Gotthold Ephraim Lessing

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Gotthold Ephraim Lessing
Nathan der Weise
Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen
1. Thema und Handlungsgerüst
Nathan kehrt von seiner Handelsreise zurück und erfährt, dass sein Haus brannte und seine
Tochter Recha beinahe mitverbrannte. Doch sie wurde von einem Tempelherr gerettet.
Nathan will ihm danken, doch dieser zeigt sich nicht mehr. Nicht einmal Recha konnte ihn
sehen und glaubt jetzt darum, ein Engel habe sie aus dem Feuer gerettet. Nathan versteht ihre
Träumerei, doch er will sie in die Realität zurückbringen. Er erklärt ihr, dass nicht nur Engel
Wunder vollbringen können und macht sie darauf aufmerksam, dass sie sich um den
Tempelherrn kümmern sollte. Nathan möchte mit dem Tempelherr Kontakt aufnehmen und
erfährt, dass auch er knapp dem Tode entkommen ist. Er wurde von Sultan Saladin gefangen
und sollte enthauptet werden, doch als Saladin ihn sah, erblickte er in ihm seinen
verschollenen Bruder Assad und hob das Todesurteil auf.
Der Patriarch braucht den Tempelherr für seine Zwecke als Spion gegen Saladin, weil dieser
mehrere Religionen zulässt. Doch der Tempelherr hat nichts übrig für glaubensbedingten
Verrat.
Nathan gelingt es in ein Gespräch mit dem Tempelherr zu kommen, doch der hat nicht
grossen Interesse daran. Der Tempelherr ist misstrauisch und seine Vorurteile kommen zum
Vorschein. Er ist stur und von seinem Glauben überzeugt, er möchte nichts mit einem Juden
zu tun haben. Er schämt sich fast, ein Judenmädchen gerettet zu haben. Doch während dem
Gespräch mit Nathan, fängt er an selbstkritisch zu denken und ändert seine Meinung.
(Nathans erfolgreiche Kommunikationstaktik kommt zum Vorschein. Gespräche mit Nathan
haben meistens eine Wandlung und das ist der Aufklärungsgedanke in diesem Buch.)
Nathan und der Tempelherr werden Freunde.
Nun wird Nathan vom Sultan gerufen, denn Saladin braucht Geld. Wegen seiner Gütigkeit hat
er jetzt Geldprobleme. Obwohl Nathan Saladins Schatzmeister Al-Hafi diesbezüglich
abgesagt hat, steht er ihm nun finanziell zur Seite.
Saladin fragt Nathan, welche, nach seiner Meinung nach, die wahre und richtige Religion ist.
Als Antwort erzählt ihm Nathan die Ringparabel. Mit diesem Gleichnis hat Nathan Saladin
überzeugt.
Der Tempelherr ist sich nun gewiss, dass er Recha liebt, doch Daja erzählt ihm, dass Recha in
Wahrheit eine Christin ist und gar nicht Nathans Tochter sei. In seiner Enttäuschung sucht er
Rat beim Patriarchen. Er fragt ihn was mit einem Juden, welcher ein Christenmädchen als
seine Tochter nennt, passieren würde. Die Antwort des Patriarchen ist ganz klar:
Scheiterhaufen. Der Tempelherr erschrickt und findet wieder zu sich selbst zurück und
beruhigt sich wieder. Doch Nathan hat vom Verrat erfahren.
Der, glücklicherweise rechtschaffende, vom Patriarchen gesandte Klosterbruder kann Nathan
über die Familienverhältnisse seiner Pflegetochter bescheid sagen.
Er selbst, der Klosterbruder, hat ihm damals das Töchterchen seines Herrn und Nathans
Freund von Filnek übergeben.
Der Tempelherr bittet bei Nathan um Rechas Hand an, doch dieser stimmt nicht zu. Saladin
Und seine Schwester Sittah möchten aus familiären Interesse Recha und den Tempelherr
miteinander verheiraten.
Nathan bringt jetzt, mithilfe der Unterlagen des Klosterbruders Licht an die ganze Sache. Es
kommt aus, dass Recha und der Tempelherr Geschwister sind und ihr Vater der verschollene
Bruder von Saladin ist. Es fallen sich alle glücklich in die Arme.
