TEXTE UND MEDIEN

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TEXTE UND MEDIEN
Was ist ein Medium?
Medium = lat.: Mitte, das Mittlere, Öffentlichkeit, öffentlicher Weg, in der Mitte Befindliches
Im Unterschied dazu der Medienbegriff des Okkultismus:
Medium = Person, die mit übernatürlichen Wesen wie Engeln und Geistern oder
Verstorbenen Kontakt aufnehmen und kommunizieren kann.
Medienbegriffe
Instrumenteller / metaphorischer Medienbegriff
In Fachdisziplinen: Musik als Medium, Sprache als Medium, Kunst als Medium etc.
Technischer Medienbegriff
Alle Träger chemischer und physikalischer Vorgänge
Kommunikationswissenschaftlicher Mediebegriff
Gesamtheit der Kommunikationsmittel – Basismedien: Bild, Ton, Text, Zahl
Medienwissenschaftlicher Medienbegriff
„Unter Medien werden (…) materiell-mechanische oder energetische (elektrische,
elektromagnetische, opto-elektrische) Träger und Übermittler von Daten beziehungsweise
Informationseinheiten und mechanische sowie elektronische Mittel der Datenverarbeitung
verstanden, dies im Sinne der drei medienlogischen Grundphänomene der Speicherung,
Übertragung und Bearbeitung.“ Hans Hiebel: Die Medien. Logik – Leistung – Geschichte. München 1998, S. 12
…
Unterscheidung der Medien nach Harry Pross (1972)
1. Primäre Medien: All jene verbalen und nonverbalen Kommunikationsmittel, die in
unmittelbarer körperlicher Nähe, also von Angesicht zu Angesicht eingesetzt werden
und die Wahrnehmung der verschiedenen körperlichen Ausdrucksformen ermöglichen
wie Gestik, Mimik etc. Können ohne technische Hilfsmittel eingesetzt werden wie z.
B. mündliche Rede und nonverbale Kommunikation
2. Sekundäre Medien: Erweitern die ursprünglich direkte Kommunikation, sozusagen
Träger von Inhalten welche durch außerkörperliche Hilfsmittel übermittelt werden. Sie
erfordern bei ihrer Produktion technische Hilfsmittel wie z. B. Zeitungen oder
Zeitschriften
3. Tertiäre Medien: Erfordern sowohl bei der Herstellung als auch beim Empfang
technische Hilfsmittel wie z. B. Film, Radio und Fernsehen
Kulturwissenschaftlicher Medienbegriff
Medium = Kompaktbegriff; Zusammenwirken von 4 Komponenten
Medienangebote
Medientechnologien
Sozialsystematische Komponente
Semiotische Kommunikationsinstrumente
Nach S. J. Schmidt
Semiotischen Kommunikationsinstrumente = materielle Gegebenheiten, die von Dauer und
wiederholbar sind und gesellschaftlich-strukturelle Kopplungen beinhalten (z.B. gesprochene
Sprache, Bilder, Schrift, Töne).
Medientechnologien beeinflussen die Produktion und Reproduktion. Der Umgang mit den
Medientechnologien wird den Menschen durch Sozialisation beigebracht.
Sozialsystematische Komponente = Die Tatsache, dass die Durchsetzung eines
Kommunikationsmittels an soziale Institutionen gebunden ist (z.B. Schule)
Medienangebote = nach Schmidt von den drei anderen Aspekten geprägt.
Er betrachtet weiter die Möglichkeit von Beziehungsverhältnissen zu Medien. Demnach sind
Medien vom Menschen abhängig, wirken durch den Nutzer und sind sonst funktionslos.
Medialität von Kultur
„Alles, was über die Welt gewusst, gedacht und gesagt werden kann, ist nur in Abhängigkeit
von den Medien wissbar, denkbar und sagbar, die dieses Wissen kommunizieren (…) Nicht
die Sprache, in der wir denken, sondern die Medien, in denen wir kommunizieren,
modellieren unsere Welt.“
Aleida und Jan Assman 1990
Medialität von Literatur
Literatur als medial bestimmte Kommunikationsform
Ist abhängig von:



Jeweiligem Medium
Status / Funktion des Medium im jeweiligen Mediensystem
Verhältnis / Interdependenz zu den anderen Medien
Bsp.
Friedrich Schiller: An die Freude
Franz Fühmann: Pavlos Papierbuch (Ausschnitt)
Medientheorie
Walter Benjamin (Berlin 1892 – 1940 Spanien / Frankreich)
„Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1936; Frankreich)
Aufsatz als Reaktion auf die neuen Medientechnologien:



