Inhalt der Pressemappe (Stand: Juni 2004) Vorwort 2 Programm 3 Kooperationspartner 5 Neues Festivalsujet 6 Veranstaltungsort Winzer Krems 7 Glatt&Verkehrt auf Österreich 1, CD 2003 8 Musikprogramm bei den Winzer Krems 2004 Mi, 28. Juli: „Wachauer Begegnungen“ Takon Orchester, Wachau-Chor Spitz, Nouvelle Cuisine, Trachtenkapelle Rossatz 9 Do, 29. Juli: “Flamenco gitano” Diego Amador, La Macanita, Tomatito 17 Fr, 30. Juli Werkstatt Combo, Ensemble David Yengibarjan & Tom Welsh, Suhseela Raman, Juan Carlos Caceres Quintett 20 Sa, 31. Juli Bock- und Leiermusik, Frigg, Souad Massi, Hùrlak & guests („Tanz am Bosporus“) 23 So, 1. August Da Blechhauf’n, Warsaw Village Band, Sergei Nikitin & Tatiana Nikitina, Mostar Sevdah Reunion & Ljiljana Buttler 26 Werkstatt für Musikanten auf Stift Göttweig 29 „Im Zwischenreich − Musik und Trance“ Symposion an der Donau-Universität Krems, 29.-31. Juli 32 Eintrittspreise 33 Presse-Kontakt: Marie-Therese Rudolph T: 0043 676 556 29 66 E: [email protected] Glatt&Verkehrt 23. Juli bis 1. August 2004 www.glattundverkehrt.at Wachauer Begegnungen Größer geht´s nicht mehr: Im Vorjahr waren erstmals über 80 MusikerInnen gleichzeitig auf der Bühne, als Nouvelle Cuisine und die Trachtenkapelle Rossatz auftraten. Zusammentrafen. Aufeinander prallten. Jedenfalls einander begegneten. Natürlich von Spannung und offenen Fragen begleitet: Wie würde das klingen, funktionieren, ausschauen etc. Wer dort war, weiß: Es war einfach herrlich! Wer nicht dort war, hat heuer die Möglichkeit, das Versäumnis nachzuholen! Und wir trauen uns damit erstmals, exakt dieselbe Besetzung wieder auf die Bühne zu bringen. Mit neuer Musik, versteht sich. Und einem zweiten Konzert zur Seite, dass ähnlich aufregend werden dürfte. Tags darauf der obligate Schwerpunkt. Der ist so schön, das man sich fragen darf, wieso das nicht schon längst einmal stattgefunden hat: Flamenco! Und zwar puro gitano! Wer sich auf die drei Konzerte besonders gut einstimmen möchte, ist bereits am Wochenende davor bei uns in der Wachau, weil das angeschlossene Film-Festival nicht nur Werke von Luis Buñuel mit neu komponierter Musik bringt, sondern auch Carlos Sauras Betrachtungen zum Thema Flamenco. In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Filmgalerie wird der Klangraum Krems (Minoritenkirche) wieder zum einzigartigen Kino mit Riesenleinwand und ebensolcher Akustik … Apropos Zusammenarbeit: Die Donau-Universität erweitert das Symposium heuer gleich um mehrere Tage, und konzentriert sich gleichzeitig auf echte wissenschaftliche Arbeit. Das Motto „Musik und Trance“ legt sich damit wie eine Folie über unser Konzertprogramm. Schließlich sind gerade bei der „Glatt&Verkehrt“-Musik immer wieder tranceartige Zustände zu beobachten, sei es von den Musikern oder sei es von Ihnen, unserem begeisterungsfähigen, ausdauernden Publikum … Dass Ö1 als Partner wieder sämtliche Konzerte tontechnisch betreut und einen Teil auch direkt im Programm überträgt, gehört gehört. Der Festspielsender versorgt so den Äther mit der stilistischen Bandbreite, die unsere HörerInnen erwarten. Algerien. Argentinien. Armenien. Indien und London. Polen. Frankreich und der Iran. Bosnien und Serbien. Vom Jubiläumskonzert der Wiener Tschuschenkapelle, die ihre 15-Jahre-Feier mit der großartigen Sängerin Tamara Obrovac begeht, bis zum algerischen Shooting Star Souad Massi. Es wird genügend Gelegenheit sein, sich einer Musik hinzugeben, die wir schon lange nicht mehr mit einem Etikett (Weltmusik??? Volksmusik?????) versehen wissen wollen. Der konsequente, überzeugende Bezug auf ethnische Traditionen steht im Mittelpunkt, das ist gewiss allen KünstlerInnen gemeinsam. Der Umgang mit Tradition steht zur Debatte; um es mit den Worten des ungarischen Komponisten und Forschers Zoltan Kodaly zu beschreiben: „Für mich ist es immer die Hauptsache gewesen, den Ton meines Volkes hörbar zu machen. Darum musste ich mich immer bemühen, die alten Lieder und Melodien zu erforschen und zu versuchen, in ihrem Sinne weiterzuarbeiten, das heißt, die alte Tradition fortzusetzen. Ohne Wurzeln ist Kunst überhaupt nicht möglich …“ Glatt & Verkehrt steht damit mehr denn je für Begegnungen mit und in der Wachau. (Auf die Weine aus der Gegend brauchen wir ja schon langsam nicht mehr extra hinzuweisen, oder?) Jo Aichinger, künstlerischer Leiter Albert Hosp & Wolfgang Schlag, Kuratoren 2 GLATT&VERKEHRT 2004 Sa, 24. Juli 20:00h Schloss zu Spitz Marillenkirtag ZUR WACHAUERIN (Fabian Pollak, Michael Bruckner, Wolfgang Kühn) DIE WIENER TSCHUSCHENKAPELLE & TAMARA OBROVAC Fr, 23. bis Mo, 27. Juli Klangraum Krems / Minoritenkirche Close_up Nr. 9: CINE Y MÚSICA – ethnische Musik und Film In Kooperation mit der Österreichischen Filmgalerie Fr, 23. Juli, 20:00h Klangraum Krems / Minoritenkirche „Un chien andalou“ & „L’age d’or“ (Regie: Luis Buñuel & Salvador Dalí) Live-Musik zu beiden Filmen: ENSEMBLE ACHT MILLIMETER (Leitung: Martin Ptak) Sa, 24. Juli, 20:00h Klangraum Krems / Minoritenkirche „Flamenco“ (Spanien 1995, R: Carlos Saura) So, 25. Juli, 20:00h Klangraum Krems / Minoritenkirche “The Son of the Sheik” & ENSEMBLE SARBAND Mo, 26. Juli, 20:00h Klangraum Krems / Minoritenkirche „Karmen Gei“ (Senegal 2001, R: Joseph Gaï Ramaka, Musik: David Murray) So, 25. bis Sa, 31. Juli Jugendhaus im Stift Göttweig „Werkstatt für Musikanten“ Musik-Workshop mit internationalen Referenten Di, 27. Juli Europa Kultur Haus Tafelmusik „Csárdás und Paprika“ mit PARNO GRASZT Traditionelle Musik und Speisen aus Ungarn im neu adaptierten Europa Kultur Haus In Kooperation mit Volkskultur Niederösterreich Do, 29. bis Sa, 31. Juli Donau-Universität Krems, Dr. Karl-Dorrekstraße „Im Zwischenreich – Musik und Trance“ / Interdisziplinäres Symposium In Kooperation mit dem Zentrum für zeitgenössische Musik an der Donau-Universität Krems 3 Mi, 28. Juli 18:00h Winzer Krems, Sandgrube 13 „Wachauer Begegnungen“ 18:00h Hofbühne TAKON ORCHESTER & WACHAU-CHOR SPITZ (Österreich): „Wetterleuchten im Donautal“ NOUVELLE CUISINE & TRACHTENKAPELLE ROSSATZ (Österreich) Do, 29. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 „Flamenco gitano“ 18:30h Hofbühne DIEGO AMADOR (Spanien) 19:30h Hofbühne LA MACANITA (Spanien) 21:30h Hofbühne TOMATITO (Spanien) Fr, 30. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 16:00h Zeltbühne WERKSTATT-COMBO (international) 17:00h Hofbühne ENSEMBLE DAVID YENGIBARJAN & TOM WELSH (Armenien, Ungarn, Kanada) 19:00h Hofbühne SUSHEELA RAMAN (Indien / UK) 20:30h Zeltbühne WERKSTATT-COMBO (international) 21:30h Hofbühne JUAN CARLOS CACERES QUINTETT (Argentinien) Sa, 31. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 16:00h Zeltbühne BOCK- & LEIERMUSIK (Österreich / Kremsmünster) 17:00h Hofbühne FRIGG (Finnland, Norwegen) 19:00h Hofbühne SOUAD MASSI (Algerien) 20:30h Zeltbühne BOCK- & LEIERMUSIK (Österreich / Kremsmünster) 22:00H Hofbühne HÙRLAK & GUESTS (Belgien, Frankreich, Rumänien, Indien): „Tanz am Bosporus“ So, 1. August Winzer Krems, Sandgrube 13 15:00h Zeltbühne DA BLECHHAUF’N (Kemeten / Burgenland) 17:00h Hofbühne WARSAW VILLAGE BAND (Polen) 19:00h Hofbühne SERGEI NIKITIN & TATIANA NIKITINA (Russland) 21:00h Hofbühne MOSTAR SEVDAH REUNION & LJILJANA BUTTLER (Kroatien, Serbien, Bosnien) 4 Kooperationspartner von Glatt&Verkehrt 2004 Kooperationspartner ORF, Radio Österreich 1 Donau-Universität Krems Österreichische Filmgalerie Krems Verein Freunde der Kunstmeile Krems Weinstadtmuseum Krems Tourismusverein Spitz an der Donau Volkskultur Niederösterreich Winzer Krems Sponsoren Thomastik Infeld Förderer Land NÖ, Kulturabteilung Stadt Krems BKA bm:bwk Kulturkontakt Austria SKE Fonds Medienpartner Concerto Jazzzeit NÖN Skug Der Standard 5 Neues Glatt&Verkehrt-Sujet von Gerhard Gepp Für die letzten Ausgaben des Festivals verwendeten wir jeweils ein Fotos einer Musikerin, oft jenes Instrument spielend, das auch an unserem thematischen Abend, dem Donnerstagabend, Thema war. Für 2004 haben wir den niederösterreichischen Zeichner Gerhard Gepp gebeten, ein neues Sujet unter Verwendung des Flamenco-Instruments Gitarre zu entwerfen. Gerhard Gepp (*1940 in Pressbaum / NÖ): Autodidakt, Ausbildung zum Offsetdrucker, 1954 bis ca. 1974 Tätigkeit als Gebrauchsgrafiker, Illustrator, satirischer Maler und Zeichner. Malerei, Grafik, Illustration (Kinderbuch), Satire. Zahlreiche Auszeichnungen: u.a. 1990 Preis des 1. Internationalen Cartoonfestivals, Budapest, mehrfach den „Satyrykon“-Preis, Legnica, Polen, 1992 & 1995 Preis der „15. Internationalen Kartoonale“ Limburg, Belgien, 1992 „Humourfest“-Preis Foligno, Italien, 1993 Österreichischer Staatspreis „Das schönste Buch“ des BMWA (gemeinsam mit Irene Ulitzka), 1993 Österreichischer Staatspreis für Kinderbuchillustration, 1994 Preis des deutschen „Art Directors Club“, 1998 12. Dutch Cartoonfestival, Eindhoven, Niederlande, 1999 20. Biennale Internationale dell' Umorismo nell' arte, Tolentino Regelmäßig Einzelausstellungen, u.a. in der Galerie Seywald, Salzburg, Galerie Zentrum, Wien, Galerie Ad Art, Wien, Management Club, Wien, Internationales Kulturzentrum Krakau, Polen, Galerie der Stadt Legnica, Polen, Inter Art Galerie Reich, Köln, Ursulinenhof, Linz, Galerie der Stadt Salzburg, Zürich-Kosmos Galerie, Wien, Galerie Thomas Flora, Innsbruck, Galerie Peithner-Lichtenfels, Wien, National Art Gallery, Islamabad, National Collage of Arts, Lahore, Indus Valley School of Arts, Karachi, All India Fine Arts Society, New Delhi, Galerie Etcetera, München, 17. Internationale Biennale, Brünn, Tage der Europäischen Kultur, Bratislava, Österreichische Botschaft, Washington D.C., Artesegno di Roberto Rizzi, Udine Publikationen: Veröffentlichungen im „Wiener Journal“, „Die Presse“, „Der Standard“, „Wiener Zeitung“, „Trend“, „profil“, „Diners Club Magazine“, „Autorevue“, „motorradmagazin“, „Beauty“, „Simplicissimus“ (alle Wien), „Morgen“ (Niederösterreich), „Nebelspalter“ (Schweiz), „Die Zeit“ (Hamburg), „Die Welt“ (Hamburg), „Frankfurter Rundschau“ (Frankfurt), „Süddeutsche Zeitung“ (München), „TransAtlantic“ (München), „Diners Club Magazin“ (München), „Cosmopolitan“ (München), „Top Business“ (München), „Manager Magazin“ (Hamburg), „Focus“ (München), „Brigitte“ (Hamburg), „Freundin“ (München), „Finanztest“ (Berlin), „Capital“ (Köln), „Stern“ (Hamburg), „Psychologie Heute“ (Weinheim), „Spiegel Spezial“ (Hamburg), „Tagesanzeiger“ (Zürich), „Berlingske Tidende“ (Kopenhagen), „Polityka“ (Warschau), "Renac" (Belgrad), "Ludas Matyi" (Budapest), "Dikobraz" (Prag). Bücher in den Verlagen: Picus, Christian Brandstätter, Jugend und Volk (alle Wien), Deutscher Taschenbuch Verlag (München), Leykam (Graz). „Zentraler Aspekt meiner Arbeit als satirischer Zeichner und Maler ist die Reduktion auf die wesentliche Aussage des Themas unter Weglassung überflüssiger und ablenkender Details. Die Arbeit soll als eigenständiges Bild, möglichst ohne Text, bestehen können. Die Idee und deren Ausformung betrachte ich als etwa gleichwertig. Mit Vorliebe beziehe ich in meinen Themen eine ironisch-kritische Position.