Antikörper Antikörper sind Glykoproteine ( bestehend aus Protein- und Kohlenhydratteil ), die sich in der γ-Globulinfraktion der Bluteiweiße und gehören zur Klasse der Globuline ( Globuläre Proteine - Proteine mit kugelförmiger Tertiär- oder Quatärstruktur ). Sie werden im Organismus als Reaktion auf bestimmte Stoffe, die sogenannten Antigene ( antibody generating )gebildet. Antigene sind meistens Proteine, können aber auch Kohlenhydrate, Lipide oder gänzlich andere Stoffe sein. Diese Stoffe können entweder frei vorliegen oder an der Oberfläche von eingedrungenen Fremdkörpers anhaften ( zB. Auf Pollenkörnen, an Bakterien oder im Kot von Hausstaubmilben ). Unter gewissen Umständen können auch körpereigene Stoffe als fremd erkannt werden, dieser Fehler führt zu Autoimmunerkrankungen. Normalerweise ruft ein Antigen nur die Bildung von Antikörper hervor, die gegen es selbst gerichtet sind, es gibt aber auch Fälle in denen Antikörper gegen eine Gruppe von ähnlichen Antigenen gebildet werden ( zB. Impfungen, Kuhpocken sind für den Menschen harmlos, die gegen sie gebildeten Antikörper reagieren aber auch bei einer normalen Pockenerkrankung ). Antikörper erkennen nicht das gesamte Antigen sondern nur die sogenannte antigene Determinante ( Epitop ). Dabei wird unterschieden ob das Epitop durch die räumliche Anordnung des AS-Reste gebildet wird, also nur im nativen Zustand vorliegt, oder von der Sequenz abhängig ist. Ist es sequenzabhängig spricht man von einem koninuierliche Epitop, geht es bei Denaturierung verloren sprich man von diskontinuierlichen Epitopen. Die entsprechende Antigenbindungstelle am Antikörper heißt Paratop. Struktur von Antikörpern Jeder Antikörper besteht aus zwei identischen schweren Ketten (heavy chains, H) und zwei identischen leichten Ketten (light chains, L), die durch kovalente Disulfidbrücken zu einer Ypsilon-förmigen Struktur miteinander verknüpft sind. Die leichten Ketten bestehen aus jeweils einer variablen und einer konstanten Domäne. Bezeichnet werden diese als VL und CL. Die schweren Ketten hingegen haben jeweils eine variable und 3 (IgG, IgA) bzw. 4 (IgM, IgE) konstante Domänen. Bezeichnet werden diese analog als VH und CH 1, CH2 und CH3.aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa Die variablen Domänen einer leichten und einer schweren Kette bilden die Antigenbindungsstelle. Die Domäne CH2 besteht u. a. auch aus einer Kohlenhydratkette, die eine Bindungsstelle für das Komplementsystem ( neben der Bildung von Antikörpern ist dieses System ein zweiter Weg Fremdkörper zu beseitigen )bildet. Wirkungsweisen von sezernierten ( abgesonderten ) Antikörpern Antikörper haben verschiedene Wirkmechanismen: Neutralisation der Antigene Durch die Bindung des Antigens an den Antikörper wird dieses blockiert und kann seine Wirkung nicht mehr entfalten oder wird durch den angelagerten Antikörper räumlich am Eindringen in Zellen oder Gewebe gehindert. Opsonierung ( ``Lecker machen ´´ ) Durch Einhüllen mit dem Antikörper wird das Antigen markiert. Die konstante Region des Antikörpers wird von Phagozyten ( Fresszellen )erkannt und diese können das Bakterium aufnehmen und verdauen. Aktivierung des Kompletsystems Aktivierung von NK-Zellen ( natürliche Killerzellen, Teil des angeborenen Immunsystems ) die fremde Bestandteile abtöten. Dieser Prozess wird auch als „Antibody-dependent cell-mediated cytotoxicity“ (ADCC) bezeichnet. Agglutination ( Komplexbildung ) Weist ein Antikörper zwei Antigenbildungsstellen auf, kann es zu der Ausbildung einen Komplexes kommen. Antikörperklassen Es gibt derzeit fünf im menschlichen Serum nachgewiesene Antikörperklassen und 2 weiter, die in tierischem Serum gefunden wurden. Die einzelnen Antikörper werden mit IgX bezeichnet , wobei Ig für Immunoglobin/globolin steht und X für G,M,A,D,E sowie Y oder W stehen kann. Jede Klasse hat andere Eigenschaften und Vorkommen im Organismus. Sie können Monomere, Dimere oder Pentamere sein. Immunglobin A Macht etwa 15% der