DEUTSCHER ARBEITSKREIS GESTALTUNGSTHERAPIE/KLINISCHE KUNSTTHERAPIE E.V. Institut für Weiterbildung im DAGTP Berlin – Stuttgart Referat Weiterbildung Köpenicker Allee 39-57 10318 Berlin Tel. 030-50101039, Fax: 030-50101088 e-mail: [email protected] Damaschkestr. 28 10711 Berlin Telefon: 030 – 3231875 e-mail: [email protected] Berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengang Gestaltungstherapie/klinische Kunsttherapie Oktober 2008 – Juli 2011 Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin Staatlich anerkannte Fachhochschule für Sozialwesen Catholic University of Applied Sciences in Kooperation mit Institut für Weiterbildung im Deutschen Arbeitskreis Gestaltungstherapie/ Klinische Kunsttherapie e.V. (DAGTP) Mitglied im Deutschen Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie (DFKGT) in der Deutschen Gesellschaft für künstlerische Therapie (DGKT) in der Internationalen Gesellschaft für Kunst, Gestaltung und Therapie (IGKGT/IAACT) 1 Inhalt Seite Präambel Modul 1 4 Grundlagen, Rahmenbedingungen und Ethik gestaltungs-/ klinisch kunsttherapeutischen Handelns 4 Baustein 1.1 Grundlagen und Rahmenbedingungen der gestaltungs-/ klinisch kunsttherapeutischen Weiterbildung 5 Baustein 1.2 Ethische Perspektiven 9 Modul 2 Kunstpraxis, Kunsttheorie und künstlerische Begleitung Modul 3 Selbsterfahrung 17 Baustein 3.1 Gestaltungs/Klinisch-kunsttherapeutische Selbsterfahrung in der Weiterbildungsstudiengruppe 18 Baustein 3.2 Selbsterfahrung in den Methodikgruppen 19 Modul 4 Tiefenpsychologische Krankheitslehre und –psychologie; psychiatrische Krankheitslehre und Konzepte der Sozialpsychiatrie 21 Baustein 4.1 Tiefenpsychologische Entwicklungslehre 22 Baustein 4.2 Tiefenpsychologische Entwicklungspsychologie 23 Baustein 4.3 Entwicklungspsychologie in der Peergroup I + II 23 Baustein 4.4 Tiefenpsychologische und psychiatrische Krankheitslehre 24 Baustein 4.5 Tiefenpsychologische Krankheitslehre 24 Modul 5 28 Methode der Gestaltungstherapie/klinischen Kunsttherapie Baustein 5.1 Methode der Gestaltungstherapie /klinischen Kunsttherapie 30 Baustein 5.2 Methode der Gestaltungstherapie/klinischen Kunsttherapie 32 Baustein 5.3 Methode der Gestaltungstherapie/klinischen Kunsttherapie Methodikseminare 33 2 Modul 6 Gestaltungstherapeutische -/klinisch kunsttherapeutische Praxis 39 Baustein 6.1 Gestaltungstherapeutische-/klinisch kunsttherapeutische Praxis 41 Baustein 6.2 Gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Praxis 42 Baustein 6.3 Gestaltungstherapeutische-/klinisch kunsttherapeutische Praxis - Einzelsupervision und Supervisionseminare 42 Baustein 6.4. Gestaltungstherapeutische-/klinisch kunsttherapeutische Praxis - Behandlungsprotokolle 43 Baustein 6.5 Gestaltungstherapeutische-/klinisch kunsttherapeutische Praxis –Selbststudium 44 Baustein 6.6. Gestaltungstherapeutische-/klinisch kunsttherapeutische Praxis – Atelierarbeit 45 Modul 7 46 Supervision Baustein 7.1 Einzelsupervision 47 Baustein 7.2 Supervisionsseminare 48 Baustein 7.3 Abschluss-Supervision 48 Struktur des Weiterbildungsstudiengangs 50 Organisatorische Hinweise 51 Verzeichnis der Lehrenden 53 3 Präambel Die Katholische Hochschule für Sozialwesen bietet in Kooperation mit dem Institut für Weiterbildung des Deutschen Arbeitskreises Gestaltungstherapie/klinische Kunsttherapie e.V. (DAGTP) für den Bereich der Therapie mit bildnerischen Mitteln auf tiefenpsychologischer Grundlage diesen zertifizierten Studiengang nach § 26 des Berliner Hochschulgesetzes an. Das Ziel ist, die Teilnehmer/-innen in diesem Weiterbildungsstudiengang in dem theoretischen Wissen, den methodisch-praktischen und personenbezogenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur selbständigen Durchführung von tiefenpsychologisch fundierter Gestaltungstherapie / Klinischer Kunstherapie zu qualifizieren. Die Qualität dieses Weiterbildungsstudiengangs wird durch die Zusammenarbeit zweier Einrichtungen garantiert: die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin verfügt über Erfahrungen in der wissenschaftlichen Ausbildung, in Praxisforschung und theoriegeleiteten Weiterbildungen, das Institut des DAGTP bringt eine Erfahrung von 20 Jahren eigenständig konzipierter und durchgeführter Ausbildung von Klinischen Kunsttherapeuten/Gestaltungstherapeuten mit. Die einzelnen Module des Studiengangs werden von erfahrenen Professorinnen und Professoren der Fachhochschule, praxiserfahrenen Lehr-Gestaltungstherapeut/-inn/en, Psychoanalytiker/-inn/n, Ärzt/-inn/en, Psycholog/-inn/en und Pädagog/-inn/en gewährleistet. Dieses Curriculum integriert die Ausbildungserfahrungen des Instituts und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse von Tiefenpsychologie, Sozialpsychologie, Psychiatrie, Kreativitätstheorien und Erwachsenenbildung. Sie finden i.f. die ausführlichen Modulbeschreibungen. Jedes einzelne Modul beinhaltet die thematische Auffächerung, die Teilnahmevoraussetzungen, Lehrinhalte, Lehrformen, Qualifikationsziele und ausführliche Literaturangaben. Modul 1 Grundlagen, Rahmenbedingungen und Ethik gestaltungs- / klinisch kunsttherapeutischen Handelns (Prof. Norbert Gurris, Christa-Barbara Kraft) Thematik – Themenbereich Die tiefenpsychologisch fundierte Gestaltungs-/klinische Kunsttherapie wurde in ihren Grundlagen vom Deutschen Arbeitskreis für Gestaltungstherapie-/klinische Kunsttherapie seit 1979 im Kontext der stationären Psychotherapie in psychosomatischen, psychotherapeutischen und psychiatrischen Kliniken und deren Ambulanzen entwickelt. Ihre Pioniere in Deutschland sind C.G. Jung mit der Handlungsebene des Bilder- schaffens und S. Freud mit den Bildern in Träumen und G. Clauser, der den Begriff Gestaltungstherapie prägte. Weitere Pioniere wie Margret Naumburg und Edith Kramer haben in der Emigration wesentliche Weiterentwicklungen bewirkt (USA). Die tiefenpsychologisch fundierte Gestaltungs-/klinische Kunsttherapie ist eine Therapie mit bildnerischen Mitteln auf tiefenpsychologischer Grundlage. Sie bevorzugt das spontane, intuitive Zeichnen, Malen und Formen und knüpft damit an Tätigkeiten und an sinnliches Erleben aus frühen kindlichen Entwicklungsstadien an. Ihr Ziel ist, durch Ressourcenaktivierung die Konflikterkennung und – bewältigung zu ermöglichen. Sie fördert Selbstregulation und die Selbsterkenntnis auf geistiger, seelischer, funktionaler und körperlicher Ebene durch Mittel und Wirkungen des Gestaltens sowie durch die therapeutische Beziehung. Grundlegend ist die gestalterische Arbeit mit den sich im Krankheitsgeschehen und im gestalterischen Prozess darstellenden Phänomenen und deren Bearbeitung in der therapeutischen Beziehung. Die Notwendigkeit der Abgrenzung der Gestaltungs- /klinischen Kunsttherapie von Methoden der allgemeinen Psychotherapie ergibt sich formal aufgrund des am 1. Januar 1999 in Kraft getretenen Psychotherapeutengesetzes (PsychThG). Damit wird die Erlaubnis zur Titelführung Psychotherapeut/-in ausschließlich ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten erteilt. Für die Zulassung zur kassenärztlichen Versorgung werden nur drei Therapieformen anerkannt: Die Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Verfahren und die Verhaltenstherapie. Diese Begrenzung entspricht nicht dem derzeitigen Stand der Wissenschaft und es ist zu hoffen, dass in den nächsten Jahren auch weitere 4 Verfahren aufgenommen werden. Der rechtliche Rahmen der Ausübung der Gestaltungs- /klinischen Kunsttherapie im ambulanten Bereich ist im Gesetz über die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung (Heilpraktikergesetz) vom 17. Februar 1939 (RGBl. I S. 251) geregelt. Dort heißt es in § 1: (1) Wer die Heilkunde, ohne als Arzt bestallt zu sein, ausüben will, bedarf dazu der Erlaubnis. (2) Ausübung der Heilkunde im Sinne dieses Gesetzes ist jede berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden bei Menschen, auch wenn sie im Dienste von anderen ausgeübt wird. Trotz der formaljuristischen Unterscheidungen zwischen Psychotherapeuten und Heilpraktikern ist die Gestaltungs- und Klinische Kunsttherapie neben ihren Besonderheiten grundsätzlich durch Theorien, Inhalte, Qualitätskriterien, Wertemaßstäben und Methoden der wissenschaftlich begründeten Psychotherapieverfahren fundiert. Das Modul 1 beschreibt daher die allgemeinen Grundlagen und Rahmenbedingungen sowie die Ethik psychotherapeutischen Handelns. Baustein 1.1. Grundlagen und Rahmenbedingungen der gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Weiterbildung Thematik-Themenbereich Im Rahmen der Behandlungen werden jeweils die spezifischen Mittel und Wirkungen von Materialien als Regulativ und zum Selbstausdruck eingesetzt. Dieser Einsatz erfolgt mit ausdrucksbezogener oder eindrucksbezogener Hauptrichtung unter Anwendung wahrnehmungs- und orientierungsbildender, aktivierender, handlungs-, erlebnis- und erkenntnisorientierter Verfahren. Im therapeutischen Prozess kommt es zu kommunikativen, beziehungsorientierten, sowie der Selbsterkenntnis und der Entwicklung von biografischer Kompetenz dienenden Phasen. Angewendet wird Gestaltungs- /klinische Kunsttherapie als Einzeltherapie, Einzeltherapie in der Gruppe oder als Gruppentherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Rahmenbedingungen der Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapeut/-inn/en beinhalten, dass sie/er autonom arbeitet, aber in Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem verordnenden Arzt und anderen Therapeut/-inn/en sowie Angehörigen der Medizinalfachberufe. Sie/er stellt fachspezifische Diagnosen und begleitet Erkenntnis-, Veränderungs- und Wandlungsprozesse in Krankheits- und Krisensituationen. Sie/er unterstützt Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Entwicklungsprozessen und bei Behinderungen. Darüber hinaus wird sie/er in Prävention und Rehabilitation, in Entwicklungsförderung und in der Entwicklungsnachreifung im pädagogischen Bereich tätig. Gestaltungs- / klinische Kunsttherapeut/-inn/en sind befähigt auf Grundlage einer ärztlichen Diagnose die adäquate individuelle Therapie, bezogen auf Vorgeschichte, Krankheit, Einschränkungen, Ressourcen, Ausdruck und Gestaltung mit gestalterischen Medien zu planen und durchzuführen. Die/der Gestaltungs- / Klinische Kunsttherapeut/-in ist in der Lage Patienten als ganze Person in seinem individuellen, sozialen und kulturellen Umfeld wahrzunehmen und darauf eine dialogische Beziehung unter Berücksichtigung der Eigenständigkeit des Patienten/der Patientin aufzubauen. Der therapeutische Rahmen Viele Definitionsversuche zeigen, dass es offensichtlich nicht einfach ist, eine klare und eindeutige Antwort auf die Frage zu finden, was Psychotherapie ist. Aus der Perspektive der nicht professionellen Öffentlichkeit erscheint Psychotherapie als eine bunte, unübersichtliche und letztlich undurchschaubare Vielfalt. Bereits 1980 hat Henrik in einer Liste mehr als 250 Psychotherapiemethoden angegeben. Seriöse psychotherapeutische Verfahren müssen sich von Verfahren abgrenzen, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist. Sie basieren auf wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnissen zu Persönlichkeit, Erleben und Verhalten von Menschen unter Berücksichtigung ihrer psychosozialen und kulturellen Bezüge. Darüber hinaus sind sie ethischen und rechtlichen Prinzipien verpflichtet, die unten ausgeführt werden. Auch wenn Therapieforschung hinsichtlich Verlauf und Erfolg therapeutischer Prozesse methodisch besonders schwierig ist, ist neben regelmäßiger Selbst- und Fremdevaluation eine dauerhafte qualitative und quantitative Begleitforschung unerlässlich (vgl. Hutterer-Krisch, 1996). „Die gesundheitspolitischen, ökonomischen, rechtlichen und ethischen Grundlagen sowie die Finanzierung der psychotherapeutischen Leistung und deren Modalitäten sind im öffentlichen Gesundheitswesen klar definiert und geregelt. Juristisch gesehen tritt jeder Psychotherapeut mit seinen Patienten in ein Dienstverhältnis, durch das nicht nur die therapeutische Beziehung definiert und von einer privaten Beziehung klar unterschieden ist, sondern mit dem auch gefordert ist, dass den Patienten die beste verfügbare Hilfe geboten wird, die dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft entspricht“ (Senf & Broda, 20002, S. 4). 5 So nimmt Psychotherapie Bezug auf theoretisch begründete und empirisch gesicherte Theorien zur Entstehung, Heilung und Behandlung von psychisch bedingten Störungen und Erkrankungen. Geeignete Interventionen erfolgen mittels wissenschaftlich begründeter psychotherapeutischer Verfahren. Sie wird unter dem Einsatz qualifizierter Diagnostik und Differentialindikationen unter Einbezug und Nutzung aller verfügbaren Verfahren und Methoden durchgeführt. A priori formulierten und a posteriori evaluierte Therapieziele dienen der Nachvollziehbarkeit und Transparenz professioneller therapeutischer Prozesse. Voraussetzung ist die Anwendung durch Heilberufler mit ausreichender, geprüfter Berufsqualifikation unter Erfüllung qualitätssichernder Maßnahmen, die Geboten der Wirtschaftlichkeit folgen und die Wahrung ethischer Grundsätze und Normen sicherstellen. Senf und Broda (20002, S. 5) schlagen folgende Definition der Psychotherapie vor: „Psychotherapie ist: Professionelles psychotherapeutisches Handeln im Rahmen und nach den Regeln des öffentlichen Gesundheitswesens, das wissenschaftlich fundiert ist mit Bezug auf wissenschaftlich begründete und empirisch gesicherte Krankheits-, Heilungs-, und Behandlungstheorien, das mit theoretisch abgeleiteten und empirisch abgesicherten Verfahren, Methoden und Settings zielgerichtete Veränderungen im Erleben und Verhalten von Patienten bewirkt, das zum Zwecke der Behandlung von psychisch bedingten oder mitbedingten Krankheiten, krankheitswertigen Störungen und Beschwerden oder zu deren Vorbeugung eingesetzt wird, das eine qualifizierte Diagnostik und Differentialindikation unter Bezug und Nutzung aller verfügbarer Verfahren und Methoden voraussetzt, das durchgeführt wird mit a priori formulierten und a posteriori evaluierten Therapiezielen von professionellen Psychotherapeuten mit geprüfter Berufsqualifikation unter Wahrung ethischer Grundsätze und Normen in Erfüllung von Maßnahmen zur Qualitätssicherung auch unter dem Gebot der Wirtschaftlichkeit.“ Alle Psychotherapieverfahren beschäftigen sich im weitesten Sinne mit Änderung, die man als Lernbzw. Verinnerlichungsprozesse beschreiben kann. Diese Veränderung findet in einem spezifischen Beziehungsrahmen statt, der sich in systematischer Weise von anderen professionellen Beziehungsformen (z.B. Pädagogik oder Beratung) unterscheidet. Psychotherapie als Dienstleistung Psychotherapie kann historisch als eine Folge der Aufklärung verstanden werden. Ihre Verankerung und Institutionalisierung in Gesellschaft und Gesundheitswesen entspricht der soziokulturellen Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft seit dem Ende des 19. Jahrhunderts (vgl. Dahlbender, 20002., S. 24). Psychotherapeutische - psychosomatische Angebote stellen ein Dienstleistungssystem dar, das nachhaltig umfassende Maßnahmen zur Sicherung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit der Bevölkerung bereitstellt, organisiert, finanziert und deren Qualität bürgt. Es legitimiert sich bestenfalls durch seine Aufgabe, nach professionellen Regeln Hilfe zum individuellen bzw. kollektiven Nutzen zu leisten. Psychotherapeutisch Angebote im engeren Sinne dienen der psychischen Beeinflussung und Veränderung bei Störungen und Leidenszuständen, an deren Entstehung und Verlauf psychosoziale Faktoren maßgeblich beteiligt sind. Insbesondere dienen sie der dauerhaften Sicherstellung der fachspezifischen Heilbehandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen sowie der subjektiven Verarbeitung der psychosozialen Folgen primär chronischer, unheilbarer oder schwerwiegender somatischer Erkrankungen und Behandlungsmaßnahmen. Die psychotherapeutische – psychosomatische Versorgung unterliegt als Makro-Setting dem gesellschaftlichen Prozess und ergibt sich als Resultante verschiedenster Bezugsrahmen, Begründungszusammenhänge sowie Bedürfnis- und Interessenlagen. Wie die Versorgungslandschaft strukturiert, wie sie praktisch organisiert und inhaltlich konkretisiert wird, hängt im wesentlichen mit den jeweils akzeptierten wissenschaftlichen Konzeptionen über Genese und Prävention, Diagnostik und Therapie von psychosozialen Störungen und der juristisch-administrativen Einbindung in das Gesundheitssystem zusammen. Voraussetzungen für die Teilnahme: Allgemeine Grundkenntnisse der Psychologie Befähigung und Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit psychotherapeutisch-fachkundlichen Texten, gesetzlichen Rahmenbedingungen und berufsständischen Codices. Bereitschaft sich in Kasuistik, Selbsterfahrung und während aller kunsttherapeutischen Arbeitsprozesse mit wissenschaftlichen Qualitätskriterien und mit ethischen Grundhaltungen auseinander zu setzen. abgeschlossener Grundkurs (In Einzelfällen kann geprüft werden, ob eine dem Grundkurs des DAGTP vergleichbare Voraussetzung gegeben ist.) 6 - - Teilnahme an einem Einführungsseminar Teilnamen an einer gestaltungstherapeutischen / klinisch kunsttherapeutischen Trainingsgruppe Teilnahme an einem Vorgespräch Nachweis der Einzelsupervision Nachweis der abgeschlossenen oder begonnenen Einzel-Selbsterfahrung (insgesamt 150 Stunden). Nachweis der Möglichkeit, während der Dauer des Weiterbildungsstudienganges regelmäßig tiefenpsychologisch fundiert gestaltungstherapeutisch/klinisch kunsttherapeutisch tätig zu sein (mindestens 4-8 Stunden wöchentlich) Nachweis von mindestens 100 Stunden therapeutischer, sozialer, heilpädagogischer oder künstlerischer Arbeit mit bildnerischen Mitteln mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen. Erfahrung mit verschiedenen elementaren bildnerischen und plastischen Gestaltungsmitteln. Grundkenntnisse in Allgemeiner Psychologie und Entwicklungspsychologie. Nachweis der eigenen künstlerischen Tätigkeit (muß beim Aufnahmegespräch nachgewiesen werden). Allgemeine Voraussetzungen Bewerber und Bewerberinnen mit gravierenden Persönlichkeitsstörungen oder unterdurchschnittlichen intellektuellen und sozialen Fähigkeiten oder mit Suchterkrankungen können nicht zugelassen werden. Die Bereitschaft zur Selbsterfahrung in Gruppen und/oder in der Beziehung zu Lehrtherapeuten muss zweifelsfrei erkennbar sein. Allgemeine Eignungsvoraussetzungen Die Tätigkeit eines Gestaltungs-/Klinischen Kunstherapeuten basiert auf einer Persönlichkeit, die bildungsorientiert und handlungsorientiert ist und die zur Empathie fähig ist. Sie ist sozial engagiert und normativen Kräften gegenüber fähig, das gestalterische schöpferische Potential des Gegenüber ohne Eigennutz zur Wirkung kommen zu lassen. In der Kenntnis der eigenen Person kann er/sie destruktives und konstruktives Potential unterscheiden und handhaben , er kennt dessen Manifestationen im bildnerischen und sprachlichen Symbol und hat Zugang zu Wandlungsvorgängen in Seinsebenen. Wichtig ist, dass das eigene gestalterisch künstlerische Tun Quelle der Lebenserfassung und – Bewältigung ist und als heilsam erlebt wird. Psychische Gesundheit ist Voraussetzung für die Ausbildung sowie in der späteren Ausübung der Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapie. Neben den formalen Voraussetzungen für die Ausbildung spielt die Persönlichkeit der künftigen Therapeutinnen und Therapeuten mit ihren bisher erworbenen und verarbeiteten Lebenserfahrungen eine bedeutende Rolle für die Zulassung. Auch nach Bewerbungs- und Zulassungsverfahren ist fortlaufend sicherzustellen, dass prospektiv die künftigen Therapeuten charakterlich und fachlich soweit geeignet sind, dass zu erwarten ist, dass sie im Verlauf der Ausbildung eine verantwortungsvolle und ethisch einwandfreie Haltung gegenüber Patienten in therapeutischen Prozessen entwickeln können und dass sie mit angemessenem Introspektions- und Reflexionsniveau in der Lage sein werden, das therapeutische Handeln fortwährend zu überprüfen bzw. dieses von ausgewiesenen Fachvertretern supervidieren zu lassen, und dieses ausschließlich zum Wohle der Patienten einsetzen werden. Lehr- und Lerninhalte Psychotherapeutische