Die Diskussion über den wissenschaftlichen Zugang zur Vergangenheit als Herausforderung für die Praxis der Forschung über Geschlechterrollen und Ethnographie in der Antike Christoph Ulf Die Menschen, die in Diotimas Salon sprachen, hatten in nichts ganz unrecht, weil ihre Begriff so unscharf waren wie Gestalten in einer Waschküche. „Diese Begriffe, in denen das Leben hängt wie der Adler in seinen Schwingen!“ dachte Ulrich. „Diese unzähligen moralischen und künstlerischen Begriffe des Lebens, die ihrem Wesen nach so zart sind wie harte Gebirge in undeutlicher Ferne!“1 Wer sich heute Rechenschaft ablegt, auf welche Weise sich die eigene wissenschaftliche Arbeit gestaltet bzw. gestaltet werden soll, der kann – jenseits aller thematischen Selektion für die eigenen Forschungen – an zwei Bereichen grundsätzlicher Überlegungen nicht vorbeigehen: an der Diskussion über die Theorie und die Methoden nicht nur der Geschichtswissenschaft, sondern der sogenannten Geisteswissenschaften insgesamt in der viel beschworenen Postmoderne und an den theoretischen und praktischen Postulaten des Feminismus. Die Diskussionen über die Methoden der Geschichtswissenschaft und die des Feminismus haben nicht nur zu einer Fülle an gelehrten Auseinandersetzungen geführt, sondern auch zu einem nicht zu unterschätzenden Maß an Verunsicherung unter den Betroffenen, die sich unterschiedlich äußern kann: als konkrete Beteiligung an den Diskussionen, als nicht offen nach außen getragene Verunsicherung, ob das eigene wissenschaftliche Arbeiten wohl noch zeitgemäß sei, oder auch als bewußtes Verweigern der Auseinandersetzung aus einem Bewußtsein heraus, daß die bisher angewendeten Methoden nicht weiter überprüft zu werden bräuchten. Es geht im folgenden weder darum, die letztgenannte Position als völlig falsch zu erweisen, auch nicht darum, eine umfassende Analyse von Methodendiskussion und Feminismus zu bieten, sondern darum, einige wichtig erscheinende Punkte aus beiden Bereichen aufzugreifen, um sie in unserem Zusammenhang auf ihre praktische Nützlichkeit hin zu befragen. Was aus dem behaupteten Eintritt in die Postmoderne für die Geschichtswissenschaft folgte, ist in seinen Grundzügen wohl hinreichend bekannt.2 Man spricht vom Ende der Strukturgeschichte, also vom Poststrukuralismus und vom Postmaterialismus. Die Rede vom Diskurs hat die Suche nach den Strukturen abgelöst. Auch sei die „große Erzählung“, der ‘die Geschichte’ gliedernde große Gedanke, nicht mehr möglich; oder wir befänden uns gar in einem Stadium der „Kristallisierung“, also in einer Erstarrung, in der nur mehr die Selbstreproduktion möglich sei, wie das die Vertreter der Posthistoire behaupten.3 Der Beitrag leitete den im Vorwort erwähnten Workshop „Geschlechterrollen – Frauenbild – Antike Ethnographie“ ein. Er wurde geringfügig überarbeitet, der Vortragscharakter aber beibehalten. Den Teilnehmern am Workshop danke ich für die Diskussionsbeiträge, Robert Rollinger für die kritische Lektüre. 1 R. Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, Reinbek 1999, 458. 2 Aus der Fülle der auf die Diskussion eingehenden Literatur sei verwiesen auf: Küttler/Rüsen/Schulin 1993; Conrad/Kessel 1994; Nagl-Docekal 1996; Iggers 1995; Iggers 1996; Bourdé/Martin 1997: innerhalb der Altertumswissenschaft z.B. Cameron 1989. Eine apologetische Darstellung des Postmoderne-Begriffs und der zu ihm führenden Tradition Bürger 2000. 3 Vgl. zur Vorstellung der Kristallisierung als einen die Denker der Posthistoire auszeichnenden Begriff Niethammer 1989, 163f. 2 Der mit all dem verbundene sogenannte linguistic turn hat dazu geführt, die Vergangenheit nur mehr als Text zu sehen, aber nicht nur als einen Text, sondern als eine Vielzahl von Texten. Der Zugang zu dieser Art von Texten sei nicht in der Gestalt von rational nachvollziehbaren und kritisierbaren Kausalerklärungen möglich, sondern nur durch Interpretationen der Texte, die als Erzählungen gefaßt werden. Welche der Interpretationen dem, was die traditionelle, häufig als positivistisch bezeichnete – manchmal auch mit diesem Adjektiv denunzierte – Wissenschaft als Wirklichkeit zu fassen meinte, entspricht, bleibt hierbei weitgehend offen. Dies hängt damit zusammen, daß große Zweifel darüber existieren, ob es eine derartige Wirklichkeit überhaupt gibt. Der Feminismus hat eine Verunsicherung anderer Art, aber zumindest für einen Großteil der männlichen Wissenschaft nicht weniger tiefgehende zu bieten.4 Er proklamiert das Ende der ‘neutralen’ Geschichtsschreibung dadurch, daß er in ihr eine nur vorgeblich geschlechtsneutrale sieht. Es soll nicht nur den Frauen ihre Geschichte zurückgegeben werden, sondern es wird auch vorgeführt, daß die von Männern geschriebene Geschichte nur eine perspektivische Geschichte ist. Doch es geht nicht mehr nur darum, eine Frauengeschichte neben die existierende Männergeschichte zu stellen, sondern die Männergeschichte in ihrer Geschlechterperspektive zu entlarven, den Männern ihr Geschlecht zu geben und somit zu einer von der Perspektive der Geschlechter getragenen Historiographie zu gelangen. Im folgenden werde ich, innerhalb der beiden Bereiche Methodendiskussion und Feminismus aus meiner Sicht Möglichkeiten, Probleme und Anregungen am Beispiel vorliegender Studien erörtern, ich kann und werde aber keine umfassende Skizzierung der Fragestellungen, Begriffe und Probleme liefern. Die folgende, stark vereinfachende Schematisierung orientiert sich an der alten Frage, wie der Weg vom beobachtenden Subjekt zum Objekt beschaffen ist und wie Subjekt und Objekt zu charakterisieren sind.5 4 Vgl. hierzu z.B. Friedrich 2000; Osinski 1998; Medick/Trepp 1998. Die Schematisierung des Überblicks geht aus von der Skizze der Diskussion bei Daniel 1997, weicht aber in einigen wichtigen Punkten von ihr ab bzw. geht über sie hinaus. 