So sind nun drei verschiedene Religionen in einer Familie enthalten.
Die Geschichte weist einen ziemlich grossen Wirklichkeitsbezug auf. Heute gibt es viele
Familien, in denen mehrere Religionen enthalten sind, doch gibt es auch heute noch sehr oft
Vorurteile gegenüber anders Gläubigen und deren Religion.
2. Darbietungsformen der Geschichte
Die fünf Aufzüge:
2.Aufzug – Steigerung
Sultan Saladin und seine
Geldsorgen, Tempelherr
wird von Nathan
erzogen, Al-Hafi macht
Nathan beim Sultan
bekannt.
1. Aufzug – Expostition
Rückkehr Nathans,
Nathan erzieht Recha,
freundschaftliches
Verhältnis von Nathan
und Al-Hafi, Tempelherr
und sein stolz und seine
Vorurteile.
3.Aufzug – Peripetie
Tempelherr bekennt
seine liebe zu Recha,
Nathan erzieht Saladin
mit der Ringparabel,
Tempelherr ist
verwirrt.
4. Aufzug – Krisis
Tempelherr sucht Rat
beim Patriarchen,
Tempelherr verklagt
Nathan beim Sultan,
Vorgeschichte
Nathans
(RÜCKBLENDE)
5. Aufzug – Lösung
Saladin findet einen
anderen Umgang mit
Geld, Tempelherr
besinnt sich.
Lösung: Familiäre
Verknüpfungen
erscheinen.
Übereinstimmungen mit dem klassischen Drama von Aristoteles
 Beinhaltet die Einheit der Handlung:
- 5 Akte resp. Aufzüge (Exposition, Steigerung, Peripetie, Krisis, Lösung)
- Die fünf Aufzüge und die Auftritte sind nicht vertauschbar. Die fünf Teile stimmen
überein und führen zu einem Endzweck.
 Beinhaltet die Einheit der Zeit:
- Unmittelbarer Fortgang der Handlung am gleichen Tag.
 Beinhaltet die Einheit des Ortes:
- Der Ort ist zwar in Jerusalem gegeben, aber durch den Wechsel der Schauplätze
freier gehandhabt.
3. Erzählperspektive
Erzähler:
Ein Drama hat keine eigentliche Erzählperspektive. Der
dramatische Autor ist allwissend, aber er erzählt die
Geschichte nicht selber.
Figurenrede:
Dialoge und Monologe
Gefühle der Figuren/
psychologische Innensicht: Denkt eine Figur, wird das mit Klammern dargestellt. Gefühle
der Figur werden dem Leser so mitgeteilt. (Bsp. 3.Aufzug,
7.Auftritt, Z.1991, SALADIN (Bei dem Lebendigen! Der
Mann hat Recht. Ich muss verstummen.) )
Eine andere Art der Gefühlsmitteilung erfolgt durch
Monologe und Dialoge. Im Selbstgespräch stellt der
Sprechende sich selbst oder seine Situation in Frage und
sucht, wiederum in bildhafter und in gedanklicher Sprache,
nach Denkantworten.
4.Metaphern und Symbole
Ringparabel
Die Ringparabel in Märchen, indem es um ein Ring geht, welcher die Kraft besitzt,
seinem jeweiligen Träger die Liebe und Achtung der Menschen zu verschaffen. Dieser
Ring wird immer vom Vater auf seinem liebsten Sohn übertragen, bis einmal ein Vater
sich nicht zwischen seinen drei Söhnen entscheiden konnte und den Ring verdreifachen
liess. Die Ringe waren nicht mehr vom echten zu unterscheiden. So kam es, dass nach
dem Tod des Vaters jeder der drei Söhne glaubte, den magischen Ring zu besitzen und
beklagte die anderen beiden wegen Betrugs. Der Richter, der das Problem lösen sollte,
setzte schliesslich auf die Kraft des Ringes und gibt den Rat, den als Nachfolger zu
erklären, der von den dreien insgesamt am beliebtesten sei. Doch jeder liebte nur sich
selbst und so blieb das Problem ungelöst.