Tätigkeit basiert auf einer beruflichen Identität, die in der Regel als Ergänzung zu einem akademischen Grundberuf erworben wird. Abweichend lässt die Ausbildung in Gestaltungs-/ klinischer Kunsttherapie ausdrücklich auch solche Kandidat/-inn/en zu, die sich in besonderer Weise beruflich und/oder privat künstlerisch-gestaltend betätigt haben und über andere psychosoziale Berufserfahrungen verfügen, die keinen Hochschulabschluss erfordern. Voraussetzung ist allerdings eine gute Allgemeinbildung und die persönliche Eignung. Die Ausbildungen zu den Grundberufen führen jedoch unabhängig, ob ein Hochschulabschluss vorliegt oder nicht, weder zu dieser beruflichen Identität psychotherapeutischer Tätigkeit, noch vermitteln sie entsprechende Fertigkeiten und Kenntnisse. Im Verlauf der Weiterbildung soll das konzeptuelle Wissen über Patient/inn/en und psychische Störungen und Erkrankungen zunehmen mit dem Ziel, nach Beendigung der Weiterbildung individuelle Dynamiken, partnerschaftliche und familiäre Interaktionsmuster zu verstehen und therapeutische Problematiken in verschiedenen Behandlungsmodellen beschreiben zu können. Von Bedeutung ist die Entwicklung angemessener therapeutischer Grundhaltungen und Verhaltensmuster, die in therapeutischen Prozessen hilfreich sind. Problematisierung von Selbstwahrnehmungen der künftigen Therapeut/-inn/en sowie Einschätzungen durch Supervisor/inn/en und unabhängige Beobachter/-innen 7 therapeutischer Prozesse sollen eine angemessene Haltungs- und Verhaltensformung gewährleisten. Der heilkundliche Kontext der Gestaltungs-/ klinischen Kunsttherapie Die Gestaltungs-/ klinische Kunsttherapie begründet ihren heilkundlichen Anspruch aus ihren andernorts ausführlich beschriebenen Besonderheiten, die theoretisch und erfahrungsbegründet der Psychoanalyse und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie verpflichtet sind. Die theoretischen Gebäude dieser seit 1999 anerkannten Richtlinienverfahren nach dem Psychotherapeutengesetz sind in der Gestaltungs-/ klinischen Kunsttherapie grundlegende Bezugsgrößen für folgende allgemeine Rahmenbedingungen therapeutischer Theorie und Praxis: Psychodynamisches Verständnis von menschlicher Entwicklung, Persönlichkeit, seelischen Erkrankungen und zwischenmenschlicher Interaktion Sehr vereinfacht orientiert sich das therapeutische Handeln an folgenden theoretischen Modellen: Instanzenlehre Übertragung und Gegenübertragung in der psychotherapeutischen Beziehung Ich-Psychologie Objektbeziehungstheorien Kreativitätstheorien Konstruktivismus der psychologischen Entwicklungstheorien. Das schöpferische Prinzip in der Gestaltungs-/klinischen Kunsttherapie geht von der selbstregulativen Fähigkeit des Menschen aus, seine Welt aktiv gestalten zu können und orientiert sich an der Philosophie I. Kants, die in der Entwicklungspsychologie den Konstruktivismus von z.B. Piaget und Bandura maßgeblich beeinflusste. C.G. Jung sah in diesem Prinzip eine autonome Energie, die sich sowohl als Störung der rationalen Strukturen als auch dem Ich übergeordnete Instanz zeigen kann. Das schöpferische und konstruktivistische Prinzip in der Gestaltungs-/klinischen Kunsttherapie entspricht einem Perspektivenwandel in Theorie und Praxis gesundheitsfördernder Behandlungs- und Heilungskonzepte: Patient/-inn/en werden nicht mehr als ohnmächtige, unwissende und abhängige Subjekte einer an ihnen vorgenommen therapeutischen Veranstaltung, sondern als informierte und selbstverantwortliche Teilnehmer/-innen gesehen, die partnerschaftlich und aktiv am Behandlungsprozess teilnehmen und diesen mitgestalten möchten. Dies meint nicht nur psychoedukative Aufklärung und Compliance, sondern die Förderung der Möglichkeit, die akute oder chronische Krankheitserfahrung aktiv in das eigene Selbstbild zu integrieren. Gestaltungs-/ klinische Kunsttherapie ergänzt die an den körperlichen und psychischen Symptomen orientierte Perspektive der Pathologie um einen kreativen Entwicklungsraum. Sie deckt die in jedem Menschen vorhandenen Selbstheilungskräfte auf und stärkt diese in Richtung auf die Entfaltung schöpferischen Handelns, die für den Erhalt der Gesundheit und die Verbesserung von Lebensqualität bei akuten und chronischen Erkrankungen eine zentrale Rolle spielen. Gleichwohl ist sie den Gedanken und Konzepten der Primärprävention und Gesundheitsförderung im salutogenetischen Sinne verpflichtet. In diesem Studiengang wird sichergestellt, dass Bezugswissenschaften wie Sozialmedizin, Psychologie, Ethik und Recht aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in einem für die Ausbildung angemessenen Umfange vermitteln. Lehrform - Vorlesungen in der Gesamtstudiengruppe im Wechsel mit Arbeit in Untergruppen: - Psychologische und psychotherapeutische Theorien werden vermittelt und erarbeitet. - Allgemeine Modelle von Gesundheit und Krankheit. Salutogentische Aspekte. - Gesundheitspolitische Rahmenbedingungen psychotherapeutischen Handelns werden anhand von aktuellen Texten seminaristisch erarbeitet. - Vermittlung entwicklungspsychologischer Theorien in Vorlesungen und eigenverantwortliches Erarbeiten der einschlägigen Literatur in Arbeitsgruppen Qualifikationsziele: Kenntnisse der sozialrechtlichen Grundlagen therapeutischen Handelns. Befähigung, aus dem Studium allgemeinpsychologischer, sozialmedizinischer entwicklungspychologischer, kommunikationstheoretischer, psychotherapeutischer und kunstwissenschaftlicher Theorien den theoretisch-praktischen 8 Standort der Gestaltungs- und Klinischen Kunsttherapie zu bestimmen und zu vertreten sowie das eigene therapeutische Handeln in diesem Bezugsrahmen gestalten und entwickeln zu können. Baustein 1.2 Ethische Perspektiven Thematik-Themenbereich Perspektiven der Patienten Nur zirka drei Prozent der Behandlungsbedürftigen nehmen am Ende verschiedener Selektionsprozesse tatsächlich professionelle Hilfe in Anspruch (Franz, 1997). Wie die Betroffenen ihre Hilfsbedürftigkeit konzipieren und wovon sie sich innerhalb gesellschaftlichen-struktureller Rahmenbedingungen (Versicherung, regionaler Versorgungsangebote usw.) bei ihrer Suche nach Unterstützung letztlich leiten lassen, an dieser Entscheidung sind neben ihnen selbst ihr soziales Umfeld beteiligt. Von Bedeutung sind vor allem Grundannahmen, Befürchtungen und Beeinflussungsmöglichkeiten hinsichtlich ihrer erlebten Störung sowie konkrete Vorerfahrungen bzw. antizipierte Erwartungen und Belastungsmomente bezüglich der prinzipiell bzw. tatsächlich verfügbaren Hilfsangebote (s. Dahlbender, a.a.O., S. 25). In dem Moment, in dem jemand eine wie auch immer geartete therapeutische Hilfe schließlich aufsucht, dort in der Erwartung kompetenter Behandlung seine Probleme präsentiert, seine Mitarbeit in der Beziehungsarbeit signalisiert, stimmt er der Übernahme der Patientenrolle prinzipiell zu. Falls von professioneller Seite Kapazität, Bedarf und Zuständigkeit gegeben sind, darf der Patient seinerseits darauf vertrauen, dass diese als professionelle Helfer legitimiert und durch spezielle Ausbildungen qualifiziert sind, angemessene Maßnahmen nach überprüfbaren Standards anzuwenden. Ethische Probleme und Anforderungen Wie in allen Therapeut - Patient- Beziehungen ist der Bedarf an ethischer Problemklärung und – lösung in der Gestaltungs- und Klinischen Kunsttherapie hoch. Auch hier entsteht in Behandlungen ein beträchtliches Machtpotential der Therapeuten und Therapeutinnen mit Risiken des Missbrauchs und der Abhängigkeit. Durch die Intimität der Beziehung zwischen Therapeut und Patient und die dadurch entstehende Übertragung, in der auch suggestive Faktoren eine Rolle spielen können, die sich der bewussten Kontrolle leicht entziehen, entsteht zwangsläufig eine innere Abhängigkeit des Patienten vom Therapeuten. Diese birgt Schadensrisiken für die Patienten und moralische Risiken für die Therapeuten. Die moralischen Risiken für die Therapeuten ergeben sich vor allem aus der emotionalen Abhängigkeit des Patienten, die Verführungssituationen schaffen können (s. Birnbacher & Kottje Birnbacher, 2000, S. 710, vgl. auch Hutterer-Krisch, 1996). Ethische Anforderungen werden in der Weiterbildung nicht nur theoretisch-abstrakt vermittelt, sondern operationalisiert; moralische Verantwortung wird nicht nur gefordert, sondern praxisnah eingeübt. Das bedeutet vor allem auch, dass der Konflikt zwischen Pflicht und fachlicher Notwendigkeit einerseits sowie Neigung, Verführung und Gedankenlosigkeit andererseits affektiv erspürt wird. Die Widerstände, die dem ethisch geforderten Verhalten in der Praxis entgegenstehen, müssen erfahren und nachvollzogen werden. Daher wird sich die Vermittlung einer Ethik für den psychotherapeutischen Alltag nicht einseitig kognitiv auf die Codices und Inhalte beschränken, sondern wird die mit der konkreten Umsetzung im „Probehandeln“, in der Selbsterfahrung sowie in der Supervision entstehenden Reaktionen und Affekte einbeziehen. Im weitesten Sinne geht es dabei um Sensibilisierungen für moralische Konfliktsituationen, die Einübung moralischer Urteilsfähigkeit und die Stärkung der persönlichen Fähigkeit, sich auch gegen institutionelle und anderweitige äußere Zwänge moralischen Einsichten gemäß zu verhalten (vgl. Kohlberg, 1976). Die moralische Sensibilisierung muss auch die Rezeption von und die vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit alternativen bzw. konkurrierenden Therapieverfahren beinhalten mit dem Ziel, dass die späteren therapeutisch Handelnden relative Vor- und Nachteile unterschiedlicher Therapieverfahren zum Besten der jeweiligen Patienten mit der gebotenen Unvoreineingenommenheit abzuwägen in der Lage sind. Ethische Aspekte der Ausbildung werden in folgenden normativen Rahmen gestellt: Das 4-Prinzipien-Modell von Beauchamps und Childress (1989) geht von einem breiten Konsensbereich zu den vier Prinzipien 1. Prinzip der Nichtschädigung 2. Prinzip der Autonomie 3. Prinzip der Fürsorge 4. Prinzip der Gleichheit 9 aus. Das Prinzip der Nichtschädigung (traditionell in der Medizin: Primum non nocere!) ist nicht nur das zentrale Prinzip therapeutischen Handelns, sondern jeglicher Ethik überhaupt. Außer dem common sense- Prinzip des selbstverständlichen Verbots, anderen Schaden an Leib, Leben und Eigentum zuzufügen, spielt in der Psychotherapie die Beachtung der Gefahr seelischer Schädigung die Hauptrolle. Solche Möglichkeiten der Schädigung ergeben sich vor allem durch die intensive emotionale Beziehung zwischen Therapeut und Patient (siehe oben). Die Kunst der verantwortungsvollen Regulierung von Nähe und Distanz in der professionellen Beziehung ist ein bedeutender Ausbildungsaspekt, der überwiegend nicht kognitiv vermittelt werden kann, sondern handelnd und unter optimalen FeedbackBedingungen reflektierend affektiv erfahren werden muss. Was hilft, das kann auch schaden. Diese alte Weisheit gilt auch für die Psychotherapie. Siegmund Freud (1942) hatte die Psychotherapie mit dem chirurgischen Eingriff gleichgesetzt, um mit dieser Analogie zum Nachdenken darüber anzulegen, dass ein psychotherapeutischer "Eingriff" zu innerpsychischen Veränderungen mit möglicherweise weit reichenden Folgen für die innerpsychische Struktur zum Nutzen, aber auch zum Schaden führen kann. Die Auffassung von Freud, dass aus diesem Grunde Psychotherapie nur bei Krankheit anzuwenden sei, findet sich auch heute in allen formaljuristischen Normenanforderungen in der gesundheitlichen Regelversorgung wieder. Genau besehen, sind dies aber abgrenzende Vereinbarungen zwischen den mächtigen Lobbys der Krankenkassen, den kassenärztlichen Vereinigungen und dem Gesetzgeber. All diese formalen Anforderungen, die sich im Psychotherapeutengesetz widerspiegeln stützen sich auf einen konservativen Krankheitsbegriff („medizinisches Modell“), die nicht annähernd einen seit Jahren geführten Diskurs zu Gesundheitsförderung und Prävention („psychologisches Modell“) sowie den salutogentischen Perspektiven (Antonowsky, (1979) in der Gesundheitspolitik berücksichtigen. Die Krankheitslehre nach dem medizinischen Modell, dem sich derzeit die „zugelassenen Richtlinienverfahren“ unterwerfen müssen, schließen Psychotherapie bei „allgemeinen Lebensproblemen, Berufsproblemen, Erziehungsproblemen oder Beziehungsstörungen“ kategorisch aus. Die Klinische Gestaltungs- und Kunsttherapie bekennt sich jedoch im Verein mit vielen anderen therapeutischen Verfahren, die nicht als „Richtlinienverfahren“ zugelassen wurden, in einem erweiterten ethischen Konsens zu Prinzipien der Prävention, das heißt der Verhinderung von drohenden seelischen Erkrankungen. In klinischen Settings kann dies auch bedeuten, Therapie bei anderen bestehenden Erkrankungen so einzusetzen, dass weitere (seelische) Erkrankungen verhindert bzw. Zustandsverschlechterungen bei chronischen körperlichen Erkrankungen aufgehalten werden. Es ist selbstverständlich, dass jede therapeutische Intervention eine ausreichend und sorgfältig durchgeführte und dokumentierte Diagnostik voraussetzt und dass Differentialindikationen für die Verfahren erfolgt, die den meisten Erfolg versprechen. Außerdem muss es für jeden gestaltungs- und klinischen Kunsttherapeuten selbstverständlich sein, seine Behandlungsergebnisse zu kontrollieren und die Erreichung von a priori formulierten Therapiezielen nach der Therapie zu überprüfen. Dies ist notwendig, um die Beliebigkeit von Post- hoc- Erklärungen für stattgefundene Prozesse zu vermeiden. Das Prinzip der Autonomie der Patienten fordert, deren Wünsche, Ziele und Lebenspläne zu respektieren. Dies gilt auch und sogar besonders dann, wenn diese den Betroffenen wenig nachvollziehbar, bedenklich, von Angst begleitet oder moralisch bedenklich erscheinen. Dass der Wille anderer, und zwar gleichgültig, ob er selbstbestimmt oder fremdbestimmt, rational oder affektgesteuert ist, geachtet werden muss, statt ihn einer wie immer auch gut gemeinten „therapeutischen“ Fremdbestimmung zu unterwerfen, ist eine Bedingung dafür, dass jeder Mensch (im Rahmen der äußeren Bedingungen) Herr seines eigenen Lebens bleibt. Selbstverständlich gilt dieses Prinzip nicht absolut, sondern wird sowohl durch das Prinzip der Nichtschädigung, als auch durch die Prinzipien der Fürsorge und der Gleichheit eingeschränkt (s. Birnbacher & Kottje-Birnbacher, S. 711). Psychoedukation im Sinne von partnerschaftlicher Aufklärung und Information der Patienten über die mögliche Genese von Befindlichkeitsstörungen, Symptomen und komplexen Erkrankungen steht im Einklang mit dem therapeutischen Ethos, die Autonomie der Patienten zu achten und zu stärken und die Entfaltung von Selbstheilungskräften zu unterstützen (vgl. Beck et al., 1996). Das Prinzip der Fürsorge geht über das Prinzip der Nichtschädigung in dreifacher Weise hinaus. Während das Prinzip der Nichtschädigung lediglich die Unterlassung von Schädigungen (und Risikozufügungen) gebietet, verlangt das Prinzip der Fürsorge, dass mögliche Schäden verhindert, eingetretene Schäden gelindert und die Situation anderer auch dann, wenn von einem Schaden keine Rede sein kann, gebessert wird. Das Prinzip der Fürsorge in der Psychotherapie kann in unserem Kulturraum mit der dominierenden christlichen Fürsorgeethik kollidieren, nämlich dann, wenn in der Abwä- 10 gung der Fürsorgemaße Autonomieanteile aus psychotherapeutischer Sicht stärker ins Blickfeld rücken. Das sensible Gebiet der Patientenselbstbestimmung (und anderer Patientenrechte) ist z.B. ein Bereich der ethisch-moralischen Auseinandersetzung der Kandidaten während der Ausbildung. Verbindlich normative Perspektiven können hierzu nicht vorgegeben werden. Das Prinzip der Gleichheit ist inhaltlich am meisten umstritten und ausfüllungsbedürftig. Allgemein anerkannt ist zumindest das Prinzip der formalen Gleichheit, nach dem ähnliche Fälle ähnlich beurteilt und behandelt werden müssen, also das Verbot von sachfremden Differenzierungen. Wie es für jede psychotherapeutische Schule erforderlich wäre, wird sich die Klinische Gestaltungs- und Kunsttherapie ausdrücklich in allen bestehenden Gremien unter Beteiligung der Auszubildenden und Hinzuziehung von neutralen kompetenten Beobachtern (auch qua wissenschaftlicher Begleitung und Evaluation) einem fortwährenden Selbstüberprüfungsprozess unterziehen, inwieweit psychotherapeutisch relevante Theorien sowie Inhalte und Durchführung von therapeutischen Methoden die Entstehung von Macht -und Ohnmachtverhältnissen impliziert transportieren, ohne dass dies zumeist so beabsichtigt war. Beispiel wäre die Vermeidung von übermäßigen Pathologisierungen oder die oben beschriebene Forcierung der Abhängigkeit von Patienten, die aus Theorieinterpretationen scheinbegründet werden. Weiterhin gehört das übermäßige „Halten“ von Patienten über die objektive und subjektive Notwendigkeit hinaus zu ethischen Problemen, die nicht selten in der Praxis vorkommen („Beginnen Therapeuten den Patienten zu brauchen statt umgekehrt?“). Das therapeutische Ethos, Menschen „loslassen“ zu können und deren Wunsch nach Beendigung der therapeutischen Beziehung zu achten, bezieht sich vor allem auf die ideelle Gleichheit in der professionellen Beziehung und ist dem Prinzip des „Informed Consent“ unterzuordnen. Schließlich hat auch das Ausbildungsinstitut eine ethisch-moralische Verantwortung gegenüber den Kandidaten selbst. Diese haben ein Recht darauf, dass sie in ihrer Ausbildung genau das vermittelt bekommen, was sie für eine erfolgreiche therapeutische Arbeit benötigen. Dies gehört zum Fürsorgeprinzip und bedeutet für das Institut eine überprüfbare Pflicht. Die Forderung des Autonomieprinzips gilt auch für die Ausbildungssituation. Die Inhalte dürfen durch die Dozenten nicht so transportiert werden, dass eine dogmatisch- unkritische Haltung und abhängige Bindung gegenüber der eigenen Therapieschule entsteht. Letztlich dürfen die späteren beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten der künftigen Therapeuten nicht durch „dogmatische Blindheit“ eingeengt werden. Unter Gesichtspunkten der Praxisorientierung kommt der Supervision als Vermittlungsform eine zentrale Aufgabe zu, da nur so der konkrete Umgang und die begleitende Selbstreflexion mit den Patienten gelernt werden kann. Die Kandidaten erhalten Anregungen und Verständnishinweise für das Arbeitsfeld im unmittelbaren Kontext der therapeutischen Praxis. Die hohen fachlichen und persönlichmenschlichen Anforderungen an die Supervisor/-inn/en werden in selbstverantwortlicher sorgfältiger Weise fortlaufend durch das Institut überprüft. Die Rückmeldungen und Evaluationen durch die Kandidaten werden hier genauso ernsthaft berücksichtigt, wie bei der Evaluation der Dozenten durch das Institut. „Probehandeln“ in Form von z.B. Rollenspielen, Einwegscheibe, Videofeedback, sollen die Ausbildungs- und Vermittlungsprozesse zum Wohle der Kandidaten und der künftigen Patient/-inn/en optimieren helfen. Dies dient dazu, die Möglichkeiten des Umgangs mit Patienten zu erweitern und Schwächen bzw. wenig hilfreiche Interventionen zu korrigieren. Der Aspekt der Selbsterfahrung spielt auch hier durch Beobachtungslernen und Feedback eine wichtige Rolle. Lehr- und Lerninhalte Die therapeutische Beziehung steht in der Verantwortung von Patient und Therapeut. Zur Verantwortung des Patienten gehört die Bereitschaft, sich helfen zu lassen, sowie die Wahl des Therapeuten. Zu den ethischen Anforderungen an den Therapeuten gehört einerseits die Verpflichtung auf das psychotherapeutische Ethos (Patientenaufklärung, Fähigkeit zur Selbstkritik im Hinblick auf Zustimmung oder Ablehnung der Behandlung sowie auf das Einfließen eigener Wertvorstellungen in die psychotherapeutische Praxis, Einnehmen der optimalen Mitte zwischen Nähe und Distanz zum Patienten, kein psychologischer und/oder körperlicher Missbrauch des Patienten, Berücksichtigung der Therapieauswirkungen auch auf die außertherapeutischen Beziehungen des Patienten sowie auf Dritte) und andererseits die Sorge um therapeutisches Wissen sowie um eine menschengerechte Anthropologie angesichts der Tatsache, dass jedes therapeutische Handeln von einem anthropologischen Hintergrundwissen geleitet ist. 11 1. Grundfragen und Grundlagen der Ethik - Wozu eine ethische Reflexion psychotherapeutischen Handelns? - Der Begriff "Ethik" und seine Bedeutungsfelder - Historische und systematische Darstellung des Begriffes - Konzeptualisierungen der Ethik in ihrer Bedeutung für psychotherapeutisches Handeln 2. Psychotherapeutisches Handeln als angewandte Anthropologie - Die Bedeutung unterschiedlicher Menschenbilder für die Psychotherapie - Die ethische Relevanz der Menschenbilder - Werte, Normen und Ziele der Therapie - Ethische Implikation des Gesundheits- und Krankheitsbegriffes in der Psychotherapie (das Problem der Normalität, Pathologisierungstendenzen, Patho- und Salutogenese). 