1. Basale Begriffe 1.1 Charakterisieren Sie die Begriffe - Erziehung Erziehungsbereiche: Familie, Schule, Vereine, Einrichtungen, Gruppen, Medien Ziele, Normen und Werte in der Erziehung Definition (Brezinka): „Erziehung nennen wir jene sozialen Handlungen, durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Komponenten zu erhalten.“ Erziehung als zweckrational-technologisches Handeln Exemplifizieren der Merkmale: 1. Erziehende sind Menschen (nicht Sachen, Landschaften, ... ) 2. Sie versuchen ..., d.h. Erzieherische Handlungen können eben auch misslingen, denn die Leistung des Lernens kann nur der Lernende selbst vollbringen, erzieherische Handlungen können nur dazu beitragen. 3. Soziale Handlungen setzten ein zielgerichtetes, zweckbestimmtes Verhalten voraus, dessen man sich subjektiv bewusst ist, wobei sozial meint, dass diese Handlungen auf andere bezogen sind. 4. Mit psychischer Disposition sind nicht flüchtiges Erleben und Verhalten gemeint, sondern relativ dauerhafte Bereitschaften zum Erleben und Verhalten (Kenntnisse, Haltungen, Einstellungen, ... ) 5. Verbessern oder erhalten meint, dass einem vorgestellten Soll-Zustand vom erzieherisch Handelnden Wert zugeschrieben wird Kritik: - Hoher Allgemeinheitsgrad und hohe Generalisierungsstufe - der zu Erziehende ist nicht aktiv am Erziehungsprozess beteiligt Vorlesung Gudjons(1/48): Im normativen Kontext: Erzieher versuchen mit sozialen Handlungen psychische Dimensionen zu verbessern/erhalten/beseitigen Brezinka (1/52): Wörterbuch: - Handlungen von Eltern, Lehrern, Ausbildern, Erziehern Pädagogen u. a. - zielorientiert funktional - zielorientiert: Bewusste Absicht durch Einsatz von Erziehungsmitteln und Erziehungsmaßnahmen Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen, Wertorientierungen, Handlungswillen, Handlungsfähigkeit (= individuelle Mündigkeit der Kinder und Jugendlichen, Kompetenz zur Teilnahme an der Gesellschaft) dauerhaft zu verbessern. - funktional: Veränderung im Verhalten durch Sozialisation auf Grund alltäglicher Erfahrungen ( nicht erzieherische Maßnahmen) Unbewusst aufgebaute Reiz-Reaktionsmuster aus Identifikation mit für das eigene Wohl wichtigen Modellprozessen, Rollenübernahme, Verstärkungen - Versuch im Kontext der Sozialisationsgeschichte eines Individuums ausgewählte Elemente in dessen Verhalten zu ändern ABER: Kinder haben Verstandeskräfte und unverwechselbare Identität sie setzen sich mit intentionaler Erziehung auseinander (keine bloße Reaktion) - Erziehung kann angewendet, modifiziert oder verworfen werden: Erziehungswirkung lässt sich nur unter Beobachtung der Subjekthaftigkeit der zu Erziehenden angemessen verstehen Erziehung ist also umso erfolgreicher, wenn sie auf tatsächlich vorhandenen Kompetenzen – Bedürfnissen – Motiven – Erfahrungender Kinder aufbaut. - - wertvolle Ziele, die die Erziehungshandlung leiten sollten lassen sich nur erschließen aus dem Zusammenspiel von: a) Werte/Normen von Erzieher und Kultur b) Pädagogischer Takt der Erzieher im Umgang mit zu Erziehendem c) Persönliche Anerkennung der Angebote durch Erziehenden Arnold, S. 60 (Buch 2) Interventionistischer Erziehungsbegriff: Durch den Einsatz geeigneter Erziehungsmittel (z. B. Belohnung, Bestrafung) kann gewünschtes Verhalten prinzipiell erzeugt werden (Erzieher als Bildhauer) Reformpädagogischer Erziehungsbegriff: Kritisiert die Vorstellung von Machbarkeit (Interventionistischer Erziehungsbegriff) Es gibt keine Erziehungstechnologie, nur „Ermöglichung“ (Facilitatin) Erziehung ist nur durch ein Arrangement von Erfahrungsmöglichkeiten erreichbar, kann aber nicht durch gezielt zweckrationale Einwirkung erreicht werden (Bild vom Gärtner, der nicht machen kann, dass seine Pflanzen wachsen, aber ihre Entwicklung in fördernder Absicht beeinflussen kann.) Beiden Bildern – Gärtner und Bildhauer wird die Möglichkeit einer positiven Einflussnahme zugesprochen! Der antipädagogische Erziehungsbegriff: Negation der Erziehungsbedürftigkeit von Kindern, Erziehung gilt sogar als kinderfeindlich. Laissez-faire, Nichterziehung --------------------------- Für eine konstruktive erziehungswissenschaftliche Debatte sind weder überzogene interventionistische noch antipädagogische Argumente geeignet. Vielmehr sind die Rahmenbedingungen und hilfreiche Feedbacks wichtig. Wesentlich ist, dass deren innere Logik nicht dem widerspricht, was als Erziehungsstil gelebt werden soll. Ein demokratischer bzw. sozial-integrativer Erziehungsstil wirkt nachhaltiger, weil das erzieherisch erwünschte Verhalten und die bevorzugten Umgangsformen für alle Beteiligten sichtbar, erlebbar und glaubwürdig vorgelebt werden. Aspekte des Erziehungsprozesses: - Erziehung geschieht durch Personen - Erziehung steht im Spannungsverhältnis Führen versus Wachsenlassen - Erziehung verfolgt Erziehungsziele, die zumeist gesellschaftlich vorgegeben sind - Erziehung geschieht im zwischenmenschlichen Kontakt zwischen Eltern und Zöglingen Erziehung setzt die Aktivität und Offenheit des Zöglings voraus Erziehung erfolgt oft in Institutionen Es gibt keine Erziehungstechnologie Krüger, S. 53 (Buch 6) 1. Die Unsicherheit mit der Erziehung: - Begriff Erziehung und der mit ihm gemeinte Sachverhalt gelten oft als umstritten, da jeder Erziehung genossen hat uns somit auch seine eigenen Emotionen dazu hat - Erziehung gilt als Selbstverständlichkeit und unumgänglich - Viele Hoffnungen und Erwartungen sind auf sie gerichtet, was Eltern auch oft verunsichert - Vor dem Hintergrund des kulturellen Wandels, in welchem sich sozikulturelle und moralische Milieus aufläsen, wirkt der Verlust von Normen und Orientierungen in Erziehungsverhältnissen besonders drastisch - Erziehung und soziale Spannung Einerseits Ablehnung der sozialen Unterstützung (Kinder haben keine Lobby – schon gar nicht im Steuerrecht), anderseits die Forderung, Erziehung möge Defizite des sozialen Miteinanders beseitigen oder kulturelle Verkehrsformen habituell verankern nur marktwirtschaftliches Denken! - paradoxe Situation: Auf der einen Seite ein wachsendes Interesse an Erziehung Andererseits verliert der Erziehungsbegriff selbst seine Konturen (Antipädagogik, die ungeniert pädagogische Grundbegriffe – wie den des Unterstützens – gegen die Erziehung ins Feld führt) - Eigentümlicherweise treten jedoch die für Begriff und Sache der Erziehung charakteristischen Spannungen am deutlichsten in der mit ihr befassten Disziplin und den durch sie akademisch ausgebildeten Professionen auf: Reformpädagogik: „gemeinsame Idee“, „das eigentliche Geheimnis und den Sinn des erzieherischen Willens“(Nohl, 1949) Heute: „revisionsbedürftig“, oder ganz zu verwerfen - Erziehungswissenschaft befasst sich eher mit Pathologien des Erziehens oder richtet ihre Aufmerksamkeit auf die pädagogischen Institutionen Professionelle Orientierungen beruhen inzwischen auf psychologischen