Theater St.Gallen Nathan der Weise Dramatisches Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing Material zur Vor Voror-/Nachbereitung /Nachbereitung des Theaterbe Theaterbesuchs mit der Schulklasse Spielzeit 2011/12 Theater St.Gallen, 05. Januar 2012 Liebe Lehrerinnen und Lehrer Mit der vorliegenden Materialsammlung zu „Nathan der Weise“ möchten wir Ihnen einen Überblick über Stückvorlage und Leitgedanken der Inszenierung geben. Sie beinhaltet Texte und Themen, die sich für eine mögliche Vor- und Nachbereitung des Schulklassenbesuchs anbieten. Selbstverständlich verstehen wir die Materialien als Vorschlagssammelsurium: Dem Einen mögen einzelne Texte als Vorlage für eine Unterrichtseinheit nützlich sein, dem Anderen Ideen für eine ganz andere Form der Vorbereitung geben. Verschaffen Sie sich auf den folgenden Seiten einen Eindruck und picken Sie einfach das heraus, was Sie für die spezielle Vor- und/oder Nachbereitung mit Ihrer Klasse für sinnvoll halten. Kurz nach der Premiere finden Sie unter www.theatersg.ch/spielplan/nathan-der-weise Bilder, einen Video und Theaterkritiken. Ausserdem: • Vor den Vorstellungen am 27.01. und 01.02. findet jeweils um 19 Uhr eine Stückeinführung statt, am 26.02. gibt es eine Einführung sowohl um 14 Uhr, als auch um 19 Uhr. • Am 11. März 2012 findet nach der Vorstellung ein Expertengespräch statt – eine Diskussion mit Vertretern des Christentums, des Islams und des Judentums. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Klasse viel Freude beim Vor- und Nachbereiten und einen spannenden Theaterabend! Nina Stazol & Mario Franchi Für Fragen und Anregungen sind wir für Sie da! Nina Stazol Mario Franchi Dramaturgin Kinder- und Jugendtheater Theaterpädagoge [email protected] [email protected] 071 242 05 18 071 242 05 71 weitere Infos: www.theatersg.ch/mitmachen Kartenreservationen bitte direkt bei der Theaterkasse: [email protected] oder 071 242 06 06 Spezialpreise für Schulklassen: www.theatersg.ch/mitmachen > Schulangebote Materialsammlung „Nathan der Weise“ Theater St.Gallen HINTERGRUND GRUNDL GRUNDLA AGEN ÜBERSICHT Eckdaten Zur Entstehung des Stücks Stücks Die Handlung Die Figuren und ihre Beziehungen Zur Ringparabel Verwandtschaftsverhältnisse im Stück Zeittafel 10951095-1192 Zur Inszenierung ANHANG Zur Ermordung von Juliano Mer Khamis: Mit den Waffen der Kunst Die Hand Handlung (detaillierte Version) Der 1212-jährige Gotthold Ephraim Stückauszug: 1. Akt 1. Szene (1. Teil) Stückauszug: Stückauszug: Die Ringparabel (3. Akt Akt, kt, 7. 7. Szene) Szene) Das Dekameron: Dekameron: 1. Tag, 3. Geschichte (Nationalfonds--Studie) Junge Muslime religiöser als Christen (Nationalfonds Der gemeinsame Gottesglaube Links und Literaturempfehlungen 3 Materialsammlung „Nathan der Weise“ Theater St.Gallen Nathan der Weise Drama Dramatisches Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing Premiere im Theater St.Gallen: 7. Januar 2012, Grosses Haus Dauer: 2 Stunden 30 Minuten (inkl. 1 Pause) Uraufführung: 1783, Berliner Theater in der Behrenstrasse Inszenierung Tim Kramer Bühne Gernot Sommerfeld Kostüme Natascha Maraval Musik Heinz Fellmann Dramaturgie Karoline Karoline Exner Regieassistenz Susanne Plata Souffleuse Yvette Simone Inspizienz Veronika Geyer Personen — St.Galler Besetzung Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem — Marcus Schäfer Recha, dessen angenommene Tochter — Hanna Binder Daja, Gesellschafterin Rechas — Diana Dengler Sultan Saladin — Oliver Losehand Sittah, dessen Schwester — Boglárka Horváth Ein junger Tempelherr — Julian Sigl Al Hafi, ein Derwisch — David Steck Der Patriarch von Jerusalem — Bruno Riedl Ein Klosterbruder — Anselm Lipgens Jerusalem, religiöses Zentrum des Christentums, Judentums und Islams im 12. Jh. Der Jude Nathan ist soeben von einer Reise zurückgekehrt als er erfährt, dass seine Tochter Recha nur durch die Hilfe eines christlichen Tempelherrn bei einem Brand gerettet werden konnte. Dieser war bei einem Kreuzzug gefangen genommen, jedoch vom Sultan Saladin begnadigt worden. Wenig später bittet der Sultan Nathan zu sich und stellt ihm die Frage: Welche der drei Religionen die wahre sei? Als Jude einem Muslimen darauf antworten zu müssen, erscheint Nathan eine nahezu unlösbare Aufgabe. Doch dann erzählt er von einem Vater und seinen drei Söhnen, denen er einen Ring zu vermachen hatte… Die berühmte Ringparabel des Aufklärers Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) ist ein eindrucksvolles Gleichnis für gegenseitige Toleranz der Religionen. 