5 3 ICH ? POSITIONIERUNG VERGANGENHEIT als KONTEXT, DER HISTORISCHEN SUBJEKTEN BEDEUTUNG VERMITTELT DES SUBJEKTS Methode Darstellungsform Reflektierend beobachtendes Subjekt Beschreibung Erklärung Wissenschaftliche Darstellung in verschiedenen Formen Anteilnehmendes Subjekt Beschreibung Interpretation Verstehen Erzählung (Text) Diskurs statt Subjekt Diskursanalyse Dekonstruktion Dekodierung Abb. 1 Text Gesellschaft „Strukturen“ als Rahmen für Wahrnehmung und Wertehierarchie der Subjekte und der Sinnstiftung Kultur Weltdeutung und Selbstwahrnehmung, Bedeutung der sozialen Praktiken der Subjekte und Kollektive Text Sinnkonstituierung ‘hinter dem Rücken’ der Subjekte mittels Diskursen. Diskurse als soziale Praktiken (ohne konstitutierenden Anteil der Subjekte) 4 Wie die Positionierung des beobachtenden Subjekts vorgenommen wird, ob als reflektierend beobachtendes, als Anteil nehmendes Subjekt oder ob das Subjekt in einem Diskurs gewissermaßen verschwindet, hängt entscheidend davon ab, wie die Vergangenheit als Objekt konstituiert wird. Für die Art der Konstitutierung des Objekts ‘Vergangenheit’ sind die Begriffe ‘Gesellschaft’, ‘Kultur’ und ‘Text’ wichtige Indikatoren, weil mit ihnen eine jeweils andere Einschätzung der Möglichkeiten des Denkens und Handelns für die historischen Akteure verbunden ist. Der Gesellschaftsbegriff korreliert mit dem der Struktur, der Kulturbegriff mit dem der Bedeutung bzw. Deutung, der Begriff des Textes mit dem des Diskurses. Von den mit den drei genannten Begriffen verbundenen Vorstellungen leiten sich auch unterschiedliche Folgerungen für die Methode ab, wie Vergangenheit wissenschaftlich zu erfassen und darzustellen ist.6 Das Auftauchen der Hypothese von der Existenz von Diskursen, die intensive Rückbesinnung auf den Kulturbegriff samt der Betonung der Hermeneutik als historischer Methode (zum Teil unter explizitem Bezug auf Hans-Georg Gadamer7) und schließlich das mit beiden Positionen verbundene Augenmerk für Strukturen und Besonderheiten von Texten haben unter anderem dazu geführt, daß auch der für die wissenschaftstheoretische Diskussion wichtige Begriff der Erklärung präzisiert, zum Teil erweitert, insgesamt aber offener gestaltet wurde. Insgesamt hat das eine zwar auch früher schon grundsätzlich vorhandene, jetzt aber explizit gemachte Übereinstimmung aller genannten Positionen hervortreten lassen, daß nämlich keine historische Äußerung, keine historische Quelle ohne den Blick auf ihre Produktionsbedingungen hinreichend auswertbar ist. Anders gesagt: es wird weithin anerkannt, daß es problematisch ist, von einem ‘reinen’ Faktum auszugehen, weil jede historische Äußerung in dem Sinn mehrschichtig ist, daß sie mehrere Bedeutungsebenen in sich birgt. Zusammenhang von Interpretation und Kultur Die Vorstellung, daß die Interpretation das der Geschichtswissenschaft angemessene Verfahren sei, hängt direkt mit einer spezifischen Vorstellung über die Beschaffenheit der Realität zusammen. Der Begriff der Kultur stellt den Schlüssel für diese Auffassung dar. Die Besprechung des bekannten, für die Methodenreflexion in den Geschichtswissenschaften einflußreichen8 Artikels des Anthropologen bzw. Ethnologen Clifford Geertz Dichte Beschreibung soll im folgenden benutzt werden, um das hier Gemeinte zu verdeutlichen. Dabei spielt das Datum der Ersterscheinung der Abhandlung, nämlich 1973, keine Rolle, da es nicht um das Weiterführen der methodischen Diskussion geht, sondern um das Exemplifizieren einer nach wie vor aktuellen Position. Geertz geht, wie er selbst sagt, von einem semiotischen Kulturbegriff aus: „Ich meine mit Max Weber, daß der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnene Bedeutungsgewebe verstrickt ist, wobei ich die Kultur als dieses Gewebe ansehe.“9 Dieses Gewebe bezeichnet Geertz als ein „Dokument“, das zwar „ öffentlich“ sei, das „aus Ideen besteht“, aber „nicht in den Köpfen“ existiert. Über seine Qualität sei weiter nichts aussagbar. „Sobald menschliches Verhalten als symbolisches Handeln gesehen wird ... verliert das Problem, ob Kultur 6 Eine ungemein instruktive Übersicht über die hiermit verbundenen Fragen und Probleme aus der Sicht der analytischen Philosophie der Geschichte bietet Lorenz 1997, vgl. aber auch Acham 1974. 7 So z.B. Daniel 1997, 210ff. 8 Als Hinweis soll die Feststellung von Lorenz 1997, 179, genügen, daß sich eine ganze Reihe von Historikern und Historikerinnen unter dem Einfluß von Geertz „blitzschnell in ‚historische Anthropologen‘ und ‚neue Kulturhistoriker‘ umbenannten“. Das in den letzten Jahren erfolgte Wiederaufleben der Kulturgeschichte und Kulturanthorpologie als eigenes Fach ist für diese Feststellung allein schon hinreichende Basis. Zur Diskussion und Eigendarstellung der Kulturgeschichte vgl. z.B. Kaschuba 1995, van Dülmen 1995; Hardtwig/Wehler 1996. 9 Geertz 1994, 9. 5 vorgestanztes Verhalten, ein beschränkter intellektueller Horizont oder sogar von beiden etwas ist, seinen Sinn ... Es ist der gleiche [Status] wie bei Felsen einerseits und Träumen andererseits: sie sind Dinge dieser Welt.“10 Geertz gibt auf die die Historikerin, den Historiker brennend interessierende Frage, woher Kultur stammt bzw. wie sie zustande kommt, trotz großem rhetorischem Aufwand keine klare Antwort.11 Dennoch fordert er, nach den Bedeutungen ‘der Dinge dieser Welt’ zu fragen. Die Art des Weges, der zur Antwort auf diese Frage führt, bestimmt Geertz nach dem von ihm vorgegebenen Kulturbegriff. Weil Kultur ein Gewebe von Bedeutungen sei, sei ihre Untersuchung „keine experimentelle Wissenschaft, die nach Gesetzen sucht, sondern eine interpretierende, die nach Bedeutungen sucht.“12 Das ist aber nur ein Teil der Argumentation, der auch für sich genommen nicht recht einsichtig zu machen ist und zudem das alte Vorurteil der qualitativen Differenz zwischen den sogenannten idiographischen und nomothetischen Wissenschaften wieder aufleben läßt.13 Im anderen Teil der Argumentation verbindet Geertz den Vorgang der Interpretation direkt mit der Form der wissenschaftlichen Darstellung. Das Bindeglied hierfür bildet der Begriff der Fiktion. Unter Fiktion versteht Geertz alles, was „gemacht“ ist, alles was „etwas Hergestelltes“14 ist. So wird der Bericht des Einheimischen über seine eigene Kultur genauso zur Fiktion wie die Analyse des Ethnologen.15 Daß es sich um Geschichten unterschiedlicher Ordnung handeln soll, bleibt ohne Belang, weil: „die eine Geschichte ist genauso fictio – ‘etwas Gemachtes’ – wie die andere.