die mythen der grossen göttin

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DIE MYTHEN DER GROSSEN GÖTTIN
Für uns in keiner Weise nachprüfbar wurde zu Zeiten, die wir in Jahreszahlen nicht
festlegen können, lange gehegtes und gepflegtes Wissen zusammengefasst. Die
Materialien, aus denen das erste „Buch der ewigen Weisheit“ bestand, sind uns
heute unbekannt. Irgendwo in Tibet verschollen oder versteckt, soll es noch ein
Exemplar dieses Buches geben. Auf hauchdünne Lederblätter geschrieben, sollen
dort die Geheimnisse der ewigen Weisheit festgehalten sein.
Helene Petrovna Blavatsky, spricht davon, in diesem Buch gelesen zu haben. Sie
bringt in ihren Schriften auch einige Zitate. Dieses geheimnisvolle Buch der ewigen
Weisheit wird „Dzyan“ genannt. Eines der beeindruckendsten Zitate daraus sei
diesem Vortrag vorangesetzt, weil es in wenigen Worten sehr viel über die „Grosse
Göttin“ aussagt.
„Allmutter, verborgen der Welt durch ihr unsichtbares Gewand, war, wie schon öfters
während der sieben Ewigkeiten, in tiefen Schlaf versunken. Zeitlos war ihr Schlaf im
Schosse der Dauer."
Alte Berichte sprechen von der „kosmischen Göttin“ , der „Grossen Göttin“, der
Grossen Mutter“ oder der „Muttergöttin“. Das alles sind Bezeichnungen für die
verschiedenen Inkarnationen, in denen das „In-sich-Weibliche“ den Kosmos und
unsere Erde beherrschte.
Selbst der kritischste Wissenschaftler musste sich nach langem Zögern dazu
durchringen, zu akzeptieren, daß die ersten Kulturbereiche der Erdbevölkerung sich
im Matriarchat manifestieren. Matriarchat = Mutterrecht. Das heißt nicht, dass diese
Kulturen von Frauen dominiert wurden, sondern dass die „Mutter“ die führende
Stellung im Stammesbereich inne hatte. Muttergöttinnen wurden verehrt.
Wenn wir aber die Mysterien der Grossen Göttin zurückverfolgen, dann stoßen wir
auf Erzählungen und Berichte, die schon wesentlich früher als die ersten
Stammesbildungen ansetzen. Und diese Erzählungen weisen darauf hin, dass es
sehr hochstehende Kulturen gegeben haben ums, die die Grosse Göttin verehrten.
Diese Berichte finden wir nicht nur in den nordischen Epen, nicht nur bei Griechen,
Römern und Ägyptern. Wir finden sie auch in Japan, Indien, China und in den Sagen
und Märchen der afrikanischen Stämme. Wir finden sie ebenfalls in indianischer
Erzählungen und in den „Feuergeschichten“ der Eskimos
Und wenn wir nun davon ausgehen, dass in jeder Sage, in jedem Märchen und in
allen Epen ein Körnchen Wahrheit steckt, so muss sich das doch in der
gemeinsamen Zentralaussage wiederfinden. Und diese Zentralaussage ist immer
wieder die Grosse Göttin. Da diese Grosse Göttin bis vor nicht allzu langer Zeit fast
totgeschwiegen wurde, muss man sich die Frage stellen, warum sie so gänzlich
verdrängt wurde. Man könnte das problemlos mit dem berühmten „Kampf der
Geschlechter“ erklären. Aber wir wollen doch etwas näher auf die Ursachen
eingehen. Es gibt sehr fundierte logische Begründungen, die durch sehr fundierte
wissenschaftliche Begründungen ergänzt werden. Fast könnte man den nächsten
Teil meines Vortrages als ein wenig „nicht jugendfrei“ bezeichnen. Aber um an den
Kern der Sache heranzukommen, müssen verschiedene Aspekte beleuchtet werden.
Lassen wir also einmal die hochzivilisierten Vorvölker links liegen und gehen wir nur
soweit in der Entwicklung des Menschen zurück wo er begann, sich bewusst vom
Tier zu unterscheiden. Das Erste, was der Mensch erkannte, war, dass er Hunger
und Durst hatte und sich daher Nahrung beschaffen musste. Als nächstes machte er
sich auf die Suche nach einem Unterschlupf, da er fror und nass wurde. Besonders
erfolgreich war er, als es ihm gelang, das Feuer für sich zu entdecken. Doch alle
diese für den Menschen so wichtigen Entwicklungsschritte waren nur durch ein
Geschehnis möglich. Er pflanzte sich fort.
Das Weibchen der Rasse Mensch, konnte wie jedes weibliche Tier: Nachwuchs
gebären. Kein Männchen im Tierreich zerbricht sich darüber den Kopf. Das
Menschenmännchen tat es auch nicht. Und das Menschenweibchen nahm das
Geschehnis zur Kenntnis und tat, was getan werden musste. Nachwuchs wurde
geboren, aufgezogen, dem Stamm eingegliedert - und der Kreislauf ging weiter. Das
Tier Mensch lernte nach und nach seinen Verstand zu gebrauchen und erkannte
bewusst, dass Nachwuchs nötig war, um den Stamm am Leben zu erhalten. Also
waren jene, die den Nachwuchs erzeugen konnten, sehr wichtig.
Das Mensch-Weibchen erkannte, seine Wichtigkeit. Das Mensch-Männchen hatte
keine Ahnung, dass es an der Produktion des Nachwuchses auch mitbeteiligt war. Es
folgte dem Trieb der Natur genauso wie das Weibchen. Dass die Paarung die
Ursache für die Produktion des Nachwuchses war, ahnte keiner von Beiden. Aber
das Weibchen begann in der Stammeshierarchie immer weiter hinaufzuklettern. Nicht
nur, dass es alles das konnte, was das Männchen konnte - also jagen, fischen, Holz
holen, Früchte sammeln und sich prügeln -es konnte auch Kinder bekommen.
Was ist also naheliegender, als dass das Weibchen langsam alle wichtigen
Positionen im Stamm einnahm. Der Stamm vermehrte sich, wurde größer. Es wurde
immer schwerer, für alle zu sorgen. Die Intelligenz des Menschen wuchs. Man ging
also daran, die Arbeit aufzuteilen. Und da ein hochschwangeres Weibchen gewisse
Arbeiten nicht mehr so leicht erledigen konnte, übernahm das Männchen diesen Teil.