Photographie (Daguerreotypie 1923 ff.; Photographie auf Papier, Talbot 1839)
Phonograph (Edison 1877)
Film (Lumiere 1895)
Kein geschlossenes Theoriesystem, die Pole des Denkens von Walter Benjamin sind relativ
schwer zuordenbar. Er war Jude und Zeit seines Lebens mit Gershom Sholem, einem
Mathematiker befreunden, auf der anderen Seite arbeitete er eng mit Berthold Brecht und
Theodor Adorno zusammen.
Als deutscher Jude floh er 1933 nach Frankreich, im September 1940 versucht er, Spanien zu
erreichen. Im Grenzort Portbou, kurz vor der Auslieferung an die Gestapo nimmt er sich
selbst das Leben.
1968 erlebte er eine Wiederentdeckung im Zuge der Studentenbewegung.
Zentrale Thesen des Aufsatzes:
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Die Frage lautet nicht, ob ein neues Medium Kunst ist, sondern wie sich der
„Gesamtcharakter der Kunst“ durch ein Medium verändert d. h.:
Die technischen Medien, welche das Kunstwerk reproduzierbar machen, rufen eine
Revolution der Kunst hervor, eine entscheidende Änderung des Kunstcharakters (kein
Hier und Jetzt, Einmaligkeit)
Photographie und Film zerstören das „Hier und Jetzt des Kunstwerkes – sein
einmaliges Dasein“, seine „Aura“, die Ortsgebundenheit geht verloren. Es entsteht die
Fragwürdigkeit der Originalität hinsichtlich des Verlustes der Einzigartigkeit, die
Sichtbarkeit von Dingen wird ermöglicht, die vorher nicht wahrnehmbar waren. Die
weltliche Kunstverehrung war ein säkulares Produkt der Renaissance in seinen Augen,
die Reproduzierbarkeit emanzipiert das Kunstwerk von dieser Abhängigkeit.
Die gesellschaftliche Funktion der Kunst ändert sich: direktes Ansprechen der Masse
statt Eingebundensein in ein Ritual (religiös / kultisch)
Die medialen Techniken der Reproduktion lösen die elitären Strukturen der
traditionellen Kunst auf – neue Medien enthalten progressive Potentiale
Neue Medien verändern das Verhalten der Masse zur Kunst
Die Wahrnehmungsform, die das Kino vom Betrachter verlangt, fordert auch die
moderne Großstadt und die Fabrik (Reizüberflutung)
Politischer Kontext : Massenpropaganda, NS etc.
Marshall McLuhan (Kanada 1911 – 1980 Kanada)
Er stand der Popkultur sehr nahe und wurde im deutschen Sprachraum bis in die achtziger
abgelehnt. Sein Medienbegriff ist ein sehr weit gefasster, so sieht er Medien als Ausweitung
der Organe, z. B. die Kleidung als eine Erweiterung der Haut etc.
Hauptwerke
Vielzahl von Thesen, aber keine fixen Theorien
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The Gutenberg Galaxy 1962
Understanding Media: the Extension of Man 1964
The Medium is the massage (with Quentin Fiore) 1967; „alle Medien massieren uns
gründlich durch…“
Das Medium ist die Botschaft
 Sehr weiter Medienbegriff „Alle Medien sind Erweiterung bestimmter menschlicher
Anlagen – seien sie psychisch oder physisch“: auch Kleider, Möbel etc. als Medien
 „Denn die Botschaft jedes Mediums oder jeder Technik ist die Veränderung des
Maßstabs, Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt“
 Medien steuern „Ausmaß und Form des menschlichen Zusammenlebens“
 „Die Auswirkungen der Technik zeigen sich nicht in Meinungen und Vorstellungen,
sondern sie verlagern das Schwergewicht in unserer Sinnesorganisation oder die
Gesetzmäßigkeiten unserer Wahrnehmung ständig
 Und widerstandslos“
 Techniken bzw. Medien sind nicht neutral: die „übliche Antwort, mit der wir alle
Medien abtun, dass es darauf ankomme, wie wir sie verwenden, ist die befangene
Haltung des technischen Dummkopfs“
 „Die neue elektrische Interdependenz formt die Welt zu einem globalen Dorf um“; er
prägte den Begriff des „global village“
Hörbsp.
Oskar Werner liest Rilke:
Menschen bei Nacht
Herbsttag
Mündlichkeit und Schriftlichkeit (Oralität – Literalität)
Die Folgen der Verbreitung der Schrift für die Dichtung im antiken Griechenland
In der Mitte des 8. Jahrhundert v. Chr. übernehmen die Griechen das Alphabet der Phönizier,
welches aus 22 Buchstaben, ausschließlich Konsonanten, bestand. Es wurde jedoch nicht
direkt übernommen, sondern abgewandelt und adaptiert. Es entstand ein ABC mit 25
Buchstaben, phonetisch (auf Klängen basierend) vollständig mit Vokalen abgebildet.
z. B.
Phönizisch
Name Zeichen
Aleph
<
He
Aijn
○
Griechisch
Laut Name
Zeichen
/□/
Alpha
A
/h/
Epsilon
E
/□/
Omnikron
O
Laut
/a/
/e/
/o/
Es gibt jedoch keine genaue Dokumentation über diese Abwandlung. Über den Handel wurde
dieses System schnell in andere gesellschaftliche Bereiche verbreitet, dennoch blieb es einer
elitären Gruppe vorbehalten.
Die Festsetzung der Laufrichtung geschah im Laufe der Jahre vom „Ackerpflugschreiben“ hin
zur Rechtsläufigkeit (von links nach rechts).
So gelangten alte Texte aus der Poesie zu ihrer Bewahrung, Lesen war kein Hauptzweck der
Übertragung, sie diente dem Vortrag, Oralität war die Grundlage der Rezitation
Im 4. Jahrhundert v. Chr. beginnt das stille, individuelle Lesen, bis jetzt wurden Texte nur
gehört. Jedoch blieb auch dies nur bestimmten Schichten vorbehalten.
Welche Konsequenzen hatte der Wandel der medialen Bedingungen für die soziale Geltung
und Funktion von Literatur?
Rösler, Wolfgang: Schriftkultur und Fiktionalität. Zum Funktionswandel der griechischen Literatur von Homer bis Aristoteles.- In: Assmann,
Aleida und Jan; Hardmeier, Christoph (Hg.): Schrift und Gedächtnis. Zur Archäologie der literarischen Kommunikation. München 1983,
S.109-122.
Charakteristika der oralen Kultur
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
Beschränktes kulturelles Gedächtnis, es ist gemäß dem überlieferten Wissen einer
Kultur und nicht individuell bestimmt
Eine Version der Vergangenheit z. B. überlieferte Tänze als Erzählung von
Vergangenheit (unabänderlich); Schamane als beschränkte Speicherkapazität
Kulturelle Homöostase, was nicht gebraucht wird, wird vergessen; keine einander
widersprechenden Überlieferungen, Erinnerungen im „common sense“, auch
Abänderungen, wenn die Umstände sich ändern, sind möglich
Dichter („oral poet“) als Medium der Überlieferung: er singt die Wahrheit ausgehend
von der kulturellen Homöostase; göttliche Geschichten, welche von den Musen auf
den Dichter übertragen werden und somit als wahr aufzufassen sind. Er ist Verwalter
der kollektiven Erinnerung, Medium des göttlichen Wissens (Homer)
Theory of oral formulaic poetry
Milman Parry: The Homeric language as the language of an oral poetry (1932) – Die
Charakteristika der Sprache Homers als die Charakteristiken oraler Dichtungen z. B.
Wiederholungen, gebundene Sprache, stereotype Muster
Albert B. Lord: The singer of tales (1960) – Feldforschung bezüglich oben genannter
Merkmale in Kroatien; Textbausteine zur besseren Memorierung des Erzählten
Konsequenzen der Schriftlichkeit
Viele verschiedene einander widersprechende Geschichten :
Wahrheit / Wirklichkeit
Vs.
Lüge
Diese beiden Pole werden durch einen dritten Pol ergänzt: der Fiktion
Störung der literarischen Kommunikation
Pindar kritisiert Homer
Xenophanes kritisiert Hesiod und Homer
Heraklit kritisiert Xenophanes
Die Zweipoligkeit, also die Unbiegsamkeit der schriftlichen Wahrheit beginnt mit Hesiod im
frühe 7. Jahrhundert vor Christus.
Es treffen dann aber neue Medienkonzepte auf dieses überaltete Dichtkonzept.
Platon sieht zunächst keine Lösung er kritisiert die Schrift als Zerstörung des Gedächtnis und
der Dichtung. Schrift ist für ihn Lüge und schädlich.
Poetik des Aristoteles
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Die Fiktionalität kommt mit Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) ins Spiel.
angeborener Mimesis – Trieb (Nachahmung)
Katharsis (Läuterung bei Tragödien z. B.); neuer gesellschaftlicher Nutzen der Poetik
Dichtung als Bezug auf „was geschehen könnte“ (die Wahrscheinlichkeit)
Orale Kultur
Handschriftenkultur
Organisation des Wissens:
Homöostatisch
Geschlossene Struktur
offene Struktur
Widerstreit der Ideen
Geschichtsbewusstsein
Charakteristika des Mediums:
Körpernähe
Flüchtigkeit
An einzelne Träger (Sänger,
Geschichtenerzähler) gebunden
Begrenzte räumliche und zeitliche Reichweite
Trennung von Medium
und Träger
autonome Existenz des Textes
erhöhte Reichweite
erhöhte Bedeutung des Visuellen
Funktion und Status von Dichtung:
Tradition
Identitätsbildung
Wahrheit
eigener Begriff von Dichtung
Fiktion / Wahrscheinlichkeit
Horaz: prodesse et delectare
Auswirkungen auf die Texte
Formelhaft
In Versen
Veränderliche Gestalt
An die aktuelle Situation
Anpassbar
Beschränkter Textumfang
feste Gestalt des Textes
Prosa
unbeschränkter Umfang
komplexere Textstrukturen
New oral poetry:
Hörbeispiel: Nora Gomringer (1980) „Sag doch mal was zur Nacht“ 2006
Ursprungsalphabet / Du baust einen Tisch
Text und Aufführung im Mittelalter
Die Kultur der antiken Reiche bricht zusammen u. a. wegen Kriegen, Völkerwanderung,
Eroberungen durch die Germanen (Analphabeten!) etc. Im arabischen Raum jedoch kam es
nicht zu diesem Kulturbruch.
Die Klöster waren Zufluchtsorte für Schrift und Kultur, so genannte Schriftinseln.
Bis ins 12. Jahrhundert war die Fähigkeit des Lesens und Schreibens fast ausschließlich bei
Mönchen und Geistlichen zu finden. Die Aristokraten waren Analphabeten, mit Ausnahme
adeliger Frauen, welche Unterricht bei Klerikern genossen. Bereits hier werden die sozialen
Unterschiede der Zeit deutlich.
Lesen war vorwiegend lautes Lesen, es wurde in Gruppen vollzogen, aber auch das Lesen für
sich allein geschieht laut. Das Lesen wurde unabhängig und meist vor dem Schreiben erlernt,
wer lesen konnte, konnte nicht automatisch auch schreiben.
Die Lingua Universalis war Latein, was auch in engem Zusammenhang mit dem Erwerb der
Lesefähigkeit steht.
Generell besaß das Lesen keinen hohen Stellenwert in der damaligen Gesellschaft.
Die Texte wurden vielfach auswendig gelernt, um sie besser vortragen zu können, dies
geschah durch ständige Wiederholung der gleichen Texte, wie etwa der Bibel.
Man kann quasi von einer Rückwendung zur Oralität sprechen.
Ab dem 12. Jahrhundert beginnen die Aufzeichnungen in Mittelhochdeutsch, welche als
„Volkssprache“ bis dahin als unwürdig befunden wurde.
Dichtung war Auftragsdichtung, epische Texte wurde meist nach französischen Vorlagen
geschrieben (Artusdichtung: Chretien de Troyes). Der französische Hof war Vorbild, die
französischen Epen und ihre Beschreibung der Hofgesellschaft und ihren Verhaltensregeln
wurden in veränderter Weise für den deutschsprachigen Hof übernommen (Heldenepos –
Epik).
Vorleser und Schreiber waren Produktionsgehilfen des Dichters, welcher auf alle Fälle
lateinkundig war, aber nicht ein jeder war auch des Französischen mächtig. Somit ist die
Frage des Lesens und Schreibens bezüglich der Autorenschaft nicht genau geklärt.
Um 1500 konnte ca. 1 – 6 % der Bevölkerung lesen, wobei wir hier Lesekompetenz versus
literarische Kompetenz sehen müssen.
Text und Aufführung
Die weltliche, volkssprachliche Literatur des Mittelalters ist in ihrer Performativität, d. h. aus
der Situation der Aufführung her zu begreifen.
Die Textrezeption geschah mit mehreren Sinnen:
 Lauter Vortrag



Multisinnliches Ereignis
Gemeinschaftsstiftende Repräsentation der höfischen Gesellschaft
Schrift nur als Hilfsmittel
Paul Zumthor – „Performance“ der Dichtung des Mittelalters: Unterscheidung zwischen
sprachlicher Oberfläche und Form
Die Entwicklung des Minnesanges (Lyrik) ist in Zusammenhang mit der Aufführbarkeit, der
Form zu betrachten. Er entstand nicht selbsttätig aus seiner eigenen Form heraus, sondern aus
Notwendigkeit der Performativität.
Lautes Lesen, der Klang der Worte ist notwendig, um die Literatur zum Leben zu erwecken
(Fassbarkeit durch die 5 Sinne).
Höfische Epik als Performance





Dies ist am besten bezeugt durch den Vortrag epischer Werke bei Hoffesten im
Rahmen des Festprogramms. Es wurde hörend rezipiert, ein großer Teil des Publikums
waren Analphabeten.
Das Wort ist an den körper gebunden, Heldenepik, zumeist strophisch, wurde
vorgesungen.
Reimpaarepik: gesprochen, durch getragenes Sprechen (z. B. Artusepik)
Der Vortrag geschah zum Teil mit Musikbegleitung
Umfang / Dauer des Vortragens / Vorlesens ist unbekannt (ca. 1000 Verse – ca. 60
min)
Höfische Lyrik als Performance