“ Mit dieser Auffassung als Grundlage geht Geertz noch einen Schritt weiter und hält fest, daß es deswegen „in der Untersuchung von Kultur ebensowenig wie in der Malerei möglich ist, eine Grenze zwischen Darstellungsweise und zugrunde liegendem Inhalt zu ziehen.“16 Er ordnet dieser Behauptung den Charakter eines Faktums zu. Der wissenschaftliche Beobachter, so Geertz unter Bezug auf den Philosophen Paul Ricoeur, kann nicht mehr tun, als „den sozialen Diskurs“ niederzuschreiben, um so „aus einem flüchtigen Ereignis .. einen Bericht“ zu machen und dabei „Vermutungen über Bedeutungen“17 anstellen. Für die Abfassung der Beschreibung wäre zwar eine Theorie vonnöten, aber Geertz sieht sich nicht in der Lage, mehr als eine Art von Handlungsanweisung zu bieten. Zwischen „der Notwendigkeit zu verstehen und der Notwendigkeit zu analysieren“, muß Geertz wegen seines Kulturbegriffs einen unauflösbaren Widerspruch sehen. Denn Kultur ist „keine Instanz, der gesellschaftliche Ereignisse, Verhaltensweisen, Institutionen oder Prozesse kausal zugeordnet werden könnten.“18 Statt dessen fordert er eine mikroskopische Beschreibung, „die einen Zugang zur Gedankenwelt der von uns untersuchten Subjekte erschließt, so daß wir – in einem weiten Sinn des Wortes – ein Gespräch mit ihnen führen können.“19 Dennoch kann keine mikroskopische Beschreibung von solcher Qualität sein, daß sie als ausreichend angesehen werden könnte. Zwar stellt eine Untersuchung „ einen Fortschritt dar, wenn sie tiefer eindringt – was immer das heißen mag – als die ihr vorausgehenden“ – aber: „Sie steht nicht so sehr auf deren Schultern, als daß sie Schulter an 10 Geertz 1994, 16. Kultur bleibt eben die „okkulte Größe“, obwohl Geertz 1994, 16, behauptet, daß sie das nicht sei. 12 Geertz 1994, 9. 13 Vgl. zur vergleichsweise kurzen Geschichte dieser Vorstellung Dainat 1993. 14 Geertz 1994, 23. 15 Es ist wenig hilfreich, wenn Geertz 1994, 23, in diesem Zusammenhang den Begriff der Fiktion so erweitert, daß er alles „Gemachte“ enthält. So wird jedes Kultur-Produkt zur Fiktion, aber auch jede Analyse solcher Produkte. Ein derart inhaltsleerer Begriff kann auch durch die Unterscheidung nach erster, zweiter und dritter Ordnung nicht hinreichend präzise werden. 16 Geertz 1994, 24. 17 Geertz 1994, 30. 18 Geertz 1994, 21. 19 Geertz 1994, 30, 35. 11 6 Schulter neben ihnen voranschreitet.“ Daher muß jede „ernsthafte Analyse einer Kultur“ von vorne anfangen.20 Da – obwohl implizit doch gefordert21 – keine klare Unterscheidung zwischen besseren und schlechteren Untersuchungen möglich ist, auch nicht zwischen solchen, welche die Grundlage darstellen und solchen, welche deren Fortführung sind, und weil Verstehen und Analysieren sich gegenseitig im Wege stehen, und schließlich, weil Kultur nicht durch Analyse erfaßbar ist, ist das „natürliche Genre“ für „die Präsentation kultureller Interpretationen und der ihnen zugrundeliegenden Theorien“ der Essai. In ihm ist das möglich, was er in Nachfolge des Philosophen Gilbert Ryle „dichte Beschreibung“ nennt. Kultur bildet also nur einen „Kontext“ bzw. einen Rahmen, „in dem sie [gesellschaftliche Ereignisse, Verhaltensweisen, Institutionen oder Prozesse] verständlich – nämlich dicht – beschreibbar sind.“22 Geertz verabsäumt es aber, deutlich zu machen, nach welchen Regeln und Methoden diese Beschreibung, hinter der das Verstehen der Kultur steht, erfolgen kann bzw. soll. Und es bleibt – abgesehen von der grundsätzlichen, aber nicht weiter begründeten Trennung in experimentelle und interpretierende Wissenschaften – unbeantwortet, was uns hindern sollte, in der uns fremden Kultur nach regelhaftem Verhalten zu suchen, dessen Kenntnis uns diese Kultur zugänglich machen kann.23 Geertz scheint sich des Problems bewußt zu sein, daß mit vagen Begriffen keine präzisen Antworten geliefert werden könnnen, wenn er meint: „Will man eine Wissenschaft verstehen, so sollte man nicht in erster Linie ihre Theorien oder Entdeckungen ansehen und keinesfalls das, was ihre Apologeten über sie zu sagen haben, sondern das, was ihre Praktiker tun.“24 Doch auch angesichts dieses Auswegs muß die essentialistische Art der Begründung in dem folgenden Satz stutzig machen: „Die Untersuchung von Kultur ist ihrem Wesen nach unvollständig. Und mehr noch, je tiefer sie geht, desto unvollständiger wird sie.“25 Zusammenhang von Kausalerklärung und Erwartungen Das grundlegende Problem, mit dem sich Geertz herumschlägt, daß nämlich das beobachtende Subjekt mit Vorerwartungen an die Beobachtung herangeht, ist von jenen, die davon ausgehen, daß auch die Welt der Kultur und des Geistes mit der Hilfe von Regeln und Kausalbeziehungen erfaßbar ist, ernst genommen worden. Damit komme ich zum zweiten mir wichtig erscheinenden Begriff, dem der Erklärung, bzw. zum Zusammenhang von Erwartungen und Kausalerklärung. Clifford Geertz hält es für eine Aufgabe der Theorie der Ethnographie, „ein Vokabular bereitzustellen, in dem das Wissen, das das symbolische Handeln über sich selbst, d.h. über die Rolle der Kultur im menschlichen Leben hat, ausgedrückt werden kann.“26 Es ist im gegebenen Zusammenhang nicht von Bedeutung, ob symbolisches Handeln als Wissensträger angesehen werden kann, sondern nur, daß Geertz auf den aufs erste simpel wirkenden 20 Geertz 1994, 36. Vgl. z.B. die Rede von „besseren Vermutungen“ (Geertz 1994, 30). 22 Geertz 1994, 21. 23 An manchen Stellen wird jedoch deutlich, daß Geertz selbst mit derartigen Regeln rechnet, etwa dann, wenn er von „der informellen Logik des tatsächlichen Lebens“ (25) spricht oder von einer „empirischen Tatsache“ (35) oder von „haltbaren Interpretationen“ (38). 24 Geertz 1994, 10f. 25 Geertz 1994, 41 (Hervorhebung C. U.). Das dahinter stehende Problem der Letztbegründung ist ein uraltes. Es wird für die Praxis der Forschung von Geertz jedoch ebensowenig für relevant gehalten wie von den Vertretern einer analytischen Geschichtstheorie, weil man hier von der Einschätzbarkeit der Qualität von Aussagen ausgeht. Vgl. hierzu z.B. Gethmann 1980, und mit Bezug auf J.-F. Lyotard Reese-Schäfer 1995, 40ff. 26 Geertz 1994, 39. 