Ig im Serum aus und findet sich vor allem in externen Körperflüssigkeiten ( Eingeweideflüssigkeiten oder Milch ). Es dient zur Abwehr von Krankheitserregern, vor allem an den Schleimhäuten wie Augen, Nase, Darm oder Rachen. Es kommt in zwei Varianten vor, als IgA1 und als IgA2. Die Varianten unterschieden sich in der Molmasse der schweren Kette. IgA kann als Monomer oder als Dimer vorliegen. Das Dimer entsteht durch Verknüpfung zweier Monomere mit einer J-Kette ( joining ). Zum Schutz vor Verdauungsenzymen ist der Antikörper mit einer Sekretionskette ( Polypeptid ) umhüllt. Schematische Darstellung des Immunglobulin A als Dimer: HKette (1), L-Kette (2), J-Kette (3) und Sekretionskette (4). Immunglobin D IgD macht unter 1% der Igs im menschlichen Serum aus. Seine Funktion ist bis heute nicht geklärt. Es liegt als Monomer vor und wird sehr rasch abgebaut. Immunglobin E IgE macht unter 1% der Igs im Menschlichen Serum aus. Es wurde als letztes der fünf im menschlichen Serum vorhandenen Igs entdeckt, da seine Konzentration nur ein Hundertstel der des IgD ausmacht. Es dient zur Abwehr von Parasiten und spielt eine wichtige Rolle bei Allergien. Es kann sich an sogenannte Mastzellen binden und veranlasst diese Histamin auszuschütten wenn es ein Allergen bindet. Es hat verglichen mit anderen Igs einen etwas längeren Stamm ( langes Ende des Y ). Immunglobin M IgM liegt als Pentamer vor, fünf Monomere sind durch die J-Kette und intermolekülare Disulfidbrücken miteinander verbunden. IgM wird vom Körper in der ersten Phase einer Infektion produziert und dient zur Aktivierung des Komplementsystems. Im Serum zeigt sein Vorkommen eine momentane Infektion an. Die Konzentration an IgA sinkt nach der akuten Phase der Infektion rasch wieder ab. Immunglobulin M, bestehend aus 5 Grundeinheiten 1 Grundeinheit 2 H-Kette 3 L-Kette 4 J-Kette 5 Intermolekulare Disulfidbrücken Immunglobin G IgG macht mit etwa 11-18% des gesamten Bluteiweißes den größten Teil der Igs im Serum aus. Es dient zur Produktion von Antikörpern, die vor allem gegen Bakterien wirken. Neugeborene müssen diese Antikörper erst entwickeln und sind daher auf die Antikörper der Mutter angewiesen. Vor der Geburt erfolgt die Versorgung über die Plazenta. Bei einer Impfung kommt der Organismus mit einem Antigen in Berührung und entwickelt Antikörper. Bestimmte Plasmazellen Merken sich die Antigene und die Produktion des Antikörpers. Kommt es zu einer Infektion so beginnt die rasche Produktion des entsprechenden Antikörpers. IgG bildet sich erst bis zu 3 Wochen nach der Infektion. ELISA Enzyme-Linked Immuno Sorbent Assay ELISA ist ein immunologisches Testverfahren, das sowohl qualitativ als auch quantitativ angewendet werden kann. Seine Anwendungsgebiete reichen von medizinischen Untersuchungen ( zB. HIV-Test ) bis hin zur Lebensmittelanalytik ( Bestimmung von unerlaubten Antibiotika/Masthilfsmittel ). Er beruht auf der Bildung des Immunkomplexes aus Antikörper und Antigen. Der ELISA kann indirekt, als Sandwich-ELISA oder auch kompetitiv/konkurrierend durchgeführt werden. Indirekter ELISA Schematische Durchführung eines indirekten ELISA 1. In einem ersten Schritt wird ein Trägermaterial mit Antigen beschichtet, dies kann eine Membran oder eine Kaverne in einer Mikrotiterplatte sein. Bei standardisierten Untersuchungen sind die Titerplatten in einem Testkit bereits beschichtet und können direkt verwendet werden. 2. In einem Zweiten Schritt wird der Erstantikörper zugegeben. Dieser Erstantikörper ist der Antikörper der im Organismus bei Vorhandensein des entsprechenden Antigens gebildet wird. Es wird daher nicht direkt das Antigen untersucht, sondern der als Immunantwort gebildete Antikörper. Die Lösung wird durch Ausklopfen entfernt. Die freien Bindungsmöglichkeiten am Antigen werden mit Proteinen wie BSA ( Bovine Serum Albumin ) oder Casein vollständig besetzt. Dieser Schritt wird als Blocking bezeichnet. 