Muskelverletzung

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Muskelverletzungen
Meyer S. (2007) teilt die vielen verschiedenen Diagnosen von Muskelverletzungen (
Muskelkontusion, Muskeldehnung, Muskelzerrung, Muskelverhärtung,
Muskelkontraktur, Muskelfaserriss, Muskelbündelriss, Teilriss und Ruptur) in zwei
Gruppen ein,in die funktionellen und die strukturellen Muskelverletzungen. Letztere
beschreibt er folgendermassen: Sofort auftretende akute, stechende, starke
Schmerzen, welche einen abrupten Abbruch der sportlichen Tätigkeit fordern. In den
bildgebenden Untersuchungen (Ultraschall, MRI und CT) sind Verletzungen der
Muskelfasern, dem Bindegewebe und der Faszie erkennbar. Bei der Rehabilitation
spielt die Wundheilungsphase eine grosse Rolle und somit ist in der akuten Phase
aufgrund der Entzündung während 5 Tagen eine Immobilisation wünschenswert.
Weil bei einer Immobilisation das Kinesio Tape keine Wirkung aufweist, beschäftigt
sich diese Arbeit mit funktionellen Muskelverletzungen. ( ich würde besser schreiben,
das die Zielsetzung „Ruhigstellung“ nicht mit einem kinesiologischen Tape erreicht
werden kann )
Definition: Funktionelle Muskelverletzungen
Gestützt auf die Literatur von Meyer S. (2007) und Müller- Wohlfahrt, Ueblacker und
Hänsel (2010) sieht die Definition von funktionellen Muskelverletzungen in dieser
Arbeit folgendermassen aus.
Die Verletzung der Muskulatur erfolgt durch ein direktes Trauma, durch
Überdehnung, durch akute Überbelastung oder chronische Fehlbelastung. Die am
meisten betroffenen Muskeln sind der M. rectus femoris, die Hamstrings und der M.
gastrognemius. Ihr Ursprung und Ansatz zieht sich über zwei Gelenke und sie
besitzen viele Fast- Twitch Fasern. Diese zwei Eigenschaften der genannten
Muskeln unterstützten die Verletzungsanfälligkeit positiv. Eine zusätzliche oft
betroffene Muskelgruppe sind die Adduktoren. Der Sportler spürt nach der
Verletzung einen krampfartigen, nicht starken Schmerz und kann die sportliche
Tätigkeit mit Behinderung weiter praktizieren. Die Schmerzen treten nur bei
Belastung auf, er hat somit keine Ruheschmerzen, jedoch einen moderaten
Dehnschmerz. Bei der isometrischen Muskelanspannung tritt ein krampfartiger
Schmerz auf. Diagnostisch sind in den bildgebenden Untersuchungen keine
Auffälligkeiten erkennbar, die Integrität des Muskels bleibt erhalten und keine
Blutungen/ Hämatome sind sichtbar. Die Pathologie bei funktionellen
Muskelverletzungen zeigt neuromuskulären Funktionsstörungen (Müller- Wohlfahrt et
al. (2010) ,Triggerpunkte ( Travell J.G., Simons D. G. (1983) ) und Hartspannbänder
(Taut band). Ein Muskel ist in seiner neuromuskulären Funktion gestört, wenn sein
Muskeltonus regulierender Spindelapparat nicht mehr richtig funktionsfähig ist. Bei
weiterer Belastung steigt der Muskeltonus unphysiologisch an und der Sportler wird
durch einen hypoxämischen Schmerz gebremst. Müller- Wohlfahrt et al. (2010)
Sprechen dann von einer Muskelzerrung (Typ II Läsion).
Travell und Simons (1983) beschreiben die Schmerzen durch myofasziale
Triggerpunkte über die „ Energy crisis theory“. Diese Theorie besagt, dass bei einer
Triggerpunktproblematik eine partielle Läsion von sarkoplasmatischen Retikulums im
Myoblast bestehe. Aufgrund der Läsion werden vasoneurakitve Substanzen
freigesetzt, welche die Nozizeptoren aktivieren und was schlussendlich zu einer
lokalen Hypoxie des Muskels führt. Die Triggerpunkte verursachen Schmerzen mit
Ausstrahlungen, sie können aber auch Bewegungseinschränkungen, meist in
Richtung der Dehnung des Muskels mit sich führen. Zudem verursachen sie
koordinative Störungen ( Meusburger M. (2010)).
