Zusammenfassung von Melanie Wehmeier folgender Texte: Gisela Steins (2005) Sozialpsychologie des Schulalltags; „Das Ich und die anderen“ Hans-Werner Bierhoff (2006) Sozialpsychologie. Ein Lehrbuch; „Soziale Vergleiche“ Soziale Vergleiche Das Ich und die anderen: Sozialer Vergleich und seine Folgen Hintergrund o In früher Kindheit andauernde soziale Deprivation (Entzug von gewünschtem, Mutterliebe) = erlernen von grundlegenden Fähigkeiten wie Sprechen, Lachen kaum oder mit großer Mühe. o Soziale Begegnungen wichtig für emotionales Erleben, anregend. Strukturieren den Alltag, unsere äußere Struktur und damit auch die innere Struktur. o Soziale Organisation des Alltags funktioniert über soziale Vergleiche und entspr. Ergebnissen: Thema „Soziale Vergleiche – wie funktioniert der Vergleich und welche Folgen zieht er nach sich? Die Theorie der sozialen Vergleichsprozesse von Festinger o Unterscheidung von zwei Arten der Realität: Physikalische und soziale Realität. o Soziale Vergleiche im Gespräch mit anderen, wenn wir uns der Richtigkeit unserer Meinung unsicher sind. Unsicher in Themen der sozialen Realität. Es erfolgt eine Meinung, die wir selbst für richtig erachten. Diese Richtigkeit ist nicht nachprüfbar. o „Gruppendynamik“, wenn wir mit einer Gruppe übereinstimmen, ansonsten folgt evtl. der Ausschluss. Die Anwendung auf den schulischen Alltag – Vergleich von schulischen Leistungen o Notenfreie Schulen o Schüler vergleichen sich auch ohne Noten, wenn o.g. „soziale Vergleichstheorie“ greift o Vergleiche dienen zur realistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten Die Situation in der deutschen Primarstufe o Lehrer gibt nicht unbedingt Info über soziale Vergleiche, aber Schüler legen dann selbst fest, wer „Bester“ oder „Schlechtester“ o Umgang mit Relativität von Leistungsbewertung muss gelernt werden o Leistungen sind relativ zur jeweiligen Bezugsgruppe und zur eigenen Entwicklung. Sie sind nicht stabil sondern veränderbar. o Man kann nur gezielt an Fähigkeiten arbeiten, wenn Wissen über Schwächen und Stärken vorhanden und Raum der Möglichkeiten bewusst ist Einführung von Noten Wie erklärt man Schülern, was Noten sind, wenn sie bisher nur ausformulierte Beurteilungen bekamen? o Dienen der Leistungsbewertung o Lob und Tadel nicht in Worten, sondern als Zahl ausgedrückt o Verbesserung oder Verschlechterung leichter ablesbar o Vergleich mit anderen Schülern (bessere oder schlechtere) o Dürfen nicht abschrecken, sagen nichts über Charakter, sondern über Leistungen Systematische Wahrnehmung von Informationen o Kinder müssen frühzeitig lernen, Info über individuelle Entwicklung systematisch wahrzunehmen (Uhr: Wie lange übe ich oder wie oft frage ich nach?) o Wenn sich Kinder solcher Fragen bewusst sind, können sie sich besser einschätzen und Noten sind nicht mehr schockierend, bzw. sie wissen, wo sie dran arbeiten müssen Sozialer Vergleich facettenreich gestaltet o Durch gezielte Vergleichsinfo bekommen Kinder Rückmeldung über geringere Begabung Fächerbezogen o Lernziele müssen klar formuliert werden, Bewertungskriterien transparent dann erkennbar für Schüler, welches Kriterium nicht erfüllt wurde (ZB Aufsatz wg. Orthografie, Phantasie oder Sprachwahl) Das Selbstwerterhaltungsmodell o Soziale Vergleichsprozesse geben Sicherheit über Richtigkeit von Meinung o Wir bewerten soziale Vergleichsinfo als Info über unsere Person o Dies formt Identität und kann emotionalen Haushalt beeinflussen o Tesser (1988) untersucht Auswirkung sozialer Vergleichsprozesse auf die Emotion von Personen o Dabei drei Variable, die Rolle spielen und miteinander in Beziehung stehen: „Psychologische Nähe zur Vergleichsperson“, „Leistungsqualität“ und „Relevanz des Leistungsgebietes“ o Psychologische Nähe zu einer