoll
eine bestimmte Handlung ist. Die Ebenen stehen untereinander in Beziehung.
Niedrigere Ebenen können höhere Ebenen entlasten. Die Ebenen können sich auch
gegenseitig widersprechen (emotional: unsympathische Person  dennoch
freundliche Begrüßung). Die Ebenen können ihre Autonomie untereinander verlieren.
Die Regulationsebenen werden aus der Umwelt gespeist und führen zu Verhalten.
Kognitives Regulationssystem: Umfasst den Bereich der Willenshandlungen.
Längerfristige Anpassung an komplexe, neuartige Gegebenheiten. Die Realisierung
findet auf Basis kognitiver Entscheidungen statt (Willenshandlung – kognitiv).
Zukünftiges Handeln wird bei Entscheidungen mit in Betracht gezogen. Bedeutsam
bei Orientierung (Konkretisierung einer Handlungsaufgabe)  Strukturierung
(Lenken der Aufmerksamkeit durch den eigenen Willen)  Aktivierung
(Selbstbefehle, Selbstinstruktion).
Emotionales RS: Basierend auf vieler Lernerfahrungen kann eine komplexe Situation
schnell realisiert werden. Keine kognitive Leistung notwendig. Bedeutsam für
Orientierung (Angst  gefahrenzentriert)  Strukturierung (Angst  defensivprotektive Tendenzen)  Aktivierung (Angst  Mobilisation).
Automatisches RS: Aufgrund von Anpassung werden einfache, immer wieder
auftretende (Gewohnheits-) Handlungen (weitgehend) automatisch bewältigt.
Benötigt kaum geistige Kapazitäten (automatisch - Affekt). Bedeutsam bei
Konditionierung, impliziten Lernen (unbewusstes Lernen) und Automatisierung.
Ib)
(„Innere“) Phasenstruktur von Handlungen
Was ist eine triadische Phasenstruktur (Nitsch)?
Jede Handlung kann aufgegliedert werden in eine Abfolge von drei Phasen.
Antizipationsphase: Auf Basis einer subjektiven Einschätzung trifft eine Person eine
gedankliche Vorwegnahme der auszuführenden Handlung und ihrer Folgen.
Realisationsphase: Umsetzen der antizipierten Handlungsziele und -pläne. Mit
Prozess- und Basisregulation.
Interpretationsphase: Vergleich und Bewertung der antizipierten Handlungsziele und
-pläne mit dem tatsächlichem Ergebnis.
Was ist die vierphasige Struktur der Rubikontheorie (Heckhausen, Gollwitzer)?
Jede Handlung kann in vier Phasen aufgegliedert werden.
Prädezisional: Abwägen. Vorwegnahme der Handlung hinsichtlich Wünschbarkeit
und Realisierbarkeit  Motivation.
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Präaktional: Planen. Festlegung auf die modalen Aspekte (Art und Weise) der
Handlung (Wann? Wo? Wie?)  Volition.
Aktional: Ausführen. Durchführung der geplanten Aktion  Volition.
Postaktional: Bewerten. Vergleich der Aktion mit den zugrunde liegenden Plänen und
Zielen  Motivation.
Was besagt die Rubikontheorie?
Die aktionale und postaktionale Phase sind mit dem triadischen Phasenmodell
vergleichbar. Das wesentliche Merkmal besteht darin, dass vor der eigentlichen
Aktion beim vierphasigem Modell zwei zeitlich voneinander getrennte Phasen
stattfinden, im Gegensatz zu einer Phase beim triadischen Modell.
Zwischen prädezisionaler und präaktionaler Phase findet die Bildung der Zielintention
statt.
Bei negativer Abwägung kann eine beabsichtigte Handlung abgebrochen werden.
I.a)
Motivation
Warum handeln Personen?
Die wesentlichen Fragen zum Handeln von Personen lauten, warum? Oder wozu?
handeln Personen. Diesen Frage gehen zwei theoretische Ansätze nach. Die
klassischen Ansätze fragen nach dem Warum?  Druckmodelle. Die kognitivhandlungstheoretischen Ansätze fragen nach dem Wozu?  Zugmodelle.
Welche klassischen Ansätze gibt es? Wo liegen ihre Schwächen?
Klassisch-theoretische Ansätze: Biologisch-physiologisch (Streben als Reaktion auf
einen
Mangelzustand),
ethnologisch-instinkttheoretisch
(angeborene
Instinkthandlungen), tiefenpsychologisch-triebtheoretisch (Triebe führen zu Erleben),
behavioristisch-lerntheoretisch
(Lernen
durch
Bestätigung,
Bekräftigung,
Verstärkung), persönlichkeitstheoretisch (Eigenschaften und Bedürfnisse sind
dispositionelle Merkmale einer Persönlichkeit).
Hierarchie allgemeiner Bedürfnisse (Maslow): Bedürfnisse sind hierarchisch
aufgebaut. Die Basis bilden physiologische Bedürfnisse (Hunger, Durst,...). Es folgen
Sicherheitsbedürfnis (Ordnung, Verhaltensregeln, keine Angst,...), soziales
Bindungsbedürfnis (Liebe, sozialer Anschluss), Selbstachtungsbedürfnis (Geltung,
Zustimmung) und schließlich Selbstverwirklichungsbedürfnis (Realisierung von
Möglichkeiten und Fähigkeiten).
Welches Motiv dominiert hängt auch vom Entwicklungsstadium der Person ab. Im
frühen Jugendalter ist der Drang nach sozialen Bindungen am stärksten. Im späten
Jugendalter tritt der Drang nach Selbstverwirklichung dominanter vor.
Die klassischen Ansätze sehen den Mensch sehr passiv, nur lebensnotweniges
Verhalten wird beschrieben. Sportliches Verhalten können sie nicht erklären.
Persönlichkeitstheoretische Ansätze beschreiben, sie können motiviertes Verhalten
nicht erklären, da sie Triebe als handlungsleitend verstehen. Die klassischen Ansätze
beachten entweder nur personeninterne oder personenexterne Bedingungen.
Kognitionen werden nicht beachtet.
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Was zeichnet den kognitiven Ansatz aus?
Kognitiv-handlungstheoretischer Ansatz: Der Mensch wird als planendes,
zukunftsorientiertes Wesen begriffen, der handelt um Ziele zu erreichen. Seine
Handlungen haben einen subjektiven Sinn und sind durch Bewusstseinsprozesse
gekennzeichnet. Da dem Menschen Handlungsspielräume zu Verfügung stehen,
muss er seine Entscheidungen verantworten. Da er überlegt handelt kann er sein
Handeln reflektieren.
