Emotion – Zusammenfassung Warum ist die Emotionsforschung ein wichtiger Forschungsgegenstand? - Emotionen kommen häufig vor Beziehen sich auf Dinge/Handlungen etc, die uns wichtig sind Beinhalten häufig Handlungsimpulse Was sind Komponenten einer Emotion? Wie in der Alltagspsychologie gehört auch in der Forschung das subjektive Gefühl zur Emotion, das eine bestimmte Erlebensqualität hat (Intensität und Spezifisches Erleben für jedes Gefühl) und meistens objektgerichtet ist (aber: Stimmungen z. B. nicht). Außerdem charakterisieren ein Gefühl die meist begleitende physiologische Erregung und Verhalten (Ausdruck, wie Mimik und Gestik/Handlungen, wie Fluchtverhalten) Bezug zur Alltagspsychologie Implizite Annahmen zu Emotionen bestimmen Denken. Forschung baut einerseits auf Alltagspsychologie auf, versucht aber auch unvoreingenommen wissenschaftlich zu forschen. Arbeitsdefinition Emotionen sind normalerweise bewusste, episodische psychische Zustände, mit charakteristischer Erlebensqualität, oft objektgerichtet. -umfassen häufig neben dem jeweiligen Gefühl physiologische Veränderungen und Ausdrucksreaktionen. -korrespondieren oft mit Handlungen. Der emotionale Ausdruck - - - - Funktion: kommunikative und expressive Funktion (s. Experiment „Plus- und Minusgesichter“, Zivin, 1982). Kommunikation über nonverbales Verhalten, im Ansatz unwillkürlich, dann oft willkürlich, bestimmt durch kulturelle Darbietungsregeln Ist Universell (Belege über Evolutionstheorie (in der Folge von Darwin, Eibl-Eibesfeldt (vergleichende Verhaltensforschung, Ethologie 1978), kulturvergleichende Studien (Ekman, 6 Basisemotionen), Forschung an blind-taub geborenen Kindern(Eibl-Eibesfeldt (1973): zeigen Emotionen, nur teilweise verzerrt)), ABER: kulturell geprägte Gesten: o Embleme (in Sprache umsetzbar) o Illustratoren (untermalen Sprache) o Regulatoren (Steuerung verbale Kommunikation: z. B: „Du kannst jetzt reden“-Blick) Erfassung über: Emotionsskalen, Elektromyographie, FACS (Ekman&Friesen, kodiert Gesichtsbewegungen), Bernersystem (s. Experimente Frey (Gesicht aufrecht/geneigt), Erfassung in 104 Dimensionen) Mimischer Ausdruck bei basalen Emotionen: Freude/Glück: Mundwinkel angehoben, Fältchen in Augenwinkeln Trauer: Mundwinkel herabgezogen, leicht angehobene Auenbrauen, Stirn gerunzelt Ärger/Zorn: Zusammen gepresst Lippen, Zusammen gezogene Augenbrauen, zusammen gekniffene Augen Angst/ Furcht: Weit aufgerissene Augen, Angehobene Augenbrauen, Leicht offener Mund, Mundwinkel leicht herabgezogen Überraschung: Weit aufgerissene Augen, Angehobene Augenbrauen, Offener Mund („oh!“) Ekel/ Abscheu: Zusammengekniffene Augen Mundwinkel nach unten, „Naserümpfen“ Was sind Fragestellungen der Emotionsforschung? Die moderne Psychologie sieht den Mensch als informationsverarbeitendes System mit Untersystemen (Denken, Motivation, Emotion…). Es stellen sich die Fragen: - Frage 1: Wie ist das emotionale System des Menschen beschaffen und wie ist es mit anderen psychischen Systemen verschaltet? (dies beantworten Theorien der Aktualgenese und Natur, sowie Auswirkungen von Emotionen (EM)) - Frage 2: Woher stammen die emotionalen Mechanismen/wie sind sie entstanden? (evolutionspsychologische und lernpsychologische EM-Theorien, je nach Gewichtung der Bedeutung von Genen/Umwelt) - Frage3: 1Welche neuralen Prozesse und Strukturen liegen den Emotionen zugrunde? (neurowissenschaftliche Emotionstheorien. Diese sind meist nicht eigenständig sondern erläutern Fragen 1+2 auf Neuroebene genauer) Frage1 Aktualgenese und Natur von Emotionen James/Lange Theorie kognitive Einschätzungstheorien Schachters Theorie Kritik Canon Rolle Kognition nimmt zu Rolle Physiologie nimmt ab Unbestritten: Neurophysiologische Grundlage Die James/Lange Theorie (1884): Lehrmeinung zur Zeit der Entstehung der Theorie: spezifische Gefühle zurückzuführen auf Grundgefühle Lust&Unlust James Ansatz: Nicht alle Gefühle lassen sich als Lust/Unlust-Gefühle beschreiben, aber alle weisen Erlebnisse von Erregtheit auf, daher These: Die Empfindung der physiologischen Erregung löst das Gefühl aus. Wahrnehmung eines Ereignisses Einschätzung des Ereignisses emo-spez. peripher phys. Reaktion Wahrnehmung der phys Reaktion Gefühl Dabei sind nicht alle körperlichen Veränderungen für das Auftreten eines Gefühls von Bedeutung sondern nur peripher-physiologische Reaktionen hinreichend und notwendig. Die Erlebensqualität eines Gefühls wird von James als „affektive Wärme“ bezeichnet. Kritik von Cannon (1927): Physiologische Erregung ist weder hinreichend noch notwendig für Gefühle. Peripher-physiologische Veränderungen sind nicht hinreichend: (1)Dieselben Veränderungen bei verschiedenen Emotionen, sowie bei nicht-emotionalen Zuständen (2)Zu undifferenzierte Empfindung der physiologischen Veränderungen (3)Künstliche peripher-physiologische Veränderungen lösen nicht entsprechende Gefühle aus Peripher-physiologische Veränderungen sind nicht notwendig: (4)Trotz Trennung der afferenten Nerven emotionales Verhalten bei Tieren (5) Peripher-physiologische Veränderungen zu langsam Cannons Kritik konnte zwar in den Punkten 4+5 relativiert werden( bei 4: Verhalten kein Gefühl, bei 5: Exp zur Verifizierung kann angezweifelt werden), grundsätzlich ist sie aber nicht zu bestreiten. Peripher physiologische Erregung ist nicht hinreichend und notwendig für Gefühle, wirkt sich aber auf ihre Intensität aus. Die zwei-Faktoren Theorie von Schachter (1964): Schachter betont im Gegensatz zu James die Kognitionen stärker, physiologische Reaktionen spielen aber auch bei ihm eine Rolle. Die Physiologie bestimmt bei S die Intensität, die Kognition die Richtung (Qualität) einer EM. Zentrale Vorhersagen der Theorie: 1.) Physiologische Erregung aus einer anderen Quelle intensiviert Gefühle, sofern die Erregung auf die gefühlsauslösenden Ereignisse fehlattribuiert wird. 2.) Die Reduktion von phys Erregung oder ihrer Rückmeldung führt zur Abschwächung/zum Verschwinden von Gefühlen. Der Normalfall der Emotionsentstehung: Wahrnehmung eines Ereignisses Einschätzung des Ereignisses Physiologische Aktivierung Wahrnehmung der phys Veränderungen Attribution von phys Erregung auf die Einschätzung Gefühl. Der Sonderfall der Emotionsentstehung: Phys. Erregung Wahrnehmung der Phys Veränderung Erklärungsbedürfnis Ursachensuche Einschätzung der Situation Attribution von phys Erregung auf die Einschätzung Gefühl Bsp Sonderfall der EM-Entstehung nach Schachter: Man sitzt beim Arzt, morgens hatte man unüblicherweise Kaffee getrunken und ist physiologisch aktiviert Es besteht ein Erklärungsbedürfnis für die phys. Aktivierung mögl Erkenntnis: Kaffee keine Angst mögl Fehlattribution: Arzt Angst Überprüfung der Theorie von Schachter: Durch das Adrenalin-Experiment von Schachter und Singer (1962): Angeblich Wahrnehmungsexperiment. Es wurde eine Flüssigkeit injiziert, die die Sehleistung verbessern sollte (eigentlich Adrenalin in Exp-Bedingungen und Placebo in Kontrollbedingung), es wurden 3 Exp-Bedingungen gebildet, indem einmal richtig über die Nebenwirkungen (exitatorisch), einmal falsch und einmal gar nicht informiert wurde. Ein Komplize mimte im Warteraum nach der Injektion den Spaßvogel um eine Fehlattribution der phys Erregung auf die Ursache „Fröhlichkeit“ einzuleiten. Hypothese: Bei der richtig informierten Exp-Bedingung sollte keine Fröhlichkeit auftreten, (richtige Attribution), bei den anderen Exp-Bedingungen sollte F auftreten (Fehlatt), bei Placebo sollte kein Effekt auftreten Ergebnis: in den Experimentalbedingungen bestätigte sich die Hypothese, in der Placebo-Bed. spürten die Probanden überraschend auch Fröhlichkeit Peripher Phys Erregungen sind nicht notwendig für Emotionen allerdings Verstärker Eine Replikation des Exp. von Marshall und Zimbardo (1979) ergab sogar, dass unerklärliche phys Erregung grundsätzlich zu einem negativen Gefühl führt. Andere Experimente wiederum stützen die Theorie Schachters, allerdings gibt es zu ihren Ergebnissen auch Alternativerklärungen Andere Theorien zur Erklärung der Natur von Gefühlen z. B. Gefühlserleben durch Rückmeldung der Gesichtsmuskulatur (z. B. Izard, 1977) ähnlich James Gefühl als bewusst erlebte Situationseinschätzung (vgl. Solomon, 1988) ähnlich Schachter Gefühl geht auf Erleben von Handlungsimpulsen zurück (z. B. Arnold, 1960) Gefühle zusammengesetzt aus kleiner Anzahl Basisemotionen Gefühle primär Erlebnisse von Lust und Unlust Heute stimmen viele Psychologen der letztgenannten Erklärung, allerdings mit Ergänzungen, zu. Manche halten die Theorie Schachters mit der Ersetzung von phys Erregung durch Lust/Unlust für sinnvoll, andere sagen der Kern der Gefühle bestehe aus Lust/Unlust Gefühlen und werde durch Kognitionen weiter differenziert. Kognitive Einschätzungstheorien (cognitive appraisal theories): Kognitive Einschätzungstheorien erklären, welche kognitiven Einschätzungen einzelnen Emotionen zugrunde liegen. Sie beruhen auf der Vorstellung, dass bestimmte Muster von Einstellungen zu bestimmten Emotionen führen. Erste Theorien wurden in den 60er Jahren formuliert, wegweisend waren die Theorien von Arnold (1960) und Lazarus (1966), allerdings tauchten Vorformen schon in der griechischen Philosophie auf. Was spricht gegen, was für kognitive Einschätzungstheorien? Stärken Einschätzungstheorien Erklärungskraft bzgl. Differenziertheit von EM (jede EM reflektiert spezifische Art der Einschätzung) Interindiv. Unterschieden in derselben Sit. (aufgrund unterschiedlicher kognitiver Einschätzungen) Gleichen Reaktionen in untersch. Sit. (gleiche kognitive Einschätzung) Auslösen derselben EM durch Infos, die auf unterschiedlichem Weg erworben werden (wichtig ist die Einschätzung, nicht wie Infos erworben werden) (stimmen mit Alltagspsychologie überein) Schwächen Einschätzungstheorien Methodisch: Untersuchungen anhand von hypothetischen oder erinnerten Ereignissen (Fragebögen) Es sind auch nicht kognitive Wege der EM Entstehung möglich 1. These: manche Emotionen grundsätzlich „nichtkognitiv“ 2. These: EM in manchen Fällen „nichtkognitiv“ EM manchmal im Widerspruch zu Kognitionen (z. B. Phobien [Gegenargument: Doch auch extremere Kognitionen bei Phobikern, Jones et al. (1996)]) EM ohne Einschätzung (subliminares Priming, z. B. Murphy & Zajonc (1993), ABER: Arnold „Theorie der automatischen Einschätzung“(1960): wurde ein Einschätzungsprozess einmal durchlaufen, braucht er nur zu aktiviert werden und läuft dann unbewusst ab, untermauert z. B. durch Fazio et al. (1986), affektives Priming) Empirische Überprüfung der Einschätzungstheorien: Lazarus & Alfert (1966) anhand der Emotion Furcht. Es sollte gezeigt werden, dass die Emotion weniger stark auftritt, wenn vor der Konfrontation mit einem Furcht einflössenden Ereignis „Beschwichigunginfos“ gegeben werden. Damit wäre gezeigt, dass Kognitionen die Intensität von Gefühlen verändern. Aufbau: Es wurde ein Film über Beschneidung gezeigt. Dabei wurde eine Kontrollgruppe ohne Infos mit dem Film konfrontiert, die anderen beiden erhielten einen „beschwichtigenden“ Kommentar, der Positives hervorhob. Ergebnisse: Die Ergebnisse bestätigten die Annahme, dass die Intensität der EM Furcht durch die Kommentare verringert würde (gemessen an der Hautleitfähigkeit (Physiologie) und Befragung (subjektives Erleben). Neuere Untersuchungen über Fragebögen bestätigen ebenfalls größtenteils die Einschätzungstheorien und im Besonderen deren Annahme, dass untersch. Gefühle mit untersch. Einschätzungsmustern auf einer begrenzten Zahl von Dimensionen einhergehen. Frühe Einschätzungstheorien: Arnold (1960) Lazarus (1966, 1991) Spätere Theorien: Ortony, Clore und Collins (1988) Weiner (1986) Spada (2000, 2001) Die Theorie von Arnold(1960 Idee: EM sind immer objektgerichtet. Kognitionen führen zum Auftreten von solchen EM. Einschätzungsdimensionen bestimmen (sind typisch für) EM. Der Prozess der Emotionsentstehung: Sinneseindrücke/Denken/Mitteilung Tatsachenüberzeugung (Sachverhalt: anwesend, abwesend, bevor stehend) Wünsche der Person Wertüberzeugung (pos, wenn Wunsch erfüllt, neg, wenn Wünschen widerspricht) Bewältigbarkeit (ja/nein, Leicht/schwer) Phys Reaktionen, Gesichtsausdruck Gefühl Impuls zur Annäherung/Meidung (Gefühl=erlebter Handlungsimpuls) Emotionale Handlung (Annäherung/Meidung) ∑Emotion=Reaktionen auf wahrgenommene tatsächliche oder mögliche Erfüllung oder Frustration von Wünschen. Emotion selbst besteht im Erleben eines durch die Einschätzung verursachten Handlungsimpulses (Annäherung/Meidung). Gleichzeitig mit Handlungsimpuls wird phys Erregung ausgelöst, die dazu dient die Handlung vorzubereiten und zu unterstützen. Emotion Freude Ärger Bewertung positiv negativ Anwesend/Abwesend anwesend anwesend Traurigkeit Hoffnung negativ positiv anwesend abwesend Furcht negativ abwesend Bewältigbarkeit Leicht beizubehalten bewältigbar aber schwierig Nicht zu bewältigen Erreichbar, wenn auch