Psychologie – Klausurvorbereitung Ia) Definition – Gegenstandsbereich - Ausgangsfragestellung Was ist Psychologie (allgemein)? Psychologie ist die Lehre vom individuellen (inneren) Erleben und (äußerem) Verhalten. Jedes menschliche Handeln ist psychologisch bewertbar aber nicht jedes menschliche Verhalten ist von psychologischem Interesse. Nachdenken über psychische Aspekte einer Handlung bedeutet Psychologie betreiben (naiv oder wissenschaftlich). Grundlagengebiete der Psychologie sind die allgemeine Psychologie (Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis, Emotion, Motivation, Volition), die Entwicklungspsychologie (Reifung, Lernen), die Sozialpsychologie (soziales Lernen und Handeln, kollektives Verhalten) und die differentielle Psychologie (Spezifika von Personen, Gruppen, Situationen). Welche Zugänge/ Perspektiven gibt es in die Psychologie? Sachverhalt: Ein Vater schlägt sein Kind: Juristisch: Darf ein Vater sein Kind schlagen oder macht er sich strafbar? Theologisch: Ist die Tatsache, dass er sein Kind schlägt mit einer christlichen Erziehung vereinbar? Soziologisch: Ist das Verhalten des Vaters typisch für eine gesellschaftliche Schicht? Psychologisch: Aus welcher Motivation heraus handelt der Vater? Welche Auswirkungen hat sein Handeln auf das Kind? Übt der Vater eine Vorbildfunktion für das Kind aus? Welche Ziele verfolgt die Sportpsychologie (speziell)? Ursachen und Wirkungen psychischer Vorgänge während einer sportlichen Handlung sollen erfasst werden. Konstanten und Variablen sollen beschrieben und wenn möglich gemessen werden. Die Bedingungen von Konstanz und Variablen sollen festgestellt werden, um dadurch den künftigen Verlauf vorhersagen oder beeinflussen zu können. Welches Selbstverständnis liegt der Sportpsychologie zu Grunde? Querschnittswissenschaft: Bezüge zu Psychologie, Sportwissenschaft und –praxis. Alle diese Wissenschaften sind benachbart und befruchten sich gegenseitig („magisches Dreieck“, Nitsch, Gabler, Singer). Die Sportpsychologie untersucht grundlagen- und anwendungswissenschaftliche Aspekte. Auf Basis von Fremd- und Selbstbeobachtungen (empirische Methoden) beschreibt, erklärt und trifft sie Vorhersagen zu psychischen Aspekten sportbezogenen Handelns. Ib) Sportpsychologie – Grundbezüge Welche Stellung hat die Sportpsychologie in der Sportwissenschaft? Die Sportpsychologie ist eine Teildisziplin der Mutterwissenschaft Sportwissenschaft. Als Teildisziplin beschäftigt sie sich mit der Entwicklung einer Theorie des Sports (allgemein). Die Teildisziplinen bilden durch ihre Theorienbildung den sportwissenschaftlichen Überbau. Von diesem Überbau sollen die Sportarten, die 1 sportwissenschaftliche Basis profitieren. Die Sportwissenschaft der Sportarten (Basis) ihrerseits entwickelt Theorien der Sportarten (speziell). Idealtypischer Weise befruchten sich beide Theorien (allgemein und speziell) gegenseitig (Skript, 28). Wissenschaftliche Erkenntnis Praktische Effizienz Wissenschaftliches Untersuchen des Entwicklung konkreter Trainingsverfahren Sachverhaltes Fragestellung Konkrete Diagnosegeräte Erklären & Verstehen Theoriebildung Ic) Typen (sport-)psychologischer Forschungsprogramme Welche Aufgaben hat eine angewandte wissenschaftliche Disziplin? Sie soll Grundlagenwissen erarbeiten und bereitstellen unter Berücksichtigung praktischer Erfahrungen. Sie soll wissenschaftliche (Routine-)Verfahren entwickeln Test. Sie soll die bestehenden Theorien kritisch analysieren. Strittige Sachverhalte aufklären und bewerten. Id) Grundlegende wissenschaftliche Tätigkeiten Welche psychologischen Tätigkeiten und Fragestellungen sind grundlegend? Das Vorgehen