Da nicht alle Weichen eines Stammes zur gleichen Zeit schwanger waren, hielt sich
ein optimales Gleichgewicht. Da sich das Weibchen aber bedingt durch die
Arbeitsaufteilung nicht mehr solchen Extremsituationen wie z.B. dem Kampf mit
Raubtieren ausgesetzt sah, kam es vor, daß es älter wurde als das Männchen. Es
hatte daher mehr Erfahrung als die Jungen. Und so wurde das älteste Weibchen,
also die „Stammesmutter“ - ganz logischer Weise zum Stammesoberhaupt. Denn
einzig das Wissen aus der Erfahrung zu überleben war für den Stamm wichtig. Es
hatte sich also auf ganz natürliche Weise das Matriarchat entwickelt.
Jahrhunderte, möglicherweise Jahrtausende vergingen. Fragen wir jetzt nicht
danach, ob Wissende zu den Stämmen kamen und bei der Entwicklung behilflich
waren. Die Entwicklung ging auf jeden Fall weiter. Irgendwann erkannte der Mensch,
daß Männchen und Weibchen nötig waren, um Nachwuchs zu bekommen. Vielleicht
nur daran, daß da und dort sich ein Weibchen während der Paarungszeit auf der
Jagd befand und daher nicht geschwängert werden konnte. Doch der Mensch lernte
daraus.
Und damit begann die Entwicklung des Patriarchats. Obwohl nach der Erkenntnis,
daß Mann und Frau nur zusammen ein Kind zeugen können, wiederum Jahrhunderte
vergingen, war diese Erkenntnis doch der Samen für die spätere Entwicklung.
Doch ehe sich das Patriarchat bis zu seinem heutigen Gebrauch entwickeln konnte,
mußte sich das Mensch-Männchen zum Mann und das Mensch-Weibchen zur Frau
entwickeln. Diese Entwicklung ging relativ schnell vor sich, da der Mensch immer
mehr lernt sein Gehirn zu gebrauchen. Während dieser Entwicklungsphase waren
wohl alle Männer eines Stammes die Väter aller Kinder. Die Paarungsbereitschaft
war dem starken, natürlichen Trieb unterworfen.
Sicherlich kam es schon zu dieser Zeit zu zwei ganz gegensätzlichen
Gefühlsentwicklungen. Der Mann erkannte zwar sein Zutun zum Akt der
Fortpflanzung, alles andere aber war ihm rätselhaft, wenn nicht sogar unheimlich. Die
Frau erkannte ebenfalls das Zutun des Mannes, aber sie erkannte auch schon ein
wenig die Geschehnisse in ihrem Körper. Sie erkannte auf jeden Fall, daß sie - und
nur sie - in der Lage war, Leben zu schenken.
Und die durch das wachsende Leben in ihrem Körper hervorgerufenen
Veränderungen waren für sie zwar Dinge, die sie hinnehmen mußte. Für den Mann
aber waren diese Veränderungen erschreckend. Und die Geburt selbst war für die
Frau ein Geschehnis, das sie - sicherlich mit wenig Begeisterung, aber mit dem
Wissen, damit von ihrer Last befreit zu werden - hinnahm. Für den Mann wohl etwas,
dem er verständnislos aber au( neidvoll zusah. Denn er erkannte das Privileg der
Frau.
Irgendwann in den Zeiten ist dann - ob bei einem Mann oder einer Frau sei
dahingestellt - der Gedanke aufgekommen, daß jedes neue Leben ein altes Leben
fordert. Und damit wurde de: Gebärenden ein sehr zweischneidiges Schwert
unterschoben. Brachte sie ein Kind zur Welt, verurteilte sie ein Mitglied ihres
Stammes zum Tode. Aus der Sicht der damaligen Zeit wie darum ein Privileg der
Frau.
Ein absurder Gedanke, der sich dank seiner Absurdität bis in frühe Mittelalter
erhalten hat.
Schon in diesen Zeiten erkannte der Mann sehr wohl, daß die Frau ihn grundsätzlich
„nicht brauchte“. Sie war genauso leistungsfähig wie er, genau so stark, genauso
schnell und genauso tüchtig. Doch sie war auch schmerzunempfindlicher, klüger,
improvisationsfähiger und sie konnte Kinder gebären. Das alles waren Dinge, die er
logisch erkannte und akzeptierte. Was die Frau jedoch „unheimlich“ machte, war die
Tatsache dass sie - wenn sie wollte - jederzeit paarungsbereit war. Und
das auch noch dazu - - wie wir es heute so schön formulieren - ohne den „kleinen
Tod“ zu sterben, sondern eher noch gestärkt sofort zur weiteren Paarung bereit zu
sein. Dazu kam das Erkennen, der Frau nicht etwas zu nehmen, sondern etwas von
sich selbst geben zu müssen, ohne gegen den Drang etwas tun zu können. Die Frau
gab augenscheinlich nichts.
Alle diese Dinge wurden lange Zeit nicht hinterfragt. Für den Mann war die Frau ein
Gefäß, das immer bereit war, ihn aufzunehmen. Ihn und andere. Ein Gefäß mit
einem Fassungsvermögen daß er - seiner Vorstellung nach - nicht zu füllen
vermochte Je mehr er darüber nachdachte, desto unheimlicher, ja gefährlicher wurde
sie. Nicht mehr er drang in sie ein, nein! Sie verschlang ihn.! Nicht mehr er folgte
seinem Paarungsdrang. Nein! Sie verführte, verhexte ihn!
Was lag also näher, als dieses unerklärbare, geheimnisvolle Wesen Frau, das im
Wissen um seine Kraft und seine Einzigartigkeit so stark war, in die Deffensive zu
drängen. Und es war wohl die Frau selbst, die dem Mann die Möglichkeit dazu gab.
Menschlichen Geists wie sie war, forcierte sie einerseits ihre Privilegien und
schmückte sich andererseits mit Hilflosigkeit und Schwäche. Damit erreichte sie
zwar, daß der Ma sie mehr umsorgte, ja sie als kostbares Eigentum hütete. Sie
erreichte aber auch, daß er ihre Privilegien unterdrückte in dem er sie von seinem
Zutun abhängig machte.
Jahrtausende lang war hier eine Patt-Stellung. Mann und Fra waren in vielen Dingen
gleichberechtigt. Die Frau mit ihren Kindern unterstellte sich dem Schutz des
körperlich stärkere Mannes. Der Mann akzeptierte und nütze die ruhige Intelligenz
der Frau und suchte ihren Rat und ihre Hilfe.