4 Materialsammlung „Nathan der Weise“ Theater St.Gallen Zur Entstehung des Stücks Gotthold Ephraim Lessing (1729-81) war einer der bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärung. Die Essenz seines Denkens bildet sein 1779 verfasster Nathan der Weise. Lessing schrieb jedoch nicht nur Theaterstücke, sondern veröffentlichte auch zahlreiche weitere Schriften, darunter Die Erziehung des Men- schengeschlechts und die berühmte Hamburger Dramaturgie. Damit verbunden sind auch seine Überlegungen zum bürgerlichen Trauerspiel, welches er mit Miss Sara Sampson für die deutsche Bühne erfand und mit Emilia Galotti weiterführte. Auch in der Komödie setzte er einen neuen Akzent und schuf mit Minna von Barnhelm ein Muster für die nachfolgende Generation. Sein letztes dramatisches Werk schrieb Gotthold Ephraim Lessing, nachdem ihm kurz zuvor die Zensurfreiheit entzogen wurde: Durch die Wolfenbütteler »Fragmente eines Ungenannten« hat Lessing eine langjährige Auseinandersetzung mit der orthodoxen protestantischen Theologie seiner Zeit heraufbeschworen, die in den Streitschriften gegen den Hamburger Hauptpastor Goeze ihren Höhepunkt fanden. Als ihm daraufhin das Ministerium in Braunschweig mitteilte, es sei ihm künftig untersagt, Schriften zu Religionsfragen zu publizieren, beschliesst er, die Fehde auf seiner »alten Kanzel«, der Bühne, fortzusetzen. Die Uraufführung von Nathan der Weise hat Lessing nicht mehr erlebt. Sie findet erst am 14. April 1783 durch die Döbbelinsche Truppe in Berlin statt und missglückt, weil der Hauptdarsteller, Döbbelin selbst, der Rolle des Nathan nicht gewachsen ist. Ende Juli 1801 erst erfolgt die Magdeburger Erstaufführung. Ende November 1801 inszeniert Schiller das von ihm bearbeitete Stück in Weimar. Von hier an datiert seine ständige Aufnahme in die Spielpläne der deutschen Bühnen. Es wird, so bemerkt Goethe, »sich lange erhalten, weil sich immer tüchtige Schauspieler finden werden, die sich der Rolle des Nathans gewachsen fühlen. Möge doch die bekannte Erzählung, glücklich dargestellt, das deutsche Publikum auf ewige Zeiten erinnern, dass es nicht nur berufen wird, um zu schauen, sondern auch zu hören und zu vernehmen. Möge zugleich das darin ausgesprochene göttliche Duldungs- und Schonungsgefühl der Nation heilig und wert bleiben.« Es geht im «Nathan» um die politisch-religiöse Utopie einer besseren Zukunft der Menschheit, die noch heute und gerade heute neu inspirierende Vision eines Friedens unter den Religionen als Voraussetzung eines Friedens in der Menschheit überhaupt! Hans Küng 5 Materialsammlung „Nathan der Weise“ Theater St.Gallen Die Handlung Handlung ( detaillierte Version im Anhang) 1. Akt: Nathan, ein reicher jüdischer Kaufmann, kehrt nach Jerusalem zurück, einem Zentrum des Christentum, Judentum und Islam. Er erfährt, dass seine 18-jährige Pflegetochter Recha, ein Christenmädchen, das er nach dem Verlust seiner eigenen Familie bei sich aufgenommen hatte, bei einem Brand nur durch den Mut eines Tempelherrn gerettet wurde ( Stückauszug: 1. Akt 1. Szene im Anhang). Dieser während des letzten Kreuzzugs ( Zeittafel 1095-1192) in Gefangenschaft geratene christliche Ordensritter war vom muslimischen Sultan Saladin begnadigt worden, weil er dessen verschollenen Bruder Assad ähnelt. 2. Akt: Saladin, der finanzielle Sorgen hat, schickt nach Nathan, der sowohl wegen seines Reichtums als auch wegen seiner Weisheit gerühmt wird. Nathan erfährt von der Einladung des Sultans, während er sich auf Drängen Dajas, der Gesellschafterin seiner Ziehtochter, bei dem jungen Tempelherrn bedankt. 3. Akt: Im Gespräch stellt Saladin Nathan die Frage nach der wahren Religion. Mit einer Parabel über drei Ringe stellt Nathan die drei monotheistischen Religionen gleichberechtigt nebeneinander: Jede Religion muss nach dem Guten streben, um dem Anspruch ihres Gottes gerecht zu werden. Recha und ihr Retter haben sich ineinander verliebt. Eine Ehe zwischen einer Jüdin und einem Christen scheint jedoch ausgeschlossen zu sein. Daja, ebenfalls Christin, vertraut daraufhin dem Tempelherrn an, dass Nathans vermeintliche Tochter von christlichen Eltern abstammt. 4. Akt: Nathan zögerte, als der Tempelherr um Rechas Hand anhält. Daraufhin berichtet der aufgebrachte Christ dem Patriarchen von Jerusalem von einem Juden, der ein Christenkind im jüdischen Glauben aufgezogen hat, fühlt sich aber abgestoßen, als das Kirchenoberhaupt erklärt, der Jude müsse deshalb verbrannt werden. 5. Akt: Nathan, der von den Heiratswünschen des Tempelherrn erfahren hat, betreibt, von Indizien angespornt, indes seine eigenen Nachforschungen: Durch ein Verzeichnis eines Klosterbruders stellt sich letztlich heraus, dass Recha die leibliche Schwester des Tempelherrn ist. Zugleich sind sie die Kinder Assads, des Bruders Saladins, und finden so im herrschenden Sultan ihren Onkel. Welche Personen bzw. Figuren kommen vor und was erfährt ihr über sie? Charakter, Aussehen, Beziehungen, ihre Geschichte / Herkunft… . Wie stellt ihr euch die Orte und Räume vor: Wie sieht es aus? Was gibt es dort alles? Geschichte nacherzählen. Wie könnte die Geschichte weitergehen bzw. (anders) enden? Kreativ: Bildergeschichte oder Figuren zeichnen/malen/basteln 6