Bei den nicht strukturellen Muskelverletzungen ist nach Müller- Wohlfahrt et al.
(2010) meistens der Muskelbauch betroffen, während bei den strukturellen der
Muskelsehnenübergang eine Läsion aufweist.
Funktionelle Muskelverletzungen lassen sich in der Unterteilung nach dem
Schweregrad der Muskelläsionen nach Müller- Wollfahrt et al.(2010)
folgendermassen begrenzen. Die Gruppe der nicht strukturellen Muskelverletzungen
beinhaltet alle Verletzungen, die von der Muskelverhärtung ( Typ I Läsion) bis zur
Muskelzerrung ( Typ II Läsion) reichen. Der Muskelfaserriss ( Typ III Läsion) definiert
sich durch eine Verletzung des Sekundärbündels mit Mitverletzung der
Bindegewebsschicht ( Perimysium internum/externum) und einem Umfang der
Läsion von zwei bis fünf mm², ist die klare Grenze zu einer strukturellen
Muskelverletzung.
Die funktionellen Verletzungen geschehen laut Müller- Wollfahrt et al.(2010) eher in
der ersten Halbzeit oder ersten Spielminuten. Als Ursache für die Verletzung
vermuten sie ein unzureichendes Aufwärmtraining, ein abrupter Belastungswechsel (
Rückwärts- Vorwärts), ein unkoordiniertes, schnelles Bewegungsmuster (n. Sturz)
oder ein extremer Rhythmuswechsel.
Die Phasen der Rehabilitation sehen laut Meyer S. (2007) folgendermassen aus:
In der akuten Phase stehen die muskulären Behandlungstechniken, wie die Manuelle
Triggerpunkttherapie und die Dehntechniken im Vordergrund. Die lokale
Durchblutung soll gefördert werden. In der subakuten Phase wird viel Wert auf den
Aufbau der Kraft (Exzentrisch) und auf sportartspezifische Bewegungen gelegt.
Nebenan sollen die Ausdauer, Beweglichkeit und Sensomotorik gefördert werden.
Die Steuerung der Rehabilitation bei funktionellen Verletzungen beruht auf den
Schmerzen, der Dehn- und Kontraktionsqualität, den lokalen Veränderungen ( TP,
Taut band) und dem subjektiven Gefühl des Sportlers. Sind die Testkriterien, wie
schmerzfrei bei maximaler Dehnung, maximale Kontraktion v.a. exzentrisch und
maximale Dehnung bei maximaler Anspannung erfüllt, ist mit einer
Wettkampffähigkeit nach zehn bis vierzehn Tagen zu rechnen. ( Meyer S. (2007))
Die Behandlungsmassnahmen vor allem in der akuten Phase könnten mit einer
Applikation von Kinesio Tape gut unterstützt und gefördert werden, womit der
Sportler schon früher seine Wettkampffähigkeit wieder aufnehmen könnte. Diese
Hypothese der Autorin wird in dieser Arbeit untersucht.
Die Wundheilungsphasen/ Regeneration von funktionellen Muskelverletzungen
Nach Frans van den Berg (2003) spricht man nach einer Verletzung der Muskulatur
eher von einer Regeneration als einer Wundheilung, da der Muskel in der Lage ist,
ein identisches Gewebe neu zu bilden.
Meyer S. ( 2007) teilt die Regeneration einer nicht strukturellen Muskelverletzung in
zwei Phasen ein, die akute und die subakute Wundheilungsphase. Diese zwei
Phasen werden nun genauer beschrieben. Da in der Literatur stets die
Wundheilungsphasen von strukturellen Muskelverletzungen beschrieben sind,
definiert die Autorin anhand dem Rehabilitationsschema von Meyer S. (2007) die
Zeiten, die Tage der Enzündungs-, Proliferations- und Remodelierungsphase selbst.
Akute Phase
In der Literatur nach Frans van den Berg (2003) wird diese Phase der Regeneration
als Entzündungs- Reizungsphase beschrieben. Nach der Verletzung treten neue
Zellen, wie Makrophagen, Mastzellen, Leukozyten und Monozyten in das
Verletzungsgebiet ein und setzten Schmerz und Entzündungsmediatoren frei. Somit
wird die ca. drei Tage dauernde Entzündungsphase eingeleitet. Sie besteht aus der
Bildung von Ödemen und Granulationsgewebe. Die Entzündungsphase wird in eine
vaskuläre und eine zelluläre Phase unterteilt.