Zusammengehörigkeit von Text und Musik; Lieder wurden gesungen
Zuerst geschah die Aufführung, dann erst die Aufzeichnung (viceversa Epik)
Melodien der deutschen Minnelyrik sind kaum überliefert, es gab damals noch keine
Notenschrift, man musste Rückgriff auf Überlieferungen der Troubadours tätigen.
Dichter als Vortragender – oder Berufsänger
Zum Tanz
Selten: Lektüre von Minneliedern
Beweglichkeit der Texte
„Wir müssen mit unfesten, beweglichen Texten rechnen, die sich verändern können, ohne
dass die Veränderungen als Störungen zu begreifen wären.
Mittelalterliche Texte sind nicht zuerst fixiert und dann nachträglich verändert worden,
sondern der „Text“ ist von Anfang an eine bewegliche Größe“
Joachim Bumke zum veränderten Textbegriff
Probleme der Überlieferung
Es gibt keine handschriftlichen Überlieferungen, erst ab dem 13. / 14. Jahrhundert gibt es
Aufzeichnungen. Oftmals sind nur mehr Fragmente erhalten, durch die langen Phasen
mündlicher Überlieferungen gibt es oft mehrere Varianten. Auch die Manuskripte sind
unzuverlässig, oftmals kommen Übertragungsfehler, Schreibfehler etc. vor.
Für Lyrik wurden Sammelhandschriften angefertigt wie z. B. die Manessische Handschrift
(zwischen 1310 – 1330).
Der Dichter als Verfasser ist von keinerlei Bedeutung.
Unterschiede der Rezeption mittelalterlicher Literatur – heutiges Bücherlesen






