Pressemitteilung Medizin/Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie/Zahnmedizin Gravierender Fortschritt beim Weisheitszähne-Ziehen: Neue Diagnostik verhindert Komplikationen. Hofheim, Juli 2007. Fast jeder von uns ist davon betroffen: Probleme mit den Weisheitszähnen. Als Rudiment der evolutionären Entwicklung sind sie oftmals verlagert, brechen entweder gar nicht oder teilweise durch das Zahnfleisch (Retention bzw. Teilretention) und verursachen Entzündungen und Zahnschmerzen. In vielen Fällen müssen sie deshalb gezogen werden. Doch je nach Lage der Nerven kann es dabei nicht selten zu lebenslangen Sensibilitätsstörungen oder gar –ausfall kommen, die Lippe bleibt taub. Eine neue Diagnostik mit digitaler Volumentomografie (DVT) kann die Komplikationsrate gen Null fahren, was eine neue Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Elmar Esser, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie (DGMKG), nachweist. Weisheitszähne, Dentes serotini oder einfach „die Achter“ genannt, brechen bei den meisten Menschen erst im Erwachsenenalter oder gar nicht durch. Sie haben im Gegensatz zu den Backenzähnen (Molaren) keine charakteristische Form, es gibt Weisheitszähne mit 3 oder 5 Höckern, unterschiedlicher Anzahl an Wurzeln, die teilweise miteinander verwachsen oder hakenförmig gebogen sind, was das Entfernen (Extraktion) zusätzlich erschwert. Diese starken Unterschiede in der Form und des Durchbruchs resultieren aus der Verkümmerung der Weisheitszähne, bedingt durch die menschliche Evolution. Urmenschen brauchten noch viele Zähne, um die oft rohe Nahrung gut zerkleinern zu können. Beim heutigen meist weich gekochten Essen ist dies weniger von Belang und die Zähne verkümmerten. Beim Menschen von heute ist überdies der Kiefer deutlich kleiner als bei unseren Vorfahren. Ein zusätzlicher Platzmangel wirkt sich gerade auf den Weisheitszahn am meisten aus, denn er bricht als letzter Zahn durch. Liegt er quer oder schräg, kann er andere Zähne beeinträchtigen oder die Zahnreihe verschieben. Die DGMKG spricht von 84 % Betroffenen im Alter von bis zu 20 Jahren. Somit zählt die Weisheitszahnentfernung zu einem der häufigsten operativen KieferEingriffe. Komplikationsrisiko Nerv erkennen. Grundsätzliche Komplikationen nach einer Weisheitszahn-Entfernung sind Schmerzen (32 %), Schwellungen (28 %), Kieferklemme (18 %), Weichgewebsverletzungen und Nachblutungen (5 %), Infektionen und Wundheilungsstörungen (0,3 – 35 %), die Schädigung des Nerven alveolaris inferior (0, 4 – 6 !! %) oder des Nervus lingualis (0,06 – 1,9 %) sowie die Unterkieferfraktur (0,5 %). Die Schädigung speziell des Nerven alveolaris inferior ist somit nicht nur eine häufige Komplikation, die eine vorübergehende oder schlimmstenfalls sogar bleibende Gefühlsstörung der Unterlippe zur Folge hat, sondern führt dadurch für Betroffene zu einer gravierenden Beeinträchtigung im täglichen Leben, etwa bei der Nahrungsaufnahme. Überdies ist bekannt, dass die Komplikationsrate bei über 25-jährigen Patienten drastisch ansteigt. Um Nervschädigungen vorzubeugen, ist die optimale Darstellung des zu entfernenden Weisheitszahnes in Beziehung zu den nervalen Strukturen im Vorfeld des Eingriffs unerlässlich. Bisher haben sich die Operateure dabei auf die so genannte PSA (Panoramaschichtaufnahme) verlassen, die grundsätzlich darüber Auskunft gibt, ob beispielsweise der Nervus alveolaris inferior wurzelfern oder wurzelnah verläuft. Die individuelle anatomische Situation ist jedoch nur genau in einer dreidimensionalen Darstellung mittels digitaler Volumentomografie (DVT) zu erkennen. Studie belegt: DVT verhindert Nervschädigungen Die digitale Volumentomografie gilt als revolutionäres Untersuchungsverfahren der Röntgendiagnostik, denn sie erfasst die interessierende Region dreidimensional und gibt sie anschließend zweidimensional in beliebigen Schichten wieder. Im Gegensatz zur Computertomografie (CT) werden bei der DVT alle Axiale in einer Umdrehung gescannt und sie zeichnet sich durch geringere Strahlenbelastung sowie durch eine direkte Bildauswertung mit wichtigen Zusatzfunktionen am Computermonitor aus. Bei der DVT dauert die Datenaufnahme 1-2 Minuten. Bei der anschließenden OP steht dem versierten MKG-Chirurgen abgestimmte Software zur genauen Vorgehensweise bei der Schnittführung und dem Entfernen des Weisheitszahns durch beispielsweise Herausfräsen oder frühzeitiges Spalten und vorsichtiges Entnehmen zur Verfügung. Ein Team um DGMKG-Vorstand Prof. Esser hat in einer über 3 Jahre laufenden Studie an 250 ausgewählten Patienten, deren Nervus alveolaris inferior wurzelnah verlief, nachgewiesen, dass durch eine Diagnostik mit DVT eine Sensibilitätsstörung oder gar – ausfall so gut wie zu vermeiden ist: Das Ergebnis der Studie wies eine Gesamtkomplikationsrate von 0,044 % auf. Somit können Gefühlsstörungen der Unterlippe und andere Unannehmlichkeiten jetzt auf ein Minimum reduziert werden, wenn der Operateur richtig vorgeht. Hightech sicher in Expertenhand A und O zum bestmöglichen Ergebnis ist neben der sinnvollen technischen Ausstattung nach wie vor die Expertise des Behandlers. Erfahrung und umfangreiche Kenntnisse und Equipment im diagostischen Bereich sind und bleiben wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung“, so Esser. Die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, die als MKG-Chirurgen per se eine besondere Qualifikation durch das Doppelstudium der Human- und Zahnmedizin erworben haben, verfügen in der Regel über das diagnostische Instrumentarium und Erfahrung hinsichtlich der präzisen Auswertung. „Und was passiert bei einer möglicherweise auftretenden Komplikation? Da kann kein Computer oder Roboter helfen, entscheidend bleibt hier immer die Spezialistenerfahrung“, gibt Esser weiter zu bedenken. Gerade die hoch technischen Verfahren setzen die umfangreiche Kenntnis der konventionellen Operationsschritte und die sichere Beherrschung Komplikationen voraus. www.mkg-chirurgie.de aller während der Operation möglicherweise eintretenden