21 7 Sachverhalt verweist, daß eine wissenschaftliche Beschreibung ein spezielles Vokabular benötigt. Er selbst verwendet natürlich in seiner Darstellung eine ganze Reihe nicht nur alltagssprachlicher Ausdrücke, sondern auch eine Vielzahl von Begriffen aus der Wissenschaftssprache wie Integration, Rationalisierung, Symbol, Ideologie usw.27 Als Ziel für seine Arbeit nennt Geertz, „aus einzelnen, aber sehr dichten Tatsachen weitreichende Schlußfolgerungen zu ziehen und vermöge einer präzisen Charakterisierung dieser Tatsachen in ihrem jeweiligen Kontext zu generellen Einschätzungen der Rolle von Kultur im Gefüge des kollektiven Lebens zu gelangen.“28 Es soll hier nicht die Frage gestellt werden, in welchem Verhältnis dieses Ziel zum Postulat der Interpretation als der den Geisteswissenschaften angemessenen Methode steht, d.h. auf welche Weise die geforderten Schlußfolgerungen gezogen werden können. Denn darauf gibt Geertz keine Antwort. Es soll aber von dieser Äußerung von Geertz die Brücke zu einer Studie des Philosophen und Soziologen Karl Acham geschlagen werden, mit deren Hilfe gezeigt werden kann, wie die von Geertz erhobene, so einfach klingende Forderung, ein Vokabular bereitzustellen, im Rahmen von Kausalerklärungen zu beurteilen ist. Es handelt sich um einen Artikel mit dem Titel: Über den Zusammenhang von Erwartungshaltung, Wirklichkeitskonzeption und Darstellungsweise in den Sozialwissenschaften29. Die Studie stößt somit, weil Acham durchgehend auch an die Geschichtswissenschaft denkt, mitten in unsere Problemstellung. Für jede historische Darstellung ist ein Gegenstandsbereich auszuwählen, der zuerst – gleichgültig, wie man methodisch vorgehen will – beschrieben werden muß. Acham geht davon aus, daß es diesen Gegenstand auch in der Realität gibt, unter anderem mit der nur schwer bestreitbaren Begründung, daß wir andernfalls niemals wissen könnten, „ob oder daß zwei oder mehrere Beschreibungen die Beschreibung einer identischen Sache sind.“30 Die Beschreibung, das heißt das Erfassen dieses Gegenstandes, muß also seiner Erklärung vorausgehen. Einen Gegenstand erfassen, heißt aber auch, eine Vorstellung von dem in dem ausgewählten Bereich des „kulturellen Sinngebildes“ geltenden Regelsystem zu besitzen. Da dieses Regelsystem über den zur Analyse ausgewählten Gegenstand hinausreicht, fließen in die Beschreibung des Sachverhalts auch weiterreichende Annahmen und Hypothesen ein. Beschreibungen, die sich als kenntnisreich von anderen, als schlecht eingeschätzten Beschreibungen unterscheiden, beinhalten derartige Annahmen, „die sich darauf beziehen, wie etwas möglich war bzw. warum etwas ‘notwendig’ eingetreten ist.“31 Es wurde schon angesprochen, daß in der Praxis Beschreibungen desselben Sachverhalts differieren können. Die Unterschiede ergeben sich jedoch nicht nur aus unterschiedlichen Fragehaltungen, die sich auf verschiedene Seiten der Sache richten oder dieselben Elemente in unterschiedlicher Gewichtung bieten, sondern sie sind auch eine Folge der Erwartungen der Fragesteller. Es hängt mit diesen Erwartungen, die sich auch näher spezifizieren lassen, zusammen, daß aus dem bereit stehenden Fundus existierender Begriffe auf bestimmte zurückgegriffen wird oder auch neue Begriffsbestimmungen vorgenommen werden, um den zur Debatte stehenden Gegenstand zu beschreiben. Die Entscheidung, welche Begriffe verwendet werden, steht in Verbindung mit der schon bei der Beschreibung mitgedachten Erklärung. Die von Acham im Anschluß an den Soziologen Paul F. Lazarsfeld formulierten Überlegungen gelten auch für die Arbeit der Historikerin, des Historikers. „Wenn man sich im Rahmen sogenannter gesellschaftstheoretischer Analysen an die Ausarbeitung eines Klassifikationsschemas und an Begriffsbestimmungen macht ..., so trifft man zumeist auch schon bedeutsame Vorentscheidungen mit Bezug auf die Hypothesen-Ebene, da ja zwischen den begrifflichen Charakteristiken des Explanandum-Bereichs und dem Explanans-Bereich 27 Vgl. die von Geertz 1994, 40, selbst vorgenommene, natürlich unvollständige Auflistung. Geertz 1994, 40. 29 Acham 1982. 30 Acham 1982, 362. 31 Acham 1982, 363f. 28 8 (der die Hypothesen einschließt) eine gewisse Entsprechung bestehen muß. Umgekehrt formen bereits unsere Erwartungen bezüglich der geeigneten Hypothesen zur Erklärung von ‘sozialen Tatsachen’ das Klassifikationsschema und die Explikation der Begriffe.“32 Acham weist selbst auf die hierin sichtbar werdende Nähe der Erklärung zur Hermeneutik, indem er das von ihm beschriebene Vorgehen als „deskriptiv-explanativen Zirkel“ bezeichnet, „der wohl ein Bruder des hermeneutischen Zirkels ist.“33 In der Abgrenzung von jenen, welche die Erklärung als den Geisteswissenschaften für nicht angemessen halten, weist Acham dann aber darauf hin, daß sich im „Vorgang der Begriffsbestimmung ein Wissen um ganz bestimmte kausale Zusammenhänge niederschlägt. Mit anderen Worten: Hypothetische Vorerwartungen über kausale Zusammenhänge, also kognitive Antizipationen, bedingen die begriffliche Struktur oder den konzeptuellen Rahmen möglicher sozialwissenschaftlicher Darstellungen.“34 Analoges gilt ohne Zweifel auch für historische Darstellungen. Die Konsequenz daraus heißt, „Begriffe analog den Hypothesen zu behandeln“35. Diskurs statt Wirklichkeit? Die Ausführungen Achams sind auch als massiver Vorbehalt gegenüber „der mitunter recht hurtig vorgetragenen Rede von der ‘sprachlichen Konstruktion der Wirklichkeit’“ gedacht. Acham illustriert seine Skepsis mit dem bekannten, den Zusammenhang zwischen den Konzeptionen des wissenschaftlichen Beobachters und der Realität charakterisierenden Zitat des englischen Physikers Arthur Eddington: „Welche Fische man fängt, hängt davon ab, welche Netze man auswirft“, und ergänzt selbst: „Die Netze bestimmen zwar die Größe der Fische, welche gefangen werden, aber das heißt nicht, daß sich die Fische – je nach Knüpfung der Netze – verändern.