Semi – Oralität der mittelalterlichen Literatur
Multimedialität statt bloßem Sehen
Einbindung in Rituale
Kollektive mündliche Rezeption, quasi eine bestimmte soziale Kontrolle
Interaktivität / Präsenz des Erzählers / Autors
Begrenzter Zeitrahmen
Fallbeispiel Nibelungenlied
Es entsteht im Wechselspiel mündlicher und schriftkultureller Einflüsse, im letzten Jahrzehnt
des 12. Jahrhunderts.
Die erste Verschriftlichung findet um 1200 statt, sie ist jedoch nicht erhalten, der Stoff wurde
bereits vorher mündlich verbreitet. Das Nibelungenlied ist anonym, wir kennen den Autor
nicht. Das Lied besteht aus 39 Aventiuren.
Es handelt sich um Heldenepik, keine höfische Epik (z. B. Artusepik), die Anonymität des
Verfassers ist ein wesentliches Merkmal der Gattung Heldenepik.
Die älteste, erhaltene schriftliche Fassung stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Der Text besteht aus beinahe 10.000 Versen
Es gibt ca. 35, großteils nur fragmentarisch erhaltene deutsche Handschriften in
verschiedenen Varianten.
Sehr viele dieser Handschriften enthalten einen jüngeren Text, die so genannte
„Nibelungenklage“. Diese mittelhochdeutsche Dichtung schließt in sehr vielen Handschriften
an das „Nibelungenlied“ an, sie wird zwischen 1200 und 1230 datiert.
Die drei bedeutendsten (ältesten und vollständigsten) Handschriften werden folgendermaßen
bezeichnet:
A – Hohenems / Münchener Handschrift (Ende 13. Jahrhundert)
B – St. Galler Handschrift (Mitte 13. Jahrhundert / etwas früher)
C – Donau / Eschinger Handschrift (Zweites Viertel 13. Jahrhundert)
Version A und Version B besitzen viele Parallelen.
Gegen Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts entstand neues Interesse an
mittelalterlichen Schriften, ein Interesse an der Geschichte der nationalen Sprache. Der Stoff
des Nibelungenliedes wurde zum ideologisch missbrauchten Stoff, u. a. von Richard Wagner
(Der Ring der Nibelungen).
Die Rezensionsgeschichte ist relativ schwierig, auch der Nationalsozialismus griff das
Nibelungenlied auf, man feierte Die Rückkehr des germanischen Heldentums, der
germanischen (deutschen) Tugenden.
Zum Nibelungenlied gibt es ähnliche Herkunftsdiskussionen wie bei Homer z. B. die Frage
nach der Autorenanzahl…
Heldenepik, wozu auch das Nibelungenlied zählt, wurde gesungen, jedoch besitzen wir in
diesem Falle auch keine überlieferte Melodie.
Der Hildebrandston, der sehr beliebt war im Mittelalter, würde vom Rhythmus und der Metrik
zum Nibelungenlied passen, jedoch gibt es keine bestätigenden Überlieferungen.
Eberhardt Kummer, ein Kammersänger, kombinierte in Konzerten den Hildebrandston mit
dem Nibelungenlied, es war dies der Versuch einer Rekonstruktion.
Der Text reflektiert seine eigene spezifische Medialität.
z. B. 1. Strophe:
 Kollektivität „uns“
 Verweis auf mündliche Überlieferung aus einem Traditionsgut der Allgemeinheit
 Es wird „gehoert“, nicht gelesen
Otfried Ehrismann, bestimmte die Einleitungsstrophen als charakteristisch für europäische
Heldenepik durch kollektive Tradition und Gedächtnis.
Wir finden sofort einen Gattungsverweis in der 1. Strophe vor, wir wissen, worum es geht:
um Helden
„Recken“ galt schon damals als veralteter Begriff, wir können dies als Hinweis auf das Alter
der „maeren“ nützen.
Der Sänger erschließt sich hier als Fortführer einer Tradition, Restbestände des mündlichen
Erzählens sind eindeutig vorhanden.
Jan – Dirk Müller:
„Es handelt sich um eine fingierte Oralität, eine Nachahmung. Man gibt schriftlich die
Herkunft bekannt, aber es besteht kein historisches Bewusstsein durch die mündliche
Überlieferung. Der Hinweis auf das Alter ist quasi ein Zeichen der Qualität des Textes
(Kunstsprache).“
Der Buchdruck – Medienrevolution der frühen Neuzeit
Zustand der Schriftkommunikation VOR Gutenberg
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Handschriften waren sehr teuer, Bücher so gut wie unleistbar (außer für den König)
Langsame Produktion durch Kopisten
Fehlerhafte Abschriften
Teilweise scher lesbare Handschriften
Diverse Versuche zur Standardisierung der Schrift werden niemals durchgesetzt
Buchproduktion als Auftragsproduktion
Steigende Nachfrage führt zu überforderten Schreibern
Der Grundstoff Metall war damals noch nicht geläufig, es wurden keine Lettern mit Hilfe von
Handgießinstrumenten gegossen.
Der Buchdruck entstand auch aus der direkten Notwendigkeit, dem Bedürfnis der Masse.
Das Typographeum, also die Gesamtheit der Einrichtungen des Buchdrucks mit beweglichen
Lettern löste Mitte des 15. Jahrhunderts die Skriptorien ab und ermöglichte erstmals eine
Massenherstellung identer Kopien.
Die Automatisierung, die Kombination verschiedener Produktionsgeräte und –abläufen
zwischen Maschinen und Mensch (z.B. Setzer, Drucker) führte zu einer Mechanisierung und
besseren Organisation.
Chronologie der ersten Drucke
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Ca. 1440 – 1444 erste Probeläufe in Straßburg
1444 / 45 !. Gutenberg – Duck: „Sybillenweissagung“
Ab 1448 Druckerwerkstatt in Mainz
1450 Vertrag mit Johannes Fust über den Aufbau einer Druckerei mit mehreren
Pressen und mehr Personal
1452 Beginn der Arbeit an der 42zeiligen Bibel – B42 (erhöhter Kapitalaufwand)
1454 Frankfurter Reichstag: erste ungebundene Bibeln im Angebot; zwar nur Teile der
Bibel, aber sauber und korrekt geschrieben
1455 / 56 zur Jahreswende ist der Druck der Bibel fertiggestellt
Der lange Herstellungszeitraum lässt sich durch die vorherige Herstellung der einzelnen
Lettern erklären.
1455 trennten sich die Wege von Gutenberg und Fust, belegbar ist dies durch erhaltene
Unterlagen eines Gerichtsprozesses, den die beiden gegeneinander führten. Dabei ging es um
das Geld, das Fust in den Aufbau einer Druckerei investiert hatte. Gutenberg gab neben einer
Geldzahlung auch Teile der Gerätschaften als Pfand an Fust ab, ihre Wege trennten sich.
Die „Sybillenweissagung“ welche in Fragmenten erhalten ist, bietet noch kein wirklich
einheitliches Typenbild der Lettern.
Der vollständig überlieferte und erhaltene Türkenkalender (1454; Mainz) ist bereits
regelmäßiger und klarer im Schriftbild.
Die primäre Absicht Gutenbergs war eine „Schönschreibmaschine“, nicht die Schnelligkeit
stand im Vordergrund, sondern die Schaffung einer „nova ars scribendi“ (neuer Schriftkunst).
Die kunstvollen Malereien wurden allesamt erst nachträglich und manuell eingefügt.
Beschleunigung der Buchproduktion
Von der zweibändigen Gutenberg – Bibel sind 49 von 185 Exemplaren erhalten, jedoch meist
unvollständig.
Druck
Handschrift
185 Exemplare
1 Exemplar
Je 1282 Seiten
Je 1282 Seiten
3 Jahre
3 Jahre
Bedenken muss man dabei natürlich, dass die Herstellung der Lettern in dem 3jährigen
Arbeitsprozess bereits inkludiert ist.
Bei einem Umfang von 42 Zeilen auf 1282 Seiten besteht die Bibel aus etwa 3,5 Millionen
Buchstaben.
Von den 185 Exemplaren wurden 150 auf Papier gedruckt, 35 auf Pergament, wofür die Haut
von ca. 5000 Kälbern benötigt wurde, was natürlich einen immens hohen Kapitalaufwand
erforderte.
Die erhaltenen Bibeln sind mehrheitlich auf Papier gedruckt.
Der Preis dieser Bibeln lag damals um etwa 75 % unter dem Preis qualitativ vergleichbarer
Handschriften.
Mit Inkunabeln oder Wiegendrucken bezeichnen wir alle Drucke vor 1500. Wir müssen den
Begriff metaphorisch sehen, sozusagen als Druckwerk, welches noch in der Wiege liegt.
Johannes Fust gründete nach der Trennung von Gutenberg mit seinem Schwiegersohn Peter
Schöffer eine selbständige Druckerei als Konkurrenz.
1468 stirbt Gutenberg, dessen herausragende Leistung in der Erfindung eines
Handgießinstruments und der passenden Metalllegierung zur Produktion einzelner Lettern.
Der Buchdruck verbreitete sich rasch in Europa. Um 1500 gab es bereits 260 Orte mit
Druckereien. Allein im Vatikan befanden sich 40 Druckereien, da die Kirche einen hohen
Bedarf an Büchern hatte. 25 davon befanden sich im Besitz von Deutschen.
Im Handelsstandort Venedig gab es in etwa zur gleichen Zeit bereits 150 Druckereien. Die
Wichtigkeit des Buchdrucks wurde schnell erkannt und führte zu dieser enormen
Verbreitungsgeschwindigkeit.
Lob und Kritik der neuen Technologie
Die ersten der 185 Exemplare wurden großteils schon vor der Fertigstellung verkauft. Es
wurde von „Bereicherung“ und „Erleuchtung“ der Welt gesprochen, „Welterfahrung“ war
plötzlich auch ohne Reisen möglich. Lernen ohne interpersonellen Kontakt wurde breit
verfügbar, vorher war dies nur dem Adel möglich.
Natürlich herrschte auch Angst vor Missbrauch vor, ketzerischen Schriften, Lästerbüchern
und Schandbüchern.
Es entstand eine neue Form des kulturellen Gedächtnisses, eine neue Bewahrung von Wissen.
Auch Klagen über Informationsüberschuss und Neufündigkeit (Neugier) blieben nicht aus.
In China und Korea waren Drucke schon früher bekannt, in etwa im 8. Jahrhundert. Es fand
jedoch keine Verbreitung statt, da sie nur dem Kaiser und seinem Hof zustanden. Der Druck
wurde später re – importiert aus Europa. Es kommt hier die sozialsystematische Komponente
des Medienbegriffs zum Tragen, welche die Tatsache beinhaltet, dass die Durchsetzung eines
Kommunikationsmittels an soziale Institutionen gebunden ist.
Kommerzialisierung der Kommunikation
Durch das Entstehen einer neuer Marktwirtschaft, eines neuen Vertriebssystems entstehen
neue Kommunikationsbahnen. Das Kommunikationsmodell wird vereinfacht, die
Textzirkulation schneller, es gab zudem noch keine Zensur. Der Wissenszugang ist neu
reguliert und nicht mehr nur elitären Schichten vorbehalten. Viele Buchmacher beginnen,
Werbung für sich selbst auf den Titelblättern zu machen. Kaufkraft wird zur neuen
Voraussetzung, es herrschen keine Ständeunterscheidungen mehr vor.
Siehe Folien 4: Evangelienharmonie des Mönches Ottfried von Weißenburg
(Zusammenfassung der Evangelien)
Bücher sind aber nach wie vor teuer und nicht für alle Menschen erschwinglich. Prinzipiell
hat aber ein jeder die Möglichkeit, Bücher zu konsumieren, wenn er lesen und schreiben kann.
Dies traf vor allem auf Patrizier und gebildete Handwerker zu.
Ein hoher Anstieg der Auflagen in Relation zur Handschrift kann beobachtet werden, die
regionale Verbreitung nimmt zu, es gibt keine Kettenbibliotheken mehr, in denen die Bücher
aus Angst vor Diebstahl mit Ketten an der Wand befestigt waren.
Die Unkontrollierbarkeit des raschen Anstiegs an Titeln, keine Zensur, der Nachdruck vieler
Bücher ohne Absprache, kein Copyright und keine Kontrollinstanzen werden langsam zum
Problem.
Texte werden noch nicht als Eigentum einer Person betrachtet. Eine Privilegierung von
Manuskripten durch den Adel war erlaubt, schriftliche Zusagen der Rechte zur
Vervielfältigung und Nachdrucken waren nur schwer kontrollierbar.
Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Zusage der Eigentumsrechte von Seiten Karl V an die
Witwe von Albrecht Dürer.
Hier entstand quasi die geistige Urheberschaft im Sog des Buckdrucks. Nicht nur eine neue
Autorschaft entsteht, sondern auch eine neue Erkenntnistheorie: der Mensch wird zum
Schöpfer des Wissens, es ist nicht mehr göttlich vermittelt. Theoretische Bücher z. B. zum
perspektivischen Zeichnen (Dürer) werden geschrieben, an die Stelle der göttlichen
Inspiration tritt technisches Wissen (technisierter Betrachter mittels eines Apparates, der nur
Ausschnitte des Blickes zulässt – Bilder siehe Folien 4).
Buchdruck und Reformation – Eine Synergie
Hier ist vor allem Martin Luther (1486 – 1546) von hoher Bedeutung.
Die Forderungen waren reformatorisch: Bibellektüre für ALLE. Dies führte naturgemäß dazu,
dass die römische Kirche Angst vor dem Verlust der Deutungshoheit der Bibel bekam, Laien
würden sich gegen Geistliche wenden. Religiöse Flugschriften wurden zum Massenmedium
des 16. Jahrhunderts.
Luthers „An den christlichen Adel deutscher Nation“ erschien 18.08.1520 in einer Erstauflage
von 4000 Stück war bereits nach 5 Tagen vergriffen. Auch das Neue Testament 1522 war
bereits nach kürzester Zeit mit mehr als 100.000 Stück verbreitet.
Es ist dies der Beginn einer auf Basis der Schriftkultur räsonierenden Öffentlichkeit.
Folgen des Buchdrucks für die literarische Kommunikation
1. Bücher wurden wesentlich billiger – bessere Zugänglichkeit
2. Neue Leserschichten für fiktionale Literatur
3. Prosa statt Verse (erzählenden Dichtung); im Mittelalter wurde Prosa lediglich für
Rechtstexte etc verwendet, Prosaauflösungen finden statt: Umwandlung Vers in Prosa
4. Entstehung neuer Genres: Volksbuch / Prosaroman z. B. „Volksbuch vom Dr.
Faustus“
5. Mehrere Bücher werden einmal gelesen, statt ein Buch mehrmals
6. Texte besser lesbar – Beschleunigung des Lesens
7. Stilles Lesen beginnt lautes Lesen abzulösen
8. Tendenz weg von der Aufführung der Literatur hin zum einsamen Lesen (Reduktion
des multisinnlichen Aspektes)
9. Auktorialer Erzähler
Charakteristika der Buchdruckkultur
Organisation des Wissens
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Bücher als zentrale Wissensquelle
Abwertung des mündlichen Wissens, Aufwertung des Visuellen
Rapides Anwachsen der Informationsmenge
Zensur nach dem Druck
Markt als Regulator der Distribution
Tendenz zur Demokratisierung des Wissens
Charakteristika des Mediums
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Identische Reproduzierbarkeit
Steigen der Menge, sinken der Preise
Gute Lesbarkeit
Papier statt Pergament
Frage des Urheberrechts wird virulent
Buch als Massenprodukt
Funktion und Status von Dichtung

Geschriebene fiktionale Texte werden neuen Bevölkerungsgruppen
zugänglich: Grenze zwischen Fiktion und Realität wird
problematisch
Zum Nachlesen:
Michael Giesecke Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die
Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Frankfurt a. M. 1991
Die Entstehung der modernen Lesekultur im 18. Jahrhundert
Dynamiken der Mediengeschichte
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
Trägheitseffekt: bis das Medium seine Wirkung entfaltet
Ungleichzeitigkeit: sozial und regional
Unterscheidung zwischen technischer Machbarkeit und sozialer
Durchsetzung (Prognosen)
Abhängigkeit z. B. vom alten Medium
Gegenabhängigkeit: Bezug zwar auf das Vorherige, aber in
gegenteiliger Hinsicht
Autonomie / Selbständigkeit
Der letzte Punkt ist auf Michael Gieseke zurückzuführen, er muss jedoch
entwicklungspsychologisch betrachtet werden. Diese Dynamiken sind jedoch nicht auf jeden
Medienumbruch umlegbar.
Die Leserevolution im 18. Jahrhundert
Grundlegende Veränderungen der Lesekultur





Verbreitung der Lesefähigkeit (Generationen)
Quantität der Lektüre
Soziale Zusammensetzung des Lesepublikums
Lesestoff (Romane, Lyrik, Belletristik etc.)
Qualität der Lektüre (weg vom wiederholten Lesen)
Soziale und Kulturelle Veränderungen (Prägung bis heute)