muss Wissenschaftskriterien (Objektivität, Reliabilität [Zuverlässigkeit], Validität [Gültigkeit]) erfüllen, das betrifft die Methoden der Forschung, wie auch die Theorienbildung. Die Aussagen müssen präzise, begründet und systematisch sein ( naive Psychologie). Was ist? Beschreiben. Warum ist? Erklären (Hintergrundwissen) Wie wird es sein? Vorhersagen. Wie kann die Situation verändert werden? Beeinflussen. Beschreiben, Erklären und Vorhersagen sind häufig die Voraussetzung um zu Beeinflussen. Die Psychologie kann jedoch nur Fundament des Handelns liefern. Die Ausführung erfolgt in der Praxis. Hier werden nicht nur Wissen, sondern auch Handlungsfertigkeiten werden benötigt. Beschreiben: deskriptive Ist-Aussage präskriptive Soll-Aussage empirisch überprüfbar, Überprüfung möglich nicht aus Erfahrung überprüfbar Beschreibung geschieht auf mehreren Abstraktionsebenen. Auf der untersten Ebene ist sie sehr speziell (Einzelbeobachtung), um zu einem einschätzenden Urteil zu gelangen werden mehrere Beobachtungen benötigt, werden sehr viele Fälle erfasst können Begriffsdefinitionen gelangen (sehr allgemein nahe an der Theorie). 2 sehr speziell Einzelbeobachtung häufig vorkommende Einzelbeobachtung einschätzendes Urteil mehrer Beobachtungen eines Gegenstandes oder Sachverhaltes sehr allgemein Begriffsdefinition soll möglichst Allgemeingültigkeit erlangen Beschreibungen finden Anwendung in Fragebögen, Fremdbeurteilungen, Erhebung von Daten (subjektiv, objektiv). Erklären Einordnung von mindestens 2 Sachverhalten in eine Gesetzmäßigkeit. Zusammenhang und Verursachung (Kausalitäten) müssen unterschieden werden. Erklärung 1. Ebene A bedingt B B bedingt A Fernsehen macht aggressiv aggressive Kinder schauen mehr fern Erklärung 2. Ebene: A bedingt B durch C (Blackbox) Kinder schauen mehr fern und sind aggressiver geprägt durch ihr soziales Milieu. Vorhersagen Auf Basis unabhängiger Merkmale (Prädikatoren [zur Vorhersage eines Kriteriums herangezogene Variable]) wird die Ausprägung abhängiger Merkmale (Kriterien) vorhergesagt. Probleme: Wurden die richtigen, alle relevanten Merkmale erfasst? Gültigkeit? Umgang mit Wahrscheinlichkeitsaussagen? Es sind nur Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich, deterministischen Aussagen (der Stein fällt immer zu Boden) existieren nicht Menschen sind nicht berechenbar Einzelfall. Beeinflussen Veränderungsaufgaben Korrektur Förderung Ausgleich eines defizitären Optimierung Ist-Zustandes Zustandes des Prävention Ist- Stärkung, um eine Verschlechterung des IstZustandes zu verhindern Fragestellungen Durch welche Bedingungen (Variablen) wird Erleben und Verhalten bestimmt? Wie können Erleben und Verhalten aufgrund dieser Beziehung beschrieben, erklärt, vorhergesagt und beeinflusst werden? Ie) Sportpsychologische Theorienbildung Was zeichnet eine Theorie aus? Theorien besitzen einen eigenen Gegenstandsbereich und basieren auf systematischen Erkenntnissen, die durch spezifische Forschungsmethoden gewonnen wurden. Sie erfüllen wissenschaftliche Gütekriterien. Theorien bilden den Ausgangs- und Endpunkt jedes wissenschaftlichen Forschungsprozesses. Sie wirken strukturierend auf den Forschungsprozess und ordnen so die Wirklichkeit. Sie sollen praktisches Handeln anleiten. 