Vergleichsperson: Wie eng fühlen wir uns mit anderer Person verbunden? Geschwister meist große psych. Nähe, auch FreundInnen oder KollegInnen. o Leistungsqualität: Betrachtung der Leistungsqual. Im Freundes-/ Verwandtenkreis o Relevanz der Leistung: ZB Mathe mache ich gerne – positiv für Selbstkonzept und Sport lässt mich kalt – hat keinen Einfluss auf Selbstbewertung o Stolz, Liebe, Bewunderung oder Neid, Eifersucht, Versagen Die Anwendung auf den schulischen Alltag o Soziale Vergleichsprozesse in Schule große Rolle, schon in 1. Klasse o Relation von wirklicher Schulleistung und wahrgenommener Schulleistung am besten, wenn Leistung von FreundInnen niedriger war und umgekehrt o Vergleich mit besseren anderen, wo hohe psychologische Nähe vorliegt, erschwert die eigene Leistung richtig einzuschätzen, weil Selbstwertbedrohung vorliegt. In umgekehrten Fall entfällt Selbstwertbedrohung o Soziale Vergleichsprozesse von Lehrern aus Schule raushalten, jedoch unter Schülern trotzdem vorhanden o Umgang muss diskutiert / gelernt werden: Besonders Neid (Freundinnen / Geschwister) o Auch Thema für LehrerIn: Benachteiligung unter Kollegen (psychologische Nähe): Vermeidung von Umgang mit diesen und Förderung von Kontakt mit anderen o Auch Thema zu Hause: Eltern sollten wegen Geschwister-Thema bescheid wissen und offen darüber sprechen. o Relativität von Leistungen besprechen, besonders Bewertung von Leistungen bezogen auf eigene Person Individueller Vergleich o Trotz sozialer Vergleichsnormen ist es wichtig, individuelle Bezugsnormen zu etablieren, wirkt fördernd auf Leistungsmotivation und Lernerfolg o Guter Schüler nicht immer gut (Gefahr: unrealistisch) und schlechter Schüler nicht immer schlecht (bessere Note als vorher) Zusammenfassung / Fazit o Sozialer Vergleichsprozess betont, dass Menschen sich als soziale Wesen vergleichen o Meinungen über soziale Realität häufig in Übereinstimmung mit Bezugsgruppe o Negative Vergleiche führen zu negativen Emotionen o Vergleiche führen zu Selbstunter- als auch -überschätzung o Grundlegend für Primarstufe: LehrerIn muss genau überlegen, wie Noten vergeben werden Soziale Vergleiche o Soziale Vergleiche finden häufig unter Gleichen statt o Soziale Bezugsnorm vs. Individuelle Bezugsnorm (Vergleich mit Vergleichsgruppe vs. Individueller Maßstab, also eigene frühere Leistungen) Soziale Vergleiche in der Schulklasse o Soziale Vergleiche großen Einfluss in Schule auf Selbsteinschätzung / Selbstwertgefühl o Selbstwertgefühl wird sozial vermittelt: Erlebnis von Über- oder Unterlegenheit wirkt sich entspr. positiv oder negativ aus. (Z.B. andere Person besser gekleidet) o Relevante Vergleiche beziehen sich also sowohl auf eigene Leistungsbiografie, wie auch auf die der Bezugsgruppe Unsicherheit in der Ehe und emotionale Vergleiche o Frage: Wie gerne möchte man mit anderen über eigene Beziehung sprechen? o Zeigt, dass männl./weibl. Suche nach Gesprächspartnern nimmt zu, je größer Unsicherheitsfaktor über Beziehung o Bei niedriger Unsicherheit überwiegen positive Gefühle, bei hoher Unsicherheit überwiegen negative Gefühle (genauso viel wie positive) Kognitive Grundlagen sozialer Vergleiche o Bei mehreren möglichen Vergleichspersonen wird die für Vergleich gewählt, die nahe eigener Leistung oder Meinung ist o Will man aber rationale Info-Verarbeitung, z.B. im Leistungsbereich, dann Vergleich mit allen zur Verfügung stehenden, dann Leistungsdimension genau bestimmbar (Scheitert am Aufwand, der für Realisierung erforderlich ist) o Nur selbst-relevante Info sollte für Selbstbewertung herangezogen werden o Wenn Vergleichsperson selben Erfahrungshintergrund hat, dann nur bedingt Bestätigung der eigenen Meinung. Ist aber der Befragte der neu hinzugezogene aus dem Ausland und dieser bestätigt eigene