Sprechen und Sprachverstehen 1. Gegenstandsbereich: Sprache - Medium der Kommunikation (mit anderen und zur Selbstreflexion) - Denken und Sprache sind eng verknüpft - Kommunikation ist fehlerhaft (Sprache + Verstehen) - Bsp. für den Versuch sprachverstehendes System zu schaffen: Verbmobil 1.1 Sprachfähigkeit als Artspezifikum des Menschen - Voraussetzung für sprachspezifische Lernleistung ab Geburt, die nicht mit Lernprinzipien erklärbar ist - Imitation erklärt Übergeneralisierung von Kindern nicht - Bei Tieren: Sprache hat eher Symbolcharakter, voller Wiederholungen Exkurs: Koevolution von Sprache und Denken Kommunikativer Nutzen: - Sprache verhilft Menschen zu gemeinsamen Planen und handeln - Schnelles Übertragungsmedium - Augen und Hände sind beim Reden frei - Unabhängigkeit kommunizierter Inhalte von Äußerungssituation - Sprecher und Empfänger müssen sich nicht sehen - Große Zahl von Empfängern erreichbar - Ideales Mittel für Gruppenkoordination Sonstiger Nutzen: - Reflexion, Ordnen der Gedanken - Objektivierung von Wissen (Kultur) - Management der sozialen Beziehungen in der Gruppe (Partnerwahl etc.) Sprache und Denken: - Annahme, dass Sprache und Denken etwas gemeinsam haben müssen: Universalgrammatik (Chomsky) = grundlegende Gemeinsamkeiten syntaktischer Regularitäten in allen Sprachen - Sapier-Whorf-Hypothese: linguistische Relativität: Denken hängt von jeweiliger Sprache ab (widerlegt: Pinker) - Wygotsky: alles vollzieht sich im Medium der sprachlichen Kommunikation in der Gesellschaft 1.1.1 Sprachzentrum im Gehirn - Sprachfunktionen sind deutlich lateralisiert (linke Hemisphäre) - Broca – Areal: Syntax, Sprachproduktion, motorische Aspekte, unterer Hinterabschnitt des Frontallappens der sprachdominanten Hemisphäre, funktional eng in die motorischen Steuerungsareale des Gyrus praecentralis integriert (meist motorische Aphasie) - Wernicke – Areal: Verstehen, Sprachrezeption, oberer Hinterabschnitt des Temporallappens der sprachdominanten Hemisphäre bis in den Parietallappen (meist sensorische Aphasie) - Aphasien: durch Läsionen der Sprachzentren generelle oder spezifische Ausfälle der Sprachfähigkeit 1.1.2 Charakteristika der sprachlichen Kommunikation - Generativität: unendlich produktiv (kreativ) - Systematizität: sprachliche Regularitäten (semantisch, syntaktisch, pragmatisch, phonologisch) haben den Charakter von Restriktionen (constraints) - Situationsunabhängigkeit : Kommunikation über abwesende Dinge möglich - Funktionen der Sprache: o Mitteilung (folgt Kooperationsprinzip, Grice) o Aufforderung o Expression (Ausdruck von Gefühlen etc., Bühler; beeinflusst emotionale Beziehung zw. Sprecher und Empfänger, Watzlawick) o Handlungsvollzug (performative Sprechakte) - Sprechakt – Theorie: Austin & Searle, Sprachpsychologische Untersuchungen haben sich vor allem auf die Darstellung von Ereignissen, Beschreibungen etc. zu konzentrieren 1.2 Sprachspezifisches Wissen - bereits bei Säuglingen besondere Sensitivität für Sprachlaute, wahrscheinlich schon vorgeburtliche Wahrnehmung (Eimas) - Erwerb von Wortschatz + Regularitäten - Individuelle Kompetenz = sprachspezifisches Wissen 1.2.1 Sprachspezifisches und allgemeines Wissen - sprachspezifisch: primär prozedurales Wissen (Regeln werden benutzt können aber nicht angegeben werden) o Lexikalisches Wissen (Wortschatz) o Grammatikalisches Wissen (Flexion, Wortstellung etc. ), aber: Lexik und Grammatik variieren zw. und innerhalb von Sprachen o Pragmatisches Wissen (situationsadäquate Verwendung) - Deklaratives Wissen o Begriffliches Wissen (Bedeutungen von Wörtern) o Weltwissen (allg. Und bereichsspezifisches Wissen) 1.2.2. Kompetenz und Performanz - Kompetenz: Fähigkeit Sprache zu produzieren, Äußerungen hinsichtlich ihrer Güte zu beurteilen. Sprachfähigkeit des idealen Sprecher-Hörers Linguistik - Perfomanz: empirische Realität des Sprachgebrauchs (z.B. durch begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses) Sprachpsychologie Exkurs 2: Sprachpsychologie – historische Perspektiven - Linguistik: Unterscheidung zw. Sprache als ein System von Zeichen (Chomsky) und der konkreten Sprachverwendung (Sapier) - Behavioristische Sprachpsychologie (Skinner): Sprachliches Verhalten als konditionierbares Verhalten: Benennungsakte, Handlungsaufforderungen, Spracherwerb durch Lernprozesse Kritik: - kann Produktivität der Sprache