schwierig Nicht zu verhindern Einschätzungsdimensionen: faktische Kognitionen (anwesend/abwesend, hierin enthalten die Dimensionen „subjektive Wahrscheinlichkeit“ und „subjektive zeitl. Lokation“), evaluative Kognitionen (Bewertung), Bewältigbarkeit Es ergeben sich verschiedene Einschätzungsmuster, die jeweils emotionsspezifisch sind. Die Theorie von Lazarus: Lazarus hat einen Teil der Annahmen Arnolds aufgegriffen und sie zu seiner Theorie ausgearbeitet. Die ursprüngliche Theorie (1966) Ursprünglich teilte Lazarus den Einschätzungsprozess in zwei Schritte: Die primäre Einschätzung (Bedeutsamkeit von Ereignissen für die eigenen Wünsche, Lazarus: „Motive“) und die sekundäre Einschätzung (Bewältigbarkeit). Das Ergebnis war dann die Überzeugung ein Ereignis durch eine Handlung (nicht) bewältigen zu können. Diese erste Theorie stimmt weitgehend mit Arnold überein: die primäre Einschätzung entspricht Arnolds Dimensionen Bewertung und Anwesenheit, die sekundäre Einschätzung der Bewältigbarkeit. Die Modifikation der Theorie (1991): Die Revision von Lazarus’ Theorie betrifft die sekundäre Einschätzung. Lazarus betrachtet die Bewältigbarkeit nun nicht mehr als notwendig für die meisten Emotionen (Ausnahme: Traurigkeit), sondern er geht nun davon aus, dass sie sich indirekt auswirke, nämlich, indem sie die primäre Einschätzung beeinflusse (z. B. primäre Einschätzung : bedrohlich (=negativ, unsicher/zukünftig), beinhaltet Einschätzung, dass das Ereignis eintreten könnte, da es nicht bewältigbar ist). Nachteil: dadurch ist die EM-Entstehung auf 2 Dimensionen reduziert, was für die Unterscheidung der vielen verschiedenen EM des Menschen zu wenig ist. Lazarus’ Theorie dargestellt am Schema der Angstauslösung: Antezendente Bedingungen: Reiz- und Dispositionsvariablen primäre Bewertung Gefahrenrelevanz? ja ja Sekundäre Bewertung Maßnahmen zur Bewältigung vorhanden? Nein Gefahr größer als Kräfte? nein ja Neubewertung Intrapsychische Prozesse: Aufmerksamkeitsveränderung Angst als Begleitemotion Angriff: Ärger als Begleitemotion (BE) Flucht: Furcht als BE Sowohl Flucht als auch Angriff zählen hier zu Bewältigungsmechanismen. Der Zustand „Angst“ wird als sehr belastend erlebt, weil noch keine Entscheidung (Angriff/Flucht) getroffen wurde. Wie unterscheiden sich erfahrene von unerfahrenen Menschen in einer Leistungssituation? Erfahrene Menschen bewältigen die Situation über ablenkende Gedanken und die Vermeidung angstauslösender Situationen. Wie Epstein zeigen konnte liegt ihr Angstmaximum vor der Leistungssituation (FallschirmspringerStudie von Epstein, 1967). Die Theorie von Weiner (1986, 1995): Weiners Einschätzungstheorie beschäftigt sich vor allem mit der Zuschreibung von Verantwortung. Prozess der EM-Entstehung: 1.) Glaube, dass ein pos/neg. Ereignis eingetreten ist. 2.) Attribution des Ereignisses auf Internale Ursache externale Ursache stabile Ursache 3.) Kontrollierbarkeit Kontrollierbar (verantwortlich) nicht kontrollierbar (nicht verantwortlich) positiv negativ 4.) Bewertung Je nach „Weg“ ergeben sich verschiedene Emotionen, z. B. Intern, kontrollierbar, negativ=Schuld, extern, unkontrollierbar, negativ=Mitleid. Weiners Theorie kommt damit ohne Mimik+ Physiologie aus. Weiner schloss aus seiner Forschung, dass nicht nur Denken Gefühle auslöst, sondern dass auch aus Gefühlen auf das Denken geschlossen werden kann. Dazu sind zwei Experimente relevant: Weiner, Perry & Magnussen (1988): Verantwortungszuschreibung und Emotion anhand von Stigmata - hier zeigte sich, dass bei der Information, dass ein Ereignis kontrollierbar sei, mehr Verantwortung und mehr Schuld zugewiesen wurde und mehr Ärger empfunden wurde Kognition (Verantwortung) gepaart mit Emotion Weiner et al. (1982): Die soziakommunikative Funktion von Emotionen - Aus den Emotionen des Lehrers schlossen Schüler auf dessen Attributionen (Ärger Hat sich zu wenig angestrengt, Schuld Lehrerfehler) Aus Gefühlen wird aufs Denken geschlossen. Wird Verantwortung und die Entsprechende Emotion objektiv beurteilt? Der Perseveranzeffekt (Nerb, Spada &Lay, 2001) Annahme: Deckt sich eine Information mit Voreinstellungen und wird auf dieser Basis Verantwortung und Emotion zugeschrieben, hat eine Richtigstellung der Information kaum eine Chance. Versuchsaufbau: Es wurden 5 Bedingungen aus Kombinationen einer Ausgangsmeldung und einer Zusatzmeldung generiert: 1.) Kontrollmeldung + neutrale Zusatzmeldung 4.) entlastende Meldung + richtig stellende Zusatzmeldung 2.) Beschuldigende Meldung + neutrale ZM 5.) beschuldigende Meldung + richtig stellende ZM 3.) Entlastende Meldung + neutrale ZM Wichtig für Perseveranzeffekt Es zeigte sich, wie erwartet der Perseveranzeffekt. Auch wenn eine schema konsistente (beschuldigende) Meldung richtig gestellt wurde, behielten die Personen die zuerst eingenommene Position bei und schrieben signifikant mehr Verantwortung als in der Kontrollgruppe zu. Die Theorie von Ortony, Clore und Collins (1988): Sehr umfassende und systematische Theorie. Ortony, Clore und Collins gehen wie Arnold davon aus, das EM objektgerichtet sind, sie unterscheiden aber drei Arten von Emotionen. Ereignisfundierte Emotionen Handlungsfundierte Emotionen Objektfundierte Emotionen Sie begründen diese Einteilung damit, dass Ereignisse, Handlungen und Objekte nach unterschiedlichen Kriterien als gut oder schlecht bewertet werden, was unterschiedliche Emotionen zur Folge hat. Ereignisfundierte Emotionen: Gefühl: Zufriedenheit/Unzufriedenheit Gegenstand: Ereignis Bewertungsgrundlage: persönliche Wünsche Bewertung: erwünscht/unerwünscht (je nachdem ob mit Wunsch übereinstimmend) Untergruppen: - Wohlergehensemotionen: Freude, Leid - Empathieemotionen: Mitleid, Mitfreude, Schadenfreude - Erwartungsfundierte Emotionen: 1. 