Konzeptionen: psychiatrische od. medizinische Vorstellungen (Medikamente) - Fehlen eines Grundverständnisses der Erziehungswissenschaft - Fehlen einer zureichenden Tatbestandgesinnung (nach Siegfried Bernfeld) Theorien beschränken sich meist auf anthropologische Erwägungen, die das „Wesen“ der Erziehung festhalten wollen (oftmals Privatmeinungen ohne sachlich gerechtfertigte Maßstäbe) - Versuche in den 70er, dies zu ändern: Wolfgan Brezinka versuchte formal „Handlungen“ zu definieren, „die durch die Menschen versuchen, die Persönlichkeit in irgendeiner Weise zu fördern“ Es gelang ihm weder die Operationalisierung des Erziehungsbegriffs, noch näherte er sich der Erfahrung von Erziehung als einem interaktivem Geschehen Theorie des Symbolischen Interaktionismus (Klaus Mollenhauer) - sie sehen sich dem Anspruch der Mündigkeit des Subjekts verpflichtet: Erziehung müsse als Emanzipation begriffen werden, daher stets im Kontext von sozialen und politischen Bedingungen beachtet werden. - Aber „vergessene Zusammenhänge“: Tradition des Denkens über Erziehung wurde beiseite geschoben Eigentümlichkeiten des erziehungswissenschaftlichen Umgangs mit der Erziehung: Kaum inhaltiche Auseinandersetzung mit den beiden oben genannten Ansätzen Teilweise wurde „das Ende der Erziehung“ proklamiert neue Chance für Schule und Familie, da so die durch die „pädagogisierung de Gesellschaft“ vorangetriebene Infantilisierung von Kindern und Erwachsenen aufgehalten werde. 2. Schwierigkeiten bei der Annäherung an Erziehung Die Hemmungen der Erziehung bei der Auseinandersetzung mit ihrem eigentlichen Gegenstand gründen freilich in der Sache selbst. Aber verstärkt durch die Ambitionen, die nach einfachen Theorien suchen, die der Komplexität dieses Sachverhalts nicht gerecht werden. Hindernisse: - Unsichtbarkeit der Erziehung Kein einfaches, anschaulich aufzeigbares Objekt Beobachtung und Verständnis von Erziehung hängen von der Bereitschaft ab, diese überhaupt als solche wahrzunehmen. - Diskrepanz zwischen alltäglichem Gebrauch des Konzepts und dem professionellen (es ist überhaupt nicht ausgemacht, dass Eltern und Wissenschaftler von der gleichen Sache reden) - Die Perspektivität von Erziehungsvorstellungen verzerrt die Wahrnehmung von Erziehung Aus der Distanz groß, im Vorgang wird sie so klein, dass sie im Alltag oft nicht mehr gesehen wird - Ziehharmonikaeffekt im Erziehungsbegriff Kompliziert verflochtener Zusammenhang von Strukturen und Handlungen, die in einem Sinnzusammenhang fokussiert werden - Flüchtigkeit der Erziehung Komplexe Mischung von Begebenheiten bleiben nur in Erinnerungsspuren erhalten Versuch, der Nichtfeststellbarkeit von Erziehung zu umgehen, indem man ihre Impulse und Absichten benennt. - Überschuss an Bestimmungsmerkmalen in der Theorie, so dass die Realität oft hinter diesem Ideal zurückbleibt. - Doppelte Historizität: Begrifflichkeit der Erziehung unterliegt historischen Wandlungen Dies legt die Vermutung nahe, dass es unmöglich ist, gehaltvolle Theorien zu erstellen. Dies wäre ein vorschneller Schluss: Es gibt eine beobachtbare Kommunikation, die um den Begriff der Erziehung organisiert wird und ein semantisches Feld konstituiert, das möglicherweise einen festen Zusammenhang aufweist. 3. Das Problem, das die Erfindung von Erziehung löst - Der Begriff Erziehung muss sich damit begnügen, eine Leistung der menschlichen Gattung zu sein (Rückgriff auf Anthropologie oder Evolution hilft wenig zum Verständnis, da Erziehung sich nicht aus dem Zusammenhang humaner Selbstreflexion lösen lässt) - Erziehung versucht, die durch die menschliche Gattung spezifische Problemstruktur als sinnhaft zu begreifen und zu lösen.(angewiesen auf Problemstruktur und Rekonstruktion der „Semantiken“ Erziehung ist also ein soziale Formation, die sich nicht von den Rationalisierungs- und Differenzierungsprozessen neuzeitlicher Gesellschaften lösen lässt. Geburtsproblem: Erziehung stellt sich zunächst als Vermittlung des nichtgenetischen Erbes durch die ältere Generation an die jüngere dar (Otto Willmann) Die kulturellen Voraussetzungen bleiben also nicht konstant, sondern werden mit zunehmender Geschwindigkeit vererbt. - - - - Die Differenz zwischen sozialen Anforderungen und Individuen wird immer größer (und die Dauer der Ausbildung verlängert sich) Man wird in eine geschichtlich, gesellschaftlich determinierte Welt hineingeboren, die sich nicht unmittelbar selbst expliziert. Menschen entwickeln sich in ihr nach eigenem Bauplan und in Interaktion mit ihren Lebensbedingungen Erziehung als „die Summe aller Reaktionen einer Gesellschaft auf die Entwicklungstatsache“ Erziehung stellt der Aneignungstätigkeit der jungen Generation gleichsam jene Grammatik der Lebenswelt zur Verfügung, die den andernfalls unverständlichen Tätigkeiten zugrunde liegt – wobei sie erlaubt, dass die jüngere Generation selbst schon neues, noch nicht Dagewesenes hervorbringt. Allerdings: Mit der Etablierung einer besonderen, allein auf die jüngere Generation gerichteten Aktivität hat die Menschheit ihre Unschuld in Sachen Erziehung verloren und setzt diese unvermeidlich voraus. Frage nach Erziehung ist also nur noch Fakten- und keine Rechtfertigungsfrage mehr. - Erziehungsschwierigkeit Definition nach Havers: Unter einer Erziehungsschwierigkeit versteht man die Regelübertretung eines Schülers oder einer Schülerin, die von einer Lehrkraft wahrgenommen und als störend oder unangemessen beurteilt wird. 1. Regelverstoß: gegen schulische Normen (Schuleschwänzen, ordentliche Heftführung) 2. Regelverstoß wird von Lehrer bemerkt Erziehungsschwierigkeit 3. Regelstoß wird nicht ignoriert, sondern als störend oder unangemessen beurteilt (unterschiedliche Toleranzschwellen der Lehrer) Unterrichts- und Disziplinschwierigkeiten (Dazwischenrufen, Provokation) sind Erziehungsschwierigkeiten - Bildung Definition nach Klafki: (zwei Hauptfassungen) 1. Die materiale Bildung fragt vor allem nach dem Wissen (Material), das der Lernende gleich einem Lexikon enzyklopädisch anhäuft. Bei der Auswahl von Bildungsinhalten geht es darum, welches Wissen für die Schüler und ihr Leben objektiv wichtig und wertvoll ist. 2. Die formale Bildung geht zunächst vom Subjekt aus: Welche Bedürfnisse hat der Schüler, welches Werkzeug des Lernens und Denkens muss man ihm mitgeben? Im Vordergrund steht weniger das Wissen als vielmehr die Kräfteschulung, die Vermittlung von funktionalen Methoden, wie man sich z.B. informiert, sich etwas aneignet etc. 3. Bei der kategorialen Bildung wird die materiale mit der formalen Bildung verknüpft. Exemplifizieren der Merkmale: Materiale Bildung: Geschichtliche Daten aus dem 2. Weltkrieg Lesen, Schreiben, Rechnen Formale Bildung: Wegen des immer rasanteren Wandels im Bereich des Wissens darf der Mensch nicht nur mit Wissen ausgestattet werden, sondern ist darin auszubilden, sich Wissen