“ (Gerhard Gepp) Weitere Informationen: http://www.kunstmagazin.at/bio_gepp.htm, http://www.artfacts.net/index.php/pageType/exhibitionInfo/exhibition/3208, http://www.the-artists.org/ArtistView.cfm?id=88683A84-55AB-4ED2-BEFFA2C6B8A71866, http://www.kunstverkehr.at/modul/bereich=kuenstler/letter=g/ID=100350 6 Veranstaltungsort Winzer Krems Der überdachte Innenhof des Dreikanthofes der Winzer Krems hat einen Fassungsraum für 1000 Besucher. Der herrliche Ausblick über die ganze Stadt, auf die Donau bis zum Stift Göttweig und die Lage inmitten der niederösterreichischen Weinberge ist Garant für eine entspannte Atmosphäre. Auch die gastronomische Verpflegung trägt zu einem erholsamen Wochenende bei: Erlesene Weine und Speisen, die vom musikalischen Programm inspiriert sind, lassen Glatt&Verkehrt zu einem rundherum harmonischen Erlebnis werden! • Die Winzer Krems, Sandgrube 13 Die Wurzeln der Winzer Krems gehen auf die im Jahre 1447 gegründete „Hauerinnung Krems und Stein“ zurück. Diese älteste Weinhauerzunft im deutschen Sprachraum garantiert bis heute höchsten Qualitätsstandard und pflegt Wein als wertvolles Kulturgut. Heute sind die Winzer Krems einer der bedeutendsten österreichischen Qualitätsweinproduzenten. In ihren Vinothekkellern findet man Jahrgangsraritäten ab dem Jahrgang 1947 – ein Beweis für die Qualitätstradition des Kremser Weinbaues. Die Kremser Sandgrube wurde erstmals im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt und ist die bedeutendste Einzellage der Winzer Krems. Die Kellerei mit der Adresse Sandgrube 13 liegt inmitten dieser wohl bekanntesten Weinriede Österreichs. www.winzerkrems.at 7 Glatt&Verkehrt 2004 auf Österreich 1 Mittwoch, 28. Juli 23:05h Zeit-Ton Erstmals ein Glatt&Verkehrt-Konzert auf der Schiene für zeitgenössische Musik • „Wachauer Begegnungen“: Takon Orchester & Trachtenchor Spitz, Nouvelle Cuisine & Trachtenkapelle Rossatz Donnerstag, 29. Juli • La Macanita (E) 19:30-20:30h Live-Einstieg 20:30h zeitversetzte Übertragung • Diego Amador (E) Freitag, 30. Juli 17:30-18:00h Live-Einstieg • Ensemble David Yengibarjan & Tom Welsh (Armenien, Ungarn, Kanada) Samstag, 31. Juli 22:00h Live-Einstieg • Hùrlak & Guests (Belgien,Frankreich, Rumänien, Indien): „Tanz am Bosporus“ Sonntag, 1. August 17:00-18:00h Live-Einstieg, „Spielräume“ • Warsaw Village Band (Polen) Zu einem späteren Zeitpunkt: „On Stage“ • Juan Carlos Caceres Quintett (Argentinien) Glatt&Verkehrt-CD 2003 Wie schon in den vergangenen Jahren ist auch heuer eine Doppel-CD mit Live-Mitschnitten vom Vorjahr erschienen. Auch die CDs der Vorjahre sind noch erhältlich, um € 14,50 pro Stück. Die aktuelle Doppel-CD gibt’s beim Festival, im Internet unter www.glattundverkehrt.at sowie im ORF-Shop um € 22,−. Doppel-CD Glatt&Verkehrt 2003 mit Live-Mitschnitten der Auftritte von Nouvelle Cuisine & Trachtenkapelle Rossatz, The Bollywood Brass Band, Marcel Khalife & Peter Herbert, Ooleya Mint Amartichitt, Kálmán Balogh’s Gypsy Cimbalom Band & Friends, Zamballarana, Justin Vali Group, Brina & String.Si, Lunasa, ¡Cubanismo!, Traband, Tania Libertad und Mercedes Péon 8 Mi, 28. Juli 18:00h Winzer Krems, Sandgrube 13 „Wachauer Begegnungen“ 18:00h Hauptbühne TAKON ORCHESTER & WACHAU-CHOR SPITZ (Österreich): „Wetterleuchten im Donautal“ NOUVELLE CUISINE & TRACHTENKAPELLE ROSSATZ (Österreich) „Früher hat es gereicht, laut zu schreien, heute überlegen wir uns auch Worte dazu“ Heinz W. Fallmann, Markus Mayerhofer und Martin Ptak vom TAKON-Orchester im Gespräch mit Andreas Felber Die erste und bisher einzige CD ist mittlerweile vier Jahre alt. In welche Richtung hat sich das TO seither entwickelt? HF: Ich glaube, wir haben uns von anarchistischen Formen des Musizierens wieder hin zur Struktur bewegt. Natürlich mit der Option, dass man das System zerstört und wieder die Anarchie walten lässt. Ich glaube, im Bereich dieser Balance liegt unser Interesse zu komponieren. MM: Das Problem des TO war, dass es ungewollt in eine komische Ecke gedrängt wurde. Die Entwicklung ist für mich eindeutig in eine Art „E-Musik-Richtung“ gegangen, die Kompositionen sind straffer und organisierter geworden, es gibt mehr Konzept dahinter. Aus diesem ursprünglich relativ bunten, unstrukturierten Haufen ist ein klarer Gedanke geworden; Heinz hat − wie ich das sehe − viele E-Musik-Elemente eingebracht, auch unsere gemeinsame Beschäftigung mit Cage und Feldman und generell Kompositionsansätzen von experimenteller und minimalistischer Musik spiegelt das wieder. Es war eine Entwicklung weg von den pseudojazzigen, Collage-artigen Stücken, die auf der CD enthalten sind. HF: Was das TO im Klang ausmacht, ist der Dialekt, den wir sprechen. Man kann es nicht mit einer perfekten Bigband vergleichen. Wir sind nicht so, dass wir etwas wie ein klassisches Orchester einstudieren. Wir geben uns auch mit Dingen zufrieden, um dann zu sagen: So sind wir. Was weniger mit einem Kompromiss zu tun hat, als mit einer bestimmten „richtigen“ Unschärfe. Aber das passiert nicht kognitiv, dass man versucht, etwas gezielt zu verschleiern. Ab einem gewissen Grad wiegt es, was es hat, und so bringen wir das an die Öffentlichkeit. MP: Das Unschärfeprinzip haben wir mitgenommen aus der Anfangszeit und haben es weiter strukturiert. Für uns war es damals wichtig, etwas aufzublasen und dann explodieren zu lassen, bildlich gesprochen. Etwas bis zum Erbrechen zu zelebrieren, seien es Musikstile, Formen oder Melodien. Das ist auf der CD dokumentiert, und dieses anarchische Element wollen wir bis heute nicht missen, wobei aber die Kompositionstechniken von uns allen natürlich mittlerweile ausgefeilter sind. HF: Wir definieren unseren Protest mehr. Früher hat es gereicht, laut zu schreien, heute überlegen wir uns auch Worte dazu. Sie drei zeichnen auch für die Stücke des TO als Komponisten verantwortlich? MP: Ludwig Bekic, Heinz Ditsch, und Daniel Riegler komponieren heute ebenfalls, auch Christian Gonsior liefert regelmäßig Stücke ab. Durch die Vielzahl der Komponisten − bis zu sechs pro Konzert − muss man einen gemeinsamen Nenner suchen, einen roten Faden, der das verbindet. MM: Ein musikalisches Leitmotiv … MP: … das man aufgreift und wie ein Aufsatzthema an die Komponisten ausgibt. Beim letzten Mal haben wir „Tribute to „Kobra, übernehmen sie!“ im Wiener Porgy&Bess gemacht, da hat das sehr gut funktioniert. Es ging um den Mythos dieser 60er-Jahre-Serie „Mission: Impossible“. Wir haben uns überlegt, wie wir die Stücke miteinander verbinden können, um der Gefahr eines völlig beliebigen Programm-Flickwerks entgegen zu wirken. Entweder der Zusammenhang ergibt sich automatisch – wie auf der Platte – oder wie in diesem Fall durch die Ausgabe eines 9 Leitmotivs, des weniger bekannten Seitenthemas aus dem Soundtrack. Das Ergebnis war sehr witzig. MM: Das Orchester ist eine Art Sammelbecken der Kompositionsweisen. Christian Gonsior ist stark vom freien Jazz der 60er-Jahre sowie der Musik des „Sun Ra Arkestra“ beeinflusst. Ich bevorzuge teilweise einen von Minimal Music beeinflussten Zugang. Heinz steht eher für die Richtung der sog. E-Musik, während für Martin Filmmusik sehr wichtig ist. Das schafft Vielfalt, ein Spannungsfeld, in dem es aber immer einen gemeinsamen Nenner gibt. Zur Begegnung mit dem Wachau-Chor Spitz … MP: Jo Aichinger, der künstlerische Leiter des Glatt&Verkehrt-Festivals, ist an mich herangetreten. Ich habe ihm etwas von unserem Ethno-Programm „Tribal Brass“ vorgespielt, da sind afrikanisch, russisch und indisch beeinflusste Stücke drauf, auch ein vietnamesischer Trauermarsch. Er kannte unsere CD, wusste nicht, dass das Orchester auch so klingen kann. Das hat seine Entscheidung, uns für ein Projekt zu engagieren, beeinflusst. Hat es eine Rolle gespielt, dass Sie als „Nouvelle Cuisine“-Musiker und auch -Komponist letztes Jahr durch die Kooperation mit der Trachtenkapelle Rossatz gesehen haben, wie so etwas funktionieren kann? MP: Nein. Das mit den Rossatzern war eher ein „brachiales“ Projekt - logisch, wenn 90 Leute auf der Bühne stehen. Wir wollen uns davon weg bewegen und es dezenter anlegen – obwohl das TO dieses Brachiale früher oft genau so zelebriert hat. Ich habe in meinem Stück für das letztjährige Programm versucht, die zwei Klangkörper nicht nebeneinander zu stellen, sondern miteinander zu verbinden, zu vereinen. Bei der Komposition für dieses Projekt, einer Art „SpaceMarch“, wurde ich von der Musik einschlägiger Science-Fiction-Filme beeinflusst. Deshalb heißt das Stück auch „March 27th Century“. Es war ein Stück für ein Orchester, nicht für zwei. Das ist meine wichtigste Intention, auch im Hinblick auf die Kooperation mit dem Wachau-Chor Spitz. Volksmusik kam bislang beim TO nur parodistisch vor, wie nähern Sie sich von diesem Standpunkt aus nun Volksmusik an, die ohne doppelten Boden musiziert wird? Erkennen Sie darin doch auch einen Teil der eigenen musikalischen Sozialisation wieder? HF: Wir stammen aus musikalischen Familien, in denen das Volksliedgut immer schon gepflegt worden ist. Meine Eltern singen in Gesangstrios, meine Mutter leitet auch einen Bäuerinnenchor. Volksmusik ist bei uns seit je her rauf und runter gelaufen. Ich habe in einem HausmusikEnsemble gespielt, auch Stücke von Mozart und Haydn, die ja teilweise auch stark volksmelodisch geprägt sind. Ich wollte diese Musik von diesem Ansatz her verstehen, habe Kompositionen genau in diesem Stil angefertigt: Zwei Geigen, Kontrabass, Gitarre und Flöte. Ich habe diese Musik gespielt, bis die schwarz-blaue Regierung an die Macht gekommen ist - da habe ich mir plötzlich Gedanken gemacht, vor welchem Publikum ich eigentlich auftrete. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich Volksmusik als wesentlichen Bestandteil unserer Kultur auffassen konnte. Manchmal hadere immer noch damit. Mir schwebt vor, den Chor sein Repertoire singen zu lassen, um dann diese Lieder zu übernehmen, zu verfremden, überzuführen in unseren Sprachgebrauch - und dann wieder die Brücke zurück zu schlagen. Das ist ein Geben und Nehmen, wie ein Staffellauf. MM: Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen, bin groß geworden mit dem Wunschkonzert von Radio Oberösterreich am Sonntag-Nachmittag. Als Hornist habe ich über die örtliche Blasmusikkapelle den Zugang zur Musik gefunden. Später begann mich parallel dazu Rockmusik zu interessieren, seit dieser Zeit spiele ich auch Gitarre. So kam es, dass in meinem musikalischen Kosmos Märsche und Choräle neben der Musik von „AC/DC“, „Iron Maiden“ u.a. existierten. Bald kam dann die totale Ablehnung „heimatlicher“ Musik und der Schwenk hinüber zu immer extremeren Musikformen. Neben der Musik von „Napalm Death“ fand meine Tätigkeit in der Blasmusik nun wirklich keinen Platz mehr … 10 Die Gemeinsamkeiten von Volksmusikern und den „Takons“ liegen im unakademischen Zugang zum Musizieren? HF: Genau, das geht aus unserer Geschichte hervor! Aus der Auflehnung gegen die strengen Formen und gegen diesen Perfektionswahn. Die Perfektion strebt gegen unendlich, aber der Mensch ist so beschränkt. Es bleibt eben beim Musizieren. Der Chor wird das so gut wie möglich machen, wie auch wir selbst – trotzdem gibt es ein gewisses Abfinden mit einem bestimmten Resultat. Von dem Standpunkt aus sehe ich die Zusammenarbeit nicht als großen Brückenschlag, ich sehe da eher Einigkeit. Wir befinden uns vielleicht am selben Ufer. Das ungekürzte Interview finden Sie unter www.glattundverkehrt.at. Heinz Wolfgang Fallmann: geb. 1974 in Amstetten, aufgewachsen in Ybbsitz/NÖ, Studium am Konservatorium der Stadt Wien (klassische Gitarre, IGP, Tonsatz, Komposition), langjährige Beschäftigung mit der Jazzgitarre, unterrichtet an der Musikschule Waidhofen/Ybbs. Eigene Projekte neben dem TO u.a. mit Hannes Löschel, Renald Deppe, Doron Goldfarb. Markus Mayerhofer: geb. 1974 in Wien, aufgewachsen in Traunstein im Waldviertel/NÖ; Studien: Jazzgitarre, IGP, Tonsatz und Komposition am Konservatorium der Stadt Wien; Wichtigste Projekte außer TO: Elektronik/Improvisations-Trio „Spitzbergen“, „New Quintet“ (um Saxophonist Christian Gonsior), Popprojekt „Nomansland“ (um Oboistin und Sängerin Cornelia Pesendorfer). Zusammenarbeit u.a. mit Alex Wallner, Renald Deppe. Martin Ptak: geb. 1972 in St. Pölten, aufgewachsen in Paudorf im Dunkelsteiner Wald/NÖ, Studium am Konservatorium der Stadt Wien (Klavier, Posaune) und an der Musikuniversität Wien sowie am Brucknerkonservatorium Linz bei Christoph Cech (Komposition); wichtigste Engagements neben dem TO: „Nouvelle Cuisine“, Max Nagls „Quartier du Fasan“, Renald Deppe. www.takon.at • „Das kann ganz lustig werden!