2. Ungewissheitsemotionen (Hoffnung, Furcht) Emotionen der Erwartungsbestätigung (Befriedigung, bestätigte Furcht) und der Erwartungsentkräftung (Enttäuschung, Erleichterung) Die Emotionsentstehung läuft dann über vier Dimensionen ab: Ereignisfokus (eigenes Wohlergehen/Wohlergehen eines anderen) Ereigniswahrscheinlichkeit (sicher/unsicher) (s. Arnold, Lazarus) Verhältnis zu Erwartungen (irrelevant/bestätigt/nicht bestätigt) Bewertung (erwünscht/unerwünscht) (s. Arnold, Lazarus) z. B Ereignis betrifft eigenes Wohlergehen, ist sicher, bestätigt nicht die Erwartungen, wäre aber erwünscht gewesen Enttäuschung Handlungsfundierte Emotionen: Gefühl: Billigung/Missbilligung Gegenstand: Handlung (Herbeiführen, Verhindern eines Ereignisses durch einen verantw. Urheber) Bewertungsgrundlage: internalisierte soziale oder moralische Norm (Wünsche deren Inhalt Norm ist) Bewertung: lobenswert/tadelnswert Untergruppen: - Emotionen des Selbstlobs/Selbstvorwurfs (Stolz/Schuld) - EM des Lobs/Vorwurfs (Bewunderung/Empörung) Emotionsentstehung wie bei „Ereignis“ über verschiedene Tatsachenüberzeugungen, Wichtigste: Urheberschaft. Objektfundierte Emotionen: Gefühl: Mögen/nicht-mögen Untergruppen Gegenstand: Objekt - pos objektfundierte EM (Zuneigung, Liebe) Bewertungsgrundlage: Einstellungen zum - neg objektfundierte EM (Abneigung, Ekel) Objekt Bewertung: anziehend/abstoßend Werden von Ortony et al. nicht weiter nach Einschätzungsdimensionen differenziert. Unterschied zu Arnold/Lazarus: Untergliederung in drei Bewertungsdimensionen, innerhalb der Dimensionen aber wieder ähnlich Arnold/Lazarus (Tatsachenüberzeugung, Erwünschtheit etc. ) Verbundemotionen: Häufig werden erwünschte Ereignisse auf lobenswerte und unerwünschte auf tadelnswerte Handlungen zurückgeführt. Wenn gleichzeitig Ereignis und Handlung im Fokus stehen verschmelzen die Ereignis/handlungs-EM zu neuen EM, zu Verbundemotionen, wie Dankbarkeit (Freude+Bewunderung), Reue (Leid, Selbstvorwurf) Ärger (Leid+Vorwurf), Selbstzufriedenheit (Freud+Stolz). Weitere Emotionen: Ortony et al. gehen davon aus, dass alle weiteren im Alltag beschriebenen Gefühle Unterformen der beschriebenen EM sind. Die Auswirkungen und Funktionen von Emotionen Emotionen haben verschiedene Auswirkungen. Wenn man verstehen will, warum Emotionen entstanden sind, muss man ihre positiven adaptiven Auswirkungen betrachten, die ihre Funktion erklären (zumindest wenn man der Evolutionstheorie folgt). Ob die emotionalen Mechanismen angeboren oder im Verlauf der Sozialisation erworben wurden bleibt offen, viele gehen aber von einem evolutionären Entstehungsprozess aus. EM können auch negative Wirkungen haben, aber es darf immer noch von „Funktion“ gesprochen werden, wenn insgesamt mehr Nutzen als Schaden durch sie verursacht wird. Zudem sind negative Auswirkungen häufig auf Störungen der Mechanismen zurückzuführenMan unterscheidet im Groben zwei Motivationale Funktion (EM sollen die Motivation und damit das Handeln beeinflussen) Funktionsklassen von EM: informationale Funktion (EM soll der Person oder anderen P Informationen beschaffen (letztlich auch zur Handlungssteuerung) Die motivationale Funktion von EM: Viele Theoretiker halten die Motivierung von Handlungen für die primäre Funktion von Emotionen. Uneinigkeit besteht über die Fragen: 1.) Wie bedeutsam sind EM für die Handlungsmotivation? 2.) Auf welche Weise beeinflussen Emotionen die Motivation? 1.)’ These einiger klassischer Autoren: sämtliche Handlungen sind letztlich emotional motiviert (z. B. Bentham (1789/1970)). Heute dominierende These: Nicht alle Handlungen sind emotional motiviert. In manchen Motivationstheorien spielen EM heutzutage kaum noch eine Rolle (z. B. Fishbein & Ajzen, 1975) 2.)’ Zwei grundsätzliche Theorien: A)Theorie des Hedonismus B)Theorie der emotionalen Handlungsimpulse Beide Theorien werden unabhängig voneinander vertreten, es gibt aber auch Kompromisspositionen (z. B. Reisenzein, 1996). A) Die hedonistischen Theorien der Motivation: (gr. Hedoné = Lust, Vergnügen, Freude) Die hedonistischen Theoretiker gehen davon aus, dass Emotionen das Handeln dadurch beeinflussen, dass sie zum Ziel von Handlungen werden. Dahinter steht die Grundannahme, dass der Mensch grundsätzlich danach strebt, angenehme Gefühle (Lust) zu erleben und unangenehme Gefühle (Unlust) zu vermeiden. Manche klassischen Emotionstheoretiker halten dies für das einzige Grundmotiv des Menschen, die allgemeine Haltung ist eher moderat und sieht das hedonistische Motiv als eines unter vielen. Die meisten gehen davon aus, dass sich das hedonistische Motiv nicht nur auf Gefühle der Gegenwart (Hedonismus der Gegenwart) sondern auch auf antizipierte Gefühle (Hedonismus der Zukunft) erstreckt. Hedonismus der Gegenwart: Gerade in der Sozialpsychologie wurden in letzter Zeit einige Theorien, die sich mit der Regulierung von momentan vorhandenen Emotionen beschäftigen formuliert (Dissonanztheorie, Festinger (1957); Selbstaufmerksamkeitstheorie, Wicklund (1975); Equity-Theorie, Walster, Berscheid&Walster (1973)). Diese Theorien teilen grundsätzliche Kernannahmen: 1.) emotionspsychologische Annahmen zur Entstehung von Emotionen: entsprechen weitgehend kognitiven EMTheorien (negative Gefühle bei Wunschfrustration) 2.) motivationspsychologische Annahmen zur Auswirkung der Unlustgefühle: Das Erleben eines negativen Gefühls erzeugt den konkreten Wunsch dieses wieder loszuwerden Dies führt zur Suche nach Gefühlsregualtionsmethoden. Je nach dem Punkt im Entstehungsprozess der negativen Gefühle unterscheidet man folgende Methoden: o Änderung des Gefühlsauslösenden Umweltzustandes o Neueinschätzung (reappraisal, Lazarus, 1966) o Aufmerksamkeitsablenkung o Erzeugen eines positiven Gefühls o Nichtpsychologische Methoden der Gefühlsregualtion (z. B. Beruhigungsmittel) Man überlegt, welche Chancen und Kosten mit den Regulationsmethoden verbunden sind Man entscheidet sich für die Methode, die möglichst effektiv und kostenminimal ist (zweckrational, Erwartung-Wert-Prinzip, Heckhausen, 1989) Die genannten Prozesse können auch automatisiert ablaufen. Empirische Belege für die Theorie des gegenwartsbezogenen Hedonismus: Dass einige Handlungen zum Ziel haben negative Gefühle zu beseitigen wird durch zahlreiche Befunde gestützt (vgl z. B. Larsen, 2000). Zweifel besteht, ob Alle emotional motivierten Handlungen zur Regulierung der EM dienen Hedonistische Motive durch Neueinschätzung befriedigt werden können (denn eine Neueinschätzung wäre eine „falsche“ Überzeugung über die Realität und damit nicht adaptiv. Nach der Dissonanztheorie befriedigt eine Neueinschätzung aber tatsächlich das hedonistische Motiv, also geht man davon aus das solche Neueinschätzung entweder a) nur in bestimmten Situationen auftreten und dort adaptiv sind oder b) nichtadaptive Nebeneffekte sind) Hedonismus der Zukunft: Die Theorie des Hed der Zukunft wurde erst seit Beginn der 80er Jahre systematisch ausgearbeitet. Im Wesentlichen hat man sich auf zwei Arten von antizipierten Gefühlen konzentriert: 1.) Theorie der antizipierten Enttäuschung (dissappointment theory) 2.) Theorie der antizipierten