Wichtig damit eine Handlung überhaupt stattfinden kann ist die Motivierung, sie kann
zu Motivation und schließlich zu Handlung führen. Motivierung wird bedingt durch
situative Anregungsbedingungen und Persönlichkeitsspezifische Dispositionen.
Hinter den Kognitionen stehen immer personenspezifische Dispositionen, nach
denen eine Person einen Sachverhalt bewertet.
Schema zum Motivationsprozess: Eine situative Bedingung führt zur Stimulation
eines Motivs. Ein Mensch bewertet die Situation hinsichtlich ihrer positiven oder
negativen Folgen (kognitiver Zwischenprozess). Daraus ergibt sich Hoffnung auf
Erfolg oder Furcht vor Misserfolg (emotionale Reaktion), diese führt schließlich zur
Handlung selbst (Verhalten). Nach der Handlung bewertet das Individuum sein
Handeln in einem Akt der Selbstreflexion (kognitiver Zwischenprozess). Als Resultat
stellt sich Befriedigung oder Nichtbefriedigung ein (emotionale Reaktion), das sowohl
auf die Situation als auch auf das Motiv rückwirkt.
Wie unterscheiden sich Motiv und Motivation?
Motive sind situationsüberdauernde, persönlichkeitsspezifische Wertdispositionen.
Werden diese Motive durch eine Situation angeregt (Motivierung) führt dies zu
Motivation. Motivation bezeichnet dabei eine momentane Gerichtetheit auf ein
Handlungsziel.
Mögliche Motive: Aggression, Angst, Hilfe, Leistung, Neugier, ..., im sportlichen
Bereich sind Aggression und Leistung von zentralem Interesse.
Was ist Leistungsmotivation?
Leistungsmotivation ist ein Prozess. Dieser resultiert aus dem Zusammenspiel aller
emotionalen und kognitiven Prozesse, die durch die individuelle Auseinandersetzung
mit einer Leistungssituation angeregt werden.
Welche Faktoren bedingen leistungsmotiviertes Handeln?
Handlungen haben einen Anfang und ein eindeutiges Ende. Die Handlung wird mit
dem Erreichen eines Zieles abgeschlossen. Handlungen führen demnach zu einem
objektivierbaren Ergebnis. Das Handlungsergebnis muss auf einen Gütemaßstab
beziehbar sein (Zentimeter, Gramm, Sekunden = cgs). Der Gütemaßstab muss
einem Schwierigkeitsgrad zu zuordnen sein. Sowohl Gütemaßstab als auch
Schwierigkeitsmaßstab müssen von der handelnden Person als verbindlich erachtet
werden. Das Handlungsergebnis muss von der handelnden Person als
selbstverursacht angesehen werden, damit sich Befriedigung und Stolz einstellen
können (spielentscheidende Schiedsrichterfehlentscheidung oder Lottogewinn rufen
keinen Stolz hervor)  Kausalattribution.
Prozessmodell der Leistungsmotivation (Skript, 26):
Eine situative Bedingung wirkt auf die individuelle Disposition (etwa Leistungsmotiv).
Die Person wägt Gütemaßstäbe, prospektive Kausalattribuierung sowie Erfolgs- oder
Misserfolgswahrscheinlichkeit ab. Diese Kriterien zusammen führen zu
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Erwartungsemotionen (Hoffen auf Erfolg, Furcht vor Misserfolg). Auf der anderen
Seite bewertet das Individuum zu erwartende positive oder negative nichtleistungsbezogene Handlungsfolgen. Diese Bewertung führt zu Hoffnung auf
Befriedigung oder Furcht vor Nichtbefriedigung. Erwartungsemotionen und das
Hoffen auf Befriedigung sind emotionale Reaktionen.
Die Bewertung einer Leistungssituation erfolgt auf einer kognitiven Ebene. Das
Abwägen der Anreizwerte (Erwartungsemotion, Hoffen auf Befriedigung) führt zu
einem Entschluss (aktuelle Zielsetzung). Dieser Entschluss bedeutet dann Handeln
(Leistung vollbringen oder nicht vollbringen).
Ist die Handlung vollzogen erfolgt der Vergleich mit der Zielsetzung auf der
leistungsbezogenen Ebene (Erfolg, Misserfolg? Retrospektive Kausalattribuierung)
und Selbstbewertung der nicht-leistungsthematischen Handlungsfolgen. Vergleich
der Zielsetzung und Selbstbewertung führen zu einer emotionalen Reaktion, die auf
die Situation und die individuelle Disposition rückwirken.
Kognitive Bewertung einer Situation:
Bezugsnormen für Gütemaßstäbe sind sachlich, individuell, sozial.
Antizipation bestimmt das Handlungsergebnis durch Lokation (internal [beeinflussbar]
 external [nicht beeinflussbar]) und Stabilität (kann ich eine Handlung stabil 
variabel durchführen?). Die Erwartungen an das Handlungsergebnis ergeben sich
aus der subjektiven Einschätzung an die Erfolgswahrscheinlichkeit.
In der Praxis werden die Erwartungen multithematisch beeinflusst  positive und
negative Instrumentalität (soziale Anerkennung oder soziale Blamage).
Handeln kann intrinsisch oder extrinsisch motiviert sein. Erfolgt die Handlung um
ihrer selbst, stimmen also Ziel und Zweck thematisch überein ist sie intrinsisch
motiviert. Erfolgt die Handlung als Mittel zum Zweck ist sie extrinsisch motiviert. Ziel
und Zweck der Handlung stimmen thematisch nicht überein.
Unterschiede des Leitungsmotive bei HE- und FM-Typen?
Erfolgszuversichtliche (HE) sind emotional und kognitiv erfolgsorientiert. Erfolg hat
auf sie einen größeren positiven Anreiz als Misserfolg einen negativen.
Misserfolgsängstliche (FM) streben auch Erfolg an, richten Emotionen und
Kognitionen jedoch eher darauf Misserfolg zu meiden. Misserfolg übt einen größeren
negativen Anreiz auf sie aus, als Erfolg einen positiven.
Die Zielsetzung bei HE-Typen ist meist realistischer als bei FM-Typen.