“ Michael Koch, Leiter des Wachau-Chors Spitz, im Gespräch mit Andreas Felber Was ist aus ihrer Sicht spezifisch für den Wachau-Chor Spitz? Zum einen sicher die Vielseitigkeit, weil er eine sehr breite stilistische Palette abdecken kann. Es ist für beinahe jeden Geschmack etwas dabei, was wichtig ist, auch weil die Altersstruktur sehr differenziert ist: Es geht von sehr Jungen, die mit Kirchenmusik weniger, mehr mit Musical und Pop etwas anfangen können, bis zu den Älteren, die sich mit dem Englischen plagen, weil es in ihrer Schulzeit vielleicht Russisch gegeben hat, aber nicht Englisch. Da muss man irgendwie den Ausgleich schaffen, dass die einen mit Englisch, die anderen mit Latein leben können. Das hat in einem kleinen Ort auch eine soziale Komponente. Weil er im gleichen Stimmfach singt, sitzt da mitunter ein 16-Jähriger neben einem 80-Jährigen. Diese besondere Sozialisation ist eine wichtige Komponente. Die Proben finden unter der Woche statt, folglich sind die Sänger keine Pendler, die nur an den Wochenenden in Spitz sein können, sondern Leute, die ständig im Ort ansässig sind. Nachdem wir eine Weingegend sind, gehen wir nachher meistens zum Heurigen. Das alles macht uns aus, nicht nur das Musikalische, auch das Gesellschaftliche. Wieviele Leute umfasst der Chor? Etwa 30. Die dazugehörige Volkstanzgruppe, die aus den Jüngeren besteht, zählt ca. 20 Mitglieder. Bei den Volkstänzern ist der Altersdurchschnitt sehr jung, die sind zwischen 15 und 23. Das verjüngt sich ständig. Nur die mitspielenden Musiker werden immer älter. Der 11 Akkordeonspieler ist 83, der hat schon viele Generationen miterlebt, der wächst mit und spielt seit 40 oder 50 Jahren für ständig wechselnde Gruppen. Wir haben mit dem Chor auch schon relativ viele Auslandsreisen gemacht. In Europa nahezu überall hin, bis Moskau und Jaroslawl, außerdem nach Israel. Neuerdings haben wir neben der Volkstanzgruppe als dritte Schiene ein Instrumentalensemble auch noch dabei - eine gute Struktur, die man einem Veranstalter anbieten kann, weil wir mit einer Truppe drei verschiedene Sparten abdecken. Es gibt auch immer wieder Kleinensembles. Eine solche kleine Gruppe wird es auch sein, die bei „Glatt & Verkehrt“ mit dem „Takon-Orchester“ dieses Projekt durchführt. Wir haben im Herbst bei einer Modenschau in Krems gesungen, das Thema war „Tracht in 50 Jahren“. Nachdem wir in Wachauer Tracht singen, haben wir zu den Models gleichsam als Gegenpol live Volksmusik gemacht. Da hat uns Jo Aichinger, der künstlerische Leiter von „Glatt & Verkehrt“, gehört, und nachdem er schon einmal bezüglich eines Projekts mit uns gesprochen hat, war das für ihn vielleicht ein Auslöser. Was würden Sie als Kernrepertoire des Chores bezeichnen? Zum einen sicher die echte Volksmusik, nicht nur aus der Wachau, sondern aus ganz Österreich. Als Chor kommt man an einem Kärntnerlied nicht vorbei, das ist nahezu verpflichtend. Aus Niederösterreich gibt es sehr viele Volkslieder, auch aus Oberösterreich, das ist ja nicht zu trennen. Das zweite ist sicher die Kirchenmusik, weil wir immer wieder Feste mitgestalten, das Erntedankfest oder Messen. Rund um die klassische Chorliteratur Anton Bruckners, von der ein Teil Kirchenmusik ist, sind auch immer wieder Kirchenkonzerte entstanden, Projekte mit anderen Musikern oder Chören. Wir waren 1996 gemeinsam mit einem zweiten Chor und einem Organisten in Rom und haben im Petersdom eine Messe gestaltet. Vor drei, vier Jahren haben wir Mendelssohn-Motetten gemacht, im Stephansdom eine Messe mitgestaltet. Das ist auch ein sehr wesentlicher Bestandteil. Dazwischen gibt es immer wieder verschiedene Schwerpunkte, etwa alle zwei Jahre ein Adventkonzert, mit Adventmusik von Volksmusik bis zum internationalen Weihnachtslied. Heuer gibt es mit einem zweiten Chor gemeinsam wieder Musical-Highlights aus allen Richtungen. Das sind die Schwerpunkte. Zum „Takon-Orchester“: Haben sie schon einmal ein ähnliches Projekt gemacht, gab es da bisher Berührungspunkte? Von Seiten des Chores nicht. Für mich selbst gab’s Berührungspunkte durch verschiedene Projekte. Neben Klassik und Volksmusik ist Jazz an sich für mich eine sehr wichtige Musikform. Ich habe mit Schülern einiges gemacht in der Musikhauptschule Ottenschlag, wo ich unterrichte, auch im Rahmen des Projekts „Klangnetze“, wo zeitgenössische MusikerInnen (bei uns u. a. die Jazzsängerin und Komponistin Monika Trotz) auf Kinder treffen. Vom Chor selbst gab es so etwas noch nicht, ich habe mir deshalb SängerInnen ausgesucht, die in Richtung dieser Musik offen sind. Das kann man nicht mit dem ganzen Chor machen. Zum einen ist es technisch, zum anderen zeitmäßig (Juli ist Urlaubszeit) schwierig, und auch von der Einstellung her gibt es Leute, die mit dieser Musik nichts anfangen können. Ich will das aber natürlich mit Leuten machen, die daran Spaß haben. Wieviele SängerInnen werden mitwirken? Es werden acht SängerInnen sein, von jedem Stimmfach zwei. Weil es vom Technischen her ohne Mikrophon ist ja das nicht machbar – sehr schwierig ist, einen Chor so abzunehmen, dass er gut klingt. Zudem: Wenn man sich als Chor auf der Bühne nicht gut hört, dann ergibt das auch keinen homogenen Klang. Mit einem großen Chor kann ich es mir nicht vorstellen, gegen ein relativ lautes Ensemble anzutreten. Das geht nur mit einer kleinen Gruppe, wo man sich nahe zusammenstellen kann. Sonst kann ich nicht intonieren. 12 In der Musik des „Takon-Orchesters“ kam Volksmusik bislang nur parodistisch, gebrochen vor. Was könnte das Projekt an der Perspektive dieser Musiker verändern? Musik fängt für mich beim Singen, beim Volkslied an. Einen Dreiklang sauber singen – auswendig, ohne das Hindernis der Noten −, das ist meiner Meinung nach die Basis für jedes gemeinsame Musizieren. Ich kann schwer in das Orchester hineinschauen, ob man sich etwas abschauen will, aber ich denke, das könnte etwas sein. Zudem: In den Liedern gibt es relativ einfache melodische und harmonische Strukturen – für Improvisation eigentlich eine ideale Grundlage. Ich mache das in der Schule auch immer wieder, dass ich das Thema Improvisation aufgreife, weil wir ja alle sehr notenzentriert sind. Musik lernen geht immer nur über das Hilfsmittel Noten – was schade ist. Michael Koch wurde 1980 im Alter von 16 Jahren Mitglied des Wachau-Chors Spitz (wie auch der dazugehörigen Volkstanzgruppe), der in seiner Gründung auf das Jahr 1845 zurückgeht. Seit 1987 leitet er den Chor, daneben arbeitet er mit anderen Chören und kooperierte u. a. mit den Wiener Barocksolisten; Aufführungen von Bach-Kantaten und Henry-Purcell-Opern u. a. stehen zu Buche. Weiters spielte Koch, im Brotberuf Mathematik- und Musiklehrer an der Musikhauptschule Ottenschlag, mehrere Jahre als Pianist in einer lokalen Bigband, seit 1980 ist er zudem Kirchenorganist in Spitz. Koch singt darüber hinaus im Vokalensemble „Ottett“, das in erster Linie poppig-jazzigem Repertoire und Spirituals frönt, und betätigt im Rahmen der „Saitenmusik Ottenschlag“ die Violine. Das ungekürzte Interview finden Sie unter www.glattundverkehrt.at. http://www.spitz-wachau.at/vereine/wachauchor.htm „Die Arbeit mit den Rossatzern ist eine Freude“ Christian Mühlbacher, Co-Leader der Bigband „Nouvelle Cuisine“, im Gespräch mit Andreas Felber Können Sie mir sagen, welchen Zugang Sie zur Volksmusik haben? Ich hatte die längste Zeit mit den wenigsten Stilistiken ein Problem, aber mit Volksmusik und noch mehr volkstümlicher Musik ein besonderes. Ich habe auf verschiedenen Wegen Zugänge gefunden. Der eine war über „Pro Brass“. Nicht dass das Volksmusik wäre, aber durch das „Blechgebläse“ stößt man in weitere Folge natürlich darauf. Dieses Interesse ist mit der Zeit gewachsen, was insofern interessant ist, als ich als Österreicher diese Wurzeln bisher verleugnet habe. Ist es der Sound des Blechs, die Tradition der Musik, der Gemeinschaftsgeist des Musizierens, was Sie primär fasziniert? Es ist die Freude, der Gemeinschaftsgeist beim Musizieren. Wir hatten in letzter Zeit mit verschiedenen Blasmusiken zu tun, und bei den Rossatzern war unser Eindruck, dass sie beim Musizieren wirklich an einem Strang ziehen. Dank ihres Leiters Günter Weiß waren sie bei den Proben bestens vorbereitet, was ein Vergnügen war. Die Arbeit mit denen ist eine Freude. Deshalb freue ich mich auf dieses Event auch wieder. Besonders interessant an diesen Blaskapellen ist, dass es große Ensembles, große Klangkörper sind – was ja ohnehin ein Steckenpferd von mir ist. Auf der anderen Seite, dass sie – dies gilt speziell für die Trachtenkappelle Rossatz - auch Klangkultur im Hinblick auf die Intonation haben und belastbar sind. Zudem sind sie offen für völlig andere Dinge: Ich denke an das Bertl-Mütter-Stück vom letzten Jahr [„Maria Taferl“, wo per Tafel Spielanweisungen wie „Punkte“, „hoch“, so laut wie möglich“ etc. ausgegeben wurden; Anm.], da muss man sich auf einen völlig anderen Zugang zur Musik einlassen, wenn man bislang ausschließlich Märsche und Blasmusik gespielt hat. 13 Im Oeuvre von „Nouvelle Cuisine“ hat es meines Wissens bislang – obwohl ein multistilistisches Ensemble – keinerlei Volksmusikanklänge, weder parodistisch noch anderweitig, gegeben … Nein. Gar nicht. Und das ist auch nach wie vor beschränkt auf spezielle Projekte wie dieses. Man kann nicht über den Repertoirebestand der Blaskapelle drüberfahren, sondern muss ihn natürlich mit hinein nehmen; andererseits ist es umgekehrt interessant, da unsere Ansätze einzubringen. Was ich davon mitnehmen möchte, ist die Freude am Musizieren, das Musikantische, woran ich in letzter Zeit zunehmend Spaß habe. Das ist momentan auch generell sehr interessant für mich, ich möchte prinzipiell weg von diesen sperrigen Grundideen. Viele meiner Stücke haben aufführungstechnische Schwierigkeiten aufgeworfen, vom Equipment oder vom gigantischen Aufwand her – das möchte ich nicht mehr. Weniger aus einer Überlegung als aus dem Bauch heraus, weil es mir oft nicht gut geht, wenn ich sperrige Musik von anderen Komponisten hören muss. Ja, ich oute mich! Was erwarten Sie im Hinblick auf die zweite Zusammenarbeit mit den Rossatzern? Im Gegensatz zum letzten Jahr kennen sie sich jetzt schon. Inwiefern hat sich die Ausgangssituation verändert? Man kann von etwas ausgehen − nämlich davon, dass die Rossatzer gut sind. Man weiß, dass sie gut vorbereitet sein werden, was es ermöglicht, ein bisschen weiter zu gehen. Man kann sie – im Rahmen - fordern. Man hat nun zudem Vorstellungen von Einzelpersonen oder vom Gruppenverhalten, was bei der Bigband ja selbstverständlich ist, und das einem ermöglicht, auf Spezialitäten einzelner Musiker oder „Sections“ einzugehen. Ich denke an die SchlagwerkFamilie bei den Rossatzern, das sind Sohn, Vater, Mutter, wobei man weiß, dass der Sohn Drum-Set-Spieler ist; dadurch sind rhythmische Ansätze möglich, die nicht bei jeder Kapelle da sind. Inwiefern kann die Zusammenarbeit auf beiden Seiten in den Köpfen etwas verändern? Was nehmen Sie sich aus der Arbeit mit, was könnten sich die Rossatzer mitnehmen? Ich glaube, das hat schon etwas verändert. Weil man durch die Arbeit selbst leichter, offener wird. Die Musiker waren erstaunt und erfreut, was da möglich ist – ich glaube, da für alle sprechen zu können. Es hätte ja sein können, dass es verstockte Reaktionen à la „Das ist ja kein Marsch, jetzt spielen wir doch lieber etwas Schönes!