Meinung, dann mehr Wert/hohes Gewicht o Also: Bevorzugung von unähnlichen Vergleichspersonen für Richtigkeit der Meinung, sonst nur subjektive Urteilsfällung möglich Das Selbst als Vergleichsmaßstab: Assimilation und Kontrast in der Eindrucksbildung o Es kommt auf Vergleichsmaßstab an o Für Beurteiler gilt: Dass Selbst Vergleichsmaßstab ist, weil Repräsentation am leichtesten abrufbar o Vorgang der sozialen Urteilsbildung über andere Personen führt dazu, dass sich Beurteiler über sich selbst Gedanken macht Aufwärts gerichtete soziale Vergleiche o Das Streben nach positiver Bewertung ist von zwei Vergleichsprozessen abhängig: „Sich im Erfolg der anderen sonnen“ und „abwärts gerichtete Vergleiche“ (eigentlich widersprüchlich) o Sich sonnen: z.B. Identifizierung mit erfolgreicher Fußballmannschaft, sich selbst mit Erfolgen anderer in Verbindung bringen und zu Misserfolgen Distanz halten („wir haben gewonnen, die haben verloren“) Abwärts gerichtete soziale Vergleiche o Abwärts gerichtete soziale Vergleiche: Gerichtetheit auf Personen, die das selbe Schicksal haben oder Neigung zur Abwertung anderer, wenn man sich selbst bedroht fühlt oder Tendenz zu verstärkten Vorurteilen zu niedrigem Status oder wenig Selbstwert, oder Neigung zu Aggression, wenn man selbst beleidigt, angegriffen wurde) o AV (Abwärts gerichtete soziale Vergleiche) auf passiver Basis, indem man bei entsprechender Gelegenheit davon profitiert, sich mit weniger glücklichen zu vergleichen o Persönlichkeitsfolgerung: Personen mit niedr. Stellenwert sind eher zu AV bereit o Zielprinzip: AV tendieren dazu, auf Zielperson mit niedr. Status gerichtet zu sein o Ambivalenzprinzip: Menschen sind ambivalent (zwiespältig) in bezug auf AV o Bei Personen mit niedr. Selbstwertgefühl wirkt sich AV günstig auf Stimmung aus Nähe, Leistung und Relevanz: soziale Vergleiche und Selbstbewertung o Jede Person hat besondere Interessen, Aufgaben und Vorlieben, die bestimmten Leistungsdimensionen Selbstwert verleihen. Wenn nahe stehende Personen in solch Bereich besonders gut, dann Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls, wenn aber „nur“ auf neutralem Bereich, dann Erhöhung des Selbstwertgefühls o Vergleiche auf relevanten Dimensionen in Abhängigkeit von Überlegenheit oder Unterlegenheit bewirkt intensive Emotionen, außer für Stolz auf andere Person, weil irrelevante Dimension (Bereich) Soziale Vergleiche und Gesundheit o Frage: Wovon hängt es ab, ob man sich nach einem Vergleich gut oder schlecht fühlt? o Zunächst abhängig vom Selbstwertgefühl: Bei hohem S. sind abwärts wie auch aufwärts gerichtete Vergleiche mit weniger negativen Gefühlen verbunden. o Krebsbekämpfung: Soziale Vergleichsprozesse zur Bewältigung von Krebs ist bewiesen o Durch soziale Vergleiche können Info über erfolgreiche Bewältigungsstrategien vermittelt werden Soziale Vergleiche in kognitiven Emotionstheorien o Vielfältigkeit von Gefühlszuständen, ist reduzierbar auf Basiskategorien wie Liebe, Freude, Überraschung, Ärger, Traurigkeit und Furcht. o Frage: Wie kommt es zu großer Differenzierung im emotionalen Erleben? o Schachter (1964) trifft Annahme: Soziale Vergleiche, die kognitive Strukturierung von Gefühlen beeinflusst Zusammenfassung o Soziale Vergleiche treten in Leistungssituationen, in engen Beziehungen, im Gesundheitsbereich und in vielen anderen Kontexten auf. o Generell kann zwischen aufwärts und abwärts gerichteten Vergleichen unterschieden werden. o Aufwärts gerichtet: wenn Vergleich mit erfolgreicherer Person. o Abwärts gerichtet: Kranker vergleicht sich mit noch kränkerem o Beide Vergleichsrichtungen können mit positiven oder negativen Gefühlsrichtungen verbunden sein o Allgemein Favorisierung des sozialen Vergleichs, der Selbstwert fördert bzw. aufrechterhält