3 Ringe
=
3 Weltreligionen Islam, Christentum, Judentum
Ringe werden
Vererbt
=
Man erbt die Religion seiner Eltern
Streit der
Brüder
=
Zeit der Glaubenskriege
Kein Ring
ist echt
=
Keine Religion besitzt die Wahrheit
Aufforderung zum
fairen Wettstreit
=
Toleranz
Botschaft der Ringparabel
 Keine der Religionen ist besser oder Gott wohl gefälliger.
 Die Wahrheit einer Religion liegt im Handeln, also in dem, was man aus seinem
Glauben macht.
 Kein Mensch ist im Besitz der Wahrheit, er kann nur danach streben. Nicht die
Wahrheit besitzen wollen, sondern danach selbstständig suchen.
 Aufruf zu Toleranz, Vernunft, Menschlichkeit, Selbständigkeit (die Anschauungen der
Aufklärung.)
Erscheinung der Familie, Familiäre Verknüpfungen im 5. Aufzug
(Utopie von Lessing)
 Alle, egal welche Religion, gehören zu einer Menschheitsfamilie. Alles sind
miteinander Verwandt.
Leitmotive
Feuer:
Das Feuer im ersten Aufzug könnte ein Leitmotiv dafür sein, dass der, anfangs von Recha
angenommene Engel, also der Tempelherr, sich als Teufel entpuppt. Der Tempelherr wirkt
beim ersten Gespräch mit Nathan sehr misstrauisch und hat Vorurteile gegenüber den Juden
und das ist der Teufel im Tempelherr.
Schachspiel:
Saladin und Sittah spielen immer wieder Schach. Das könnte ein Leitmotiv dafür sein, dass
alles durchdacht wird und schliesslich seine Auswirkungen hat, wie bei einem Schachspiel.
Eventuell kann der „Zufall“ in diesem Zusammenhang bedeutsam sein. Das was als zufällig
erscheint, hat eine höhere Ordnung, ein System, das der einzelnen Figur jedoch nicht
erklärbar ist, das heisst, der Mensch ist wie eine Schachfigur, der die Strategien des Schöpfers
nicht durchschauen kann. Dies weist auf eine gottgewollte, jedoch rätselhafte Ordnung hin.
Aspekte der Gerechtigkeit und des Schicksals können nur auf Grund eines tiefen Vertrauens
Gott gegenüber anerkannt werden. Die Analogie dazu finden wir im Schicksal Nathans, der
seine Familie verloren hat, das Christenkind trotz allem Schmerz akzeptiert hat in
Gottvertrauen auf eine höhere Gerechtigkeit.
5. Gattung
Dramatik

Die Geschichte wurde auf der Bühne aufgeführt.
 Die Figuren werden durch Schauspieler auf der Bühne verkörpert.
 Dialoge und Monologe
(Klassisches analytisches Drama, die Vorgeschichte wird nach und nach aufgeklärt. Der
zeitliche Rahmen und der Ort der Handlung wie auch die Handlung selber sind sehr
einheitlich.)
Literarische Form
Lessing ordnet sein Stück nicht einer bestimmten dramatischen Form zu. Er nennt es
„Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen.“
Nathan der Weise ist weder als Tragödie noch als Komödie zu bezeichnen, es ist eine
Mischung aus beiden Formen. Zum Teil auch eine „ernste Komödie“ genannt.
(Bsp.: Beim Schlussbild fallen sich alle Familienmitglieder und Nathan voller Freude in die
Arme. Hier ist eine Mischung von ernsten, rührenden und auch komischen Elementen des
dramatischen Gedichtes enthalten.)