“36 Eben das ist aber eine Grundthese der Diskurstheorie. Einige mir wesentlich erscheinende Aspekte an ihr sollen im folgenden in Auseinandersetzung mit Thomas Späth vorgeführt werden, weil dessen Buch Männlichkeit und Weiblichkeit bei Tacitus einen eindrucksvollen Versuch darstellt, die Diskurstheorie zur Analyse der Geschlechterrollen in den Texten von Tacitus anzuwenden. Späth bekennt sich unter den inzwischen möglich gewordenen Verwendungen des Begriffs ‘Diskurs’ zu dem von Michel Foucault in der ‘Archäologie des Wissens’ vorgetragenen. Diskurs meint danach „soziale Praktiken in umfassendem Sinn“37. Sprachliche Äußerungen sind als ‘diskursive Ereignisse’ aufzufassen. Aber Diskurse – als ein Ensemble von Regeln verstanden – existieren nur im Augenblick des diskursiven Ereignisses. Das soll heißen, daß Diskurse nicht als etwas Eindeutiges dingfest gemacht werden können, sondern sich in einem dauernden Prozeß neu bilden, ‘rekonstituieren’. Der Prozeßcharakter des Diskurses wird als wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Begriff der Struktur betont, weil die als Basis der Vorstellung von Strukturen behauptete ontologische Qualität abgelehnt wird. 32 Acham 1982, 379f. Acham 1982, 380. Daraus ergibt sich die Nähe der „Regelkreise“ bzw. „Bestimmungsebenen“, die Küttler 1993, 56, im Anschluß an T. S. Kuhn auseinanderhält: „1. als komplexes System von Geschichtsorientierung, Geschichtsforschung, Historiographie und Geschichtskultur; 2. als Regelsystem der Geschichte als Wissenschaft, d.h. als Gesamtheit der Methoden, Theorien und Prinzipien kognitiver Geschichtsaneignung.“ Ähnliches, nur gewissermaßen von der anderen Seite her, findet auch in naturwissenschafltichen Texten statt, wenn in die Darstellung der Genese einer Problemlösung normative Erwartungen einfließen, die die wissenschaftliche Darstellung der Problemlösung selbst bestimmen. Zu diesem Problem der Authentizität vgl. Danneberg 1993, bes. 110ff. 34 Acham 1982, 381. 35 Acham 1982, 393. 36 Acham 1982, 388. 37 Späth 1994, 283. Zum Diskursbegriff vgl. z.B. Dainat/Kruckis 1995, 136-142. 33 9 Dieser Begriff des Diskurses als ein Ensemble von Regeln, das nur im Augenblick der sprachlichen Realisierung in der jeweils spezifischen Weise präsent sei, wird nun „mit der kulturanthropologischen Definition der Wirklichkeit als Text“38 verbunden ganz in dem Sinn, wie das oben am Beispiel von Clifford Geertz ausgeführt wurde. Kultur wird als Text aufgefaßt, und die Diskurse bestimmen über den Text bzw. die Vielzahl an Texten, die eine Kultur ausmachen. Die Diskurse werden als nicht ableitbare Größen vorgeführt, mit denen allein wir uns auseinandersetzen können. Da wir uns als Angehörige einer Kultur stets innerhalb eines Geflechts vielfältiger Texte befinden, ist ein direkter Zugang zur Wirklichkeit nicht möglich. Am Beispiel von Tacitus sieht Späth das so: „Die Annalen schaffen ... nicht eine Transparenz, welche den Blick auf die Wirklichkeit der römischen Gesellschaft freigibt, sie sind eher zu vergleichen mit einem Bild, das sich vor diese Wirklichkeit geschoben hat.“39 Und: „Der Wirklichkeit der in den Annalen geschriebenen Geschichte konnte auch ein Tacitus nicht als Realität begegnen. Wir können annehmen, daß die ersten sechs Jahrzehnte des Prinzipats in Form von Anspielungen in Reden im Senat, in Form von Erzählungen älterer Leute, von Erzählungen von Erzählungen für einen Tacitus ‘gegenwärtig’ waren; die Wirklichkeit der julisch-claudischen Herrschschaft zeigte sich in Bauwerken und Statuen, Grabdenkmälern, Kulteinrichtungen, sie war präsent in Aufzeichnungen über Senatsverhandlungen, in Archiven, welche mehr oder weniger direkt zugänglich waren, in historischen (oder andern Gattungen zugehörigen) Schriften. Kurz: Die Wirklichkeit, mit der sich der Schreibende konfrontierte, war die Wirklichkeit eines vielfältigen Textes“.40 Die Produktion des Historiographen und darüber hinaus jedes Textproduzenten wird vor diesem Hintergrund als „Kreuzpunkt und gegenseitige Auflösung einer Vielfalt von Texten“ gesehen. In solcher Funktion kann, so Späth weiter, der „Text kein Zentrum haben, keinen von einem Subjekt beherrschten einzigen Sinn“. Der Autor verliert damit seine schöpferische Kraft, seine Funktion übernimmt der Leser eines Textes. Unter Bezugnahme auf Roland Barthes meint Späth, daß er die „Intertextualität“ im Lesevorgang aufhebt, indem er dem Text einen (neuen) Sinn gibt, den er selbst wieder als Text formulieren kann. In der Sprache der Theorie des Diskurses heißt das, daß Tacitus durch den historiographischen Diskurs als Historiker konstituiert wurde, er aber „als (durch politischen Diskurs bestimmter) Senator, als (durch Verwandtschafts- und Geschlechterdiskurs bestimmter) pater familias und Mann“ durch seine Textproduktion gleichzeitig auch den historiographischen Diskurs produzierte und entwickelte.41 Es muß aber dennoch eine Möglichkeit geben, sich aus dem Geflecht von Texten und der Eingebundenheit in Diskurse so weit zu lösen, daß eine wissenschaftliche Analyse möglich wird. Nach Jacques Derrida ist das das Mittel der Dekonstruktion, das als Suche danach verstanden wird, was im Text an Gegenbegriffen, Oppositionen und widerstreitenden Argumenten unterdrückt wird, ohne die Spuren der Unterdrückung ganz beseitigen zu können.42 Späth spricht von der „Arbeit im Text“. Die von ihm geforderte Zertrümmerung des 38 Späth 1994, 283 Späth 1994, 267. 40 Späth 1994, 272. 41 Späth 1994, 292. Hierin liegt das implizite Eingeständnis, daß ohne eine Metaposition Texte weder analysierbar noch beurteilbar sind, auch wenn das unter Rekurs auf das Mittel der Dekonstruktion geleugnet wird. 42 Der Weg für diese Suche führt über das ‚Ausstreichen‘ von Begriffen, die auf einen Gegenbegriff verweisen, und über das Aufdecken der différance als Verweis auf das Ausschließen von Gegenbegriffen; der zweite Begriff weist auf die Doppeldeutigkeit des Wortes différer: ‚sich unterscheiden‘ und ‚aufschieben, verschieben‘, und ist aus der Verbindung von Infinitiv und dem Partizip différant gebildet; vgl. z.B. Daniel 1997, 263f.; Lorenz 1997, 166-170 (mit Lit.). Die Behauptung der Existenz potentieller, unerwähnter bzw. weggelassener Gegenbegriffe setzt etwas voraus, was der ‚traditionellen‘ Geschichtswissenschaft nicht nur gut bekannt ist, sondern auch nicht nur auf binäre 39 10 Textes erfolgt so, daß „ihn das arbeitende Subjekt (konstituiert durch die für seine Subjektivität spezifische Konstellation von Diskursen) mit dem historiographischen Diskurs (der das Subjekt als HistorikerIn konstituiert und das Arbeiten zum historischen macht) konfrontiert. Die Konfrontation bedeutet eine Zerstörung des Textes“43. Damit ist die Zerlegung in einzelne Elemente gemeint und das Hervorheben von Beziehungen zwischen diesen, aber auch die Isolierung von Diskursen. „Das Ergebnis historischen Arbeitens ist wiederum die Produktion eines Textes, worin sich die diskursive Wirklichkeit und die Arbeit der Zerstörung der Sinnkonstruktion einschreibt.