HE-Typen können zeitlich länger auf Belohnung warten als FM-Typen. Belohnung
tritt bei Mannschaftssportarten wöchentlich auf, beim Marathon braucht es Monate
Training um eine Belohnung zu erhalten. HE-Typen haben größere Ausdauer bei
unerwartet auftauchenden Barrieren.
HE-Typen suchen nach Informationen über die eigene Leistungsfähigkeit.
HE-Typen haben selbstwertdienliche Attributionen. Erfolg wird internal, Misserfolg
external angelegt.
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IIa.iv) Aggressionshandlungen
Was versteht man unter Aggression im Sport?
Das Abweichen einer Handlung von einer sportlichen Norm, um einer anderen
Person Schaden zu zufügen.
Explizite Aggression: Der Zweck (Ziel) der Handlung besteht explizit in der
Schädigung der anderen Person (Schlägerei, Revanchefoul).
Instrumentelle Aggression: Die Aggression wird instrumentalisiert um die eigene
Leistung zu steigern, eine Schädigung der anderen Person wird dabei billigend in
Kauf genommen (Heineingrätschen, Wurf ins Gesicht).
Welche Ansätze zu Aggression im Sport gibt es?
Trieb- und instinkttheoretische Konzepte: Aggressionen sind angeboren und laden
sich in einer Energiequelle immer neu auf. Der Sport ist ein Mittel diese
Aggressionen abzubauen.
Lern- und sozialtheoretische Konzepte: Aggression ist eine Folge von
Lernprozessen. Nach erfolgreicher Aggression findet ein Verstärkungsprozess statt.
Frustrations-Aggressions-Hypothese: Aggression wird als eine Folge von Frustration
angesehen. Frustration kann aus einer vereitelten Zielvorstellung entstehen. Die
Frage ob Aggression erlernt oder ererbt ist bleibt offen.
Kognitives Modell zur Aggressionsmotivation (Skript, S. 35): Eine Situation wirkt auf
die personelle Disposition der Person ein. Die Person bewertet diese Wahrnehmung.
Die Bewertung der Situation kann entweder zur Anregung nicht-aggressionsthematischer Handlungstendenzen führen, oder in Kombination mit Wut oder Ärger
über die vorangegangene Situation zur Anregung von Aggressionstendenzen führen.
In beiden Fällen werden die positiven oder negativen Folgen der Entscheidung hin
oder weg von aggressiven Tendenzen bewertet. Werden die Auswirkungen einer
aggressiven Handlung positiv bewertet kommt es zur aggressiven Handlung.
Neben der eigentlichen Handlung tritt eine handlungsbegleitende Emotion auf. Nach
der Handlung erfolgt die Bewertung des aggressiven oder nicht-aggressiven
Handelns. Diese Bewertung wirkt über eine emotionale Reaktion auf die situativen
Bedingungen und die individuelle Disposition der Person zurück.
IIb.i) Volition
Was bedeutet Volition (Wille)?
Volition bezeichnet diejenigen Prozesse, die der Planung und Realisierung gefasster
Handlungsabsichten dienen.
Wird eine beabsichtigter Handlung trotz hoher Leistungsmotivation nicht durchgeführt
spricht man von Handlungsloch (Neujahrsvorsätze, Abnehmen, Gesundheitssport).
Durch Motivation allein ist nicht zu erklären, warum eine Handlungsabsicht nicht
umgesetzt wird.
Rubikontheorie: Die Rubikontheorie unterscheidet zwei Phasen vor der
Handlungsdurchführung. Die prädezisionale Phase der Zielauswahl (welches Ziel?)
ist motivational geprägt, die präaktionale Phase der Zielrealisierung (wo, wie soll das
Ziel realisiert werden?) volitional. Um eine Handlung durchzuführen benötigt man
nicht nur Motivation, sondern auch Volition.
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Welches Ziel verfolgt das Konzept zur Realisierungsintention von Gollwitzer?
Eine Handlung soll durch Planung effizient initiiert und ausgeführt werden. Sie basiert
auf der Struktur, wenn die Situation X eintritt, dann wird das Verhalten Y ausgeführt.
Dadurch soll die Quote der Zielverwirklichung steigen und die Handlungsinitiierung
beschleunigt werden. Je konkreter ein Ziel gefasst wird, umso häufiger wird es
verwirklicht.
Beispiel: Wenn ich an der Dreierlinie frei bin, werfe ich.
IIb.ii) Handlungskontrolle
Was ist volitionale Handlungskontrolle?
Selbstregulierungsprozesse, die dazu dienen eine gefasste Absicht in die Tat
umzusetzen und an der Absicht bis zur Zielerreichung festzuhalten.
Wie kann dieser Prozess kontrolliert werden?
Handlungsorientierung: Handlungskontrollprozess, der die Aufmerksamkeit auf
handlungsrelevante Aspekte konzentriert soll. Handlungsorientierte Menschen
fokussieren ihre Aufmerksamkeit auf die anstehende Aufgabe. Sie sind in
besonderem Maße fähig ihre Leistung in Stresssituationen zu steigern.
Lageorientierung: Die vergangen, gegenwärtige und zukünftige Lage eines
Individuums soll analysieren werden. Zur Lageorientierung werden vorangegangene
Erfahrungen benötigt. Lageorientierte Personen beschäftigen sich häufig mit
vergangenen Situationen und passen sich extrem an die äußeren Bedingungen an.
Modell der Handlungskontrolle: Von der Intention bis zur Handlung laufen
verschiedene Prozesse ab. Diese Prozesse (Aufmerksamkeits-, Enkodier-,
Emotions-, Motivations-, Umweltkontrolle und sparsame Info-Verarbeitung) sind
volitionale Kompetenzen. Die volitionalen Kompetenzen ergeben sich aus dem
Zustand der Handlungs- und Lageorientierung und umfassen situative und personale
Merkmale.
IIb.iii) Flow
Was ist ein Flow-Zustand?
Der Flow ist im Bereich der Handlung anzusiedeln. Der Flow-Zustand ist
reflexionsfrei. Die Person geht in der Tätigkeit ganz auf. Die Handlung selbst läuft
dann glatt ab.
Flow-Bedingung: Die Person erfährt sofort eine Rückmeldung über ihr Handeln
(gelungen, nicht gelungen). Es besteht ein optimales Verhältnis zwischen der
Anforderung einer Tätigkeit und den eigenen Fähigkeiten (keine Unter- oder
Überforderung).
