allgemeine Chemie Versuchsprotokoll 07.12.2005 Versuch Nr. 5 Teil A: Quantitative Bestimmung des KClO3-Gehalts in einem KClO3/ NaCl- Gemisch. Ziel: Durch die Gewichtsabnahme bei der Erhitzung eines KClO3/ NaCl- Gemischs soll der Anteil an KClO3 in der ursprünglichen Probe in Gew% bestimmt werden. Durchführung: Ein Reagenzglas von auf 0,002g abgewogenem Gewicht wird mit gleicher Genauigkeit mit 12g des KClO3/ NaCl- Gemischs gefüllt. Dann wird das Gemisch bis zur Umwandlung in eine klare Flüssigkeit erhitzt, noch ca.10min weiter in die Flamme gehalten, bis die stattfindende Reaktion vollständig abgelaufen ist und kein Gas mehr entweicht und danach wieder abgekühlt. Das Reagenzglas mit dem Reaktionsprodukt wird auf 0,002g genau gewogen. Danach wird erneut erhitzt und wieder abgekühlt und gewogen, bis die Massekonstanz(maximale Abweichung von 0,01g) erreicht ist. Danach wird der Versuch zur Kontrolle noch einmal mit einer zweiten Probe durchgeführt. Beobachtung und Auswertung: Einwaage: m Reagenzglas [g] 22,5887 22,5909 Probe1 Probe2 Gesamtmasse [g] 23,7753 23,6233 Masse KClO3/ NaCl [g] 1,1866 1,0324 Durch Erhitzen des farblosen KClO3 / NaCl Pulvers entsteht eine klare Flüssigkeit, aus der ungefähr drei Minuten lang kleine Blasen farblosen Gases entweichen. Durch das Abkühlen erstarrt die Flüssigkeit wieder zu einem farblosen Kristallgemisch. Bei dem entstehenden Gas handelt es sich um Sauerstoff, der bei der Zersetzung von KClO3 frei wird. Dabei zersetzt sich das Kaliumchlorat bei niedrigeren Temperaturen in einer Disproportionierungsreaktion zu Kaliumchlorid und Kaliumperchlorat, d.h. Chlor geht aus einer mittleren Oxidationsstufe in eine Höhere und eine Niedrigere über. +V -II +I +VII -II 4 KClO3 KCl 3KClO4 Ab Temperaturen von ca. 550°C zersetzt sich das entstandene Kaliumperchlorat dann in einer Redoxreaktion ebenfalls zu Kaliumchlorid und Sauerstoff. +VII –II +I ±0 2 KClO4 2 KCl 4O2 Noch vorhandenes Kaliumchlorat wird jetzt direkt zu Kaliumchlorid und Sauerstoff umgesetzt. +V –II +I ±0 2 KClO3 2 KCl 3O2 Der gebundene Sauerstoff wird dabei zu molekularen Sauerstoff oxidiert und das gebundene Chlor zum Chlorid reduziert. Verwendet man diese Reaktion zur Herstellung von Sauerstoff im Labormaßstab, so wird Mangandioxid als Katalysator beigefügt, damit die Aktivierungsenergie für die Zersetzung des Chlorats auf 150-200°C heruntergesetzt wird. NaCl ist thermisch so stabil, dass es sich bei den eingesetzten Temperaturen nicht zersetzt. Der nach der Reaktion vorliegende Feststoff ist also ein Gemisch aus Kaliumchlorid und Natriumchlorid. Es ergeben sich folgende Messwerte: Gesamtgewicht [g] Probe1 23,5429 Probe2 23,4508 m KCl/NaCl [g] 0,9542 0,8599 Die Differenz der Massen des Reagenzglasinhaltes vor und nach der Reaktion entspricht der Masse des entwichenen Sauerstoffs. Somit gilt für die Bestimmung der Sauerstoffmassen: Probe1: m(O2)=1,1866g-0,9542g=0,2324g Probe2: m(O2)=1,0324g-0,8599g=0,1725g Setzt man folgende Reaktionsgleichung voraus: +V –II +I ±0 2 KClO3 2 KCl 3O2 So sieht man, dass die Stoffmenge an eingesetztem Kaliumchlorat 2/3 der Stoffmenge an erhaltenem Sauerstoff entspricht. M(O2)=32g/mol Es gilt: n m 0,2324 g n(O2 ) 7,2625 10 3 mol für Probe1 g M 32 mol und 0,1725 g 5,3906 10 3 mol für Probe2 g 32 mol 2 2 Da n( KClO3 ) n(O2 ) n( KClO3 ) 7,2625 10 3 mol 4,8416 10 3 mol für Probe1 3 3 2 und n( KClO3 ) 5,3906 10 3 mol 3,5937 10 3 mol für Probe2 3 n(O2 ) M(KClO3)=122,55g/mol Da gilt: m n M m( KClO3 ) 4,8416 10 3 