Reue (regret theory) Eine Integration der beiden Theorien wurde von Mellers (2000) sowie von Zeelenberg et al. (2000) vorgeschlagen, diese Theorie wird dann als „Die Theorie der antizipierten Enttäuschung und Reue“ bezeichnet. Nach dieser Theorie hält man sich a) bereits vor einer Entscheidung mögliche Gefühlskonsequenzen von Handlungsalternativen vor Augen und versucht sich b) so zu entscheiden, dass Gefühle von Reue und Enttäuschung minimiert und Hochstimmung und Zufriedenheit maximiert werden. Die emotionspsychologische Annahmen dieser Theorie decken sich mit denen kognitiver Emotionstheoretiker (s. 1. Abschnitt, Aktualgenese von Emotionen) Motivationspsychologische Postulate entsprechen denen des Hed der Gegenwart und besagen: 1.) Personen berücksichtigen bei Entscheidungen auch die Gefühle von Enttäuschung und Reue als Handlungskonsequenzen 2.) Personen wählen diejenigen Handlungen aus, die den erwarteten Gesamtnutzen maximieren+ Empirische Belege für die Theorie der antizipierten Enttäuschung und Reue: Viele Ergebnisse sprechen dafür, dass vor allem antizipierte Reue viele Entscheidungen beeinflusst (Investitionen, Kaufverhalten…). Außerdem kann die Theorie erklären, warum Personen vor einer Entscheidung manchmal ihre Ergebniserwartungen senken (Ziel: Vermeidung von Enttäuschung; van Diejk et al. (2003)) und warum sie nach der Entscheidung Infos über die nicht gewählte Alternative vermeiden (Ziel: Vermeidung möglicher Reue, Zeelenberg (1999)), was andere Motivationstheorien teilweise nicht erklären können. B) Die Theorie der emotionalen Handlungsimpulse Nach Meinung einer Reihe von Emotionstheoretikern (darunter schon James) haben Emotionen zumindest einen weiteren motivationalen Effekt neben dem hedonistischen Weg (Der Regulierung als Handlungsziel selbst), nämlich die direkte Aktivierung von Handlungsimpulsen um die emotionsauslösende Situation zu bewältigen. Ein negatives Gefühl löst nach dieser Theorie als DIREKT den Wunsch aus, die Auslösesituation zu verändern, während nach hedonistischer Auffassung erst ein Wunsch nach der Beseitigung des Gefühls entstanden wäre, der dann wiederum womöglich zum Wunsch nach Veränderung der Auslösesituation geführt hätte. Uneinigkeit herrscht bei der Theorie der emot Handlungsimpulse (TEH) darüber, wie die Handlungswünsche im Einzelnen entstehen. Einige sind der Ansicht, dass sie durch das Gefühl verursacht werden (z. B. Weiner, 1986) andere setzen die Entstehung schon bei der Einschätzung der Situation an. Empirische Belege für die TEH: Empirische Untersuchungen stützen die Theorie. Vor allem die Untersuchungen zu Mitleid und Ärger durch Weiner (z. B. 1986). Weiner nimmt an, dass ‚Ärger und Mitleid emotionsspezifische Handlungsimpulse erzeugen (Mitleid zur Hilfeleistung, Ärger zu Aggression gegen den Normverletzer). Diese Hypothesen wurden bestätigt. z. B: untersuchte Weiner, wie Studenten reagierten, die von einem Mitstudenten gebeten wurden Vorlesungsmitschriften auszuleihen. Einmal waren die hilfesuchenden Studenten selbst für ihre Sit verantwortlich (hatten geschwänzt), einmal nicht (Probleme mit den Augen). In Sit eins wurde Ärger erlebt und unwillig geholfen, in Sit 2 Mitleid und gerne geholfen. Welche Theorie (Hedonismus oder TEH) ist plausibler? Grundsätzlich sind beide Theorien miteinander vereinbar. Es stünde mit den empirischen Daten in Einklang, dass beide Theorien Recht haben: Einige Gefühle rufen einen direkten Handlungsimpuls zur Bewältigung der Sit hervor, gleichzeitig aber auch, wie alle Gefühle, ein hedonistisches Motiv zu ihrer Regulierung. Beide Motive können sich dann zusammen auf das Handeln auswirken. Die Informationsfunktion von Emotionen: Die Informationsfunktion wurde sowohl für das Erleben von Emotionen (Gefühle) als auch für den Emotionsausdruck postuliert. Die Informationsfunktion des Gefühls: Die Idee, dass Gefühle eine Informationsfunktion haben, findet sich schon bei den klassischen Emotionstheoretikern. Zu heutigen Vertretern gehören Frijda, Lazarus, Ortony sowie Schwarz und Clore. Ausgangspunkt der neueren Autoren ist das Grundpostulat, dass Gefühle durch Einschätzungen verursacht werden. Dieses Postulat wird um die These erweitert, dass nicht nur der Einschätzungsprozess unbewusst ablaufen kann, sondern auch sein Ergebnis, also die resultierende Einschätzung, unbewusst bleiben kann. Bewusst ist nur noch die Wahrnehmung oder der Gedanke an das auslösende Objekt und das begleitende Gefühl, oder bei einer Stimmung sogar nur das Gefühl. Bleibt die Einschätzung aber unbewusst, kann nicht adaptiv gehandelt werden, da dies bewusste Prozesse erfordert. Also, so die Theorie, besteht die Funktion von Gefühlen darin, die für die Handlungsplanung notwendigen Infos zu liefern (nämlich, dass bestimmte Wünsche verletzt sind). Diese Infos kann die P dann für die Handlungsplanung nutzen. Empirische Überprüfung der Theorie der Informationsfunktion von Gefühlen: Die Forschung zu dieser Theorie beschäftigt sich vor allem mit Werturteilen, die aus Gefühlen abgeleitet werden. Positive Gefühle entstehen z. B., wenn Ereignisse oder Objekte als pos (wunschkongruent) bewertet werden. Sie enthalten deshalb die Info, dass das gefühlsauslösende Objekt gut ist. Im Alltag wird daher nach Schwarz und Clore (1983) eine Gefühlsheuristik für Werturteil benutzt. Man bewertet ein Objekt als gut/schlecht, je nachdem welche Gefühle es hervorruft. Normalerweise funktioniert das ganz gut, es kann aber auch (ähnlich wie bei Fehlattributionen) zu Bewertungsfehlern kommen (nichtadaptive Nebeneffekte)(in gehobener Stimmung erscheint die Welt grundsätzlich besser). Schwarz und Clore demonstrierten solche Fehlbewertungen bzw. ihre Revidierung bei entsprechendem Hinweis in einem Experiment zur Lebenszufriedenheit (1983, s Sozialpsychovorlesung, Hinweis auf Wetter beeinflusst Urteil). Die Bestätigung dieser Fehlattribution stützt indirekt auch die Theorie. Es sei noch zu erwähnen das Werturteile auch aus hedonistischen Gründen verzerrt werden können (um neg Gefühle zu reduzieren) und die Zugänglichkeit eine Rolle spielt (s. Sozialpsycho). Frage 2 7.4 Die Entstehung emotionaler Mechanismen durch Evolution und Lernen Frage: Woher stammen die emotionalen Mechanismen Biologische Evolution der Spezies Emotionstheorien sollen klären: /wie sind sie entstanden? Lerngeschichte des Individuums a) welche Emotionen/Emotionskomponenten werden ererbt, welche erlernt? b) wie wirken Natur und Kultur bei der Entw. des EM-Systems zusammen? Evolutionspsychologische Theorien betonen (man lese und staune) die Rolle der Emotion (s. Theorie der Basisemotionen (7.4.1.1), Ekman: Theorie des EM-Ausdrucks (EM-Module) Lernpsychologische EM-Theorien betonen (na?), die Rolle von Lernprozessen. 