Flow-Erlebnis: Die Person erlebt ihre eigene Kompetenz und besitzt Kontrolle über
die Situation und die Umwelt. Die Aufmerksamkeit ist gänzlich auf einen Reiz
konzentriert. Die Person verschmilzt mit der ausgeführten Handlung und vergisst so
sich und die Zeit. Die Handlung wird um ihrer selbst willen (autotelisch) vollzogen
(keine externen Anreize). Selbstvergessenheit.
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Der Bereich in dem durch optimales Verhältnis zwischen Anforderung und
Tätigkeiten ein Flow-Zustand erreicht werden kann wird mit Flow-Channel
bezeichnet.
Welchen Nutzen bringt das Wissen über den Flow?
Flow kann als Anreiz für ein motiviertes Verhalten dienen. Die Person erhält Anreize
durch ihre Handlung und durch die Folgen des Handelns. Wird eine Person durch die
richtige Wahl der Anforderung in einen Flow-Zustand versetzt wird sie die Handlung
motiviert weiterführen.
Wie erfasst man einen Flow?
Das Erfassen eines Flows ist schwierig. Fragen zum Flow müssen während der
Handlung gestellt werden. Dafür muss die Handlung jedoch unterbrochen werden.
Deshalb können Fragen zum Flow nur innerhalb von 40 Sekunden gestellt werden.
IIc)
Kognition
Was bezeichnet Kognition?
Sammelbegriff für alle Prozesse des Wahrnehmens, Denkens, des Erkennens, des
Sich-Vorstellens, des Sich-Erinnerns und Sprechen. Aufmerksamkeit und
Konzentration gehören mit in diesen Bereich.
IIc.i) Wahrnehmung
Welche Perspektiven der Wahrnehmung gibt es?
Phänomene der Umwelt werden nach und nach unterbewusst zu Wahrnehmung.
Jede Wahrnehmung ist subjektiv. Je nach dem aus welcher Perspektive ein Ereignis
wahrgenommen wird, wird es unterschiedlich beurteilt.
Physikalisch: Objektive Bestimmung der physikalischen Eigenschaften eines
Objektes mit naturwissenschaftlichen Mitteln.
Physiologisch:
Aufnahme von Informationen durch das Sinnessystem und
Weiterleitung bis zum obersten Teil des Gehirns (Hirnrinde).
Psychologisch: Verarbeitung von Informationen in der Hirnrinde zu bewussten
Wahrnehmungserlebnissen.
Wahrnehmung erfolgt auf Phänomene der Umwelt über die Rezeptoren der
Sinnesorgane. Über die afferenten Bahnen gelangt dieser Reiz in das Zentrale
Nervensystem. Aus dem daraus resultierenden Empfindungen werden
Wahrnehmungserlebnisse.
Wahrnehmungen sind nicht immer identisch. Physikalische, physiologische und
psychologische Wahrnehmung können differieren (optische Täuschungen, Tor – kein
Tor, ja nach Blickwinkel).
Welche Funktion erfüllt (psychologische) Wahrnehmung?
Wahrnehmung ist ein aktiver Prozess, bei dem eine Person eine subjektives Abbild
eines Objektes erstellt. Diese Bild ist notwendiger Weise selektiv; es werden also
nicht alle Informationen verarbeitet. Das Bild ist geprägt durch die eigenen
Lebenserfahrungen. Es ist bestimmt durch Selbst- und Fremdbeobachtung.
Im Sport leistet die visuelle Wahrnehmung Orientierungsgrundlage (was soll ich tun?
 Entscheidungsfindung), Eigenkontrolle (meist der Bewegung  muss ich die
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Bewegungsrichtung ändern?), Antizipation von Fremdbewegungen (Finten) und
Bewegungsbeurteilung.
Je nach Sportart werden andere Sinne mehr gefordert (Judo – Tastsinn).
Welche Wahrnehmungsobjekte gibt es in Sportspielen (Skript, 63)?
Es wird unterschieden in sich verändernde und sich nicht verändernde Objekte.
Sich nicht verändernde Objekte sind Spielraum und Spielfeldmarkierungen, sowie
Korb, Tor und Ähnliches. Sie stellen die Raumwahrnehmung dar. Zur
Raumwahrnehmung gehört die Wahrnehmung der Entfernung zwischen den
Spielern, Zielobjekten, Spielfeldmarkierungen und die Stellung dieser Objekte
gegenüber der eigenen Person.
Zu den veränderbaren Objekten gehört die Wahrnehmung eigener oder fremder
(Mitspieler,
Gegner,
Ball)
Bewegungen.
Sie
umfasst
also
die
Bewegungswahrnehmung. Geschwindigkeit, Beschleunigung, Richtung und
Frequenz von Bewegungen, sowohl der eigenen als auch fremder, werden erfasst.
Welche Reize steuern das Bewegungsempfinden?
Obwohl die visuelle Wahrnehmung häufig am stärksten zur Kenntnis genommen wird
ist
Bewegungsempfinden
das
Resultat
einer
ganzheitlichen
Informationsverarbeitung. Das Bewegungsempfinden baut auf akustischen, visuellen,
taktilen, kineästhetischen (Muskelgefühl: Fühlt sich ein Wurf gut an? Schütze weiß
sofort ob er trifft.) und vestibularen (Gleichgewichts- und Lagesinn) Reizen auf.
Beispiel: Wird Tischtennisspieler der akustische Sinn mittels Ohrenschützern
genommen sinkt die Trefferquote signifikant.
Was ist Gestaltpsychologie (Skript, 66)?
Die Gestaltpsychologie fragt danach wie Dinge zu Gegenständen mit einer
Bedeutung organisiert werden können. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner
Teile“ (Melodie – einzelne Töne dieser Melodie).
Wichtige Sachen treten in den Vordergrund (als Figur akzentuiert), Unwichtiges tritt in
den Hintergrund (Grund)  Figur-Grund-Prinzip.
Ähnlichkeiten oder nahe beieinander liegende Merkmale werden zu Gruppen
zusammengefasst (Spieler und Gegenspieler = Spielerpaar).
Unvollendete Gestalten werden ergänzt (Piktogramme)  Prinzip der
Geschlossenheit.
Reize werden zu prägnanten einfachen Figuren ergänzt  Prinzip der „guten“
Gestalt. Dieses Prinzip der Wahrnehmung widerspricht der physikalischen
Wahrnehmung.
Einzelelemente, die sich zeitlich und räumlich gemeinsam verändern werden als
zusammengehörig empfunden (Ballettgruppe).
