Abb. 1 Messküvette für Internodialzellen, Ableitung von Membranspannung und Strominjektion mit extrazellulären Elektroden; Aufsicht. Bauanleitung einer Messküvette zum Artikel "Algen unter Strom" in BIUZ 5/2006 Ein Plexiglasblock mit den Maßen 200 mm Länge, 100 mm Breite und 20 mm Tiefe wird horizontal mit drei Reihen Bohrungen in gleichen Abständen versehen. Die Bohrungen sind je 15 mm tief, 10 mm im Durchmesser und besitzen 10 mm Abstände voneinander. Eine größere Anzahl horizontaler Bohrungen - wie hier gezeigt - erlaubt die Verwendung unterschiedlich langer Internodialzellen (in der Darstellung bis zu 13 cm lange Internodien). Die untere Reihe Bohrungen nimmt die Internodialzelle auf; hierfür sind die Bohrungen horizontal mit einem durchgehenden Kanal von je 1,5 mm Breite und Tiefe versehen. Die Kanalabschnitte werden entsprechend der Zelllänge mit Vaseline gefüllt, die extrazellulär einen elektrischen Kurzschluss zwischen den benachbarten Bohrungen verhindert. Die Bohrungen der mittleren horizontalen Reihe dienen nach Füllung mit 2%-igem Agar (w/v in APW) als elektrische Brücken zwischen der unteren und der oberen Reihe. Dazu verbinden sie Kanäle in vertikaler Richtung von 1,5 mm Breite und 5 mm Tiefe. Zur Füllung mit flüssigem APW-Agar müssen die benachbarten Bohrungen der unteren und oberen Reihe mit einem Stopfen verschlossen werden, um das Überlaufen in diese Bohrungen zu verhindern. Die obere Reihe Bohrungen nimmt die Elektrodenlösung (1 M KCl) auf, die elektrisch über die Agar-Brücken mit je einem Zellabschnitt in elektrischer Verbindung stehen. Die Verwendung identischer KCl-Lösung verhindert das Auftreten einer Cl--abhängigen Spannung zwischen den Elektroden. Jedes Küvetten-Kompartiment der oberen bzw. unteren Reihe wird mittig in 10 mm Tiefe mit einer Bohrung von 0,8 mm Durchmesser versehen. Silberdrähte gleicher Stärke werden durch die Bohrungen in die Kompartimente geschoben; eventuelle Lecks können mit Wachs abgedichtet werden (Lötkolben). In den Kompartimenten werden die Silberdrähte chloriert (1 N HCl, 9 V Batterie, 10 k Widerstand). Abb. 2 Chlorierung der Silberdrähte in den Kompartimenten der oberen und unteren Reihen. Die in die Bohrungen (mit Wachs) eingeschweißten Silberdrähte werden an den Plus-Pol einer 9-V-Batterie angelegt, ein beweglicher Silberdraht wird in die Salzsäurelösung eingeführt und über einen 10 k-Widerstand an den Minus-Pol der Batterie gelegt. Vor der Chlorierung sollten die Silberdrähte geschliffen (feines Sandpapier) und gereinigt (dest. Wasser) werden, um Kristallisationskerne zu vermeiden. Der Widerstand begrenzt den Strom (etwa 1 mA) und bedingt eine gleichmäßige Chlorierung des Silberdrahtes. Die Chlorierung ist nach 15 Minuten abgeschlossen, danach ist der exponierte Silberdraht im Kompartiment mit einer schwarzen AgCl-Schicht überzogen. Anästhetisierung eines Zellabschnitts und osmotische Balance der APW-enthaltenden Küvetten-Kompartimente: die Behandlung eines Zellabschnitts mit 110 mM KCl hat eine Depolarisation der Membranspannung bis auf 0 mV zur Folge, während die Ruhespannung von etwa -200 mV in den APW-Kompartimenten erhalten bleibt. Das künstliche Teichwasser (Artificial Pond Water) enthält nur je 0,1 mM Konzentrationen von KCl, NaCl, CaCl2 und zusätzlichem 5 mM Tris-Puffer (pH 7.5). Um einen tranzellulären Wasserfluss auf Grund des osmotischen Gradienten zwischen 110 mM KCl und APW zu vermeiden, wird dem APW 180 