mol 122,55 und m( KClO3 ) 3,5937 10 3 mol 122,55 g 0,5933g für Probe1 mol g 0,4404 g für Probe2 mol Die Formel für die Berechnung des Gewichtsprozents lautet: Gewichtsprozent= w(x)= Probe1: w(KClO3)= Probe2: w(KClO3)= m( x) 100% m( ges) 0,5933g 100% 50,00% 1,1866 g 0,4404 g 100% 42,66% 1,0324 g Der Gew% Anteil an Chlorid-Ionen im Rückstand lässt sich auf ganz ähnliche Art berechnen: m( NaCl) m( Einwaage) m( KClO3 ) 1,1866 g 0,5933g 0,5933g für Probe1 und m( NaCl ) 1,0324 g 0,4404 g 0,5920 g für Probe2 M(NaCl)=58,44g/mol Probe1: n( NaCl) m( NaCl) g 0,5933g / 58,44 0,01052mol M ( NaCl) mol Probe2: n( NaCl ) 0,5920 g / 58,44 g 0,01013mol mol Die Gesamtmenge an Chlorid-Ionen im Rückstand entspricht der Menge an Chlorid-Ionen aus dem Natriumchlorid+ den Chlorid-Ionen aus dem entstandenen Kaliumchlorid. Aus den Reaktionsgleichungen lässt sich ersehen: n(Cl inNaCl ) n( NaCl ) n(Cl inKCl ) n( KCl) n( KClO3 ) Somit ist die Gesamtmenge an Chlorid-Ionen für Probe1: n(Cl ) 0,01052mol 4,8416 10 3 mol 0,01436mol und für Probe2: n(Cl ) 0,01013mol 3,5937 10 3 mol 0,01363mol M(Cl)=35,45g/mol Probe1: m(Cl ) 0,01436mol 35,45 w(Cl ) g 0,5091g mol 0,5091g 100% 53,34% 0,9542 g Probe2: m(Cl ) 0,01363mol 35,45 w(Cl ) g 0,4833g mol 0,4833g 100% 56,21% 0,8599 g Als mögliche Fehler bei der Durchführung des Versuches kommen Mess- und Ablesefehler bei Wiegen der Proben, Verunreinigung von Proben und Geräten sowie möglicherweise nicht vollständiges Ablaufen der Zersetzungsreaktion in Frage. Ein weitrer Grund für die Abweichung der beiden Messergebnisse könnte eine Inhomogenität der Proben sein, d.h. die Salze sind nicht gleichmäßig im Entnahmebehältnis verteilt, so dass die entnommenen Proben unterschiedliche Anteile der verschiedenen Salze enthalten. Teil B: Quantitative Bestimmung von Sulfat durch Ionentausch Ziel: Der Sulfatgehalt in einem (NH4)2Fe(SO4)2*6H2O/(NH4)2SO4-Gemischs soll nach Austausch der Kationen gegen H+ Ionen alkalimetrisch bestimmt werden. 1.Überführung des Ionentauschers in die H+-Form: Durchführung: Ionentauscher wird mit ca. 100ml 1M Salzsäure durchgespült. Anschließend werden die verbliebenen Säurereste mit destilliertem Wasser aus dem Ionentauscher gespült bis der pHWert des austretenden Wassers wieder einen pH-Wert größer als fünf angenommen hat. Deutung: Bei Ionentauschern handelt es sich um Harze, die an ihrer meist groß gehaltenen Reaktionsoberfläche funktionelle Gruppen besitzen, durch die sie je nach Aufbau in der Lage sind entweder Kationen oder Anionen auszutauschen. Das bedeutet, dass er die eigenen Ionen an einen anderen Stoff abgibt und dafür dessen Ionen aufnimmt. Sie haben dabei Affinitäten zu bestimmten Ionen, welche sie bevorzugt aufnehmen. Dieser Vorgang ist jedoch reversibel, so dass nach dem Prinzip von Le Chatelier auch wieder weniger bevorzugte Ionen aufgenommen werden könne, sobald sie in ausreichend hoher Konzentration vorliegen. Bei dem von uns benutzten Ionentauscher handelt es sich um einen KationenTauscher, welcher durch sein polymeres, stationäres Anionen-Gerüst Kationen abgeben und aufnehmen kann. Durch das Spülen des Ionentauschers mit Salzsäure werden eventuell im Harz angelagerte unerwünschte Kationen durch H+-Teilchen ersetzt. Der Ionentauscher ist somit wieder in seiner Ursprungsform und kann für den Versuch verwendet werden. Damit die überschüssige Säure das Ergebnis nicht verfälscht, wird sie mit dem VE-Wasser aus dem Ionentauscher gespült. 