“44 Folgerungen für die Forschungspraxis Es kann hier nicht darum gehen, diese Hypothesen, Vorstellungen und Behauptungen im einzelnen zu bewerten. Ziel der folgenden knappen Ausführungen ist es nur, im Hinblick auf die bisher in groben Strichen vorgeführten Standpunkte zwei in der theoretischen Diskussion unterschiedlich eingeschätzte Felder herauszugreifen und mit ihnen einige Überlegungen für die konkrete Forschungsarbeit zu verknüpfen. Durch die postmodernen Theorieansätze ist der Begriff der Wirklichkeit wieder verstärkt ins, nicht, wie man meinen möchte, aus dem Blickfeld geraten. Als eine Folge davon beginnt es zur Selbstverständlichkeit zu werden, daß mit dem Begriff der Realität zumindest zwei Ebenen mitzudenken sind: eine, die man bei einem sehr weiten Begriffsverständnis als die der Ereignisse umschreiben könnte, und eine zweite, welche die Bedeutungen und Symbole trägt. Es ist keine Frage, daß nicht nur die in der Vergangenheit Agierenden, sondern auch der historische Informant in das sich aus der Verschränkung dieser beiden Ebenen ergebende komplexe Geflecht eingebunden sind. Analoges gilt natürlich für diejenigen, die den wissenschaftlichen Zugang zur Vergangenheit suchen.45 Der Feminismus war es, der im Hinblick darauf die gleichwertige Berücksichtigung der dieses Geflechts ebenso wie der Mann konstituierenden Frau eingefordert hat. So entstanden bekanntlich auch in der Altertumswissenschaft zuerst Untersuchungen zur Frau und zum Frauenbild und dann in Parallele zur Fortentwicklung der feministischen Diskussion46 solche zu den Geschlechtern. Es kann keine Streitfrage sein, ob dies berechtigt ist oder nicht, sondern es kann wohl nur mehr darum gehen, die These zu diskutieren, in welchem Ausmaß Geschlecht als kulturell determiniert zu betrachten ist.47 Um Materialien zur Beantwortung dieser Frage zu gewinnen, erscheint der Weg, den Thomas Späth eingeschlagen hat, fruchtbar zu sein. Will man dem Geschlecht auf die Spur kommen, dann ist es nötig, beide bzw. alle Geschlechter ins Blickfeld zu nehmen. Späth hebt Handlungssubjekte von Handlungsobjekten ab, und trennt diese jeweils in Männer und Frauen. Diese Gliederung wird noch durch die Untersuchung der Handlungsbeziehungen männlicher und weiblicher Subjekte zu Objekten des jeweils anderen Geschlechts erweitert. Auf diese Weise entstehen vier Kategorisierungsfelder, mit denen Späth die den Geschlechtern männlich und weiblich zugeschriebenen Charakteristika und Handlungsmöglichkeiten in den Annalen des Tacitus beschreibt. Oppositionen hin ausgerichtet ist, nämlich das sogenannte Gedankenexperiment; zur praktischen Durchführung vgl. z.B. Demandt 1986; Ferguson 1999. Natürlich benötigt auch die Dekonstruktion derartige Gedankenwege. 43 Späth 1994, 293. 44 Späth 1994, 293. 45 Zur Aktualität des Themas vgl. z.B. Müller/Rüsen 1997; Rüsen 1999. 46 Vgl. hierzu Friedrich 2000, 43ff.; Strasser 1995; Osinski 1998, bzw. Schmitt Pantel 1993, 513-523; Richlin 1993, bes. 283ff.; Scheer 2000. 47 Vgl. hierzu z.B. Lorenz 1997, 168f. Friedrich 2000, 47ff., Hauser 2000; Apelt 2000, 28-35. 11 Abb. 2: Analyseraster nach Thomas Späth Handlungssubjekt Männlich Handlungsobjekt Beziehungen unter Männern Männlich Handlungssubjekt Weiblich Handlungsobjekt Beziehungen unter Frauen Weiblich Faßt man diese Kategorisierungen als Suchschema ohne den von Späth intendierten Bezug zu der von ihm angenommenen Textualität der Wirklichkeit auf, dann sind sie ohne Zweifel dazu geeignet, Grundkonstituenden des Bezugsfeldes ‘Geschlecht’ sichtbar zu machen. Angesichts der angedeuteten Frage, in welchem Maß Geschlecht kulturell determiniert ist und ob es ausreicht, mit der Geschlechteropposition ‘weiblich-männlich’ zu rechnen, wird ein idealtypisches Suchschema zumindest um die Möglichkeit einer weiteren Geschlechterdifferenzierung zu ergänzen sein. Daß dies kein müßiges Spiel ist, beweist die Analyse der in dem in Innsbruck laufenden Forschungsprojekt48 zum Gegenstand gewählten ethnographischen Texte, in denen z.B. Intersexualität in Gestalt von Androgynie oder von Eunuchen immer wieder eine Rolle spielt.49 Darüber hinaus wird das Suchschema auch die soziale Herkunft der Subjekte und Objekte einschließen, aber auch präzise Fragemöglichkeiten nach dem Ort des Auftretens der als Subjekte und Objekte kategorisierten Personen enthalten müssen. Der gesamte Vorgang bewegt sich so in Richtung auf den von Karl Acham behandelten Begriffsschematismus zu, den jede Gegenstandsbeschreibung benötigt. Je umfassender dieser gestaltet wird, desto geringer wird die Belastung der mit der Beschreibung zusammenhängenden Argumentation über Autor und Text durch unreflektierte Begründungszusammenhänge. Der wissenschaftliche Zugang zur Vergangenheit wird dadurch transparent und somit auch kontrollierbar. Das Verhältnis von Autor und Realität ist das zweite Feld, das hier noch unter drei forschungspraktischen Aspekten kurz betrachtet werden soll. Es ist eine alte philologische Forschungstradition, die Genese von Texten zu analysieren und die Qualität eines Textes bzw. auch des Autors einerseits nach den Quellen zu beurteilen, die für die Herstellung des Textes benutzt wurden, andererseits danach, wie aus diesen Quellentexten ein neuer gestaltet wurde. 48 Vgl. hierzu das Vorwort dieses Bandes und Ulf/Rollinger in diesem Band. Das gilt unabhängig davon, in welchem Maß diese Differenzierung in der Realität erst durch ökonomische Privilegierung möglich wird; auf diesen Zusammenhang verweist Hauser 2001. 