Doch wie uns die Geschichte zeigt, veränderte sich auch dies positive Situation. Die
Frau wurde schwächer, wurde zurückgedrängt, eingeengt und unterdrückt. Alles was
natürlich und gut war, wurde unnatürlich und böse. Alles was licht und sauber war
wurde dunkel und schmutzig. Das war der Moment, in den männliche Religionen die
weiblichen Religionen verdrängten. Die Sonnengötter verdrängten die Mondgöttinen,
das solare Prinzip verdrängte das lunare Prinzip.
Die Auswirkung auf alles Weibliche war katastrophal. Mit dem Beginn der modernen
Religionen, also der Neuzeit, folgte ein neuerlicher Sturz des Weiblichen in die
Verdammnis. Die Frau wurde zur „Ausgeburt der Hölle“. Sie war unrein und zog den
Mann mit zauberischen Künsten in das Verderben. Lust war Sünde und nur dem
Mann stand es zu, sich zu reinigen.
Die heutige Gesellschaftsform hat zum Teil schon eine Gleichstellung der Frau
akzeptiert. Die Wissenschaft, die Medizin, die Forschung, die Technik und die
Wirtschaft haben dazu beigetragen, daß die Frau langsam wieder die ihr zustehende
Position in gesellschaftlichen Leben erreicht. Bei uns! Doch es gibt immer noch
Bereiche auf unserer schönen Erde, in denen die Frau nicht besser als ein Haustier
lebt. Aber die Veränderungen sind nicht aufzuhalten. Die Zeit des Patriarchats geht und mag es noch Jahrhunderte dauern - langsam ihrem Ende entgegen. Sie wird
durchaus nicht von einem neuerlichen Matriarchat abgelöst werden.
Der zarte, rote Faden, den die Existenz der „kosmischen Göttin durch die Zeitalter
gezogen hat, wird sich in einer Form der gemeinsamen Geistigkeit entwickeln. Denn
männliches und weibliches ist im Menschen gleich stark.
Dieser zarte, rote Faden ist es, dem wir heute folgen wollen. Wir werden ihn in der
Jetztzeit aufnehmen und zurückverfolgen bis in die fernste Vergangenheit, über die
es nur noch vage Hinweise gibt.
Schauen wir uns also um in den Mysterien unserer Zeit, die gar nicht so mystisch
erscheinen, da wir sie meist logisch erklären können. Da finden wir Maria als
gewaltiges Symbol, deren „unbefleckte Empfängnis“ uns heute ein müdes Lächeln
entlockt. Doch sie mußte „unbefleckt“ sein, denn das Weib, das zur Mutter Gottes
ausgewählt war, durfte ganz einfach nicht sein wie jede andere Frau.
Maria, die uns von Kind an mit lieblichen Lächeln und sanfte Zartheit präsentiert wird,
mag durchaus nicht dem Bild der gewaltigen, kosmischen Göttin entsprechen. Doch
sie ist eine Inkarnation, die, vom männlichen Geist geformt, die gewünscht,
Schwachheit zeigen mußte.
Maria ist eine - wenn auch möglicherweise widerwillige - Huldigung des
Frühchristentums an die Macht der kosmischen Göttin. Und es weist auf die Klugheit
der Kirchenfürsten hin, Maria also der „göttlichen Frau“ ihre Achtung nicht zu
versagen. Dennoch wird der sexuelle Aspekt gezielt verdrängt.
Und doch gibt es einige Mariendarstellungen, die der Weiblichkeit Marias gerecht
werden. Im Giebelfeld der Kirche von Le Folgoet findet sich eine Plastik, Maria
darstellend, wie sie - nur bekleidet mit einem dünnen Laken, das ihr bis zu der Hüften
reicht - friedlich schläft. Eine andere Mariendarstellung finden wir am Kalvarienberg
der Kirche Notre Dame de Troenen. Hier ruht Maria ebenfalls leicht gewandet und
mit aufgelöstem Haar auf einem Bett. In der Kirche Kermaria-enIsquit und in der
Kirche von Tougeres finden sich Darstellungen, wo Maria in aller Unschuld ihrem
Kind die Brust gibt.
Ein ganz besonderer Ausdruck des matriarchalischen Gedankens ist die
Mariendarstellung in der St. Matthieu-Kirche in Morlai Diese aus dem 15.Jahrhundert
stammende prachtvolle Statue birgt ein mütterliches Geheimnis. Sie läßt sich mit
einigen Handgriffen öffnen und gibt den Blick frei in ihren Leib. Dort finden sich in
wunderschöner künstlerischer Darstellung Gott Vater, die Taube als das Symbol des
hl.Geistes und das Kreuz Christi. Im Schoß der Mutter ist also die Dreifaltigkeit
geborgen. Könnte man die allumfassende kosmische Göttin besser zum Ausdruck
bringen?
Wir alle haben schon von der Wundertätigkeit der sogenannten "schwarzen
Madonnen“ gehört. In der Vereuropäisierung des Christentums wurde Maria zu einer
bleich-durchsichtigen Porzellanfigur. Doch jene Maria, die die Mutter Christi war, war
sicherlich nicht besonders hellhäutig.
Und denken wir an die vielen Marienerscheinungen, wie sie vor allem von Kindern
berichtet werden. Immer wird von einer „wunderschönen Dame“ gesprochen, nie
aber hat sich diese „Dame als Maria -oder als Mutter Gottes bezeichnet.
Auch die Anhänger Mohammeds konnten sich über die Existenz der großen Göttin
nicht hinwegsetzen. Nicht nur, daß Fatima eine wichtige Stellung als Mittlerin
einnimmt, verehren sie die Kaaba ganz besonders. Dieser Stein war ehemals ein
Symbol der Göttinnen Manat, Allat und Al-Uzza. Selbst der Name der Wächter der
Kaaba drückt das noch aus. Sie nennen sich „Beni shayba“, was soviel heißt wie „die
Söhne der Alten Frau“.
Bleiben wir in unserem Kulturkreis und sehen wir uns nach weiteren Hinweisen auf
die große, kosmische Göttin um. Da finden wir z.B. die bretonische hl.Anna, die auch
als die Großmutter Jesu bezeichnet wird. Meist ist sie als ältere Fra dargestellt, die
einem jungen Mädchen, vermutlich Maria, das Lesen lehrt. Sie ist also die Mutter, die
ihr Wissen an die Tochter weitergibt. Das kann als ein Hinweis darauf gewertet
werden, daß das Urwissen aus dem Bereich der „großen Göttin“ kommt.