2.Anwendung des Ionentauschers und Säure-Basen-Titration: Durchführung: Eine Probe von ca 0,25g Ammonium-Eisen(II)-sulfat/ Ammoniumsufat wird auf 0,001g genau eingewogen und in einem Becherglas mit VE-Wasser gelöst. Die Lösung wird quantitativ in den Ionentauscher überführt, welcher so lange mit VE- Wasser gespült wird, bis der pH-Wert der ablaufenden Lösung mindestens 5 beträgt. Danach wird die eluierte Lösung mit Phenolphtalein versetzt und dann mit ca.0,1M Natronlauge bis zum Umschlag titriert. Der gleiche Versuch wird mit zwei weiteren Proben erneut durchgeführt. Beobachtung und Deutung: Einwaage: Probe1 Probe2 Probe3 m Becherglas [g] 98,0831 98,0826 43,3512 m gesamt [g] 98,3336 98,3320 43,6018 m Inhalt [g] 0,2505 0,2494 0,2506 Das Stoffgemisch löst sich in Wasser in seine Ionen: H 2O ( NH 4 ) 2 Fe( SO4 ) 2 6H 2 O /( NH 4 ) 2 SO4 2 NH 4 Fe 2 2SO42 / 2 NH 4 SO42 Die in der Lösung dissoziiert vorliegenden Fe2+ und NH4+ werden beim Fließen durch den Ionentauscher gegen H+-Ionen ausgetauscht, da der Ionentauscher sie bevorzugt aufnimmt. Diese reagieren mit einigen Sulfatanionen zur zweiprotonigen Schwefelsäure. 2 H 3O SO42 H 2 SO4 2 H 2 O Bei der Titration mit NaOH reagiert jeweils ein Hydroxid-Ion mit einem Hydronium-Ion. Ist die Menge an Hydronium-Ionen aufgebraucht wirkt stattdessen Phenophtalein (HInd) als Säure. Es bildet sich Ind-, der den Farbumschlag von klar nach rosa hervorruft. An dem Punkt wo der Farbumschlag stattfindet, ist das Verhältnis von H3O+ und OH- -Ionen also gleich (Äquivalenzpunkt). Man kann daher von der eingesetzten Menge NaOH auf die verbrauchte Menge H2SO4 schließen. Probe1 Verbrauch NaOH [ml] 28,5 Probe2 Probe3 28,9 29,0 Titer NaOH=1,01 c NaOH 0,1 1,01 c mol mol 0,101 L L n n c V V Probe 1: n NaOH 0,101 mol 0,0285L 2,8785 10 3 mol L Da auf zwei Hydronium-Ionen immer ein Sulfat-Ion kommt, ist das Verhältnis der Stoffmengen 2:1. Daher gilt: 1 2 n NaOH 1 2 nOH 1 2 n H O n SO 1,4393 10 3 mol 3 4 g mol m n M m( SO4 ) 0,1383g M SO 96,06 4 Gew% m SO 4 m ges 100% 0,1383g 100% 55,19% 0,2505 g Probe 2: mol 0,0289 L 2,9189 10 3 mol L 1 2 nOH 1 2 n H O n SO 1,4595 10 3 mol n NaOH 0,101 1 2 n NaOH 3 4 g 4 mol m n M m( SO4 ) 0,1402 g M SO 96,06 Gew% m SO 4 m ges 100% 0,1402 g 100% 56,21% 0,2494 g Probe 3: mol 0,0290 L 2,9290 10 3 mol L 1 2 nOH 1 2 n H O n SO 1,4645 10 3 mol n NaOH 0,101 1 2 n NaOH 3 4 g 4 mol m n M m( SO4 ) 0,1407 g M SO 96,06 Gew% m SO 4 m ges 100% 0,1407 g 100% 56,14% 0,2506 g Der Gewichtsanteil an Sulfat liegt laut unseren Berechnungen bei etwa 56%. Eventuelle Abweichungen könnten entstanden sein durch: o Ungenaues Messen und Wiegen o Rundungsungenauigkeiten o o Übertitration Stoffmengenverlust beim Umfüllen Andere Möglichkeiten zur Durchführung der quantitativen Umwandlungen: 1. KBr in KOH Klassisch durch Zugabe von AgOH: KBr + AgOH AgBr↓ + KOH Anionentauscher : R-OH + KBr KOH + R-Br 2. KOH in KBr Klassisch durch Zugabe von Bromsäure (Neutralisation): KOH + HBr KBr + H2O Anionentauscher : KOH + R-Br KBr + R-OH 3. NH4NO3 in HNO3 Klassisch mit Schwefelsäure: NH4NO3 + H2SO4 HNO3 ↑+ NH4HSO4 Kationentauscher: R-H + NH4NO3 R-NH4 + HNO3 4. HNO3 in NH4NO3 Klassisch durch Zugabe von NH4OH: HNO3 + NH4OH NH4NO3 + H2O Kationentauscher : HNO3 + R-NH4 NH4NO3 + R-H 5. (NH3OH)HSO4 in (NH3OH)Cl Klassisch durch Zugabe von Bariumchlorid: (NH3OH)HSO4 + BaCl2 BaSO4 + HCl + (NH3OH)Cl Anionentauscher : HSO4- gegen Cl6. (NH3OH)Cl in (NH3OH)HSO4 Klassisch durch Zugabe von Schwefelsäure: (NH3OH)Cl+H2SO4 (NH3OH)HSO4 +HCl ↑ Anionenaustauscher : Cl- gegen HSO4-