“ gibt. Das kann man von Jazzmusikern auch haben. Puristen gibt es überall. Ich denke an meine Vergangenheit mit Rockabilly-Musikern zurück, denen ich versucht habe, Miles Davis reinzudrücken [lacht]. Das ungekürzte Interview finden Sie unter www.glattundverkehrt.at. Christian Mühlbacher: geb. 1960 in Wien, studierte Schlagzeug, Komposition und Arrangement (bei Fritz Ozmec, Kurt Schwertsik bzw. Heinz Czadek) an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Arbeitet als Perkussionist in verschiedenen Ensembles für zeitgenössische (improvisierte) Musik. Mitte der 80er Jahre gründete er gemeinsam mit Christoph Cech die Bigband „Nouvelle Cuisine“, die er mit seinem Kollegen bis heute leitet. Auftragskompositionen u. a. für das Klangforum Wien, die reihe, Mozarteum-Orchester Salzburg, Wiener Posaunenquartett, das Bösze Salonorchester, Janus Ensemble, Pro Brass. Seit 1998 Gastprofessur für Jazztheorie und Arrangement für die Klasse „Medienkomposition und angewandte Musik“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Letzte Tonträger-Veröffentlichungen: „Chamber Jungle“ (2002) und „05.04.03“ (2004, beide Extraplatte). www.christianmuehlbacher.com 14 „Es hat einfach funktioniert!“ Günter Weiß, Kapellmeister der Trachtenkapelle Rossatz, im Gespräch mit Andreas Felber Wie sieht Ihr Resümee der letztjährigen Zusammenarbeit Ihrer Kapelle mit der Bigband „Nouvelle Cuisine“ aus? Für uns war das Neuland und wirklich eine interessante Erfahrung, einmal völlig andere Musik zu machen. Die Zusammenarbeit mit der Bigband war wunderbar, und ich glaube, das hat auf Gegenseitigkeit beruht. Die Musiker der Bigband waren auch bei uns im Ort einquartiert. Die haben teilweise sogar um zwei, drei Tage verlängert und haben einfach die Wachau genossen. Die haben sich da wirklich wohl gefühlt. Als wir begonnen haben, am Projekt zu arbeiten, habe ich von Christoph Cech eine CD mit Bigband-Musik bekommen. Nachdem ich sie mir angehört hatte, dachte ich, wenn ich das meine Musikern bei der Probe vorspiele, werde ich allein spielen können. Wir haben dann die Werke, die ja speziell für diese Aufführung geschrieben worden sind, bekommen, ich habe sie einstudiert. Zwei der Komponisten, Christoph Cech und Martin Ptak, der ja aus Paudorf, nur 10 km von Rossatz entfernt, stammt, sind vorbei gekommen und haben kundgetan, wie sie sich das vorstellen, und wir haben dann weiter geprobt. Ab dem Zeitpunkt waren die Musiker, die am Anfang sie nicht recht gewusst haben, was sie damit anfangen sollen, auch recht begeistert. Das Projekt hat auch im Ort und in Musikerkreisen hohe Wellen geschlagen, überall war große Begeisterung. Am Tag der Aufführung haben wir im Vorfeld eine dreiviertel Stunde zuerst typische österreichische Musik – Wiener Musik, Strauß - gespielt, im Zelt neben der Hauptbühne, vor der Hauptaufführung. Dann sind wir mit klingendem Spiel [mit Ernst Schandls „Wachauer Hauermarsch“; Anm.] rübergezogen, im Reinkommen hat sich die Bigband eingeklinkt, wir sind auf die Bühne rauf, und es war dort ein herrliches Bild. Wir haben natürlich im Ort Werbung dafür gemacht, und die, die dort waren, waren restlos begeistert von der Sache, die keine alltägliche war. Die Karten sind ja nicht billig, normalerweise hört man uns bei freiem Eintritt. Aber es war wirklich ein tolles Echo. Für alle Beteiligten war das ein ganz positives Erlebnis. Hatten sie den Eindruck, dass da zwei weit voneinander entfernte Welten aufeinander prallen oder haben sie gesehen, dass es zwischen Bigband-Jazz und Blasmusik mehr Verbindungen gibt als es auf den ersten Blick scheint? Diese Art von Jazz, wie sie hier gespielt wurde, kann man meiner Meinung nach noch am ehesten mit Blasmusik verbinden. Wenn man bekannte Sachen aus dem Swing-Repertoire nimmt, wird es wahrscheinlich noch viel schwieriger. Aber in diesem Fall war es meiner Meinung nach so, dass beide Orchester ihre Daseinberechtigung gehabt haben. Da sind immerhin 55 meiner Musiker gesessen und 18 Bigband-Leute, die ja per Mikrophon verstärkt waren, und ich habe schon das Gefühl gehabt, dass das vom Klang her zusammen passt. Natürlich kann ich mit einem Amateurorchester nicht improvisieren wie mit Jazzmusikern. Aber in den Arrangements, die speziell für unseren Klangkörper geschrieben worden sind, gibt es genug Überlebensmöglichkeiten, Daseinberechtigung auch für die Blasmusik. Wurde in den Stücken hinreichend auf die Möglichkeiten Ihrer Musiker eingegangen? Ich habe das Gefühl gehabt, das hat 100%ig gepasst. Die Komponisten haben gewusst, was sie da machen. Meiner Meinung nach ist das voll aufgegangen, wir sind klar gekommen mit dem, was sie geschrieben haben. Als Beispiel nenne ich das Finale, wo beide Ensembles gemeinsam in den Zuschauerraum marschiert sind und dort gespielt haben – da hat man sich nach New Orleans versetzt gefühlt. Das hat wirklich Stimmung erzeugt, Begeisterung ausgelöst. Außer dem E-Bassisten sind alle kreuz und quer durch das Publikum marschiert. Das war ein Spektakel! 15 Was haben sich Ihre Musiker aus dieser Begegnung mitgenommen, was die BigbandMusiker? Was hat die Zusammenarbeit vielleicht in den Köpfen verändert? Meine Leute haben sicher ihren musikalischen Horizont etwas erweitert, sie haben gesehen, dass man nicht nur stur die Musik spielen muss, die wir normal machen – die natürlich auch sehr in Ordnung ist. Und dass man mit einem gewissen Einsatz viel erreichen kann. Meine Musiker sind es schon gewöhnt, dass ich immer an ihren Ernst und ihre Aufmerksamkeit appelliere, diese Stunde, die man in der Öffentlichkeit steht, so „professionell“ als möglich zu absolvieren. Teilweise haben die Komponisten mit den Bigband-Leuten schon einmal härter ins Gericht gehen müssen, wegen der Aufmerksamkeit, und haben dann meine Musiker als Vorbilder hingestellt. Vielleicht haben die sich da auch ein bisschen etwas abschauen können. Es gibt ja solche und solche Profis, es gibt auch Leute, die die Amateure von oben herab anschauen. Ich muss sagen, da war kein einziger dabei. Man hatte das Gefühl, dass man dazugehört. Es gibt einem Laienmusiker viel Auftrieb und Selbstbewusstsein, wenn er akzeptiert wird. Die „Nouvelle Cuisine“-Leute haben Kollegialität und Freundschaft ausgestrahlt, das war super. Das ist auch so zu den Musikern rübergekommen. Haben Sie bezüglich der Neuauflage der Zusammenarbeit im Rahmen von „Glatt & Verkehrt“ 2004 eine bestimmte Erwartungshaltung oder Wünsche? Wir sind momentan wieder im gleichen Stadium wie voriges Jahr, wir wissen nicht, was uns erwartet. Ich denke, dass wieder neue Stücke komponiert werden. Ich habe noch nicht erfahren, wie das abgehen soll. Direkt nach dem Konzert hat Jo Aichinger [künstlerischer Leiter von „Glatt & Verkehrt“; Anm.] per Handschlag eine Neuauflage vereinbart. Er war so begeistert, dass das so gut geklappt hat, und hat damals schon gesagt, dass das heuer unbedingt eine Fortsetzung haben sollte. Was uns sehr gefreut hat. Können Sie mir abschließend etwas über Ihren persönlichen musikalischen Hintergrund erzählen? Ich bin Jahrgang 1956; mein Schwiegervater war mein Vorgänger als Kapellmeister, er hat die Trachtenkapelle Rossatz gegründet. Von ihm habe ich mein musikalisches Rüstzeug mitbekommen, bei ihm habe ich Trompete gelernt. In weiterer Folge bin ich auf Seminare in Pöggstall aufmerksam geworden, wo das Quintett der Wiener Symphoniker jedes Jahr Wochenend-Workshops veranstaltet hat. Das erste Mal war ich dort bei Carole Dawn Reinhart, das war natürlich eine Zugnummer; dann war ich etliche Jahre bei Karl Steininger und Heinz Bruckner gewesen, Hans Gansch [von den Wiener Philharmonikern; Anm.] war auch einige Male dort. Da habe ich nicht nur auf der Trompete meinen Horizont erweitert. Mit 21 habe ich den Kapellmeisterkurs beim Niederösterreichischen Blasmusikverband gemacht, ich war dann jahrelang Kapellmeister-Stellvertreter bei uns in der Musikkapelle, bis ich sie 1992 übernommen habe. Weitergebildet habe ich mich auch auf Dirigenten-Seminaren, u. a. bei Felix Hauswirth. Seit sechs Jahren bin ich zudem Bezirkskapellmeister des Bezirks Krems. http://www.tkrossatz.at 16 Do, 29. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 „Flamenco gitano“ 18:30h Hauptbühne DIEGO AMADOR (Spanien) 19:30h Hauptbühne LA MACANITA (Spanien) 21:30h Hauptbühne TOMATITO (Spanien) Tu madre no dice ná Tu madre es de las que muerden Con la boquita cerra Deine Mutter sagt nichts Deine Mutter ist eine von denen, die beißen, mit ihrem kleinen geschlossenen Mund Que es un minero quien canta Que del polvo de la mina Tiene ronca la garganta Es ist ein Minenarbeiter, der da singt Und der Staub der Mine Hat ihm eine raue Kehle gegeben. … Die Geschichte des Flamenco Flamenco verfügt auch für den absoluten Laien über sofort erkennbare Merkmale. Die Gitarre, das Klatschen der Hände (palmas), Stampfen der Füße (zapateado), die reich verzierten Gesänge – kaum eine Musik ist so eigenständig, so im Moment erfassbar. Dass sich freilich hinter dem äußeren, scheinbar der Virtuosität verpflichteten Gestus eine Unzahl an Codes verbirgt, ist angesichts der wechselvollen Geschichte des Flamenco kaum verwunderlich. Allein für die Herkunft des Namens gibt es eine Fülle an Vermutungen: Flämische Einwanderer im 16. Jahrhundert, Roma, die über Flandern nach Andalusien kamen, oder gar die aufrechte, mit durchgedrücktem Kreuz gehaltene Pose des Sängers, die an einen Flamingo erinnert, oder vielleicht doch das arabische Wort felagmengu? Ganz sicher ist, dass die Verschmelzung verschiedener Elemente erst den Flamenco formte, und zwar in Händen der Roma in Andalusien; auch wenn es bald schon payos (Roma-Wort für Nicht-Zigeuner) gab, die die neue Musik spielten, ist der Flamenco im Kern puro gitano, wodurch sich seine Einflüsse bis nach Pakistan und Indien verfolgen lassen, etwa was den melismatischen Gesang oder bestimmte Tanzbewegungen betrifft. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hallten die Städte Sevilla, Cádiz und Jerez de la Frontera wider von den coplas, und wurden auch schon in Theaterstücken (tonadillas) verwendet, eine Verbindung, die bis heute eine zentrale Rolle in der Flamenco-Szene einnimmt. 1850 hatte die Musik bereits ihr Goldenes Zeitalter erreicht. Das 20. Jahrhundert erlebte der Flamenco dann zunächst einmal als Zeit des Verfalls, mit Flamenco-Opern, -Operetten, und cafés cantantes, in denen Profis routinierte Shows abzogen. Daran konnten auch seriöse Versuche wie der Wettbewerb in Granada 1922, den der Komponist Manuel de Falla ins Leben rief, kaum etwas ändern. Schallaufnahmen jener Zeit zeigen freilich, dass es trotzdem eine ungebrochene Tradition vor allem des cante flamenco gibt, ohne die die Qualität der Musik vielleicht endgültig verschwunden wäre. Ihre Renaissance begann erst in den 1950er Jahren; 1957 wurde in Jerez der erste Flamenco-Lehrstuhl eingerichtet. Ein Jahr später spielte ein elf-jähriger Bub sein erstes öffentliches Konzert: Francisco Sánchez Gómez alias Paco de Lucía. Dieser Name ruft nach wie vor heftigste Reaktionen unter den aficionados hervor, wütende oder begeisterte, je nach „Lager“. Jedenfalls hat Paco de Lucía an der Erneuerungsbewegung des Flamenco pionierhaften Anteil, hierin (wie auch in der Ablehnung durch Puristen) Astor Piazzolla ähnlich. Aber, gleich wie viele man aufzählt, es werden immer zu wenig sein: Die cantaores La Nina de los Peines, La Susi, Camarón de la Isla oder Enrique Morente, die tocaores (wie man die Gitarristen bezeichnet) Ramon Montoya, Sabicas oder Manolo Sanlucar; das sind nur ein paar berühmte Namen einer unzählbaren Schar an Musikern und vor allem Musikerfamilien – Cortes, Pena, Salazar, Habichuela. 