In der Kapelle von Saint-Vennec findet sich eine Statue der hl.Gwen. Die Legende
berichtet, daß sie drei Brüste hatte, um ihre Drillinge ernähren zu können. Diese
Legende stellt eine Verbindung zu verschiedenen Ritzzeichnungen im Inneren von
Dolmen und Ganggräbern dar. Die christliche Heilige drückt ihre Fruchtbarkeit und
Mütterlichkeit durch drei Brüste aus. Ebenso tut das in der ägyptischen Mythologie
Isis, die vielbrüstige Göttin.
Unter dem Portal der 1585 - 1601 erbauten Kirche von Bodilis ist die keltische Göttin
der Liebe und des Todes abgebildet. Auch sie muß als eine Inkarnation der
kosmischen Göttin bezeichnet werden. Sie wird als eine Frau mit Schlangenleib,
Zöpfen, Hörnern und nackter Brust abgebildet und befindet sich in inniger Umarmung
mit einem Schlangenmann. Sehr ähnliche Bildstöcke finden sich auch in Indien. Dies
weist auf einen gemeinsamen Grundgedanken über die kosmische Göttin hin.
Einen ganz besonderen Status genoß die Frau bei den Kelten. Beschäftigt man sich
mit der selbstverständlichen Achtung und dem Respekt, den die Kelten ihren Frauen
entgegenbrachten, so muß man sich eingestehen, daß die heutige Frau etwas
neidisch auf ihre keltische Vorfahrin blicken müßte.
Es scheint, daß sich gerade bei den Kelten der Gedanke an die kosmische Göttin
sehr lange aufrecht erhalten hat. Die Kelten verehrten die Göttin in verschiedenen
Inkarnationen. Am bekanntesten ist wohl das irische Volk der Tuatha de Danaan. Sie
verehrten die Erdmutter Dana und wurden - wohl durch das geheime Wissen, das sie
bewahrten - als das sogenannte „Alte Volk“ bzw. als das Elfenvolk bezeichnet.
Mitteleuropa kann als die Heimat der Kelten bezeichnet werden, Im 6. und 5. Jh.
v.Ch. lebten in Westeuropa die Gallier, in Anatolien die Galater und später in
Spanien und Britannien die Kymerer und Gälen. Der keltische Stamm unterteilte sich
in viele verschiedene Einzelvölker. Und viele dieser Kulturbereiche können als
matriarchal bezeichnet werden. So z.B. der Stamm der Illyrer, der auf dem Boden
des heutigen Österreich lebte. Sie verehrten‘ Noreia, die Erdgöttin.
Die meistverehrte Göttin der Kelten war Brigit. Sie wurde mit Lichtern geehrt und
findet ihr Spiegelbild in den mit Kerzen geschmückten Lichterkronen der nordischen
Göttin.
Das Wissen um die kosmische Göttin hatten jedoch auch die Kelten schon fast
verloren. Erhalten hatten sich bis dahin noch einige Bräuche und Riten, Feste und
Überlieferungen.
„Emain Ablach“, die heilige Insel Avalon, die von der großen Priesterin Morgaine und
ihrer Lehrerin, Viviane, beherrscht wurde, war fast vergessen. Diese Insel der
Apfelbäume wurde auch die Begnadete Insel genannt. Alles auf ihr gedieh, ohne daß
die Bewohner das Land bebauten. Die Nebel, die sie umgaben verdichteten sich
immer mehr, als die Lehren in Vergessenheit gerieten.
Eine sehr hübsche Geschichte, die sehr viel Weisheit enthält, wird über den im
6.Jahrhundert lebenden nordbritischen Druiden Merlin erzählt. Er wird als fast
übermenschlicher Seher und Magier dargestellt. Er wurde, so erzählt man, auf
Avalon, der Insel der Großen Göttin, ausgebildet. In der Gralssage ist dieser Druide
der Ratgeber von König Artus. Als sein Einfluß zu groß wurde, stellte sich ihm die
Große Göttin in Gestalt eines „Fräuleins vom See“ mit dem Namen Nimue entgegen.
Ihr gelang es, den weisen Merlin zu veranlassen, ihr sein Wissen zu vermitteln und
seine magischen Künste zu lehren. Indem er das tat kehrte das Wissen wieder zur
Großen Göttin zurück. Der Druide hatte der Kraft der Göttin nichts mehr
entgegenzusetzen und so bannte Nimue ihn unter einen Zauberfelsen, von wo er
sich nicht mehr befreien konnte.
Selbst Lancelot, der edelste Ritter der Artusrunde konnte der Großen Göttin nicht
widerstehen. In Gestalt der Viviane, der Dame vom See“ und auch in Gestalt der
Morgaine nimmt sie ihn mit nach Avalon. Es wird auch davon berichtet, daß sie ihn
„unter den See“ mitgenommen hätte.
Immer wieder finden wir die Große Göttin in Verbindung mit dem Wasser. So
berichtet die finnische Kalevala - ein äusserst archaisches Epos, das
jahrhundertelang nur mündlich weitergegeben wurde - von der „jungen Frau der
Lüfte“, die vom Himmel auf das schaumgekrönte Meer herunterschwebt. Fluten von
unten und Wind von oben gaben ihr das Leben. Und sie, die Göttin, wird zu Ilmatar,
der Mutter des Wassers. Sie gebiert das erste menschliche Wesen.
Auch der alte Name der schon angesprochenen Fee Morgaine, Murigen, bedeutet
soviel wie: die aus dem Meer geborene.
Wir wissen heute, daß alles Leben dieser Erde aus dem Wasser hervorgegangen ist.
Vor unendlich langer Zeit muß etwas geschehen sein, das nicht mehr
nachzuvollziehen ist. Der ein Fluß kosmischer Strahlungen löste einen Prozeß der
Lebensbildung im Meer aus. Kosmische Strahlungen oder das Wirken der
kosmischen Göttin entschieden, daß unser Planet Leben tragen sollte.
Viele Sagen sprechen von Fluten, die über wilde, lasterhafte Städte hereinbrechen.
In dem meisten Fällen ist eine Frau entweder Hüterin des Brunnens, aus dem die
Fluten kommen oder zumindestens Auslösefaktor des Unheils.