7.4.1 Evolutionspsychologische EM-Theorien: Grundannahmen: Das emotionale System hat einen bedeutsamen biologische Kern, der im Laufe der Evolution durch Selektion entstanden ist Radikalste Position: Theorie der diskreten Basisemotionen 7.4.1.1 Die Theorie der diskreten Basisemotionen: (von engl discrete: separat, von einander verschieden) Annahme: Eine Teilmenge der im Alltag unterschiedenen EM beruht auf jeweils für sie spezifischen, ererbten Mechanismen. Diese EM werden als BasisEM bezeichnet, da sie biologisch grundlegend sind (nach Ekman, 1977: Freude, Überraschung, Furcht, Ekel, Ärger, Traurigkeit). Viele BasisEM-Theoretiker nehmen an, dass sie auch psychologisch grundlegend sind und Grundlage der anderen EM sind (Unterscheidung in primäre EM (BasisEM) und sekundäre EM (abgeleitete/nichtbasisEM) Mc Dougalls Theorie der diskreten BasisEM: Die Theorie der diskr BaisEM wurde schon von James (1908/1960) vertreten. Mc Dougall formulierte sie jedoch zum ersten Mal ausführlich. (1908/1960). Nach Mc Dougall besteht der Kern des EM-Systems aus einer begrenzten Anzahl bereichsspezifischer angeborener Mechanismen (Mc Dougall: Instinkte, heutige Theoretiker : infoverarbeitende Module). Mc Dougal postulierte 7 BasisEM-Module, u a. Fluchtinstinkt (EM: Furcht) Kampfinstinkt (EM: Ärger) Abstoßungsinstink (EM: Ekel) Neugierinstinkt (EM: Staunen) Eltern-/Brutpflegeinstinkt (EM: Zärtlichkeit) Basismodule als effektive evolutionär entstandene Mechanismen zur Bewältigung von Anpassungsproblemen, z. B. Schutz vor Verletzungen (Furchtmodul), Vermeidung von Vergiftungen /Erkrankungen (Ekelmodul). Schema nach Mc Dougall: Wahrnehmungs- und Einschätzungsmechanismen (1) Emotionsmodul Detektor (2) ReaktionsProgramm (3) Handlungs- und AusdrucksGefühl Kontrollmechanismen Handlungsimpuls Ausdruckstendenz peripher physiologische Reaktionen Eingangsinfo sind Wahrnehmungen oder Einschätzungen (1). Jedes Modul hat einen Detektor (2), der selektiv auf Wahrnehmung/Einschätzung anspricht (z. B. Furchtmodul bei lauten Geräuschen, Verlust von Halt, erlernten Gefahrensignalen). Bei „passender“ Einschätzung aktiviert er ererbtes Reaktionsprogramm (3), welches als Ausgabe ein EM-spezifisches Muster von psychischen und körperlichen Reaktionen erzeugt. Die Ausgabe umfasst einen EM-spez Handlungsimpuls (z. B. Flucht), ein Muster Peripher phys Veränderung, ein spez Gefühl (z. B. Furcht) sowie bei einigen EM die Tendenz zu einem spez Gesichtsausdruck. Zentrale Rolle nach Mc Dougall: Handlungsimpuls, da Übergeordnete biologische Funktion der EM-Module: Anregung spezifischer adaptiver Handlung. Übrige Ausgaben dienen: Vorbereitung, Unterstützung, Regulierung der „instinktiven“ Handlungen (z. B. Phys Erregung: Energetisierung, Gefühl Furcht: Info ans Bewusstsein zur willkürlichen Unterstützung des Fluchtimpulses). Modulcharakter: äußert sich darin, dass nicht ins innere Arbeiten des Moduls (Detektor-Reaktion) eingegriffen werden kann. Es kann nur die Ausführung, nicht die Entstehung eines Impulses unterdrückt werden (ähnlich Refelxe). Veränderbarkeit: nah Mc Dougall lässt sich nicht das Modul selbst, wohl aber das emotionale Gesamtsystem beeinflussen: 1.) kann durch Lernen ein Emotionsmodul von ursprünglich unwirksamen Reizen aktiviert werden (s. klassische Konditionierung) 2.) kann die Ausführungsform der Impulse durch Lernprozesse beeinflusst werden (z. B. rennt man bei einer Präsentation nicht weg, auch wenn man ein „Furcht“-Gefühl hat). Auch Mc Dougall geht davon aus, dass BasisEM Grundlage der anderen EM sind. Neurer Theorien der diskreten BasisEM: ähneln wenn auch nicht in Details doch grundsätzlich der Theorie Mc Dougalls. Eine der bekanntesten: Ekmans neurokulturelle Theorie des EM-Ausdrucks: Spezielle Theorie der BasisEM-Theorie im Hinblick auf den Gesichtsausdruck. Theorie: 6 BasisEM-Module (s. oben),die bei Aktivierung durch passende Info spez Gefühle, phys Reaktion sowie Tendenz zu einem Gesichtsausdruck auslösen, der spez Charakteristika aufweist (s. S 1 „der emotionale Ausdruck). Der Gesichtsausdruck kann aber willentlich kontrolliert werden und wird das auch oft (Darstellungsregeln /display rules). Mögliche Kontrollauswirkungen können z. B. sein: Abschwächung Neutralisierung Maskierung Verstärkung Biologische Funktion: informational/kommunikativ unter der Annahme, dass die Vermittlung einer EM einen Anpassungsvorteil bringt. Dies kann sein durch a) die Erschließung einer Handlungstendenz (Verena will mich beißen, also renn ich weg: Vorteil nicht gebissen) oder b) erschließbare Situationseinschätzung (Marlene macht ein genervtes Gesicht, mit dem Typen sollt ich nicht Salsa tanzen: Vorteil Reserven geschont, schlechtem Tänzer entkommen) 7.4.1.2 Die Theorie der evolutionären Lust/Unlust-Mechanismen Abgrenzung zu den Theorien der Basisemotionen: 1.) biologischer Kern besteht aus weniger und auch weniger spez. Mechanismen als in der Theorie der BasisEM 2.) evolut. Emotionsmechanismen erzeugen nicht spez EM sondern Komponenten von EM wie Lust/Unlust, aus denen sich EM zusammensetzen. Lang (1995): EM beruhen auf zwei spez emot. evolut. Mechanismen: Appetenz-Mechanismus und AverionsMechanismus.Aktiviert werden diese durch Wahrnehmung/Einschätzung und erzeugen als Ausgabe: a) Tendenz zur Annäherung/Meidung, b) phys Erregung, c) Gefühle von Lust/Unlust und von Aktivierung Einschätzungtheoretiker (z. B: Ortony & Turner (1990), Scherer (1984)): Elaboration der Eingangs- und Ausgangsseite der Lust/Unlustmechanismen.: Eingangsseite: Mechanismen aktiviert durch Einschätzung, das positiver (wunschkongruenter) bzw. negativer (wunschinkongruenter) Sachverhalt vorliegt/möglich ist. Der kognitive Mechanismus für diese Einschätzung ist nach Meinung einiger Theoretiker auch angeboren Ausgangsseite: spezifische emotionale Reaktionen werden von nicht spezifisch emotionalen Mechanismen erzeugt. Welche Reaktionen die Mechanismen produzieren hängt von Ergebnissen der Einschätzung und auch anderen psychischen Prozessen ab (Kooperation von emotionalen und nicht-emotionalen psychischen Mechanismen, schon leicht sozialkonstruktivistisch). 