Die Vaskuläre Phase dauert von Tag null bis zwei. Sie ist gekennzeichnet mit dem
Beginn der Reparatur des Gefässsystems. In den ersten 48 Stunden startet eine
Invasion von Leukozyten und Makrophagen Richtung Verletzungsgebiet, welche
über die Sauerstoffkonzentration gesteuert wird. Das necrotische Gewebe wird durch
die Makrophagen abgebaut und entfernt. Die aktivierten Makrophagen setzen Reize
für die Fibroblasten, welche sich teilen und beginnen neue Zellen zu bilden. Die neu
entstandenen Myofibibroblasten wandern mit den Makrophagen in das
Entzündungsgebiet. Mit der Kollagensynthese wird bereits jetzt in der
Entzündungsphase begonnen. Das Kollagen Typ III ermöglicht eine möglichst
schnelle Schliessung der Wunde und bildet eine Vorstufe für die spätere Bildung des
gut organisierten funktionsfähigen Netzwerks aus Kollagenfasern vom Typ I.
Vom zweiten bis vierten Tag der Entzündung spricht man von der zellulären Phase.
Ab dem zweiten Tag dominiert hauptsächlich die Neubildung von Fibroblasten/
Myiofibroblasten, welche das nichtspezifische Bindegewebe zentral anlegen. Ab dem
dritten Tag steht dann die Bildung von Kollagen Typ III (nicht spezifisches
Bindegewebe) im Vordergrund. Gleichzeitig mit der Wundheilung vom Bindegewebe
wandern Satelittenzellen aus der Basalmembran ins verletze Muskelgewebe ein und
beginnen mit der Synthese des neuen Muskelgewebes. Zu diesem Zeitpunkt wird
jedoch noch kaum Grundsubstanz (Glykosaminoglykane und Proteoglykane)
synthetisiert, aufgrund dessen ist die Belastbarkeit des neuen Gewebes deutlich
reduziert. Mit mechanischer Belastung auf dem Verletzungsgebiet ist Vorsicht
geboten, ein wichtiger Punkt ist das Respektieren der Bewegungsgrenze aufgrund
der subjektiven Schmerzangaben des Patienten. Die Behandlung besteht zu dieser
Zeit aus Entlastung, Durchblutungsförderung und nicht zu vergessen ist die
Bewegung im Matrixbelastungsbereich (siehe Abbildung) ( Frans van den Berg
(2003)).
Subakute Phasen
Während der Proliferationsphase, vom vierten bis zehnten Tag nach der Verletzung
beginnen die Fibroblasten mit grosser Geschwindigkeit Kollagen Typ III und etwas
Typ IV und V im Bindegewebe des Muskels zu produzieren. Nun werden auch
Matrixkomponenten (Grundsubstanz) synthetisiert und ans Interstitium abgegeben.
In derselben Zeit wandeln sich die Satelittenzellen in Myoblasten um, welche die
Eigenschaft besitzen alle Komponenten zu synthetisieren die für eine gute
Muskelregeneration notwendig sind. Die Monozyten, Leukozyten, Lymphozyten und
Makrophagen werden langsam abgebaut, bis nach ca. sechs Tagen nur noch Fibround Myoblasten gefunden werden können. Da das Muskelgewebe funktionelle Reize
für seine optimale Wiederherstellung benötigt ist in dieser Phase die physiologische
Aktivität des Muskels von grösster Bedeutung. Um eine Schädigung des neuen
Muskel-und Bindegewebes zu schützen, werden bei Dehnungsreizen Nozizeptoren
durch Freisetzung von Schmerzmediatoren aktiviert, welche Schmerzreize erzeugen.
Durch das Schmerzempfinden werden die Motoneurone im Vorderhorn des
Rückenmarks gehemmt, was zu einer Schonung der motorischen Aktivität im
Verletzungsgebiet führt. Die Fibroblasten des Bindegewebes und die Myoblasten des
Muskelgewebes beginnen nach der Heilung einen neuen Basalmembran
aufzubauen. Für die Organisation und Ausrichtung seiner produzierenden Moleküle
braucht das Gewebe in der Proliferationsphase unbedingt Belastungsreize und
Bewegung. Aufgrund der mangelnden Produktion der Grundsubstanz ist das
Gewebe noch wenig elastisch und nur gering belastbar.