3 Theorien sind Wahrscheinlichkeitsaussagen, die in Wenn-dann-Aussagen formuliert werden. Theorien sind nicht wahr oder falsch, sie sind für bestimmte Gegenstände nur brauchbar oder unbrauchbar. wissenschaftliche Theorie Nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelt; überprüfbar (Forscher). Hoher Gültigkeitsbereich. Verwendet präzise definierte Begriffe. (Kondition = Kraft, Ausd., Schn., Beweg.) subjektive Theorie Basierend auf persönlicher Erfahrung und praktischer Belehrung (Trainer). Kaum benennbarer Gültigkeitsbereich. Benutzt vage, umgangssprachliche Begriffe (Kondition = Ausdauer) Was sind metatheoretische Konzepte (Auffassung)? Beschreiben unterschiedliche Zugänge zu Gegenständen und Theorien (Skript, 45) Statement-View: Ein deduktives System von gesetzartige Aussagen, die sich auf einen bestimmten Gegenstandsbereich beziehen. Für vorhandene Gegenstände werden Theorien gesucht. Non-Statement-View: Theorien bilden (formale) Strukturen, die sich auf unterschiedliche Gegenstandsbereiche anwenden lassen. Für vorhandene Theorien werden Anwendungsbereiche (Gegenstände) gesucht. Welche Beispiele gibt es für die Theorienbildung? Theorie der Leistungsmotivation nach Atkinson (1957). Nach Atkinson ist Leistungsmotivation die resultierende Tendenz eines emotionalen Konfliktes zwischen der Hoffnung auf Erfolg und der Furcht vor Misserfolg. Tr(resultierend) = Te(Erfolg) + Tm(Misserfolg) Tendenz Misserfolg (Tm) zu meiden ist die Resultierende aus dem Produkt der Furcht vor Misserfolg (Mm), der Misserfolgswahrscheinlichkeit (W m) und des (negativen) Anreizes des Misserfolgs (Am). Wobei Am = -(1- Wm) ist, also zwischen -1 und 0 liegt. Tm = Mm x Wm x Am Wird eine relative einfache Aufgabe nicht gemeistert ist die auftretende Beschämung relativ groß. Am = -(1- Wm) Umgekehrt tritt der größte Stolz bei Bewältigung einer schwierigen Aufgabe auf. Ae = (1-W e) Aus Tr = Te + Tm ergibt sich (Me-Mm) x (W e x (1-W e)). Ist die Hoffnung auf Erfolg (Me) größer als die Frucht vor Misserfolg (Mm) wird eine Tätigkeit aufgenommen, im anderen Fall wird sie unterlassen. Die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg ist immer eine subjektive Einschätzung. Tr = Te + Tm Me x W e x Ae + Mm x Wm x Am = Tr. Der größte Anreizwert tritt für einen HE-Typen (Hoffen auf Erfolg) folglich bei mittlerem Schwierigkeitsgrad auf. FM-Typen (Furcht vor Misserfolg) würde sich rechnerisch zu leichte oder zu schwere Aufgaben aussuchen, damit die Aufgabe 4 entweder leicht zu meistern oder bei Misserfolg die Beschämung gering ist. In Realität würde de zu schwere Aufgabe wohl wegfallen und eine relativ leichte Aufgabe gewählt werden. In der Praxis ist der Befund nicht so eindeutig wie in der Theorie. Zwar ist die Diskrepanz zwischen möglichem Ziel und gewähltem Ziel bei FM-Typen höher als bei HE-Typen, jedoch wirkt sich auf das Ergebnis noch extrinsische Motivation aus. Welche Qualitätskriterien gibt es für Theorien? Implikation und Quantifizierbarkeit (Einbeziehung und Menge) Wenn-dann-Aussagen qualitativ Je..., desto... Aussagen komparativ, sind präziser und haben einen höheren wissenschaftlichen Gehalt Zusammenhang-Aussagen quantitativ, größter Informationsgehalt. Der Zusammenhang zwischen x und y beträgt r = n%. Informationsgehalt und logischer Spielraum Fälle die auftreten können sollen spezifiziert werden und möglichst alle nicht auftretenden Ereignisse ausgeschlossen werden. Der Informationsgehalt muss hoch sein und der logische Spielraum für andere Möglichkeiten möglichst gering. a) „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist“ Informationsgehalt = 0, logischer Spielraum = ∞ b) a b,a b oder c (oder beide), a b oder c (nicht beide zugleich), a b und c. Informationsgehalt v.l.n.r. steigend, logischer Spielraum ist gering. Empirische Prüfbarkeit Aussagen müssen von Zweiten prüfbar Messinstrument erfahrbar gemacht werden. sein. Aussagen müssen über Wahrheitsfähigkeit und Falsifizierbarkeit (Skript, 59) Wahrheit ist auch bei unendlich vielen Anwendungsfällen nicht nachweisbar. Aber