xxxx - Vetstudy

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Gießen, xxxx
Sektionsbericht
Thema: Kokzidiose beim Huhn
Herr X aus Y reicht ein acht Wochen altes, schweres schwarzes Zwerghuhn ein. Das Tier kam tot in der Klinik
an und wurde offensichtlich durch Schlag mit einem Knüppel oder ähnlichem hinter den Kopf getötet.
Es ist keine Kennzeichnung vorhanden. Es besitzt keine erworbene Kennzeichunung, wie Flügelmarke oder
Fußringe, die das Individuum unverwechselbar machen. Es wiegt komplett mit Federkleid 278 Gramm.
Die Tagebuchnummer ist xxx.
Die Sektion findet am Donnerstag, den xx.xx.2002 statt.
Tierärztliche Betreuerin ist Frau xxx.
Vorbericht:
Viele weibliche Hühner in diesem Bestand sterben. Nach der Verpaarung werden teilweise keine Eier gelegt.
Alle Küken sterben. Bei einer vorigen Sektion eines Tieres aus diesem Bestand wurden entzündete Ovarien
festgestellt.
Sektionsbefunde:
Das Gefieder ist entlang der Federkiele etwas verschmutzt. Im proximalen Bereich des Halses ist eine
Zusammenhangstrennung der Wirbelsäule zu erkennen, umgeben von einer Ansammlung geronnenen Blutes.
Der Ernährungszustand ist etwas mäßig. Die Muskulatur ist leicht heller als normalerweise üblich. Die Milz ist
sehr hell, die Lungen leicht gerötet. In Kropf und Drüsenmagen ist kein Futter vorhanden. Im Muskelmagen
befindet sich fasriges, grünes Futter und Grit. Der Darm enthält mittelgradig viel gelblich- flüssigen Inhalt. Die
Caeca sind gut gefüllt mit braunem, pastösen Inhalt.
Ergänzende Untersuchungen:
Von Herz, Leber, Milz und Niere wurden Präparate genommen und aus dem Darm wurde Inhalt an
verschiedenen Stellen entnommen für parasitologische und bakterielle Untersuchungen.
Pathologisch-anatomische Befunde:
Geringgradige Anämie
Thema des Berichtes: Kokzidiose beim Huhn
Kokzidien sind Einzeller. Sie gehören zum Stamm der Apicomplexa, zur Klasse der
Sporozoea. Die Kokzidiose beim Huhn wird vor allem durch Eimerien verursacht. Sie sind einwirtig, das heißt,
daß die Infektion direkt vom Hühnerkot auf andere Hühner übertragen wird, ohne einen Zwischenwirt.
Die sogenannte Oozyste wird mit dem Kot ausgeschieden, die in der Außenwelt durch Sporogonie zuerst vier
Sporoblasten und schließlich insgesamt acht Sporozoiten ausbildet. Diese Sporozoiten sind infektiös für Hühner,
die den Kot aufnehmen. Im Darm des Wirts werden die Sporozoiten frei und dringen in die Darmepithelzellen
ein. Dort werden sie in eine sogenannte parasitophore Vakuole eingeschlossen und beginnen mit der
Nahrungsaufnahme. In der Zelle werden sie durch mehrere Zerfallsteilungen zu Schizonten. Die Schizonten
vermehren sich und differenzieren sich schließlich zu einer genetisch festgelegten Anzahl an Merozoiten. Diese
werden nach Zerstörung der Zelle freigesetzt und können neue Zellen befallen, wobei die Schizogonie erneut
abläuft. Die Anzahl der Schizontengenerationen ist bei jeder Eimerienart genetisch festgelegt. Es sind meistens
zwischen zwei und vier Generationen. Nach Abschluß der Schizogonie differenziert sich ein Merozoit zum
Mikro- oder Makrogamont. Aus dem Makrogamonten wird ein weiblicher Makrogamet, aus dem
Mikrogamonten werden durch Zerfallsteilung viele männliche Mikrogameten. Nach Befruchtung eines
Makrogameten durch einen Mikrogameten entsteht eine Zygote, die eine Wand ausbildet und nun mit dem Kot
als unsporulierte Oozyste ausgeschieden wird. Diese Oozysten sind sehr widerstandsfähig und können in der
Außenwelt lange Zeit überstehen, bevor sie von einem Tier aufgenommen werden.
Beim Huhn sind E. tenella, vorzufinden vor allem im Blinddarm, und E. necatrix im mittleren Dünndarm von
besonderer Bedeutung, da sie sehr pathogen sind. Schon etwa 100 aufgenommene Oozysten können zu einer
Erkrankung führen. Etwas weniger pathogen sind E. acervulina im mittleren Dünndarm, E. brunetti im distalen
Dünndarm und E. mivati in Dünn- und Dickdarm, von denen mehr Oozysten aufgenommen werden müssen,
damit die Erkrankung klinisch manifest wird. Durch diese unterschiedlichen Lokalisationen der verschiedenen
Spezies ist es nötig, bei der Sektion zum Nachweis Proben aus verschiedenen Darmabschnitten zu gewinnen. In
einem Bestand kann der Hühnerkot durch Flotation untersucht werden und anhand der Hülle der gefundenen
Oozysten eine Speziesdifferenzierung gemacht werden.