7.4.2 Sozialkonstruktivistische EM-Theorien: Grundannahmen: Ansicht, dass die angeborene psychische Ausstattung des Menschen bescheiden und überwiegend von unspezifischer Art ist Determinanten des Erlebens und Verhaltens (auch des emotionalen) sind deshalb psychische Strukturen und Mechanismen, die durch Lernprozesse entstanden sind .Viele Theoretiker gehen davon aus, dass dies überwiegend soziale Lernprozesse sind (sozialisationstheoretischer Ansatz, wichtige Theorien vor allem sozialkonstruktivistische Theorien). Radikale (starke) Version: Angeborene EM-Mechanismen nur die Fähigkeit zum Lernen sowie Triebe und Reflexe, alle EM vollständig soziokulturelle Produkte, die im Laufe der Sozialisation erworben werden Schwache Version: emot. Mechanismen teilweise angeboren, aber ererbter Kern relativ unspezifisch und durch Lernprozesse so stark verändert, dass er für EM von erwachsenen kaum noch Bedeutung hat. Averills sozialkonstruktivistische EM-Theorie: Hauptvertreter der schwachen Version ist James Averill (z. B. 1980;1982;1994) Annahmen: evolutionäre Komponenten der EM, die aber durch Lernprozesse überformt werden. EM von Erwachsenenhaben andere Qualität als die von Kindern, außerdem können neue Affektprogramme erlernt werden. EM der Erwachsenen beruhen daher überwiegend auf Überzeugungen und internalisierten Regeln. Emotionale Mechanismen bestehen aus diesen psychischen Strukturen. Emotionen treten auf, wenn Emotionsschemata aktiviert werden, diese bestimmen a) wie Objekte oder Ereignisse eingeschätzt werden b) welche Reaktionen auftreten. Daher gibt es zwei Hauptgruppen von Emotionsregeln: 1.) Einschätzungsregeln Spezifizieren, wie best Objekte oder Ereignisse eingeschätzt werden sollen oder allgemein eingeschätzt werden 2.) Ausdrucksregeln/Manifestationsregeln Spezifizieren ob Gefühle in best Situationen gezeigt werden sollen oder nicht und falls ja, wie sie angemessen zum Ausdruck gebracht werden. Anzahl der EM: Ist nach A unbegrenzt.Eine Gesellschaft kann so viele EM konstruieren, wie für sie funktional sind. Funktion von EM: primär soziale Funktionen. Anpassungsvorteil für die Gruppe (nicht für das Individuum) Vergleich Lust/Unlust-Theorie / BasisEM-Theorie: Averills Theorie nähert sich eher der Lust/Unlust-Theorie an, unterscheidet sich aber deutlich von der BasisEMTheorie, da nach Averill Lernprozesse in ihrer Rolle weit über die Einschätzung von Objekten und die Beeinflussung der Ausführung von Handlungstendenzen hinausgehen: 1.) der Emotionsausdruck beruht nach Averill auf gelernten Darstellungsregeln. 2.) Handlungsimpulse sind nach A ebenfalls überwiegend erlernt (wenn auch zum Teil so automatisiert, dass dies auf den ersten Blick nicht so erscheint). 3.) Physiologische Erregung ist nach A auf Lernprozesse zurückzuführen (z. B. Konditionierung) und weitgehend emotionsunspezifisch 4.) Das Gefühl besteht nach A im Gewahrsein der kognitiven Einschätzung und der hervorgerufenen Reaktionen und ist daher letztlich weitgehend ein Produkt der Kultur 7.4.3 Empirische Befunde 7.4.3.1 Ergebnisse kulturvergleichender Untersuchungen: Zugrunde liegende Überlegung: Verschiedene Kulturen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Sollten EM sozial konstruiert sein, müssten sie interkulturell stark variieren, ansonsten sollten sie universell sein. Wortschatz: Einen indirekten Hinweis auf Universalität/Kulturspezifität gibt der EM-Wortschatz von Kulturen. Ergebnisse aus entspr. Studien zeigen, dass das EM-Vokabular über die Kulturen hinweg große Ähnlichkeiten zeigt. Und Unterschiede (z. B. im Tahitianischen 46 Wörter für Ärger) müssen nicht bedeuten, dass die EM auch anders erlebt wird. EM-Erleben: Ergebnisse zeigen, dass Lust/Unlust über Kulturen hinweg als zentraler Bestandteil des EMErlebens angesehen werden, und auch Erregung findet sich interkulturell übereinstimmend. Die mit Emotionswörtern bezeichneten Zustände werden interkulturell auch mit ähnlichen Situationseinschätzungen und erlebten Handlungsimpulsen in Verbindung gebracht.# Emotionsausdruck (v. a. Gesichtsausdruck): Erkennen von Basisemotionen über Kulturen hinweg: große (überzufällige)Trefferquote (Ekman, 1987) Einwände gegen die Untersuchungen: 1.) Übereinstimmung möglicherweise künstlich überhöht, da mögliche EM vorgegeben 2.) Es wurde nicht der tatsächliche Zusammenhang EM/Ausdruck untersucht, sondern nur die Meinung der VP darüber. Diese muss nicht mit der Realität übereinstimmen, könnte „idealtypisch“ sein. insgesamt: Interkulturelle Befunde legen nahe, dass EM, die in versch Kulturen vorkommen Aus- und Umformungen einer gemeinsamen evolutionären Basis sind Universalität bestätigt 7.4.3.2 Wie sind die evolutionären EM-Mechanismen beschaffen? Besteht der evolutionäre Kern aus einer Anzahl diskreter EM-Module (BasisEM) oder einer kleinen Anzahl allgemeiner Mechanismen (Lust/Unlust-Theorie)? Die meisten Befunde sprechen eher für Lust/Unlust-Theorie allerdings noch ohne Einbezug der neurophysiologischen Grundlagen. Frage 3 7.5 Die neurophysiologischen Grundlagen der EM Forschungsansatz mit dem sich die neurowissenschaftlichen (neurophysiologischen/psychophysiologischen) EM-Theorien beschäftigen. Historisch bedeutsame Vertreter: William James Walter Cannon James Papez&Paul McLean Neuere Theorie, die viel Anklang gefunden hat: Furchttheorie von Joseph LeDoux Lokalisationismus (Lokalisationslehre): Alle genannten Theorien sind dieser Lehre verpflichtet: Sie gehen davon aus, dass unterschiedliche psychische Prozesse in untersch. Hirnregionen stattfinden (für einige Prozesse, wie visuelle Wahrnehmung gut belegt). 