selbst anzueignen und wie man es mit Anderen kommunikativ teilen und bearbeiten kann. Trotzdem muss ein gewisses Maß an materieller Bildung vorhanden sein. Bsp. Infossammlung für komplexe Themen ;Internet; Bib; ... Wichtig: Unterschied Wissen und Bildung Wörterbuch: - Verwendung des Begriffs seit Mitte des 18. Jhds - Bildung wird zur Selbstbildung des Individualität in der Auseinandersetzung des Menschen mit den Erscheinungsformen seiner Kultur - Angebot von außen und Bereitschaft von innen zum Dialog - Je umfassender, gründlicher und lebendiger die geistigen, seelischen und körperlichen Kräfte entwickelt sind, umso günstiger die Voraussetzungen für Bildung - Schule, Training, Konditionierung, Qualifikation, Drill keine hinreichenden Voraussetzung für selbstständige und –verantwortliche Entfaltung der Humanität im einzelnen Subjekt ABER können durchaus dienlich sein, da die Verfügbarkeit von Fertigkeiten Techniken etc. die eigentlichen Bildungsprozesse entlasten - .... Didaktisches Wörterbuch: - Inhalt des Begriffs nicht einheitlich bestimmt, sondern wird geprägt von dem zugrundeliegenden Verständnis von Erziehung, der entsprechenden Bildungstheorie und dem postulierten Menschenbild Kron (122-126) Bildung als Leitbegriff der Didaktik (neben Lernen und Interaktion) 1.)Die Theorie der kategorialen Bildung und ihre didaktische Relevanz: W. Klafki - bildungstheoretische Bestimmung didaktischen Handelns entspringt einer Paradoxie (auch von Herbart beschrieben): - Kulturelle Vermittlungsprozesse müssen stets zielgerichtet und begründet sein bildsamkeit (nach Herbart) ist aber andererseits, dass in Interesse und Gedankenkreis der Lernenden selbst eine individuelle Lebendigkeit entgegentritt, die sich den Arrangements nicht immer unterwirft, sondern diese auch durchbricht. - In der Tradition der bildungstheoretischen Diskussion wird der Prozess der Bildsamkeit mit dem Begriff Bildung belegt. Klafki greift bei seiner Theorie der kategorialen Bildung ausdrücklich auf diese Bildungstradition zurück bildungstheoretische Diskussion führte zur Einsicht, dass der Mensch in einem lebendigen Verhältnis zur kulturellen Welt steht und diese sinnverstehend auslegt (Mensch hat zentrale Rolle, ist produktive Stelle durch Verarbeitung der Symbole in der Welt und deren anschließenden kulturellen Veräußerung) 2 wichtige Momente: materialer (kulturelle Inhalte) und formaler (innere Kräfte) im (Bildungs-)Prozess - - - - - - in der klassischen Bildungsdiskussion wurde dieser Zusammenhang immer wieder gesprengt: zeigt sich vor allem bei Bestimmung von Bildungsauftrag und Lehrplaninhalt Was ist der primäre Zweck der Schule? Innere Kräfte (formaler Aspekt) ausbilden oder Kulturgut weitergeben (materialer Aspekt)? Diskussion führte zu einer Zweiteilung der beiden Aspekte und damit zu einer Ideologisierung Klafki und Schulen fordern die Stofffülle (materialer Aspekt) zu reduzieren und Bildung durch „exemplarisches“ Lehren und Lernen zu begrenzen. Klafki: Beides zum ganzheitlichen Lernen fördern (KATEGORIALE BILDUNG)! Verweisungszusammenhang zwischen beiden. Kategoriale Bildung meint: durch Erkenntnis geprüfte Aussagen machen (beide Aspekte) Nach Klafki: Dieser Konkretisierungszusammenhang der Bildung im Individuum äußernt sich stets in den vielfältigsten Formen des Handelns, der Interaktion des Gestaltens und der sprachlichen Darstellung. So erwächst Verantwortungsbewusstsein in den vielfältigsten Bereichen. Elementare Bildungsinhalte besitzen Zusammenhang im Kosmos: Das elementare kommt zur Darstellung in 7 Grundformen: 1. das Fundamentale (Intention aller menschlichen Kultur; hier bestimmt sich das Elementare; gehört auf den Lehrplan) 2. das Exemplarische (repräsentiert das Elementare als allgemeine Erkenntnis am Beispiel) 3. das Typische (im Unterschied zum Exemplarischen die Versammlung von Einzeldaten zu einem Allgemeinen; alle gotischen Kirchen) 4. das Klassische (taucht in literarisch-kulturkundlichen, lebenskundlichphilosophischen Kulturbereichen auf; latente Wertstrukturen der Gesellschaft werden erlebbar, individuelle Verantwortung kann erwachsen) 5. das Repräsentative (verdichtet die Vielfalt einer Epoche z. B. an einer Person) 6. die einfachen Zweckformen (Grundformen des pädagogisch-elementarischen, z. B. Schreiben) 7. die einfachen ästhetischen Formen (Grunderfahrungen in musischen und ästhetischen Bildungsprozessen) - Allgemeinbildung für alle die gleiche Bildung/ Bildung für die Allgemeinheit Definition Allgemeinbildung (Humboldt) Ziel Möglichst umfassende Ausstattung mit Bildungsgütern, um den Adressaten zu befähigen, an der Kultur kompetent teilzunehmen und seine Persönlichkeit zu entwickeln. Kompetenzen vermitteln, dass jede Einseitigkeit vermieden wird, Zielgruppe alle Menschen Inhalte Kulturtechniken, kulturelles, politisches und gesellschaftliches Orientierungswissen durch Bildung von Individualität eine Kultivierung der Gesellschaft erreichen, die Beherrschung des allen Menschen notwendigen Gemeinsamen erreichen, nicht durch Vermischung mit speziellen beruflichen, partikularen Ansprüchen belastet sein. Damit sollte Allgemeinbildung gelöst von der Funktion der Universitätsvorbereitung sein. Sie sollte außerdem allen Menschen unabhängig von Stand, Geschlecht und Funktion zustehen. - - Bildung für alle (als demokratisches Bürgerrecht und Bedingungen der Selbstbestimmung jedes einzelnen Menschen) Bildung in Medium des Allgemeinen (Aneignung der die Menschen gemeinsam angehenden Frage- und Problemstellung der Gegenwart und Zukunft) Bildung in allen Grunddimensionen menschlicher Fähigkeiten (kognitiv, handwerklich-technisch, sozial, ästhetisch, ethisch/politische Entscheidungsund Handlungsfähigkeit) Siehe auch Wörterbuch Schulpädagogik S. 16 Wörterbuch: Allgemeinbildung Berufsbildung Begriff hat seine Wurzeln im Neuhumanismus, nach (Anfang 19. Jhd.) W. v. Humboldt: Allgemeinbildung soll jeden Menschen in die Lage versetzen: - seine eigene Identität hervorzubringen - fähig zur Selbstbestimmung zu sein - zu humanen Verhältnissen auf Grundlage von Vernunft und Sittlichkeit beizutragen Scharfe Betonung des Gegensatzes von Allgemeinbildung und Berufsbildung sollte frühe Vereinseitigung bannen Allgemeinbildung als Fundament, das (auch bei Wechsel des Berufs oder der Berufsstrukturen) die Identität des einzelnen Menschen trägt Kerschensteiner: Berufsschule ist das Tor zur Allgemeinbildung Heute: Strenge Trennung zwischen Allgemein- und Berufsbildung wird in Frage gestellt. (Sekundarstufe I Grundbildung) In Sekundarstufe II sollen unmittelbar berufsvorbereitenden und studieneröffnende Bildungsgänge integriert werden (Wissenschafts-, Umwelt-, Gesellschafts- und Politabhängigkeit aller Lebens- und Arbeitsformen) Klafki: „Bildung für alle“ - Fähigkeit zur Mitbestimmung sowie Solidarität durch - Durch Orientierung an epochaltyp. Schlüsselproblemen (gegenwärtig und zukünftig) legt man „Inhaltskanon an Bildung“ fest, der diese Fähigkeiten schaffen soll. Arnold: In der deutschen Bildungstheorie und in der bildungspolitischen Realität stehen Allgemein- und Berufsbildung eher in einem Missverhältnis zueinaner. Allgemeinbildung: Nach der Aufklärung gelang es dem Bürgertum zwar, dem demokratischemanzipatorischen Gedanken der Allgemeinbildung als einer Bildung für die Allgemeinheit (für alle die gleiche Bildung) zum Durchbruch zu verhelfen aber dies führte zu einer Abwertung der Berufsbildung – zunächst gesellschaftlich, dann ach gesellschaftspolitisch. Vorrangthese von Wilhelm von Humboldt: Erst allgemeine Bildung für alle, dann erst Spezialisierung. Aus der Vorrangthese entwickelten vor allem die Epigonen Humboldts eine Ausschlussthese in der sie berufliche Bildung als eine „Erziehung zur Bestialität“. Sie setzten ausschließlich auf Vermittlung der klassischen Bildungsgüter. HEUTE: Früher fragte man nur nach den zu vermittelnden Lerninhalten (WAS). Seit den späten 1980ern setzt man auf neue Lehr-Lern-Formen in der Berufsbildung (Lernende müssen aktiv und selbstgesteuert handeln, Probleme und Aufgaben lösen, um Schlüsselqualifikationen zu erlangen.). Diese vermehrte Frage nach dem WIE und nicht nach dem WAS lässt auf von eine Aufweichung des angenommenen Gegensatzes von Allgemein- und Berufsbildung schließen. - Schlüsselqualifikation Definition (Mertens): Schlüsselqualifikationen haben weniger Bezug zu bestimmten eng umgrenzten Tätigkeiten, als vielmehr die Eignung für unterschiedliche Funktionen und Handlungen sowie für die selbständige Bewältigung geänderter/ neuer Anforderungen. Basisqualifikationen Horizontalqualifikationen Breitenelemente Vintage-Faktoren Ebenen der Schlüsselqualifiaktionen: allgemeine Qualifikationen Fachliche Qualifikationen Methodische Qualifikationen Soziale Kompetenzen Emotionale/ personale Qualifikationen Ausbildung von Handlungskompetenzen und Problemlösefähigkeit Selbständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren der Aufgabenbewältigung Lernkultur: Methoden und Lernarrangements, die aktivieren und zu selbstgesteuertem und handlungsorientiertem Lernen anleiten Wörterbuch: - Alle Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen, die a) der Erweiterung bestehender Qualifikationen b) für die Bewältigung einer Vielzahl von Aufgabenstellungen grundlegend sind c) zum aktiven und kritisch-konstruktiven Umgang mit neuen, Techniken, Arbeitsmitteln sowie Organisationsformen der Arbeit befähigen. - arbeitsplatz- und fächerübergreifende Funktion (Bezeichnung auch als extrafunktionale oder Basisqualifikationen) ihre Entwicklung ist an die Bewältigung konkreter beruflicher oder schulischer Anforderungen gebunden nur erfahrbar durch tatsächliche Aufgabenstellungen Beispiele für Schlüsselqualifikationen: abstrahierendes und logisches Denken, Planen, Disponieren, Kontrollieren, Informieren, systematische Fehlersuche, kooperatives Handeln, Selbstständigkeit Jürgens: Fasholz: „erwerbbare, allgemeine Fähigkeiten, Einstellungen und Strategien, die bei der Lösung von Problemen und beim Erwerb neuer Kompetenzen in möglichst vielen Inhaltsbereichen von Nutzen sind.“ teilweise als „Meta-Kompetenzen“ zu verstehen bei individueller Verfügbarkeit kann das Individuum weitere Kompetenzen erschließen SIEHE HIER JÜRGENS S. 8 Schlüsselkompetenzen sind Partialkompetenzen und kategoriale Kompetenzen (kategoriale Kompetenz: zielleitend für Lern- und Handlungskompetenz) Es gibt Überschneidungen und beziehungsweise Abhängigkeiten „ganzheitliche Lernkompetenzen“ (Metakompetenzen) S. 9ff (Integrationsmodell) - Sach- bzw. Fachkompetenz - Methodenkompetenz - Selbst- bzw. Persönlichkeitskompetenz - Sozial- und emotionale Kompetenz Veränderte Anforderungen an die Gestaltung der Lehr- und Unterrichtsarrangements Erweiterung des Lernbegriffs Arnold, S. 6 - Norm hinter Zielen liegende Überzeugungen/ Soll-Vorstellungen Entwicklung von Normen über längeren Zeitraum Gültig für größeren Kulturkreis z.B. Menschenrechte, 10 Gebote generelle Aufforderung für alle Menschen eines Typs pragmatische Form von Werten - - Jede Handlungsvorschrift, der erzieherisches oder unterrichtendes Denken und Tun folgen sollte Stammen oft aus weltanschaulichen Lehrmeinungen (Christentum...) Verstehen sich als Prinzipien, deren Beachtung durch den Pädagogen dazu beitragen kann, dass der heranwachsende Mensch sein Denken, Wollen und Handeln best. Sollensanforderungen aus eigenem Entschluss unterstellt. ------------------------------------ - es gibt Beurteilungsnormen die den Grad der Leistung bestimmen Normen werden gesetzt von – sich selbst der Gesellschaft ------------------------------------------------------ hinter Zielen liegende Überzeugungen/Soll-Vorstellungen über längere Zeitabschnitte hinweg entwickelt gelten für größeren Kulturkreis (Menschenrechte, 10 Gebote,...) Aufforderungen, die nicht nur üfr einee einmalige Situation, sondern für alle Personen eines bestimmten Typus (Lehrer) gelten Pragmatische Form von Werten - Handlung wenn Entscheidung zwischen Handlungsalternativen oder ein flexibles Handlungskonzept vorliegt (Innensteuerung) bewusst, absichtlich, Einsatz zur Zielerreichung, abwägen, erkennen, entwickeln Wörterbuch 3: - menschliche Tätigkeit, bei der als wesentliche Momente das Subjekt und Objekt der Handlung, der Vollzug und die Intention unterschieden werden. - Handlungstheorie als phil. Forschungsrichtung versucht Voraussetzungen von Handlungen zu klären. - Die Handlungstheorie kann so Pädagogik als handlungsorientierte und – orientierende Wissenschaft über die Bedingungen pädagogischen Handelns aufklären (Erziehungshandlung) Wörterbuch 4: - Handlung muss im Zusammenhang mit dem Wollen betrachtet werden - Über den Entschluss zur Handlung gibt es viele Theorien: a) nach N. Ach führen „determinierende Tendenzen“, die vom Willensakt ausgehen die Handlung herbei b) K. Lewin wies darauf hin, dass beim Entschluss ähnlich wie bei sich regenden Bedürfnissen Spannungen entstehen c) W. Keller betont, dass der Entschluss „selber Bewegungsspannung und Bewegungsansatz“ enthält, da er die „praktische Vornahme eines Zieles“ ist. Anders als bei Trieb-, Instinkt- oder Affekthandlungen - Es führt zu Verunsicherung der Handlung, wenn versucht wird, ihren Ablauf im einzelnen bewusst zu vollziehen. – Das Wollen ist meist direkt auf das (Teil-)Ziel gerichtet. - Beim Erlernen oder weiterbilden von Handlungsformen haben emotional betonte Erlebnisse des Erfolgs, der Erfolgsgefährdung und des Misserfolgs dirigierende Bedeutung - So werden Handlungshilfen erworben, die situationsangepasste Zielentwicklung gewährleisten – und gewinnen mit der Zeit Ablaufsicherheit - Routinierte Handlungen sind Fertigkeiten - unerledigte Handlung - Entspannungsbedürfnis - Verhalten gewohnheitsmäßiges