17 Musik ist für die andalusischen Roma ein beinahe religiöses Zeichen der Identität. Und ein Wort muss in diesem Zusammenhang unbedingt fallen: Trance. Unser heuriges Symposiums-Thema wird an diesem Schwerpunkt-Abend vielleicht am konsequentesten und selbstverständlichsten verfolgt. Denn der Flamenco verfügt zwar über mehr als 50 verschiedene palos (Stile), diese haben jedoch in sich eine große, beständige, gleichermaßen hypnotische Wirkung. Die relativ einfache Harmonik tut das Ihrige dazu, der Musik ihre gleich bleibende Grundlage zu verleihen, auf der die Exaltation, das Abheben erst möglich wird. Das betrifft erfahrungsgemäß Interpreten wie Publikum … 18:30h Do, 29. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 DIEGO AMADOR (Spanien) Klavier Das Klavier ist ein unvollkommenes Instrument. Man drückt eine Taste, ein Ton erklingt und wird sofort leiser. Umgekehrt geht es nicht: Das Klavier kann kein Crescendo. Am Klavier kann man nicht singen, scheint es, mögen uns auch viele große Pianisten das Gegenteil suggerieren. Am Klavier kann man nur Halbtöne spielen, alles, was dazwischen liegt, Viertel-, Achtel-Töne etc., liegt außerhalb seiner Möglichkeiten. Nun gehören zu den Elementen des Flamenco ja auch die arabischen Melismen, die reich verzierten Melodien, die kaum jemals nur Dur oder Moll sind … Und das Crescendo, das Lauterwerden, intensiver, heißer, ekstatischer, all das ist Teil der Wirkung, die der Flamenco ausüben kann. Diego Amador spielt trotzdem Klavier. FlamencoKlavier. Und vollbringt damit die Quadratur des Kreises. Geboren wurde er 1973 in Tres Mil Viviendas (Poligono Sur), dem legendären Stadtteil von Sevilla, wo das Leben gleichermaßen von kreativer Romakultur wie Gewalt und Rassismus geprägt ist, bzw. all die Klischees der „Gitanos Andaluces“ einen Fokus finden. Als vielseitiges Talent spielte er alsbald Schlagzeug, Gitarre und Klavier. Über die Flamenco-Rock Band Pata Negra (etwa „schwarze Tatze“), in der auch zwei seiner Brüder spielten, gelangte Amador bald zu renommierten Flamencogrößen wie die Sängerin La Susi oder Tomatito. Stilüberschreitend musizierte er mit den Gitarristen Bireli Lagrene und Larry Corryell. Amadors Klavierspiel, in dem er sein Instrument gewissermaßen zu „gitarrisieren“ versteht, wird immer wieder mit dem ehrenden Prädikat „duende“ versehen, dem Zauberwort des Flamenco: „Duende“ bedeutet wörtlich „Kobold“, aber, und das ist viel wichtiger, in Andalusien sagt man „tener duende“, wenn jemand das gewisse Etwas hat; also jene im Endeffekt unbeschreibbare Fähigkeit, überzeugende, ja bezwingende Kunst zu machen. Diego Amador spielt sein Piano „jondo“, also „tief“, „heftig“. Das Wort gehört eigentlich dem Flamencogesang. Cante Jondo (oder Hondo) gehört zum Cante Grande, der einen Seite der Münze namens Cante Flamenco, die andere heißt Cante Chico. Und beim Cante Jondo, einer Form, die bereits im 19. Jahrhundert voll erblüht war, kommt Tomasa Guerrero Carrasco, alias La Macanita, ins Spiel … CD: „Piano Jondo“ (2003, nuevos medios) http://www.macande.com/en/artistas/diegoamador.html 19:30h Do, 29. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 LA MACANITA (Spanien) • Gesang & Tanz Sie wurde 1968 in Jerez geboren. Ihr erstes Solokonzert sang sie im Alter von fünfzehn Jahren im Hotel de Jerez. Über verschiedene Tablaos (Flamenco-Bühnen) in Madrid und internationale Tourneen mit diversen Flamenco-Truppen machte sie ihren Weg zu einer der gefragtesten Interpretinnen des „Flamenco puro gitano“. Zwei Filme trugen ihr zudem großen Ruhm ein: „100 Anos de Cante“, in dem sie die Rolle von La Nina de los Peines (der vielleicht berühmtesten Sängerin) spielte, und Carlos Sauras „Flamenco“ (siehe unser Film-Wochenende!). Dazu hat sie 18 mit VokalistInnen aus aller Welt in gemeinsamen Projekten gearbeitet, vom deutschen STIMMEN-Festival bis zur Flamenco y Son Cubano-Fusion. Solche Kollaborationen funktionieren natürlich nur, wenn die Beteiligten ihren Beitrag unverfälscht und von anderen Elementen unbeeinflusst einbringen können. La Macanitas Stimme weist eigentlich in ein anderes Zeitalter und erinnert frappierend an La Nina, die Billie Holiday des Flamenco. Rau und rein im selben Moment, stilistisch schnörkellos und virtuos in allen kleinsten Verzierungen, begleitet nur von Gitarre und „palmas“, erklingt sie, als wäre der Flamenco eben erst im Entstehen und bräuchte Schlüsselfiguren, die ihn erst zur wichtigsten Musik Andalusiens machen müssen. Aber ist der Flamenco im Laufe Geschichte nicht ohnehin beständig verletzlich geblieben, eine Kunst, die sich im Billigtourismus wie eine alternde Prostituierte aufplustert, und im selben Moment, unter andren Vorzeichen, die anspruchsvollsten Publikumsschichten ansprechen kann? Es braucht konsequente Künstlerinnen wie La Macanita, um den Flamenco am Brennen zu erhalten! CD: „La Luna de Tomasa“ (2001, Ediciones Senador) www.macande.com 21:30h Do, 29. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 TOMATITO (Spanien) • Gitarre Der Großvater (Miguel Fernández Cortés „El Tomate“, daher des Enkels Spitzname „Tomatito“), der Vater (Gitarrist und Klarinettist), ein Onkel (Nino Miguel, ein legendärer „tocaor“), und viele andere seiner Familie waren bzw. sind anerkannte Musiker – kein Wunder, dass José Fernandez „Tomatito“ Torres nicht lange brauchte, um selbst in die Szene einzusteigen. Geboren 1958 in Almería (wo er heute wieder lebt, in einem Haus mit 17 Gitarren), übersiedelte er mit 12 Jahren nach Málaga. Nach einigen Auftritten in den lokalen tablaos begegnete der 16jährige in der Taberna Gitana einem Sänger namens Camarón de La Isla. Dieser war unbestritten einer der größten Flamencosänger des 20. Jahrhunderts, und Tomatito bis zu Camaróns Tod 1992 sein Begleiter. Zunächst schien sich kaum jemand zu trauen, als SängerIn mit Tomatito zu musizieren; Camaróns Schatten war zu mächtig. Also begab sich der Gitarrist auf Solopfade (die er im übrigen bereits in den Jahren zuvor begonnen hatte), schrieb Film- und Theatermusiken (1997 Antonio Onettis „Madre Caballo“, 1998 Doris Dörries „Bin ich schön“!), und erarbeitete sich eine beeindruckende internationale Karriere, die ihm u.a. zwei Grammies einbrachte. In Projekten mit Pianisten (z.B. Michel Camilo), Gitarristen (Joao Gilberto, Pat Metheny) oder Sufi-Sängern (in Tony Gatcliffs „Vengo“, 2000) zeigt er sein Interesse an Begegnungen, die – wie bei La Macanita – nur aufgrund seiner tiefen Verwurzelung im Flamenco puro gitano zu seriösen Ergebnissen führen können. Der heutige Abend ist im wesentlichen rund um Tomatitos Freunde und Ideen entstanden – Diego Amador spielt seit Jahren in seinem Ensemble, La Macanita hat mit ihm und neben ihm bei unzähligen Gelegenheiten musiziert, u.a. in Carlos Sauras Film „Flamenco“, der am 24. Juli in der Minoritenkirche gezeigt wird. CDs: „Paseo de los castaños“ (2001, Universal Spanien) www.tomatito.com 19 Fr, 30. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 16:00h Zeltbühne WERKSTATT-COMBO (international) 17:00h Hofbühne Ensemble David YENGIBARJAN & Tom WELSH (Armenien, Ungarn, Kanada) 19:00h Hofbühne SUSHEELA RAMAN (Indien / UK) 20:30h Zeltbühne WERKSTATT-COMBO (international) 21:30h Hofbühne JUAN CARLOS CACERES QUINTETT (Argentinien) 16:00 & 20:30h • Fr, 30. Juli • Winzer Krems, Sandgrube 13 WERKSTATT-COMBO (international) Informationen ab Seite 29. 17:00h Fr, 30. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 Ensemble David YENGIBARJAN & Tom WELSH (Armenien, Ungarn, Kanada) David YENGIBARJAN • Akkordeon József Horváth BARCZA • Bass András DES • Perkussion Gábor GADO • Gitarre Tom WELSH • Posaune Tom Walsh began his 'musical voyage' as principal trombone in an orchestra at sixteen. Tom has since performed and/or composed popular or improvisational music for such Canadian artists as Steven Barry, Jane Bunnett, Pierre Cartier, Michel F. Coté, Paul Cram, Jean Derome, Lisle Ellis, Jim Hillman, D. D. Jackson, Oliver Jones, Robert M. Lepage, René Lussier, David Mott, Mary Margaret O'Hara, poet Michael Ondaatje, Bobby Wiseman, the Cowboy Junkies, the Barenaked Ladies, and Bran Van 3000. Besides a tour of Eastern Europe in 2000 performing his own solo trombone repertoire, he has recorded and/or performed with foreign artists such as Iva Bittova, Fred Frith, Vinny Golia, Gerry Hemingway, Julius Hemphill, Guy Kluscevek, Evan Lurie, Al MacDowell, Joe McPhee, Phil Minton, Bern Nix, Zappa's Don Preston, and trombonists Steve Swell, Wolter Wierbos or Michael Vlatkovich in Canada, the United States or throughout Europe. He co-leads the Walsh/Underhill Duo with Richard Underhill (of the Shuffle Demons). His unique sound has contributed to the famous growl of the Polka Dogs as well as the modernities of Toronto's Hemispheres Orchestra (of which he was a founding member). He created and leads the “cabaret pit orchestra of the mind", Pots & Pans, and is co-leader of the "Plunderphonic" Actuelle duo, Midi Tapant, with Pierre Tanguay, mixing "cultural microquotes" in a cinematic ambiance. For two years, he was Music Director at Montréal's exclusive nightclub, DiSalvio, where he produced popular shows highlighting live performers and DJ's of the Acid Jazz, House and Jungle milieus, occasionally featuring his own distinctive group, Royal Jelly. He has conducted scores and/or improvisations in works by composers such as Jean Derome, Martin Altena, Vinny Golia, Rainer Wiens, Richard Underhill and Thelonious Monk in groups as diverse as Hemispheres in Toronto, N.O.M.A. in Montréal or Upstream in Halifax. As composer, his commissions include Hemispheres Orchestra (twice); Upstream Ensemble; mezzo-soprano Kimberly Barber; percussionist Geordie McDonald; modern dance choreographers Estelle Clareton (thrice), José Navas (twice) and Andrew Harwood (twice); performance artist Carl Trahan; multimedia performer/marionettist Marcelle Hudon; "Interactive Media" pioneer Don Ritter; a solo trombone piece for 'New Technology' presenters The User; CBC Radio's Morningside (for the 20th anniversary of Stairway to Heaven); and a brass fanfare for the new Buddies in Bad Times Theatre grand opening, Toronto. 20 In the world of film and theatre, he has been commissioned to compose soundtracks for filmmaker Don McKellar (Blue, featuring David Cronenberg and Tracy Wright); video artist Dennis Day (Autobiography); Theatre Passe Muraille (Jazz Opera the man with seven toes, M. Ondaatje: libretto; P. Cram, N. Gotham & V. Bateman: co-composers ) and playwright/director Daniel MacIvor (the 70-minute wordless play, Jump). With poet/M.C./publisher Todd Swift he created Swifty Lazarus, a "Performance Poetry" duo which presents live poetry through experiments with sound and media manipulations. As leader of N.O.M.A., he is currently working on new conducting techniques to not only broaden the compositional content of the group's improvisations but to establish a creative process where new technologies' effects upon old can be examined and harnessed. www.tomwalsh.ca David Yengibarjan (*1976, Yerevan) Though he has been living in Hungary only since 1995, he is one of the most well-known and sought-after accordionists. He has participated in a great number of theatrical and film productions both as a performer (Bertold Brecht: Jungle of the Cities, Andor Lukáts: Portugal, Joye Sergent: Crime and Punishment) and as a composer (Ferenc Molnár: Liliom, András Szőke: Three, György Farkas: Blood Line, András Fésős: Street Heart Beat, Zoltán Egressy: Blue, Blue, Blue, Tamás Sas: Struck by Love, Kinga Rófusz: Harlequin, Andor Szilágyi: Letters Unsent). His recognition in Hungary has been accompanied by requests and invitations to perform abroad; he has played in Paris, London, Amsterdam, Vienna, and Edinburgh. He founded his own group, the Trio Yengibarjan, in 1999, after recording the film music of Holstein Lovers (which has a tango theme) with Ferenc Snétberger and József Horváth Barcza. His aspiration is to create a fusion of the Argentinian tango, the “New Tango” of Astor Piazzolla, and various types of folk music. On his album of 2001, titled Tango Passion, he plays with József Horváth Barcza (bass) and Gábor Juhász (guitar); later the line-up was altered: currently János Egri can be heard on bass and József Botos on guitar. CD: “Pandoukht” (2003, BMC) www.bmc.hu 19:00h Fr, 30. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 SUSHEELA RAMAN (Indien / UK) • Gesang Aus der „Indian community“ Londons gastierte 2001 die ganz besondere, weil komplett unplugged spielende Bhangra Band des Tabla-Meisters Kuljit Bhamra bei Glatt&Verkehrt. Wer indischer Abstammung ist und in Großbritannien Musik macht, ist aber nicht notwendigerweise Bhangra-Musiker! Susheela Raman ist da ein gutes Beispiel. Sie hat zwar eine profundes Wissen traditioneller und zeitgenössischer Formen indischer Kultur (und arbeitete etwa mit der Asian Dub Foundation zusammen), aber, und hierin ist sie Souad Massi sehr ähnlich, Susheela Raman ist von der einfachen Liedform, vom Song oder Chanson zu überzeugt, um diese von vorneherein mit erwartbaren „typisch indischen“ Elementen zu versehen. Geboren 1973 in eine Familie tamilischer Emigranten, übersiedelte sie mit ihren Eltern bald nach Australien. Gerade dort war es ihrer Mutter wichtig, dass Susheela täglich singen übte, bis sie sich in den dichten Skalen südindischer Musik zurecht fand. Verständlich, dass der Teenager rebellierte und zunächst einmal eine Soul Band gründete! Dann allerdings wandte sie sich freiwillig ihren indischen Wurzeln zu, und studierte bei Shruti Sadolikar, einem Meister des hindustanischen Gesanges. 1997, wieder in London, begegnete sie Sam Mills, der auch heute Abend mit ihr auftritt. Der Gitarrist bringt seine Erfahrungen in britischen Funk Bands ebenso wie der indischen 21 Techno- und Dub-Szene mit, und fungiert sowohl als Begleiter wie Co-Arrangeur ihrer Musik. Texte indischer Autoren aus dem 18. Jahrhundert ebenso wie eigene Gedichte werden da mit Elementen aus Westafrika, Soul, Funk, und dem klassischen indischen Repertoire versehen. Auf die eindeutig erotische Komponente mancher Lieder angesprochen, etwa auf „Love Trap“, ihrer aktuellen CD, reagiert Susheela Raman mit der Bemerkung, vor der Kolonisation Indiens hätten „sogar“ Priesterinnen ein weites Repertoire solcher Stücke gesungen. Apropos Indien & Klischees & Umgang damit: Auf ihrer ersten CD, „Salt Rain“ (2001) singt Suheela Raman auch eines der berühmtesten Beispiele zum Thema, „Trust in me“, das Lied der Schlange Kaa aus Walt Disney´s „Dschungelbuch“. CDs: „Love Trap“ (2003, Narada / Virgin), „Salt Rain” (2001) www.narada.com/SusheelaBio.htm 21:30h Fr, 30. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 JUAN CARLOS CACERES QUINTETT (Argentinien) Juan Carlos CACERES • Gesang Didier ITHURSARRY • Akkordeon Sedef ERCETIN • Violoncello Marcello RUSSILLO • Perkussion Lionel SUAREZ • Bass Der Flamenco gehört zu den am leichtesten erkennbaren Musikstilen (siehe Text auf Seite 17f). In dieser Eigenschaft wird er nur noch von wenigen anderen Formen übertroffen (wobei wir die unangefochtenen Klassensieger Jodeln und Johann Strauß einmal ausnehmen wollen): Zu diesen gehört ganz sicherlich der Tango. Nun, hier ist jemand, dessen Musik aufs erste wie Tango & Flamenco gleichzeitig klingt! Caceres selbst würde dem vielleicht heftig widersprechen, doch beim Zuhören hat man tatsächlich den Eindruck, hier würden sich Buenos Aires und Andalusien auf Kuba vermählen. Die Verbindung dieser (und noch weiterer!) Elemente stellen Caceres und sein Quartett einerseits durch Improvisation her – der Jazz hat ja als Improvisationskunst immer schon diverse Einflüsse absorbiert. Andererseits ist Caceres aber nicht nur Pianist und Komponist, sondern schreibt auch seine Texte selbst. Und wie die Worte vertont werden, so klingt dann eben das betreffende Lied; einmal mehr aus Afrika, einmal mehr aus der Karibik, aus Spanien, oder Argentinien geprägt. Besonders wichtig sind Caceres die Vor- und Nebenformen des Tango, wie Candombe oder Milonga, bzw. deren Verwurzelung in Afrika. Deswegen spielt die Perkussion in seinem Ensemble eine sehr wichtige Rolle. Caceres kam 1936 in Buenos Aires zur Welt, lebt seit 1968 in Paris, und ist neben den erwähnten Tätigkeiten auch noch Maler und Professor für Kunstgeschichte. Seine Stimme erinnert frappierend an die von Paolo Conte, aber von Nachahmung kann nicht die Rede sein, schließlich ist Conte ein Jahr jünger als Caceres. Was die beiden vielleicht gemeinsam haben, ist ein untrüglicher Spürsinn für Ironie und den ihnen eigenen Spielwitz. Caceres´ Musik verfügt dazu noch über eine faszinierende urtümliche Kraft, die jedem ausgefeilten Arrangement die Bodenhaftung garantiert. Er selbst findet für seine Musik immer wieder ausdrucksvolle Titel: Etwa das aktuelle Programm, „Tango Negro“, oder, in den 1970ern, „Gotan“ (ja, bereits Jahrzehnte vor dem etwas sehr entspannten „Gotan Project“ hat er schon die zwei Silben umgedreht). CDs: „Toca Tango“ (2002, Celluloid / SunnyMoon), “From Buenos Aires to Paris” (2003, mde) 22 Sa, 31. Juli Winzer Krems, Sandgrube 13 16:00h Zeltbühne BOCK- & LEIERMUSIK (Österreich / Kremsmünster) 17:00h Hofbühne FRIGG (Finnland, Norwegen) 19:00h Hofbühne SOUAD MASSI (Algerien) 20:30h Zeltbühne BOCK- & LEIERMUSIK (Österreich / Kremsmünster) 22:00h Hofbühne HÙRLAK & GUESTS (Belgien, Frankreich, Rumänien, Indien): „Tanz am Bosporus“ 16.00 & 19.00h Sa, 31. Juli Zeltbühne BOCK- & LEIERMUSIK (Österreich / Kremsmünster) Rudolf LUGHOFER Dudelsack, Teufelsgeige, Trommel, Gesang Franz LACHERSTORFER Dreihleier, Dudelsack, Ritsch-Ratsch, Gesang Hans THEIß • Klarinette, Gesang Dietmar GONDOSCH • Klarinette, Gesang Rotraud DERSCHMIDT • Geige, Gitarre, Gesang Volker DERSCHMIDT • Heohgeige, Geige, Hollerflöte, Gesang Rainer DERSCHMIDT • Bassgeige, Gesang Ein Gespräch mit Rudolf Lughofer über beinahe fünfzehn Jahre Bock- und Leiermusik: „Eigentlich beginnt die Geschichte auf einer Hochzeit in Böhmen 1968" erzählt Lughofer, „da hab ich erstmals einen Dudelsack (Bock) gehört. Das ist bei mir hineingegangen, dass ich mir gesagt habe: Diese Instrument möchte ich auch einmal spielen." Der Weg zur Bock- und Leiermusik war aber noch weit. Kaum jemand glaubte damals an eine „Wiedergeburt" dieser einst auch in Österreich verbreiteten Instrumente. Nach einigen erfolglosen Versuchen beginnt sich Rudolf Lughofer 1984 mit dem Dudelsack intensiver zu beschäftigen. Er nimmt Unterricht bei dem alten tschechischen Dudelsackpfeifer Frantisek Havlicek (Drachov) und erlernt so das Spiel auf der Bockspfeife. Als sich im Jahre 1987 Franz Lacherstorfer mit der Radleier zu ihm gesellt, entsteht die Kremsmünsterer Bock- & Leiermusik. Wie Rudolf Lughofer unterrichtet auch er an der Berufsschule in Kremsmünster. Erste Auftritte in der Linzer Fußgängerzone finden einen vielbeachteten Niederschlag. Die Volksstimme schreibt in ihrer Wochenendausgabe einen ganzseitigen Bericht über die zwei Musikanten. Weitere Reportagen erscheinen in den Oö. Nachrichten sowie im Kurier und in der Presse. Doch aller Anfang ist mühsam. Beim Landesschulrat in OÖ wird angefragt, ob es sich schickt, dass zwei regelmäßig besoldete Lehrer wie Bettelleute auf der Straße spielen. Im Frühjahr 1988 treten die beiden bei der Welser Frühjahrsmesse im Messestudio von Radio Oberösterreich auf. Dort lernen sie den Märchenerzähler Helmut Wittmann kennen. Ihm gefällt die originelle Musik. Bald darauf gibt es die ersten gemeinsamen Auftritte. Nach und nach kommen weitere Musiker zur Bock & Leiermusik. Der musikalische Bogen wird immer breiter. Es spricht sich herum, wie leidenschaftlich die Kremsmünsterer Bock- & Leiermusik aufspielt. Rudi Lughofer: „Wir spielen leidenschaftlich. Und das gern. Es geht uns gar nicht darum, überperfekt zu sein, oder brav von der Bühne herab zu musizieren. Wir sind lieber unter den Leuten und spielen freche, ungeschönte, aber grundsätzlich gewachsene Volksmusik." (Wenzel Cziczacek) www.geocities.com/bockundleiermusik/ 23 17:00h Sa, 31. Juli Hofbühne FRIGG (Finnland, Norwegen) Antti JÄRVELÄ Kontrabass, Fiedel, Viola, Harmonium Esko JÄRVELÄ Viola, Fiedel, Harfe, Harmonium Alina JÄRVELÄ Fiedel Gjermund LARSEN Fiedel, Hardanger Fiedel Einar-Olav LARSEN Fiedel, Hardanger Fiedel Tuomas LOGREN Gitarre, Dobro Petri PRAUDA Zither, Mandoline Frigg vereint norwegische und finnische Musiker zu einer dynamischen jungen Band rund um den Multi-Instrumentalisten und Komponisten Antti Järvelä. Die beiden norwegischen Hardanger Fiedler bringen gemeinsam mit den hochqualifizierten Finnen skandinavische und nordamerikanische Stile zusammen. Darin steckt der besondere Reiz von Frigg. CD: Frigg (2002) 19:00h Sa, 31. Juli Hofbühne SOUAD MASSI (Algerien) • Gesang, Gitarre Souad Massi hat in ihrer bislang recht kurzen Karriere bereits erstaunliches Aufsehen erregt. Das erstaunliche daran: Ihre Musik vermag sich völlig den Erwartungen des Weltmusikmarktes zu entziehen. Dieser verlangt von algerischen Künstlern zunächst einmal, dass sie doch bitteschön Rai spielen. Die Popmusik aus Oran hat zugegebenermaßen einige der hervorragendsten Namen aus dem afroarabischen Raum hervorgebracht, wie Cheikha Remitti, Khaled oder Cheb Mami. Doch Souad Massi lässt den Rai Rai sein, und musiziert frisch drauf los, in einem geradezu altmodischen Stil, der mit Chanson oder Folksong genauso wie mit nordafrikanischen Formen verwandt ist. Dementsprechend wird sie oft mit Tracy Chapman oder gar Joan Baez verglichen. Geboren wurde Souad Massi am 23.8.1972 in Algier. Nach Studien in klassischer Musik und Musiktheorie sowie einer Ingenieurs-Ausbildung spielte sie in verschiedenen Bands (zwischen Flamenco und Hard Rock!) und arbeitete in einem Büro für Landschaftsplanung. Jedoch lief zunächst einmal alles schief; die Bands kamen nicht gut an, das Büro wurde geschlossen. Massis eigentliche musikalische Karriere begann Anfang 1999 beim Festival „Femmes d´Algérie“ in Paris. Der Erfolg dort mündete in eine erste CD und Auftritte im Vorprogramm diverser Künstler wie Thierri Robin oder Geoffrey Oryema. Mittlerweile spielt sie längst ihre eigenen Konzerte, vom Pariser Olympia bis zum WOMAD-Festival, wird von Fachmagazinen ebenso wie großen Tageszeitungen porträtiert und gewinnt mit ihren CDs internationale Wettbewerbe. Sie singt mit einer Stimme, die an Suggestion ihresgleichen sucht und schreibt Liedtexte zwischen Liebessehnsucht und Freiheitswillen, für sich und ihre algerischen Landsleute; das alles wird in eine sparsame Besetzung eingebunden, die keine Wünsche offen lässt, außer: Noch ein Lied, und noch eines, und noch eines … CDs: “Deb” (2003, Wrasse Records / harmonia mundi), “Raoui” (Live-Album), http://souadmassi.artistes.universalmusic.fr/new/index_lang.htm 24 22:00h Sa, 31. Juli Hofbühne HÙRLAK & GUESTS (Belgien, Frankreich, Rumänien, Indien): „Tanz am Bosporus“ Thierry VAILLOT • Gitarre Céline ROUMET • rhythmische Gitarre Jean-Christophe ROUET • Violine Eric ONILLON • Kontrabass Ein gutes Plattenlabel funktioniert ähnlich wie gutes Theater. Die einzelnen Ensemblemitglieder haben nach Talent und Erfahrung die Möglichkeit, in unterschiedlichsten Projekten ihr Können einzubringen. So weit, so naiv. Mit der Wirklichkeit hat das kaum zu tun. Ausnahmen bestätigen die Regel. Etwa das kleine feine Label „iris music“, das in den vergangenen Jahren eine Reihe von Künstlern aus den unterschiedlichsten Stilbereichen sowohl zu Solo-Produktion als auch begeisternden Begegnungen untereinander gebracht hat. Wie auch bei Glatt&Verkehrt zu erleben sein wird. Die Heimat von Hùrlak ist die Region Tours. Aber wie etwa auch im Falle von Thierry Robin (der aus der Bretagne kommt), geht Hùrlaks Musik weit über Frankreich hinaus. Hùrlak ist im Kern ein Quartett, das der Musik etwa Django Reinhardts nachempfunden scheint: zwei Gitarren, Violine, Kontrabass. Eine echte Sintijazz-Besetzung, wie geschaffen für schnelle, hart swingende Musik. Nun spielen die vier natürlich auch Walzer und freiere, rhapsodische, auch vom Flamenco beeinflusste Stücke, alles im besten Sinne „hot“ interpretiert, wobei das Akkordeon von Christian Toucas eine urbane, pariserische Klangfarbe und Vincent Mascart noch einen Tupfen mehr Jazz ins Spiel bringt. Der Clou schließlich gelingt in Zusammenarbeit mit zwei famosen Mitgliedern der Familie Chemirani, wahren Meister der Perkussion. Diese Meisterschaft fußt einerseits auf der beeindruckenden Tradition der iranischen Musiker, andererseits auf der Bereitschaft, die Instrumente stilübergreifend zu verwenden. Stücktitel wie „Bucarest Blues“, „Caprice Hongrois“, „Balkanostalgie“, „La Danse du Bosphore“ oder einfach „Nomade“ erzählen von der Freude aller Beteiligten, akustische, brillante Kammermusik zu spielen. CDs: „Bucarest Blues“ (2003, iris music / Harmonia Mundi) www.hurlak.com/ 25 So, 1. August Winzer Krems, Sandgrube 13 15:00h Zeltbühne DA BLECHHAUF’N 17:00h Hofbühne WARSAW VILLAGE BAND (Polen) 19:00h Hofbühne SERGEI NIKITIN & TATIANA NIKITINA (Russland) 21:00h Hofbühne MOSTAR SEVDAH REUNION & LJILJANA BUTTLER (Kroatien, Serbien, Bosnien) 15:00h 1. August Zeltbühne DA BLECHHAUF’N (Österreich) Christian WIEDER, Christoph HAIDER-KROISS, Alexander KRENN Trompete, Flügelhorn, Piccolo Roland HAHN, Roman WENINGER, Reinhold BIEBER Posaune, Basstrompete Albert WIEDER Tuba, Cimbasso Es ist klar, warum Blechbläser sind, wie sie sind, und es bleibt ein Rätsel, warum Menschen sich für ein anderes Instrument entscheiden, wenn so edle und perfekte Instrumente wie beispielsweise die Posaune existieren. Was könnte ein Psychoanalytiker sagen über die Beweggründe eines Klarinettisten oder Gitarrenzupfers? Der Schlüssel liegt natürlich in der Existenz verschiedener Menschentypen. Blechbläser sind ein Archetypus und entsprechen völlig den Normmodellen. Sie halten zusammen, hätscheln ihre Neurosen und haben wenig mit anderen Musikern gemeinsam. Man pflegt sie als Grobiane mit biergeschwängertem Atem und markant heterosexuellen Unarten zu betrachten. Die Holzbläser beispielsweise betrachten sie mit an Furcht grenzendem Misstrauen. Blechbläser sind keine sensiblen Künstler mit verinnerlichten Empfindsamkeiten wie etwa Flötisten sie sind lärmig und zynisch, leicht unseriös und potentiell gefährlich. (www.blechhaufn.at) CD: “Vorübermorgen” www.blechhaufn.at/ 17:00h 1. August Hofbühne WARSAW VILLAGE BAND (Polen) Maja KLESZCZ Stimme, Cello Magdalena SOBCZAK Dulcimer, Stimme Sylwia SWIATKOWSKA Violine, Fiddle, Stimme Piotr GLINSKI Baraban Trommel Maciej SZAJKOWSKI Rahmentrommel Wojtek KRZAK Violine, Drehleier, Judenharfe Die Gruppe wurde 1997 von sechs jungen Leuten gegründet, die die traditionelle polnische Musik zwar erhalten, aber keine banale Folkmusik für einen Massengeschmack bieten wollen. Die Erinnerung an ihre ethnischen Wurzeln ist ihnen sehr wichtig, Sie wollen sie vor dem Vergessen bewahren, und sie wollen die Verbindung zu einer neuen, modernen Ästhetik herstellen. Die traditionelle Musik, die sie bei ihren Reisen durch die Dörfer kenne gelernt haben, inspiriert sie zu neuen Kreationen: Hardcore Folk oder Bio-Techno nennen sie ihren Stil. Ihr Repertoire besteht aus Folk-Tanzmelodien, Balladen und traditionellen Liedern der Landbevölkerung, und sie betonen, dass ihre Musik nicht einfach die alten Stilrichtungen adaptiert, sondern dass sie aus allen Elementen ihre ganz eigene Musik erschaffen. 26 Mit ihrer Musik will die Warsaw Village Band zeigen, dass musikalische Trance-Elemente die Meditationsformen der alten Kulturen und Religionen in aller Welt verbinden, wie Sufi, Derwisch und Chassidim. CDs: “People's Spring” (2001, Orange World / Jaro Medien), “Hop Sa Sa” wvb.terra.pl/english/ 19:00h 1. August Hofbühne SERGEI NIKITIN & TATIANA NIKITINA (Russland) Sie haben unzählige Tonträger aufgenommen, bei Kino- und TV-Filmen mitgespielt, viele Lieder geschrieben, waren einst die Underground- Stimme der Stalinzeit und sind heute in Russland die großen Stars: Tatiana Nikitin, ehemalige Kulturministerin und ihr Mann Sergej Nikitin, beide sind sie Biochemiker und Galionsfiguren der russischen Liedermacher, der berühmten „Avtorkie Pesni“. Das typisch russische Genre der Avtorskie Pesni entwickelte sich in den 60er Jahren nach den Repressionen der Stalinzeit. Die Interpreten sind meist Vertreter der russischen Intelligentsija, häufig aus dem universitären Bereich, Techniker und Wissenschafter, die als Amateure ihre Musik auf höchstem Niveau leben. Die Nikitins gehören zum Urgestein der russischen Barden, sie stehen in der Tradition Bulat Okudschavas und Vladimir Vysotskiis. Nikitin selbst sieht sich jedoch nicht als Liedermacher, sondern als Komponist. Zweimal habe er in den 50er Jahren selbstverfasste Lieder gesungen, aber dabei sei es geblieben. Die musikalischen Wurzeln des Autodidakten Nikitin finden sich im Bereich des klassischen Jazz, dessen Repertoire er sich ohne Kenntnis des Notensystems angeeignet hat. Nikitin arrangiert seine Lieder mit Feingefühl: Er fügt ihnen durch seine Interpretation sanft Neues hinzu, ohne die Atmosphäre ihrer Glaubwürdigkeit zu zerstören. Seine Musik besticht durch Echtheit, sie geht von Gitarre und Gesang aus. Viele Barden und vokal-instrumentale Ensembles verwenden drei, vier gleiche Akkorde – Nikitin unterscheidet sich von ihnen nicht nur durch die Vielfalt der Akkorde, sondern auch durch die unterschiedlichen harmonischen Sprachen seiner Musik. Bis 1987 verfolgte Sergej Nikitin seine musikalische Karriere parallel zu seiner wissenschaftlichen Arbeit als Biophysiker und Mathematiker. Tatjana Nikitina – ebenfalls Biophysikerin – arbeitet im Kulturmanagement, von 1992-94 war sie stellvertretende Kulturministerin. Für ihre Verdienste um die russische Bardenmusik erhielten die Nikitins zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u.a. 1997 die Zarskosel’skaja Chudoschestvennaja Premija. „Nikitin“ wurde in Russland zur Marke. Ihre Lieder untermalen Kinofilme, Zeichentrickfilme, man kennt sie aus TV und Radio. CD: „Brich Mulla“ 21:00h 1. August Hofbühne MOSTAR SEVDAH REUNION & LILJANA BUTTLER (Kroatien, Serbien, Bosnien) Menschen, die einschlägige Erfahrungen mit der Halbwelt haben, wissen, dass man sich vor Männern, deren Hemd dunkler ist als ihr Sakko, in Acht nehmen sollte. Nun ist Ilijaz Delic diesbezüglich völlig unbescholten, man muss aber trotzdem aufpassen. Schwarzes Hemd, cremefarbenes Sakko: Gefährlich. Eine Stimme, deren Vibrato so langsam ist, dass man nicht weiß, auf welchem Ton sich der Mann gerade befindet. Doch immer hat man den Eindruck, es stimmt, wie er singt. Delic ist nicht nur der Sakkoträger von Sevdah Mostar Reunion, er ist ihre Gallionsfigur. Die Geschichte der SMR, gegründet von Dragi Sestic ist eine Erfolgsstory gegen 27 besseres Wissen. Sestic kam aus Bosnien, besser gesagt, er kam, wie viele Menschen am kriegsgebeutelten Balkan, aus dem Nichts, arbeitete als Tontechniker in Mostar, veranstaltete Konzerte bei Kerzenlicht (nicht wegen der Romantik, versteht sich …) und scharte schließlich 1999 eine Gruppe von Männern um sich, die aus verschiedenen Ethnien stammten Kroaten, Serben, Bosnier. Ein mutiges, ja tollkühnes Unternehmen, dem man anfangs weniger mit Interesse als Misstrauen begegnete. Von Sestic produziert, ließ die Band aber keine Zweifel daran, dass ihre Musik dauerhafte Gültigkeit besitzt, weit über das Faktum hinaus, dass hier ohne Rücksicht auf Herkunft gemeinsam gesungen und gespielt wird. Mostar Sevdah Reunion verfügt über eine derart bezwingende Kraft, dass wieder einmal das buchstäbliche „NichtStillsitzen-Können“ passiert, und zwar sowohl bei den schnellen Tanzliedern als auch den rhapsodischen Balladen. Sevdah bezieht sich natürlich auf die sevdalinke, den, salopp ausgedrückt, bosnischen Blues. Wer eine sevdalinka singen kann, muss jedenfalls um die vielen Bedeutungen des Wortes sevdah Bescheid wissen, am besten aus eigener Erfahrung: Liebe. Leidenschaft. Sehnsucht. Trübsinn. Dazu gehört dann noch die passende Umgebung, etwa eines der kafanas, Cafés in Belgrad zum Beispiel, in denen der in Mostar geborene Delic regelmäßig auftrat und beinahe ebenso regelmäßig mit Ljiljana Buttler zusammentraf. Die charismatische Sängerin floh dann nach Deutschland, Delic und sie verloren sich aus den Augen, und trafen einander erst nach zwanzig Jahren wieder, für ein gemeinsames Projekt mit MSR. Hier sind sie nun, die tollkühnen Burschen und die „mother of gypsy soul“! CDs: “A Secret Gate” (2003, MSR), “The Mother of Gypsy Soul” (2002, Ljiljana Buttler & MSR), “A Gypsy legend” (2002, Saban Bajramovic & MSR) www.mostarsevdahreunion.com/ 28 Werkstatt für Musikanten Stift Göttweig 25. – 31. 7. 2004 Neu im Team sind heuer der wohl allseits bekannte Mollner Maultrommelspezialist Manfred Rußmann, der ungarische Jazzer und Multi-Instrumentalist Béla Ágoston und der Akkordeon, Dudelsack, Cymbal und Flöten spielende Bernard Garaj aus der Slowakei, der bereits vor zwei Jahren mit seinem Ensemble bei Glatt&Verkehrt ein unvergessliches Konzert gab. Als Sensations-Referent gilt wohl auch Pater Maximilian – Hausherr und Leiter des Jugendhauses. Er wird den Teilnehmern den Mönchsgesang vermitteln. Wie jedes Jahr werden auch heuer die Referenten mit ihrem musikalischen Wissen und ihrer Professionalität ein breites Instrumentarium verschiedenster Stile abdecken. Von Volksmusik, Jazz bis zu sakralen Gesängen wird alles bearbeitet, und weder Referenten noch Teilnehmer werden sich scheuen, an neuen und spannenden Kombinationen zu experimentieren. Mitmachen können alle, die Lust am Improvisieren und Zusammenspielen haben. Voraussetzung ist der Wille und Eifer zur musikalischen Horizonterweiterung, Freude am Improvisieren und nicht zuletzt Neugier und Interesse am Unbekannten. Die Werkstatt-Combo Natürlich werden die Teilnehmer wie im Vorjahr die Gelegenheit haben, die Kursergebnisse vorzutragen und ihre Kenntnisse und Freude am Musizieren unter Beweis zu stellen, war doch im Vorjahr erst nach der dritten Zugabe endgültig Schluss. Das Festival-Publikum in der Sandgrube konnte kaum genug bekommen von der mitreißenden Musik, die da auf der Zeltbühne geboten wurde. Einflüsse aus aller Welt trafen sich und verschmolzen zu einer unglaublichen Atmosphäre. Gewiss wird es auch heuer wieder so sein, wenn Rudi Pietsch und die Referenten sich gemeinsam mit den Kursteilnehmern zur Werkstatt-Combo vereinen und das Zelt zum Brodeln