nicht erklären - Empirisch nicht immer belegbar - Informationsverarbeitungsansatz (Shannon) und klassische Psycholinguistik: o Transformationsgrammatik = Theorie der Syntax Ziel: Nachweis der psychologischen Realität (gescheitert) o Bever: Versuch heuristische Strategien beim Sprachverstehen zu identifizieren, z.B. SPO o Clark & Clark: verschiedene Verstehensstrategien, die sich aber nicht in Verarbeitungsmodell integrieren lassen - Kognitive Sprachpsychologie: Frazier: Sprechen und Sprachverstehen als Prozesse der Informationsverarbeitung, die auf allg. und sprachspezifischen Wissen basieren, Ziel: kognitive Modellierung 2. Rezeption sprachlicher Äußerungen: - komplexe Informationsverarbeitungsprozesse: inkrementell: Sprachwahrnehmung Worterkennung syntaktische Analyse (lexikalisches Wissen) semantische Interpretation Überführung in Wissensstruktur (mentales Modell) Integration mit vorhandenem Wissen - rückwärts gerichtet Prozesse: Verstehen eines Wortes durch Kontext etc. - Tendenz zur kognitiven Ökonomie Gesamter Prozess ist der Introspektion nicht zugänglich Ambiguität: Strukturell (syntaktisch): lokal vs. Global + Mehrdeutigkeiten einzelner Wörter bei fast allen sprachlichen Äußerungen Teilprozesse der Rezeption: - Sprachwahrnehmung: Erkennen von sprachlichen Einheiten aus Schallsignal - Lexikalischer Zugriff: Erkannte Einheiten werden bekannten, im Gedächtnis gespeicherten Einheiten zugeordnet Wortrepräsentation + begriffliche Rep. - Syntaktische Analyse: Struktur rezipierter Wortketten entspricht syntaktischen Regularitäten. Parsing erfassen grammatischer Funktionen - Semantische Interpretation, Verstehen: Konstruktion eines mentalen Modells als Repräsentation des mit einer Äußerung gemeinten. (Berücksichtigung von Kontext durch bereits verarbeitete Äußerungen, Weltwissen, Diskurssituation) Ableitung von Schlüssen möglich - Verarbeitungsschritte bei der Rezeption sprachlicher Äußerungen: Sprachsignal /Schrift phonemische bzw. graphemische Analyse (Mentales Lexikon) lexikalischer Zugriff (Mentales Lexikon) Parsing – syntaktische Analyse (Mentales Lexikon) semantische Interpretation (Weltwissen, Diskursmodell) mentales Modell 2.1 Schallsignal und Sprachwahrnehmung: - physikalisch messbare Schallsignal stellt komplexe Schwingung dar, aus der nicht eindeutig rekonstruierbar ist, was gesagt wurde auditive Wahrnehmung ist sprachliche Äußerungen spezialisiert und vermutlich angeboren Exkurs: Phoneme: - kleinste bedeutungsunterscheidende Einheiten von Sprache (durch wenige Dimensionen systematisierbar, z.B. simmhaft-stimmlos) - Phoneme: linguistische (phonologische) Einheiten /r/ vs. Phone: lautliche Einheiten (durch physiologische, sprechmotorische Einheiten bestimmt) 2.1.1 Kategoriale Wahrnehmung - große Variation, wie Phoneme in verschiedenen Kontexten unterschiedlich lautlich realisiert werden - Schallsignal kontinuierlich von /da/ zu /ta/ phänomenal diskontinuierliche, kategoriale Wahrnehmung (Eimas & Corbit) - Kategoriale Wahrnehmung nicht nur bei Sprache, sondern z.B. auch bei Musik - Wechselwirkung zw. visueller und akustischer Wahrnehmung - McGurk-Effekt: visuelle und auditorische Informationen beeinflussen sich gegenseitig - Nicht nur sprachbezogene Wahrnehmungsleistung, sondern auch unbewusste Erwartungen entscheidend für Verstehen (Bsp. Phonem-Restaurationseffekt besonders im Wortkontext, Samuel) sowohl bottom-up, als auch top-down Prozesse 2.1.2 Lesen: - erst hochgeübte Leser können direkt von visueller Mustererkennung auf mentales Lexikon zugreifen - Blick wird in Sakkaden von Fixation zu Fixation bewegt. Je Zeile ca. 3-4 Fixationen (je 100-250 ms). Eine Fixation ca. 2-4 vier Buchstaben links vom Fixationspunkt und 5-9 rechts davon durch lernabhängige Aufmerksamkeitslenkung - Außerhalb der erfassten Zone werden nur Wortzwischenräume als Grobstruktur erkannt hilfreich zu Verarbeitung der nächsten Sakkade (Rayner et al.) 2.2 Lexikalischer Zugriff - semantisches Gedächtnis = Begriffe mentales Lexikon = sprachspezifisches Wissen auf Wörter bezogen. Wortstamm (Lemma) + morphologische Formen auf Muttersprache bezogen Exkurs 4: Lemmata, Morpheme, Silben: - Lemma = ein Eintrag im mentalen Lexikon + grammatische Informationen - Morpheme = kleinste bedeutungstragende Einheit, lexikalische Morpheme: vermitteln Bedeutung (Lehr – er - in), grammatische Morpheme = dienen der