Tun motiviert, zielgerichtet situationsgebunden starr häufig Minimum an bewusster Kontrolle bei Außensteuerung (durch Konsequenzen) Wörterbuch 4: - bezeichnet die durch innere oder äußere Bedingungen veranlasste Veränderung eines Organismus durch sich selbst - Reaktionen, Bewegungen, Aktivitäten oder Handlungen, die entweder in ihrer Abfolge oder in ihrem Ergebnis beobachtbar oder beschreibbar sind. - Offenes (Bewegungen, Handlungen, sprachlich) – verdecktes Verhalten (psychologisch, neurophysiologisch, kognitiv, emotional) - Verschiedene Verhaltensklassen: motorisch, kognitiv, emotional/affektiv, soziales u.a. - Verhaltensgewohnheiten (regelmäßig, Verknüpfung von Situationen und Reaktionen) – Verhaltensmuster (komplex Handelns- oder Verhaltensabläufe) Wörterbuch: - Summe der inneren und äußeren Aktivitäten eines Individuums in der Auseinandersetzung mit seinen materiellen und sozialen Lebensbedingungen - 2 Formen: beobachtbares Verhalten durch Introspektion feststellbares Verhalten Sprechen, Nervosität Angst, Hungergefühl, Begierden... Bewegung, Weinen... - Voraussetzungen für Verhalten: - Eigenaktivität es Organismus - Spontaneität des Menschen - Motive für Verhalten lassen sich lediglich vermuten und sind höchst unterschiedlich. Kron: Nach Skinner: - Behavioristische Forschung zielt auf die kontrollierte Erfassung tatsächlich beobachtbaren Verhaltens ab. - Unter Verhalten seien alle symbolischen und motorischen Äußerungen von Menschen zu verstehen, insofern sie beobachtbar sind. - Verhalten kann unter Einsatz von wissenschaftlichen Methoden gesteuert werden. StimulusReaktion mit Verstärkung (operantes Konditionieren) - spontane Äußerungen von Organismen werden durch ein modifiziertes Verhaltensmodell nach dem selben Schema erklärt - Im Verhaltensmodell wird eine Umwelt angenommen, die verhaltenssteuernd wirkt. Dies erfolgt in organisierten Lehr- und Lernprozessen durch den Lernenden sowie durch die von ihnen angewendeten Apperate, Organisationsformen und Methoden (Lernprogramme, Sprachlabor, Test) - Ziel behavioristisch orientierter Lehr- und Lernprozesse ist es, verwertbares Wissen und Können bei Lernenden hervorzubringen. - Lernen Definition (Zimbardo): Prozess, der zu relativ stabilen Veränderungen im Verhalten oder im Verhaltenspotential führt und auf Erfahrung aufbaut. Lernen ist nicht direkt zu beobachten. Es muss aus den Veränderungen des beobachteten Verhaltens geschlossen werden. Definition nach Skowronek: Lernen ist der Prozess, durch den Verhalten aufgrund von Interaktionen mit der Umwelt oder Reaktionen auf eine Situation relativ dauerhaft entsteht oder verändert wird. Abgrenzung Lernprozesse und Reifungsprozesse Lernen als Teilmoment am Erziehungsvorgang Wörterbuch: E. R. Hilgard, G. H. Bower - Lernen ist eine Veränderung im Erleben und Verhalten eines Individuums, die durch wiederholte Erfahrungen in der Interaktion mit der Umwelt zustande kommt. - Voraussetzung: Keine neurophysiologischen Reifungsvorgänge oder Zustände des Organismus (Erkrankung) - Lernvorgänge können nur durch Vergleich der Reaktionen des Lernenden auf Umweltsituationen erkannt werden Veränderung ist Indikator - Veränderung kann sein: Er-, Verlernen; An-, Fehlanpassung - Info in der Umwelt WahrnehmungVerarbeitungErfahrungLernen Bezug auf Kognition, Emotion und Verhalten in der Auseinandersetzung mit der Umwelt (z. B. Entstehung von Ängsten, Einstellungen, Fähigkeit zum Problemlösen - die unterschiedlichen Lerntheorien unterscheiden sich in der Beschreibung und Erklärung der Bedingungen und Faktoren, unter denen Veränderungen und Erfahrungen möglich werden - Leistung Rückmeldung über Leistungsfähigkeit gibt Auskunft über Entwicklung der eigenen Leistung im Vergleich zu anderen oder im Bezug auf eine Norm Bedingungen der Leistungsfähigkeit: innerschulische Lernbedingungen Subjektive Voraussetzungen Außerschulische Bedingungen Wörterbuch: - Grad, in der ein Individuum ein Problem oder eine Aufgabe erfolgreich bewältigt - Auch Grad der Aneignung von bestimmten Inhalten, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnissen Einstellungen - kommt als Ergebnis oder im Vollzug von Tätigkeiten und Handlungen zum Ausdruck (z. B. Lernen in der Schule, Produktion von Gütern) - es gibt Beurteilungsnormen die den Grad der Leistung bestimmen Normen werden gesetzt von – sich selbst der Gesellschaft - Leistungsbegriff: - gesellschaftliche Leistung pädagogische Leistung - gesellschaftliche Leistung: - individualistisches Leistungsprinzip mit inbegriffen - bestimmt die Konzeption und Funktion des Schul- und Berechtigungswesens, - da erbrachte Schulleistung die Voraussetzung für Berufslaufbahnen und bestimmte Position (gesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch) ist Emanzipation gegenüber Adel (19. Jhd.) Folgen heute: Selektion in der Schule Anerkennung des Leistungsprinzips kann Hinterfragung der Sozialisationseffekte und sozial- schichtspezifischen Auswirkungen bis in die 60er Jahre - - pädagogisches Leistungsprinzip: - Polit. Demokratisierung Neubestimmung der Leistung durch das pädagogische Leistungsprinzip (W. Klafki, H. v. Heutig) - da das Leben in einer freiheitl.- demokratischen Gesellschaft nur befördert werden könne, wenn das anerkannte Erziehungsziel der individuellen Mündigkeit nicht in Widerspruch zu den konzeptionellen Strukturen der Schule geraten Demokratische Leistungsschule - Demokratische Leistungsschule soll zur Selbst- und Mitbestimmung beitragen vorwiegend solidarisches und soziales Lernen nicht ergebnis-, sondern problemlöse- und prozessorientiertes Lernen Schüler als mitbestimmendes Objekt weg von objektiver Leistungsmessung zur förderorientierten Lerndiagnose Revision der bisher vorherrschenden Leistungsverhältnisse setzt die Bewusstmachung und Überwindung der Widersprüche zwischen den demokratischen Erziehungszielen und der tradierten Schulkonzeption voraus. - Verantwortung Das Einstehen müssen für eine Handlung. Negativbeispiel für Verantwortung ist unser Altbundeskanzler Helmut Kohl, der unter Berufung auf sein Ehrenwort Strafverfolgung verhindert. - Wert zugrundeliegende Werte: Erfurcht vor dem Leben, Wertung von gut/ schlecht, richtig/ falsch Akt des Bewertens Werte liegen den Normen zugrunde („Grundwerte“): Bewertung, die über die Annahme oder Ablehnung von Normen und Zielen entscheidet. Exemplifizieren der Merkmale: Erfurcht vor dem Leben, Wertung ob etwas gut oder schlecht ist. Beispiel (Ziel, Norm ,Wert): Ziel: Erziehung zur Friedfertigkeit Norm: Du sollst nicht töten Wert: Achtung vor dem Leben (Gudjons, 2003, S.191/192) Werte liegen Normen zu Grunde (Grundewerte wie Ehrfurcht vor dem Leben, Prinzipe Verantwortung) - Entscheidend dafür, was gut/schlecht ist, ist der Akt des Bewertens - Philosophisch- ethische Grundlagenreflexion - Werte in der Erziehung bleiben kontrovers - Einstellung