mM Sorbitol zugesetzt. Die Membranspannung kann zwischen Elektroden der oberen Reihe (‚Cytoplasma’ im 110-KCl-Kompartiment und einem beliebigen APW/Sorbitol-Kompartiment) gemessen werden. Das Messinstrument sollte einen Eingangswiderstand von mindestens 109 besitzen; in der Regel muss zwischen Registriergerät und Elektroden ein Vorverstärker (Impedanzwandler) geschaltet werden. Die chlorierten Elektroden der unteren Reihe Bohrungen dienen der Zuführung eines definierten Stroms. Hier ist eine Salzbrücke zur Umgehung von Potentialdifferenzen zwischen den Elektroden nicht notwendig, da sie lediglich der Strominjektion, nicht der Spannungmessung dienen und vom Spannung messenden Kreis unabhängig sind. Strom wird über einen hohen Vorwiderstand im 110-mM-Kompartiment in die Zelle injiziert und tritt in einem APW/Sorbitol-Kompartiment (in dem auch die Membranspannung abgeleitet wird) wieder aus der Zelle aus. Wird eine 9-V-Batterie zur Stromapplikation benutzt, so können Vorwiderstände von 10 - 65 M verwendet werden. In diesem Widerstandsbereich wird der Membranstrom auf ein Maximum von 0,25 µA·cm2 begrenzt und mit weniger als 1% Fehler definiert. Abb. 3 Ableitung der Membranspannung und Strominjektion mit Hilfe frei beweglicher Elektroden. Die Elektroden für die Spannungmessung bestehen je aus einem chlorierten Silberdraht, der in eine 1 M KCl-Lösung in einer Pipettenspitze ragt. Der Silberdraht kann mit Wachs in die Pipettenspitze eingeschmolzen werden oder einen Stopfen durchbohren. Über die mit 1 M KCl gefüllte Pipettenspitze wird ein Silikonschlauch gestülpt, der ein 2%-iges Gel aus APW/Agar enthält. Für zukünftige Versuche können Agar-gefüllte Schlauchstücke in APW im Kühlschrank aufbewahrt werden. Die Außenkompartimente der Küvette enthalten 110 mM KCl, das zentrale Kompartiment mit 180 mM Sorbitol osmotisch ausbalanciertes APW. Für die Stromelektroden wird keine Agar-Brücke benötigt, die Silberdrähte sollten jedoch chloriert sein. Appliziert man den Strom in beiden Außenkompartimenten, so fließt der Membranstrom im zentralen Kompartiment weitgehend homogen über die Zellmembran ab. Man kann die Membranspannung auch mit Hilfe beweglicher Elektroden ableiten. Die Küvette besteht aus mindestens zwei Kompartimenten; ein oder zwei äußere Kompartimente sollten groß genug sein, um verschieden lange Internodialzellen verwenden zu können, zwischen diesen befindet sich eine zentrale Bohrung. Für die Strominjektion können ebenfalls frei bewegliche Elektroden benutzt werden. Die Abmessungen der Küvette sind ähnlich denen in Abbildung 1; der Plexiglasblock kann flacher gehalten werden, weil nun die Bohrungen für die Silberdrähte fehlen. Zur Strominjektion wird die unten beschriebene Schaltung benutzt (Abbildung 4). Abb. 4 Schaltkreis zur Strominjektion in Internodialzellen. Ein Schalter mit drei Positionen wird wie in Abbildung 4 mit einer Batterie (vorzugsweise 9 V) verbunden. Der kreuzweise Kurzschluss der gegenüberliegenden Außenkontakte führt dazu, dass durch Schalterstellung die Stromrichtung durch die Zelle geändert werden kann (rote Schalterstellung: depolarisierender oder blaue Schalterstellung: hyperpolarisierender Strom), da entweder der eine oder der andere Batteriepol mit Erde kurzgeschlossen wird. Der Stromkreis wird durch den Schalter S geschlossen. Über einen Wahlschalter können verschiedene Vorwiderstände (RV) in den Stromkreis gebracht werden. Hinrich Lühring, Jülich