3. Ethische Aspekte der therapeutischen Beziehung - Beziehungsmodalitäten: Intersubjektivität, funktionale und objektivierende Beziehung, Autonomie, Selbst-Fremdbestimmung, Paternalismus - Verantwortung des Therapeuten, des Patienten - Ethische Reflexion therapeutischer Stile: Abstinenz, Nähe-Distanz, Umgang mit Übertragung – Gegenübertragung, Ausschluss anderer außer der therapeutischen Beziehung, willentliche Entscheidungen der Patienten - Intimität und Sexualität, Übergriffe und Missbrauch in therapeutischen Beziehungen - Gestaltungs- und Klinische Kunsttherapie und das soziale Umfeld des Patienten - Kompetenz, Asymmetrie, Abhängigkeit, (Deutungs-) Macht, Geld - Behandlungsvertrag; Psychoedukation, "Informed consent", Beendigung der Therapie, Rechte der Patienten, Schweigepflicht, - Therapie(kunst-)fehler, Schädigung, Ethische Fragen der Therapie-Ausbildung 4. Psychotherapeutisches Handeln und gesellschaftlicher Kontext - Therapeutisierung der Gesellschaft? Therapie als Kontrolle? - Wurzeln des Beratungs- und Therapiebedarfs - Die Ambivalenz der Professionalisierung - Modelle des "Helfens" - Kooperation und Konkurrenz (psycho-therapeutischer Konzepte; andere Heilberufe) - Soziale und politische Verantwortung der Gestaltungs- und Klinische Kunsttherapeuten 5. Gesetzliche und berufsethische Regelungen - Heilpraktikergesetz, Psychotherapiegesetz: Patientenrechte - Berufskodex für Gestaltungs- und Klinische Kunsttherapeuten ; Berufspflichten, Standesregeln - Berufspflichtverletzungen, Beschwerde- und Verdachtsfälle 12 Lehr- und Lernform - Vorlesungen zu Fragen der zeitgenössischen Ethik Seminaristische Erarbeitung theoretischer Grundlagen der Ethik Spezielle Texte zur Ethik therapeutischen Handelns in Kleingruppen Anhand lebendiger Kasuistik werden die Interaktionen Therapeut-Patient erfahren und in Kleingruppenarbeit hinsichtlich ethischer Grundsätze analysiert und diskutiert. Sensibilisierung für Grenzsituationen in Therapeut- Patient- Beziehungen werden durch Darbietung von Videosequenzen und durch Rollenspiele hergestellt. In Querverbindungen zu den Modulen „Selbsterfahrung“ und „Supervision“ werden fortlaufend Vertiefungen ethischer Fragestellungen und Problematiken sichergestellt. Qualifikationsziele Befähigung zur differenzierten ethischen Reflexion psychotherapeutischen bzw. gestaltungs- und kunsttherapeutischen Handelns in seinen personalen, sozialen und gesellschaftlichen Dimensionen. Infragestellung und Weiterentwicklung eigener Normen und Wertemuster, Sensibilisierung für Verantwortung und Respekt gegenüber den Patienten, Kenntnis berufsständischer und gesetzlicher Regelungen und Normen. Zitierte Literatur: Antonowsky, A. Health, stress and coping. San Francisco 1979 Beauchamp, T.L. & J.F. Childress Principles of biomedical ethics. New York 19893 Beck, A.T., A.J. Rush Kognitive Therapie der Depression. Weinheim 1996 B.F. Shaw & G. Emery Birnbacher, D. & Kottje-Birnbacher, L. Ethik in der Psychotherapie und der Psychotherapieausbildung. In Senf, W. & M. Broda (Hrsg): Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Systemische Therapie; S. 710-717. Stuttgart 2000 Dahlbender, R.W. Psychotherapeutische Versorgungsstrukturen. In: In Senf, W. & M. Broda (Hrsg): Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch: Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Systemische Therapie; S. 24-31. Stuttgart 2000 DAGTP Curriculum des 11. Weiterbildungskurses 1999 DFKGT Leitlinien der Kunst- und Gestaltungstherapie für die medizinischtherapeutische Praxis. Franz, M. Der Weg in die therapeutische Beziehung. Monographie zur Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse Nr. 21. Göttingen 1997 Freud, S. Psychische Behandlung (Seelenbehandlung). Gesammelte Werke. London 1942 Geyer, M. Geschichte und Entwicklungslinien der Psychotherapie. In: Senf, W. & M. Broda (Hrsg): Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch: Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Systemische Therapie; S. 6-11. Stuttgart 2000 Henrik, R The psychotherapy handbook. New York 1980 Hutterer-Krisch, R. Fragen der Ethik in der Psychotherapie. Konfliktfelder, Machtmissbrauch, Berufspflichten. Wien 1996 KHSB Curriculum des 1. Weiterbildungsstudiengangs 2002 13 Kohlberg, L. Moral stages and moralization. In Lickona, T., C. (ed.): Moral development and behavior. New York 1976 Senf, W. & Broda, M. Was ist Psychotherapie? Versuch einer Definition. In: Senf, W. & M. Broda, (Hrsg): Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch: Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Systemische Therapie; S.2-5. Stuttgart 20032 Strotzka, H. Psychotherapie: Grundlagen, Verfahren, Indikationen. München 1975 Pflichtliteratur: Dannecker, K. Themen eines neuen Berufsbildes: Die Wirksamkeit der Werte – Ethik in der Kunsttherapie. In: Dannecker, K. (Hrsg.): Internationale Perspektiven der Kunsttherapie; S 27-53). Graz 2003 Hutterer-Krisch, R. Fragen der Ethik in der Psychotherapie. Konfliktfelder, Machtmissbrauch, Berufspflichten. 2. erw. Aufl. Wien, New York 2001 DFKGT Richtlinien zur Ethik in der Kunst- und Gestaltungstherapie Empfohlene Literatur: Senf, W. & Broda, M. (Hrsg.) Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch: Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Systemische Therapie. Stuttgart 20002 14 Modul 2 Kunstpraxis, Kunsttheorie und künstlerische Begleitung Lehr- und Lerninhalte Ein Baustein zur Ausbildung der eigenen Identität als Gestaltungs-/klinische/r Kunsttherapeut/in ist die kontinuierliche Fortsetzung des begonnenen und vertieften eigenen künstlerischen Prozesses in Form eigener Atelierarbeit(200 Std.) und der Unterstützung im künstlerischen Prozess durch Begleitung (160 Std.) einer Kunstprofessorin und eines Künstlers. Die künstlerische Ausbildung dient der Entwicklung formaler, inhaltlicher, reflexiver und praktischer künstlerischer Kompetenzen. Die Schulung der Wahrnehmung ästhetischer Prozesse und Gestaltungsprinzipien ermöglicht eine fundierte Reflexion von Werken im jeweiligen Entstehungskontext. Die künstlerische Ausbildung vollzieht sich vor dem Hintergrund kunsthistorischer Reflexion im Kontext zeitgenössischer künstlerischer Auseinandersetzung im Hinblick auf einen eigenständigen künstlerischen Ansatz. Die künstlerische Ausbildung erfolgt durch eine/n professionelle/n freischaffende/n Künstler/in mit sowohl Ausstellungs- als auch Lehrerfahrung im Hochschulbereich. In einer Abschlussausstellung der gesamten Ausbildungsgruppe wird eine gemeinsam erarbeitete Auswahl von Arbeiten präsentiert. In den Methodikseminaren hat jeder Student, in Form eines Vortrages und einer selbst gewählten Präsentation, einen Künstler eigener Wahl vorzustellen. In den Blockseminaren werden die psychoanalytischen Kreativitätstheorien vermittelt. In den jährlich stattfindenden DAGTP-Fachtagungen ist den Studierenden u.a. möglich ihr Wissen über Kunst- und Kulturarbeit zu vertiefen. Im Focus der künstlerischen Begleitung stehen die Wahrnehmung und Abbildung der äußeren und inneren Bilder nach künstlerisch-ästhetischen Kriterien. Das sinnliche und geistige Erfassen von Linie, Farbe, Form und Raum, ist eine der Wurzeln der Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapie. Für die Studierenden liegt der Schwerpunkt dieses Bausteins darin, dass sie im eigenen künstlerischkreativen Prozess gehalten, unterstützt und begleitet werden. Lehrform: Für die künstlerische Begleitung werden Arbeitsgruppen gebildet. Jeweils an den terminierten Wochenenden werden Themen für Übungen, Vorlesungen und praktischer Arbeit im bildnerischen Raum und deren Reflektion verbindlich angeboten. Pflichtliteratur Titze, D.(Hrsg): Die Kunst der Kunsttherapie, Dresden 2005 Titze, D.: „Das Bild als Fläche, raumschaffend: in einer Dimension das Nächste spüren, in: „Sein im Bild...- im Bild sein. Dokumentation DFKGT Jahrestagung, 1994 Kathke, P. Sinn und Eigensinn des Materials, Weinheim 2001 15 Empfohlene Literatur: Berger, J.: Das Kunstwerk, Berlin 2004 Gombrich, E.H.: Die Geschichte der Kunst, Berlin 2001 Itten, J. Gestaltungs- und Formenlehre. Ravensburg 1975 Kandinsky, W.: Das Geistige in der Kunst, Bern, 10. Auflage 1982 16 Modul 3 Selbsterfahrung (Christa-Barbara Kraft) Thematik-Themenbereich Schöpferisches Handeln spielt für den Erhalt der Gesundheit, der Verbesserung der Lebensqualität bei akuten, chronischen, somatischen Erkrankungen und in der Be- und Verarbeitung psychischer Erkrankungen eine zentrale Rolle. Der Gestaltungstherapeut steht neben seinen schöpferischen Ausdrücken und Werken ebenso mit seiner Persönlichkeit in Beziehung zu seinen Patienten. Die eigene Entwicklungsgeschichte ist ihm mittels einer Einzelselbsterfahrung in tiefenpsychologischer Psychotherapie soweit verfügbar, dass sie in der therapeutischen Arbeit nicht als bestimmender Faktor das Geschehen beeinflusst. D.h., dass die eigenen auftauchenden Empfindungen, Impulse, Erlebnisse und Erfahrungen gefühlsmäßig innerlich geortet werden können und ein Freiraum für die Wahrnehmung des Gegenübers zur Verfügung steht. Zusätzlich sind eigene Erfahrungen im Umgang mit gestaltungstherapeutischen Medien grundlegende Voraussetzung, um sich dem inneren und äußeren Erlebnisraum stellen zu können und dessen herausfordernde und befriedigende Qualitäten kennen zu lernen. Die eigene Lebensgeschichte wird im Zusammenwirken mit dem schöpferischen Ausdruck als sich bedingende Anteile begriffen. Das Wort begreifen ist im doppelten Sinn enthalten: über die Sinne erfahren bis hin zum verwörterten Verstehen unter sprachlicher Benennung. Im Zusammenwirken beider wird der Erkenntnisprozess erweitert und vertieft. Die Selbsterfahrung im künstlerischen/therapeutischen Prozess findet in einem speziellen Raum statt, der mit seiner Ausstattung von Farbe, Material, Geruch und Wasser eine besondere Kommunikationsform beinhaltet. Es ist ein Raum mit einer Atmosphäre von Sinnlichkeit, die Anreize und Handlungsimpulse schafft und in dem ein Spielraum zum Spüren, Schauen, Bewegen, Entfalten, Begegnen und Probieren angeboten wird. In diesem Raum werden Beziehungserfahrungen wiederbelebt, die Förderliches, Hemmendes, Angstmachendes und Konflikthaftes bis zur Symptomentwicklung aufdecken können. Der Ausdruck der Kreativität ist individuell, darüber hinaus beinhaltet sie aber auch die Möglichkeit, sich über den individuellen Ausdruck mit den Empfindungs- Findungs- und Sichtweisen von anderen zu treffen. Ein gemeinsames Motiv des Sich-Ausdrücken-Wollens kann berührt werden, indem eine Suche nach der Form und der bewusste Einsatz von künstlerischen Mitteln aus dem kreativen gestalterischen Prozess einen künstlerischen Prozess erstehen lässt: Erweitert wird der Bereich der Selbsterfahrung der Studentengruppe durch den Schwerpunkt der Gruppendynamik. Ausgehend vom selbsterfahrenen und reflektierten Prozess werden gruppendynamische, emotionale Anteile als einwirkende erkannt und durch Transformation in den gestalterischen Prozess schöpferisch übergeleitet. Über gestalterische Prozesse wird die Wahrnehmungsfähigkeit geübt, um Gruppenkonstellationen, Gruppenkohäsionen und Gruppendifferenzierungen zu gewinnen. Durch gestalterische Aufgaben werden Phänomene des Beziehungsverhaltens und der Beziehungsgestaltung bildnerisch ausgedrückt, erforscht und Entwicklungsstadien zugeordnet. Damit werden theoretische Vermittlungen in den Blockseminaren sinnlich-bildhaft erfahren und reflektiert. Voraussetzung für die Teilnahme: Kontinuierliche Selbsterfahrung im Setting einer gestaltungstherapeutischen oder kunsttherapeutischen Gruppe bei einem Leiter/einer Leiterin : 133 Std. In dieser Gruppe werden über Selbsterfahrung psychische Entwicklungs- und Reifungsprozesse initiiert. Über das Gestalten wird der bildhafte und symbolische Ausdruck gefunden und im reflektierenden Gespräch wird das inhaltliche Verständnis der symbolischen Metapher erarbeitet. Erfahrungen mit verschiedenen elementaren bildnerischen und plastischen Gestaltungsmitteln. Die eigene künstlerische Tätigkeit wird anhand eines Bildes und einer Skulptur im Aufnahmegespräch vorgestellt und wird in der Atelierarbeit fortgesetzt. Die eigene psychotherapeutische Einzelselbsterfahrung muss begonnen sein oder kann bereits beendet sein. 17 Baustein 3.1 Gestaltungs-/klinisch-kunsttherapeutische Selbsterfahrung in der Weiterbildungsstudiengruppe Lehr- und Lerninhalte Speziell im 1. Blockseminar mit dem Thema Gruppenprozesse findet der Lernprozess über Selbsterfahrung statt. Die Erarbeitung der Kompetenz zur differenzierten Wahrnehmung für intrapsychisches Geschehen, interaktionelle und unbewusste Prozesse und deren Ausdruck in bildhafter und plastischer Gestaltung bildet die Grundlage für die Selbsterfahrung. Diese Erfahrungen werden mit folgenden Themen verbunden: 1) 2) 3) 4) 5) Geschichte der Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik Gruppenprozesse -sozialpsychologischer Aspekt Dynamik und Struktur verschiedener Gruppenprozesse Anfangssituationen in Gruppen Prozesssteuernde gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Interventionen in Gruppen durch den Leiter 6) Struktursetzungen in ihrer Bedeutung für den Gruppenprozess 7) Rahmenbedingungen des Praxisfeldes bezogen auf die Arbeit mit Gruppen 8) Normen, Rollen, Status, Kommunikationsstile in Gruppen 9) Indikatorische Überlegungen zur gestaltungstherapeutischen Gruppenarbeit, Kontraindikation, Gruppenfähigkeit, heterogene/homogene Gruppe 10) Das Schindlerische Modell und dessen Phasenmodell 11) Gruppenkohäsion 12) Beenden von Gruppenprozessen In diesem Baustein werden die funktionalen und dynamischen Abläufe in Gruppen vermittelt und durch eigene Erfahrung in und mit der Studentengruppe erlebt. Lehrform: Das erste Blockseminar findet mit der gesamten Studiengruppe in Klausur statt (5 Tage). Über gestalterische Übungen in Einzelarbeit, Kleingruppenarbeit und Halbgruppenarbeit wird den Studierenden ein Erlebenszugang ermöglicht, um theoretische Inputs in Form von Vorträgen/Vorlesungen sinnlichvisuell und intellektuell zu verbinden. Ergänzt wird die Vermittlung des Fachwissens über Bildpräsentationen. Baustein 3.2 Selbsterfahrung in den Methodikgruppen Lehr- und Lerninhalte In den Methodikgruppen wird die gestaltungstherapeutische Selbsterfahrung fortgesetzt mit den Hauptaspekten der Entwicklung von empathischen Fähigkeiten und der Differenzierung der Introspektionsfähigkeit. Die theoretischen Inputs aus den Blockseminaren erfahren einen Transfer zur praktischen Tätigkeit. Mit Wahrnehmungsübungen und deren theoretische Verknüpfungen werden die Grundbausteine für die therapeutischen Fähigkeiten des Gestaltungs-/klinische Kunsttherapeuten gesetzt und bilden so die Grundlage einer Identitätsentwicklung zum Gestaltungstherapeuten/ Klinischen Kunsttherapeuten. Der Bezug zur Kunstgeschichte(regelmäßige Künstler/Innen-vorstellungen) und der eigene gestalterische Ausdruck im kreativen Studienbuch ergänzen und begleiten den Lernprozess. Auf der Grundlage der Selbsterfahrung als Einübung von therapeutischen Fähigkeiten werden im 1. Methodikseminar folgende Themenbereiche vermittelt: - Beziehungsraum und Beziehungserleben: was führt einen Menschen in die Therapie, was ist in ihm vorgegangen - Nachmalen eines Initialbildes (Einfühlung) - Welches Bild habe ich von einem/r Gestaltungs-/klinische Kunsttherapeuten/in (Ideal, Identität) - Rahmenbedingungen für die therapeutische Arbeit: Arbeitsraum, Setting, Protokollieren, Fotografieren - Führen eines Erstgesprächs 18 - Wie beginne ich eine Therapie? Gestaltungstherapeutische Themenvorschläge Führen eines kreativen Studienbuches In diesem Baustein wird die Studentengruppe für die eigene Wahrnehmung und Empfindung sensibilisiert und deren Ausdruck in bildhaften Darstellungen trainiert. Lehrformen: Der gesamte Weiterbildungsstudiengang wird in drei Studienuntergruppen von je 8 -10 Teilnehmenden aufgeteilt und arbeitet jeweils mit einem Methodikleiter/-in in drei Regionen an sechs Wochenenden (à 20 Std.). Die Vermittlung der Methodik findet über gestalterische Selbsterfahrungsübungen, Fall- und Bild-Erarbeitung und theoretische Inputs in Seminarform statt. Qualifikationsziele: Die künstlerische, psychoanalytisch-psychotherapeutische und die gestaltungs-/klinische Kunsttherapeutische Selbsterfahrung dienen der Erarbeitung der Kompetenz zur differenzierten Wahrnehmung für intrapsychisches Geschehen, interaktionelle und unbewusste Prozesse im eigenen Erleben und deren Ausdruck in bildhafter und plastischer Gestaltung. Dieses Modul dient der Einsicht in die Psychodynamik und -genese der eigenen Person. Weiterhin gewährleistet es das Erkennen der eigenen Möglichkeiten auf Grund der eigenen psychischen Struktur und die Bearbeitung von persönlichen innerpsychischen Konflikten. Damit wird die Voraussetzung geschaffen ein Verständnis für das Beziehungsgeschehen zwischen Patient und Therapeut zu entwickeln und die Funktionen und Wirkungsweisen des Bildes, der Gestaltung zu erfassen: - - Das Bild als neuer Handlungsrahmen für neue Sinnzusammenhänge. Das Bild bekommt durch seine doppelte Existenz, als Teil der inneren Erfahrung und als greifbares materielles Gegenüber Übergangsobjekt-Qualität (nach Winnicott). Über die gemeinsame positivierende Anreicherung (Benedetti) wird das Bild zum komplexen Symbol der Bezogenheit von Selbst- und Beziehungsentwicklung. Das Symbol hilft, die mitmenschliche Beziehung zwischen Therapeut und Patienten zu strukturieren. Der Doppelcharakter des Bildes erlaubt einerseits distanzierende Entlastung und erleichtert andererseits eine Repräsentation von unbewussten Konflikten und aversiven Reizen. Die Spiegelfunktion des Bildes ermöglicht Selbsterkenntnis (unbewusst/bewusst). Das Bild ist Ort zur Darstellung und Projektionsträger negativer Affekte. Zitierte Literatur: Kraft, C.-B. Spezifische Merkmale der Gestaltungstherapie in Kraft/Rohwer Worte können nicht der Bilder Seele malen. Stuttgart 1993 Stracke, D. Funktion & Wirkungsweise bildnerischen Gestaltens in der therapeutischen Arbeit in: Sein im Bild – Im Bild sein Dokumentation DFKGT Jahrestagung 1999 (Deutscher Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie). Nürtingen 1994 Titze, D. „Das Bild als Fläche, raumschaffend: in einer Dimension das Nächste spüren, in: „Sein im Bild... – im Bild sein. Dokumentation DFKGT Jahrestagung (Deutscher Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie). Nürtingen 1994 DAGTP Curriculum des 11. Weiterbildungskurses 1999 DFKGT Leitlinie der Kunst- und Gestaltungstherapie. 4. Fassung, Januar 2003 KHSB Curriculum des 1. Weiterbildungsstudiengangs 2002 Kraft, C.-B. Prozess und Methodik einer gestaltungstherapeutischen Gruppe in: Almanach 1986 Verlag Deutscher Arbeitskreis Gestaltungstherapie Schrode, H. Klinische Kunst- und Gestaltungstherapie. Stuttgart 1995 19 Winnicott, D.W. Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart 1985 Yalom, J.D. Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie. München 1974 Pflichtliteratur: Hampe, R., Stalder, P. Grenzüberschreitungen, Bewußtseinswandel und Gesundheitshandeln, Berlin 2008 Schrode, H. Klinische Kunst- und Gestaltungstherapie. Stuttgart 1995 Yalom, J.D. Im Hier und Jetzt, Ravensburg 2005 Empfohlene Literatur: DFKGT Dokumentation DFKGT-Jahrestagung 1999, Sein im Bild – Im Bild sein, Deutscher Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie Hüther, G. Die Macht der inneren Bilder, Göttingen 2004 Müller-Pozzi, H. Psychoanalytisches Denken. Göttingen 1995 Nürnberger, J. Kunsttherapie und Autonomie. Münster 2004 Yovell, Y. Der Feind in meinem Zimmer. München 2004 20 Modul 4 Tiefenpsychologische Entwicklungslehre- und psychologie; Psychiatrische Krankheitslehre und Konzepte der Sozialpsychiatrie (Christa-Barbara Kraft, Prof. Dr. Ralf-Bruno Zimmermann) Thematik-Themenbereich Neben der Kenntnis des Verlaufs der motorischen, sensorischen, sprachlichen und kognitiven Entwicklung des Menschen stehen im Zentrum der Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapie die tiefenpsychologischen Entwicklungslehren. Besonderen Stellenwert nehmen hier der genetische Aspekt in der Psychoanalyse, die seelische Entwicklung des Kindes unter Einbeziehung der Säuglingsforschung (R. Spitz, D. Stern, J.D. Lichtenberg, Dornes), die Bindungstheorie (Bowlby) und die Bindung und Lösung nach Mahler ein. Vertiefend werden folgende Entwicklungspsychologische Sichtweisen vermittelt: Triebtheorie (Freud), Objektbeziehungstheorien (Winnicott, Balint, Fairbairn), Selbstpsychologie (Kohut), Narzissmustheorie (Grunberger, Kernberg). Die Entwicklung des Selbst und der Aufbau der Ich-Struktur sind verbunden mit der Bildung von inneren Repräsentanzen und der Entwicklung von Objektbeziehungen. In diesem frühen Beziehungsraum mit seinen körperlichen, emotionalen und seelisch affektiven Austauschprozessen zwischen Subjekt und Objekt(bemutternde Person) entsteht der intermediäre Raum, als potentieller Raum für Symbolisierungsprozesse und Symbolentwicklung. Die seelische Entwicklung des Menschen ist wesentlich bestimmt von der Entstehung dieses „Spielraums“ in dem mittels Symbolisierungsvorgängen Affektrepräsentanzen geschaffen werden. Die Kreativitätsentwicklung hat eine ihrer Wurzeln in diesem zwischenmenschlichen Bereich. Der entwicklungspsychologische Ansatz in der postjungianischen Analyse der Kindheit (Fordham und Feldman) ist untrennbarer Teil der tiefenpsychologischen Entwicklungslehren. Die Krankheitslehre beinhaltet die Grundlagen für die Entstehung psychoreaktiver und psychosomatischer Störungen mit dem Schwerpunkt: Dynamik, Struktur und Symptombildung. Die kreative Funktion des Unbewussten unter psychoanalytischen Aspekten wird in ihren Wirkungsweisen z.B. als Abwehr mit den jeweiligen Ich-Funktionen in Beziehung gesetzt. Die psychischen, psychosomatischen und psychogenen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter, bei Erwachsenen und im Alter sind im Mittelpunkt der Krankheitslehre und werden über das Erfahren und Erlernen der Psychopathologie des bildnerischen Ausdrucks vertieft. Die psychiatrische Krankheitslehre wird in ihren Grundzügen für psychische Störungen in der gesamten Lebensspanne des Menschen dargestellt. Vor einem historischen Grundverständnis der Entwicklungen in der Psychiatrie werden Kenntnisse über die Genese und Ätiologie, Psychopathologie und Symptomatologie, Verlauf und Prognose häufiger psychischer Störungen vermittelt sowie die wichtigsten psychiatrischen und sozialpsychiatrischen Behandlungsmethoden vorgestellt. Dabei wird von einem psycho-sozio-somatischen Kontext der Ätiologie und der Auswirkungen der meisten psychischen Störungen ausgegangen. Ein solches umfassendes ätiologisches bzw. pathogenetisches Krankheitskonzept, das psychosoziale, psychische und biologische (Wirk-) Faktoren einschließt, führt schließlich auch zu entsprechende Ansätzen in der Behandlung (Ciompi, 1998). Der Rahmen der professionellen Begegnung mit und die Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen wird dabei anhand der Konzepte und Methoden der Sozial- bzw. Gemeindepsychiatrie verstanden (Dörnere.a., 2002; Bock & Weigand, 2002; Finzen & Hoffmann-Richter 1995). Neuere Ansätze einer psychoanalytischen bzw. tiefenpsychologisch fundierten Behandlung psychotischer Erkrankungen stellen eine sinnvolle Ergänzung dar, wenn sie die soziale Dimension der Erkrankungen einbeziehen (wie etwa Mentzos, 1992). Die Verdeutlichung von Beziehungsstrukturen in der Begegnung mit schwer kranken bzw. verstörten (etwa akut psychotischen oder dementen) Patienten im interaktionellen und gestalterischsymbolhaften Raum sowie das Erkennen von besonderen Ressourcen der Patienten sind neben den notwendigen psychopathologischen Kategorien weitere wichtige Aspekte. Voraussetzung für die Teilnahme: - allgemeine Grundkenntnisse in Psychologie Erfahrung in therapeutischer, sozialer, künstlerischer oder heilpädagogischer Arbeit mit bildnerischen Mitteln in einer Gruppe (Kinder, Jugendliche, Erwachsene/alte Menschen) (100Std.) Kontinuierliches supervidiertes gestaltungs- therapeutisch/klinisch kunsttherapeutisches Arbeiten mit einer Gruppe und Einzelpersonen (6-8 Std. wöchentlich) eingegliedert in psychosozialen oder therapeutischen Institutionen oder bei entsprechenden Voraussetzungen in ambulanter Praxis. 21 Baustein 4.1 Tiefenpsychologische Entwicklungslehre Lehr- und Lerninhalte Das zweite Blockseminar beinhaltet die Vermittlung von tiefenpsychologischer Entwicklungspsychologie. Im zweiten Blockseminar findet eine Einführung in die psychoanalytischen Konzepte der Entwicklungspsychologie statt, die verbunden ist mit der Einführung und Erklärung der psychoanalytischen Terminologie in Bezug auf den Begriff des Unbewussten, der Darlegung von Entwicklungsfeldern und Entwicklungsleistungen. Der Entwicklungsraum der frühen menschlichen Entwicklung in Abhängigkeit und Bezogenheit zu einem „bereitseienden“ Gegenüber wird als unabdingbare Voraussetzung für menschliche Entwicklung dargelegt und reflektiert. Parallel zur körperlichen, sensorischen und motorischen Entwicklung des Kindes wird der Blick auf die seelische Entwicklung gerichtet d.h. Betrachtung seiner emotionalen, affektiven Verbindung zu einem Gegenüber bis hin zur Entwicklung einer stabilen Ich-Struktur, wo es als körperliches und sexuelles Wesen sich mit gewachsener und entwickelter Ausstattung in das zwischenmenschliche Beziehungsgeschehen einbringen kann. Die wesentlichen Merkmale der oralen, analen und phallischen Phase im Körperselbsterleben und im Beziehungsgeschehen werden aufeinander bezogen. Parallel wird die narzisstische Entwicklung in der Verflechtung mit der körperlichen triebgesteuerten Entwicklung in ihrer normalen Entwicklung dargestellt. Der frühe Beziehungsraum wird vertieft und erweitert durch die neuere Säuglingsforschung (Stern, Lichtenberg, Dornes) und den daraus resultierenden Erkenntnissen. Hinzugezogen werden die Beziehungstheorie von Bowlby sowie metapsychologische Konzepte. Die theoretischen Sichtweisen auf die frühen oralen Bedürfnisse werden der veränderten und erweiterten Sicht der Forschung angeglichen, d.h. in Abgrenzung zum ursprünglichen alleinigen Modell der Triebentwicklung, in dem das Objekt unabhängig von Beziehung als befriedigendes oder versagendes Objekt in der Mutter-Kind Beziehung dargestellt wurde, ist die Interaktion zwischen Mutter und Kind ins Zentrum der seelischen Entwicklung gerückt. Diese Ergebnisse der neueren Säuglingsforschung und ihre Auswirkungen auf die therapeutischen Settings sind Bestandteil dieses Bausteins. Themen: - die körperliche Entwicklung - Sensorik-Motorik-Sprache - die seelische Entwicklung - Triebpsychologie/Libidotheorie - Strukturmodelle („psychischer Apparat“) - Phasenlehre - Ich-Psychologie - Abwehrmechanismen - Psychologie des Selbst und Psychologie der Objektbeziehungen - Allgemeines - Narzissmus - Individuation/Narzissmus nach verschiedenen Autoren (Pubertät, Adoleszens) - Entwicklung der Aggressivität) - Die psychische Entwicklung des Menschen als Assimilation und Akkumulation, die kognitive Entwicklung nach Piaget Lehrform: Die Theorie wird im Wechsel von Vorlesungen in der Gesamtstudiengruppe und der Arbeit in Untergruppen vermittelt und erarbeitet. Für die Gestaltungsaufgaben zum Thema der frühen Interaktion wird die Studentengruppe in Paare aufgeteilt, die mit Abdruck und Spiegelung, wechselseitiger Interaktion, Spiegelung in Form des Nachmalens und Synchronmalens und begleitenden Malens nun emotionale und visuelle Erfahrung des Themas erleben. Themenbezogene Filmausschnitte und Gestaltungen sind zusätzliche Lehrmittel in den Lehrveranstaltungen. 22 Baustein 4.2 tiefenpsychologische Entwicklungspsychologie Lehr- und Lerninhalte Im zweiten und dritten Methodikseminar wird die Entwicklung des Spiels und der schöpferischen Fähigkeiten des Menschen vermittelt. Der intermediäre Raum (Winnicott) oder potentielle Raum (Segal) ist theoretischer Bezugspunkt und erhält in der gestaltungstherapeutischen Beziehung von Patient/-inBild-Therapeut/-in besondere Aufmerksamkeit. Damit bekommt der Bildraum die Bedeutung eines neuen Beziehungsraumes, auf dem sich Spuren erfahrener Beziehung ausdrücken. Gleichzeitig ist das Bild in der Gestaltungs-/klinischen Kunsttherapie der Niederschlag des Erlebens eigener, autonomer, schöpferischer Fähigkeiten. Themen: - zeichnerische Entwicklung (di Leo) - Entstehung von Kinderzeichnungen (Bettina Egger) - Betrachtung von Kinderzeichnungen - Wie zeigen sich diese Bewegungsmuster in Erwachsenenbildern, Beispiele aus der Kunst (Gombrich) - Wahrnehmung von Formen (Riedel) - Formniveau, Formzerfall (Prinzhorn + Kraft, H.) - Beschreibungskriterien - Die Form in der Bildhauerei - Farb-, Formwirkungen - Bedeutung von Farben - Die Farbe in der Malerei - Farbkreis nach Goethe - Farbenlehre von Itten - Material und Materialerfahrung in der Gestaltungstherapie: sensorische Qualität, gefühlshafte und bildnerische Symbolisierung analog der psychischen Entwicklung (Bachmann, Helen) - Kreativitätsentwicklung - Raumsymbolik (Grünwald, Riedel) - Bilderfassung und Bildbetrachtung - Betrachtungsebenen und Beschreibungskriterien Dieser Baustein macht mit der Umsetzung der theoretischen Bezüge der tiefenpsychologischen Entwicklungspsychologie in die praktische Arbeit des Gestaltungstherapeuten/klinischen Kunsttherapeuten vertraut. Lehrformen: Referate, Bildvorstellungen, Fallvorstellungen in Verbindung mit Gestaltungen und Protokolle. Baustein 4.3 Entwicklungspsychologie in der Peergroup I + II Lehr- und Lerninhalte Zur Vertiefung der Kenntnisse arbeitet die Gruppe anhand des Buches Udo Baer: „Gefühlssterne, Angstfresser, Verwandlungsbilder“ – selbständig kreative Gestaltungsübungen aus. Über Austausch werden Phänomene des Schöpferischen in Analogie zu Entwicklungsschritten des Menschen gefunden und in ihrer Anwendbarkeit diskutiert. Die im Grundlagenwerk von Winnicott (Vom Spiel zur Kreativität) dargestellte tiefenpsychologische Entwicklungs- lehre ist für das Verständnis des gestaltungstherapeutischen Beziehungsraumes mit seinen Bedingtheiten aus der Mutter-Kind-Beziehung Basiswissen. Die Bedeutung der schöpferischen Aktivität in Verbindung mit dem intermediären Raum ist die Grundlage der Symbolentstehung. Dieser Baustein fördert das Erlernen von selbständiger schriftlicher Erarbeitung. 23 Lehrform: Vorgegebene Literatur zum Thema durch den Methodikleiter wird von der jeweiligen Methodikgruppe selbständig erarbeitet und zu einem festgesetzten Termin in Autonomie (ohne Leiter) gegenseitig referiert. 4.4 Tiefenpsychologische und psychiatrische Krankheitslehre Lehr- und Lerninhalte Im dritten Blockseminar geht es um die Entstehung und die Formen seelischer Erkrankungen im Kinder-, Jugendlichen und Erwachsenenbereich und im Alter. Ausgangspunkt für die tiefenpsychologische Krankheitslehre sind die Entwicklungen Ende des 19. Jahrhunderts innerhalb der Psychiatrie, so dass die Geschichte der Psychiatrie ein zu vermittelnder Lerninhalt ist. Mit der Entwicklung der Sozialpsychiatrie gibt es Annäherungen und Ausweitungen im Verständnis der krankheitsauslösenden Faktoren bei psychiatrisch erkrankten Patienten zwischen tiefenpsychologischer und psychiatrischer Krankheitslehre. Weiterhin erfahren die tiefenpsychologische Psychotherapie und die Psychiatrie eine Verknüpfung durch die neuesten Erforschungen und Erkenntnisse in der Neurologie(Hirnforschung). In der Literatur taucht diese Verbindung unter dem Namen Neuro-Psychoanalyse auf. Exemplarisch werden aus allen Hauptgruppen der psychischen Störungen über die gesamte Lebensspanne des Menschen Krankheitsbilder vorgestellt bzw. erarbeitet, wobei auf die häufigen Störungen wie Neurosen, Schizophrenien, affektive Störungen, Psychosomatosen, Abhängigkeitserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und Demenzen fokussiert wird. Zunächst werden die Diagnoseglossare ICD-10 und DSM-IV vorgestellt, die Einführung in die einzelnen Krankheitsbilder erfolgt dann über folgende Schritte: - Ätiologie und Genese - Epidemiologie - Symptome und Verhalten - Ausdruck in Gestaltungen - Diagnose und Differentialdiagnose - Auswirkungen auf das Individuum und sein soziale Netz - Verlauf und Prognose - Möglichkeiten der Behandlung Anhand von Beispielen aus der Praxis werden die genannten Dimensionen mit Schwerpunkten unter Bezugnahme auf die Unterschiede des deskriptiven auf der einen und des verstehenden, erlebenden Zugangs auf der anderen Seite vermittelt. Über die Vermittlung der Methoden der psychiatrischen und tiefenpsychologischen Anamneseerhebung soll der Studierende die Indikation und die Behandlungsziele für die Gestaltungs/ klin. Kunsttherapie einschätzen lernen. In diesem Baustein werden den Studenten die Krankheitsbilder in der Entstehung, der Symptombildung und ihrer sozialen Auswirkung und der psychodynamische Zusammenhang in biographischen Kontexten nahe gebracht. Lehrform: Vorlesungen, Falldarstellungen (auch anhand von Bildbeispielen aus der Praxis), Rollenspiel, Erarbeitung von krankheitsspezifischen Symptomen und deren Auffindung als Symbolbildungen in Patient/inn/enbildern. 4.5 Tiefenpsychologische Krankheitslehre Lehr- und Lerninhalte Im vierten Methodikseminar werden Anamneseerhebungen geübt und Indikationen für Einzel- und Gruppenbehandlung erstellt. Krankheitsspezifische Vorgehensweisen werden besprochen und deren Niederschlag in gestaltungstherapeutischen Interventionsmöglichkeiten ausprobiert. Weiterer Lehrinhalt ist das Initialbild in seiner Bedeutung für Diagnostik und Behandlungsprognose. Von den Studierenden einzubringendes Gestaltungsmaterial von Patienten wird unter dem Aspekt von wiederkehrenden Formelementen betrachtet und der Frage inwieweit übereinstimmende Merkma- 24 le den jeweiligen Krankheitsbildern zuzuordnen sind. Über das Nachmalen der Patientenbilder und das Malen von Antwortbildern zu den Patientengestaltungen eröffnet sich eine Spür- und Wahrnehmungsmöglichkeit für den emotional festgehaltenen Inhalt, der sich möglicherweise auch in der Symptomatik symbolisch äußert. Lehrform: Im Wechsel von Gruppen-, Paar- und Einzelarbeit wird bildnerisch das Krankheitserleben des Patienten nachvollzogen. In Referaten werden Aspekte des jeweiligen Krankheitsbildes dargelegt und durch Fallvorstellungen ergänzt. Schriftliche Vorlagen zur Anamneseerstellung werden verteilt. Qualifikation: Die Absolvierung dieses Moduls gewährleistet den Studierenden die Kenntnis der tiefenpsychologischen Entwicklungs- und Krankheitslehre. Sie verfügen über ein solides Grundwissen in den Bereichen: psychiatrische Krankheitslehre, multikonditionale Krankheitskonzepte und wichtige Aspekte häufiger psychischer Störungen. Psychiatrische und sozialpsychiatrische Versorgungsstrukturen und Behandlungsmethoden werden in ihren Grundzügen gekannt und können hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Grenzen beurteilt werden. Die Absolventen sind in der Lage, nach Exploration die Art und Schwere der psychischen Störung eines Patienten einzuschätzen und zu erkennen, welche Behandlungsmaßnahmen grundsätzlich angezeigt sind (und welche nicht) bzw. wann primär ärztlicher Diagnostik und Behandlung notwendig ist. Dabei unterscheidet der Studierende über Erkrankungen, Störungen oder Einschränkungen: a) auf körperlicher b) seelischer c) geistiger d) sozialer Ebene Und er differenziert insbesondere die Störung in: a) Störung der Wahrnehmung b) des Fühlens c) des Erlebens d) des Denkens e) der Kommunikation mit sich selbst f) der Kommunikation mit anderen Entsprechend der gestaltungs- /klinisch kunsttherapeutischen Indikation kann im Rahmen einer Behandlung der gestaltungstherapeutische Prozess auf verschiedene Aspekte ausgerichtet sein: - Konfliktbewältigung - Identitätsbildung - Selbstregulation - Erlebensfähigkeit - Kompetenzförderung - Symbolisierungsfähigkeit - Wahrnehmungsfähigkeit - Beziehungsfähigkeit Zitierte Literatur: Baer, U.: Gefühlssterne, Angstfresser, Verwandlungs-Bilder. Neukirchen-Vluyn 1999 Battegay, R., Bendetti, G., Rauchfleisch, U.: Grundlagen und Methoden der Sozialpsychiatrie. Bonn 1977 Bock, T., Weigand, H.: (Hrsg.): Hand-werks-buch Psychiatrie. Bonn 2002 Ciompi, L. Affektlogik. Über die Struktur der Psyche und ihre Entwicklung. Ein Beitrag zur Schizophreneforschung. Stuttgart 1998 25 DAGTP Curriculum des 11. Weiterbildungskurses 1999 DFKGT: Leitlinie der Kunst- und Gestaltungstherapie, 4. Fassung. Januar 2003 Dörner, K, Plog, U., Teller, C, Wendt, F. Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. Bonn 2002 Dornes, M. Der kompetente Säugling - Die präverbale Entwicklung des Menschen. Frankfurt/Main 1992 Feldman, B. Postjungianische Analyse in der KindheitEin entwicklungspsychologischer Ansatz, Zeitschrift: Analytische Psychologie 34/3/03, S. 192 Kaplan-Solms, K. u. Solms, M. Neuro-Psychoanalyse. Stuttgart 2003 KHSB Curriculum des 1. Weiterbildungsstudiengangs 2002 Klußmann, R. Psychotherapie. Berlin/Heidelberg 2000 Kraft,C-B. Spezifische Merkmale der Gestaltungstherapie, in: Kraft/Rohwer 1993: Worte können nicht der Bilder Seele malen. Stuttgart 1993 Kraft, C-B. Prozeß und Methodik einer gestaltungstherapeutischen Gruppe in: Almanach 1986, Stuttgart 1988 Piaget, J. Nachahmung, Spiel und Traum, Gesammelte Werke 5, Studienausgabe. Stuttgart 1. Aufl.1975 Schrode, H. Klinische Kunst- und Gestaltungstherapie. Stuttgart 1995 Winnicott, D.W. Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart 1994 Zimmermann, R.-B. Kompendium zur Vorlesung “Sozialpsychiatrische Aspekte der Sozialen Arbeit“, KHSB Pflichtliteratur Bachmann, H. Malen als Lebensspur – Die Entwicklung kreativer bildlicher Darstellung. Stuttgart 1985 Benedetti, G. Psychotherapie als existentielle Herausforderung. Göttingen 1998; DiLeo, J. H.: Die Deutung von Kinderzeichnungen. Karlsruhe 1992 Dilling, H. Mombour, W, Schmidt, MH. (Hrsg.): Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD10 Kapitel V (F) Klinisch-diagnostische Leitlinien. Bern 2000 Egger, B. Bilder verstehen. Bern, 3. Aufl., 1991 Hartwich, P., Grube, M. (Hrsg.) Psychosen-Psychotherapie, Darmstadt 2003² Hüther, G., Krens, J. Das Geheimnis der ersten neun Monate. Düsseldorf 2005 Kruse, G., Körkel, J. & Schmalz, U Alkoholabhängigkeit erkennen und behandeln. Mit literarischen Beispielen. Bonn 2001 Schmeer, G. Das Ich im Bild – ein psychodynamischer Ansatz in der Kunsttherapie. München 1992 26 Rudolf, G. Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik. 2000 Rudolf, G. Strukturbezogene Psychotherapie. Heidelberg 2005 Empfohlene Literatur: Andina-Kernen, A. Über das Entstehen von Symbolen. Basel 1996 Benedetti, G./Peciccia, M. Unsere Erfahrungen mit Kunsttherapie von psychotischen und Borderline-Patienten, aus: Kunst&Therapie, Nr. 29, 2002 Kraft, H. Psychoanalyse, Kunst und Kreativität heute. Köln 1984 Mentzos, S Psychodynamische Modelle in der Psychiatrie. Göttingen 2002 Mertens, W. Psychoanalytische Grundbegriffe - Ein Kompendium. Weinheim, 2. üb. Aufl. 1998 Minden, Gerald von Der Bruchstückmensch. München-Basel 1988 Riedel, I. Maltherapie – Eine Einführung auf der Basis C.G. Jungs. Stuttgart 2004 27 Modul 5 Methode der Gestaltungstherapie/Klinischen Kunsttherapie (Christa-Barbara Kraft) Thematik-Themenbereich : Historisch betrachtet ist die Kunst- und Gestaltungstherapie eng mit der Entwicklung der Psychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert verknüpft (Biniek 1982; Günter 1989). Wegweisend sind hier die Arbeiten von Ph. Pinel (Frankreich) zu nennen, der bei den in Asylen untergebrachten "Geisteskranken" die psychische Störung als eine Form der Selbstentfremdung begriff. Er versuchte die Insassen über "passive Kunsttherapie" zu aktivieren, so entstand im 19. Jh. die Beschäftigungstherapie in den Heil- und Pflegeanstalten. Als Gegengewicht hierzu entstanden die so genannten Malateliers. Die Wissenschaft der Psychiatrie legte Ende des 19. Jh. ihren Schwerpunkt nicht auf Therapiemethoden mittels künstlerischer Gestaltungen der Patienten, sondern auf die Diagnoseerstellung. 