jede Theorie muss wahrheitsfähig sein. Dennoch muss jede Theorie an der Realität scheitern können (Falsifizierbarkeit). Wahrheitsfindung und Intersubjektivität Die Realität soll erfasst und beschrieben werden, dies muss jedoch wertneutral geschehen. Aussagen müssen unabhängig von der Wertvorstellung des Autors gelten. If) Sportpsychologische Forschungsmethodologie Welche Ziele verfolgen sportpsychologische Forschungsprogramme? Sportpsychologische Forschungsprogramme erheben Daten, diese müssen wissenschaftlich ausgewertet und dokumentiert werden. In Abhängigkeit von der Forschungsabsicht werden unterschiedliche Programmtypen gewählt. Programmtypen können grundlagen- oder anwendungsorientiert sein, diese sind wissenschaftlich überprüfbar. Daneben gibt es die nicht forschende Berufspraxis, die auch Ergebnisse erzielt, welche aber nicht wissenschaftlich nachprüfbar sind. Ziel 5 der Forschung ist es Theorien mit der Erfahrungswelt zu verknüpfen (empirisch). Theorien sind immer auch abhängig von der Qualität ihrer Vertreter, ohne Vertreter sterben Theorien aus. Welche gemeinsamen Grundannahmen gibt es? Es gibt eine gemeinsame unbestrittene Grundannahme. Die Grundannahme eines Forschungsprogramms ist meist ein unbefriedigender Wissensstand über den IstZustand eines bestimmten Gegenstandes. Die Charakterisierung eines SollZustandes ist noch unspezifisch und kaum differenziert. Barrieren werden ausgemacht, die den Ist-Zustand noch vom gewünschten Soll-Zustand trennen. Ziel ist es Mittel zu finden, die helfen, den Ist- in den Soll-Zustand zu transformieren. Beispiel Leistungsmotivation Ist-Zustand: Menschen erleben Erfolge und Misserfolge. Sie suchen Erfolge und meiden Misserfolge wenn möglich. Einige Menschen neigen eher zu Erfolgshoffnung, andere hingegen fürchten Misserfolg. Die Frage warum dieser Ist-Zustand sich so darstellt scheint unbefriedigend beantwortet. Soll-Zustand: Erklären, warum manche Menschen zu Erfolg neigen, während andere sich vor Misserfolg fürchten. Barriere: Wie kann man Hoffnung auf Erfolg oder Furcht vor Misserfolg messen? Annahme über vorhandene Mittel: Leistungsmotivation nach Atkinson und Messverfahren. Wozu werden Daten verwendet? (Skript, 66) Daten sind das Werkzeug, um Theorien mit der Erfahrungswelt zu verknüpfen. Welche Daten werden verwendet? L-Daten (life record) Daten über den Alltag eines Individuum aus subjektiver Fremdbeobachtung (Fähigkeiten, Verhalten) oder objektiv (Beruf, Eltern, Geschwister). Q-Daten (questionaire data) Daten die über Fragebögen erhoben werden. Geben direkt oder indirekt Auskunft über die Testperson (Selbstbeobachtungskompetenz vorausgesetzt). T-Daten (test data) Aus standardisierten Testsituationen werden Messresultate erhoben. In der Praxis werden mehrer Datentypen nebeneinander verwendet. Die erhobenen Daten müssen dann der Problemstellung zugeordnet werden und führen dann zu einer Beobachtung. Welche Aspekt müssen bei der Datenerhebung berücksichtigt werden? Beobachtung Fremd- Selbstbeobachtung. Objektivität Subjektivität Nicht-teilnehmen teilnehmen Objektivität mehr Erfahrung, geringere Distanz Systematisch frei festgelegte eigene Kriterien (scouting freie Spielbeobachtung) Befragung Schriftlich mündlich gleicher Fragebogen für alle tiefer gehender Einblick 6 Experiment Labor Feld standardisierte Bedingungen, keine Störgröße Realitätsnähe Test Reaktiv (Auslösen eines Verhaltens durch einen Reiz) projektiv (Übertragung von Bedürfnissen auf andere) Welche Wissenschaftlichen Gütekriterien sind maßgebend? Objektivität Grad der Unabhängigkeit des Ergebnisses eines Verfahrens von der Person des Versuchsleiters. Die Ergebnisse