Dient als hypothetisches Konstrukt zur Erklärung des menschlichen Verhaltens und beschreibt innere Zustände (Verhaltenstendenzen), die durch Erfahrungen mit der Mit- und Umwelt gewonnen werden und die Auswahl von Handlungsalternativen beeinflussen. Entscheidender Einfluss auch in der Schule (Lehrer – Schüler – Einstellungen). Umfasst nicht einzelne Handlungen, sondern Klassen individueller Handlungen: - Achtung vor der Individualität anderer - Verantwortung übernehmen - Kooperation - Pünktlichkeit ... Beispiel für eine (soziale) Einstellung ist die Achtung vor der Individualität anderer. Wörterbuch: - Verwendung dieses Begriffs in Soziologie, Pädagogik und Psychologie - Häufig: Haltung, grundlegendes Reaktionsmuster in best. Situationen, vergleichsweise stabile Meinungen - Mündigkeit Verbunden mit Bemühen nach Aufklärung Kant: „Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ Fähigkeit zum Urteil durch Einsicht und eigene Urteilsfähigkeit Verpflichtung von Urteilsfähigkeit öffentlich Gebrauch zu machen (Einsatz des eigenen Verstandes, um öffentliche Gegebenheiten kritisch zu überdenken eigenständiges Denken) Einsicht und Urteilsfähigkeit und Sachkenntnis Verantwortungsfähigkeit Wörterbuch - Wertbegriff im gegenwärtigen Konzept von Erziehung - Hat in sowohl in anthropologische als auch politische Optionen Einzug gefunden Anthropologisch: Mensch als vernunftbegabtes Wesen Politisch: Menschenrechte, freiheitlich, demokratisches Gemeinwesen - Mündigkeit vor diesem Hintergrund: - Möglichkeit und Verpflichtung zum eigenen Urteil - Selbstverantwortliches Handeln - Keine Freiheit oder Schuld ohne Mündigkeit - Mündigkeit von Kindern und Jugendlichen fördern: - Interessen wecken - Wissen vermitteln - Im Diskurs die moralische Kompetenz entwickeln helfen - Handlungsfähigkeit fördern - Urteilsvermögen fördern - Absichten der jungen Menschen respektieren Wörterbuch 2: - urspr. Bedeutung: Freisein von fremden Schutz verbunden mit der Fähigkeit zur Selbstgestaltung des Daseins und Übernahme von Rechten und Pflichten freie Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung 1.)Mündigkeit und Emanzipation - Emanzipation ist Prozess der Befreiung - Emanzipation ist nur Voraussetzung für Mündigkeit, da Freiheit nicht zwingend verwirklichte Freiheit bedeutet 2.)Berechtigung und Notwendigkeit von Mündigkeit - offensichtliche Notwendigkeit hat gesellschaftliche Gründe: - demokratisches Staatsleben ist ohne mündigen Bürger nicht denkbar - allgemeine Normenunsicherheit reicht als Begründung nicht aus, da die gesellschaftliche Struktur kein optimum an Selbstverwirklichung bietet. Es gibt also auch - anthropologische Gründe: - sieht man das Wesentliche am Menschen in seiner Vernunft, so legitimiert sich Erziehung zur Mündigkeit darin, die Vernunft in optimaler Weise zu verwirklichen 3.)Geistige Mündigkeit Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leistung eines anderen zu bedienen.“ 4.)Mündigkeit im Spanungsfeld von Individuum und Gesellschaft Humboldts neuhumanistische Individualitätsphilosophie: - Mündigkeit vor allem als gebildete Individualität - Bildung als Steigerung der Individualität zu einem Ideal als höchste Form der Selbstverwirklichung - Wichtig: Selbstbildung Mündigkeit kann letztlich nur durch eigene Anstrengung erreicht werden (also sieht H. soziales Engagement kritisch, jeder muss sich selbst verwirklichen) - Instiutioneller Ort hierfür: Universität - Vorrang des Humanen: Umwelt fungiert nur als Mittel zur optimalen Selbstverwirklichung Im Gegensatz dazu: Karl Marx: - Erfüllung des menschlichen Wesens nur in der Gemeinschaft (Das Individuum ist das gesellschaftliche Wesen) - Der Mensch kann seiner Natur erst in einer organisierten Gemeinschaft gerecht werden Versöhnung der beiden Theorien durch die Pädagogik Schleiermachers: - im Rahmen seiner pädagogischen Dialektik wird das Individuelle mit dem Universellen versöhnt - Mensch braucht beides: Ausbildung individueller Besonderheiten und Befähigung zum Dienst am objektiven Ganzen - Persönlichkeit Gesamtheit aller Wesenszüge eines Menschen, der Mensch als Einzelwesen, in seiner Eigenart; bed. Mensch, durch Stellung u. Rang sich heraushebender Mensch. Begriff aller individuellen Eigenschaften einer Person. Beispiel für die Existenz meiner Persönlichkeit ist meine Großzügigkeit, die auf meinen guten Charakter hinweist. Daneben besitze ich natürlich noch eine Menge anderer (positiver) Eigenschaften, die insgesamt meine Persönlichkeit ausmachen. Prominent bin ich deshalb leider noch nicht. - Identität Völlige Gleichheit bzw. Übereinstimmung Vollkommene Gleichheit zweier Dinge, Wesensgleichheit. - - - Gewissheit einer Person, dass sie (trotz wechselnder Lebenssituationen und – phasen und immer neuen Orientierungen in der Außenwelt) ein und dieselbe Person bleibt Bedingungen für die Entwicklung: Körperliche, emotionale und kognitive Austauschprozesse von Kind mit sozialer Umgebung Bewusstheit der über die Bezugsperson erfahrenen Sache, das „ich ein Ich bin im Kreise der vielen anderen“ Qualität der Selbst-Gewissheit abhängig von der Art und Weise der Interaktionen zwischen Subjekt und seiner sozio-emotionalen Umwelt (in der Interaktion werden die Möglichkeiten zu Distanz von anderen ebenso wie zur Selbstdarstellung und Selbstbewusstsein definiert) Kron: Horst Rumpf in „Unterricht und Identität. Perspektiven für humanes Lernen“: - ein humaner und den demokratischen Leitideen verpflichtet Unterricht kann nur dann ans Ziel kommen, wenn für den schulischen Bereich die Identitätsbildung allgemein (politisch und gesellschaftlich) von den Fachleuten und von den Lehrern akzeptiert und auch realisiert wird - Lernen als Prozess der Herausbildung einer inneren Wirklichkeit, die sinnvolles und gesellschaftlich verantwortetes Handeln überhaupt erst möglich werden lässt - Lernen bedeutet auch Überwindung intellektueller und emotionaler Hürden - Auch Identitätsbedrohungen (Ängste vor dem Scheitern...) - Lernen als identitätsfördernde Maßnahme, da das Lernen als an Schüler angepasste beratende Hilfestellung gelten soll - Wenn dies realisiert wird: Unterricht entfaltet sich zugleich als soziales Netz, in der Lernende arbeiten sollen, ohne sofort Sanktionen zu erwarten, die ihrer Identitätsarbeit entgegenwirken traditionellen, zweckrationalen Unterricht abschaffen und stattdessen kommunikative „Unterrichtsbilder“ verwenden - Sozialisation Definition nach Durkheim (hat Begriff eingeführt): Sozialisation ist eine Vergesellschaftung des Menschen, Prägung der menschlichen Persönlichkeit durch gesellschaftliche Bedingungen. Sozialisation (sein wie alle anderen) Personalisation (sein wie kein anderer) Kritik: Kontroverse zwischen Sozialisation und Personalisation. Befürchtung: Erziehung kann nur als Vergesellschaftung des Individuums gesehen werden Mensch als Subjekt kann nicht