49 12 Das zu tun, hat nach wie vor seine Berechtigung, weil dadurch Denk- und Texttraditionen und deren Veränderungen gut sichtbar werden können. Es wird der Präzision von Beschreibung und Begründung sicherlich förderlich sein, die anmerkungsweise geäußerte Forderung Späths aufzunehmen und den jeweils zur Debatte stehenden Text als ganzen in getrennten Vorgängen einmal innerhalb seines Genos mit anderen Texten zu vergleichen, und einmal mit Texten anderer Genera.50 Nicht nur die im Rahmen des Innsbrucker Projekts durchgeführten Studien haben so schon erste nützliche Ergebnisse erzielen können.51 Im Hinblick auf den Realitätsbezug eines Textes ist die Frage nach der Autonomie des Autors nicht weniger wichtig. Verbietet zwar die Diskurstheorie, von einem Autor zu sprechen, so kommt – um ihn ein weiteres Mal zu zitieren – Thomas Späth nicht umhin, indirekt doch vom Autor zu sprechen. Es ist bei ihm die Rede vom „Erzähler Tacitus“ und seiner Sichtweise, von seinen Vorstellungen, von den Quellen für den Autor und seiner Abhängigkeit von diesen, und schließlich auch von der Frage, in welchem Ausmaß die normgebende Ordnung des Textes vom Autor abhängig ist. Nebenbei macht er den Autor auch dingfest, indem er Tacitus, wie es sich gehört, der Aristokratie zuordnet und in den Annalen des Tacitus die Verbindung des normenstörenden Verhaltens mit der von ihm so gesehenen (Un)Ordnung des Prinzipats als Leitmotiv seiner Darstellung ausfindig macht. Gerade das Letzte ist etwas, was sich nicht einfach als dem Diskurs der Aristokratie entstammend ansehen läßt. Späth geht also selbst den Weg, den Autor zu entdecken, indem er die Textcharakteristik sichtbar macht und den Vergleich mit anderen Texten fordert. Er beschreitet aber darüber hinaus noch den altbekannten und zielführenden Weg, indem er sich in den Anmerkungen fast durchgängig auf den zeitgleichen historischen Kontext der Art bezieht,52 wie er über andere literarische und nicht-literarische Quellen zu rekonstruieren versucht wird. Da nicht jede einzelne historische Quelle mit einem eigenen Diskurs gleichgesetzt werden kann, ist es, solange keine Quellen oder Quellenteile zusammenfassenden Diskurse plausibel gemacht werden können, nach wie vor sinnvoll, im zu analysierenden Text, so wie das Späth de facto tut, nach dem Autor und seiner Intention zu suchen. In der Distanz und Nähe zum zeitgleichen historischen Kontext kommt einerseits die Kontur des Autors zum Vorschein, es können aber andererseits auch über das Ausmaß der Abhängigkeit des Autors von ‘seiner Zeit’ Aussagen gewagt werden. Die Analyse des in seinem Text verwendeten Begriffsinstrumentariums ist hierfür eine nicht zu übersehende Hilfe.53 Dem Autor auf die Spur zu kommen, ist auch in nicht wenigen Fällen von ganz anderer Seite möglich, nämlich durch den Blick auf die in den Texten aufscheinenden Äußerungen zur Ethnographie. Diese liefern in der Regel durch die ihnen inhärenten Projektionen von der Eigenwelt auf die Fremdwelt eine Art von Außenperspektive auf den Text bzw. auf den Autor.54 Diese zu ermitteln, ist aber deswegen nicht einfach, weil das Verhältnis zwischen realer Kenntnis der Fremdwelt und den für deren Darstellung benutzten überlieferten Topoi nicht leicht zu bestimmen ist. Um vor allem in der Frage der Topologie sichereren Boden unter den Füßen zu gewinnen, wurde in Innsbruck in den letzten Jahren begonnen, einen Katalog ethnographischer Äußerungen aufzubauen.55 Für die Erstellung eines derartigen Katalogs ist ein Begriffsschematismus aus zwei Gründen notwendig: Erstens werden mit 50 Späth 1994, 57 Anm. 63. Weiler 2000, Comploi 2000, Truschnegg 2000. 52 Späth bezieht sich unter anderem auf Rechtsverhältnisse, die Verwandtschaftsterminologie und ihre Bedeutung, auf die Bedeutung der Heirat als Mittel der Allianzenbildung oder auch auf Normen des männlichen Sexualverhaltens. 53 So z.B. Santoro L’Hoir 1992, Truschnegg 2000. 54 Vgl. K. v. See 1982, Lund 1990, Timpe 2000. 55 Nach der Fertigstellung dieses Katalogs – ein Teilergebnis des mehrfach angesprochenen, vom FWF geförderten Innsbrucker Projekts zu den Geschlechterrollen in der antiken Ethnographie – soll er über Internet zugänglich gemacht werden. Die Forderung nach einem solchen Katalog als notwendige Arbeitsbasis ist alt; vgl. Norden 1920, 58. 51 13 seiner Hilfe die Weichen für die Lektüre der Texte so gestellt, daß möglichst viele der möglichen ethnographischen Äußerungen erfaßt werden, die unter dem Gesichtspunkt ‘Frauenrolle – Geschlechterrolle’ von Relevanz sind. Zweitens werden durch die so gegebene ‘Standardisierung’ der Fragen an die Texte die Analyseergebnisse direkt vergleichbar. Gerade das ist für alle topologischen Fragestellungen von wesentlicher Bedeutung. In seinen Grundzügen sieht dieser Begriffsschematismus wie folgt aus: HAUPT KATEGORIEN 1. Autoren 1. UNTERKATEGORIE 2. UNTERKATEGORIE 3. UNTERKATEGORIE Namen (alphabetisch) 2. Gender Verwandtschaft Eheformen Verstöße gegen Ehe/Heiratsnormen Außereheliche Sexualität Abstammungslinien Terminologie klassifikatorisch Verwandtschaftformen elternlose Abstammung Heiratsformen Brautgabe Mitgift Verhältnis Eltern-Kind Namensgebung Elternrolle Erziehungsformen Erbregelungen Avunkulat Ehelosigkeit Geschwisterehe Geschlechtsverkehr Monogamie Polygamie Polyandrie Ehebruch Frauenraub Inzest Nekrophilie Vergewaltigung Zwang zur Prostitution Androgyne Askese Jungfräulichkeit Frauenlosigkeit Männerlosigkeit Promiskuität patrilinear matrilinear begrenzt auf: Altersstufen Eliten bestimmte Frauenzahl Riten Männer Prostitution Sexualität außerhalb der Ehe 14 Homosexuelle Beziehungen Formen der Sexualität Beschneidung Frauenrolle, -status Zweck: Kinderzeugung von Mädchen frauenspezifisch für beide Geschlechter gültig als Regelfall als Sonderfall zwischen Männern zwischen Frauen zwischen gleichrangigen Partner mit Abhängigen Frauen als Opfer des Kriegs Frauen auf Leben und Tod den Männern ausgeliefert Frauen den Männern übergeordnet Frauen im Troß des Heeres Frauen in aitiologischer Funktion Frauen in Gefangenschaft Frauen von Herrschern ....... Männer in Frauenrollen Mutterrolle Tochterrolle Rolle der Ehefrau Auffälliges Verhalten von Männern 3. Geographie Völker-Namen Lokalisierung 4. Völker Merkmale Spezifische