Es scheint, als Strafe die in die Dunkelheit, in die Meerestiefe zurückgedrängte Göttin
ihre Kinder.
Die uns bekannteste „schaumgeborene“ Göttin ist wohl Aphrodite die griechische
Göttin. Und doch ist sie, unter deren Füßen Gras und Blumen sprossen schon eine
partiarchalische Verniedlichung der Urania, der Schöpfergöttin selbst. Diese tauchte
am Anfang aller Zeiten aus dem Meer, verwandelte sich in eine Taube und legte das
Welt-Ei, den Mond. Dieses zersprang und alle Dinge des Lebens fielen auf die Erde.
Zusammen mit Artemis-Alpheia und Athene bildet Urania-Aprod! die triadische, also
dreieinige kosmische Göttin.
Diese Dreieinheit zeigt sich sehr oft. Im Bereich der griechischen sehen Mythologie
ist Artemis die unerbittliche Jägerin, die orgiastische Nymphengöttin der Liebe und
der Fruchtbarkeit und die Göttin des Todes und der Wiederkehr. Aphrodite, die durch
ihre Schönheit alle bezaubert, ist gleichzeitig die v führende und gnadenlos
Strafende, wenn ihr Zorn oder ihre Eifersucht erweckt werden. Athene, ebenso stark
wie ihre göttlichen Schwestern und ebenso wie diese versiert im Umgang mit den
Waffen, ist aber auch jene, die in der Dreierverbindung die Weisheit, die Künste und
die Magie beherrschte. Gerade an ihr ist gut zu erkennen, wie sehr das
patriarchalisch Denken die Eigenschaften der kosmischen Göttin umgeändert hat
Denn der Begriff „Künste“ hatte im matriarchalischen Bereich eine vollkommen
andere Aussage. Damit wurde nicht die abstrakte Ästhetik sonders die praktisch handwerkliche Fähigkeit bezeichnet. So veredelte Athene die Pflanzen und züchtete
die Olive. Die Erfindung von Harke, Rechen und Pflug wurde ihr ZL geschrieben.
Die Tontöpferei, die Kunst des Kochens, die Medizin und auch die Kunst des
Spinnens und Webens sind Spezialitäten der Athene. Die perfektionierte
Schmiedekunst, aber auch die Erfindung von Rad, Wagen und Schiff werden Athene
zugeschrieben. Also alles Dinge, die lange vor der Zeit der griechischen Hochkultur
bereits bekannt waren.
Gänzlich ungriechisch - obwohl sie griechische Namen tragen sind die Göttinen
Demeter, Rhea und Hera. Gerade Demeter ist eine aus frühester Zeit stammende
Muttergöttin, die sich ihren triadischen Charakter vollständig erhalten hat. Sie ist
zugleich Kore, das Mädchen, das für das grüne Getreide steht. Persephone, die
Nymphe, die für die reife Ähre steht und Hekate, das alte Weib, das für das geerntete
Korn steht. Demeter ist die Personifikation des Bodens, sie ist „Mutter Erde“,
Schutzherrin des Ackerbaues und der Fruchtbarkeit.
Ihre Mutter Rhea ist die Tochter von Gäa, der kosmischen Erdgöttin und wurde als
„große Erdenmutter“ verehrt. Hera, die griechische Göttermutter, ist wie Demeter
eine Tochter der Rhea.
Klar zu erkennen ist, daß es sich letztlich immer um dieselbe, kosmische Göttin
handelt, die der menschliche Geist ausdrückt Von Generation zu Generation verjüngt
sie sich in ihren Töchtern. Gäa oder Era, die Erde als Gottheit selbst. Dann Rhea, die
Tochter und deren Töchter Hera und Demeter. Aus der Einheit entspringt die Dreiheit
und wird wiederum zur Einheit.
Auch die ägyptischen Mythen zeigen uns die Kosmische Göttin. Zuerst einmal in der
Verkörperung der Nout oder Neit, die als älter und weiser als die andern Götter galt.
Sie überspannt mit ihrem von Sternen besäten , Körper die Erde. Sie ist der Kosmos,
die ewige Nacht im All. Sie ist ewig, sie hat sich selbst geschaffen und brachte aus
dem Nichts alles hervor. Nur durch ihr Denken und ihr Wort. In ihrer kosmischen
Nacht ist Re, die Sonne, nur ein vorübergehendes Licht.
Auch sie beinhaltet die göttliche Triade. Sie ist Jagd- und Kriegsgöttin, universelle
Mutter und Todesgöttin zugleich. In der griechischen Athene, die eine Nachfahrin der
Nout ist, wiederholt sich das alte Wissen um die Dinge des praktischen Lebens. Sehr
klar zeigt sich hier, wie weit der Beginn der Anbetungsphase von Nout liegt, wenn wir
vergleichen, wie lächerlich jung Athene gegen sie ist.
Aus dem frühägyptischen Bereich kommt der Name der Tochter der Nout, Hathor.
Erst in der spätägyptischen Anbetunsphase wurde diese zu Isis, die durch ihre
Verbreitung im gesamten hellenistischen Kulturbereich zur wohl bekanntesten
ägyptischen Göttin wurde. Ob Hathor oder Isis, auch sie sind die große
Himmelsgöttin, die universelle Mutter. Und in der Tochter wiederholt sich die göttliche
Triade der Mutter. Jedoch möglicherweise an die Zeit angepaßt - in wesentlich
stärkere Konsequenz. Hathor/Sachmet ist die Todesgöttin in der Unterwelt und wird
als furchterregende, blutdürstige Löwin dargestellt. Isis wurde als Erdmutter zur
Personifikation Ägyptens und da mit der immer wiederkehrenden Fruchtbarkeit.
Wesentlich älter als die ägyptische ist die Kultur von Sumer Sie muß als die älteste
Kultur im Vorderen Orient bezeichnet werden. Und schon hier finden sich klare
Hinweise auf die kosmische Göttin. Inanna-Ishtar schenke als Erdmutter Flora und
Fauna. Sie war die Mutter aller Götter. Als Tiamat wird sie die mörderische Dürre,
dargestellt als Unterweltstier.