Emanzipation des Bürgertums hinsichtlich gesellschaftlicher, politischer und
wirtschaftlicher Bedeutung, das Zunftwesen fällt weg, neue Beziehungen zwischen
dem Individuum und der Gesellschaft, ein Orientierungsbedürfnis entsteht.
Aufklärung: philosophische Werte, Wissen, Bildung, Gleichheit der Menschen,
Entwicklung des eigenen Ichs… werden thematisiert
Säkularisierung
Modernisierung des Schulunterrichts (Schulpflicht)
Lesen vs. Auswendig lernen, Verstehen vs. Wiedergeben
Ablöse der Buchstabiermethode
Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang:
Heinrich Stephani: Reformation des Leseunterrichts, Hinwendung zu Lautiermethode
Friedrich Kittler: für ihn war die Lautiermethode so revolutionär wie nur die Einführung der
Schrift; „Aufschreibsysteme 1800 – 1900“
Verbreitung der Lesefähigkeit
Schätzungen: Anteil der lesefähigen Bevölkerung Mitteleuropas über 6 Jahren
1770 – 15 %
1800 – 25 %
1830 – 40 %
1870 – 75 %
1900 – 90 %
Nach Rudolf Schenda 1970
Wir sprechen hierbei aber nicht von potentiellen Lesern, sondern von der Lesefähigkeit der
Menschen. Es sind selbstverständlich auch andere Einteilungen mit verschiedenen Aspekten
möglich.
Regelmäßige Leser aus der erwachsenen Bevölkerung um 1800 gab es lediglich ca. 1,5 %,
anspruchsvolle Literatur war weiterhin einer Elite vorbehalten.
Im Jahr 2000 gaben ca. 40 % der erwachsenen Bevölkerung an, mindestens einmal pro
Woche in einem Buch zu lesen.
Zuwendung zur Belletristik
Belletristik
3–5%
5,8 % (Romane 2,6 % )
16,4 % (4,0 % )
21,4 % (11,7 % )
17. Jd
1740
1770
1800
Religiöses
40 – 60 %
19,1 %
10,8 %
5,8 %
Prozentanteil der Titel der Messkataloge (Buchmessen)
Anstieg der Romanproduktion in 5 – Jahres – Schritten (Deutschland)
1765 – 69
1780 – 84
1800 – 1804
2007
135 neue Romane auf dem Markt
449
1429
14.056 belletristische Neuerscheinungen
Neue Lesestoffe



Statt Erbauungsliteratur Belletristik und Sachliteratur
Interesse für zeitgenössische deutschsprachige Literatur
Unterschiedliche Leseerfahrungen zwischen den Generationen; Identitätsauffindung
über die Literatur
Neue Leseweise
Tendenziell:
Still statt laut
Leseerlebnis statt Versenkung
Mehrere Bücher statt ein Buch immer wieder
Erfahrung des Neuen statt Festigung des Bekannten
Lektüre und Individualität
„Die Figur des individuellen bürgerlichen Lesers, ja überhaupt der einzelnen bürgerlichen
Persönlichkeit mit besonderem Erleben, Fühlen und Denken existierte am Anfang des 18. Jhd
noch gar nicht. Sie konnte erst erwachsen, als im Gefolge der Aufklärung die erlebnishafte
und individualisierende Literatur dem Bürger Entfaltung, Vielseitigkeit und Spezialisierung
ermöglichte.“
Nach Rolf Engelsing
Neue gesellschaftliche Bedeutung des Lesens




Literarische Bildung erhält soziales Prestige
Keine feste soziale Zuordnung der Leser
Entstehung einer bürgerlichen Öffentlichkeit
Großteil des Romanpublikums sind Frauen (bis heute)
Lesediskussion in der Literatur

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
Christoph Martin Wieland: Der Sieg der Natur über die Schwärmerei, oder die
Abenteuer des Don Sylvio von Rosalva , eine Geschichte, worin alles Wunderbare
natürlich zugeht (1764)
Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther (1774)
Karl Philipp Moritz: Anton Reiser. Ein psychologischer Roman (1785 – 90)
Literatur und Film
(Intermedialität – Wechselbeziehung siehe Text V im Skriptum)
Literaturgeschichte als Vorgeschichte des Films
Vorgeschichte, gesellschaftliche Entwicklungen, Kausalitäten des 19. Jhd.




Industrialisierung
Neues gesellschaftliches Verständnis
Neue Wahrnehmungsformen (Foto etc.)
Neues Verständnis von Technik
Joachim Paech: Literatur und Film. Sammlung Metzler Zweite Auflage 1997
Die Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts hat bereits Aspekte des Filmischen
vorweggenommen:



Konzentration auf das Sichtbare: genaue Schilderung des Optischen; ein neues
Interesse am Sichtbaren; in der Literatur zu finden u. a. bei Flaubert und Zola, Edgar
Allan Poe, filmisch umgesetzt u. a. von Sergej Eisenstein – Panzerkreuz Potemkin
1925
Erzählperspektive des Beobachters u. a. bei E. T. A. Hoffmann – Des Vetters
Eckfenster 1822 (Beobachtung des Marktplatzes durch ein Fenster)
Parallelmontage: mehrere sich zur gleichen Zeit abspielende Ereignisse, die parallel
nebeneinander erzählt werden und nicht einzeln nacheinander z. B. Eisenstein Madame Bovary von Flaubert)
Die Entwicklung der Filmsprache von Seiten der frühen Regisseure wie eben Eisenstein,
David W. Griffith etc geht von diesen Punkten und realistischen, bürgerlich nahen Texten aus.
Erzählerische Verfahrenstechniken werden übernommen.
Anfänge des Films
28. Dezember 1895
Grand Cafe, Paris
1. öffentliche Vorführung des Cinematographen von Auguste und Louis Lumiere
Die bewegte Photographie war in Wien ab Mitte April 1896 zu bewundern.
Die Technologie der Lumieres war damals nicht einzigartig, auch Edison entwickelte z. B
eine ähnliche Maschine, den Kinetograph, aber die Technik der Brüder setzte sich durch.
Um 1890 – 95 gab es etwa 120 Techniken / Apparaturen zur Filmvorführung.
Projektion = kollektive Rezeption
Edison – individuelle Rezeption
Kino als Teil der populären Unterhaltungskultur
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
In Varietes, Vaudeville – Theatern, Music – Halls, auf Jahrmärkten wie dem Wiener
Prater; um 1909 gab es 62 ständige Abspielplätze in Wien
Im Rahmen der proletarischen Massen – Unterhaltungskultur
Bewegte Bilder als Attraktion
Nur ein Teil eines Nummernprogramms
Einzelfilme nicht länger als 1 – 2 Minuten
Literarisierung des Films
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

Das Kino musste den Ansprüchen und kulturellen Bedürfnissen des Bürgertums
entgegenkommen, natürlich mit Rücksichtnahme auf das Proletariat; 1908 / 09 beginnt
die Verfilmung von erfolgreichen Theaterstücken und Romanen
Literatur als Vorbild für filmische Erzählweisen ( Charles Dickens für David W.
Griffith)
Umfangreiches Reservoir an erzählten Geschichten zur Adaption
Zahlreiche Literaturverfilmungen am Anfang wie z. B. Quo vadis? Von Enrico
Guazzoni Italien 1912
Gezielte Anwerbung von Autoren für Filmproduktionsfirmen z. B. Hugo von
Hofmannsthal
Verfilmung von Populärliteratur wie Dr. Mabuse oder Zorro (Massenliteratur)
Filmische Schreibweise
„Der Filmsehende liest Erzählungen anders. Aber auch der Erzählungen schreibt, ist
seinerseits ein Filmsehender.“
Berthold Brecht – Erläuterungen zum Dreigroschenprozess
Tolstoi 1908 – Veränderungen der literarischen Schreibweise
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Montage und Schnitt
Wechsel der Blickpunkte
Vielzahl an Sinneseindrücken – Simultanität
„Schockförmige Wahrnehmung als formales Prinzip“ Walter Benjamin
Beispiel Arthur Schnitzler
Biografie
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
Geboren 15.05.1862 in Wien
Studium der Medizin, Promotion 1886
09.10.1895 Uraufführung von „Liebelei“ am Burgtheater
1900 „Lt. Gustl“ veröffentlicht, sowie „Der Reigen“ als Privatdruck
1912 „Professor Bernhardi“
1920 Uraufführung des „Reigen“ in Berlin
21.10.1931 Tod in Wien
Verfilmungen
u. a.
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
Liebelei (1933 u. a. mit Magda Schneider, Paul Hörbiger)
Anatol (1921 USA „The affairs of Anatol” Regie: Cecil B. de Mille` s)
Fräulein Else
Der junge Menardus (Mikail Certez, später Michael Curtis u.a. drehte er Casablanca)
Der Autor arbeitete selbst eifrig an den Umsetzungen seiner Bücher mit, 1931, in seinem
Todesjahr, arbeitete er an einem Tonfilm mit und zwar „Daybreak“ – „Das Spiel im
Morgengrauen“ als Vorlage.
Diese Mitarbeit am Film war einerseits eine neue Form des künstlerischen Ausdrucks,
andererseits eine zusätzliche Einnahmequelle.
Schnitzler war ein begeisterter Kinogeher, zwischen 1904 und 1931 besuchte er mehr als 800
Mal das Kino. Dies ist in seinem Werk kaum thematisiert, lediglich im Tagebuch notiert. In
seiner Schreibweise ist es bemerkbar.
Für die hohe Zahl an Kinobesuchen gibt es wohl 3 Motive:
1. Als Geschäftsmann und Produzent von Stoffen für das Kino; Beobachten der
Konkurrenz und Regisseure, die seine Bücher verfilmen sollten
2. Aus purer Zerstreuungslust, er besuchte viele Komödien und Slapstick
3. Um die Beziehung zu Clara Pollaczek geheim zu halten
Schnitzler stand bereits mit Georg Wilhelm Pabst in Verhandlung bezüglich der Verfilmung
der Traumnovelle und hatte bereits mit der Arbeit am Drehbuch begonnen. Jedoch aufgrund
des „Dreigroschenprozeß“, den Berthold Brecht und Kurt Weill gegen den Produzenten der
Verfilmung der „Dreigroschenoper“ führten, sagte er dieses Projekt ab. Auch das Drehbuch
Schnitzlers (fragmentarisch erhalten) beginnt, wie Kubrick, mit der Ballszene.
„Traumnovelle“ 1926
Es finden sich eine Reihe von typischen Charakteristika für Schnitzlers Schreiben vor:

Erzählstruktur: klar gebaut, kreisbildende Struktur, die Geschichte beginnt am Abend
und endet am Morgen, sehr geschlossen; Ehegeschichte; Doppelstruktur: einerseits die
Erlebnisse des Mannes, andererseits die Träume der Frau

Themenfelder: geheime Bezirke, die Abgründe der Triebwelt in einer äußerlich
perfekten bürgerlichen Ehe, in der sich bedrohliche Triebe und Dynamiken eröffnen,
Erzählen von Begehren und geheimen Wünschen, das Erforschen des Inneren

Figuren: Albertine erzählt offener und freimütiger über ihre Fantasien, ist ihrer
abgründigen Seite mehr bewusst als ihr Mann; Fridolin ist gebundener an bürgerliche
Konventionen, hat starrere und Denk- und Verhaltensmuster als seine Frau

Kontext: bürgerliche Wirklichkeit der untergehenden K & K – Gesellschaft, einer
großbürgerlichen Szenerie; Doppelbödigkeit und Heuchelei hinsichtlich Sexualität /
Sexualmoral trotz aller bürgerlichen Ehe- und Moralvorstellungen; beginnendes neues
weibliches Selbstbewusstsein und Verunsicherung der patriarchalen Muster
1907 bereits stellt Schnitzler erste Überlegungen zu dem Text an, beginnt 1921 daran zu
schreiben.
Der erste Titel war nicht „Traumnovelle“, sondern „Doppelnovelle“, aufgrund der doppelten
Erzählstruktur, der Ähnlichkeit zu Freud und der Parallelität von literarischem Verfahren und
psychoanalytischem Verfahren.
Zitat aus der Traumnovelle:
„Sie gerieten in ein ernstes Gespräch über jene verborgenen traumgeahnten Wünsche, die
auch in die klarste und reinste Seele trübe und gefährliche Wirbel zu reißen vermögen und sie
redeten von den geheimen Bezirken nach denen sie kaum Sehnsucht verspürten und wohin
der unfassbare Wind des Schicksal sie doch einmal und wärs auch nur im Traum verschlagen
könnte.“
„So mochte das für das Unsagbare als Ausdruck gelten und dessen aufrichtige Beichte sie
vielleicht von einer Spannung und einem Misstrauen befreien können das allmählich
unerträglich zu werden anfing.“
Zudem sah Freud in Schnitzler auch eine Art literarischen Doppelgänger sie hatten ähnliche
Themen und ähnliche Methoden.
Der Schluss ist auffällig für Schnitzler: versöhnlich, fast optimistisch, keine Katastrophe oder
letales Ende für die Protagonisten, der Beginn selbstreflektierend (intertextueller Verweis;
Lesen über Lesen). Es finden sich märchenhafte Motive und Ansätze, unheimliche und
schauderhafte Momente (Schauerroman – vertrautes wird unbekannt). Die Motive spiegeln
sich (Nachtseite, dunkle Seite - märchenhaft), verweisen aufeinander und sind verwoben z. B.
Träume von Albertine – Erlebnisse von Fridolin; Arzt – Nachtigall als Fastarzt. Die Abgründe
der Triebwelt in einer äußerlich perfekt wirkenden Ehe werden dargestellt.
Es findet sich eine Dynamik, ein stetes Spannungsverhältnis:
Bürgerliche Ehe – Begehren – Liebe (Erotik, Sexualität)
Traum und Wahrheit bleiben am Ende in ihren Grenzen offen: „fluktuierendes Zwischenland
zwischen Bewusstem und Unbewusstem“, die Wirklichkeit entspricht nicht der innersten
Wahrheit.
Zitat aus der Traumnovelle:
„.. dem Schicksal dankbar sein, glaube ich, dass wir aus allen Abenteuern heil davon
gekommen sind, aus den wirklichen und aus den geträumten. Weißt du das auch ganz gewiss
fragte er. So gewiss als ich ahne, dass die Wirklichkeit einer Nacht, ja das nicht einmal die
eines ganzen Menschenlebens zugleich auch seine innerste Wahrheit bedeutet. Und kein
Traum seufzte er leise ist völlig Traum. … Nun sind wir wohl erwacht, sagte sie, für lange.“
Fridolin ist bürgerlicher und konventioneller als Albertine, viel starrer und zurückhaltender.
Es handelt sich um die bürgerliche Wirklichkeit der K & K – Gesellschaft in Österreich. Ihre
Heuchelei und die Doppelbödigkeit der Sexualität werden geschildert. Syphilis war damals
eine ständige Gefahr, galt sie noch als unheilbar.
Neben dem neuen weiblichen Selbstbewusstsein beginnt auch ein zeitgenössischer
Antisemitismus (Schnitzler war Jude und selbst oft Ziel von Angriffen), die Protagonisten
werden stark isoliert.
Stanley Kubrick 1928 – 1999
Bekannteste Filme
1960 - Spartacus
1964 - Dr. Strangelove or how I learned to love the bomb
1968 – 2001 – A Odysee in space
1971 – A clockwork orange
1980 – Shinning
1987 – Full Metal Jacket
1999 – Eyes Wide Shut
Kubrick hat wenige Filme gedreht, aber er hat sich immer neue Genres gesucht und dabei
versucht, das jeweilige Genre zu revolutionieren.
Sinn vs. Sinne: mediale Unterschiede
“Die Romanverfilmung hebt die Kompositionsaktivität der Lektüre auf. Alles kann
wahrhaftig wahrgenommen werden, ohne dass ich etwas hinzubringen, geschweige mich dem
Geschehen gegenwärtig machen muss. Deshalb empfinden wir dann auch die optische
Genauigkeit des Wahrnehmungsbildes im Gegensatz zur Undeutlichkeit des
Vorstellungsbildes nicht als Zuwachs oder gar als Verbesserung sondern als Verarmung.“
Wolfgang Iser
Ein Film hat eine andere Medialität als das Buch, er muss Dinge zeigen, die Texte in zwei
Zeilen erzählen können, der Film wendet sich direkt an unsere Sinne, während der Text Sinn
imitiert, das Erleben einer Vorstellung im Kino vs. sich selbst Vorstellungen machen.
Eine Literaturverfilmung sollte als Film ernst genommen werden und nicht als Bebilderung
eines Textes.
Eyes Wide Shut
Die Anfangsszenen des Films geben bereits in vielen Bereichen die ästhetische Richtung des
gesamten Filmes vor, sie leiten nicht nur narrativ ein sondern auch in die Filmästhetik.
1. Kamerabewegung und -perspektiven
 Fließende Bewegungen, wie die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit fließend
und nicht in ihren Übergängen beschränkt sind
 Fahrten z. B. die Gänge entlang, die Protagonisten werden beim Eintreten in neue
Räume begleitet
 Kreisbewegungen, (Film und Text!) umkreisen der Figuren z. B. beim Tanzen
2. Montage / Zusammensetzung
 Überblendungen z. B. ebenso beim Eintritt in neue Räume
 Rasche Schnitte, keine klar markierte Grenzen
 Parallele Handlungsführung ab dem Beginn / Doppelstruktur
3. Einzelbilder
 Klare Farbgestaltung, beinahe schon wie bei Gemälden
 Dominante Spektralfarben: Rot, Blau, Gelb, Orange, sehr konsequent (im Text kehrt
Rot als leitmotivische Farbe immer wieder), entsprechen eher Traumbildern als
Bildern der Realität
 Bedeutung des Regenbogens; Zusammennahme der Spektralfarben; es kommt nie zur
Erfüllung, wird immer abgebrochen
 Lichtquellen im Bild sichtbar; auch aufgrund der Tatsache, dass Kubrick auf
künstliche Beleuchtung fast komplett verzichtet, von Außen wird nur eine kleine mit
Papier verdeckte Lampe verwendet
4. Raum, Dekor, Architektur
 New York der Gegenwart
 Bürgerlich – wohlhabende Welt
 Vorwiegend Innenräume
 Labyrinth der Wohnung
 Allgegenwärtige Weihnachtsbäume, ebenso in Spektralfarben leuchtend; Signal- und
Symbolwirkung: Fest der Familie (der heiligen) als Kernzelle des bürgerlichen
Gesellschaftsmodells und sie ist in Gefahr, worauf der Baum hinweist (ebenso als
Lichtquelle, da auf künstliches Licht fast gänzlich verzichtet wird)
5. Hauptfiguren
 Casting
 Eigenschaften
 Bedeutsame Gesten, Handlungen
 Wichtige Aussagen, Schlüsselsätze
6. Ton: Dialoge, Soundtrack
 Pointiert eingesetzter Sound (Klaviertöne, Stille, Songs…)
 Leitmelodie: Walzer aus Dimitri Schostakowitsch: Jazz – Suite
 Thematische Songs
Reader: von Hoff, Dagmar: Kunstwelten im Dialog. Literatur und Film.
Buchmarkt und Verlagswesen
Die Distribution von Büchern in der Gesellschaft wird als sozialsystematische Komponente
des Medienbegriffs gesehen.
Sie ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig wie z. B. gesellschaftlichen oder auch
politischen Faktoren.
Die Warenzirkulation von Büchern geschieht ab der Neuzeit am Buchmarkt.
Rückblick
Kulturwissenschaftlicher Medienbegriff
Medium = Kompaktbegriff; Zusammenwirken von 4 Komponenten
Kommunikationsinstrumente:
Semiotische Kommunikationsinstrumente
Medientechnologien
Sozialsystematische Komponente
Medienangebote
Das Buch als Kulturgut und Ware (doppelter Charakter)
Buchpreisanbindung
Dies bedeutet, dass der Ladenpreis vom Verlag festgelegt wird. In Österreich besteht diese
Bindung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Es gibt einige Ausnahmen:




An Bibliotheken, Schulen
gebrauchte Bücher
fremdsprachige Bücher
Bücher aus Ländern ohne Preisbindung wie Großbritannien und die Schweiz
Die Bindung gibt es in Österreich, Deutschland und Frankreich.
Die Schweiz schaffte den festen Buchpreis im Mai 2007 ab, Großbritannien bereits 1997.
Auch die EU macht Druck aufgrund der „Wettbewerbsfreiheit“, wobei doch gerade die
Buchpreisbindung eine vielfältige Buchhandellandschaft erhält.
Absehbare Folgen einer Abschaffung
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Beschleunigter Verdrängungswettbewerb
Strategische Vorteile für große Buchhandelsketten
Filialisierung („Strukturbereinigung“)
Verbilligung von Bestsellern
Konzentration auf wenige, gewinnbringende Titel
Einschränkung des Angebotes an Titeln
Rückgang unabhängiger Buchhandlungen
Die Akteure des Buchhandels
Autor
Verlag
Hersteller
Zwischenbuchha
ndel
Barsortimente
etc.
Buchhandlung
Käufer
Der Marketingbereich erreicht zunehmend an Wichtigkeit. Zwischen- bzw. Großhändler oder
direkte Bestellung vom Verlag werden hauptsächlich aus Lagergründen getätigt. Nur wenige
Buchhandlungen haben entsprechend Raum, die Masse an Büchern zu lagern.
Konzentration und Internationalisierung
Die momentanen marktbeherrschenden Verlagsgruppen im deutschen Raum sind:



Random House – Bertelsmann (weltweit größter Verlag)
Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (z. B. die Zeit)
Hanser Verlag (u. a. Zsolnay)
Aktuelle Tendenzen am Buchmarkt: Buchproduktion allgemein
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
Durch die Beschleunigung des Literaturbetriebes gibt es seit 2004 wieder steigende
Umsätze. 2007 waren es ca. 9,6 Mrd. Euro.
Das Kerngeschäft Buch hat im Zeitraum 2005 – 2006 um 2 % zugenommen
Der Markt ist geprägt von hohen Produktionsraten und kurzen Lebenszyklen. Es gibt
zwar viele Neuerscheinungen, diese sind als solche aber nur kurz am Markt. Falls sie
sich nicht bewähren bzw. gut verkaufen werden sie ins moderne Antiquariat gegeben.
Im Jahre 2006 gab es auf dem deutschen Markt 94.175 Neuerscheinungen
Große Publikumsverlage machen mehr als 54 % ihres Umsatzes mit neuen Titeln
Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Interessensvereinigung)
Aktuelle Tendenzen: Belletristik
Hier wurde 2007 ein Umsatzrückgang von -1,9 % beobachtet
Im selben Jahr gab es 14.056 Neuerscheinungen, was ca. 16,3 % aller Erstauflagen entspricht
Umsatzverteilung:

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
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49,9 % erzählende Literatur
25,6 % Spannung, Krimi, Thriller etc.
7,2 % Science Fiction / Fantasy
1,8 % Lyrik / Dramatik
…
Weitere Tendenzen

Der Anteil des Online – Buchhandels wie amazon ist steigend. 2007 waren es ca. 850
Mio. Euro, was in etwa 9 % des Gesamtumsatzes des Buchhandels entspricht.

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
Der Hörbuchmarkt ist ebenso ansteigend, der Umsatz beträgt in etwa 200 Mio. Euro
pro Jahr
Auch Sondereditionen und Billig – Buchreihen sind im Aufwind wie z. B. die
Süddeutsche Bibliothek
Buchgemeinschaften wie z. B. Donauland sind im Abstieg
Zudem gibt es neue technologische Entwicklungen wie Print on Demand, dem
Nachdruck auf Kundenwunsch oder E – Book sowie diverse Digitalisierungsprojekte.
Die Zeitspanne zwischen dem Erscheinen der gebundenen Ausgabe und der
Taschenbuchform ist erheblich kürzer geworden.
Die Marketingpolitik der Verlage ist auf wenige gewinnbringende Titel ausgerichtet.
Wichtige österreichische Literaturverlage
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
Paul Zsolnay Verlag / Deuticke Verlag (Wien)
Residenz Verlag (St. Pölten)
Otto Müller Verlag (Salzburg)
Haymon Verlag (Innsbruck)
Wieser Verlag (Klagenfurt / Celovec)
Jung und Jung (Salzburg)
Droschl (Graz)
Picus Verlag (Wien)
Ueberreuther (Wien)
Es gibt in Österreich keine Interessenvertretung wie den Börsenverein des Deutschen
Buchhandels. Darum wandern viele Autoren zu deutschen Verlagen über, da für sie so eine
größere Zielgruppe erreichbar ist.
Beispiel Klever Verlag
Mag. Ralph Klever – www.klever-verlag.com
Ab Mitte der 90er – Jahre kann eine zunehmende Digitalisierung des Verlagswesens
beobachtet werden. Das E – Book hat einen Hype bereits seit Mitte der 90er.
Literaturtheorie als solche wurde in Österreich quasi aus Ländern wie Frankreich,
Deutschland etc. importiert.
Heimrat Becker – Oberösterreichischer Verleger für experimentelle Literatur
Anfang der 90er – Jahre lag der Hauptfokus auf Literatur aus Deutschland, im Speziellen
Literatur aus Berlin.
Verlagsförderungen existieren in Österreich seit 1993. Sie werden von einem Komitee
vergeben, welches u. a. aus Literaturwissenschaftlern besteht.
Im Jahre 1995 lag der Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse auf Österreich.
Knackpunkt eines jeden Verlages ist der Vertrieb.
Weiters konnten sehr viele Kosten im Verlagswesen durch bessere Technologien reduziert
werden.
Literatur und Fernsehen
Formen der Literatur im Fernsehen
a) Literarische Produktion für das Fernsehen



Literaturverfilmungen wie z. b. Thomas Mann oder Rosamunde Pilcher
Drehbücher zu Fernsehfilmen, Serien etc. wie z. B. Felix Mitterer für den
Tatort
Heute ist es vermehrt umgekehrt, es gibt immer mehr Bücher zu Filmen und
Serien, nicht umgekehrt
b) Information über Literatur durch das Fernsehen
 Literatursendungen
 Beiträge über Literatur in Nachrichtensendungen und Kulturmagazinen
 AutorInnen als Talkshowgäste
Österreichische Literatur für das Fernsehen: Beispiel Alpensaga
Die Alpensaga ist eine TV – Serie in sechs Teilen. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit
von Peter Turrini und Wilhelm Pevny, Regie führte Dieter Berner.
Es war eine Gemeinschaftsproduktion von Österreich (ORF), Deutschland (ZDF) und der
Schweiz (SRG) von 1974 – 79. Die österreichische Erstausstrählung erstreckte sich über die
Jahre 1976 – 1980. Insgesamt sahen ca. 300 Mio. Zuseher auf über 21 Fernsehstationen
diesen Mehrteiler.
ORF – Gesetz / Kultur- und Bildungsauftrag
Der ORF – Programmauftrag enthält einen Kultur- ebenso wie einen Bildungsauftrag.
§ 4.
(1) Der Österreichische Rundfunk hat durch die Gesamtheit seiner gemäß § 3 verbreiteten
Programme zu sorgen für:
5. die Vermittlung und Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft;
6. die angemessene Berücksichtigung und Förderung der österreichischen künstlerischen und
kreativen Produktion;
7. die Vermittlung eines vielfältigen kulturellen Angebots;
…
(3) Das ausgewogene Gesamtprogramm muss anspruchsvolle Inhalte gleichwertig enthalten.
Die Jahres- und Monatsschemata des Fernsehens sind so zu erstellen, dass jedenfalls in den
Hauptabendprogrammen (20 bis 22 Uhr) in der Regel anspruchsvolle Sendungen zur Wahl
stehen. Im Wettbewerb mit den kommerziellen Sendern ist in Inhalt und Auftritt auf
die Unverwechselbarkeit des öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunks zu achten.
Die Qualitätskriterien sind laufend zu prüfen.
Literatur im Fernsehprogramm
Literatursendungen 5.1.-12.1.2009:
 8.1.09 um 22:05 artour Kulturmagazin (Beitrag über die Lyrikerin Eva Strittmatter)
 10.1.09 um 20:15 Ich will nicht wissen, wer ich bin - Heiner Müller (Dokumentation)
 11.1.09 um 10:15 Literatur im Foyer
 12.1.09 um 23:40 LeseZeichen
Intermedialität – Medientransformation