Wahrnehmung wird als aktiver Vorgang, an dem auch motorische Komponenten
beteiligt sind begriffen. Wahrnehmungs- und Bewegungsprozesse, Person und
Umfeld fließen in ganzheitlichen Erlebnissen zusammen (man weiß wo der
Tennisschläger ist, ohne ihn anzusehen).
IIc.ii) Aufmerksamkeit
Was ist Aufmerksamkeit?
Aufmerksamkeit bezeichnet den Oberbegriff für gerichtete und eingeschränkte
Wahrnehmung. Konzentration ist gerichtete und in ihrer Intensität gesteigerte
Aufmerksamkeit.
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Aufmerksamkeit kann in zwei Ausprägungen vorliegen  Zwei-Phasen-Modell.
Angestrengte Aufmerksamkeit: beansprucht Verarbeitungskapazitäten und wird
häufig über Selbstinstruktionen erreicht (Konzentrier dich!).
Unwillkürliche Aufmerksamkeit: beansprucht keine Verarbeitungskapazität (Flow).
Wie lässt sich Aufmerksamkeit feststellen?
Aufmerksamkeit kann nur indirekt erfasst werden. Beim eye-tracking werden die
Pupillen gefilmt. Über die Augenbewegungen kann der momentane Bereich des
Interesses festgestellt werden. Eine visuelle Informationsaufnahme über
Blickfixierung beansprucht 200-600 ms. Gleitende Augenbewegungen oder
Blicksprünge (Sakkade) sind messbar.
Problem: dieses Verfahren kann peripheres Sehen nicht erfassen und kann in die
Leere-Starren nicht von Blickfixierung unterscheiden.
Alternativ können Probanten ihre Gedanken/Aufmerksamkeiten verbalisieren. Dies
kann entweder in Form von lautem Denken, also zeitgleich geschehen (konkurrent)
oder in der Nachbetrachtung verbalisiert werden (retrospektiv). Beide Fälle sind
problematisch. Lautes Denken führt dazu, dass die Prozesse der Aufmerksamkeit
nicht mehr unterbewusst ablaufen und retrospektive Verbalisierung birgt die Gefahr,
das Ereignisse umgedeutet werden, da der Ausgang bekannt ist.
Des weiteren bieten sich Schließungstechniken in Filmen an. Videos können zeitlich
geschnitten werden (kurz vor dem Wurf) oder räumlich (Tennisschläger geschnitten),
um zu erfassen welche Bereiche Aufmerksamkeit binden.
Welche Faktoren bedingen Aufmerksamkeit (Skript, 77)?
Fördernd:
Intern: Attraktive Aufgabe (positiver Reiz), positive Handlungskonsequenzen,
optimale Aktivierung, dispositionelle Handlungsorientierung, sportartenspezifische
Konzentrationsfähigkeit.
Extern:
Optimale
Umweltbedingungen
(Sportanlage,
Zuschauer),
sportartenspezifische günstige Konzentrationsanforderungen.
Erschwerend:
Intern: aufgabenirrelevante Kognitionen, negative Emotionen, Stress, geringe
Motivation, geringer Anreiz der Aufgabe, schlechte konditionelle Vorraussetzungen,
dispositionelle Lageorientierung.
Extern: Ungünstige Umweltbedingungen (visuelle, akustische Störreize),
sportartenspezifische ungünstige Konzentrationsanforderungen.
IIc.iii) Gedächtnis & Vorstellung & Antizipation
Was ist Gedächtnis?
Die Fähigkeit, Informationen aus einem frühren Lernprozess (Erfahrungen)
aufzubewahren und auf spezifische Reize hin wiederzugeben.
Das Gedächtnis wird in drei Speicherklassen geteilt.
Ultrakurzzeitspeicher: Aufnahme von Informationen und Selektion. Kurze
Aufbewahrungszeit (0,2-0,25s). Relativ unbegrenzter Speicher.
Kurzzeitspeicher: Identifizierung, Codierung und Ordnung der Informationen. Die
Aufbewahrungszeit beträgt 60s. Der Speicherkapazität ist begrenzt.
Langzeitspeicher: Langzeitspeicherung und Bereitstellung der Informationen.
Speicherung praktisch bis zu lebenslang möglich. Relativ unbegrenzter Speicher.
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In den Ultrakurzzeitspeicher gelangen sensorische Reize (Bilder, Laute). Wird die
Aufmerksamkeit auf diese Reize gelenkt, gelangen sie in das Kurzzeitgedächtnis.
Durch Memorieren (auswendig lernen) gelangen die Informationen ins
Langzeitgedächtnis.
Informationen werden in verschieden Wissensgebiete unterschieden.
Deklaratives Wissen: Faktenwissen (knowing that)
Prozedurales Wissen: Handlungswissen (implizit, knowing how). Handlungswissen
kann obwohl es angewandt werden kann, häufig nicht explizit beschrieben werden.
Häufig bei Bewegungswissen. Warum eine Kippe funktioniert kann nicht erklärt
werden.
Was ist Vorstellung?
Vorstellungen sind anschauliche kognitive Inhalte, die ohne unmittelbare
Wahrnehmungsprozesse entstanden sind. Sie können sowohl der Erinnerung als
auch der Phantasie entspringen. Ebenso kann es eine sportliche
Bewegungsvorstellung sein. Mit mentalem Training ist es möglich Bewegungsabläufe
vor dem inneren Auge zu realisieren.
Was ist Antizipation?
Vorstellungsbedingte Vorwegnahme fremder Bewegungen, die der eigenen
Handlungsentscheidung dienen. Antizipationen basieren auf Wahrnehmungs-,
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozessen.
Finten im Sport machen sich Antizipation zu Nutzen und versuchen diese bewusst
fehl zu lenken.
Antizipationen benötigen Erfahrungswissen. Sie sind trainierbar. Anfänger fallen
häufig auf Finten nicht herein, da sie die Bewegung des Gegners nicht antizipieren
konnten und so keine Reaktion zeigen.
IIc.iv) Denken
Was ist Denken?
Denken ist ein sekundärer Prozess des „inneren“ Handelns. Es nimmt Bezug auf
vergangen (nachbereitend), gegenwärtige (begleitend) und zukünftige (vorbereitend)
Sachverhalte. Somit kann Denken zukünftiges Handeln beeinflussen.
Denken kann in unterschiedlichen Prozessen ablaufen.