eines Verfahrens müssen unabhängig von der Person des Forschers sein. Eine zweiter Forscher muss unter denselben Bedingungen die selben Ergebnis erlangen. Reliabilität Genauigkeit und Zuverlässigkeit eines Messverfahrens für ein bestimmtes Merkmal, ob es dieses spezielle messen will oder nicht. Je höher die Zahl der Versuche ist, um so niedriger wird der Messfehler (Freiwurfquote berechnen 10 100 Versuche). Validität Genauigkeitsgrad mit dem ein Messverfahren ein zu messen beabsichtigtes Merkmal auch tatsächlich misst. Was bedeutet Operationalisierung? Bei der Operationalisierung wird versucht eine zu untersuchende Ausprägung messbar zu machen. Ausgehend von einer Theorie werden Ausprägungen zu geordnet und in einer Untersuchung beobachtet. Wie kann die wissenschaftliche Güte eines Fragebogens geprüft werden? Beispiel: Fragebogen der die Ausprägung auf Hoffnung auf Erfolg oder Furcht vor Misserfolg erfassen soll. Testpersonen sollen ausgehend von einem Bild ankreuzen ob eine Zusage zutrifft oder nicht. Objektiv? Ja. Standardisierte Ausführung, Auswertung und Interpretation. Reliabel? Ja. Genauigkeit der Fragen/Aussage, häufige Wiederholung, Äquivalenz der Testbedingung. Konsistenz der Fragen war homogen. Valide? Ja. Kriterien wurden valide ausgewählt. Konstruktvalidierung. Konsistenzanalyse: Die ausgewählten Kriterien (HE oder FM) müssen eine homogene Skala bilden. Wie eng einzelne items zusammengehören lässt sich statistisch mittels des α-Cronbach Wert berechnen. Werte zwischen 0 und 1 sind möglich. Wobei ein Wert >0,7 für eine enge Zusammengehörigkeit zwischen den items beschreibt und ein Wert <0,3 aussagt, dass die items nicht zusammen passen. Konstruktvalidierung: Lassen sich die Kriterien in Komponenten bündeln (HE oder FM). Mittels einer Faktorenanalyse kann überprüft werden, ob sich einzelne items tatsächlich zu zwei Komponenten bündeln lassen. Maßgebend hierfür ist das Vorzeichen des Wertes, ein positives items soll nicht mit einem negativen Faktor in Verbindung gebacht werden. 7 Welche Methoden zur Datenauswertung und Dokumentation gibt es? Formale Rechenoperationen: Zusammenfassung von Indikatoren zu theoretischen Begriffen zu einer repräsentierenden Skala (HE1 + ... + HE10 = HE-Gesamt). Deskriptive Statistik: Items werden HE oder FM zugeordnet. Inferenzstatistik (aufgrund logischer Schlussfolgerung): Merkmale drücken HE aus, das eine jedoch stärker als das andere. Alle Befunde theoriekonforme wie auch theoriekonträre sollen veröffentlicht werden. Ig) Grundmodell der Verhaltenserklärung Welche grundlegenden Aspekte zur Betrachtung eines psychischen Prozesses gibt es? Es wird unterschieden in aktuelle, situative, personale oder entwicklungsspezifische Aspekte. Wie lässt sich Verhalten erklären? Verhalten lässt sich über innere Prozesse erklären. Eine Person ist enttäuscht, wütend,... Diese inneren Prozesse werden beeinflusst durch situative Bedingungen (schlechtes Spiel, schlechte Klausur, ...) und über personale Dispositionen (persönlichkeitsbestimmende Attribute: ehrgeizig, ehrlich). Die Personale Disposition ergibt sich aus den Entwicklungsbedingungen der Person (Eltern, Herkunft, Erfahrungen, ...). Diese Muster zum Erklären von Verhalten ist auf den Anwendungsbereich der Sportpsychologie übertragbar. Grundmodell zum Verhalten (Skript, 81) Handlungspsychologische Betrachtungsweise (Nitsch): Der Mensch nimmt aus seinem situativen Umfeld Bedingungen wahr. Dieses Umfeld wirkt auf aktuelle Prozesse in der Person ein (Anreger) und führt über Wahrnehmung, Emotion, Motivation und Denken zu einem Verhalten, mit dem der Mensch seinerseits wieder auf die Umwelt einwirkt (Effekte). Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (Baltes): Neben dem situativen Umfeld wirken die personalen Dispositionen auf den aktuellen Prozess ein, genau so wie der aktuelle Prozess auf die personalen Dispositionen zurückwirkt. Durch diesen Austausch lernt und reift die Person. Es ist nicht notwendig, dass an einer Handlung alle Prozesse beteiligt sind, auch folgen die aktuellen Prozess nicht kettenartig aufeinander. Das Modell sollte nur als Grundrahmen verstanden werden. Welche psychologische Teildisziplin beschäftigt sich mit welchem Aspekt? Aktuelle Prozesse Allgemeine Psychologie: Wahrnehmungs-, Denk-, Gedächtnis-, Emotions-, Motivationspsychologie, Psychologie der Motorik. Personale Disposition Persönlichkeitspsychologie, differentielle Psychologie. Situationseinflüsse Sozialpsychologie, Umweltpsychologie. Veränderung über die Lernpsychologie, Entwicklungspsychologie. Zeit 8 Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Personen und situativen Verhalten? Personen-Situationsbezug: V=f (P,U) Verschiedene Personen verhalten sich in gleichen Situationen unterschiedlich. Eine bestimmte Person zeigt jedoch bei Betracht mehrerer Situationen Konstanz im Verhalten. Derselbe Mensch wird sich jedoch in verschiedenen Situationen auch unterschiedlich verhalten. Auf das Verhalten wirkt sich in einer zeitlichen Dimension auch die Anlagen und die Umwelteinflüsse, die auf eine Person wirken aus. Was versteht man unter einer handlungstheoretische Perspektive? Die Handlung steht an erster Stelle. Psychische Prozesse können somit nur aus ihrer Bindung zum Handlungsrahmen erklärt werden (funktional). Psychisches entwickelt sich dementsprechend mit und durch das Handeln (genetisch). Wichtig ist, dass eine Handlung wissentlich und willentlich durchgeführt wird (Intentionalitätspostulat) Handeln als Systemprozess: Die Person und ihr Handeln wird mit der Umwelt in Bezug gesetzt. Ganzheitliche Systemantwort: Die Person nimmt Reize aus der Umwelt wahr und reagiert auf sie (Handeln, Verhalten). An dieser Handlung sind alle psychischen Funktionen beteiligt. Also aktuelle Prozesse wie Denken (Bewerten – Entscheiden und Planen), Fühlen, Motivation und überdauernde Bedingungen wie Fähigkeiten, Wissen, Einstellungen. Da alle Prozess an der Handlung beteiligt sind kann vom Menschen als biopsychosozialer Einheit gesprochen werden. Zeitperspektive: Einzelhandlungen können im Aktivitätsstrom betrachtet werden. Ebenen der Handlungsorganisation: Verhalten ergibt sich dem Zusammenspiel des sozialen (Rolle Interaktion), mit dem psychischen (Persönlichkeit Handlung), mit dem biologischem (Organismus Motorik) und dem physikalischem (Körper Bewegung) Dispositionssystem. Dieses Dispositionssysteme nehmen Umwelteinflüsse auf und führen zu Verhalten. Das Verhalten wirkt auf die einzelnen Dispositionssysteme zurück. Handeln als situativer Prozess (Skript, S.89) Eine bestimmte Situation führt zu Handlungsvalenz, diese führt über Handlungskompetenz zur Handlung selbst, welche auf die Situation rückwirkt. Eine Situation führt zu Handlungsvalenz auf drei Ebene und schließlich zur Handlung. Jede Situation wird individuell wahrgenommen. Die denkbaren Möglichkeiten werden durch die realisierbaren Möglichkeiten eingeschränkt. Person Aufgabe Umwelt Handlungsvalenz Motive – individuelles Grundanliegen Intrinsische Anreize – Anregungsgehalt einer Tätigkeit Extrinsische Anreize – Anregungsgehalt der Umstände und Folgen Handlungskompetenz Fähigkeiten – aktualisierbare Fähigkeiten Anforderungen – geforderte Fähigkeiten Gestaltungsspielraum realisierbare Fähigkeiten – 9 Handeln als intentionaler Prozess (Skript, S.90) Eine