Die Hethiter in Kleinasien verehrten Kubaba, auch Hebatu genannt. Sie war die
Vorläuferin der grossen Kybele. Meist eingehüllt in ein grüngoldenes, langes,
plissiertes Gewand, mit der hohen Krone auf dem geflochtenen Haar, mit der Linken
ein langes Szepter haltend, steht sie auf einem Löwen, dem Symbol ihrer Macht. Sie
ist die Herrin der universalen Gesetze. Später verschmilzt die Sonnengöttin Arinna
mit ihr und wird dadurch zur großen Erdmutter. Sie stürzt ihr Land in Trostlosigkeit
und Hunger als ihr Heros sie verläßt. Erst die alte Muttergöttin Hannahanna - die
Mutter der Kubaba - findet ihn und er kehrt zurück. Mit ihm kommt der Regen und die
Fruchtbarkeit.
Die bekannteste Muttergöttin Kleinasiens ist Kybele, die auf einem Wagen stehend
dargestellt wird, den zwei Löwen ziehen. Sie ist eher Erdgöttin als astrale Göttin‘, sie
ist eine freudige und orgastische Göttin.
In Syrien hieß die große Göttin Atargatis. Sie thront auf einem Löwen oder einem
Löwenwagen und ist ebenfalls eine lebenssprühende, orgastische Göttin. Ehe der
Baal-Kult das Matriarchat in Palästina überschwemmte war die Göttin Anat, die auch
Asherat, Ashtaroth oder Astarte genannt wurde, die Herrscherin. Anat - die Herrin der
Berge war eine aggressive Göttin, sie war sinnlich und ewig fruchtbar ohne jemals
ihre Jungfäulichkeit zu verlieren. Das ist nicht im heutigen Sinn zu verstehen,
sondern bedeutet, daß sie sich nie - sosehr sie auch liebte - unterwarf und abhängig
wurde.
In Persien war Anahita die große Göttin. Als älteste Göttin von Susa wurde sie
Nanaia genannt und in Gebärhocke abgebildet. Sie wurde zu Anahita, der Göttin der
Fruchtbarkeit und des Wassers. Sie personifizierte den mystischen Lebensstrom.
Schild und Lanze weisen sie als Kämpferin aus. Die Triade Schlachten - und
Liebesgöttin, große Muttergöttin und Herrin der drei Regionen wird durch die
Namenskombination AhuraMazda-Anahita ausgedrückt.
Die uralte indische Erdmutter wurde Prithivi genannt. Sie ist Gäa gleichzusetzen und
daher Mutter der Götter und der Menschen. Sie ist Senderin und Heilerin von
Krankheiten, aber auch Vernichterin und Wiederbringerin in einem. Sie ist die
indische Interpretation der kosmischen Tod-im-Leben-Göttin.
In den späteren Bereichen der indischen Kultur zeigt sie sich als Sarasvati, der
Gemahlin des Brahma und Shakti, der Gefährtin von Shiva. Als Shakti wird sie auch
zu Kali, der blutigen
Göttin.
Alles deutet darauf hin, daß Shakti/Kali eine der ältesten Inkarnationen der
kosmischen Göttin überhaupt ist. Man muß davon ausgehen, daß ihre Heimat
Hinterindien das Ursprungsland des Matriarchats in menschlichen
Entstehungsbereich ist. Erstaunlich ist das übergleiten der so sanften Shakti in die
Interpretation der blutigen Kali, das genau dann vor sich ging als das Matriarchat von
patriarchalischen Tendenzen zurückgedrängt wurde.
Die indische Göttin Lakschmi kann Aphrodite gleichgestellt werden. Auch sie ist eine
„Schaumgeborene“. Sie muß als eine eher astrale Göttin und Liebesgöttin
bezeichnet werden.
Sie war universell und frei, bis sie sich ihrem Gatten Vishnu unterwarf. Weit gespannt
ist der Bogen, den die Spuren der kosmischen Göttin über unsere Erde ziehen. Wir
könnten ihn weiterverfolgen über den Bereich der heutigen Sowjetunion oder
Innerafrika bis Australien und Amerika. Die Namen würden immer fremder werden,
die Aussagen der Göttin blieben immer gleich. Daher ist es wohl sinnvoll in unsere
Breiten zurückzukehren.
Auch hier zeigt sich - und für unser Empfinden wohl am verständlichsten - die
kosmische Göttin in verschiedenen Ausdrucksformen. Suchen wir nach ihr zuerst bei
den Germanen.
Matriarchalische Megalithenkulturen sind nicht nur im keltischen Kulturbereich
entstanden. Es gab sie auch auf dem Boden den die indoeuropäischen Germanen
okkupierten. So finden wir dort Jörd, die längst verblaßte chtonische Erdmutter. Sie
wurde in ganz Germanien verehrt und wohnte in einem heiligen Hain auf einer Insel
weit im Westen des Ozeans. Sie fuhr auf dem Sonnenschiff von Küste zu Küste und
brachte Licht und Fruchtbarkeit. Sie war Herrin über Wind und Wetter. Sie ist die
älteste Göttin der Wanen - Gruppe und als bei der gewaltig Götterschlacht die
Wanen den Asen unterlagen wurde sie als Geisel genommen. Doch es gibt eine
Prophezeiung, die davon spricht, daß Jörd am Ende der Zeiten, nach der Asen Götterdämmerung, ihre Welt wieder aufrichten würde.
Ihre Tochter Freyja beherrschte den zentralen Bereich des germanischen
Matriarchats. Sie ist die Göttin der Liebe, der Schönheit und der Fruchtbarkeit, aber
auch Kämpferin und Todesgöttin. Als Mädchengöttin fährt sie auf einem
Katzenwagen und kämpft auf Geierflügeln in der Schlacht. Sie bestimmt über Tod
oder Leben der Krieger und wird so im rauschenden Federkleid zur Todesgöttin. Sie
ist die Göttin der Magie, des Orakels und der Zauberei, also des Wissens. Sehr
deutlich kommt bei ihr die göttliche Triade zum Ausdruck.
Frigga, die später zur germanischen Hera wurde, ist die dann erzwungen treue Gattin
des Od-Baldur. Hier macht sich auch im germanischen Bereich das Patriarchat
bemerkbar.
Als unabhängige Göttin Frigga jedoch fährt mit ihrem Ziegenbockwagen über die
Gipfel der Erde. In der germanischen Heldendichtung wird die Geschichte über
Frigga und ihren Gatten sehr dramatisch geschildert.
Nun schließt sich der Kreis und wir kehren zurück zu den Kelten.