Intuitiv: auf Basis von Erfahrungswissen, wenig Entscheidungszeit. Umfasst kleine
Handlungseinheiten. Häufig Routinehandlungen, die nicht bewusst ablaufen müssen
aber können  Tennisreturn.
Operativ: es steht mehr Zeit zum Überlegen zur Verfügung. Umfasst
Handlungsketten. Bewusste zielorientierte Handlung. Gedanken über die aktuelle
Situation und darüber hinaus werden angestellt,  mein Gegner ist verunsichert: vor
dem Aufschlag bis zum Return.
Strategisch: relativ viel Zeit zur Verfügung (vor dem Wettkampf, Pause). Der ganze
Wettkampf wird überblickt  situationsübergreifend.
IIc.v) Kognitive Orientierung (Skript, 83)
Motivationale und volitionale Prozesse haben Einfluss auf Kognitionen. Dies bezieht
sich auf die Handlungsphasen vor der eigentlichen Handlungsdurchführung.
Abwägen (Motivation) und Planen (Volition) sind unterschiedlich charakterisierbar.
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Abwägend: Abwägens von Attraktivität und Realisierbarkeit (Inhalt). Die Kognitionen
werden ausgewogen, objektiv und unparteiisch bearbeitet. Die Phase ist
gekennzeichnet durch eine große Offenheit gegenüber verfügbaren Informationen
(Selektivität).
Planend: In der planenden Phase werden die modalen Aspekte des
zielrealisierenden Handeln festgelegt (Inhalt). Sie werden optimistisch, subjektiv und
parteiisch bearbeitet. Die Offenheit gegenüber anderen Informationen ist reduziert.
IId)
Emotion
Was sind Emotionen?
Emotionen sind subjektive Befindlichkeiten (Prozess und Zustände), die mit der
Bewertung der eigenen Situation und physiologischen Erregungs- und
Aktivierungsprozessen sowie mit Verhaltensimpulsen verbunden sind.
Emotionen sind aktuelle psychische Zustände wie Freude, Ärger. Sie richten sich
immer auf eine bestimmtes Objekt (objektgerichtet) und können gleichzeitig
auftreten. Physiologische Erscheinungsbilder die auftreten können sind z.B. nasse
Hände (bei Aufregung).
Emotionen unterscheiden sich bezüglich ihrer Qualität (Art), Intensität und Dauer. Sie
bestehen aus fünf Komponenten (kognitiver, subjektiver, physiologischer,
motorischer und Ausdruckskomponente).
Wie grenzen sich Emotionen von anderen affektiven (gefühlsbetont) Phänomen
ab (Skript, 88)?
Emotionen sind auf ein Objekt gerichtet und sehr intensiv (Freude über ein Tor). Sie
halten jedoch nur Sekunden bis Stunden an. Gefühle stellen vermehrt die subjektive
Wahrnehmung in den Mittelpunkt, sie halten etwas dauern etwas länger an als
Emotionen.
Stimmungen hingegen sind nicht auf ein bestimmtes Objekt gerichtet und geringer in
ihrer Intensität. Sie halten jedoch Minuten bis hin zu Monaten an.
Wie wirken sich Emotionen auf eine Handlung aus?
Emotionen erfüllen handlungsspezifische Funktionen.
Prädezisional: sie sind Vorraussetzung für sportlich motiviertes Handeln (über
Erwartungsemotionen).
Präaktional: sie begleiten den volitionalen Prozess (emotionale Willenskomponente).
Aktional: Begleiterscheinung bei sportlicher Handlung (Flow-Erlebnis).
Postaktional: Folgeerscheinung sportlicher Handlungen. Suche nach Ursachen für
ein Handlungsergebnis (Kausalattribuierung). Emotionen sind ergebnis- und
attributsabhängig.
IId.i) Attributsabhängige Emotionen
Welche Grundannahme gibt es zu Emotionstheorien?
Gedanken über eine Handlungsergebnis oder ein Ereignis beeinflussen maßgeblich
die Emotionen die empfunden werden. Ursachen, die das Ereignis verantworten
werden gesucht (Kausalattribuierung). Ursachesuche geschieht bei unerwarteten
Ereignissen, Misserfolg, bei wichtigen Ergebnissen oder auf explizite Nachfrage.
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Wie erfolgt die Emotionsgenese (Skript, 92)?
Ein Ereignis wird von einer Person bewertet (ereignisabhängige Emotionen) diese
Bewertung liefert den Anlass zur Ursachensuche. Kausale Antezedenzien führen zu
Kausalattribution (Fähigkeit, Anstrengung, Glück) über die kausale Dimension
(Lokation, Stabilität, internale – exterenale Kontrollierbarkeit) kommt es zu
Emotionen, die wiederum zu Verhaltenskonsequenzen führen.
Kausale Antezedenzien: Bedingungen werden für eine Wirkung verantwortlich
gemacht: Informationen, Beurteilungsperspektive, Attributionsmuster (überdauernd):
Erfolg auf die eigene Person beziehen, Misserfolg auf der Umwelt anlasten
(selbstwertdienlich).
Welche kausale Dimension der Attribuierung gibt es?
Lokation: Beschreibt, ob eine Ursache innerhalb (internal) oder außerhalb (external)
der handelnden Person liegt.
Stabilität: Beschreibt, ob eine Ursache als zeitliche stabil oder variabel an zu sehen
ist.
Kontrollierbarkeit: Beschreibt, ob eine Ursache persönlich oder von anderen
kontrollierbar gewesen ist oder nicht.
Wie lassen sich sportbezogene Ursachen abgrenzen (Skript, 100)?
Ursachen lassen sich in internal und external unterscheiden. Beide Fälle lassen sich
weiter in stabile oder variable Komponenten trennen, welche kontrollierbar sein
können oder nicht.
Beispiele:
Internal stabil: a) kontrollierbar: Trainingsfleiß, b) nicht kontrollierbar: Veranlagung.
Internal variabel: a) momentane Anstrengung, b) körperlicher Verfassung.
External stabil: a) konstante Anstrengung anderer, b) überdauernde
Wettkampfbedingungen.
External variabel: a) momentane Anstrengung anderer, b) spezifische
Wettkampfbedingungen.
IId.ii) Angst
Was ist Angst?
Emotionaler Gefühlszustand in Folge kognitiver Prozesse. Ein bedrohliches Ereignis
wird antizipiert. Als Folge dessen treten unangenehme somatische (körperliche)
Reaktionen (Aktiviertheit, Schwitzen, hoher Puls) auf. Diese gehen einher mit
kognitiven (Besorgtheit, Selbstzweifel) und Verhaltensreaktionen (Fluchverhalten,
Vermeidung).
