Entwicklung der Traditionen der Russlanddeutschen im Hinblick auf die Geschichte Die Mentalität und die Verhaltensweisen einer Volksgruppe können durch eine aktive Auseinandersetzung mit der Kultur dieses Volkes verstanden werden. Die Traditionen sind bedeutsame Teile einer Kultur, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Es steht fest, dass die Wandlung einer Kultur und damit auch der Traditionen stak von der geschichtlichen Entwicklung abhängig ist. So ein Einblick in das geschichtlichen Geschehen erleichtert die Veränderung der Traditionen von Russlanddeutschen im Laufe der Jahren zu verfolgen .Die regionale Besonderheiten dürfen nicht unbeachtet bleiben, die zu der Wandel der deutschen Kultur in Russland beigetragen haben, z.B. Kasachstan, Ukraine, Russland. Traditionen und Gründung der deutschen Kolonien in Russland In den Jahren der Niederlassung (1760er Jh.) der ersten deutschen Kolonien an der Wolgas Ufer war die Kultur der Deutschen durch ihre Religion stark geprägt. Die Pfarrer und Priester von der russlanddeutschen Gemeinden wurden in Deutschland aus- und weitergebildet. Auf dieser Weise wurde es möglich, einen näheren Kontakt zu der Heimat aufrecht zu erhalten und die nationale Kultur zu pflegen. Der Kontakt nach Deutschland wurde mit der Zeit immer schwächer, bis er ganz aufhörte. In Folge dessen wurde die weitere Kultur- und Sprachentwicklung der Russlanddeutschen nicht mehr möglich und blieben Jahrelang unverändert. Situation nach der Oktoberrevolution In der Zeiten der Monarchie wurde der deutschen Minderheit die Freiheit bei der Pflege ihrer Religion und damit auch Traditionen eingeräumt. Erst Anfang des 20.Jahrhunderts fangen die gravierenden Veränderungen im Leben der Russlanddeutschen an. Die Oktoberrevolution in 1917 veränderte die Machtposition der Kirche in Russland. Nicht verschonen blieb auch die deutsche Minderheit. Die Traditionen, die mit der Religion verbunden waren, wurden verboten. Die Geistlichen fielen zu den Opfern der Repressionen. Viele Kirchen wurden zerstört oder dienten jetzt nur dem wirtschaftlichen Nutzen, als Pferdestahl oder Lager. Jedoch versuchten die Menschen ihrer Kultur treu zu bleiben. Sie versammelten sich heimlich zu Hause, um zu beten und ihrer Bräuche nachzukommen, wie Taufe oder Trauung. Ein weiteres bedeutendes Ereignis in der Geschichte Russlands war die Kollektivisation: die Verstaatlichung des privaten Besitzes. Dies betraf unmittelbar auch die deutschen Bauer, denn sie wohlhabend wirtschafteten. Die kleinen Bauerwirtschaften wurden beraubt und dadurch zerstört. In wohlhabendem Wolgagebiet brach in 1932-1933 ein schrecklicher Hunger aus, der Tausenden von Menschen aus dem Leben riss. Während diesen zwei leidensvollen Jahren kämpften die Menschen für das Überleben. Die Pflege der Kultur rückte im Hintergrund der Existenz. „Der Hunger veränderte alles. Die Menschen haben sich verändert. Es wurde niemals so wie es früher war. Unsere Mentalität hat sich verändert z.B. eine wichtige Tugend der Deutschen die Hilfsbereitschaft war nicht mehr vorhanden. Es war schrecklich...“, erinnert sich die Augenzeugin. Jedoch hatten die Deutschen noch ein autonomes Territorium und die Deutsche Sprache wurde gesprochen. Deutsche Kultur während und nach dem zweiten Weltkrieg Mit dem Anfang des zweiten Weltkrieges setzte sich das Leiden des Volkes weiter fort. Am 28.8.1941. folgte eine Massendeportation von Russlanddeutschen nach Osten. „ Als wir in der Nacht an dem Landungssteg auf unseren Schiff gewartet haben, der uns in die Ferne bringen sollte, hörte ich eine traurige Stimme, die das Lied über die Heimat sang „...lebe meine Heimat, leb’...“, dann noch eine , dann noch eine. Ich meinte früher nie dieses Lied gehört zu haben, plötzlich wusste ich auch den Text und sang leise mit“, erzählte mir die alte Dame. Sie holte tief die Luft. Zu diesem Zeitpunkt verschärft sich das Sehnen die eigene kulturelle Identität zu bewahren. Während des zweiten Weltkrieges rückte die Feststellung ins Bewusstsein, dass sie Russlanddeutsche in diesem Land fremd sind. Erst jetzt entsteht das Bedürfnis nah zu seinem Volk zu sein. Die Auflösung der deutschen Autonomie und die politische Situation im Land machten es unmöglich Russlanddeutschen auch nachdem Krieg in ihre Heimatsorte zurück zu kehren. Nach der Abschaffung der Kommandantur versuchten die Familien zu einander zu finden, die während des Krieges getrennt waren. Jedoch war es nicht einfach, denn viele Angehörige über die ganze Sowjetunion verteilt wurden. So dürfen die Menschen ihre zugewiesenen Orte verlassen und ihr Glück in neuen Gebieten versuchen. Nur wenige separate deutsche Siedlungen entstehen in Sibirien, Kasachstan Usbekistan, an der Uralgebirge, Tadschikistan und Kirgisien. Bild: Eine Postkarte zum 23.Februar (Tag der Roten Armee) Das aktive Ausleben der deutschen Traditionen und der Sprache wurde gelähmt. Jetzt steht die Aufgabe für die deutschen Familien zwischen der Integration und der Bewahrung der eigenen Identität einen Mittelweg zu finden. Es entsteht so genannte Mischung von verschieden Kulturen. Dies hatte als Folge, dass die deutsche Kultur mit ihr die Sprache und die Traditionen im Grunde nach verloren gegangen sind. Allgemein lässt sich sagen, dass die kirchliche Traditionen in Sowjetunion zum Tel vergessen wurden, nicht zuletzt wegen der Angst der älteren Generationen um ihre Kinder. Statt der alten Kultur kam eine neue: die sowjetische. Die kirchliche Feiertage wurden durch die staatliche wie 7 November „Tag der Revolution“, 1Mai „Tag der Arbeiter“, 9.Mai-Tag des Sieges, 8 März „Frauentag“ , 23 Februar- Tag der Roten Armee, 1 Januar-Neues Jahr (Silvester) ersetzt. Ein Foto zum 8. März 1985 als Geschenk für die Postkarte: Glückwunsch zum Frauentag 1979 Mutter Die politische Entwicklung in der Sowjetunion in den 80er Jahren brachte eine Entspannung in die Gesellschaft mit. Dies führte dazu, dass man die wichtigsten kirchlichen Traditionen wieder pflegen konnte wie Weihnachten und Ostern. Jedoch sind viele Bräuche im Laufe der Jahre verloren gegangen. Aufgrund der multikulturellen Umgebung blieben die deutsche Traditionen nicht homogen und lassen sich nicht mehr einheitlich beschreiben.