Sehr wach ist die Erinnerung an die Göttin Dana, die später als „Don« vermännlicht
wurde. Sie ist die uralte Erdmutter der prä-indoeuropäischen Völker. Besonders in
Irland blieb sie da was sie war: Die ursprüngliche Erdgöttin und Mutter aller Götter
und Menschen. Ihr Volk, das sogenannte „Alte Volk“ oder „Elfenvolk“ nannte sich
Tuatha de Danaan, also „Volk der Dana“.
Hier besteht eine sehr enge Beziehung zum Mittelmeerraum. Da ist Danae, die
kretische Göttin des Ackerbaues. Deren Mythe geht zurück auf Hathor-Isis, die
ägyptische Muttergöttin.
Dana-mark, heute Dänemark trägt seinen Namen noch immer als Huldigung an die
große Muttergöttin. In Dana vereinigen sich alle Attribute der kosmischen Göttin.
Sie ist die Herrin des Himmels, der Erde und der Unterwelt, die matriarchale Triade.
Sie ist die Mondgöttin und die grosse Himmelskuh. Sie läßt Regen wie Gold auf die
Erde niederfallen Symbolisiert durch zwei Hügel, die ihre Brüste darstellen, ist sie
Irland selbst. Ihren „Kessel des Überflusses“, der auch „Kessel der Inspiration“
genannt wird, hat sie an ihren Partner Dagda weitergegeben.
In der Tochter von Dana und Dagda finden wir die bekannteste keltische Göttin Brigit - wieder, die alle kosmischen Attribute ihrer Mutter in sich trägt.
In Britannien und Wales wird die älteste Muttergöttin Modron genannt. Wie sehr sie
Dana verkörpert und nur auf den einzelnen Inseln anders genannt wurde, zeigt, daß
sie auf der irischen Insel Morrigu oder Morrigain genannt wurde. Die uns bekannteste
Überlieferung findet sie in der Fee Morgana.
Modron-Morrigain ist ebenfalls die triadische Mondgöttin. Sie regiert Himmel, Erde
und Unterwelt. Sie wird schwarzhaarig dargestellt, hat weiße Haut und rote Lippen.
Damit präsentiert sie die drei heiligen Farben, die wir schon aus der atlantischen
Überlieferung kennen. Ihr Aufenthaltsort ist die sogenannte „Andere Welt“, ein
Zauberreich unter den Wassern oder auf einer Insel, jedoch immer im Westen
gelegen. Diese „Andere Welt“ ist schwer zu erreichen und hüllt sich im Laufe der
Zeiten immer mehr in Nebelschleier Es ist eine fruchtbare, blühende Welt, in der es
keine Leiden und Krankheiten gibt. Die Äpfel sind die Früchte des ewigen Lebens.
Die - in den Anfängen der Mythen noch hauchdünnen - Nebelschwaden werden
später auch als Glaswände interpretiert. Daraus resultieren Begriffe wie: Glasinsel,
Glasberg, Glasschloß. Wie weit der Ruf Morgains - Morgana -gedrungen ist, beweist
uns der im arabischen Sprachgebrauch übliche Ausdruck „Fata Morgana“, d.h.
Spiegel der Morgana.
Irland ist besonders reich an Mythen und Sagen. Was liegt also näher, als daß sich
die Bewohner der grünen Insel auch die Erdgöttin unter dem Namen Erin bzw. Eire
zu eigen machten. In der Landesmitte ist ihr ein heiliger Ort geweiht, an dem sie
Tailtiu oder mit ihrem triadischen Namen Bamba-Eire-Folla, also Kriegerin, Mutter
und Sehende bezeichnet wird. Ihren Kessel leert sie über Irland aus und sie sitzt auf
einem kristallenen Thron.
Ich möchte nun etwas auf die Aussage der kosmischen Göttin eingehen. Wir haben
sie in vielen Inkarnationen und unter den verschiedensten Namen kennengelernt.
Immer aber war sie die fruchtbare Mutter, die Kämpferin und Kriegerin und die
Sehende und Wissende. Sie ist in ihrem Ausdruck als Mädchen, Frau und Alte die
ewig dreifache Göttin. Ihr Symbol - wie auch das Symbol des Matriarchats - ist der
dreifache Mond. Die linksgewendete Sichel, die volle Scheibe und die
rechtsgewendete Sichel. Sie ist die Schöpferin der Welt, die durch den Mond als
Weltei, das zerbricht und die Erde gebiert, dargestellt wird. Die Farben
Rot-Schwarz-Weiß sind ihre heiligen Farben.
In jeder der erwähnten Inkarnationen ist ihr ein göttlicher Partner zugeordnet. Diese
wurden mit Absicht n i c h t erwähnt um nicht Verwirrung zu schaffen. Meist ist
dieser Partner ihr Bruder und vereinigt sich mit ihr - geht also in ihr auf mit der
sogenannten „Heiligen Hochzeit“. Diese wird im Sommer vollzogen und ist als ein
zentrales Fest zu betrachten. Durch sie wird Land und Meer fruchtbar.
In allen angesprochenen Kulturkreisen opfert die Greisengöttin ihren Partner zu
Beginn des Winters. Sie führt ihn in die Unterwelt, aus der er geläutert und gestärkt
als keimendes Leben wieder hervorgeht. Das sagt aus, daß er durch sein freiwilliges
Opfer den Tod, die Dunkelheit, das Negative im Kosmos überwunden hat und sich
dem neuen Leben nichts entgegenstellen kann.
Schon die frühesten Hinweise auf die kosmische Göttin, die wesentlich weiter
zurückliegen als die bisher angesprochenen, drücken diesen Partner durch die
Sonne aus. Die Göttin wird durch die unendliche Weite, durch das ozeanische Blau
ihres Himmels, ihres Meeres oder ihres Kosmos ausgedrückt. In ihr ist die Sonne und
auch das Weltenei, der Mond, geborgen. Sie ist die unendliche Nacht des Alls und es
ihre Kraft, welche die Gestirne zusammenhält.
Dieser für uns so ferne, uralte kosmische Gedanke zeigt die Kraft zur Integration des
ganzen Kosmos, die absolute kreative Fähigkeit des Weiblichen, also der
kosmischen Göttin. In sich trägt sie durch den Partner, den Heros, ausgedrückt, die
Fähigkeit des männlichen Prinzips. Die Fähigkeit zum Selbstopfer und zur Integrität.
Integration und Integrität weisen jedem einzelnen Menschen de Weg zu jener uralten
androgynen Göttin, die Eines in Allem und Alles in Einem ist.