Flexion und sprachlichen Ableitung (ge – stell – t) - Silben: Silbenkern (nucleus) + Silbenanfang (onset) + Silbenende (coda) - 2 Arten von Lexika: 1, Lexeme; morphologische Varianten, nur, wenn sie eine andere Bedeutung als Stammform haben 2, Vollform –Lexika: sämtliche Wortformen haben eigenen Eintrag 2.2.1 Worterkennung: - shadowing Technik: Text von Kopfhörer nachsprechen - Kohortenmodell (Marslen-Wilson): bei der Worterkennung wird Phonem für Phonem, die relevante Teilmenge des Lexikons weiter eingeschränkt, bis nur noch ein Wort übrig bleibt - Segmentierung: Oft ist aus Schallsignal nicht eindeutig erkennbar, wo einzelne Wörter beginnen / aufhören - Prozessmodelle der Worterkennung: o Suchmodell (Forster): durch Buchstabenmuster wird Teilmenge des Lexikons ausgewählt serielles Durchsuchen Wörter sind nach Vorkommenshäufigkeit im Lexikon geordnet (neurologisch unwahrscheinlich) o Konnektionistische Modelle (McClelland & Rummelhart): Knoten für Merkmale, Buchstaben, Wörter Zusammenspiel von Aktivierung von Merkmalen (bottom-up) mit Aktivierung von bereits teilaktivierten Wortknoten (top-down) erklärt Wortüberlegenheitseffekt (einzelne Buchstaben werden im Wortkontext schneller erkannt, Catell) o Aber: Tempo der Worterkennung ist nicht nur von Wortlänge und Vorkommen abhängig, sondern auch von semantischen Faktoren (Konkreta schneller als Abstrakta etc.) - Neurophysiologische Modelle: Zweifel, ob einheitliches mentales Lexikon für phonologische und orthographisch kodierte Wörter zuständig ist - Funktionsmodelle: „Logogen-Modell“ (Morton & Broadbent) erklären neuropsychologische Befunde 2.2.2 Inhalte des mentalen Lexikons: (Levelt) - Lemmata - Lexikalische Formen ohne eigenen Eintrag (Flexionsmorpheme) - Derivationen: abweichende Bedeutung von Lemma eigener Eintrag - Semantische Information: Wortbedeutung: Bedeutung eines Lexikoneintrags wahrscheinlich durch Verweis auf entsprechende bildliche Repräsentation im semantischen Gedächtnis - Morphologische Information: Stammformen und Wortfamilien: Wortschatz in Flexionsklassen organisiert morphologische Regeln bilden „Wortsyntax“ - Syntaktische Information: Beziehungen zwischen Wörtern: Syntaktische Kategorie (Verb etc.) + Subkategorisierungen für Komplemente (notwendige Ergänzungen) Verben = Nominalphrasen, die versch. Viele andere NP benötigen - Kodierung für Rezeption & Produktion: phonologische und graphemische Struktur (Indexierung für lexikalisches Wissen) - Mentalem Lexikon liegt keine einheitliche neurologische Struktur zugrunde 2.2.3 Wortsemantik und semantisches Gedächtnis - semantisches Gedächtnis = theoretisches Konstrukt aus der Gedächtnispsychologie (Collins & Quillian) Psycholinguistik: mentales Lexikon - Zweitspracherwerb: zuerst direkte Wortverknüpfungen, später über gemeinsame begriffliche Repräsentation im semantischen Gedächtnis (Dufour & Kroll) eigenes mentales Lexikon für 2. Sprache - Extensionale Bedeutung: bezieht sich auf Objekte in der Welt (Referenzsemantik) - Intensionale Bedeutung = Das, was aus der sprachlichen Benennung gefolgert werden kann - Denotation: wörtliche Bedeutung, intensional wie extensional - Konnotation: affektiv getönter Bedeutungs- „Hof“ durch freies Assoziieren / semantisches Differential - Semantische Primitive (Katz & Fodor, Chomsky) : vollständige Taxonomie von Wortbedeutungen; jedes Konzept durch eine Hierarchie semantischer Merkmale (noch immer kein Einigungsvorschlag für Definition semantischer Primitive) - Statistische Analyse von Ähnlichkeitskoeffizienten zw. Wörtern bzw. Begriffen (sind oft Erhebungsmethode abhängig) - LSA (latent semantic analysis) (Landauer & Dumais) Bestimmung von Ähnlichkeitsstrukturen in einer Menge von Wörtern 2.2.4 Semantisches und phonologisches Priming - Phonologisches Priming: Wörter sind phonologisch ähnlich - Semantisches Priming: von Bedeutung abhängig, vor allem assoziatives Priming - Polyseme Wörter: haben mehrere Bedeutungen Priming für alle Bedeutungen (Neely) - Opake Wörter (Bsp. Himmelsschlüssel) haben nur für Komposita Primingeffekte, aber nicht für den Komposita ähnliche Wörter - Priming –Technik zur Untersuchung des semantischen Gedächtnisses und des mentalen Lexikons (Zwitserlood) 2.2.5 Anwendungen - große diagnostische Bedeutung in der Neuropsychologie 2.3 Syntaktische Verarbeitung (Parsing) - Rekonstruktion der Struktur einer Äußerung (Parsing) - Ergebnisse von Parsing werden in Phrasenstruktur dargestellt: o Det: Artikel o N: Substantiv o NP: Nominalphrase o S : Satz o PP : Präpositionalphrase o Pro : Präposition o V : Verb VP - Parsing ist ein automatischer Prozess syntaktische Informationen sind oft Anhaltspunkt für Interpretation 2.3.1 Syntax + Lexikon = Grammatik - LFG (Lexical-functional grammar, Bresnan): Kombination lexikalischer und syntaktischer Information - HPSG (head-driven phrase structure grammar, Pollard & Sag):Hoher Grad an Lexikalisierung syntaktischer Regulariäten - Phrasenstrukturgrammatik: generative Grammatik mit Erzeugungsregeln: o S NP, VP; NP Det, N; PP Prep, NP; VP V, (NP), (PP) o Problem: wesentliche syntaktische Abhängigkeiten werden nicht erfasst - Funktionale Rollen: Satzsubjekte und Objekte sind in der Linguistik funktionale Rollen der Verbkomplemente (Subjekt, (in)direktes Objekt etc.) - Thematische Rollen: haben semantischen Charakter: Agent, Rezipient bzw. Rezipient, Thema, Lokation, Zeit usw. - 2.3.2 - 1. 2. 3. 2.3.3 1. 2. 2.3.4 - - - - Bsp: geben: Agent : Subjekt (Nominativ-NP); Thema: direktes Objekt (Akk-NP); Rezipient: indirektes Objekt (Dativ-NP) Sprachtypologische Unterschiede: jede Sprache weist charakteristische Regularitäten auf (Bsp.: SPO im Englischen) Wortstellung vs. Kasusmorphologie legen funktionale Rollen der Wörter im Satz fest Mentale Repräsentation syntaktischen Wissens: grammatisches Wissen ist implizit (zumindest in der Muttersprache) Grammatikalität von Äußerungen: Performanz- und Dialoggrammatiken Experimentell Paradigmen zur Analyse der Satzverarbeitung: Offline-Verfahren: Urteilsverfahren, die erst nach der Satzverarbeitung messen Bewertung von Grammatikalität bzw. Akzeptabilität von Sätzen; Satzergänzungsverfahren, Lückentechnik Behaltensleistungen für Textaussagen (Van Dijk & Kintsch) Online-Verfahren: Erfassung der Lesezeit per Tastendruck wird Text weiter eingeblendet Blickbewegungsregistrierung Fixationspunkte und –zeiten beim Lesen werden gemessen Erfassen von Blick-Regressionen (häufig bei Verarbeitungsschwierigkeiten) EEG-Techniken: P600, N400 + fMRI Hauptergebnisse der Parsingforschung: Inkrementalität: Äußerungen werden Wort für Wort verarbeitet Verarbeitungsstufen werden kaskadenartig durchlaufen (semantische und syntaktische Verarbeitung halten mit Sprechtempo mit, z.B. Tanenhaus et al.) Anbindungsambiguitäten: Erhöhte Verarbeitungszeiten am Ende von global ambigen Sätzen; bei lokalen Ambiguitäten: erhöhte Lesezeiten am Disambiguierungspunkt keine erhöhten Lesezeiten innerhalb ambiger Regionen besonders starke Effekte bei garden-path-Sätzen Theoretische Modelle des menschlichen Parsers Parsing vollzieht sich inkrementell, laufende Analyse wird Wort für Wort ergänzt Sprachverarbeitungssystem erstellt erste syntaktische Analyse, die kaum von inhaltlichen Hinweisen gebrauch macht, rein lexikalisch-syntaktische Informationen werden verwendet Verwendung von Frequenzinformationen (Häufigkeiten) werden beim lexikalischen Zugriff (Parsing) verwendet Führt die erste Analyse im weiteren zu Unstimmigkeiten, so wird eine Reanalyse der Satzstruktur vorgenommen Modulares System von Parsing: vorläufige syntaktische Analyse wird ohne Berücksichtigung des Inhalts aufgebaut Parsingmodelle ohne Reanalyse: o Multiple Analysen und vorübergehende Repräsentation (parallel Modell) o Bei Ambiguitäten wird die Analyse einfach aufgeschoben bis der Disambiguierungspunkt erreicht ist (wait-and –see-Modelle) Empirisch unterschiedliche Vorhersagen: o Parallele Repräsentation: messbar höherer Aufwand bei ambiger Region o Aufschub: immer höhere Lesezeit bei Disambiguierungpunkt o Reanalyse-Modelle: nicht mehr Zeit bei ambiger Region, manchmal (wenn die erste Repräsentation falsch lag) bei Disambiguierungspunkt entspricht empirischen Befunden P600 am Disambiguierungspunkt ELAN + P600 bei syntaktisch inkorrekten Sätzen N 400 bei semantisch inkorrekten Sätzen - Parsingprinzipien: o Syntaktisch: „rechts anschließen“ (late closure): neu gelesenes Wort sich in das aktuelle Element auf der untersten Ebene der gerade erstellten Analyse einfügen lässt, dann wird diese präferiert o Modularitätsannahme: zunächst wird nur syntaktische Information verwendet, semantische Information nur, wenn sie in lexikalischer Information enthalten ist (Argumentstruktur von Verben, Belebtheit) o