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Eimerien sind sehr wirtsspezifisch, das heißt, eine Übertragung vom Huhn auf den Menschen oder auf andere
Spezies findet nicht statt.
Die Präpatenz der oben genannten Eimerien-Arten beträgt vier bis sechs Tage, Mortalität und Morbidität sind bei
allen Arten hoch. Dabei hängt es sehr davon ab, wie dicht der Hühnerbestand und wie groß damit der
Infektionsdruck ist. Zu hohe Besatzdichte führt zu mehr Kot auf kleinerem Raum, der aufgenommen werden
kann. Außerdem ist es ein Streßfaktor, der sich negativ auf das Immunsystem auswirkt und die Vögel für eine
Erkrankung anfälliger macht. Auch ein Mangel an Vitamin A kann zur Erkrankung beitragen.
Die Krankheit äußert sich meist in einer hämorrhagischen Enteritis, Leistungsminderung und schlechter
Futteraufnahme. Die Kükensterblichkeit ist sehr hoch. Pathologisch-anatomisch fallen Enteritis- Symptome wie
eine verdickte Darmwand, Blutungen im Darm und schleimig-blutiger Kot auf.
Zur Vermeidung der Kokzidiose im Hühnerbestand sollte auf eine gute Stallhygiene geachtet werden. Um Streß
zu vermeiden, sollte die Bestandsdichte nicht zu hoch sein. Da dies bei Hühnerbeständen nicht üblich ist und
eine Behandlung bei Krankheit eher aussichtslos, werden bei Masthähnchen Kokzidiostatika in das Mastfutter
eingebracht. Eine zusätzliche Anreicherung des Futters mit Vitamin A, K, B und D erweist sich als positiv. Da
sich gegen Sulfonamide weitgehend Resistenzen gebildet haben, werden überwiegen Ionophoren zur Prävention
eingesetzt. Nicarbacin, Robenedin und Halofuginon sind zur Rotationsbehandlung geeignet, um die
Resistenzbildung zu verzögern. Drei bis fünf Tage vor der Schlachtung müssen die Kokzidiostatika abgesetzt
werden. Kokzidiostatika, die eine Vermehrung der Eimerien unterbrechen, sind Kokzidiozida, die diese völlig
abtöten, vorzuziehen, da durch eine völlige Abtötung des Erregers bald keine Oozysten mehr vorhanden sind und
bei Absetzen der Kokzidiozida und erneutem Auftreten der Eimerien keine Anregung des Immunsystems
stattgefunden hat, worauf die Infektion mit weniger Oozysten schon schwerwiegende Verluste nach sich ziehen
kann, da sich die Erreger in kürzester Zeit massiv vermehren und ausbreiten können. Zur Vermeidung von
Wirkstoffresistenzen werden zur Prävention beim Geflügel entweder Kombinationen empfohlen, oder man gibt
verschiedene Substanzen mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen in Rotation. Wegen Resistenzproblemen
und der Rückstandsproblematik unterliegen nutritiv verabreichte Antikokzidia beim Geflügel der amtlichen
Zulassung.
Im Falle von Kokzidioseschäden trotz deklariertem Futterzusatzstoff ist zu überprüfen, ob dieser in richtiger
Dosierung eingemischt war oder das Futter einen zu hohen Calcium-Gehalt hatte, da Calcium durch
Chelatbildung die Resorption des Medikamentes hemmt. Das Kokzidiostatikum muß bei Auftreten einer
Resistenz sofort gewechselt werden.
Beim Geflügel gibt es eine Immunität gegen Reinfektionen mit Kokzidien. Die wird bei der Aufzucht von
Legehennen zu erreichen versucht, da Kokzidiostatika nicht zugelassen sind. Daher werden hier Antikokzidia
während der Aufzuchtperiode periodisch gegeben.
Mittlerweile gibt es Lebendvakzine gegen Kokzidiose. Sie sind genetisch auf nur eine Schizontengeneration
festgelegt, was zu einer geringen Ausbreitung mit geringen Schäden in der Darmschleimhaut des Huhnes führt.
Trotzdem wird eine gute Immunität erlangt. Die Boosterung erfolgt durch die Aufnahme der ausgeschiedenen
Oozysten. Sie ist wegen der geringen Ausbildung der Schizonten, die genetisch verändert wurden, zum Erlangen
einer guten Immunität nötig. Die Parasiten müssen das Schizontenstadium durchlaufen und so eine T- Zellvermittelte Immunreaktion induzieren, damit die Impfung speziesübergreifend wirkt. Zwischen dem fünften und
neunten Lebenstag wird der Impfstoff in das Trinkwasser gegeben. Die Tiere sollten in der Zeit der
Immunisierung nicht auf Drahtboden gehalten werden, damit sie die Oozysten vom Boden aufnehmen können.
Leider ist die Impfung relativ teuer, so daß sie nur bei Legehennen oder Zuchtgeflügel wirtschaftlichen Wert hat.
Bei Masthähnchen ist finanziell die Behandlung mit Kokzidiostatika rentabler, weil die Lebensdauer sehr kurz
ist.
Literaturverzeichnis:
-Vorlesung von Prof. Zahner
-Fischer-Verlag
-Junghanns: „Kompendium der Ziervogelkrankheiten“, 1999,
Schlütersche GmbH&Co. KG
- und Nutztieren“,1999, Parey
Verlag
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