Wertintention (Absicht) kann zu Effektintention (äußerer Anreiz), Zielintention (was will ich?) oder Realisierungsintention (wie setzte ich es um?) führen. Wobei die Effektintention am wenigsten und die Realisierungsintention am weitesten strukturiert ist. Die Realisierungsintention knüpft vor der eigentlichen Handlung selbst an. Die Handlung führt ausgehend von einer Situation über das Ergebnis zu Handlungsfolgen. Diese Folgen wirken wieder auf die Situation zurück. Ij) Leitorientierungen der Entwicklungspsychologie Welcher Sachverhalt wird mit Entwicklungspsychologie beschrieben? Die Entwicklungspsychologie umfasst einen lebenslangen Prozess. Dieser Prozess wird geprägt durch Gewinn und Verlust. Kontextualismus: Sowohl von innen kommende (endogene) als auch von außen einwirkende (exogene) Faktoren haben Einfluss. Die Einflussgrößen sind altersbezogen, geschichtlich und nicht-normativ (exogene Faktoren, nicht kalkulierbar, keine besondere Bindung zum Lebenszyklus oder der historischen Zeit). Multidirektionalität: Entwicklungen laufen in verschiedenen Phasen unterschiedlich ab und können sogar gegenläufig sein. Es gibt kein stetes Wachstum. Plastizität: Veränderbarkeit. Entwicklung in einer Lebensspanne ist durch hohe Veränderbarkeit innerhalb einer Person gekennzeichnet. Entwicklungen sind modifizierbar und werden durch exogene Bedingungen beeinflusst. Indirekte und direkte Faktoren sowie intendierte und nicht-intendierte Faktoren wirken. Erklärung am Beispiel der motorischen Entwicklung Leitorientierung Motorische Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess. Motorische Entwicklung als Gewinn und Verlust. Annahme Die menschliche Motorik verändert sich ein Leben lang, also muss sie über eine Lebenspanne betrachtet werden. Keine Alterstufe ist vorrangig bedeutend. Motorische Entwicklung ist die Veränderung des Verhaltens und der Verhaltensmöglichkeiten im motorischen Bereich über die Dauer eines Lebensalters. Die Fähigkeiten nehmen zu und später wieder ab. Einflusssysteme auf die Einflussfaktoren auf die motorische Entwicklung sind motorische Entwicklung endogene und exogene, sowie alterbezogene, (Kontextualismus) geschichtliche und nicht-normative Entwicklungseinflüsse. Endogen: anlagebedingte Personmerkmale exogen: Umwelt. Altersbezogen: endogen: biologisch vorgegeben exogen: von außen an eine Person gestellte Erwartungen (Rolle). Geschichtlich: Wandel von Gesellschaft und Kultur. Nicht-normativ: exogene Faktoren, die nicht kalkulierbar sind und keine besondere Bindung zur historischen Zeit oder dem Lebenszyklus aufweisen. 10 Multidirektionale Die einzelnen motorische Fähig- und Fertigkeiten Entwicklung motorischer entwickeln sich multidirektional. Ihre Zu- und Abnahme in Persönlichkeitsmerkmale. den Entwicklungsphasen läuft also verschiedenartig ab und kann sogar gegenläufig sein. Plastizität der Die motorische Entwicklung ist durch hohe motorischen Entwicklung Veränderbarkeit innerhalb der Person geprägt. Motorische Entwicklung ist somit veränderbar. Exogenen Bedingungen kommt eine hohe Bedeutung zu. Einflussfaktoren auf die Die relevanten endogenen und exogenen Einflussgrößen motorische Entwicklung können in direkte oder indirekte Faktoren unterschieden werden. Zwischen den direkten und indirekten Faktoren kann ein Austausch stattfinden. Beispiel Kraft, Ausdauer: Direkt: körperliche Belastung in Alltag, Beruf. Alterungsprozess. Indirekt: Persönlichkeitsmerkmale, Freundeskreis beeinflusst Beteiligung am Training. Exogene Faktoren können in intentional (Anpassung durch Training) und nicht-intentional (Alltagserfahrung und -belastung) unterschieden werden. 11