Hyperkinetische Stöung (ADHS) ADHS ist die häufigste Störung im Kindesalter (mit der aggressiven Verhaltensstörung), die Prävalenzraten liegen bei 3-10% (Elternurteil) für 4-10jährige. Für 3-6jährige geben Eltern 9,911,3% an, Erzieher 6,6% (alles nach DSM-VI). Nimmt man die ICD-10-Kriterien sinkt die Rate auf 3,8% (Eltern) und 1,5% (Erzieher). Bei ADHS werden häufig Komorbiditäten diagnostiziert: – Oppositionelle Störung des Sozialverhaltens (50%) – Störung des Sozialverhaltens (30-50%) – Angststörung (20-25%) – Afektive Störung (15-20%) – Lernstörung (10-25%) – Außerdem Ticstörungen, Sprech- und Sprachstörungen Differenzialdiagnose: – Altersgemäße Verhaltensweisen bei aktiven Kindern – Durch Medikamente oder neurologische Störungen bedingte hyperkinetische Symptomatik – Hyperkinetische Symptomatik bei Intelligenzmiderung – Hyperkinetische Symptomatik bei schulischer Überforderung – Hyperkinetische Symptomatik bei schulischer Unterforderung – Hyperkinetische Symptomatik als Folge chaotischer psychosozialer Bedingungen – Oppositionelle Verhaltensweisen – Psychomotorische Erregung und Konzentrationsstörungen bei affektiven Störungen und Angststörungen – Autismus, Schizophrenie, Manie Zur Genese der Störung möchte ich jetzt einfach mal auf den beigelegten Ausschnitt aus meinen Referatsfolien verweisen. Das ist ein Modell, das in dem Text steht, den die Rockstroh fürs Referat empfohlen hatte. Den Text hier haben wir damals auch gelesen und aus beidem dann die Referatsfolien gebastelt. Also das sollte reichen. Verlauf: – Kleinkindalter: – Risikofaktoren sind Temperamentsmerkmale, Schlafstörungen, Essschwierigkeiten und gereizte Stimmungslage sowie hohes Aktivitätsniveau. – Risiko steigt erheblich, wenn psychische Störungen der Eltern, feindselige Einstellung zum Kind oder Eheprobleme vorliegen (kritisierende Interaktionen der Mutter mit dem Kind) – Ungünstiges Temperament überlastet Bezugsperson => angespannt-negative Interaktion – Kidergartenalter – Viele unruhige 3jährige entwickeln keine Störung (Unruhe normal in dem Alter) – Die, bei denen es persistiert, haben stärker ausgeprägte Hyperaktivität & Aufmerksamkeitsschwäche, mehr Aggressivität und öfter negativ-kontrollierende ElternKind-Interaktion (da ist ein Modell in meinen Folien, bei „Erziehungsfehler“) – Grundschulalter – Schlagartig höhere Anforderungen und fremdbestimmte Situationen => Probleme – Störung in der Beziehung zu Gleichaltrigen – Leistungsschwäche, vermindertes Selbstwertgefühl – Jugend – Kernsymptome: Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität (motorische Unruhe meist deutlich vermindert, Aufmerksamkeitsstörung persistiert eher) – – Rate der weiterhin auffälligen 30-70% (doh!) – Häufig dissoziale Störungen des Sozialverhaltens Erwachsenenalter – In US-Studien 40% Persistenz bis ins Alter von 18-20 Jahren – Substanzmissbrauch, Beziehungsstörungen, antisoziale Persönlichkeitsstörung Risikofaktoren für ungünstigen Verlauf der Störung: – geringe Intelligenz – aggressives und oppositionelles Verhalten – schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen – emotionale Instabilität – Ausmaß der psychischen Störungen bei Eltern Therapie muss multimodal sein, da das Störungsbild so komplex und lebensbereichsübergreifend ist => Psychotherapie, psychosoziale Interventionen und Pharmakotherapie Therapie muss dort ansetzen, wo die Probleme sind (Schule, Familie, Agressivität, Impulsivität, etc...), weil Therapieeffekte nur schlecht von einem Lebensbereich auf alle generalisieren. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen sind wirkungsvoll, allerdings müssen sie individuell zugeschnitten sein: – Verhaltenstherapeutische Interventionen in der Schule mit Psychoedukation und ggf. einschließlich kognitiver Therapie des Patienten – Elterntrainings mit Interventionen in der Familie (z.B. bei oppositionell-aggressivem Verhalten in der Familie) – Konzentrations- und Selbstinstruktionstraining, wenn auch unter optimalen Arbeitsbedingungen ausgeprägte Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörungen vorliegen Medikamente: – Medikamente (also Ritalin) wirken bei 70-90% der Kinder (unter 5 Jahren nur 50% - Kinder im Vorschulalter sollten prinzipiell erst unter Ritalin gestellt werden, wenn andere Behandlungsmethoden scheitern). – Sobald die Medikation jedoch abgesetzt wird, endet ihr Effekt. Bessere Langzeitwirkung hat Psychotherapie, die allerdings akut weniger bewirkt. – Medikamente sollten deshalb vor allem dann gegeben werden, wenn die Symptomatik bereichsübergreifend und stark ausgeprägt ist und zu starken Funktionseinschränkungen führt. Dann kann z.B. die Sonderschule drohen und Ritalin das Kind davor bewahren. Außerdem sind stark gestörte Kinder schwerer für die Therapie zugänglich. Diese können mit Ritalin therapiefähig gedopt werden. – Eine parallele Behandlung hat sich als am wirkungsvollsten herausgestellt. Verhaltenstherapie: – Interventionen lassen sich danach unterscheiden, wer im Mittelpunkt steht: – Patientenzentrierte Verfahren – Eltern- und familienzentrierte Verfahren – Kindergarten- und schulzentrierte Verfahren – Döpfner hat ein Programm namens „Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten“. Es besteht aus zwei Teilen: – Eltern-Kind-Programm (das wird im Text ewig breitgetreten, ich fass es mich ganz kurz): – Verbindung von familien- und kindzentrierten Interventionen – Ziel: Veränderungen der Eltern-Kind-Interaktionen auf der Mikroebene (Microteaching) sollen auf der Makroebene (psychosoziales Bedingungsgefüge) – – verankert werden. – Das bereits einmal erwähnte Modell auf den Powerpoint-Folien ist hier wichtig (wie entsteht negativ-kontrollierende Interaktion?) – Das Programm besteht aus 21 Therapiebausteinen, die in sechs Themenkomplexe gegliedert sind (nicht alle werden in jedem Fall durchgeführt => Individuell): – Problemdefinition, Entwicklung eines Störungskonzepts und Behandlungsplanung – Förderung positiver Eltern-Kind-Interaktion – Pädagogisch-therapeutishe Interventionen – Verhaltenstherapeutische Methoden – Interventionen zur Verminderung von spezifischen Verhaltensproblemen – Selbstmanagement Interventionen im Kindergarten bzw. in der Schule – Therapierelevantes Verhalten in Schule/Kindergarten gemeinsam mit Lehrern/Erziehern und Eltern definieren – Pädagogisch-Therapeutische Interventionen diskutieren und erarbeiten (und einsetzen) – Wenn das nicht reicht, verhaltenstherapeutische Techniken Die Wirksamkeit der Verfahren: – Kindzentriert: Spieltraining wurde nicht untersucht, Selbstinstruktionstraining wirkt nicht so recht (manche Studien so, andere so, alle etwas anders, garbage-in-garbage-out...) – Interventionen in Kindergarten und Schule: Positive Verstärkung angemessenen Verhalten hat (zumindest kurzfristig) deutliche Effekte – Elterntraining: Gut etablierte Verfahren. Nur noch geringe Auffälligkeiten bei 35-60% der Kinder (ohne Medikamente – mit waren die Effekte noch besser) – Gute Langzeitwirkung der gesamten Therapie!