1870 waren die Franzosen A. Tardieu und M. Simon die ersten, die Zeichnungen von Schizophrenen einen diagnostischen Wert zusprachen. Vor allem M. Simon versuchte eine Beziehung zwischen den Symptomen einer Krankheit und deren kreativen Ausdruck zu finden, wobei er sich weniger auf die Form als hauptsächlich auf den Inhalt bezog. Im 20. Jh. verfeinerte sich die Forschung und 1907 veröffentlichte M. Réjà das Buch "L'Art chez les Fous", das von E. Dreifuss-Kattan als Ausgangswerk einer modernen Psychopathologie angesehen wird. In Deutschland arbeiteten vor allem W. Morgenthaler und H. Prinzhorn (1920) von Réjà beeinflusst, an der Erforschung der Bildnerei der "Geisteskranken". In der Bildenden Kunst öffneten Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus das Tor zu einem erweiterten Kunstbegriff, indem sie Kunst und Leben verbanden. Assoziatives, Unbewusstes, Alltägliches, Gefundenes, Zufälle fanden Eingang in die Werke. Gleichzeitig schuf die Psychoanalyse beginnend mit Sigmund Freud die Basis, gesellschaftlich tabuisiertes, verdrängtes und krankmachendes Material dem Leben wieder zuzuführen. Der Surrealismus und die Psychoanalyse entdeckten jeweils für ihren Wirkungsbereich die Macht des Unbewussten und Möglichkeiten des bewussten Zugriffs darauf. Durch den Einfluss C.G. Jungs wurden das unthematische "Malen-lassen" und die von ihm daraus entwickelte Methode der aktiven Imagination zu einem weiteren wichtigen methodischen Bestandteil der Indikation: das Malen in der Therapie zur Affektmobilisierung und zur Affektverarbeitung einzusetzen. Parallel entwickelte sich um 1920 die anthroposophische Kunsttherapie im Kontext der Anthroposophischen Medizin. Der Nationalsozialismus unterbrach die Entwicklung der Erforschung dieser modernen Psychopathologie und Psychotherapie und damit die Entwicklung der Kunst- und Gestaltungstherapie in Deutschland. Die Weiterentwicklung fand in Amerika statt und ist geprägt von den Namen Eleonora Ullman, Margret Naumburg, Florence Cane und von Edith Kramer. Die kunsttherapeutische Entwicklung wurde nach dem Krieg in Deutschland nicht in vollem Umfang aufgenommen. Dem Malen aus dem Unbewussten, das sich nach 1945 in der Hinwendung zum spontanen Expressiven entwickelte, entsprach das gestisch prozessuale Vorgehen. Die Ordnung der Gestaltung entstand aus sich selbst heraus und hob feste Identitäten im Prozess wieder auf. Dieses Vorgehen bereitete den Boden für die therapeutische Nutzung des künstlerischen Mediums. Bis 1960 knüpften die Psychotherapeuten vor allem an die Praxis der "Bildnerei aus dem Unbewussten" an. 1960 prägte G. Clauser den Begriff "Gestaltungstherapie" als Bezeichnung für das gesamte damals bestehende Gebiet der Psychotherapie mit gestalterischen Mitteln. Als Übereinstimmung (R.G. Heyer das Malen aus dem Unbewussten anlehnend an die Kunstentwicklung der 30iger Jahre des 19. Jh. und der Gestaltungstherapie von G. Clauser) kann bewertet werden, dass MalenZeichnen "zur Entlastung des Patienten von Gestautem" erkannt wurde, aber noch wichtiger, dass der Patient "in lebendiger Ergriffenheit" in der Bildnerei das Wirken und die Existenz seines Unbewussten spürt und dass in Worten Unsagbares ausgedrückt werden kann und damit Lücken in der Kommunikation mit sich und anderen aufgefüllt werden können. Der Dialog mit sich selbst ist Gegenstand des Entwicklungs- und Heilungsprozesses. Seit 1960 entwickelte sich die Kunst- und Gestaltungstherapie zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Behandlung von Patienten im stationären wie im ambulanten Bereich. In dieser Zeit erweiterte sich die Auffassung in der Bildenden Kunst um eine soziale Dimension. Künstler und Künstlerinnen gingen aus den Ateliers hinaus in die Gesellschaft und suchten sich verschiedene soziale Bezugsfelder. Einige von ihnen verstanden deren Gestaltung sowie den bildneri- 28 schen Prozess gemeinsam mit Patienten und Klienten als Kunstwerk. Vertreter der Konkreten Kunst befassten sich mit sinnlichen und geistigen Qualitäten der Wahrnehmung von Linie, Farbe, Form und Raum. Formale Phänomene optischer Täuschung bzw. Wahrnehmungsphänomene überhaupt wurden in Kunst (z.B. Op-Art) und Wissenschaft untersucht. Die zeitgenössische Kunst befasst sich unter anderem mit der Konstruktion von Wirklichkeit. Sie schließt den Arbeitsprozess in den Kunstbegriff mit ein. Mannigfaltige Ausdrucksformen des Lebens werden nun auch in das therapeutische Setting mit einbezogen. Die sprachliche und einsichtsorientierte Psychoanalyse wird durch eine bildhafte Handlungsund Erlebnisorientierung ergänzt mit dem Ziel, die Selbstverantwortung des Patienten zu fördern und zu stärken. In der Methode der tiefenpsychologischen Gestaltungstherapie/ Klinischen Kunsttherapie steht der künstlerisch-ästhetische Ausdruck weniger im Vordergrund, sondern das direkte Tun. Im Tun, dessen Vorläufer das kindliche Spiel ist, vollzieht sich Bewegung und Berührung. Die Sensorik und Motorik sind die Antriebe im Tun. Thure von Uexküll definiert das sensomotorische Verhalten von Lebewesen in ihrer Umgebung als Merken und Wirken. Sein Modell des Situationskreises entspricht einem Wechsel von linearen Ursache-Wirkungs- bzw. Reiz-Reaktionsmodellen zu zyklischen Modellen. Zyklisch auch in dem Sinne des in sich Zurücklaufenden. Das Innere hat und gewinnt in seiner eigenen Art Geltung, die tatsächlich erlebten Erfahrungen, Werte und Lebenswelten müssen nicht funktionalisiert werden sondern bleiben im Prozess des Austausches. Eine der Ordnungsstrukturen der Bild- und Gestaltungsarbeit beruht auf der Grundannahme, dass sich Bewegung und Wahrnehmung und Wahrnehmung und Gestaltung wechselseitig bedingen und aufeinander wirken. D.h. im Gestalten wird innere Spannung über die Regung der Motorik und die Berührung mit dem Material ausgedrückt und findet in der Gestaltung eine Form. Je nachdem wie sich Druckenergien in der Formfindung in Drangenergien haben verwandeln können – wird Progression stattfinden – wird die Druckenergie verstärkt, was sich in vermehrtem Leidensdruck zeigt – findet Regression statt. Im Gestalten – im Malen oder in der Arbeit mit Ton beginnt jeder Mensch mit der ureigensten Bewegung, die sich in Form einer Spur äußert und ein Teil seines Selbst ist. Gestaltungen enthalten trotz und wegen der Form eine Freiheit, eine Vielfalt von Ebenen und Möglichkeiten, die sich auf den Bewusstmachungs- und Bewusstwerdungsprozess auswirken. Der gemeinsame Maßstab der Psychotherapie und der Kunst-/Gestaltungstherapie ist also das Bild eines aktiven, planenden, nach Meisterung strebenden Subjekts. Die Atmosphäre wird beim Entstehen einer Gestaltung bestimmt durch ein Hineingehen in einen leeren Raum, der durch Bewegung und Farbe lebendig und sinnlich wird. Ob dieses Tun mit Freude und Lust verbunden ist und zu einem Spiel werden kann hat viel damit zu tun, wie im Laufe der kindlichen Entwicklung diese Tätigkeiten wahrgenommen wurden und welches emotionale Echo sie hervorriefen und ob sie auf einen schwingungsfähigen Resonanzboden stießen. Auch wenn der Patient entschieden hat, sich auf dieses Medium einzulassen, kann es weiterhin mit Unsicherheit verbunden sein, da der gestalterische Prozess zu einer Übereinstimmung von innerer Repräsentation und äußerer Erscheinung führen soll. Innere und äußere Realität können in erschreckendem Maße auseinanderfallen. Das eigene Produkt in Form von Bild oder Plastik kann fremd oder unsympathisch bis angstmachend erscheinen, was noch zu größeren Spannungen und Ängsten führen kann – da nicht geleugnet werden kann, dass es eine eigene Schöpfung ist. Die Konstellierung einer fruchtbaren therapeutischen Beziehung wird davon abhängig sein inwieweit der Dialog Patient-Bild-Therapeut gelingt und der Patient sich traut mit seiner Gestaltung einen Zugang zu sich zu wagen, indem deutlich werden kann, dass eine andere Seite der Persönlichkeit zutage tritt, die verborgen war und die es zu integrieren gilt. Die Methode der Gestaltungstherapie/Klinischen Kunsttherapie findet in der Behandlung von psychisch, psychosomatisch, physischen und somatisch erkrankten Menschen aller Altersstufen Anwendung und wird in Einzeltherapie, Kleingruppe-, Paar- und Gruppentherapie durchgeführt (Almanach 86). Voraussetzung der Teilnahme - Selbsterfahrung im Setting einer gestaltungs-/kunsttherapeutischen Gruppe bei einem Leiter /Leiterin Fortsetzung der eigenen gestalterischen/künstlerischen Tätigkeit (Atelierarbeit) 29 - - Erfahrung in therapeutischer, sozialer, künstlerischer oder heilpädagogischer Arbeit mit bildnerischen Mitteln in einer Gruppe (Kinder, Jugendliche, Erwachsene/alte Menschen) (100Std.) Praxisfeld, in dem wöchentlich 6-8 Std. parallel zum Weiterbildungsstudium gestaltungs/klinisch kunsttherapeutisch gearbeitet werden kann - unter gestaltungstherapeutischer/ klinisch kunsttherapeutischer Einzelsupervision ( im 1. Jahr 20 Std.) Abgeschlossene oder begonnene psychoanalytische oder tiefenpsychologische Einzelselbsterfahrung Grundlagen und Rahmenbedingungen psychotherapeutischen Handelns (Blockseminar und Methodikwochenende) Kenntnisse der tiefenpsychologischen Entwicklungs- und Krankheitslehre (Blockseminar, Methodikseminar und Peergroup) Baustein 5.1 Methode der Gestaltungstherapie /Klinischen Kunsttherapie Lehr- und Lerninhalte Gestaltungstherapie/Klinische Kunsttherapie bevorzugt das spontane, intuitive Zeichnen, Malen, Formen und knüpft damit an Tätigkeiten und an sinnliches Erleben aus frühen kindlichen Entwicklungsstadien an. Das ermöglicht dem Patienten eine "Regression im Dienste des Ich's" (Kris), die für eine tiefenpsychologisch orientierte Behandlung notwendig ist. Der Therapeut schafft zu Beginn eine möglichst angstfreie Atmosphäre, so dass der Patient sich auf sein eigenes Tun und Erleben konzentrieren kann. Die symbolische Sprache der Bilder erleichtert die Äußerung von bisher verdrängten oder noch unbewussten Impulsen und Emotionen. Unter sorgfältiger Beachtung der jeweiligen strukturellen Konstitution des Patienten, seiner Widerstände, sowie der Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene, kann die Auseinandersetzung über das in der Gestaltung Sichtbargewordene vom Therapeuten so geführt werden, dass die psychische Befindlichkeit des Patienten durch Förderung seiner Ich-Tätigkeit und die Bearbeitung unbewussten Konfliktstoffes Änderung und Besserung erfahren kann. Das therapeutische Beziehungsfeld in der Gestaltungstherapie/Klinischen Kunsttherapie beinhaltet verbale und nonverbale Kommunikation und schließt damit die Definition als nonverbale Methode aus. Nonverbal hieße, die Gestaltungstherapie und die gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Beziehung an der Stelle der therapeutischen Beziehung zu schmälern, wo sich die gestaltungs-/klinischkunsttherapeutische Beziehung ursprünglich als Erweiterung der therapeutischen Beziehung verstanden und entwickelt hat (E.M. Biniek/ M. Günter/ E. Franzke / M. Schuster und B. Woschek/ G. Bartel und F. Pesendorf/ H. Schrode/ G. Schottenloher/ H. Prinzhorn u.a.) Auf der Basis der gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Beziehung, die Sicherheit, Vertrauen und Bezogenheit ermöglicht, entsteht ein potentieller schöpferischer Raum (Intermediärer Raum nach R. Winnicott). In der haltgebenden Anwesenheit der Therapeutin/des Therapeuten entfaltet sich die schöpferische Aktivität. Es kommt zu vielfältigen sensorischen Erfahrungen, spielerischexperimentellem Verhalten, sinnesbezogenen und gleichzeitig absichtsvollen Gestaltungshandlungen. Die Verbindung von Wort und Bild, von Traum, Imagination und Gestaltung, von visuellen und motorischen, von akustischen und taktilen Impulsen und Informationen trägt zu jener "transmodalen Integration" bei, die eine Grundlage der Symbolbildung ist (Benedetti). In einer Wechselwirkung von Beziehungsgeschehen und selbstregulativem gestalterischem Prozess intensivieren sich die primärprozesshaften1 affektiven Anteile des Erlebens. Die präverbal entstandenen bzw. sprachlich nicht codierten impliziten Strukturen (Daniel Stern) der Persönlichkeit fließen unmittelbar in die Gestaltungshandlung mit ein und werden damit auf einer ersten Ebene anschaulich, greifbar und veränderbar. Aus bewussten, vorbewussten und unbewussten Spuren und Bewegungen formt sich eine materialisierte Werde-Gestalt (Joseph Beuys), die in der Verbindung innerer Wirklichkeit und äußerer taktilvisueller Materialerfahrung Realitätserfahrung schafft. In der gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Beziehung erfährt die Patientin/der Patient mit seinem psychischen Material eine substantielle, materielle Kommunikation und eine Wortkommunikation. So wie es einen Wortschatz gibt, der entsprechendes Erfahrungsfeld beinhaltet, gibt es auch einen Material- und Gestaltungsschatz, den sich der Gestaltungstherapeut im Laufe seiner Erfahrung angeeignet hat und den er dem Patienten zur Verfügung stellt. 1 Primärvorgang = System Unbewusst, die psychische Energie strömt frei. Sekundärvorgang = System Vorbewusst-Bewusst, die psychische Energie ist (zunächst) gebunden, bevor sie in kontrollierter Form abströmt. "Das Vokabular der Psychoanalyse", J. Laplanche, J.-B. Pontalis, Suhrkamp 1991; 30 Beide, Materialschatz wie Wortschatz, haben Wirkungen im Entfaltungsfeld der gestaltungstherapeutischen Beziehung und engen deren Ausdrucksräume ein oder erschließen sie. Ein zweiter wesentlicher Aspekt der Behandlungstechnik in der gestaltungs-/klinischkunsttherapeutischen Beziehung ist die projektive identifizierende Kommunikation, die einmal die normale projektive Identifizierung meint, wie sie Bion beschreibt: „Das zweite Ziel besteht darin. einen psychischen Zustand in das Objekt hineinzulegen; um über diesen psychischen Zustand mit ihm kommunizieren zu können:" Dieser zweite Aspekt beinhaltet, dass der Gestaltungstherapeut mit dem Patienten dessen Gestaltungen (Objekte) in ihrer Bewegungs-, Farb-, Form-, Raum- und Zeitdynamik nachvollzieht. Und in dem Beide über das Gesehene und Wahrgenommene mit Worten kommunizieren und bildhaft Symbolisiertes amplifiziert wird. Der Gestaltungstherapeut hat die Aufgabe, den Patienten zu begleiten, das heißt, die Wahrnehmungen des Patienten, nämlich das, was er sieht, hört, spürt, was ihm einfällt, was er assoziiert und amplifiziert in sich aufzunehmen. Es ist eine Frage der Zeit und der therapeutischen Beziehungsgestalt, wann er Einfälle, Interpretationen oder Deutungen aus dem vor ihm liegenden Material dem Patienten gegenüber äußert. Am häufigsten wird er Verbindungen von Gesagtem und Gestaltetem des Patienten in Worten aufzeigen und ihm spiegeln. Damit sind die sieben hauptsächlichen Lernziele dieses Bausteins benannt: 1) Regression als Voraussetzung (Regression im Dienste des Ich’s) für tiefenpsychologisch fundiertes Arbeiten; 2) Installierung der gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Beziehung die Wort, Bild und Interaktion enthält; 3) Der schöpferische Raum und seine Bedingungen und potentiellen Entwicklungsmöglichkeiten; 4) Die präverbalen Austauschprozesse auf der Beziehungsebene und der Bildebene und deren Organisation über Austausch von Probehandeln und Erfahrung; 5) Begegnung mit dem Unbewussten im Bild, in der Handlung und im Symbol in Beziehung zur Ich-Entwicklung und Ich-Störung; 6) Die kreative Tätigkeit im gestaltungstherapeutisch/ klinisch kunsttherapeutischen Prozess mit dem Schwerpunkt des Ausdrucks von psychischem Material und dessen substantieller materieller Kommunikation und verbalisierter Kommunikation; 7) Die Bedeutung der Projektion und der Identifizierung und der projektiven Identifikation im gestaltungs-therapeutischen Prozess und deren Symbolentwicklung. Die Erweiterung der projektiven identifizierenden Kommunikation, die über die normale projektive Identifizierung im Sinne Bion’s hinausgeht findet im „Begleitenden Malen“ (Schrode, H.) und im „Begegnenden Malen“ (Kraft, C-B.) statt. Die progressive Psychotherapie von Benedetti ermöglicht mit der teilnehmenden Haltung des Therapeuten ein Netz beiderseitiger Projektionen, Identifikationen und Introspektionen die das gemeinsame Unbewusste als Ort des Beziehungsgeschehens ausmachen. Benedetti bezeichnet diesen Raum des gemeinsamen therapeutischen Unbewussten als intersubjektiven Raum. So wie der Therapeut in diesem Raum mit Teilen der Patientenseite identifiziert ist, kann sich der Patient mit den gesunden Teilen des Ich’s vom Therapeuten identifizieren – und gewinnt damit an innerem Zusammenhalt, an Kohärenz. Auf unbewusster Ebene findet dann eine Begegnung statt, was sich z.B. in Träumen zeigt. In der Behandlungstechnik des progressiven therapeutischen Spiegelbildes ( Benedetti, Peciccia ) wird dieser unbewusste Beziehungsraum in seinen Strömungs- und Austauschenergien materialisiert und dadurch zu einem Ort, wo Symbolisierungsvorgänge stattfinden und Symbolaufbau und Symbolbildung gedeihen kann. Themen: - Bilder und Unbewusstes (Rech, P.) - Kreative Arbeitsweisen in der Psychotherapie (Franzke, E.) - Kulturtheoretische Aspekte der Psychoanalyse: Triebstruktur und Gesellschaft, zur Beziehung von Unbewusstem und Kunst/Kultur - Psychoanalytische Literatur- und Kunstinterpretationen. - Gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Behandlungstechniken (Schrode, SchattmayerBolle, Rohwer/Kraft, Teichmann/Kurz, Böhler, Lampart, Böhler/Lampart) - Differenzierung zwischen diagnostischer und therapeutischer Anwendung bei unterschiedlichen Patientengruppen: Kinder, Erwachsene und alte Menschen. - Die menschliche Entwicklung in Verbindung mit Symbolisierungsvorgängen – symbolischer Gleichsetzung und Symbolbildung. 31 - Das künstlerische Werk als Symbolisierungsvorgang und als Symbol für die Zeiterscheinungen. mythologische und psychologische Aspekte in Symbolen in Märchen, Traum, Sagen, Literatur und Kunst. Das Konzept der Sublimierung Indikationsstellungen – Therapieziele – Prognosen unter den jeweiligen Behandlungsbedingungen Übertragungs- und Spiegelungsphänomene Die Funktionen der Selbst-Objekt-Beziehung (Kohut) Das Symbol im therapeutischen Prozess bei Kindern und Jugendlichen (Eschenbach ) Lehrform: Über gestalterische Übungen in Untergruppen werden die Theorieinhalte visuell sinnlich erfahrbar und dadurch vertieft. In Falldarstellungen, wird die Beziehungsgestaltung und –entwicklung zwischen Therapeut und Patient unter Einbeziehung von Diagnose, Psychodynamik und bildnerischen Ausdruck des Patienten erlebt und reflektiert. Film- oder Videomaterial tragen zu den oben genannten Themen zur Erweiterung des Wissens bei. Die theoretische Grundlagenvermittlung erfolgt in Vorlesungen in der Studentengruppe und wird von unterschiedlichen Fachdozenten durchgeführt. In gestalterischen Übungen – in Untergruppen – werden die Theorieinhalte visuell sinnlich erfahren oder erfahrbar gemacht und dadurch vertieft. Baustein 5.2 Methode der Gestaltungstherapie/Klinischen Kunsttherapie Lehr- und Lerninhalte Neben der gestaltungstherapeutischen/klinisch kunsttherapeutischen Einzelbehandlung hat die Methode der Gestaltungstherapie ihren ursprünglichen Schwerpunkt in der gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Arbeit mit Gruppen. Es gibt wenige Veröffentlichungen, die sich speziell mit der gestaltungstherapeutischen/klinisch kunsttherapeutischen Gruppentherapie in Deutschland befassen (Czerny, M. 1992; Teichmann, T. und Kurz, H. 1985; Kraft, C-B. 1986; Neptun, Jan 1986; Fulde, I. 1986; Schrode , H. 1978, 1981,1983, 1984, 1995). Die Gruppe als Reaktivierungsfeld früherer Erfahrungen dient dem Patienten als Erfahrungsfeld, in dem der Einzelne seine Erlebnis- und Reaktionsweisen mit denen der anderen Gruppenmitglieder vergleichen kann. Das Feedback der Gruppe ermöglicht dem Patienten, korrigierende, emotionale und soziale Erfahrungen zu erleben. Für das methodische Vorgehen in der gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Gruppe dient unter anderen das zweidimensionale Modell der psychoanalytischen Gruppentherapie, wie es von Kutter in Anlehnung an S.H. Foulkes dargelegt ist (Kutter, P. 1976). Dieses Modell entspricht der Gruppe in der Gestaltungs-/klinischen Kunsttherapie, da durch das Gestalten ein Wechselspiel entsteht in dem die Gestaltung des Einzelnen das Thema der Gruppe enthalten kann und die Gruppengestaltung das Thema des Einzelnen widerspiegeln kann. Zugleich bearbeitet der Einzelne auch immer wieder seine individuellen, während des Gestaltungsprozesses gemachten Wahrnehmungen, Erlebnisse und Erfahrungen mit den dazu auftauchenden Assoziationen in der Gruppe. Ein weiteres methodisches Vorgehen in der Gestaltungstherapie/Klinischen Kunsttherapie ist die Themenzentrierte Interaktion (Tomalin/Schauwecker, Cohn, R. 1975). Der Themenfindungsprozess erfährt eine Modifikation durch das auf Therapie ausgerichtete Gruppenziel und geht nicht einher mit der Vermittlung des eindeutig wertbezogenen humanistischen Menschenbildes von TZI und der dazugehörigen Gruppentechnik. In den Themenfindungsprozess des Gestaltungstherapeuten/Klinischen Kunsttherapeuten gehen die manifesten und latenten Inhalte ein, die über Verbalisierung und/oder Gestaltung fassbar geworden sind, sowie Übertragungs- und Gegenübertragungsvorgänge. In der Gestaltungstherapie/Klinischen Kunsttherapie sind die Gefühle des Gestaltungstherapeuten/Klinischen Kunsttherapeuten, die durch die Gestaltungen in ihm hervorgerufen wurden der Resonanzboden und ein wichtiger Bestandteil der Themenfindung. Wenn Gegenübertragung und Gegenidentifikation (Benedetti) die Auswahl des Gruppenthemas wesentlich bestimmen, entspricht das der Form einer „direkten Deutung“ (Rosen 1953), wobei sich die Übertragung aus dem gestalteten Produkt erschließen lässt. Für die Interventionen in der Gruppenarbeit stehen dem Gestaltungstherapeuten/ Klinische Kunsttherapeuten die Sprache, das Material und Gestaltungsvorschläge zur Verfügung, womit er auf Inhalt, Struktur und Prozess einwirken kann (Kennard, D., Roberts, J. Winter, D. A.). 