Angst kann in verschiedenen Dimensionen auftreten. Angst vor körperlichen
Schmerzen oder Verletzungen, vor Versagen oder Misserfolg, vor einer sozialen
Blamage oder schlicht vor dem Unbekannten.
Welche Formen der Angst gibt es?
Grundsätzlich kann Angst Schutz- oder Aktivierungsaufgaben übernehmen.
Trait-Angst: eine Personeneigenschaft (Disposition), eine Person neigt dauerhaft
dazu auf bedrohliche empfundene Situationen mit Angst zu reagieren.
State-Angst: Zustandsangst. Eine Person empfindet die aktuelle Situation als
bedrohlich. Spannung, Nervosität, Besorgtheit und innere Unruhe treten auf.
Wird eine Situation als bedrohlich empfunden, auf Basis kognitiver Verarbeitung,
kommt es zu Zustandsangst, diese führt dann zu Verhalten. Einwirkende Faktoren
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auf die kognitive Verarbeitung sind interne Reize (Angst vor Versagen), externe
Reize (Wettkampfsituation, Zuschauer) und die persönlich Angstdisposition (
Interaktionistisches Modell nach Spielberger).
Welcher Angstzustand wirkt sich positiv auf die Leistung auf?
Grundsätzlich ist der Wert bei Personen mit einer hohen oder niedrigen
Angstdisposition unterschiedlich. In Abhängigkeit von Trait-Angst und
Aufgabenschwierigkeit soll ein optimaler Angstzustand erreicht werden, keine
maximaler, da es keinen linearen Zusammenhang zwischen Angst und Leistung gibt.
Personen mit hoher Trait-Angst benötigen mehr Zustandsangst vor dem Wettkampf
um maximale Leistung zu bringen als Personen mit niedriger Traitangst (Skript, 109).
Wie kann Angst vermieden, kontrolliert werden?
Es soll ein soziales Klima geschaffen werden, indem Angst entstehen darf. Es muss
eine kognitive Auseinandersetzung mit der Angst geschehen. Die Aufgaben sollen
entschärft werden (Hilfestellung, Schwebebalken auf den Boden legen). Gedanken
sollen auf die Bewegungsausführung fixiert werden, nicht auf die möglichen Folgen.
Vorbilder nutzen und in Kleingruppen arbeiten.
III)
Sport und Persönlichkeit (Skript, 112)
Wie entsteht Verhalten?
Aus einer Situation heraus nimmer eine Person einen anregenden Reiz auf und
wahr. Dieser wird kognitiv erfasst und führt über Emotion und Motivation zu
planenden Denken und schließlich Verhalten. Auf diesen Vorgang wirken personale
Dispositionen ein.
IIIa)
Definition und Erfassen von Persönlichkeit
Mit welchen Persönlichkeitsfaktoren beschäftigt sich die Psychologie?
Differenzielle und Persönlichkeitspsychologie beschäftigen sich mit systematischen
Unterschieden im erleben und Verhalten einer Person (intraindividuell) und den
Unerschieden zwischen Personen und Personengruppen (interindividuell); sowie mit
den Ursachen und Wirkungen dieser Unterschiede.
Die differenzielle Psychologie betrachtet dabei jedoch mehr die interindividuellen
Merkmale, während die Persönlichkeitspsychologie im Sinne einer ganzheitlichen
Persönlichkeitsentwicklung mehr das intraindividuelle Verhalten und seine
Veränderung betrachtet.
Was genau bezeichnet der Begriff Persönlichkeit?
Der Begriff wird im Alltags- und psychologischen Sprachgebrauch sehr
unterschiedlich verwendet. Doch auch in der Wissenschaft ist er nicht eindeutig
definiert.
Nach Herrmann ist Persönlichkeit ein bei jedem Menschen einzigartiges, relativ
stabiles und dem Zeitablauf überdauerndes Verhaltenskorrelat (Zusammenhang,
Bedingung).
Der Mensch kennzeichnet sich durch verschiedene Persönlichkeitsbereiche:
Genetische Ausstattung und körperliche Erscheinung. Generelle Temperaments- und
Persönlichkeitseigenschaften (Traits  States). Leistungsmerkmale (kognitiv 
24
körperlich-motorisch). Selbst- und umweltbezogene Kognitionen (selbstbezogen
[Selbstwertgefühl]

Handlungseigenschaften
[motivationale
Konstrukte,
Handlungsüberzeugung] und Bewertungsdispositionen [Attributionen, Einstellung]).
Welche Leistungsmerkmale motorischer Fähigkeiten gibt es (Skript 119)?
Motorische Fähigkeiten gliedern sich in konditionelle und koordinative Fähigkeiten.
Wobei sich die konditionellen noch in Ausdauer und Kraft gliedern lassen. Ausdauer,
Kraft und Koordination sind die drei motorischen Basisfähigkeiten. Schnelligkeit und
Beweglichkeit sind Mischformen der Basisfähigkeiten.
Was sind selbst- und umweltbezogene Kognitionen?
Selbst- und umweltbezogene Kognitionen stellen die Gesamtheit aller
wahrgenommenen eigenen Fähigkeiten dar. Verschieden Aspekte der eigenen
Person (Größe, Aussehen, Beliebtheit, Fähigkeiten) werden
bewertet
(Selbstkonzept). Dieses Selbstkonzept führt dann zu Selbstgefühl. Die
Wertschätzung erfolgt auf Basis der Bewertung des Selbstkonzeptes. Ein
Selbstkonzept umfasst die eigene Beurteilung von Wissensbereichen/Bildung,
sozialen Komponenten (Freunde, Anerkennung), emotionaler Einschätzung und
körperlichen Fähigkeiten (Skript, 122).
Solche Kognitionen lassen sich zum Beispiel durch Fragebögen erheben.
IIIb)
Sport und Persönlichkeit
Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Sport und Persönlichkeit?
Als Grundannahme steht die zentrale Aussage, dass Sportler und nicht Sportler sich
unterscheiden. Zu dieser Aussage gibt es drei Ansätze:
Nach der Selektionshypothese begünstigen bestimmte Persönlichkeitsmerkmale die
Aufnahme bestimmter Sportarten, sowie den sportlichen Erfolg.