Frequenzinformationen werden verwendet o Prinzip des referentiellen Erfolgs: leitet semantische Interpretation Auflösung anaphorischer Referenzen - Rein frequenzbasierte Parsing-Theorien treffen Auswahl der präferierten Analyse aufgrund von erlernten Häufigkeiten für syntaktische Konstruktionen (tuning hypothesis, Mitchell) - Constraint-Satisfaction-Modelle: interaktive Parsing-Modelle, die syntaktische und semantische Faktoren als gleichzeitig aber unterschiedlich wirksame Kräfte betrachten (MacDonald) Exkurs 5: Satzverarbeitung und Arbeitsgedächtnis - semantische Interpretation belastet AG - Johnson-Laird: spezielles AG für syntaktische Verarbeitung normales AG bleibt unbelastet - MacDonald et al.: undifferenziertes AG, dass auch bei Parsing belastet wird - Baddeley: phonologische Schleife wird durch Parsing belastet - Empirisch: wahrscheinlich nur Belastung des AG bei semantischen Prozessen - Gibson: zwei Komponenten der Belastung: Integration neuer Wörter + Zwischenspeicherung von Strukturvorhersagen - Caplan & Walters: spezialisiertes AG für Sprachverarbeitung (neuroanatomisch: Broca-Areal) - Fodor: Parsing: automatischer, modularer Prozess - Anwendungen: - Sprachliche Mitteilung: sollten möglichst Formulierungen, die Präferenzen menschlichen Parsens entsprechen keine global ambigen Sätze 2.4 Semantische Interpretation und Textverstehen - Verstehen = Erstellen mentaler Repräsentation der Gehörten/Gesagten Integration mit bereits vorhandenem Wissen Schlussfolgerungen möglich - Je mehr Verbindungen mit bereits vorhandenem Wissen, desto besseres Verständnis - Textinhalt wird als Wissensstruktur repräsentiert 2.4.1 Mentale Modelle - Theorie von Kintsch: nach Parsing zunächst Textnahe Repräsentation (propositionale Textbasis) Verbindung mit vorhandenem Wissen Situationsmodell (Repräsentation des Inhalts) - Theorie der mentalen Modelle (Johnson-Laird et al.): nur eine mentale Repräsentation = mentales Modell, entspricht Situationsmodell, kann aber zusätzlich analoge Aspekte einschließen - Construction-Integration-Modell (Kintsch): o Konstruktion der Textbasis: Zerlegen des Textes in elementare Aussagen (Propositionen) durch inhaltliche Bezüge entsteht propositionales Netzwerk(kann bei Ambiguitäten auch widersprüchliche Interpretationen enthalten zw. denen hemmende Verbindungen bestehen) o Integration: Propositionen können mit Vorwissen integriert werden (gleiche Form) Dynamik von Aktivierung und Hemmung führt zu bestimmter Leseart bei Ambiguitäten - Vorteil von inhaltlichem Modell: wörtliche Formulierung wird normalerweise schnell vergessen Exkurs 6: Propositionale Repräsentationen: - Adjektive, Verben: Funktoren, Relationen, Prädikate - Referenzobjekte: Argumente - Propositionale Schemata (frames): thematische Rollen der Referenzobjekte sind explizit aufgeführt - Problem: Unterscheidung zwischen Klassen und Individuen Lösung: Verwendung logischer Semantik: Begriffe als Prädikate (ist-Telefon (x) ^ist-schwarz (x) vs. Vx (istTelefon(x) ist-schwarz(x)) ) - Diskursmodell (van Dijk): Repräsentation der Gesprächssituation / Partnermodell (Herrmann) o Repräsentation des Diskurses als erweitertes Situationsmodell o oder Repräsentation der Gesprächssituation einschließlich kog. Und emotionaler Verfassung der beteiligten Personen - Forschungsmethoden: Offline:Techniken Zusammenfassen von Texten aus Erinnerung, Beantwortung von Fragen etc.; Online-Techniken: Priming Rekognitionszeit 2.4.2 Referenzobjekte, Eigenschaften und Ereignisse - Situationsmodelle: vorkommende Entitäten (Objekte), Eigenschaften von Objekten (Prädikate) und Ereignisse (mehrstellige Relationen zw. Objekten) o Objekte: konkrete, physikalische, fassbare Objekte, gelegentlich auch Abstrakta o Eigenschaften: Klassenzugehörigkeiten als Prädikate o Ereignisse: Schemata, Propositionen - Inhalt komplexer Sätze als Kombination von Propositionen Kompositionalitätsprinzip der Semantik: Bedeutung eines komplexen Satzes ergibt sich aus der Bedeutung der in ihm enthaltenen einfachen Aussagen (und der Art wie diese verknüpft sind) - Aufgabe der semantischen Interpretation: Identifikation von Prädikaten und ihren Argumenten und Bildung einer propositionalen Repräsentation 2.4.3 Anaphorische Referenzen und Textkohäsion - Referenzobjekte = Nomina (-lphrasen) einer Äußerung Identifikation durch Weltwissen - Anaphorische Referenz: Bezugnahme auf etwas vorher schon Erwähntes - Kataphorische Referenz: Bezugnahme auf etwas noch nicht Erwähntes - Bei der Suche nach den Antezedenten von Anaphern werden syntaktische DiskursInformationen herangezogen Art der Bezugnahme spielt psychologisch keine Rolle Aussprechen geht schneller, wenn es sich um ein bereits erwartetes Pronomen, Wort handelt - Anaphorische Referenzen werden sofort aufgelöst, wenn sie als voll NP-Referenz formuliert sind. Pronominale Referenzen werden hingegen nur dann sofort interpretiert, wenn sie sich auf die Hauptpersonen von Erzähltexten beziehen (Garrod & Sandford) Mitgehen des Lesers erzählender Texte ist so stark, dass selbst der Gedächtniszugriff unterschiedlich schnell erfolgt - Zusammenhang innerhalb eines Textes durch anaphorische Referenzen = Kohäsion / Kohärenz; bei Kintsch: durch Bezugnahme einer Proposition auf eine andere Je mehr Verbindungen eine Proposition hat, desto zentraler ihre Rolle werden länger im AG behalten spätere Gedächtnisleistung ist besser 2.4.4 Einige Probleme der semantischen Interpretation - Metaphorische und wörtliche Ausdrucksweise brauchen keine längerer Verarbeitungszeit als wörtliche Rede - Black: Interaktion von Topos und Vehikel führt zu neuer Bedeutung einer Metapher - Skopus: Geltungsbereich von Quantoren / Verneinungen kann sich auf unterschiedliche große Abschnitte eines Satzes beziehen - Hörmann: Quantoren werden je nach Kontext unterschiedlich interpretiert - Johnson-Laird: Quantoren führen je nach sprachlicher Interpretation zu verschiedenen Fehlern in der Logik - Kintsch: deiktische Referenzen (zeitliche, räumliche Angaben) sind Bestandteil der propositionalen Textbasis; im Situationsmodell hingegen sind sie bereits interpretiert, so dass explizite Referenzen vorliegen - Unterbestimmtheit von Aussagen: o Bildung einer Repräsentation, die hinsichtlich der Interpretation unterbestimmt ist (Kintsch) o Bildung einer Repräsentation, die nur eine mögliche Interpretation darstellt Standardannahme (Plausibel, aber nicht unbedingt richtig) o Beim Parsing: Wenn mehrere Interpretationen möglich sind, wird die am wenigsten aufwendige Lesart unterstellt o Johnson-Laird: typische Fehler beim logischen Schlussfolgern ergeben sich durch Nichtberücksichtigung weiterer Möglichkeiten - Analoge Modell von Raum und Zeit (Bower): räumliche Distanz wird offenbar direkt in mentalen Modellen beim Textverstehen repräsentiert (Bsp.: Auswendiglernen von Räumen mit best. Gegenständen Entfernung im Modell beeinflusst Reaktionszeit beim Widererkennen) 2.4.5 Inferenzen beim Textverstehen - Leser ziehen nur dann Inferenzen , wenn sie zum Verständnis des Textes unbedingt nötig sind (meist „Brücken“ -Inferenzen zur Herstellung der Textkohärenz bzw. kausales verbinden nacheinander erwähnter Dinge, McKoon & Ratcliff) - Bei entsprechender Aufgabenorientierung (Lernen) werden sehr viel elaborative Inferenzen gezogen - Hintergrundwissen (Expertise) hilft beim Ziehen von Inferenzen aus Texten, ebenso wie Wissen über Textsorten - Ereignisschemata: Vorwissen über stereotype im Text berichtete Ereignisse (Scripts: bzw. MOPs; Schank) 2.5.6 Anwendungen - Probleme bei Textaufgaben in Mathe sind meist auf Probleme beim Textverständnis zurückzuführen 3. Sprachproduktion: - Turn taking: Verhalten der Kommunikationsteilnehmer ist eng aufeinander bezogen: Davon, wie wir das von einem Partner Gesagte und Gemeinte verstehen, hängen unsere eigenen Äußerungen ab, und unsere Äußerungen wirken sich auf das sprachliche Verhalten des Partners ab, was wir wiederum selbst aufnehmen und kognitiv verarbeiten müssen (Sacks et al.) - Common ground: Gemeinsam aufgebaute Basis der Diskurspartner, vor dessen Hintergrund einzelne Äußerungen interpretiert werden (Clark & Haviland) - Sprechen und Verstehen greifen teilweise auf gemeinsame Systeme zurück (z.B. mentales Lexikon) 3.1 Drei Prozess-Stufen - mentale Prozess der Erzeugung von Sprachäußerungen: 1. Erzeugung einer kognitiven Äußerungsbasis: Sprecher generiert Mitteilung mit bestimmter Absicht (gedankliche Struktur: Begriffe/ Konzepte) 2. Enkodierung: Botschaft wird einzelsprachlich verbalisiert/ enkodiert: gedanklichen Strukturen werden einzelne konkrete Wörter zugeordnet 3. Artikulation: auf Basis der einzelsprachlichen Enkodierung wird sprechmotorisch eine manifeste Sprachäußerung erzeugt Levelt: 3 Prozessstufen