6. Charakter und Psychologie der Figuren
Sultan:
- dominante Persönlichkeit
- grosszügig
- hat viele Sorgen
- kann nicht mit Geld umgehen
- mit Emotionen eher verhalten
- setzt sich für Frieden ein
- tolerant
- enges Verhältnis zu Schwester Sittah
- lässt sich von Nathan belehren
Sittah:
- starkes Selbstbewusstsein
- kümmert sich um das Geldwesen im Palast
- kümmert sich um ihren Bruder und unterstützt ihn
- hat Vorurteile
- spendabel
- klug und gebildet
Nathan:
- weise und geschickt
- redegewandt
- hilfsbereit
- sieht die menschlichen Werte
- ohne Vorurteile
- aufgeklärt -> tolerant
- Pflegevater von Recha
Recha:
- naiv, glaubt an Engel und Wunder
- Ungeduldig
- dankbar
- steigert sich in Sache hinein
- wird jüdisch aufgezogen obwohl sie Christin ist
- wird mit der Zeit vernünftiger, Nathan klärt sie auf
- sieht in Daja ihre Vertrauensperson
Daja:
- ersetzt gewissermassen die Mutter von Daja, Erzieherin
- ist Nathan dankbar
- hat Einfluss auf Recha und Nathan
- naiv, intrigant
- meint es oft gut, handelt jedoch verwerflich
Tempelherr: - hat Vorurteile
- ist pflichtbewusst
- mutig
- gläubig, nimmt Gelübde ernst
- misstrauisch, vorsichtig
- stur
- eigenständig, selbstbewusst
- wird im Verlauf des Romans toleranter
Derwisch: -
hat gewisse Toleranz (Freundschaft zu Juden)
brüchiges Ich, Bettelmönch oder Geldeintreiber?
eher zurückhaltend (nicht aufdringlich, ruhig)
gutmütig
vernunftbestimmt
sieht sich am Schluss doch eher in der Bettelmönchrolle (Entwicklung)
Patriarch: - überzeugt vom Glauben -> sehr gläubig, Fundamentalist
- von sich überzeugt
- gegen anders gläubige (Vorurteile)
- reich
- autoritäre Persönlichkeit
- machtbesessen
- wird lächerlich dargestellt
Klosterbruder: - pflichtbewusst
- sehr gläubig
- steht unter dem Patriarchen
- distanziert sich jedoch von ihm und seiner Einstellung
- hilfsbereit, fürsorglich
- naiv, lässt sich beeinflussen
Emir:
- pflichtbewusst
- respektvoll
7. Welche Werte und Normen werden thematisiert?
Es geht vor allem um die Toleranz. Genau gesagt um die Toleranz gegenüber anderen
Religionen. Es geht auch um den allgemeinen Umgang mit Menschen. Dabei werden einzelne
gesellschaftliche Stellungen hervorgehoben und genauer thematisiert. Wie z.B. die Werte und
Normen eines Patriarchen: streng gläubig, dominant, verantwortungsbewusst etc. Auch die
Keuschheit, die Treue und der Kampfwille eines Kreuzritters wird angesprochen. Das
ehrenvolle Handeln ist auch eine Form der Selbstlosigkeit. Nicht die Ich-Bezogenheit einer
Persönlichkeit gewinnt (ein Vertreter davon ist der Patriarch), sondern das selbstlose Dienen
zum Wohle aller (z.B. der Sultan, al Hafi und Nathan) verbunden mit einer ehrlichen und
selbstkritischen Analyse der eigenen Haltungen ist der zentrale Wert. Innere Grösse zeigt sich
durch Grosszügigkeit – der Sultan verteilt all sein Geld an die Bettler, so dass es keine Bettler
mehr geben muss – und Disziplin. Nathan lebt das vor, was der weise Richter gefordert hat.
8. Wie ist die Sprache?
Die Sprache ist hauptsächlich dramatisch, da es sich ja auch um ein Drama handelt. Ironie
herrscht nicht vor, denn es soll alles gesagte klar und deutlich verstanden werden. Nathan ist
die Leitfigur, durch ihn soll die Menschheit belehrt werden. Er stellt das Vorbild für die
Menschen dar. Antithetische Rede und schneller Wechsel in Form von Gegenrede sind
vorherrschend Merkmale. Auch gibt es viele Enjambements. Blankvers ist der Grundvers.