existieren, Mensch soll so sozialisiert werden, dass er dem Idealbild der Gesellschaft entspricht. Definition nach Geulen/ Hurrelmann: Sozialisation ist zu verstehen als der Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Vorrangig thematisch ist dabei ..., wie sich der Mensch zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet. Exemplifizieren der Merkmale (bezieht sich auf Geulen/ Hurrelmann): Sozialisation bedeutet Mitglied-Werden in einer Gesellschaft. Dieses Mitglied-Werden wird unter drei Perspektiven in der Sozialisationstheorie gesehen: - Subjektbezogene Perspektive: Aktive Rolle des heranwachsenden Menschen in der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt wird zum gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt (Erfahrungsmuster, Einstellung, Wissen, ... ) - Institutionsbezogene Perspektive: Welche Zwecksetzung, welche Funktion haben gesellschaftliche Institutionen, mit welchem Effekt arbeiten sie, wie vermitteln sie die für nötig erachteten Werthaltungen und Kulturtechniken (Institutionen sind Schulen, Kirche, Betriebe, ... ) - Kulturbezogene Perspektive: Was verbindet die Menschen einer Gesellschaft miteinander, was macht sie ähnlich, was ist ihre Kultur. Aneignung der Kultur durch die nachwachsende Generation (ökonomische, soziale, politische, kulturelle Struktur) Vorlesung 3/20: Sozialisation im Rollenkonzept: Einführung in das Verhaltensrepertoire Sozialisation im Identitätskonzept: Ständige Balance von Role taking und Role making und personal und social identity Kron S.235 Sozialisation als Teilprozess der Enkulturation Sozialisation: Lernen einer spezifischen Klasse von Kultur, nämlich der sozialen Normen, Rollen, Wertorientierungen die das soziale Handeln bestimmen Herskovits: „Der Prozess der Integration eines Individuums in die Gesellschaft wird als Sozialisation bezeichnet“ Der Sozialisationsprozess schließt ein: Die Anpassung eines Individuums als Mitglied einer Gruppe, den Erwerb einer Position in bezug auf diese Mitglieder; dieser Prozess verleiht dem Mitglied einen Status, und er ermöglicht ihm den Erwerb einer Rolle, mit der er sein Leben in der Gemeinschaft führen kann. Er durchläuft auch verschiedene Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung, in welchen ihm bestimmte Grade an Reife zugesprochen werden, aufgrund derer er überhaupt erst gesellschaftlich handeln kann. Integrations- und Interaktionsprozess, der dazu befähigt sozial-kulturell handlungsfähig zu werden Individuum wird handlungsfähig und das soziale System über Generationen funktionsfähig - Milieu soziale Umgebung (Normen, Gesetze, Wertvorstellungen), in der ein Individuum aufwächst und lebt. Hierzu gehört vor allem die soziale Schicht und die Familienverhältnisse, aber auch der gesamte Bereich der praktischen Erfahrungen und Eindrücke, welche sich prägend auf die Verhaltensweisen, das Denken und die Einstellungen des Heranwachsenden auswirken und somit ein wesentlicher Faktor seiner Sozialisation darstellt. Bsp.: Alder, isch bin im Milieu des Hasenbergl – Ghetto bei meinen Jungs auf der Straße aufgewachsen, da hab isch gelernt, dass es fett uncool ist, in die Schule zu gehen. Heute bin ich cooler Rapper. Wörterbuch 3: - als sozialwissenschaftlicher Begriff von H. Taine (1895) eingeführt und für die Pädagogik zu Beginn des 20. Jhds. Von A. Busemann fruchtbar gemacht - die Gesamtheit der von außen auf den Menschen kommenden Einwirkungen, Lebensumstände und Entwicklungsbedingungen natürlicher, geographischer, sozialer ökonomischer, ökologischer Art - Milieutheorie ist Gegensatz zu Anlagetheorie - Milieutheorie: Mensch wird in seinen Lernerfahrungen und Verhaltensweisen entscheidend vom Milieu geprägt, - auch Begabungen und Interessen werden vom Milieu wesentlich stärker beeinflusst als vom genetischen Erbe - - die typ. Wohn- und Sozialmilieus mit spezifischen Lebensverhältnissen zeigen, dass die sozialen Räume, in denen Kinder heranwachsen außerordentlich unterschiedlich sind. unterschiedliche Bedingungen führen insgesamt zu gruppenspezifischen Sozialisationsprozessen und zur Ausprägung unterschiedlicher Sozialcharaktere Nur zum Teil können diese aufgefangen bzw. an- oder ausgeglichen werden, was die Realisierung der Gleichberechtigung und Chancengleichheit erschwert. - Schicht Ein Teil der Gesellschaft, der aufgrund ähnlicher wirtschaftlicher Verhältnisse, Mentalität und sozialer Einschätzung als verhältnismäßig gleichartiges Kollektiv empfunden wird. Unterscheidung des sozialen Milieus durch Merkmale wie Einkommen, Bildung und Lebensstandard. Durch Auf- und Abstieg ist zwischen den sozialen Schichten ein Wechsel möglich (soziale Mobilität). Bsp.: Wat soll isch sagen, gehöre der Unterschicht an. Aber Alder, isch sag dir, sobald meine Karriere als Rapper läuft, steig isch auf, dann kannste meine Krümel fressen. Wörterbuch 2: Soziale Schicht: a) - Jeder gesellschaftlich Teilbereich weist charakteristische Merkmale auf, die u. a. von Soziologie, Psychologie und Pädagogik kontinuierlich empirisch erschlossen und analysiert werden - Unterschiedlichkeit der Erziehungspraktiken in verschiedenen gesellschaftlichen Subgruppen ( auf Grund unterschiedlicher Wertorientierungen, Einstellungen, Ziele, Normen) - Anpassungsprozess des hilflosen Kindes (Sozialisation) an die strukturellen und funktionalen Bedingungen der jeweils vorgegebenen Verhältnisse (spezifisch normative Verhaltesmuster im Bereich der Wertorientierung, Leistungsmotivation, Disziplinierungspraktiken und Sprachgebrauchs) entscheidende Bedeutung für das Kind - Ganz wesentliche Unterschiede lassen sich hier bei den soziologisch determinierten sozialen Schichten der Gesellschaft aufzeigen b) - Rangordnung gesellschaftlicher Subgruppen Soziologisch gesehene, historisch gewachsene soziale Ungleichheit untereinander Unterschiedskriterien beruhen auf Faktizität bestimmter spezifischer und damit schichtcharakteristischer Merkmale - klassisches Schichtmodell (USA) soziologische Modell haben gemeinsam eine hierarchische Anordnung der Rangfolge dieser Schichten, wobei Rangmerkmale zumeist von herkunftsmäßigen und statusrelevanten, in unserer Gesellschaft zunehmend jedoch auch von individuell leistungsbezogenen Bedingungen hergeleitet werden. Bewertungsfaktoren: Schulbildung, berufliche Qualifikation, soziale Sicherheit, Einkommen, Vermögen, soziale Selbsteinstufung Unter-, Mittel- und Oberschicht (status quo, angesichts dessen noch große Teile und weitere Bereiche der gesellschaftlichen Wirklichkeit jenem Schichtmodell und sienen Implikationen entsprechen dürfen. Weniger qualitative Unterschiede zwischen Mittel- und Oberschicht als zwischen Unter- und Oberschicht. - - Übergang zur Schichtnivellierung - Tendenz für eine partielle Angleichung der US an die MS erkennbar - Gründe: Einkommensverbesserung, Bildungsreform, vermehrter Informationsfluss und