32 Um den Anforderungen der Gestaltungstherapie/Klinischen Kunsttherapie entsprechen zu können sind vertiefte Kenntnisse und Kompetenzen in folgenden Bereichen notwendig: Die Wahrnehmung des Ineinanderwirkens von individuellen und gruppenspezifischen Anteilen und deren Repräsentation auf der Bildebene. Erkennen von progressiven und regressiven Strebungen in der Interaktion, in der Phantasie und in der Gestaltung einer Gruppe. Erlernen von Interventionen die einen Gruppenprozess fördern, steuern und motivieren. Themen: - tiefenpsychologischer Aspekt von Gruppenprozessen Gruppe als Reaktivierungsfeld früher Erfahrungen Regression und Progression manifeste und latente Prozesse Archaische Prozesse und Arbeit mit Gestaltungen, Bildern, Märchen und Metaphern in Gruppen Interventionsebenen Indikation und Kontraindikation für gestaltungstherapeutische/klinisch kunsttherapeutische Gruppen Gruppenphantasien und Grundannahmen (Bion 1961, Ezriel 1973, Foulkes, S.H. 1975) Gruppenkohäsion als prognostischer Faktor für ein gutes Behandlungsergebnis dem weitere 10 therapeutische Faktoren zugrunde liegen (Yalom, I. 1985) Die systemorientierten Ansätze, die das Prozessdenken im Sinne des Kreislaufdenkens erweitern (Thure von Uexküll) Gruppendynamik und Gestaltungstherapie im Verständnis der Analytischen Psychologie (Czerny, M. 1992) Lehrform: Theorievermittlung durch Vorlesungen, Betrachtung und Reflexion von Gruppengestaltungen von Patienten unter bestimmtenThemenstellungen. Gruppensituationen (z.B.: erste Sitzung/“an der Reihe sein“/drohender Abbruch/Enttäuschung in der Therapie/Bedrohung durch physische Gewalt/)werden nach entsprechenden Erarbeitungsmodellen in Kleingruppen reflektiert. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse werden bezogen auf die Reflexion und Analyse des eigenen Erlebensprozesses in der Gruppe und auf das mitgebrachte Patientenmaterial. Ausgewählte Literatur aus den kommentierten Literaturlisten ist von der Studentengruppe im Selbststudium zu erarbeiten. Baustein 5.3 Methode der Gestaltungstherapie/ klinischen Kunsttherapie Lehr- und Lerninhalte Im 5. und 6. Methodikseminar werden die therapeutischen Fähigkeiten und Techniken vertieft, die in der tiefenpsychologisch fundierten Gestaltungstherapie/Klinischen Kunsttherapie zur Anwendung kommen. Der therapeutische Prozess und die therapeutische Beziehung stehen im Zentrum der Erarbeitung und werden in drei Ebenen der Kommunikation erforscht und erfahren: dem selbstreferentiellen Handlungsdialog, dem Beziehungsdialog mit dem Therapeuten (und der Gruppe) und der Resonanz des Therapeuten auf den gestalterischen Prozess des Patienten. 33 Bild, Objekt Gestalterischer Prozess Patient Resonanz dialogische Beziehung Therapeut Das große Potential der gestaltungstherapeutischen-/ klinisch kunsttherapeutischen Methode liegt in der dritten Ebene mit den damit entstehenden vielschichtigen Möglichkeiten des Handelns, der Mitteilung und der Beziehungsgestaltung. Der Patient kann zum Beispiel gleichzeitig unterschiedliche Kanäle für unterschiedliche Botschaften verwenden (z.B. zeigt er sich im Gespräch bedrückt, das Bild strahlt eine angenehme Ruhe aus). Er verfügt über zusätzliche Möglichkeiten der Nähe-Distanzregulation, Botschaften lassen sich unterschiedlich direkt codieren, reifere Symbole ermöglichen komplexe Anschauungen. Negative Beziehungsübertragungen werden durch das Medium gepuffert, das zum stellvertretenden Träger negativer Affekte und Projektionen verwendet werden kann. Während die gegenständliche, symbolische Ebene der Gestaltung (der Inhalt) dem Bewusstsein und damit dem Sekundärprozess näher steht und einer narrativen Erkundung leichter zugänglich ist, drücken sich in der Form (Strichführung, Dynamik) und Farbe stärker die impliziten präverbalen Strukturen der Persönlichkeit aus. Im Erfassen über Einfühlung und Wahrnehmung und im Erkennen der Verbindungen mit theoretischen Zusammenhängen und Kenntnissen gestaltungstherapeutischer/ klinisch kunsttherapeutischer Haltungen und Interventionen wird die gestaltungstherapeutische/klinisch kunsttherapeutische Behandlung durchgeführt und es werden deren Wirkfaktoren vermittelt. Das Besondere an diesem Baustein ist die praktische Erarbeitung der didaktischen Mittel für die Erfassung, Wahrnehmung und des Umgangs mit dem gestalteten Material innerhalb eines Therapieprozesses. Der Studierende verfügt über die Möglichkeit der Differenzierung des Ausdrucks von normaler psychischer Entwicklung und gestörter, blockierter, verhinderter Entwicklung. Er hat Kenntnisse die unterbrochene Symbolentwicklung anzuregen. Weiterhin hat er die Übersicht erlangt, welche Rolle Nähe und Distanz als Regulativ im therapeutischen Prozess einnehmen. Aus dem therapeutischen Geschehen ergibt sich die therapeutische Beziehungsform und die für den Therapeuten daraus resultierende Haltung, z.B. Begegnendes Malen, Progressiv-therapeutisches Spiegelbild. Themen: - - - - Gestaltungstherapeutisches/klinisch Kunsttherapeutisches Setting in Modifikation zur Einzelund Gruppenbehandlung und dem zu behandelnden Patienten (Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Alter). (Kurz, Schottenloher, Schrode, Schattmayer-Bolle, Böhler, Rohwer, Kraft, Tomalin und Schauwecker) Kennen- und Anwendenlernen verschiedener Interventionsformen. Unterscheidung gruppenund personenbezogener Interventionen und zwischen averbalen und verbalen Kommunikationsformen. Beziehungsgestaltung über spezielle gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Interventionen: Begleitendes Malen, Begegnendes Malen, Paargestaltung, Progressive therapeutische Spiegelung, Interaktionelles Malen und vieles mehr. Der gestaltungs-/kunsttherapeutische Prozess mit seinen Elementen, Inhalten und potentiellen Möglichkeiten Die Initialsituation in ihrer Bedeutung Gestaltungstherapeutisch/Klinisch kunsttherapeutischer Therapieplan Diagnose Vorherrschende Symptomatik Indikation Therapeutische Vorerfahrungen 34 Beschreibung von: Behandlungsauftrag des Patienten. Therapieziel und Arbeitsbündnis Dokumentation der gestaltungstherapeutischen Behandlung Anleitung zur Protokollerstellung I und II Durcharbeiten der schriftlichen Vorlagen - - Lehrform: Die Themen der Methodikseminare werden vertieft oder erlernt in kontrollierten Übungssituationen in einem möglichst breiten methodischen Spektrum - die sowohl Rollenspiel als auch Modellsituationen enthalten. Klinisches Material wird von den Teilnehmern eingebracht und es wird gelernt das eigene Handeln abzuschätzen und einschätzen zu können. Über das Schreiben von Protokoll I und II und das gegenseitige Durcharbeiten der Protokolle werden die Inhalte, Vorgehensweisen und Prozessverläufe (gestalterisch und therapeutisch) mit dem Leiter gemeinsam reflektiert. Die jeweiligen Protokolle werden von zwei Leitern gelesen und durchgearbeitet. Qualifikation: Die gestaltungstherapeutisch/klinisch kunsttherapeutische Methode befähigt zum tiefenpsychologisch fundierten Arbeiten im bildnerisch-plastischen Bereich. Zur Durchführung der Gestaltungstherapie/klinischen Kunsttherapie bedarf es einen speziellen Raumes mit seiner Ausstattung von Farbe, Material, Geruch und Wasser. Es ist ein Raum, dessen Inhalt eine Atrmosphäre von Sinnlichkeit, Reizen und Handlungseigenschafften schafft und in dem sich Spielraum für Spüren, Schauen, Bewegen, Entfalten und Begegnen anbietet. Zum Betreten dieses Raumes bedarf es eines Gestaltungs-/klinischen Kunsttherapeuten, der dessen Herausforderungen und Hindernisse bei sich selbst kennt und den Patienten/die Patientin begleitet und hilft sich dieses Raumes zu bemächtigen, wenn Ängste, Hemmungen oder Konflikte sich in Bezug auf den Raum, den darin auftretenden Menschen oder der Handhabung des Materials zeigen. Durch ein Arbeitsbündnis zwischen Patienten und Gestaltungs-/klinischen Kunsttherapeut ist die Entscheidung getroffen sich dem inneren Raum zuzuwenden, die Absolventen dieses Moduls sind fähig Begleiter und Gegenüber zu sein. Sie sind fähig den Patienten in den Kommunikationsebenen der Gestaltungstherapie zu begegnen und stellten sich als mitschwingender Resonanzboden für die verbalen und nonverbalen Äußerungen des Patienten zur Verfügung, erkennen dessen Kommunikationsbedürfnis und –fähigkeit und können dies verbal, interaktionell und symbolisch-bildhaft begleiten. Bei schweren Ich-Störungen und Psychosen hat der Studierende Interventionen zur Verfügung, in denen er sich den früh in ein „Mit-dem-anderen-sein“ erfahrbar, erlebbar, spürbar und sichtbar macht. Der Studierende verfügt über die Fähigkeit eine gestaltungstherapeutische Behandlung mit all ihren Anforderungen und Dokumentationsverpflichtungen zu erfüllen. Zitierte Literatur Bacal, H.A. und Newman, K.M. Objektbeziehungstheorien - Brücken zur Selbstpsychologie, Stuttgart/Bad Cannstadt 1994 Benedetti, G. Psychotherapie als existentielle Herausforderung. Göttingen 1998 Biniek, E. Psychotherapie mit gestalterischen Mitteln. Eine Einführung in die Gestalttherapie. Darmstadt 1992 Bion, W.R. Lernen durch Erfahrung. München 1990 Böhler, U. Gestaltungstherapie. In: Schepank, H. Tress, W.(Hg.).Die stationäre Psychotherapie und ihr Rahmen. Berlin/Heidelberg 1988 DAGTP Curriculum des 11. Weiterbildungskurses 1999 DFKGT-Dokumentation „Sein im Bild - Im Bild sein“, Ein echtes Bild muss aus Blut gemalt sein. Nürtingen 1999 Clauser, G. Die Gestaltungstherapie. In: Senf, W. (HG), Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch: Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Systemische Therapie. Stuttgart 2000 35 DFKGT Leitlinie der Kunst- und Gestaltungstherapie. 4. Fassung, Januar 2003 Dreifuss-Kattan, E. Praxis der Klinischen Kunsttherapie. Bern 1986 Eschenbach, U.(Hg.) Das Symbol im therapeutischen Prozess bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart 1978 Günter, M. Gestaltungstherapie – Zur Geschichte der Mal-Ateliers in Psychiatrischen Kliniken. Bern u.a. 1989 Ingeln, Chr. Diplomarbeit, TU-Berlin, Die Rolle des Therapeuten bei verschiedenen Ansätzen der Kunsttherapie, 1989 Jung, C.G. Ziele der Psychotherapie, Grundwerk Bd. 1. Olten, 1984 Wirklichkeit der Seele. Minden 1990 KHSB Curriculum des 1. Weiterbildungsstudiengangs 2002 Kennard, D. und Roberts, J.und Winter, D.A. Arbeitsbuch gruppenanalytischer Interventionen Mattes Heidelberg, 2000 Kraft, C-B.und Rohwer, K. Spezifische Merkmale der Gestaltungstherapie Gestaltungs- Klinische Kunstherapie bei Kindern, in: Kraft/Rohwer: Worte können nicht der Bilder Seele malen. Stuttgart 1993 Kraft, C-B. Vortrag: Gestaltungstherapie – eine tiefenpsychologische Methode. C-G.Jung- Institut, 21.6.2001;- Die gestaltungstherapeutische Beziehung im Symbolisierungsraum von Bild und Wort, in: Kunst&Therapie 1/2/1998 Kurz, H. (HG) Almanach 86, Stuttgart 1988 Reiter, A. Psychoanalytischer Beitrag zur Gestaltungstherapie; in: Kurz, A., (HG), Almanach 86, Stuttgart 1988 Fulde, I. Spezifische therapeutische Wirkungsweisen der Gestaltungstherapie + Gruppentherapeutische Aspekte des bildnerischen Gestaltens; in: Kurz, A., (HG), Almanach 86, Stuttgart 1988 Winkler, B. Narzissmus und Objektbeziehungen bei den Psychosen und psychosenahen Zuständen, in: Kurz, A., (HG), Almanach 86, Stuttgart 1988 Neptun, J. Gestaltungstherapeutische Gruppenarbeit, in: Kurz, A., (HG), Almanach 86, Stuttgart 1988 Heine, P. Begegnung mit Märchenbildern, in: Kurz, A., (HG), Almanach 86, Stuttgart 1988 Kraft, C-B. Prozess und Methodik einer gestaltungstherapeutischen Gruppe in: Almanach 1986, in: Kurz, A., (HG), Almanach 86, Stuttgart 1988 Menzen, K.-H. Grundlagen der Kunsttherapie, München 2001 Ogden, Th.H. Frühe Formen des Erlebens. Wien 1995 Mertens, W. Schlüsselbegriffe der Psychoanalyse. Stuttgart 1997 Schattmayer, K. Klinische Kunst- und Gestaltungstherapie. Stuttgart 1995 Schrode, H. und Gestaltungstherapie in der psycho- therapeutischen Klinik. 36 Van Veen, B. Stuttgart 1974 Schrode, H. Die Gestaltungstherapiegruppe als Ergänzung der stationären analytischen Langzeit-Einzeltherapie. in: Gruppenpsychotherapie + Gruppenpsychodynamik 17.Jg. 1981 Segal, H. Traum, Phantasie und Kunst, Stuttgart 1996 Teichmann, T. und Kurz, H. Gestaltungstherapeutische Gruppenarbeit. Stuttgart 1985 Tomalin, E. und Schauwecker, P. Interaktionelle Kunst- Gestaltungstherapie in der Gruppe. Köln 1989 Pflichtliteratur: Baer, U. Gefühlssterne, Angstfresser, Verwandlungs-Bilder. Neukirchen-Vluyn 1999 Bauer, J. Warum ich fühle was du fühlst. Hamburg 2005 Dornes, M. Der kompetente Säugling. Die präverbale Entwicklung des Menschen. Frankfurt/Main 1992 Winnicott, D.W. Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart 1971 von Spreti, F., Förstl, H. (Hg) Kunsttherapie bei psychischen Störungen. München 2005 Empfohlene Literatur: Adam, K-U. Ich-Funktionen und Unbewusstes Malen, Stuttgart 1992 Freud, S. Der Moses des Michelangelo. Frankfurt 1994 Heuft, G. u. Kruse, A.,u. Radebold, H. Lehrbuch der Gerontopsychosomatik und Alterspsychotherapie. Stuttgart 2000 Kast, V. Der schöpferische Sprung. 3. Aufl. Olten 1987 Die Dynamik der Symbole. 2. Ausgabe Olten 1990 Paare. Stuttgart 1984 Wege aus Angst und Symbiose. 6. Auflage Olten 1982 Kramer, E. Kindheit und Kunsttherapie. Graz 2003 Kunst als Therapie mit Kindern. München 1997 Landgarten, H.B. Kunsttherapie als Familientherapie, Karlsruhe 1991 Riedel, I. Die Engelfiguren bei Klee. Freiburg 2004 Rubin, J.A. Richtungen und Ansätze der Kunsttherapie, Karlsruhe 1991 Herbold, W., Sachsse, U. (HG) Das so genannte innere Kind. Vom inneren Kind zum Selbst. Stuttgart 2007 Schmeer, G. - Krisen auf dem Lebensweg, Stuttgart 1994 - Das Ich im Bild, 3. Aufl. Stuttgart 2001 37 Schattmayer-Bolle, K. Die Bedeutung der Gestaltungstherapie mit essgestörten Patientinnen – Ein erster Schritt in der weiblichen Identitätsbildung. In: Praxis der Psychotherapie und Psychosomatik, Bd. 35. Heft 2. Berlin/Heidelberg/New York 1990 38 Modul 6 Gestaltungstherapeutische/Klinisch kunsttherapeutische Praxis (Christa-Barbara Kraft) Thematik-Themenbereich Kunst- und Gestaltungstherapie lässt sich definieren als ein therapeutisches Verfahren, in dem die schöpferische Aktivität mit dem Schwerpunkt der bildnerischen Gestaltung in den Dienst eines therapeutisch begleiteten Heilungs-, Linderungs-, Nachreifungs- oder Präventionsprozesses gestellt ist. In diesem Sinne ist Kunst- u. Gestaltungstherapie ein identitätsbildender Prozess, der sich auf der Basis der therapeutischen Beziehung ereignet. Gestaltungs-/klinische Kunsttherapie verstehen wir als Therapie mit bildnerischen Mitteln auf tiefenpsychologisch - theoretischer Grundlage. In den Anfängen der ersten institutionalisierten Weiterbildung zum tiefenpsychologischen Gestaltungstherapeuten über den Deutschen Arbeitskreis für Gestaltungstherapie/Klinische Kunsttherapie (Gründung 1978) wurde sie als spezielle Therapieform in psychosomatischen, psychotherapeutischen und psychiatrischen Kliniken oder Abteilungen, in Ambulanzen von Kliniken, in Tageskliniken, im Zusammenwirken mit psychosozialen Diensten und in ambulanten Praxen angeboten, unter der Voraussetzung der Therapieberechtigung des Therapeuten. Inzwischen hat sich das Praxisfeld erweitert – vor allen Dingen in den Bereichen der Kinder- und Jugendlichenberatung in Schulen und in der Versorgung von alten Menschen. Der Schwerpunkt der Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapie liegt im Bereich struktureller IchStörungen, also bei narzisstischen Persönlichkeitsentwicklungen, psychosomatischen Leiden, Borderline-Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen (Sucht), in der die präverbale Beziehung und das averbale Ausdruckserleben vorrangige Bedeutung haben. Die Techniken und Methoden der tiefenpsychologisch fundierten Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapie eignen sich sowohl für Kinder, Jugendliche, Erwachsene als auch für alte Menschen. Sie basieren auf den theoretischen Modellen der Psychoanalyse, insbesondere der Ich-Psychologie, den Objektbeziehungstheorien, sowie den Erkenntnissen der analytischen Psychologie (C.G.Jung) und der Kreativitätstheorien. Die bildhafte Gestaltung wird grundsätzlich im Beziehungsraum der Therapie betrachtet. Ihr Entstehungsprozess, ihre Form und Struktur wird verstanden als Ausdrucksträger der psychischen Innenwelt des Patienten. Diese wird durch das Medium der bildhaften Gestaltung sichtbar und einer therapeutischen Bearbeitung zugänglich gemacht. Der gestalterische Prozess ist diesem Verständnis folgend ein Vorgang der seelischen Strukturierung und Selbstorganisation. Mit der Gründung des Fachverbandes (1994) für Kunst- und Gestaltungstherapie - der DAGTP ist Gründungsmitglied - wurden curriculare Abstimmungen der verschiedenen Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen (Hochschulen, Fachhochschulen und Privatinstitute) vorgenommen. Für die gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Weiterbildung bedeutete dies Anpassungsschritte zu vollziehen, ohne die tiefenpsychologische Basis aufzugeben und die Perspektive der praktischen Ansätze mit einzubeziehen (Menzen, K-H.). Die jeweiligen Definitionen von Menzen verdeutlichen das Praxisfeld des Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapeuten: Präventiv orientierte Kunst- und Gestaltungstherapie focusiert vor allem auf die sozialen Konfliktlagen der heranwachsenden Kinder und Jugendlichen, aber auch älterer Menschen. Sie versucht, die sozialen Entfremdungs-, Abspaltungs-, Isolationsprobleme von jungen wie alten Menschen zu versöhnen. Rehabilitativ orientierte Kunst- und Gestaltungstherapie versucht vor allem die Selbsterlebnisund Erfahrens-Formen des geistig und körperhaft in vielfältiger Weise behinderten Menschen zu restituieren und in langen und langwierigen Wiederaneignungs- und Anknüpfungsversuchen an die unterbrochene Sozialisation zu finden. Das versucht sie mit ästhetisch-psychologisch und ästhetischphysiologisch entwicklungs-angemessenen Schritten, aber auch mit den Mitteln der Kunst, mit den Facetten der ästhetisch-bildnerischen Material-, Form- und Farbgebungen, deren je eigener Psychodynamik aus den erstarrten Verhaltens- und Bewusstseins-Formen herauszuführen. Psychotherapeutisch orientierte Kunst- und Gestaltungstherapie sucht die SelbsterlebnisFormen des sich expressiv-gestaltenden regressiven und