9. Welches Menschen- und Weltbild herrscht vor?
Europa war im 17. Jh. politisch weit gehend durch den Absolutismus geprägt, der
uneingeschränkten Herrschaft eines Königs oder Fürsten. Der absolute Staat stand über einer
Gesellschaft, in der jeder in einen bestimmten Stand hineingeboren wurde, den er nicht
verlassen konnte. An der Spitze dieser Ständegesellschaft befand sich der Adel, der zwar vom
absolutistischen Herrscher politisch entmachtet worden war, aber dafür die Privilegien der
Steuerfreiheit und der Grundherrschaft besaß. Das Bürgertum war einerseits Träger und
Nutznießer der staatlich gelenkten Wirtschaft (Merkantilismus), hatte aber wie der Adel
keinen politischen Einfluss - und zudem keine Privilegien. Die größte Last mussten die
Bauern tragen: Steuern für den Staat, Abgaben für den Grundherrn, auf dessen Land sie
arbeiteten. Die katholische wie die protestantische Kirche war mit den Königen und Fürsten
verbunden und predigte der meist ländlichen Bevölkerung. Ergebenheit in ihr angeblich
gottgewolltes Schicksal. Unwissenheit, Aberglaube (z.B. Hexenwahn), Vorurteile, ein tiefer
Pessimismus waren weit verbreitet.
Im 18. Jh. begannen nun Teile des Bürgertums (v.a. Akademiker) und auch einige Adlige
zunächst in Frankreich diese Zustände zu kritisieren. Man maß sie an dem, was man für ein
Gebot des vernünftigen Denkens hielt. Der menschliche Verstand wurde zum Maßstab aller
Dinge gemacht. Freiheit statt Absolutismus, Gleichheit statt Ständeordnung, Erfahrung,
wissenschaftliche Erkenntnis statt Vorurteil und Aberglauben, Toleranz statt Dogmatismus so lauteten die neuen Ideen. Statt auf ein Jenseits zu hoffen, sollten die Menschen voller
Optimismus ihren Lebenssinn im Diesseits sehen; sie sollten Gutes tun, ihre Tugenden
entfalten aus Einsicht in deren Richtigkeit und Nützlichkeit, nicht aus Furcht vor späteren
Strafen (Fegefeuer, Hölle), wie es die Kirchen predigten. Die Menschen sollten über ihre
politische, soziale und geistige Unterdrückung "aufgeklärt" werden. Wüssten sie erst um die
Ursachen dieser Unterdrückung - so meinten die Aufklärer -, halte man ihnen die richtigen
Ziele vor Augen, dann würden sie es einsehen und sich selbst befreien. Dabei ging die
Aufklärung von der Annahme aus, dass der Mensch von Natur aus gut sei und man ihm das
Richtige nur zeigen müsse, damit er es tut. Die Erziehung des Einzelnen galt als erster Schritt
zu einer Veränderung der Gesellschaft; die aufgeklärten Menschen würden schließlich eine
aufgeklärte Welt schaffen.
Die Aufklärung fand zunächst nur in kleinen Zirkeln von Adligen, reichen und gebildeten
Bürgern Verbreitung, den so genannten "Salons", regelmäßigen Treffen in den
Stadtwohnungen reicher und gebildeter Damen aus Adel und Bürgertum. Später bildeten sich
in den Städten Lesegesellschaften, an den Universitäten lehrten Philosophen der Aufklärung.
Außerdem wurde der literarische Markt, der im Barock nur eine Nebenerscheinung war, zum
Regelfall. Der Schriftsteller lebte nicht mehr von adligen oder kirchlichen Auftraggebern,
sondern produzierte für den Verleger, der die Werke an Menschen verkaufte, die der Künstler
gar nicht kannte. Allerdings konnten die wenigsten Autoren von ihren Werken leben, sie
mussten "Nebentätigkeiten" suchen und arbeiteten in der Regel als Privaterzieher,
Fürstenberater, Privatsekretäre u.ä.
10. Welche Absicht und Stossrichtung hat der Text?
Er soll die Menschen zur Toleranz aufrufen. Nicht nur zur Toleranz im alltäglichen Leben,
sondern auch im Sinne der Religionsfreiheit. Er soll die Menschen gewissermassen belehren.
Man soll durch andern durch das eigene Handeln ein Vorbild sein. Dieses Vorbild wird in
diesem Stück vor allem von Nathan verkörpert.
11. Historische Einordnung des Textes
Lessing schrieb das Drama aufgrund eines theologischen Streits mit dem sehr konservativ
denkenden Pastor Goeze. Lessing erhielt durch seine kritische Publikationen Schreibverbot.
Daher wechselte er auf die Bühne. Nathan ist eine Antwort auf diesen Streit.
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