Die Sozialisationshypothese postuliert, dass Schulsport Persönlichkeitsentwicklung
fördert. Freizeitsport führt zu einer Verbesserung des Wohlbefindens und
Wettkampfsport führt zu Verbesserung des Selbstvertrauens.
Die Interaktionshypothese greift Merkmale aus beiden Theorien auf und stellt fest,
dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale die Aufnahme einer bestimmten Sportart
begünstigen. Durch die Sportart selbst verändert sich wiederum die Persönlichkeit
des Sportlers. Diese Veränderung kann zu einer Intensivierung dieser Sportart, aber
auch zur Wahl einer neuen Sportart führen.
Weiter steht die Frage im Raum, ob es einen Unterschied zwischen Athleten
unterschiedlicher Sportarten oder auf unterschiedlichen Niveau gibt, oder ob der
Sport auf die Charakterentwicklung Einfluss hat.
Die These einer Sportlerpersönlichkeit, bezogen auf Persönlichkeitsmerkmale konnte
bislang nicht nachgewiesen werden, ebenso wenig wie Unterschiede zwischen den
Sportarten.
Sport beeinflusst eher variable und aktuelle Persönlichkeitsmerkmale als zeitlich und
situativ stabile Persönlichkeitsmerkmale.
Positive Effekte auf das Wohlbefinden zeigen sich am ehesten im Gesundheits- und
Freizeitsport.
Erfolge im Sport scheinen eine positive Selbstwahrnehmung zu begünstigen.
Das Sport entscheidend zur Persönlichkeits- und Charakterbildung beiträgt, konnte
bislang nicht bestätigt werden.
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IV)
Sozialpsychologie im Sport
Was sind Merkmale einer Gruppe?
Eine Gruppe besteht aus mindestens zwei Personen. Zwischen den
Gruppenmitgliedern muss Kommunikation, sowie eine bewusste Wahrnehmung
untereinander stattfinden. Eine Gruppe verfolgt gemeinsame Ziele und entwickelt
eine Wir-Gefühl. Die besteht über einen gewissen Zeitraum.
Gruppen entwickeln eine eigene Dynamik. Sie ist mehr als die Addition der
Eigenschaften
der
Gruppenmitglieder.
So
treffen
Gruppen
riskantere
Entscheidungen, als sie eine Einzelperson treffen würde (Risiko-Schub-Phänomen).
Zwischen Eigen- und Fremdgruppen treten häufig Spannungen auf
(Intergruppendiskriminierung).
Welche Merkmale zur Erforschung einer Sportgruppe sind relevant?
Merkmale der Mitglieder und Gruppenkontext (Gruppengröße, äußere
Rahmenbedingungen) bilden die Inputvariablen, die auf die Gruppenstruktur
(Rangordnung, Führungsperson) einwirken. Der Zusammenhalt in einer Gruppe wird
als Gruppenkohäsion bezeichnet. Über Gruppenprozesse erfolgen Gruppen- und
Individualprodukte (Skript, 141).
Welchen Einfluss hat die Gruppengröße auf die individuelle Leistung?
Bei interaktiven Leistungen (die Leistung des Einzelnen ist nicht überprüfbar 
Tauziehen) nimmt die individuelle Leistung mit zunehmender Gruppengröße ab
(Ringelmann-Effekt). Die Mannschaftsleistung ist demnach nicht die Summe der
potentiellen Einzelleistungen. Der Leistungsverlust tritt auf der einen Seite bedingt
durch koordinative Verluste (Zugrichtung, Zeitpunkt des maximalen Krafteinsatzes)
aber auch durch geringer Motivation (soziales Dilemma, die Arbeit sollen die Anderen
machen  soziales Faulenzen) auf.
Bei additiven Mannschaftsleistungen (die Leistung des Einzelnen ist überprüfbar 
Schwimmstaffel) kann es sogar zu Leistungssteigerungen kommen.
Wie kann der Motivationsverlust reduziert werden (Skript, 144)?
Den Gruppenmitgliedern muss die individuelle Bedeutung bewusst gemacht werden,
indem die individuelle Leistung anerkannt und bewertet wird.
Das individuelle Verantwortungsgefühl muss gestärkt werden, indem die
Verpflichtung
gegenüber
einem
gemeinsamen
Ziel
betont
und
der
Gruppenzusammenhalt gestärkt wird.
Die persönliche Bedeutsamkeit einer gemeinsamen Aufgabe erhöhen; durch
gemeinsame Belohnung.
Rollentausch (andere Spielpositionen einnehmen) kann das Verständnis für die Rolle
des anderen erhöhen.
Jedes Mitglied soll sich mit seiner eigenen Kreativität einbringen können.
Bei übertriebenen individuellen Einsatz, soll das Gruppenziel noch einmal betont
werden, und nicht die individuelle Motivation noch stärker gefördert werden.
Welchen Einfluss hat Gruppenkohäsion auf die Leistungsfähigkeit?
Benötigt eine Mannschaft einen Führungsspieler um maximale Leistung zu bringen?
Gruppenbildung und Gruppenzusammenhalt führt zu guter Leistung (Elf Freunde
müsst ihr sein – Nationalmannschaft 1954).
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Maximale Leistung ist aber auch trotz oder wegen innerer Konflikt möglich
(Deutschland-Achter).
Welche Merkmale für Kohäsion gibt es (Skript, 149)?
Zusammengehörigkeits- und Wir-Gefühl. Widerstandsfähigkeit gegen störende
Kräfte. Interpersonelle Aktivität und eine positive Einstellung gegenüber den
Gruppenmitgliedern. Es wird zusammen ein gemeinsames Ziel verfolgt.
Welche Faktoren haben Einfluss auf die Kohäsion einer Gruppe?
Zusammengehörigkeit ergibt ich aus der Geschlossenheit der Gruppe und der
persönlich empfundenen Attraktivität einer Gruppe.
Die Attraktivität einer Gruppe gliedert sich in:
a) ziel- und aufgabenorientiert: Aufgabenkohäsion: korreliert hoch mit Leistung: Ich
bin mit meinen Spielanteilen nicht zufrieden, und in:
b) beziehungsorientiert: Soziale Kohäsion korreliert weniger mit Leistung: gute
Freunde von mir spielen mit mir zusammen.
Die Geschlossenheit einer Gruppe gliedert sich auch in:
a) ziel- und aufgabenorientiert: Wir versuchen ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
b) beziehungsorientiert: Unsere Mannschaft unternimmt viel/wenig zusammen.
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