immer entwicklungsgemäßen progredienteren Bewusstseins zu explizieren in einer in der Regel psychoanalytisch verstandenen Situation: Ihr 39 geht es wesentlich um die innere wie äußere Form und die Formentwicklung des Erlebten, das sie gestaltungstherapeutisch auszudrücken versteht. Psychiatrisch orientierter Kunst- und Gestaltungstherapie folgt zwei Arbeitsprinzipien: erstens um den Beziehungsausdruck, der zwei oder mehrere Menschen, also Therapeuten und Patienten, medialintermediär miteinander verbindetund beide Vertragspartner im therapeutischen Prozess sich selbst erfahren lässt. Hier geht es um den Beziehungsausdruck mit dem Ziel, die ehemals fehlgelaufene und jetzt neurotische bzw. psychotische Beziehungsprozessualität in der kunsttherapeutischen Situation wieder zu reproduzieren, so dass das in diesem intermediären Prozess Produzierte angeschaut werden kann, (in den Worten Gaetano Benedettis: dieses weitergemalt werden kann) um es schließlich als das Eigene wieder zu verinnerlichen, zu reintrojizieren. Diese Weise kunsttherapeutischer Tätigkeit wird im Rahmen der psychiatrischen Behandlung zunehmend als Gruppenpraxis umgesetzt; zweitens bei der Begleitung von schwer und chronisch psychisch Erkrankten, welche über die Verwirrungen des psychotischen Schubs außer Fassung geraten geht es darun, die verlorenen Zeit- und Raum-Bestimmungen des Alltags zu erarbeiten und wieder zu rekonstituieren. Bilder sind oft der einzige Raum, in dem Kinder, aber auch Erwachsene (die wohl zu zeichnen, zu malen verlernt haben) ihre Leiden und Schmerzen auszudrücken vermögen und diese Bilder können sich in allen Sinnesdimensionen mit somatischen oder interaktionalen Konstellationen der Gefühle verbinden. In den gemalten oder gestalteten Räumen finden sich dunkle, sich verlierende Spuren, diese bieten aufwühlende und erregende, lösende und heilsame Annäherungen an die Gefühlswelt der Heranwachsenden. Es sind oft Abspaltungen, die es zu versöhnen und neuerlich zu integrieren gilt. Die Bilder geben vom vorrationalen und vorbewussten Ausdruck, dem, was im Bild erspürt werden kann. Die Bilder offenbaren die Abspaltungen, die Versuchungen und Versagungen, sie decken den Wunsch nach Verschmelzung aber auch die Isolationsangst der frühesten Kindheit auf. Diese inneren Bilder können sich materialisieren, sie können sich mit Erde, Wasser, Farbe und Papier verbinden, und können so gemeinsam angeschaut und interpretiert werden. Die Welt der Beziehungen, die zu Beginn einer Kunsttherapie so entsetzlich farblos, leer und disparat scheinen mag, wird schließlich farbiger: Die Welt, die es zu erkunden gilt, ist "nicht schwarz oder weiß", sondern sie kennt Zwischentöne, die schrecklich und wunderbar zugleich sind.2 Für die praktizierenden Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapeuten heißt dies: es muss zu einem „mehr disziplinierten Denken“ im Sinne von Eugen Bleuler (1975) zurückgefunden werden. Therapeuten der Zukunft müssen neu erlernen, dem Drang nach Kausalität und dem Anspruch nach absoluter Heilung zu widerstehen und es in diesem Spannungsfeld der Unvollkommenheit in der Welt auszuhalten, ohne sich in eine pseudowissenschaftliche Esoterik flüchten zu müssen. Nicht zuletzt geht es dabei um den Verzicht auf das Ergründen „der“ Ursache. Nicht ein Entweder-oder-Denken tut Not, sondern ein Sowohl-als-auch-Schema der Komplementarität ist gefragt. Mehr denn je wird eine Mehr-Ebenen-Perspektive bzw. ein perspektivisches Denken in der Betrachtung der Lebensprobleme und der Sinnfragen unserer Patienten gefordert werden. Damit ist der Einbezug von mindestens sechs Ebenen und deren systematische Vernetzungsmöglichkeiten gemeint, wie sie Poeldinger (1984) gefordert hat: Nämlich eine genetische, biologische, psychologische, psychoanalytische, soziologische, geistige und schließlich auch eine metapsychische– theologische Ebene. Fragen des Glaubens und der Religiosität dürfen nicht tabuisiert sondern müssen in Ehrfurcht und dem Wissen um ihre tragende Kraft mit einbezogen werden. Voraussetzung für die Teilnahme: - - 2 Selbsterfahrung in der gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Methode Begonnene Einzel-Selbsterfahrung Allgemeine Grundkenntnisse in Psychologie Erfahrung in therapeutischer, sozialer, künsterlerischer oder heilpädagogischer Arbeit mit bildnerischen Mitteln in einer Gruppe (Kinder, Jugendliche, Erwachsene/alte Menschen) (100Std.) Erfahrungen im bildnerischen oder sozialen oder pflegerischen Zusammenarbeiten mit einer Gruppe von Menschen Kontinuierliches supervidiertes gestaltungs- therapeutisch/klinisch kunsttherapeutisches Arbeiten mit einer Gruppe – und Einzelperson (6-8 Std. wöchentlich) in psychosozialen, Menzen, K-H.: Musik-Tanz-und Kunsttherapie, 6.Jg, 2.Quartal 1995, S. 120f 40 - pädagogischen oder therapeutischen Institutionen oder bei entsprechenden Voraussetzungen in ambulanter Praxis Teilnahme an allen Lehrveranstaltungen: Erstes Wochenende, Blockseminare, Methodikseminare, Supervisionsseminare und Seminare der künstlerischen Begleitung Absolvierung der selbständig zu organisierenden Anteile im Weiterbildungsstudiengang Einzelsupervision 20 Std. Peergroups Ausarbeiten von Referaten nach vorgegebenen Themen Künstlervorstellungen Vorgelegte Niederschrift von Protokoll I und II Selbststudium von Literatur und Fallvorstellungen in Methodik- und Supervisionsseminaren. Atelierarbeit Teilnahme an Fachtagungen im Rahmen von Kunst- und Gestaltungstherapie (Jahrestagung DAGTP und DFKGT) Baustein 6.1 Gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Praxis Lehr- und Lerninhalte So wie der therapeutische Prozess in der Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapie eine identitätsstiftende Wirkungsweise hat sind die Selbstfindung und Identitätsentwicklung zum Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapeuten Bausteine im Weiterbildungsstudiengang. Im sechsten Blockseminar ist der Identifizierungsvorgang soweit erfolgt, dass sich eine Identität als Gestaltungs-/Klinischer Kunsttherapeut gebildet hat. Die berufliche Identität beinhaltet Indikationsstellung, Behandlungsplanung und – durchführung, Dokumentation und mündliche wie schriftliche Wiedergabe von Behandlungsverläufen in Einzel- und Gruppentherapie. Darüber hinaus haben sich die Studierenden neben dem eigenen künstlerischen, gestalterischen Schaffen mit dem Besuch von Ausstellungen und Künstlervorstellungen dem Wirkungsfeld der Kunst geöffnet, um die Daseinsverbindungen von dieser Ebene her bereichert zu wissen. Die Studierenden führen ihre Behandlungen eigenständig aus, darüber hinaus müssen sie zur Kooperation mit anderen Therapeuten befähigt sein. D. h. sie gehen mit Konkurrenz-, Rivalitäts-, Übertragungs- und Spiegelungsphänomenen um und verhalten sich im Kontext ethischer Richtlinien. Themen: - - - Berufliche Identität Berufsethik und Indikationsstellungen Berufsethik und gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Behandlungsdurchführung Prognosen unter den institutionellen Gegebenheiten Kooperation und Konkurrenz Differenzierung der Übertragungs- Gegenübertragungsthemenarbeit Reflexion der Anwendungsbedingungen: a) in der selbständigen gestaltungstherapeutisch/klinisch kunsttherapeutischen Tätigkeit b) in einer Klinik/Institution c) in der Zusammenarbeit mit Ärzten und Psychotherapeuten Reflexion der eigenen Praxis: in verschiedenen Formen der Supervision a) am Arbeitsplatz b) durch Dozenten und Lehrtherapeuten der KHSB und des DAGTP in Blockseminaren c) in Supervisionsgruppen und d) Einzel-Supervision Berufsbild des Kunst- und Gestaltungstherapeuten und Verantwortlichkeit des tätigen Kunst- und Gestaltungstherapeuten Berufspolitische Entwicklung Lehrform: In Vorträgen und Vorlesungen werden die Thematiken aufgenommen und referiert. In Untergruppen werden sie nach Praxisfeldern diskutiert und reflektiert. Übertragungsgeschehen werden mittels angeleiteter Übungen aufgelöst. Für die Tätigkeit in der Gestaltungs-/Klinischen Kunsttherapie ist eine 41 permanente Weiterbildung in Form von Supervision und Fortbildungsseminaren eine unabdingbare Forderung und Voraussetzung für ein erfolgreiches Arbeiten. Die Möglichkeit der Graduierung wird im DFKGT vorgestellt. Baustein 6.2 Gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Praxis - Methodik Lern- und Lehrinhalte: Die Voraussetzungen des gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Setting in Form von Einzel-, Gruppen- und Kleinstgruppenbehandlung werden vermittelt. Das Spezifische von Patientengruppen wird erarbeitet. Zum Beispiel Traumapatienten, Folteropfer, psychisch kranke Straftäter, schwerst und unheilbar Kranke. Abschiede und Trennungen in der Therapie werden thematisiert und der methodische Vorgang reflektiert und mit gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutischen Übungen erprobt. Aufgezeigt werden soll, wie sich die erreichten Therapieziele in der therapeutischen Behandlung anhand des gestalterischen Prozesses erkennend ablesen lassen und wie der Umgang des Patienten mit sich selbst und anderen gestaltet ist. Weiter wird bearbeitet wie sich Progression und Regression im Therapieverlauf zeigen. Das Besondere an diesem Baustein ist die Befähigung der Studierenden eine gestaltungstherapeutisch klinisch kunsttherapeutische Behandlung durchzuführen und sie mit entsprechender Dokumentation abzuschließen: Sie beinhaltet die Befunderhebung, die Therapiedurchführung, das Therapieziel, das Protokollieren von Behandlungseinheiten und den Abschlussbericht. Themen: - Erproben von verschiedenen speziellen Arbeitsweisen und Interventionstechniken Arbeit mit Bildern, Erfassen der Phänomene, der Inhalte und Unterscheidung von Zeichen und Symbol Die Bilder in Beziehung: zum Patienten setzen in beobachtbarem Verhalten, seinen verbalen Äußerungen, seiner Lebens- und Krankheitsgeschichte Zu der ärztlichen Diagnose und der Beziehung zwischen Patient und Gestaltungstherapeut Zum Nachvollziehen und Erarbeiten von Gestaltungsdynamik und Psychodynamik Lernform: Durch gestalterische Übungen des Einfühlens, der Identifizierung der Kreuzidentifikation und der projektiven Identifizierung werden zugrundeliegende Thematiken und Dynamiken bildlich erfasst, in ihrer Übereinstimmung von verbalisierten Inhalten überprüft und in Verbindung mit der Psychodynamik des Patienten reflektiert. Dabei werden progressive und regressive Anteile in ihrer Bedeutung zum therapeutischen Prozess reflektiert und resourcenorientiertes Arbeiten über den Leiter vermittelt. Baustein 6.3 Gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Praxis Die vorgeschriebenen 400 Std. gestaltungstherapeutischer Praxis sind möglichst auf die ganze Dauer des Weiter-bildungsstudienganges zu verteilen, damit der ständige Austausch zwischen Theorie und Praxis gewährleistet bleibt. Die im 1. Jahr stattfindende Einzelsupervision begleitet die praktische Tätigkeit und bietet neben den Supervisionsseminaren im 2. und 3. Jahr die Kontrollmöglichkeit für die Durchführung der eigenen praktischen Arbeit. Für die Reflexion der Behandlungsfälle in der Abschlussphase der Weiterbildung sind weitere sechs Einzelsupervisionen in Anspruch zu nehmen. Lehr- und Lerninhalte: In diesem Baustein erlernen die Studierenden in den Einzelsupervisionen und Supervisionseminaren die Funktion und Wirkungsweise bildnerischen Gestaltens in der therapeutischen Arbeit: 1. Die Doppelexistenz des Bildes als Ausdruck inneren Geschehens und als Objekt der äußeren Welt ermöglicht Übergangsobjektqualitäten 2. Das Dreieck Bild, Patient und Therapeut entspricht der triadischen Struktur der Erkenntnis und ermöglicht neue Einsichten und Veränderungen 3. Strukturen der Außenwelt, der Innenwelt und der Bilderwelt entsprechen und beeinflussen sich 42 4. Unsagbares kann durch bildnerischen Ausdruck aus der Namenlosigkeit erlöst werden 5. Ereignisse werden durch bildnerische Darstellung in gefühlshafte Erlebnisse verwandelt, die malerisch veränderbar sind 6. Neurophysiologische Verknüpfungen werden durch die Simulierung von Erfahrung im Bild und der dort simulierten Problemlösung veränderbar 7. Die offensichtliche Existenz des Dargestellten im Bild widersetzt sich der Verleugnung 8. Für die Bewältigung von Alltagserfahrung im „So Tun als ob“ ist bildnerische Arbeit eine besondere Möglichkeit 9. Selbstvergewisserung durch die Autorenschaft bei der Erschaffung des Bildes erleichtert die Selbstwahrnehmung als Gestalter des eigenen Lebens 10. sensorisch gespeicherte Gedächtnisinhalte werden durch die sensorische Qualität des Malaktes leichter zugänglich 11. Die Spiegelfunktion der Bilder ermöglicht Selbsterkenntnis in der ganzen Spannbreite der Existenz und damit eine Integration abgespaltener Persönlichkeitsanteile3. Baustein 6.4 Gestaltungstherapeutische-/klinisch kunsttherapeutische Praxis – Behandlungsprotokolle Reflexion der therapeutischen Praxis durch das Verfassen von Behandlungsprotokollen Das Niederschreiben führt zur bewussten Reflexion der eigenen Praxis, besonders der averbal verlaufenden Prozesse, der eigenen Intentionen und Interventionen. In Verbindung mit Bildmaterial werden die Behandlungsprotokolle zur Supervision in Blockseminaren und Supervisionsgruppen verwendet. Dadurch geben sie den Studenten, Dozenten und Gruppenleitern Aufschluss über die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Das 1. Behandlungsprotokoll Bestehend aus: a) Behandlungsbericht zweier aufeinander- folgenden Sitzungen einer Einzeltherapie b) Beschreibung und Reflexion einer Gruppensitzung Zu berücksichtigen sind folgende Anhaltspunkte: Zu a) - Institution – kurze allgemeine Beschreibung, Stellenwert der GT, Zusammensetzung und Zusammenarbeit im Team Mitgeteilte Diagnose der Patientin/des Patienten Setting (Ort, Zeit, Raum, Leitung) Materialangebot, Themen oder frei (eventuell Begründung) Situation beim Erstkontakt Beschreibung der aufeinanderfolgenden Sitzungen über Wahrnehmung und Benennung der Gestaltungsebene und der verbalen Beziehungsebene Eigene Reflexionen Zu b) - Beschreibung der Gruppenteilnehmer (Wahrnehmung und eigene Eindrücke) Mitgeteilte Diagnosen der Patient/-inn/engruppe Ausgangssituation der Gruppe – Standortbestimmung Beschreibung der Gruppensitzung unter folgenden Gesichtspunkten in Erzählform: o Wahrnehmung der Gruppenatmosphäre o Beginn o Beobachtbarer Verlauf o Gestaltungen (Fotos, Skizzen, Beschreibungen) o Verbalisierungsprozess o Ende der Sitzung 3 Stracke, D.M.: Überschriften in: Funktion & Wirkungsweise...in: Sein im Bild – Im Bild sein..., S.203207 43 - Überlegungen zum Zusammenspiel zwischen nonverbaler und verbaler Ebene und therapeutischem Prozess Das 2. Behandlungsprotokoll Bestehend aus: a) Therapieverlauf und Anamneseerhebung einer abgeschlossenen Einzelbehandlung b) Therapieverlauf mit anamnestischen Daten der Teilnehmer einer Gruppenbehandlung über mindestens drei Sitzungen, in dem zwei Sitzungen und das Gestaltungsmaterial ausführlich beschrieben sind Zu berücksichtigen sind folgende Anhaltspunkte: Zu a) - - - Institution – kurze allgemeine Beschreibung, Stellenwert der GT, Zusammensetzung und Zusammenarbeit des Teams Setting (Ort, Zeit, Raum, Gruppenzusammensetzung, Leitung) Materialangebot, Themen oder frei(ev. Begründung) Charakterisierung des Patienten o Eigener Eindruck: Verhalten, Besonderheiten o Biografische Daten , Symptomatik und Befunderhebung Situation im Erstkontakt - Diagnose Diagnostische und prognostische Überlegungen zum Patienten Konflikt des Patienten/ Behandlungsplan Beschreibung des Therapieverlaufs: Beginn-Mitte (Krise)-Ende Gestaltungen mit besonderer Bedeutung für den Verlauf Interventionen des Therapeuten auf verbaler und Gestaltungsebene Berücksichtigung von Übertragung und Gegenübertragung und Begründung der jeweiligen Intervention Zusammenfassung, Reflexion Zu b) - - - Setting der Gruppe (Ort, Zeit, Raum) Beschreibung der Gruppenteilnehmer mit biographischen Daten, Diagnose, gestaltungs/klinisch-kunsttherapeutischer Befunderhebung, diagnostischer Einschätzung und eigene Eindrücke Anfangssituation und Standortbestimmung der Gruppe Beschreibung des Gruppentherapieverlaufs über mindestens drei Sitzungen: AnfangMitte(Krise)-Ende; welcher Entwicklungsweg ist erkennbar im Beziehungs- und Konfliktbereich? Zusammenfassende Reflexion des Gruppenprozesses Baustein 6.5 Gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Praxis – Selbststudium Selbststudium Das Programm des Weiterbildungsstudienganges ist so aufgebaut, dass der theoretische Stoff vom Teilnehmer/von der Teilnehmerin selbständig vorbereitet und vertieft werden muss. Rechtzeitig vor jedem Seminar wird eine Liste mit der relevanten Literatur oder andere Hilfen zur Vorbereitung versandt. In den Seminaren wird dieser Stoff als bekannt vorausgesetzt. Der Besuch von Vorträgen/Vortragsreihen anderer therapeutischer Weiterbildungsinstitute am Wohn- oder Arbeitsort wird empfohlen. Der Teilnehmer/die Teilnehmerin muss sich selbst bemühen, eventuell vorhandene Lücken in der Vorbildung zu schließen. 44 Baustein 6.6 Gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Praxis – Atelierarbeit Kontinuierlicher eigener künstlerischer Prozess Die gestalterische Aktivität – die Atelierarbeit – ist notwendiges Erkenntnismittel und Teil der gestaltungs-therapeutischen Methode. Auch über die Reflexion der eigenen Gestaltungen – bezogen auf Gestaltungsprozesse ihrer Patienten/Patientinnen – erwerben die Studierenden ein tieferes Verständnis ihrer gefühlsmäßigen Reaktionen und von deren individuellen Symbolisierungen. Qualifikation: Die gestaltungs-/klinisch kunsttherapeutische Praxis befähigt die Studierenden ihre Identität als Gestaltungstherapeut(in)/Klinische(r) Kunsttherapeut(in) über Selbsterfahrung, Theorie, Methodik und Supervision neu zu bilden und selbständig gestaltungstherapeutisch/klinisch kunsttherapeutische Behandlungen im gesetzlich vorgegebenen Rahmen durchzuführen. Zitierte Literatur: Bleuler, E. Das autistisch undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Überwindung. Berlin-Heidelberg 1975 DAGTP Curriculum des 11. Weiterbildungskurses 1999 DFKGT-Dokumentation Sein im Bild - Im Bild sein, 1999 Klosinski, G.: Kunst- und Gestaltungstherapie am Beginn des neuen Jahrtausends (S.83-91);- Stracke, D.M.: Funktion & Wirkungsweise bildnerischen Gestaltens (S.200-210) DFKGT Leitlinie der Kunst- und Gestaltungstherapie, 4. Fassung, Januar 2003 KHSB Curriculum des 1. Weiterbildungsstudiengangs 2002 Kraft, C.-B. Spezifische Merkmale der Gestaltungstherapie, In: Kraft/Rohwer: Worte können nicht der Bilder Seele malen, Stuttgart 1993 Menzen, K-H. Grundlagen der Kunsttherapie. München 2001 Poelchinger, W. Über systemisches und perspektivisches Denken in der Psychiatrie, Schweizerische Ärztezeitung 65, 1984 Pflichtliteratur: Fries, W., Lössel, H. Wagenhäuser, St. (Hg) Neue Konzepte der NeuroRehabilitation – für eine erfolgreiche Rückkehr in Alltag und Beruf. Stuttgart 2007 Henn, W., Gruber, H. (Hg) Kunsttherapie in der Onkologie. Grundlagen, Forschungsberichte, Praxisberichte. Köln 2004 Klosinski, G. Kinder- und jugendpsychiatrische Brennpunkte, Tübingen 2003 Limberg, R. Kunsttherapie bei frühen Störungen. Aachen 1998 Reddeman, L. Imagination als heilsame Kraft. Stuttgart 2002 Empfohlene Literatur: Menzen, K.