Aus dem Takt gebracht

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Di 26.4.2016
Aus dem Takt gebracht – Angsterkrankungen
bei Musikern
Ursachen und Wirkungen von Lampenfieber sowie praktische
Übungen zum Umgang damit.
Dr. med. Déirdre Mahkorn, Köln, ehemals Oberärztin der
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an
der Bonner Universitätsklinik
Datum:
Zeit:
Ort:
Anzahl Personen:
Donnerstag, 28. April 2016
9-17 Uhr
Burgdorf (Ortsangaben folgen)
?
Anmeldefrist:
Anmeldung:
Hinweis:
Bis 15. März 2016
Link zur Anmeldung
Keine Vorkenntnisse nötig. Tenue: …
Auf Grund des leistungsorientierten Werdegangs, der kompetitiven Ausbildungssysteme mit
großer Konkurrenz und vielen Wettbewerben sind sozial-phobische Erkrankungen bei
Musikern eine berufsgruppentypische Entität. Auch die Bewerbungsverfahren mit
Probespielen und Vorsingen finden in Form von Wettbewerben statt.
Aus psychiatrischer Sicht gibt es für sozialphobische Phänomene wie etwa der Bühnenangst
klare Diagnosekriterien, die nach den gängigen Klassifikationssystemen ICD 10 und DSM V
katalogisiert warden.
Eine soziale Phobie beinhaltet die Angst vor negativer Bewertung in sozialen Situationen, in
denen der Betroffene sich vor der Kritik des (Fach-)Publikums fürchtet. Hierbei treten auf der
gedanklichen Ebene katastrophisierende, oft irrationale Kognitionen auf, auf der
Symptomebene äußert sich die Angst in Form von Symptomen wie etwa Herzrasen,
Schwitzen, Zittern, subjektivem Gefühl der Enge im Brustkorb, subjektivem Gefühl der
Luftnot, trockenem Mund bis hin zu der Angst, “Verrückt zu werden” oder etwas “ganz
Peinliches zu tun”, um nur einige der Symptome zu nennen.
Auf der Verhaltenssebene halten viele Betroffene durch um jeden Preis , obwohl es ihnen
schlecht geht, immer wieder findet jedoch ein Verhalten statt, welches Psychiater als
“Vermeidungsverhalten” bezeichnen.
Betroffene Musiker, die sich in meiner Praxis vorstellen, beschreiben eine Furcht, sich
Di 26.4.2016
Kollegen anzuvertrauen, da die Sorge groß ist, es könnte zu dem Eindruck kommen, daß es
sich um ein “Kompetenzproblem” handele.
Die Soziale Phobie ist sehr gut behandelbar, je nach konsultierter Literatur sagt die
Studienlage aus, daß bis zu 20 % der Menschen in ihrem Leben Erfahrung mit derartigen
Ängsten machen.
Oft kommt es im Verlauf zu der Entwicklung von Panikattacken, dann, wenn die o.g.
Symptome mit großer Wucht auftreten und die Aufmerksamkeit des Betroffenen so sehr
absorbieren, daß er sich nicht mehr auf seinen Vortrag konzentrieren kann.
Komplizierend beobachten wir Psychiater im Berufsalltag bei Menschen mit
Angsterkrankungen begleitende Erkrankungen, insbesondere Depression oder
Suchterkrankungen.
Daher gehört der therapeutische Umgang mit Auftrittsängsten unbedingt und rechtzeitig in
fachärztliche Hand, um die Diagnose richtig zu stellen und Behandlungsalternativen mit
dem Betroffenen zu besprechen. Ein nicht sachgemäßer Umgang mit Betroffenen mit Ängsten
kann zu Traumatisierungen und zu Folgeerkrankungen führen, die eine erschwerte
Behandlung und eine schlechtere Prognose zur Folge haben.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist hierbei das gemäß Studienlage erfolgreichste
Behandlungsoption, gelegentlich müssen gemäß therapeutischer Leitlinien angstlösende
Antidepressiva eingesetzt werden.
Im Rahmen der verhaltenstherapeutischen Arbeit wird der Patient zunächst über alle Aspekte
der Angsterkrankung aufgeklärt (sogenannte Psychoedukation), im Verlauf erlernt er mittels
konkreter Fragestellung, Protokollführung, Stimmungstagebuch und Rekonstruktion von
Angstsituationen, was er selbst tun kann, um die Angst zu überwinden, hierbei werden in
steigendem Schwierigkeitsgrad Situationen konstruiert, in denen der Betroffene
Vorsingen/Vorspielen kann, hierbei gilt es, das Vermeidungsverhalten und etwaige
“Sicherheitsnetze” rasch abzubauen.
Neuer Therapieansatz ist die an der Bonner Lampenfieberambulanz konzipierte
verhaltenstherapeutische Gruppenarbeit unter Real Life Bedingungen mit o.g. Modulen und
Einstudierung und Aufführung eines Werkes in Gruppen von ca. 25 Musikern.
Hierbei konnte ermittelt werden, daß nachhaltig wirksam und statistisch hochsignifikant
sowohl Vermeidungsverhalten als auch gedankliches Kreisen um negative Bewertung
während des Auftrittes sehr effektiv verbessert werden konnten. Desweiteren konnte gezeigt
werden, daß Teilnehmer der Gruppenprojekte über eine deutlich rückläufige depressive
Symptomatik berichteten.
Di 26.4.2016
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