Schlagen wir nun einmal im Lexikon nach. Informieren wir uns einmal genau, was
das griechische Wort Mythos bzw. die Mythen bedeutet. Mythen sind geglaubte
Erzählungen aus der Vorzeit. Gegenstand von Mythen sind Kosmogonien, Taten von
Vorzeitwesen und Heilbringern und die Vorstellung vom Entstehen, Leben und
Handeln von Göttern und Menschen.
Es gibt bekannte Mythen und auf einige davon habe ich sie bereits hingewiesen. Es
gibt aber auch Mythen, die bewußt nicht der Öffentlichkeit preisgegeben werden.
Vielleicht, weil sie besonders intensiv mit einem speziellen Kulturkreis verbunden
sind und ein ganz spezielles Gedankengut beinhalten.
Wie die meisten bekannten, beschäftigen sich auch die weniger bekannten Mythen
meist auch mit der Entstehung des Kosmos und unserer Erde.
Besonders eindrucksvoll sind jene Mythen der Großen Göttin, die von manchen
Stämmen der Tuaregs noch bewahrt werden. Auch in ihnen ist die Göttin die
Verkörperung des Kosmos, der in sich und aus sich jedes Leben gebiert.
Bevor ich nun einen Auszug aus diesen wenig bekannten Mythen präsentiere,
möchte ich darauf hinweisen, daß die Übersetzung sehr Schwierig war, da sie
möglichst wortgetreu sein sollte. Es kommt daher zu einigen eher gewunden
klingenden Passagen, die aber als Ganzes gesehen, den eindrucksvollen Text nicht
stören.
Die zitierte Stelle findet sich im ersten Drittel der Mythen und befaßt sich mit der
kosmischen Entwicklung, die der Entstehung unserer Erde voranging.
„Unter den halbschlafenden Augen der Gewaltigen Göttin wurde die Zeit zur Zeit und
der Raum zum Raum. Und in den verschiedenartigen Räumen wurden die
verschiedenartigen Zeiten. Ewigkeiten von verschiedener Dauer entstanden.
Mit halbschlafenden Augen betrachtete die Gewaltige Göttin die Spiele ihrer Töchter
und Söhne. Sie lag eingehüllt in den gewaltigen Mantel aus tiefblauer Energie in den
unendlichen Armen des Ursprungs. Sie schlief nicht. Sie träumte. Und ihre Träume
spiegelten sich im Tun ihrer Töchter und Söhne.
Diese betrachteten in freundlicher Lust die hell strahlenden Partikel, welche einst die
Träne der Gewaltigen Göttin gewesen waren. Wie Schalen einer Muschel schlugen
sich die Energien des Kosmos um diese Partikel. Formten oder vernichteten. Und um
die glühenden Kerne band sich Materie. Immer wieder zerbarsten jene, die zu schnell
wuchsen. Doch sie war Nahrung und Wachstum für jene, die da langsam und ohne
Eile Hülle um Hülle um den glühenden Kern banden.
Und in sich woben Materieschleier ewige Gebilde. Sie wanderten durch die sieben
Ebenen der Ewigkeiten und suchten nach ihrem Platz.
Nicht mehr waren sie nur Spiegel des gewaltigen Traumes der Göttin. Sie waren zu
Manifestationen des Lichts geworden, hatten in sich Kraft gefunden und wurden zum
Nährboden jeglicher Form des Lebens.
Und die Gewaltige Göttin richtete sich auf in den unendlicher Armen des Universums
und sah auf die Fundamente des Lebens, die aus ihrer Träne geworden waren. Sie
freute sich. Doch gleichzeitig erkannte sie in tiefer Trauer, daß nichts in den
Ewigkeiten ewig war. Ewig allein ist das goldene Singen des Universums. So rief die
Gewaltige Göttin jene Sphären zu sich, die sie als ihre Töchter und Söhne erkannte.
Diese Verliesen den einigenden Verbund der gewaltigen kosmischen Energien und
waren jeder für sich unendliche, gewaltige, strahlende Energie. Doch sie waren nicht
ewig.
Und da die Gewaltige Göttin die Trennung entschied um Leben zu Leben werden zu
lassen, verbanden sie sich noch einmal zum gewaltigen Gruß. Da war Licht und
Farbe, Kraft und Leben ein Einziges. Und die Gewaltige Göttin sammelte in sich all
die Liebe, die in ihr und dem goldenen Universum war und hüllte darin ein ihre
Kinder.
Jubelnd sangen die Sphären des Lichts. Sie wußten, nie wieder würden sie sich in
dieser Vereinigung finden. Frei stand ihnen die Entscheidung, zurückzukehren und
sich wieder zu Verbinden mit dem kosmischen Einklang. Nicht aber die Vereinigung
mit ihren Schwestern und Brüdern.
Und die gewaltige Göttin öffnete die aneinander gelegten Handflächen. In alle
Dimmensionen breitete sie ihre Arme aus. Dann löste sie den Gürtel der Vereinigung,
der die Mitte ihres Gewandes umschloß. Mit der gewaltigen Kraft des kosmischen
Universums zerriß sie das Band. Nie wieder würde ihre Mitte gemessen werden,
denn sie gab jene, die ihrem Schoß entsprungen waren, an die Zeit der Zeiten frei.
Und im schauerlichen Getön des brechenden Gürtels sangen die goldenen Sphären
des kosmischen Universums zum ersten Mal den ewigen Namen der Gewaltigen
Göttin. Vianah!
Wieviel Wissen in diesen alten Mythen verborgen liegt, können wir nur erahnen. Wie
alt sie wirklich sind, werden wir nie erfahren.
Wer sie überliefert hat, kann nur in unserer Zeit zurückverfolgt werden. Daß sie ihren
Ursprung jedoch nicht in den von uns berechenbaren und belegbaren Kulturen
haben, ist unschwer zu erkennen.
Jene Wesen, die auf Erden lebten und die tatsächlichen Geheimnisse der Mythen
entschlüsseln oder verstehen konnten, müssen wesentlich mehr über die Geschichte
des Kosmos gewußt haben, als wir es heute tun. Daß immer wieder von der
kosmischen Göttin gesprochen wird, ist wohl nicht grundlos. Angepaßt an das
Patriarchat oder matriarchalisch herrschend wird sie immer in einem verborgenen
Winkel unseres Unterbewußtseins mit ihren Kräften wirken.
Vielleicht werden wir nie mehr über sie erfahren, als wir heute schon wissen. Doch es
ist gut, zu wissen, daß es sie gibt.
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