bringen. Dieser krönende Abschluss der einwöchigen „Werkstatt für Musikanten“ findet am Fr, 30. Juli 2004 im Zelt auf dem Gelände der Winzer Krems in der Sandgrube 13 statt. Dozenten • Rudi Pietsch (Österreich / Wien): Geige (Vorkenntnisse erwünscht), Seitelpfeife Der „Dinosaurier“ der österreichischen Volksmusik ist Musikwissenschafter an der Musikuniversität in Wien und wird auch heuer wieder die Leitung der Glatt&Verkehrt Musikanten-Werkstatt übernehmen. Nicht die perfekte Vorbereitung zu einem Vortrag, sondern vor allem seine Begeisterung überzeugt seine Studenten jedes Mal von neuem. Wer mit ihm gespielt hat, weiß, was Lust am Musizieren ist. Seine Luftsprünge oder Kniefälle vor dem Publikum, bei denen kein Ton auf der Geige verrutscht, sind Legende. Seit über zwanzig Jahren Frontman der „Tanzgeiger“, erforscht er aus innerstem und beruflichem Interesse die Menschen und ihre Musik, am liebsten in den Wirtshäusern und Gassen; jedenfalls immer dort, wo es lebendig zugeht. • Martin Bramböck (Österreich/Tirol): Blechblasinstrumente (Vorkenntnisse erwünscht) Seit früher Kindheit spielte Martin Bramböck zahlreiche Instrumente, bis er sich entschied, am Konservatorium Innsbruck und an der Musikhochschule in Wien Horn zu studieren. Im Alter von sechzehn Jahren kaufte ihm sein Vater eine steirische Harmonika und engagierte Franz Posch, seinen Musiklehrer am Gymnasium, um ihn „begleiten“ zu lehren. Franz Posch gründete auch die Angerzellgassler Geigenmusik, in der Bramböck den Kontrabass spielte. Letztendlich machen Militärmusik und Schulmusikstudium Martin Bramböck, der sein Wissen an den Konservatorien Eisenstadt und Wiener Neustadt weitergibt, zum begehrten Universalisten bei der Glatt&Verkehrt Werkstatt für Musikanten. 29 • Norbert Hauer (Österreich/Waldviertel): Singen Der gebürtige Waldviertler ist ein Brachial-Musikant. Er spielt mit allem und auf allem, was ihm unter die Hände, unter die Füße und zwischen die Lippen kommt, von der Maultrommel bis zur Waschrumpel, auf einem Traktor oder in der Kirche. Mit Singen schafft er Lach- und Ernsthaftes. Seine Unterrichtstätigkeit bei Musikantenwochen ist bereits Legende, er holt „Unentdecktes“ aus allen TeilnehmerInnen heraus und verbindet Jung und Alt beim Singen der spannendsten Volkslieder. Musik ist sein Überlebensmittel. • Manfred Rußmann (Österreich/Molln): Maultrommel (keine Vorkenntnisse), Klarinette Sein Heimatort ist seit über 400 Jahren die einzig bedeutende Produktionsstätte für Maultrommeln in Österreich. Erst mit 20 Jahren holt er sich von einem alten Maultrommelmacher dessen letzte mit viel Liebe gefertigten Instrumente und beginnt als damals schon aktiver Volksmusikant mit den ersten Spielversuchen. 1995 bereist er Sacha-Jakutien, die asiatische Hochburg der Maultrommel im Nord-Westen Sibiriens. Mit dem persönlichen Kontakt zu führenden MaultrommelspielerInnen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen erweitert sich sein Horizont von Spieltechniken und Ausdrucksmö-glichkeiten enorm. Wichtig ist ihm die Vermittlung der Vielseitigkeit dieses in seinen Grundlagen einfach zu bedienenden Instruments – von der Meditation bis hin zum fetzigen Groove. • Bernard Garaj (Slowakei): Dudelsack, Akkordeon (Vorkenntnisse erwünscht), Klarinette, Klavier, Cymbal, Hirtenflöten Bernard Garaj wuchs in einer der ältesten Dudelsackspielerfamilien der Slowakei auf, die durch seinen Urgroßvater in der Mitte des 19. Jahrhunderts begründet wurde. Seine umfassende, wissenschaftliche Forschungstätigkeit als Musikwissenschaftler verbindet er mit Begeisterung mit aktiver Musikpflege, so zum Beispiel als Cymbalist und Dudelsackspieler in der international erfolgreichen Volksmusikkapelle Ponitran. Als profunder Kenner und Könner der slowakischen Musik ist er beseelt vom Drang, seinen Studenten alle ihre Facetten näher zu bringen. • Jhibaro Rodriguez (Venezuela): Gitarre (Vorkenntnisse), Perkussion (Cuatro, Congas, Djemben u.a.) Die Ebene Venezuelas und die Alpen haben eines gemeinsam: Hier wie dort findet der Instinkt sofort eine zweite Stimme. Das „Zuwisingen“ und die unspektakuläre, aber umso wirkungsvollere Gitarrenbegleitung hat Rodriguez in seiner Heimat – und dann im Duett mit Rudi Pietsch – gelernt. Der vielfach international ausgezeichnete Gitarrist steht für die reiche Musiktradition Lateinamerikas: Instrumente, die er angreift, pulsieren und tanzen wie von selbst. Béla Ágoston (Ungarn): Klarinette (Vorkenntnisse), Dudelsack, Saxophon, Flöten, Maultrommel, Koboz, Bratsche, Gitarre, Obertonsingen Der Mitbegründer des Saxophonquartetts „Dél-alföldi Szaxofonegyüttes“ gilt als kreativster Repräsentant der dritten ungarischen Ethno-Jazz-Generation. Béla erhielt sein Diplom 1992 als Musik- und Gesangslehrer sowie Chorleiter an der Universität Pécs. Sein erstes Trio hieß „Mecseki Free“. Mit seiner Band „Délalföldi Szaxofonegyüttes“ bahnte er sich seinen Weg zur freien Improvisation im Ethno-Jazz. Seine zwei Solo-Platten zeugen von seiner ironischen, dennoch ehrlichen Musikauffassung sowie von seinen Erfahrungen aus Theaterproduktionen für Kinder und Erwachsene. Das Hauptinstrument Béla Ágostons ist das Saxophon, er spielt aber auch klassische Volks- und Blasinstrumente wie Dudelsack oder Klarinette. • Tommaso Huber (Österreich/Mühlviertel): Kontrabass, Akkordeon (Vorkenntnisse erwünscht) In einem kleinen Mühlviertler Ort aufgewachsen, erlebte Tommaso Huber die Natürlichkeit und Allgegenwärtigkeit der Volksmusik, aber auch die Enge der geistigen, gesellschaftlichen und moralischen Grenzen. Sie wurden ihm zur Antriebsfeder für den Sprung in die Großstadt (zuerst 30 Linz, dann Wien) und das Studium der Musik, bilden aber auch – quasi als geistige Erbmasse – die stete Auseinandersetzung mit der ländlichen Kultur. Tommaso Huber ist Kontrabassist im Orchester der Wiener Volksoper und gehört als Akkordeonist „Amarcord Wien“ an. • Pater Maximilian Krenn: Singen mit einem Mönch (Österreich) Das Kloster Stift Göttweig als Unterrichtsort bietet den natürlichen wie spannenden Rahmen, in das Geheimnis der monastischen Gesänge vorzudringen. Pater Maximilian Krenn, der seit 1996 Kantor in Göttweig ist, wird den TeilnehmerInnen eine „missa de angelis“ ebenso näher bringen, wie eine Marienvesper, lateinische Messen, Hymnen, Antiphonen und Psalmen. Die Teilnahme an einer lateinischen Vesper der Mönche wird ebenso Bestandteil des Workshops sein wie das gemeinsame Erlernen von Gregorianischen Chorälen und das singende Erleben des Kirchenraumes. Termine/Kursgebühren • Kurstermin: 25. bis 31. Juli 2004 • Eintreffen am Kursort im Stift Göttweig (Anmeldung, Zimmerbezug, Gruppeneinteilung) am 25. Juli 2004 um 11:00 Uhr • Kursbeginn am 25. Juli 2004 um 14:00 Uhr • Dozentenkonzert im Stift Göttweig am 25. Juli 2004 um 19:30h • Werkstatt-Combo am 30. Juli 2004 um 16:00 Uhr bei den Winzern Krems auf der Zeltbühne von Glatt&Verkehrt. Es spielen die Kursteilnehmer und Dozenten. • Abreise am 31. Juli 2004, vormittags • Für ein abwechslungsreiches Abendprogramm wird gesorgt! • Kein Einzelunterricht! Begrenzte Teilnehmerzahl! • Kursgebühr Erwachsene: € 200, Schüler und Studenten bis 27 Jahre: € 120, 10% Ermäßigung für Club Ö1 und micaClub Mitglieder und Mitglieder des Vereins Freunde der Kunstmeile Krems. Für Teilnehmer des Kurses gelten ermäßigte Eintrittspreise beziehungsweise Jugendkarten bei allen Veranstaltungen des Festivals Glatt&Verkehrt 2004! • Anmeldungen bis spätestens 25. Juni 2004 unter NÖ Festival GmbH, Körnermarkt 13, A-3500 Krems, Tel: +43 (0)2732 908030 Fax: +43 (0)2732 908031, E-Mail: [email protected] oder im Internet unter www.glattundverkehrt.at Kursort/Unterbringung: Das Jugendhaus im Stift Göttweig bietet für die Anforderungen dieser vielseitigen Woche die idealen Voraussetzungen: Bei Schönwetter wird in den Gärten unterrichtet, bei Schlechtwetter in den wunderschönen Musizierräumen des Stiftes, das vor allem durch seine stimmungsvolle Atmosphäre einlädt. Die freundlichen Zimmer im Wohntrakt garantieren eine niveauvolle Unterbringung. Spielplätze und Sportanlagen laden zur ausgleichenden Bewegung in der Freizeit. www.jugendimstift.at oder www.stiftgoettweig.at 31 Musik und Trance Internationales Symposium an der Donau-Universität Krems Mit dem Thema „Im Zwischenreich - Musik und Trance“ beschäftigen sich Musikwissenschaftler, Ethnologen, Therapeuten, MusikerInnen und TänzerInnen bei einem Symposium des Zentrums für zeitgenössische Musik der Donau-Universität Krems. Es findet vom 29. bis 31. Juli 2004 im Rahmen des Musikfestivals „Glatt&Verkehrt“ statt und wendet sich nicht nur an WissenschaftlerInnen, sondern an alle Musikinteressierten, die mehr über Musik und Trance im transkulturellen Kontext erfahren wollen. Neben Referaten stehen auch musikalische und tänzerische Beiträge sowie Filme auf dem Programm. Zu den Referenten zählen Dr. Tran Quang Hai vom Département d`Ethnomusicologie des Musee de l´Homme (Paris), die Tanztherapeutin Yolanda Bertolaso (Universität Münster), Dr. Jörg Fachner vom Institut für Musiktherapie der Universität Witten-Herdecke sowie der Komponist Prof. Rupert Huber (Kathmandu/Nepal). Die Veranstaltung beginnt mit einem öffentlichen Forum am 30. Juli, bei dem Ass. Prof. Dr. August Schmidhofer von der Universität Wien, Dr. Gerhard Tucek von Institut für Ethnomusiktherapie Schloss Rosenau und Dr. Irmtraud Tarr vom Zentrum für Psychosoziale Medizin der Donau-Universität Krems referieren. Das Symposium schließt mit einer computer music live performance des Komponisten Karlheinz Essl, der sein Stück „Sonnez la cloche!“ aufführen wird. Die Teilnahme am öffentlichen Forum am Freitag, 30. Juli, 9-12.00 Uhr, ist frei. Anmeldeschluss: 15. Juli 2004. Information: Mag. Brigitta Pesendorfer Zentrum für zeitgenössische Musik Donau-Universität Krems T: +43 (0) 2732 893 2574 E: [email protected] www.donau-uni.ac.at/zzm 32 INFORMATION UND KARTENBESTELLUNG NÖ Festival GmbH. Körnermarkt 13, A - 3500 Krems per Telefon: 0043 (0) 2732/ 90 80 33 Die Bezahlung per Kreditkarte ist spesenfrei (Karten werden zugesandt). Bestellung auch per Nachnahme möglich (zzgl. Spesen à € 4,50 / Bestellung). per Fax: 0043 2732 90 80 31 (bitte Bestellformular − im Internet zum Download − verwenden) E-mail: [email protected] Oder unter www.culturall.at VORVERKAUFSSTELLEN Krems NÖ Festivalbüro − Körnermarkt 13 (Mo. bis Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr) Kunstmeile Krems − Karikaturmuseum und Kunsthalle, Franz Zellerplatz (tägl. 10.00 bis 18.00 Uhr), 02732 / 908010-19 oder 02732 / 908020 Eintrittspreise Spitz: Wiener Tschuschenkapelle Cine y Musica − Musik&Film: Un chien andalou & L’age d’or!+Musik Flamenco The Son of the Sheik + Musik Karmen Gei Tafelmusik, Menü inkl. (nur gegen Voranmeldung) Vollpreis ermäßigt NÖN-Jugendkarte Kinder 18,− 15,− 15,− 10,− 18,− 15,− 15,− 10,− 8,− 18,− 8,− 5,− 15,− 5,− 5,− 15,− 5,− 3,− 10,− 3,− 37,− 32,− 26,− 15,− Tageskarte, Winzer Krems, Sandgrube 13 (28.7., 29.7., 30.7., 31.7. oder 1.8.) 37,− 32,− 26,− 15,− Festivalpässe, Winzer Krems Sandgrube 13 2 Tage 3 Tage 4 Tage 5 Tage 65,− 95,− 125,− 150,− 58,− 85,− 112,− 135,− − − − − − − − − ERMÄSSIGUNGEN für Mitglieder des Club Ö1, Verein Freunde der Kunstmeile Krems, Behinderte, Zivil- und Präsenzdiener Jugendkarte: für Schüler und Studenten bis zum 26. Lebensjahr Kinderkarte: von 6 - 12 Jahren Für Kinder unter 6 Jahren ist der Eintritt frei. Wir bitten Sie, Ihre Ermäßigungsberechtigung an der Kassa bzw. Einlasskontrolle vorzuweisen. Die erworbene Karte wird bei der Einlasskontrolle gegen ein Identifikations-Armband eingetauscht. 33