gesteigerte Informationsmöglichkeit - Unterschicht übernimmt langsam die Normen der Mittelschicht - Wissen Definition: Wissen ist nicht nur die Aneignung von Infos. Erklärungszusammenhänge müssen beherrscht werden, um Infos einordnen und bewerten zu können. Aktives Wissen = anwendbares Wissen Materiales Wissen bedarf reflexiven Wissens Einordnung Implizites Wissen wichtiger als explizites Wissen Übergang von passivem zu aktivem Wissen Handlungsfähigkeit Vorlesung 2/17: Säulenmodell der Wissensgesellschaft Kiel/Rost: Einführung in die Wissensorganisation (27 – 31): - das Wort Wissen wird in unterschiedlichsten Kontexten mit unterschiedlichen unterschiedlichen Wissensbegriffen - Wissen verweist auf einen bestimmten Gegenstand („Bezugsobjekt“), dem wir Merkmale zuweisen. (Bezugsobjekt Mensch: belebt, 46 Chromosomen...) Auch bei unterschiedlichen Bezeichnungen bleibt das Objekt immer das selbe - Zusammenhang von Bezugsobjekt und Merkmale: Begriff - Begriffsdreieck (rein formales Verständnis von Begriff): - Bezugsobjekt Merkmale Bezeichnung - Aus psychologischer Sichtweise ist ein Begriff ein Sachverhalt, der von Individuen gedacht wird. Prototypendiskussion Wissenschaftliche Begriffsbildung versucht immer präzise zu sein und sich nicht darauf zu verlassen, was wir im Alltag denken (alltägliche Begriffsbildung) ABER: Einen Begriff wiedergeben Wissen - Neues Wissen in Form neuer Begriffe finde somit immer vor dem Hintergrund schon bekannter Begriffe statt. Besteht kein Anknüpfungspunkt zu bekannten Begriffen, dann kann ebenfalls eine sprachliche Beziehung reproduziert werden. Das Neue ist in so einem Fall nicht zum Begriff geworden und damit keine Einheit des Wissens. - In Individuum weiß etwas, wenn (Der Begriff ist Wissen, wenn:) d) es das Bewusstsein hat, dass ein solcher Begriff existiert oder denkbar ist e) diesen Begriff von andren unterscheiden kann f) der Begriff repräsentiert werden kann (Sprache, Bilder) g) der Begriff wiedererkannt werden kann h) man sich des Begriffs erinnern kann - Wissen ist immaterielles Gut, keine physikalischen Eigenschaften Kann aber auf Grund der Repräsentationsfähigkeit materialisiert werden - Entkulturation (das grundlegende Lernen von Kultur) Definition nach Loch: Der grundlegende Prozess des Hineinwachsens in die Kultur, also das Erlernen der Teilnahme an Sprache, gefühlsmäßigen Ausdrucksformen, Rollen, Spielregeln, Arbeits- und Wirtschaftsformen, Künsten, Religion, Recht, Politik, usw., wird als Entkulturation bezeichnet. Exemplifizieren der Merkmale: Der Begriff Entkulturation ist dem Begriff Sozialisation übergeordnet. D.h. in der Entkulturation lernt das Kind die deutsche Sprache, in der Sozialisation, dass die Sprache nicht zum Fluchen verwendet werden soll. - - - Begriff stammt aus der Kulturanthropologie M. H. Herskovits: Lernerfahrungen, durch die der Mensch kulturelle Kompetenzen erwirbt. Jeder unterliegt diesem bewusst oder unbewusst ablaufenden Prozess, ohne den der Mensch nicht als Mitglied der Gesellschaft leben könnte. Voraussetzung: Mensch ist Kulturwesen: Enkulturation ist Grundbegriff menschlichen Werdens. Erziehung leistet Enkulturationshilfe Verhältnis der Enkulturation zur Sozialisation: - E. Weber: Sozialisation ist Teilbereich der Enkulturation, jener nämlich, der „nur auf die soziale Dimension der Kultur bezogen“ ist und „in dem die Werte und Normen der betreffenden Gesellschaft bzw. Gruppe gelernt werden“. - Auch das umgekehrte Verhältnis ist zu finden – Sozialisation - ausgehend von der Feststellung, dass keine Kultur ohne Gesellschaft denkbar ist – der Enkulturation übergeordnet wird - G. Wurzbacher: Enkulturation und Sozialisation als getrennte Begriffe nebeneinander stellen: Enkulturation sei kulturelle Bindung und Sozialisation soziale Prägung - Claessens: enge und weite Auslegung von Enkulturation: Weit: soziale Einflüsse und deren Internalisierung miteingeschlossen Eng: Stufe innerhalb der (familiären) Sozialisation. Dann ist mit E. die kulturspezifische Beeinflussung, vor allem Übernahme kulturspezifischer Verhaltensregeln (Normen gemeint. - Pädagogische Anmerkung: Mensch kann nicht nur Kultur in Besitz nehmen und Tradieren, er kann auch aktiv darauf einwirken und sie mitgestalten. Erziehung, die produktiven und kreativen Umgang fördert und für eine intensive Auseinandersetzung mit Kulturinhalten sorgt kann als Enkulturationshilfe gesehen werden. Kron S. 232: Enkultation als Basisprozess - - Lehren und Lernen von Kultur gehört zuden kulturellen Grundtätigkeiten des Menschen Herskovits verbindet den Begriff von Anfang seiner Darlegungen an systematisch mit dem Begriff Kultur sowie mit den Begriffen Gesellschaft, Sozialisation, Lernen, Person und Individuum (man vermittelt intentional und funktional Kultur) Lernen ist damit als konstitutives Moment in der Definition von Enkulturation mitzudenken Enkulturation: Sinn des Lernens von Kultur durch Menschen und Gruppen (man lernt kulturelle Inhalte und Fähigkeiten, Symbole, Ausdrucksformen etc.) Herskovits: „Denjenigen Aspekt von Lernerfahrungen, durch den sich der Mensch von anderen Lebewesen unterscheiden lässt, und durch den er im Laufe seines Lebens seine kulturellen Kompetenzen erwirbt soll als Enkulturation bezeichnet werden.“ Wurzenbacher stellt Enkulturation mit kultureller Bildung gleich. Differenzierungsprozesse der Enkulturation: 1.) Akkulturation Hereinnahme neuer Kulturelemente in den bestehenden kulturellen Kontext einzelner Gruppen (z. B. Essen, Kleidung) 2.) Assimilation Wertschätzung angenommener anderer Kulturelemente bis hin zu selbstgewählten Anpassung an diese und gegebenenfalls deren Verteidigung 3.) Diffusion Prozesse, die in größeren Gruppen einer Gesellschaft stattfinden, in welchen andere Kulturelemente (Ideen, Techniken)übernommen und zur Innovation der eigenen Kultur benutzt werden 4.) Integration Angleichung, Eingliederung von anderen Individuen und/oder Gruppen und deren Kultur in die eigene Gesellschaft Neben Anpassungsfunktion der Individuen im Enkulturationsprozess (und damit Herausbildung der Grundpersönlichkeit) ist auch die individuelle und persönliche Leistung der Individuen wichtig Enkulturationsprozess auch relativ offen für selbstbestimmte Anteile der Individuen – der Mensch kann auch selbstbestimmt handeln und ist nicht nur auf seine Grundkultur fixiert. Eine Gesellschaft muss allen Mitgliedern die Chance geben, sich multikulturell weiterzubilden. (Herskowitz) Es entsteht aber oft Ethnozentrismus (Verstärkung der Entwicklung der Basispersönlichkeit und die relative Horizontverschließung ihrer eigenen Kultur wie z. B. Schließung von Grenzen, Abschottung von Schularten) Sozialisation als Teilprozess der Enkulturation Sozialisation: Lernen einer spezifischen Klasse von Kultur, nämlich der sozialen Normen, Rollen, Wertorientierungen die das soziale Handeln bestimmen