als conceptualizer; formulator + articulator 3.1.1 Erste Stufe: Die Erzeugung der kognitive Äußerungsbasis - Teilprozesse: 1. Fokussierung: Bereitstellung relevanter Information, Auswählen relevanter kognitiver Inhalte (Selektion) + Erstellung einer Reihenfolge (Linearisierung); Fokussierung kann automatisch und ohne Planungsprozess ablaufen z.B. Grüßen etc. 2. Parameterfixierung von Teilsystemen der Sprachproduktion: bestimmte Teile des Sprechersystems, in denen Teilprozesse der Sprachproduktion ablaufen, werden in situationsangemessener Weise eingestellt (z.B. Lautstärke, Sprachschichthöhe etc.) und für Dauer des Gesprächs meistens konstant festgelegt 3. Formatierung: Gedanken, Gefühle etc. sind als Enkodierinput unterbestimmt und müssen entsprechend vereindeutigt werden. gleiche Gedanken, Inhalte könne zu unterschiedlichen Formulierungen führen. Aus Propositionen müssen situationsgerecht grammatisch korrekte Formulierungen generiert werden 3.1.2 Zweite Stufe: Die sprachliche Enkodierung - fokussierte und formatierte kognitive Äußerungsbasis wird Stück für Stück in Enkodiermechanismus eingegeben Bildung von Phonemen Output des Enkodiermechanismus: Phonemsequenz + Zusatzinformation / „Gestenpartituren“ (gestural scores) Input für Prozess der Artikulation - Teilprozesse: 1. Lexikalisch-morphologische Enkodierung - Dreikomponententheorie (Book, Levelt): o Nonverbale Begriffe (Konzepte) o Lemmata (sprachliche Verweise auf nonverbale Begriffe) o Wortformen (Morpheme, Silben etc.) Zuerst Suche nach angemessenem Lemmata, dann Bildung von Wortform - Zweikomponententheorien (Schade etc.) o Nichtverbale Begriffe o (Flektierte) Wörter bzw. Morpheme Begriffe und Wörter sind assoziativ verknüpft (Übertragung von Bedeutung) - Modellierung: meist durch konnektionistische Netzwerke; lokalistische Netzwerke 2. Grammatisch-syntaktische Enkodierung - Grundauffassungen: 1. Fertiges Satzschema zu Beginn der Satzgenerierung (z.B. durch slots, in die entsprechend der Begriffe passende Wörter eingefügt werden) 2. Entwicklung des Satzschemas während der Satzgenerierung: Satzschema wird erst durch Lemmata entwickelt 3. Phonologische Enkodierung - Entwicklung von Prosodie, Betonung etc. (wahrscheinlich in „Gestenpartitur“ enthalten) 3.1.3 Dritte Stufe: Die Artikulation - Umsetzung der Gestenpartitur: komplexe Sprechmotorik und deren neuronale Steuerung + hörbares Sprechsignal 3.2 Teilprozesse bei der Erzeugung der kognitiven Äußerungsbasis 3.2.1 Fokussieren und Selektion - Pars-pro-toto-Prinzip: nur ein Teil dessen, was gemeint ist, wird auch gesagt Auswahl eines formatierten Teils als Enkodierinput / Äußerungsbasis für Kommunikationsabsicht Empfänger rekonstruiert aus Gesprochenem das eigentlich Gemeinte 3.2.2 Linearisieren - Sequenz einer manifesten Äußerung wird durch mehrere Determinanten beeinflusst: - Grammatische Wortfolgeregeln - Kognitive Äußerungsbasis sequenzielle Ordnung - Inhaltsbezogene Determinanten: gegebene Zeitstruktur, Ereignisschemata, gelernte Linearisierungsoperationen (z.B. durch einen Raum „wandern“), Prozedurale Schemata (Wie-Schemata: Märchen etc.) - Prozessbezogene Determinanten: Prinzip der Verbundenheit (Verknüpfung durch räumliche Nähe), Stapelprinzip (ähnlich Tiefensuche für räumliche Beschreibungen); Ökonomieprinzip (bei Tiefensuche zuerst der kürzere Ast); Genese- und Ankerprinzip ( Linearisierung durch Erwerbsreihenfolge, Ersterfahrung, Engelbert) von Inhalt unabhängig 3.2.3 Parameterfixierung von Teilprozessen - Instantiierung von Prozessparametern durch globale Steuerungen des Sprechersystems: o Reizsteuerung der Sprachproduktion: hochautomatisierte Bezugnahme auf Partner (Bitte-danke) o Sprachproduktion als bloße Sprachreproduktion: Auswendiglernen o Schema-Steuerung der Sprachproduktion: Wählen von passendem sprachlichem Teilregister, z.B. für Märchen o Ad hoc-Steuerung der Sprachproduktion: eingehende Planung der zu verschlüsselten Botschaft notwendig, wenn keine fertige Lösung vorliegt Je nach Steuerung sind unterschiedlich viele Parameter automatisch festgelegt (Lautstärke, Sprachschichthöhe etc.) 3.2.3 Formatierung der kognitiven Äußerungsbasis - letzter Schritt der Konzeptualisierung: eindeutige Formatierung - Levelt: nonverbale konzeptuelle Strukturen werden durch Graphen dargestellt, wobei lexikalische Begriffe (lexical concepts), die verbalisiert werden