-H. Grundlagen der Kunsttherapie. München 2001 45 Modul 7 Supervision (Mechthild Schuchert) Thematik-Themenbereich Therapeutisches Handeln erfordert neben theoretischem Fachwissen und praktisch-technischen Fertigkeiten vor allem den persönlichen Zugang zur eigenen Kreativität. Im Umgang mit der eigenen Person, mit dem einzelnen Patienten und der Patientengruppe ist die Fähigkeit zu Empathie und Introspektion nötig. Für den Gestaltungstherapeuten / Klinischen Kunsttherapeuten, bei dem eigenes gestalterisches Ausdrucksvermögen vorausgesetzt wird, kommt als wichtige Aufgabe noch hinzu, den Gestaltungsprozess und die dabei entstehenden Gestaltungen, sowie deren Bedeutung im Heilungsprozess der Patienten verstehen zu lernen. Aufgabe der Studierenden ist es, den für ihn selbst und seinen jetzigen oder künftigen Arbeitsbereich optimalen Arbeitsstil zu finden. Der dazu notwendige Lernprozeß entwickelt sich in folgenden Dimensionen: - Selbsterfahrung - Theorievermittlung und Auseinandersetzung mit Theorien - Vorstellen von Behandlungsfällen - Anwendungstraining und die - kritische Reflexion der eigenen Praxis. Diese verschiedenen Dimensionen von Lernprozessen finden idealerweise Verschränkungs- und Integrationsmöglichkeiten in ausbildungsbegleitender Supervision. Zur Unterstützung der Identitätsbildung, zur vertiefenden Qualifizierung und zur Integration von fachlichem Wissen und persönlichen Erfahrungen wird deshalb der gesamte Weiterbildungsprozess in seinen verschiedenen Lehr- und Lernformen durch Supervision begleitet. Supervision ist in diesem Weiterbildungszusammenhang ein verpflichtendes Angebot. Sie findet im Rahmen eines strukturierten Dialogs statt und kann nur gelingen, wenn produktive Arbeitsbündnisse zwischen Supervisoren und den Supervisanden im Geist von Offenheit und forschender Neugier geschlossen werden. Notwendige Voraussetzung ist die Schweigepflicht und der sorgfältige Umgang mit Patientendaten. Unter diesen Bedingungen kann Supervision den Raum bieten, Erfahrungen, die im Rahmen der Ausbildung mit Studieninhalten und eigenen klinischen Prozessen gemacht werden, zu erforschen und weitere Lernprozesse zu steuern. Dabei kann, wie es Elisabeth Stone beschreibt, einmal die didaktische Seite des theoretischen Lernens in den Vordergrund treten und die praktischen Erfahrungen akzentuieren und abrunden, dann wieder die menschlichen Reaktionsweisen zu einem Vertiefen des klinischen Prozesses führen und die Grundlagen für die spätere Anwendung des theoretischen Wissens führen.4 Ziel der Ausbildungssupervision ist die Stärkung selbstreflexiver Fähigkeiten. Der Focus liegt dabei auf der Förderung des Verständnisses eigener Reaktionsweisen und Handlungen, damit die therapeutischen Interventionen nachhaltig zur Entwicklung und Heilung von Patientinnen und Patienten beitragen können. Ein weiteres Ziel der Supervision ist die Fähigkeit, die Funktionsweise der therapeutischen Beziehung von der Verwendung therapeutischer Techniken unterscheiden zu lernen und zu verstehen, wie diese letztlich zusammenpassen.5 Die Weiterbildungssupervision hat zwei Schwerpunkte: (1) Die engere, eigene gestaltungstherapeutische Praxis: Hier liegt die Perspektive der supervisorischen Arbeit auf folgenden Reflexionsprozessen: - fallzentrierter Betrachtung, ausgehend von den Gestaltungen der Patienten/Patientinnen - Bearbeitung von Fragen und Herausforderungen in den ersten eigenen konkreten Therapieprozessen - Beobachtung von regressiven und progressiven Prozessen in Gruppen- und Einzelbehandlungen - Suchen nach einem Niederschlag der Beziehung zwischen Patient und Therapeut in - den Gestaltungen der Patienten und der Therapeuten und - Überlegungen zur Indikation, zur Diagnostik und Prognose 4 Stone, Elizabeth: Supervision in der Kunsttherapie – Ein Überblick. In: Dannecker, Karin (Hrsg.): Internationale Perspektiven der Kunsttherapie, Graz 2003, S. 103 5 ebd. 46 - Entwicklung einer in berufsethischen Prinzipien begründeten Haltung zum therapeutischen Arbeiten (2) Auseinandersetzungen mit den institutionellen Gegebenheiten und der Weiterentwicklung der eigenen professionellen Rolle. Damit richtet sich Supervision auf die Reflexion der Anwendungsbedingungen: in der selbständigen gestaltungstherapeutischen/klinisch kunsttherapeutischen Tätigkeit in einer Klinik/Institution in der Zusammenarbeit mit Ärzten und Psychotherapeuten und die die Reflexion der eigenen Praxis: beim Erstellen von Behandlungsprotokollen und Berichten über Therapieverläufe beim Schreiben der Zulassungsarbeit bei der Vorbereitung der Abschlußprüfung und bei den Interaktionen und subjektiven Reaktionen von Ausbildungsgruppe, Dozenten und Lehrtherapeuten zu allen diesen schriftlichen Arbeiten. Supervision ist mit dieser Vielschichtigkeit eine notwendige Ergänzung zur Integration theoretischer und praktischer Fähigkeiten und zur Herausbildung einer professionellen Identität. Voraussetzung für die Teilnahme: - - regelmäßige nachgewiesene Teilnahme an den Bausteinen der einzelnen Module Bereitschaft, sich lernend und forschend auf einen selbstreflexiven Prozess der Auseinandersetzung einzustellen Eigenes kontinuierliches gestaltungstherapeutisch/klinisch kunsttherapeutisches Arbeiten mit einer Gruppe und Einzelpersonen (6-8 Std. wöchentlich) in psychosozialen oder therapeutischen Institutionen oder bei entsprechenden Voraussetzungen in ambulanter Praxis Bereitschaft, das Praxismaterial von Therapieverläufen zur Verfügung zu stellen (d.h. durch den Patientenkontakt und die konkrete Ausgestaltung des therapeutischen Prozesses zu ermöglichen, dass die Patienten dies ermöglichen) und sich reflektierenden kritischen Beratungsprozessen zu stellen und sich mit den Ergebnissen konstruktiv auseinander zu setzen. Baustein 7.1 Einzelsupervision Lehr und Lerninhalte Supervision stützt sich in diesem Einzelsetting auf die ersten Erfahrungen der Studierenden in ihrer praktisch-therapeutischen Arbeit. Eine wichtige Voraussetzung der Supervisionsarbeit ist das in der Selbsterfahrung gewonnene Verständnis der Beziehungsentfaltung über Bild, Interaktion und Wort zwischen Patient/-in und Therapeut/-in. Inhalte supervisorischer Arbeit sind Die therapeutischen Interventionen Die Rahmenbedingungen des beruflichen Handelns Themen: - Planung einer Sitzung Auswahl von Patientinnen/Patienten für eine Einzel- oder Gruppentherapie Auswahl der Materialen; Kenntnis und Berücksichtigung der Wirkung von Materialien auf Patientinnen/Patienten Bestimmung des Settings: Häufigkeit, Dauer, Einteilung der einzelnen Sitzungen in Anfang, Mitte und Ende Initiierung kreativer/therapeutischer Prozesse das therapeutische Bündnis die eigene Rolle in der Institution die Rolle als Lernende(r) Gegenüberstellung von therapeutischer Intervention und Interpretation, von Prozess und Produkt 47 - Übertragungen und Gegenübertragungen im künstlerischen Prozess Aufbau von Fallpräsentationen Gruppendynamiken ethische Fragestellungen Beendigungen therapeutischer Prozesse. Lehrform: In der ersten Phase des Weiterbildungsstudiengangs wird die eigene therapeutische Tätigkeit durch 2o Stunden tiefenpsychologisch fundierter gestaltungstherapeutischer/klinisch-kunsttherapeutischer Einzelsupervision begleitet. Diese Supervision wird von Lehrtherapeutinnen und –therapeuten des Deutschten Fachverbandes für Kunst und Gestaltungstherapie durchgeführt. Baustein 7.2 Supervisionsseminare Lehr- und Lerninhalte Die Supervisionsseminare bieten den Rahmen, in einem geschützten Raum die eigene gestaltungstherapeutischen Praxis in ihrem emotionalen Ausdruck zu reflektieren und zu analysieren und die manifesten latenten, bewußten und unbewußten Aspekte und die Symbolisierungen, die im Bild und im Wort stattfinden, zu erfassen. Im Unterschied zur Einzelsupervision können in diesem Setting die Kompetenzen der Gruppe genutzt werden. Supervisorisches forschendes Lernen gemeinsam mit Kommilitoninnen und Kommilitonen bietet neue Lernchancen und kann nachhaltige Lernimpulse und neue Fragehorizonte eröffnen. Aus den gruppendynamischen Prozessen der Supervision kann für die Leitung therapeutischer Gruppen gelernt werden, die Art und Weise, wie Gruppendynamiken den Verlauf superviorischer Arbeiten bestimmen können, ist eine weitere Grundlage für den eigenen Kompetenzgewinn. Im Zentrum des supervisorischen Arbeitens steht dabei die Praxis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das eigene therapeutische Handeln wird anhand praktischer Fallbeispiele ausführlich dargestellt, Rückmeldungen zu den gestaltungstherapeutischen Interventionen werden integriert in die fachliche Weiterentwicklung. Der Supervisor/die Supervisorin hat dabei nicht die Rolle der Expertin/des Experten, sondern setzt den Rahmen, der es ermöglicht, dass die Studierenden klinische Themen verstehen, damit begründetes Handeln zu einem Bestandteil des wachsenden professionellen Repertoires wird. Der thematische Prozess der Supervision strukturiert sich über die Falldarstellungen und Behandlungsprotokolle der Teilnehmenden. Diese Prozesse geben Teilnehmenden und Supervisorinnen Aufschluß über die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Lehrform: Gruppensupervision unter Leitung eines Lehrtherapeuten/einer Lehrtherapeutin des DAGTP. Die Gruppensupervision findet an vier Wochenenden (à 20 Stunden) im dritten Ausbildungsjahr statt. Grundlage der Reflexion sind u.a. die erstellten Behandlungsprotokolle. Im Rahmen der selbstorganisierten Ausbildungsanteile sollten in der eigenen beruflichen Praxis die Supervisionen am Arbeitsplatz, Teambesprechungen und Fallbesprechungen ebenfalls genutzt werden. (Hier ist von einem Stundenumfang von 100 Stunden auszugehen.) Baustein 7.3 Abschluss-Supervision Lehr- und Lerninhalte Zur Vertiefung der subjektiven Reflexionsprozesse und zur Fundierung einer professionellen Identität endet der supervisorische Prozess mit einer abschliessenden Analyse und Betrachtung der Arbeit an der Abschlussarbeit und der Ausstellung zur Präsentation der eigenen künstlerischen Entwicklung. Lehrform: Einzelsupervision bei Lehrtherapeuten/-therapeutinnen des DAGTP im Umfang von 3 x 1,5 Std. 48 Qualifikationsziele Ziel supervisorischen Arbeitens im Rahmen der Weiterbildung ist die Unterstützung der Herausbildung einer professionellen Identität. Dazu gehört die Fähigkeit zur Integration theoretischer Kenntnisse und praktischer Fähigkeiten und die Profilierung einer ethisch begründeten und reflektierten Haltung. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion, dabei vor allem der Zugang zu den eigenen emotionalen Prozessen, damit die therapeutischen Interventionen wirklich zur Heilung der Patienten führen können, sind entscheidende Qualitätsmerkmale der Praxis gestaltungstherapeutischer/klinisch-kunsttherapeutischer Behandlungsprozesse. Ergebnis der weiterbildungsbegleitenden Supervision ist die Kompetenz, die Funktionsweisen therapeutischer Beziehungen von der Verwendung therapeutischer Techniken zu unterscheiden und bestimmen zu können, wie beide zusammen passen. Offenheit für neue Behandlungsformen und die Weiterentwicklung der Theoriebildungsprozesse gehören ebenso zur hohen Fachlichkeit wie die Bereitschaft zu kontinuierlichen eigenen künstlerischen Weiterentwicklung. Zitierte Literatur: DAGTP Curriculum des 11. Weiterbildungskurses 1999 DFKGT Leitlinie der Kunst- und Gestaltungstherapie, 4. Fassung, Januar 2003 KHSB Curriculum des 1. Weiterbildungsstudiengangs 2002 Stone, E. Supervision in der Kunsttherapie – Ein Überblick. In: Dannecker, Karin (Hrsg.): Internationale Perspektiven der Kunsttherapie. Graz, 2003, S. 103 - 129 Pflichtlektüre: Kind, J. Suizidal. Göttingen 1998 49 Struktur des Weiterbildungsstudiengangs Aufnahmebedingungen Grundkurs Stundenzahl Selbsterfahrung Seminare tiefenpsycholo- Einführungsgisch fundierte Seminar (12) Gestaltungs-/ Kunsttherapie: Trainingsruppe; begonnene Einzelselbsterfahrung Supervision Praxis EinzelGestalterische Praxis: Supervision (4) Bildnerische Arbeit Vorgespräch (1 mit Kindern, AufnahmeJugendlichen oder Gespräch(1) Erwachsenen 120 6 12 100 Weiterbildungsstudiengang an der KHSB in Kooperation mit dem Institut für Weiterbildung im DAGTP Stunden Selbstorganisierte Ausbildungsanteile Selbsterfahrung Seminare Supervision Qualifizierte künstlerische Begleitung Erstes WE Blockseminare Methodikseminare Peer-group Abschlußtag Einzelsupervision Gruppensupervision Einzelsupervision Gestaltungstherapeutische Praxis Selbständige Durchführung psychlogisch fundierter Gestaltungstherapie 160 Einzelselbsterfahrung Atelierarbeit 404 Selbststudium Jahrestagungen Vorträge Fortbildungen Fachliteratur Ausstellungsbesuche 200 106 Supervision am Arbeitsplatz Teambesprechungen, Fallvorstellungen 450 Reflexion der therapeutischen Arbeit, Protokoll I Protokoll II Zulassungsarbeit 100 230 604 206 680 Stunden 350 AbschlußPrüfung Colloquium Präsenta tion der eigenen künstl. Ent wicklung Gesamtstundenzahl 510 50 Organisatorische Hinweise Veranstaltungsorte Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin, Köpenicker Allee 39 – 57, 10138 Berlin (Erstes Wochenende, drei Blockseminare, Ausstellung und Abschlussprüfung) Haus Birkach Studienzentrum der Evang. Landeskirche in Württemberg, Grüninger Str. 25 , 70599 Stuttgart Tel. 0711/45804-0 (Drei Blockseminare) Theorieseminare und Wochenendveranstaltungen (Methodik- und Supervisionsgruppen, Wochenenden künstl. Begleitung) werden in Berlin, Freiburg, Dresden und Düsseldorf durchgeführt. Kosten und Zahlungsbedingungen für den Weiterbildungsstudiengang Aufnahmegespräch 150,00 € Erstes Wochenende (nach Erhalt der Zulassung zu überweisen.) 200,00 € Die Prüfungsgebühr in Höhe von 360,00 € ist mit Zulassung zur Prüfung zu überweisen. Gesamtkosten für Seminare: 6 Blockseminare, 10 Wochenenden (Fr. – So.) 6 x Methodikseminare und 4 x Supervisionsseminare, 10 Wochenenden künstlerische Begleitung, Abschlußtag. Es sind Raten von je 1.055 € zu zahlen: 1. Rate zur Zahlung fällig bis zum 2. Rate zur Zahlung fällig bis zum 3. Rate zur Zahlung fällig bis zum 4. Rate zur Zahlung fällig bis zum 5. Rate zur Zahlung fällig bis zum 6. Rate zur Zahlung fällig bis zum 25.11.2008 15.05.2009 25.11.2009 15.05.2010 25.11.2010 15.05.2011 Für Einzel-Supervisionen bezahlen Sie direkt an die Lehrtherapeuten: Pro Sitzung: Einzel-Supervision im 1. Jahr (10 mal 90 Minuten) 70,00 € im 3. Jahr (3 mal 90 Minuten) 70,00€ Die Gesamtkosten betragen 7.950,00 €. Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Fahrtkosten sind nicht enthalten. Außerdem entstehen Ihnen noch Kosten für Pflichtlektüre, Kopien und Material für schriftliche Arbeiten. 51 Kündigung Der Weiterbildungsvertrag kann halbjährlich jeweils zum 30.06. bzw. zum 31.12. eines Kalenderjahres gekündigt werden (Fristen siehe Ausbildungsvertrag). Die Kündigung erfolgt durch eingeschriebenen Brief an die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin. Zuschüsse Es besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, einen Antrag nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) zu stellen. Informationen dazu unter www.meister-bafoeg.info. Bis zum Alter von 35 besteht die Möglichkeit des Bildungskredits (www.bildungskredit.de). Lassen Sie sich beraten. Außerdem werden die Teilnehmer ersucht, die Unterstützungsmöglichkeiten der Arbeitgeber und Anstellungsträger auszuschöpfen. Der Weiterbildungsstudiengang gilt nach dem Berliner Bildungsurlaubsgesetz als anerkannt. Anerkennungen in anderen Bundesländern können auf Anfrage durch die KHSB beantragt werden. Die selbst zu tragenden Kosten der Weiterbildung können als Werbungskosten bei der Lohn- bzw. Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden. Ihre Ansprechpartnerinnen: Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin Referat Weiterbildung Mechthild Schuchert Köpenicker Allee 39 – 57 10318 Berlin Tel.: 030 – 50 10 10 37 Fax: 030 – 50 10 10 88 e-mail: [email protected] Institut für Weiterbildung im DAGTP Instituts-und Weiterbildungsleitung Christa-Barbara Kraft Damaschkestr. 28 10711 Berlin Tel.: 030 - 3231875 Fax.: 030 - 89091483 e-mail: [email protected] Kursleitung: Uschi Knott Dipl.-Soz.Pädagogin, Dipl.-Kunsttherapeutin, Gestaltungstherapeutin/ Klinische Kunsttherapeutin DAGTP, graduiert im DFKGT, Lehrtherapeutin des DAGTP Kunst- und Gestaltungstherapeutin in der psychosomatischen Abteilung der Brandenburgklinik, Bernau 52 Verzeichnis der Dozentinnen/Dozenten und der Leiterinnen/Leiter/ der methodisch-praktischen Ausbildung und Supervision Ursula Böhler Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Psychosomatische Klinik, Mannheim ambulante Tätigkeit in freier Praxis, Lehrtherapeutin DAGTP , Psychotherapie nach HPG graduierte Kunst- und Gestaltungstherapeutin im DGKT und DFKGT Dr. med. Ralf Bolle Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie/ Psychoanalyse Ausbildung am C. G. Jung- Institut Stuttgart, Professor an der Fachhochschule für Kunsttherapie Nürtingen. Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Elbing Leiter des Institutes für Kunsttherapieforschung an der Hochschule für Kunsttherapie in Nürtingen Dr. Bernd Gramich Facharzt für psychotherapeutische Medizin und Psychoanalyse, Stuttgart Prof. Dr. Norbert Gurris Professor an der KHSB, Klin. Psychologe, approb. psychologischer Psychotherapeut, Verhaltenstherapeut (dgvt), Gesprächspsychotherapeut (GwG), Systemischer Familientherapeut (BIF), Hypnotherapeut (IET) Psychodrama Co-Therapeut (Moreno-Inst.), staatl. gepr. Fachk. Public Health Lehrtherapeut dgvt, BDP und IVT, Supervisor dgvt und IVT Thomas Hellinger bildender Künstler (Abschluss der HdK Berlin/Meisterschülerprüfung), Lehrbeauftragter an der Hochschule für Kunsttherapie in Nürtingen Uschi Knott Dipl.-Soz.Pädagogin, Dipl.-Kunsttherapeutin, Gestaltungstherapeutin/ Klinische Kunsttherapeutin DAGTP, graduiert im DFKGT, Lehrtherapeutin des DAGTP, Kunst- und Gestaltungstherapeutin in der psychosomatischen Abteilung der Brandenburgklinik, Bernau Christa-Barbara Kraft Klinik für psychogene Störungen Berlin, freie Praxis Lehrtherapeutin DAGTP, Psychotherapie nach HPG graduierte Kunst- und Gestaltungstherapeutin DGKT und DFKGT TZI- Diplom und ECP Prof. Dr. Sylvia Kroll Professorin an der KHSB für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit, Schwerpunkt 'Hilfen zur Erziehung', Dipl-Psych. (Klinische- und Entwicklungs-Psychologin; Psychotherapeutin), Sozialpädagogin Christiane Leske freiberuflich tätig in der Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Lehrtherapeutin im DAGTP Graduierte Kunst- u. Gestaltungstherapeutin DFKGT Lehrsupervisorin DGSV Gabriele Mendetzki- Mack Kinder- und Jugendlichenpsychoanalytikerin 53 Elke Pfeifer-Nagel Ergotherapeutin, Dipl-Psych., Graduierte Kunst- und Gestaltungstherapeutin DFKGT, Lehrtherapeutin DAGTP, Eigene Praxis in Heidelberg Karin Rohwer ambulante Praxis, Berlin Lehrtherapeutin DAGTP, Psychotherapie nach HPG Graduierte Kunst- u. Gestaltungstherapeutin DFKGT Prof. Klara Schattmayer-Bolle ambulante Tätigkeit in freier Praxis, Stuttgart-Esslingen Psychotherapeutische Klinik Stuttgart/Sonnenberg Lehrtherapeutin DAGTP, Psychotherapie nach HPG graduierte Kunst- und Gestaltungstherapeutin DFKGT Lehrbeauftragte an der Fachhochschule für Kunsttherapie Nürtingen Katharina Stock-Bernasconi Graduierte Kunst- und Gestaltungstherapeutin DFKGT, Lehrtherapeutin DAGTP Eigene Praxis in Berlin und Bellinzona (Schweiz) Doris Titze bildende Künstlerin, Professorin für Kunsttherapie an der Hochschule für bildende Künste Dresden bis 2002 Professur in Nürtigen Gabi Walterspiel Studium der Soziologie und Politologie, M.A., graduierte Kunst- und Gestaltungstherapeutin DFKGT, Lehrtherapeutin DAGTP Rosa Maria Wolf-Poschkamp Klinik für Psychosomatische Medizin der Rheinischen Kliniken Düsseldorf/Lehrkrankenhaus der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf Lehrtherapeutin DAGTP Graduierte Kunst- und Gestaltungstherapeutin DFKGT Thomas Winkler Lehrtherapeut im DAGTP, Graduierter Kunst- und Gestaltungstherapeut DFKGT Leiter der Ergotherapie und der künstlerischen Therapien der Psychiatischen Universitätsklinik Freiburg Dr. med. Ralf-Bruno Zimmermann Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie an der KHSB, Arzt für Psychiatrie Forschungsschwerpunkte: Krisenintervention, Dokumentation und Evaluation in der Sozial- und Gemeindepsychiatrie, Soziale Auswirkungen chronischer Krankheit und Behinderung, Versorgungsforschung, Klinische Sozialarbeit Zusätzliche Referentinnen und Referenten, Dozentinnen und Dozenten werden jeweils in den Einladungen zu den Lehrveranstaltungen angekündigt. Nachbemerkung: Wir haben versucht, eine Schreibweise zu entwickeln, die den unterschiedlichen Geschlechtern gerecht wird. Der Text ist dadurch an vielen Stellen nicht immer leicht zu lesen. Trotzdem wollen wir uns dieser Mühe unterziehen, um den Blick darauf zu richten, dass wir es mit Therapeutinnen und Therapeuten, Patientinnen und Patienten, Klientinnen und Klienten, Männern und Frauen zu tun haben. Wir bitten um Verständnis, wenn uns trotz unsere Bemühungen, eine differenzierte Sprache zu finden, dies vielleicht immer noch nicht durchgängig und stringent gelungen ist. 54