von paul feyerabend

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Wissenschaftliches Arbeiten
Hable Nina
14.05.2016
DIE STELLUNG DER WISSENSCHAFT IM BUCH
„ERKENNTNIS FÜR FREIE MENSCHEN“1 VON PAUL FEYERABEND
Verhältnis Wissenschaft – Rationalismus
Status Quo: Rationalisten behaupten, alles ist der Vernunft unterworfen und leiten hieraus
ihre (vermeintliche) Überlegenheit ab. Diesen Anspruch können sie aber nicht begründen, sie
bauen ihre Argumentation auf einer Annahme, einem Dogma auf (nämlich der Verwendung
der rationalen und universell gültigen Methode). Oft führen Rationalisten auch das Beispiel
der Wissenschaften an, denn „Vernunft und Wissenschaft – das ist für sie ein und dasselbe.“2
Die Wissenschaft kann aber gar nicht rational sein, sie muss z.B. häufig ihre eigenen Gesetze
oder Annahmen verletzen, um zu neuen Erkenntnissen gelangen zu können.
Demokratischer Relativismus: Der Dogmatismus der Wissenschaft wird aufgehoben, und sie wird
mit allen anderen Traditionen gleichgestellt. Die Wissenschaft ist ein Produkt, das vom
Wissenschaftler angeboten wird. Der Wissenschaftler muss sich der Entscheidung der Bürger
unterwerfen, die bestimmen, ob sein Produkt brauchbar ist oder nicht: „Die Wissenschaften
sind (…) Waren.“3 Es unterliegt jetzt dem Urteil des Bürgers, welchen Traditionen,
Forschungen und Institutionen Gelder zur Verfügung gestellt werden, in welche Richtung das
Bildungsangebot geht und was für medizinische Maßnahmen gesetzt werden.
Verhältnis Wissenschaft – Staat
Status Quo: Die Wissenschaft wird nicht hinterfragt und fließt ungehindert in alle
Lebensbereiche mit ein. Ihre Allgegenwärtigkeit und ihr Absolutheitsanspruch nimmt dem
Bürger die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Traditionen, sei es nun in der Medizin,
in der Politik, im Wirtschafts- oder Bildungsbereich.
Demokratischer Relativismus: „Eine freie Gesellschaft trennt Staat und Wissenschaft (und sie trennt
auch den Staat von jeder anderen Tradition).“4
Verhältnis Wissenschaft – Tradition
Status Quo: Anderen Traditionen werden von der Wissenschaft unterdrückt. Diese
Unterdrückung ruht auf dem Vorurteil, dass der Wissenschaft eine Sonderstellung zusteht,
weil sie bessere Resultate liefert. Es liegen aber keine Kontrollgruppenergebnisse vor, die diese
Annahme bestätigen könnten.
Demokratischer Relativismus: Die Wissenschaft ist eine Tradition wie alle anderen und mit
ihnen gleichgestellt. Der Bürger hat die freie Entscheidung für oder gegen sie. Andere, nicht
wissenschaftliche Traditionen, haben die gleichen Rechte und werden vom Staat ebenso
entfernt gehalten wie die Wissenschaft.
Verhältnis Wissenschaft – Lebenspraxis
Status Quo: Auf die Meinung des Bürgers wird keine Rücksicht genommen, er muss in einer
Welt leben, die von der wissenschaftlichen Tradition beherrscht wird, egal ob sein Weltbild
mit dieser Tradition zu vereinbaren ist oder nicht.
Demokratischer Relativismus: Die Traditionen können sich gegenseitig kritisieren, aber ohne
Absolutheitsanspruch. Kritiker befinden sich immer innerhalb einer momentan für sie besten
Tradition, wobei sie aber eine opportunistische Haltung einnehmen können. Dadurch
können sie Teile anderer Traditionen annehmen, andere aber ablehnen. Dabei entwickeln
sich Menschen und Traditionen weiter und es kommt zu keiner Stagnation.
Veränderte Ausgabe. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980.
S.28.
3
S. 18, Hervorhebung im Original.
4
S.75, Hervorhebung im Original.
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