Merkmale Allg. Erscheinungsbild Fruchtbare Frauen Kleider Physiognomie Schmuck Wesensart Art der Ernährung Art der Wohnung Eßgewohnheiten Siedlungsweise Wirtschaftsweise Gruppen/Kategorien Wesensart von Frauen Ökonomie Soziale Beziehungen (nicht Verwandtschaft) Aufnahme in Gruppen Verhalten gegenüber Kranken Verhalten gegenüber Alten Alterskategorien Männergruppen Frauengruppen 15 Religiöse Merkmale Formen normativen Denkens Herrschaftsformen Existenz von Göttern Machtbereich der Götter Religiöse Feste Religiöse Merkwürdigkeiten Spezifika der Götter Verhältnis zu den Toten Nicht-rechtliche Regelungen Rechtliche Regelungen Raumvorstellungen Zeitvorstellungen Politische Institutionen Formen interner Gewalt Personale Herrschaft Verhältnis zu Fremden 5. Personen Egalitäre Ordnung Hierarchische Ordnung Frauenherrschaft Männerherrschaft Behandlung der Fremden Behandlung des Fremden Kriegführung Kontaktaufnahme mit Fremden Kontakte zu Fremden Frauennamen Göttinnen 6. Zeit Volk Darstellung Abstammung Entstehung Mit Autor gleichzeitig Historisch vorzeitig Mythisch gleichzeitig Mythisch vorzeitig In den Kategorien 2 – 5 lassen sich gleich oder ähnlich lautende Passagen leicht eruieren. Ihre Nähe und Distanz zueinander wird durch die Unterkategorien gut faßbar. Was ein Topos ist, ist aber durch die inhaltliche Nähe einer Passage mit anderen Passagen allein noch nicht festgelegt. Das ist auch vom nicht immer gleich einzuschätzenden Realitätsgehalt und darüber hinaus noch von der Position abhängig, welche das jeweilige Motiv innerhalb eines Textes einnimmt. Diese Position bestimmt wesentlich darüber, ob ein Motiv tatsächlich als reiner Topos aufzufassen, oder nur bedingt als solcher anzusprechen ist, weil das Motiv innerhalb des Textes eine erkennbare Funktion erhält. Durch die nach dem Begriffsschema vorgenommene Katalogisierung der ethnographischen Texte wird darüber hinaus sichtbar, daß die Grenzziehung zwischen Eigenwelt und Ethnographie nicht nur von den sich wandelnden geographischen Realkenntnissen abhängig, sondern daß auch die Perspektive des jeweiligen Autors zu der ihm fremden Welt hierfür von wesentlicher Bedeutung ist.56 Mit dieser Perspektive hängt es auch zusammen, daß die Welt 56 Unter etwas anderem Aspekt hat darauf jüngst wieder Timpe 2000 hingewiesen; vgl. z.B. auch Günnewig 1998. Die hier gemeinte Perspektivität entspricht der Zwischenwelt, wie sie Günther 2000 für Ammianus Marcellinus als spezifisch festgestellt hat. 16 der Barbaren dazu benützt werden kann, um Requisiten für das Bild der Frau in der eigenen Welt zu gewinnen.57 Im Vergleich der Texte wird diese Perspektive bestimmbar. Richten sich die Begriffe 2-5 vor allem auf das Problem der Topologie, so macht die Kategorisierung unter dem Begriff „Zeit“ sichtbar, daß die Abgrenzung von Eigenwelt und ethnographischem Raum nicht nur wegen unterschiedlicher Realkenntnisse und Autorenperspektiven schwierig vorzunehmen ist. Denn richtet man den Text am Parameter „Vorzeitigkeit“ aus, dann zeigt sich, daß die Trennung von Mythos und Ethnographie kaum möglich ist. Dieses Problem besteht, wenn auch in unterschiedlicher Schärfe, für jeden antiken Text.58 Die mythische Geschichte wird so zum ethnographischen Raum und umgekehrt. Die ethnographische Welt erhält so auch Funktionen der mythischen Geschichte, zu denen es auch gehört, in der eigenen – männlichen – Welt zwar Existentes, aber in ihr nicht Abbildbares als Projektionen aufzunehmen.59 Wenn man die in diesem Begriffsschematismus aufscheinenden, vom Problem der Topologie angeregten Suchbegriffe mit einer Analyse des autorspezifischen Vokabulars60 und darüber hinaus noch mit einer quantitativen Erfassung der ethnographischen Einzelelemente61 verbindet, dann ergibt das in der Summe eine beachtliche Basis für Rückschlüsse auf die Intention eines Textes und auf seine Spezifik vor dem Hintergrund nicht nur der Texttradition, sondern auch der Entstehungszeit des Textes. Es ist offensichtlich, daß eine Zusammenführung der hier genannten Ansätze innerhalb nur einer Untersuchung in der Praxis nur schwer möglich sein wird. Hat man diese aber als Ziel vor Augen, dann dürfte das – und sollte wohl auch – Auswirkungen auf die Gestaltung der Einzelstudien haben. Mit all dem ist das Problem des oben angesprochenen deskriptiv-explanativen Zirkels, die Wahl der Begriffe für den Begriffsschematismus, noch nicht gelöst. Ist aber einmal das ausgewählte wesentliche Begriffsmaterial offen gelegt, dann kann man diesem Problem offensiv begegnen, d.h. die konzeptuellen, sprachlichen Schemata, die mit der expliziten Begriffswahl in Vergangenheit und Gegenwart verbunden sind, reflektieren und ihren auch perspektivischen Bezug zum Beschreibungs- und Erklärungsvorgang dadurch erkennbar und kritisierbar machen. Die künftige praktische Arbeit wird zeigen, in welchem Ausmaß dies realisierbar ist.62 57 Vgl. z.B. Schmal 2000, Wagner-Hasel 1993, 542. Vgl. Weiler 2000, Comploi 2000, Noggler 2000, Truschnegg 2000, Wenskus 2000. 59 Diese Funktion des Mythos ist dann, wenn man auf seine religiösen oder politischen Intentionen blickt, unbestritten. Foxhall/Salmon 1998a und Foxhall/Samon 1998b legen eine erste Basis, um diesen Gedanken auf dem Feld der Geschlechterrollen weiter zu verfolgen. 60 Vgl. Truschnegg 2000. 61 So bes. Rollinger 2000, aber auch innerhalb seines Begriffschemas im Anhang Späth 1994. 62 Vgl. zur männlichen Perspektive der in der Wissenschaft verwendeten Begriffe z.B. Hausen 1998, bes. 50ff., und natürlich die auch in der Altertumswissenschaft geführte Diskussion über die Anwendbarkeit des Gegensatzes ‚privat – öffentlich‘; dazu z.B. Wagner-Hasel 1988, auch Schnurr-Redford 1996, 13-56. 58 17 Literaturverzeichnis Acham 1974 = K. Acham, Analytische Geschichtsphilosophie. Eine kritische Einführung, Freiburg/München 1974. Acham 1982 = K. Acham, Über den Zusammenhang von Erwartungshaltung, Wirklichkeitskonzeption und Darstellungsweise in den Sozialwissenschaften, in: R. Koselleck/H. Lutz/J. Rüsen (Hg.), Formen der Geschichtsschreibung (Theorie der Geschichte. Beiträge zur Historik 4) München 1982, 353-414. 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