sollen, Glieder dieser Strukturen darstellen. Strukturen enthalten bereits grammatikalische Informationen (proto-grammatische Information) - Herrmann: nonverbale Botschaft, die verbalisiert werden soll, wird mittels interagierender Regelsysteme (Hilfssysteme) so aufbereitet, dass aus ihr ein eindeutig formatierter Input für den Enkodiermechanismus entsteht - Allg.: kognitive Inhalte werden zum Zweck der Formatierung in einzelne Begriffe /Konzepte zerlegt und zugleich in Form propositionaler Strukturen gebracht, wodurch einzelne Begriffe ihre thematischen Rollen erhalten 3.3 einzelsprachliche Enkodierung - Sprachproduktionsmodell WEAVER++ (Dreikomponententheorie: mentale Repräsentation, Lemmata + Wörter), Levelt et al.: - Serialität: An der Sprachproduktion beteiligten Teilprozesse arbeiten seriell - Modularität: Die für jeden Teilprozess benötigte Information ist spezifisch, sie steht nur dem jeweiligen Teilprozess zur Verfügung 3.3.1 Teilprozesse der einzelsprachlichen Enkodierung - vier Prozessebenen: - Aktivierung von Konzepten (Lexical concepts) - Auswahl der passenden Lemmas im mentalen Lexikon (schnell, wenig fehleranfällig) - Morphologische und phonologische Enkodierung der Wortform (Tip-of-the-tonguePhänomen, die dem Lemma zugehörige grammatische Information ist zugänglich, nicht aber die genaue Wortform) 3.3.2 - - 3.3.3 - - 3.4 3.4.1 - - 3.4.2 - - - Phonetische Enkodierung (Betonung, Länge etc. + Silbenform- kann von morphologischer Form abweichen) Grammatisch-syntaktische Enkodierung proto-grammatischen Strukturen der Botschaft bilden die Input-Information für einen Prozess, der sowohl zur Aktivierung passender Lemmata als auch zur inkrementellen Generierung einer syntaktischen Satzstruktur führt Satzschema entsteht erst allmählich generierte Satzstruktur wirkt sich auf phonologische und phonetische Enkodierung aus Formaler grammatikbasierter Algorithmus zur Beschreibung des Prozesses: o Funktionszuweisung (functional assigment: Zuordnung funktionaler Rollen) o Satzkonstruktion (constituent assembly) Teilstrukturen einer Botschaft werden in einem strikten Nacheinander als Input für die lexikalische Enkodierung verfügbar Generierung syntaktischer Satzstruktur Parallele Prozesskomponenten nur innerhalb einer der strikt seriellen Prozess-Stufen Einige empirische Befunde Analysen spontaner Sprechfehler und Art und Weise, wie Sprecher Fehler korrigieren Sprachliche Äußerungen werden nicht Wort für Wort, sondern in Form von grammatischen Satzteilen erzeugt: beim Korrigieren von Fehlern wird häufig an den Beginn der Satzphrase zurückgesprungen Unterscheidung verschiedener Teilprozesse: Fehler lassen sich auf verschieden Teilprozesse zurückführen (Dell) Zuerst Generierung von internen Lexikoneinträgen (Lemmata), dann Wortformen: semantisch ähnliche Distraktorwörter verlangsamen die Reaktionsgeschwindigkeit, wenn sie vor der Objektdarbietung dargeboten werden, haben danach aber keinen Einfluss mehr Zur Kontrolle der Sprachproduktion: Kontrolle nur am Ende des Sprachproduktionsprozesses? Levelt: Sprecher kontrolliert seine Sprachproduktion nur dadurch, dass er das Endergebnis der Sprachproduktion mehrstufig rezipiert und durch diese Rezeption Fehler bemerken und beheben kann (Editoren-Theorie: Überwachungsinstanz außerhalb des Sprachproduktionssystems) Dell: Kontrollvorgänge bereits zeitlich vor der „Endfertigung“ einer Äußerung, Regulation auch innerhalb des Sprachproduktionssystems (empirisch: extrem schnelle Korrektur von Phonem-Fehlern) Regulationsebenen der Sprachproduktion Generelle Handlungsregulation: Sprecher überwachen ihre eigenen sprachlichen Äußerungen unter personrelevanten Kriterien (Selbstbild etc.) Situationsbezogene Regulation: Die aus der eigenen Sprachproduktion resultierenden Äußerungen bewirken in der Regel in der situativen Umgebung des Sprechers Veränderungen Gleichgewichtszustand zw. Sprechern Regulation mithilfe des Kommunikationsprotokolls: Aktuelle Sprachproduktion wird anhand von Protokoll-Informationen, zum Teil automatisch, bisweilen aber auch unter erheblichem Aufmerksamkeitsverbrauch, überwacht und gegebenenfalls korrigiert Auf Sprechziel bezogene Regulation: laufendes Prüfen, ob Kommunikationsziel umgesetzt wird Elementare Fehlerregulation: lexikalische Fehler, grammatische Fehler, phonetischmetrische Fehler: Korrektur überwiegend automatisch