Zu der subakuten Phase wird auch die Remodelierungsphase gezählt, welche sich
vom zehnten bis zum 21. Tag erstreckt. Das neu gebildete Binde- und
Muskelgewebe wird vermehrt stabilisiert und organisiert. Die Fibroblasten
synthetisieren zunehmend Grundsubstanz und somit steigt die Belastbarkeit des
Gewebes an. Die Myofibrillen und Kollagenfasern werden dicker und stabiler. Die
Kollagensynthese ist immer noch hoch, da sich nun das unspezifische Bindegewebe
in Kollagen Typ I umwandelt, diese vergrössert wiederum die Stabilität. Durch
vermehrte Grundsubstanz verbessert sich nun auch die Elastizität des Binde- und
Muskelgewebes. Ab jetzt soll die Belastung auf das Wundgebiet stark gesteigert
werden, das Therapieziel besteht aus viel und grosser Bewegung mit
Beschleunigung und Belastung im Matrixbereich. (Frans van den Berg (2003))
Die Regeneration einer funktionellen Muskelverletzung dauert laut Meyer S. (2007)
ca. 14 Tage und ist erst abgeschlossen, wenn der Sportler die Testkriterien,
schmerzfrei bei maximaler Dehnung, bei maximaler Kontraktion v. a. exzentrisch und
bei maximaler Dehnung bei gleichzeitiger maximaler Anspannung, erreicht und im
Wettkampf wieder voll Einsatzbereit ist.
Die Physiologische Wirkung vom Kinesio Tape auf die Regeneration von
funktionellen Muskelverletzungen
Die sofortige Applikation eines Kinesio Tapes nach der Verletzung gibt dem
Körper/Wundheilung einen kleinen Stoss in die richtige Richtung und aufgrund der
Selbstheilungskräfte wird der Körper/die Wundheilung sich im Sinne der Optimierung
neu organisieren (Still A. T. (2005)). Nach diesem Prinzip wird durch den Input vom
Kinesio Tape die Entzündungsphase und die Neuorganisation des verletzen
Gewebes gut eingeleitet.
Während der Entzündungsphase unterstützt das Tape durch das Bilden von
„Convultions“ auf der Haut die Mikrozirkulation. Die Haut wird an der applizierten
Stelle leicht abgelupft, was der Flüssigkeit im subkutanen Gewebe mehr Platz schafft
und diese sich so besser fortbewegen kann. Makrophagen, Leukozyten,
Lymphozyten und Monozyten gelangen durch diesen gesteigerten
Flüssigkeitstransport schneller ins Verletzungsgebiet. Zusätzlich werden durch die
Vergrösserung des subkutanen Raums die Gefässe auseinander gezogen, was sich
auf den Abtransport der Entzündungsmediatoren und der Lymphlast positiv auswirkt.
Durch das Kinesio Tape werden die Exterorezeptoren der Haut stimuliert, welche
wiederum die Angiomotorik des Lymphsystems aktivieren und somit den
Lymphabfluss aus dem Verletzungsgebiet gewährleisten.
Die Applikation von Kinesio Tape führt zu einer Schmerzreduktion über den Effekt
von Gate Control. Durch das Aufkleben eines Tapes wird die Exterozeption und
Propriozeption verbessert und somit wird dem Kinesio Tape eine unterstützende
Wirkung auf das Bewegungsausmass eines Gelenkes zugeschrieben. Diese zwei
Punkte, die Schmerzlinderung und die Steigerung der Beweglichkeit unterstützen die
Proliferations- und Remodelierungsphase positiv. Damit sich die Kollagene des
Bindgewebes in die richtige Richtung anlegen können und vom Typ III in Kollagen
Typ I umgewandelt werden ist Bewegung und Belastung des Gewebes erforderlich.
Zusätzlich fördert Bewegung die Synthese der Satelittenzellen, indem sie gut
organisiertes und identisches Muskelgewebe neu aufbaut. So wird das Gewebe
optimal regeneriert mit viel Stabilität und Elastizität. (Mogel S. et al. (2009))
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