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
Schrift überschreitet die semiotische Schwelle und wird Bild
Komplexität, Tiefe wird zur Oberfläche
1 bestimmtes Buch steht in der Rezeptionstätigkeit gegen TV – Programme in ihrer
Vielzahl
Der Bildungsanspruch wird zur Populärkultur.
Beispiel: Das literarische Quartett
Diese Sendung wurde vom ZDF von 1988 bis 2001 ausgestrahlt. Es sind jeweils 3 Kritiker
sowie ein Gast anwesend. Bis zum Jahr 2000 bestand die Besetzung aus Marcel Reich –
Ranicki, Hellmuth Karasek und Sigrid Löffler. Löffler und Ranicki zerstritten sich jedoch in
der Diskussion um ein Buch (Gefährliche Geliebte) von Haruki Murakami dermaßen, dass es
zur Trennung kam. Löffler wurde durch Iris Radisch ersetzt.
Das Konzept der Sendung ist redlich einfach: 3 – 4 Neuerscheinungen (nicht immer, ab und
an auch ältere Werke) werden von den Anwesenden präsentiert, besprochen und diskutiert.
Das symbolische Kapital der Teilnehmenden besteht im Schauwert sowie im Dialog, dem
Streitgespräch.
Durchschnittlich schaffte es das Quartett, dass ihm mehr als 700.000 Zuseher folgten, in etwa
77 Live – Sendungen wurden ca. 390 Buchtitel vorgestellt.
Das Auftreten des eigenen Buches in der Sendung hatte eine enorme Werbewirkung für jeden
Autor. Jedoch wurde dies von vielen Schriftstellern und Literaturkritikern bemängelt. Der
Sendung wurde vorgeworfen, oberflächlich, banal und bisweilen auch populistisch zu sein,
nichts werde begründet, alles vereinfacht. Ranicki selbst gibt zu, dass es keine ordentlichen
Analysen gibt, die Ergebnisse sogar sehr oberflächlich und nur angedeutet sind. Da 5 Bücher
in 75 Minuten besprochen werden, bleibt für ein jedes nur etwa eine Viertelstunde, ein jeder
Teilnehmer der Sendung kann zu jedem Buch etwa dreieinhalb Minuten etwas sagen.
Zitat Reich – Ranicki:
„…Denn heute kommt es darauf an, das Publikum bei der Stange zu halten. Mit anderen
Worten: Wir müssen dafür sorgen, dass uns das Publikum nicht wegläuft – zu anderen und
nicht unbedingt ehrenrührigen Freizeitbeschäftigungen.“
„…Doch was ich in meinem langen Kritikerleben wollte und was mir nie ganz gelungen ist,
was ich nie ganz geschafft habe – die breite öffentliche Wirkung auf das Publikum-, das hat
mir erst das Fernsehen ermöglicht.“
Weitere regelmäßige Literatursendungen im Fernsehen
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Lesen! - ZDF 22h30; mit Oktober 2008 eingestellt; Moderatorin: Elke Heidenreich; 6
- 8 Mal / Jahr, monologisch + Stargast
les.art - ORF 2 23h; ca. 4 Mal / Jahr; aus österreichischen Literaturhäusern;
Moderator: Dieter Moor; Magazin + Talkshowelemente
Literaturclub - SF 22h40; ca. monatlich, aus der Thalia-Buchhandlung in Basel;
Moderatorin: Iris Radisch; Format an Literarisches Quartett angelehnt:
Gesprächsrunde mit AutorInnen als Gästen
Druckfrisch - ARD 23h30; 8-10x/Jahr; Moderator: Denis Scheck besucht AutorInnen
und stellt Neuerscheinungen vor, auch Sachliteratur
Fremdheit von Literatur und Fernsehen
„Die Erzeugung eines eigenen Raums und einer eigenen Zeit mit dem Mittel der
buchstäblichen Codierung von Erfahrung ist die ureigenste Leistung des Schriftstellers, und
sie ist, beim gegenwärtigen Stand der Dinge, weitgehend fernsehuntauglich, nicht nur was
Interviews und Gespräche mit Schriftstellern betrifft. (…) Das Leitmedium Fernsehen
verwandelt die über einen langen Zeitraum literarischer Kultur geformte unsichtbare
Innenseite der Dinge in sichtbare Oberflächenereignisse.“
Hubert Winkels
Hubert Winkels: Leselust und Bildermacht. Literatur, Fernsehen und neue Medien. Köln 1997
(Kapitel: Der unglückliche Studiogast. Über Literatur im Fernsehen)
Digitale Literatur
Sie ist bereits seit etwa 20 Jahren in Verwendung.
Begriffsklärung
Digitalisierte Literatur
Medienwechsel: Texte, die auch in gedruckter Form vorliegen (könnten) wie z. B. das Projekt
Gutenberg, betrieben vom Spiegel, oder Elfriede Jelinek mit ihrem Privatroman „Neid“
Digitale Literatur
Diese basiert auf dem digitalen Code. Produktion und Rezeption sind ohne Computertechnik
und – technologie nicht möglich.
Charakteristika digitaler Literatur
1. Interaktivität in Form von z. B. Links, Dialogfeldern, Rollenspielen auf Textbasis
2. Doppelter Text = zusätzlich zum normalen, lesbaren Text steht unterhalb von ihm, unter
der Oberfläche ein Programmcode wie z. B. html, java, Quelltexte, Programmtexte
3. Inszenierung = stark performativer Aspekt z. B. durch Töne, Bilder und Bewegung
4. Multimedialität / Intermedialität in Form von visuellen, cinematographischen Elementen
5. Nicht – Linearität: eine Linksstruktur ist zwar vorhanden, aber der Leser entscheidet, in
welche Richtung er geht bzw. wie er vorgeht. Im Unterschied zu gedruckten gibt es hier nur
eine schwache Hierarchie der Textelemente
6. Literarizität: paratextuelle Signale, Hinweise auf den Verfasser sowie Fiktionalität; auch
eine Überstrukturiertheit, eine ästhetische Strukturiertheit durch die Übernahme von
klassischen Textelementen
Genres der digitalen Literatur
Nach N. Bachleitner (http://complit.univie.ac.at)

Hyperfiction / Hyperpoetry z. B. Martin Auer – Lyrikmaschine; Geoff Rymans – 253
or Tube Theater; Der Link ist hier ein wesentliches Textelement

Multimediale Poesie z. B. Young – Hae Chang Heavy Industrials – Operation
Nukorea

Digitale visuelle Poesie: Sie hat eine lange literaturhistorische Tradition: von der
griechischen Antike über Barockdichtung und historische Avantgarde hin zur
konkreten Poesie. Hier wird die Materialität der Schriftzeichen besonders betont z.B.
Rene Magritte – Ceci n est pas une pipe (Das ist keine Pfeife), Reinhard Döhl – Apfel
1965, Johannes Auer – worm apple pie for Döhl

Dichtungsgeneratoren: vom Computer erzeugte und generierte Texte in Form der
Reproduktion materieller Textelemente. Hier gibt es eine starke Verbindung mit der
Forschung bezüglich künstlicher Intelligenz z. B. Manfred Arens – Lorca – Maschine,
Nanette Wylde – haikU. Zu verweisen ist hier auch auf einen Vortrag Italo Calvinos
1967 zum Thema Kybernetik.

Fortgeschrittene Textgeneratoren wie z. B. Günther Gehl – Poetron 4G Version 5.0

Literarische Computerspiele und Program Code Poetry gibt es auf der Seite Norbert
Bachleitners zu finden:
http://complit.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/abt_complit/VOdigilit4.doc
Problem der Analysierbarkeit
Was soll bei Hypertexten analysiert werden?
Das gesamte Informations-/ Textpotential?
Alle im Text angelegten Erzählstränge?
Nur die tatsächlich aktualisierten Pfade?
Die Programmierung als entscheidender Bestandteil des digitalen Text?
Grenzen der Literaturwissenschaft
Erweiterung der literaturwissenschaftlichen Kompetenzen um folgende Aspekte nötig
1. Analyse der Multimedialität (Bild, Ton, etc.)
2. Analyse des Programmcodes, des „zweiten Textes“
3. Analyse der Spielanteile, des Spiels mit visuellen, auditiven etc. Effekten
4. Analyse der User-Beteiligung / Interaktivität / Performativität
Weiterführende Literatur

e-zine von Roberto Simanowski: http://www.dichtung-digital.de/

Segeberg, Harro; Winko, Simone (Hg.): Digitalität und Literalität. Zur Zukunft der
Literatur. München 2005. Auch unter: http://www1.uni-hamburg.de/DigiLit/

Simanowski, Roberto (Hg.): Digitale Literatur. München2001 (= Edition Text + Kritik
152).
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