3. Waschen 4. In einem dritten Schritt wird ein mit einem Enzym markierter Antikörper, der Zweitoder Sekundärantikörper zugesetzt. Er ist meistens ein tierischer Antikörper, für den der an das Antigen gebundene Antikörper selbst ein Antigen darstellt. 5. Der überschüssige nicht gebundene markierte Antikörper wird durch Waschen entfernt. 6. In einem vierten Schritt wird ein Substrat zugegeben. Das Enzym setzt das Substrat um. Das erhaltene Produkt muss entweder zu einer Färbung führen oder ein lumineszierendes oder fluoreszierendes Produkt bilden. Am einfachsten ist die Verwendung eines farbbildenen Reagens, einem Chromogen, und einer anschließenden Auswertung mit einem Spektrometer, wobei die Extinktion der Antikörperkonzentration im Analyten direkt proportional ist. Nachteil dieser Methode ist die mangelnde Selektivität, da verschiedene Bestandteile des Analyten am Antigen gebunden werden können. Sandwich - ELISA Der Unterschied zum indirekten ELISA besteht darin, dass hier zuerst ein Antikörper an der Wand der Kavernen vorliegt, der verschiedene Antigene aus dem Analyten bindet. Dann wird ein auf das gesuchte Antigen spezifischer Antikörper zugesetzt. An diesen lagert sich dann der markierte Sekundärantikörper an. Waschschritte und Blocking sind gleich wie beim indirekten ELISA. Schema eines Sandwich-ELISA Kompetitiver ELISA Hier wird eine bestimmte Menge eines Antikörpers mit einer bestimmten Menge eines markierten Antigens und einer unbekannten Menge eines nicht markierten Antigens versetzt. Je mehr nicht markiertes Antigen vorhanden ist desto mehr des markierten Antigens wird verdrängt und desto geringer ist das Signal. Die Antigenkonzentration ist also indirekt proportional zum Messsignal. Weitere Assay-Methoden: RIA ( Radioimmuno-Assay ) Hier wird statt eines Enzyms ein radioaktiv markierter Antikörper verwendet und die Strahlung als Signal ausgewertet. Er wird vor allem zur Bestimmung kleinerer Analyten angewandt ( wie zB. Testosteron ). Western-Blot Immun-Blot Der Western-Blot dient zur Übertragung der aufgetrennten Proteine auf eine Trägermembran. Eine Durchführung könnte folgendermaßen aussehen: 1. Durchführung einer SDS, einer IEF oder einer anderen geeigneten elektrophoretischen Trennung des Proteingemisches 2. Blotting: Diffusionsplotting Kapilarblotting Anlegen eines senkrecht zum Gel stehenden Stromes und Übertragung der Banden auf eine Trägermembran wie zB. Nitrocellusose, Nylon oder Polyvinyldifluorid. 3. Wenn eine SDS durchgeführt wurde wird das SDS ausgewaschen und die Proteine renaturieren und erhalten ihre Sekundär bzw. Tertiärstruktur teilweise wieder zurück. 4. Freie Bindungsstellen auf der Membran werden entweder durch chemische Polymere oder durch Proteine abgesättigt ( zB. BSA, fettarmes Milchpulver oder Gelatine ). 5. Die Membran wird mit einer verdünnten Antikörperlösung behandelt, der Antikörper muss selektiv auf den Analyten sein, sonst reagiert er mit weiteren Proteinen, die nicht dem Analyten entsprechen. 6. Durch Waschen werden nur schwachgebundene unspezifisch gebundene Antikörper ausgewaschen. 7. Ein markierter Sekundärantikörper wird zugegeben, er muss selektiv gegen den Primärantikörper sein. 8. Durch Waschen wird überschüssiger Sekundärantikörper entfernt. 9. Die Detektion erfolgt bei Enzym-markierten Sekundärantikörpern durch Umsetzen eines Substrates. Häufig wird dafür Peroxidase aus Meerrettich ( hourseradish peroxidase, HRP ) verwendet, die Luminol/-derivate oxidiert und dadurch Lumineszenz hervorruft. Werden Radioaktiv-markierte Sekundärantikörper verwendet werden die die entsprechenden Banden durch Autoradiographie von Röntgenplatten sichtbar gemacht ( Autoradiographie mit Röntgenplatten – Schwarzfärbung der Platte bei radioaktiver Strahlung ). 10. Möchte man keine speziellen Banden sichtbar machen, sondern die gesamten Proteine, so kann man mit Tusche, Coomassie, Poncreu S oder kolloidalem Gold die Gesamtheit der Proteine sichtbar machen. Skizze eines Antigens, das mit einem mit HPR markierten Sekundärantikörpers detektiert wurde