Jufferntalje - Jungferntalje Zur klassischen Taklung kleinerer und

Werbung
Jufferntalje - Jungferntalje
Zur klassischen Taklung kleinerer und mittelgroßer
Schiffe gehört vielfach die Spannung der festen
Verstagung der Masten durch die Jufferntalje,
hochdeutsch Jungferntalje genannt.
Unberechtigterweise wird ihr eine geringere Festigkeit
als den Spannschrauben nachgesagt. Es ist tatsächlich nur
eine Frage der handwerksgerechten Arbeit. Die meisten
Zweifel und Schwierigkeiten tauchen bei dem
Spannvorgang auf. Deshalb soll auch darauf
hauptsächlich eingegangen werden. Allgemeines zum
Abstagen siehe auch im „Handbuch für Bootsleute
auf Traditionsseglern“ Seite 46 bis 51.
Die Jungferntalje besteht aus zwei Teilen, den
Jungfernblöcken, die „Juffern“ und dem Taljereep.
(Reep = Leine, Tau). Allgemein werden Jungfernblöcke
mit drei Bohrungen verwendet. Die Paarung von drei und
vier Bohrungen ist selten und zumeist bei historisch
begründeten Einzelfällen festzustellen.
Um einen guten Spannungsausgleich innerhalb der Talje
zu gewährleisten, ist der Rundung der einzelnen
Bohrungen große Aufmerksamkeit zu schenken. Die
Gleitfähigkeit des Reeps in der Bohrung sollte durch
wachsen verbessert werden. Es kann jedoch auch
Schmierseife dazu verwendet werden, die aber schnell
wieder auswäscht.
Zum Taljereep ist zu sagen:
 Es gelten die gleichen mechanischen Gesetze, wie für
Taljen mit normalen Blöcken. Es muß also
-2-
schmiegsam sein und in der Dimensionierung an die
zu erwartende maximale Nutzlast angepaßt werden.
Die Überschlagsrechnung dazu: (als Beispiel)
Hoftau (Draht) 14mm, Nutzlast = etwa 2t,
Taljereep, 6fach laufend, 2t : 6 = 330kp Nutzlast
Polyesterleine 8mm, Nutzlast etwa 300 bis 330kp

Die Grundspannung, die damit auf die Stagen
aufgebracht werden soll, ist im allgemeinen geringer
als mit Spannschrauben erzeugt wird. Bei
Wanten/Hoftauen z.B. wird das Taljereep erst bei
größerem Winddruck auf der Luvseite über die
Grundspannung hinaus belastet.

Wird heutiges Kunststofftauwerk (geschlagen)
verwendet, ist zu bedenken, daß hart geschlagenes Gut
bei großer Spannung noch etwas nachfedert, während
weich geschlagenes nach dem Ausrecken bis zum
Bruch konstant bleibt.

Viele holländische Schiffe sind deshalb dazu
übergegangen HERKULES -Tauwerk zu verwenden.
Leider ist dieses Material in Deutschland nicht mehr
in den dünnen Längen zu erhalten. Als guten Ersatz
bieten sich die aus dem Yachtbetrieb als Fallen
bekannten Polyesterleinen mit
DYNEEMA Faserkern an.

Da diese Leinen umflochten sind, kann also
doppelter Taljereepsknoten auf der
-- 3 -
kein
beginnenden Seite das Durchrutschen durch die erste,
linke, Bohrung der oberen Juffer verhindern. Man
muß den Anfang als Auge entweder einspleißen oder
mit zwei Kneifbändseln festsetzen.
Das Taljereep wird wie folgt geschoren:
links oben von innen nach außen,
(der Knoten/das kurze Ende zeigt nach innen!)
links unten von außen nach innen,
Mitte oben von innen nach außen,
Mitte unten von außen nach innen,
rechts oben von innen nach außen, rechts unten von
außen nach innen.

Zum Durchsetzen bietet sich das Klaufall an, auf
dessen holende Part als Verstärkung die „Dörte“, also
die „Dritte Hand“, gesetzt wird. Es soll langsam
durchgesetzt werden, damit dem Taljereep Zeit
gegeben wird ausgleichend durch die Bohrungen in
den Juffern zu gleiten.

Klassischerweise wird das Reep nach dem
Durchsetzen, und vor dem Lösen der holenden Taljen,
in der letzten Bohrung unten rechts mit einem
zugepaßten Holzkeil festgesetzt. Dann wird die
holende Part des Taljereeps oben um das Auge des
Hoftaus geschlungen, festgezogen, (kräftiger Schlag
mit einem starken Knüppel, z.B.) und mit zwei
Kneifbändseln gesichert. Danach wird der Holzkeil
wieder herausgestoßen.
-4-

Ersatzweise kann man auch das holende Ende vor dem
Umschlingen des Hoftaus mit einem Bändsel
vorläufig am Want / Hoftau abstoppen.Dabei kommt
aber leicht etwas Lose hinein!

Das überstehende Ende der holenden Part des
Taljereeps wird nicht um die ganze Jufferntalje
gewickelt, sondern abgeschnitten, falls es über den
unteren Juffernblock hinausragt.

Als Sonderform gibt es das Taljereep zu Beginn auf
einem Rüsteisen an der Reling neben der unteren
Juffer anzuschäkeln.
Früher war es auch beliebt, die Jufferntaljen steif
durchzusetzen, indem man die Lose auf der Leeseite
während des Segelns herausholte. Da dabei jedoch das
Klaufall nicht zur Verfügung stand, und man bei
Schiffen, deren Hoftaue nicht ausgewoben waren,
schwerlich eine Kette (oder einen Draht) zum Eselshaupt
aufbringen konnte, bediente man sich häufig einer
anderen Methode:
Der Anfang des Taljereeps war nicht mit einem Knoten
in der ersten Bohrung der oberen Juffer festgesetzt,
sondern am niederführenden Ende beigebunden.
Sollte nun nachgespannt werden, wurde eine 1,5 bis zwei
Meter lange Spake , die mit einem Dorn oder einer
Wange
–
5-
-5versehen war, unter die untere Juffer geklemmt. Mit
einem Stropp wurde nun das Ende des Taljereeps
eingefangen und dann durch Niederdrücken der Spake
steif geholt. War viel zu holen, wurde der Stropp um den
Schaft der Spake gewickelt. Eine Kerbe half, sowohl das
Hebelverhältnis 1:10 zu markieren, als auch das durch
das Wickeln auftretende Drehmoment durch die Kerbe
zu verringern.
Manchmal wurde die Kerbe durch eine Bohrung ersetzt,
und die Leine nachgeholt und mit dem Pollerschlag
festgehalten.
Ein moderner Hubzug vereinfacht die Arbeit zwar, es
erfordert sehr viel Feingefühl , weil die Gefahr besteht,
daß zu viel Kraft aufgebracht wird.
-.-.-.-
Herunterladen