7,5,1 Drei klassische neurowissenschaftliche Theorien der EM Die neurowissenschaftliche Version der Theorie von James: James verknüpfte seine Theorie mit neurowissenschaftlichen Überlegungen. Ausgangspunkt: Damals schon bekannte Unterscheidung von sensorischen und motorischen Gehirnarealen. James Frage: Müssen für die Entstehung von EM weitere spezialisierte Gehirnzentren angenommen werden? Da es keine Hinweise auf solche speziellen Zentren gab, vertrat James die Ansicht, dass die EM Prozesse Vorgänge in den bekannten beiden Kortizes waren. Schema: sensorischer Kortex 1 Emotionaler Reiz 2 Motorischer Kortex 4 3 körperliche (insb. viszerale) Veränderungen Ablauf: Ein Objekt erregt die Sinnesorgane und diese leiten Info zum sensorischen Kortex weiter, wo sie Erregungsmuster hervorrufen. Bestimmte dieser Muster aktivieren aufgrund angeborener oder erlernter neuraler Verbindungen zum motorischen Kortex dortige Reaktionsprogramme. Von dort werden efferente Nervenimpulse zu den inneren Organen geleitet, wo sie komplexe emot spez Veränderungen hervorrufen. Diese werden registriert und über afferente Impulse an den sensorischen Kortex rückgemeldet. Dort rufen sie Impulse hervor, die das neuronale Korrelat von Gefühlen darstellen. Was sind also dann Gefühle? Erregungsmuster im sensorischen Kortex, die durch körperliche Reaktionen auf emot Reize verursacht werden. Die EM-Theorie von Cannon: Mit der Kritik an James schlug Cannon auch eine andere neuronale These vor: C geht davon aus, dass emot Prozesse sowohl auf kortikalen Prozessen wie auch auf speziellen Zentren beruhen (Verbindung der Alternativen, die James sah). Die EM-Zentren befinden sich nach Cannon in der thalamischen Region(damit meinte er Thalamus und angrenzende Strukturen). Dort sind nach Cannon die Programme, deren Aktivierung Ausdrucksverhalten und peripher phys Veränderungen auslösen. Und dort befindet sich nach C auch der neuronale Ursprungsort der Gefühle. Schema: Kortex 2b Sensorische Kerne des Thalamus 2a 4 5 efferente Kerne in der Thalamenischen Region (Hypothalamus) 3 mot und phys Ausdrucksreaktionen 1 Emotionaler Reiz Nach C senden „Ausdrucksneurone“ des Thalamus nicht nur Impulse an Eingeweide&Muskeln sondern auch an sensorische Areale des Neocortex, wo diese Signale als Gefühle erlebt werden. Unterschied James/Cannon: James: peripheralistische Gefühlstheorie, Cannon: zentralistische Gefühlstheorie, da Gefühle nicht von Signalen aus der Peripherie erzeugt werden, sondern im zentralbereich des Nervensystems. Diese Signale sind nach Cannon für die Erlebensqualität von Gefühlen verantwortlich. Aktivierung des Thalamus: nach C werden Gefühle nur erzeugt, wenn der Thalamus aktiv wird, die kann nach C auf zwei Wegen geschehen: Auf einem subcortikalen und einen cortikalen Weg. Reiz sensorische Reizung des Thalamus Subcortikal: Direkt zu efferenten Kernen Des Thalamus phys Reaktion (emot. Unspezifisch, Energetisierung) Signale des Thalamus an KortexGefühl (für automatische Reize, dies sind für C aber Nur wenige) Kortikal: NeocortexEinschätzung der Wahrnehmung efferente Region des Thalamus (entsprechend wie subcortikal) Empirische Belege für die Theorie von Cannon: Experimente von Bard (1934): Läsionsstudien an Tieren. Wurde diesen der Kortex entfernt, zeigten sie weiterhin emot Reaktionen, verstärkt sogar Wutreaktionen. Das motorische Verhalten war aber stereotyp und nicht auf die auslösenden Reize ausgerichtet (Cannon und Bard bezeichnen dies als „Scheinwut“, weil sie Annahmen, dass ohne Cortex diese Reaktionen auch ohne Gefühl seien). Wurde auch der Thalamus entfernt, zeigten die Tiere kein solches Verhalten. Die Befunde zeigen, dass die Audrucksreaktionen ihren Ursprung nicht im mot Kortex sondern im Thalamus haben und dass Cannons postulierter subcortikaler Pfad existiert (da ja Kortex entfernt war). Dass ThalamusRegion auch Urprungsort der Gefühle sei, konnte nicht nachgewiesen werden (bei Schädigung im ThalamusBereich zeigten einige Personen sogar stärkere EM). Cannon konnte also nur einen Teil seiner Theorie empirisch beweisen. Zudem zeigt Bark (1934), dass der Sitz der Ausdrucksprogramme der Hypothalamus und der Hirnstamm und nicht der Thalamus sind. Zudem ist eine Generaliserung auf den Menschen und für andere EM als Wut und Furcht schwierig. Die EM-Theorie von Papez und McLean: Papez&McLean (P&L) verfeinerten und modifizierten nacheinander die EM-Theorie von Cannon. Zentrale These: neurale Substrat der emot Mechanismen ist das Limbische System. Der kortikale Teil dieses Systems sei der Limbische Lappen (insbesondere cingulärer Cortex und Hippocampus Der subkortikale Teil des Systems umfasse inbesondere den Thalamus, Hypothalamus und die Amygdala. Nach McLean lässt sich das limbische System nicht nur psychophysiologisch und neuroanatomisch vom Rest des Gehirns abgrenzen sondern auch entwiclungsgeschichtlich (nach McLean: Weiterentwicklung des alten Riechhirns, während Neocortex Weiterentw. Des Seh- Hör- und Tastsinns). Die zwei Gehirne verarbeiten nach McLean unterschiedlich undschaffen zwei unvereinbare Welten Neocortex: begrifflih und sprachliche Interpretation, kalte Kognitionen Limbische System: emotionale Reaktionen Der Konflikt zw Kognition und Emotion refelktiert nach McLean also das gleichzeitige Operieren von zwei unterschiedlichen Gehirnen (später unterschied Mc Lean noch ein drittes Gehirn, das Reptiliengehirn (Hirnstamm), neben dem Altsäugergehirn (Limbische system) und Neusäugergehirn (Neocortex). Empirische Befunde: Kritik an McLeans Theorie wurd laut, besonders die Abgrenzung des limbischen Systems, da a) neuroanatomische Abgrenzung fraglich ist (Verbindung zu anderen Teilen besteht) und entwicklungsgeschichtliche Abgrenzung problematisch, da auch Amphibien/Reptilien etc Gehirngebiete besitzen, die funktional und strukturell dem Neocortex entsprechen und b) auch die psychophysiologische Abgrenzung nicht stichhaltig ist. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass einge Teile des postulierten Systems kognitive Funktionen haben (z. B. Hippokampus). Amygdala: Bestätigt hat sich deutlich die Annahme, dass die Amygdala eine wichtige Rolle für die EM spielt. 1.)z. B. Klüver und Bucy fanden (1939), dass die Entfernung der Amygdala EM-Reaktionen weitgehend eliminiert. 2.) die elektrische Stimulation der Amygdala löste für EM typische stereotype Reaktionen aus (z. B. Furcht) 3.) klinische Beriecht über Patienten mit Epilepsieherden im Bereich des Thalamus zeigen, dass bei diesen Personen manchmal kurz vor dem Anfall emot Erlebnisse ohne klaren Anlass auftreten Die Furchttheorie von LeDoux: Seit den 80er Jahren verstärkte neuroEM-Forschung, begünstigt durch bessere Verfahren, seit 90er Jahren viele Publikationen, besonders bedeutend: die Furchttheorie von LeDoux, wie der Name sagt, beschränkt auf die Emotion „Furcht“. Diie Theorie: Im Gegensatz zu Cannon postuliert LeDoux die Amygdala und nicht den Thalamus als Schlüsselstruktur für die Entstehung von Furcht. Ihre Aktivierung ist sowohl notwendig als auch hinreichend für die Aktivierung von Furcht. LeDoux postukiert (wie Cannon) zwei neurale Pfade, subcortikal und cortikal (s. Schema, 2a und 2b). Schema: Primärer sensorischer Kortex 5 Assoziationskortizes 6 2b 2a Amygdala 3 Sensorische Kerne des Thalamus 1 Emotionaler Reiz efferente Kerne im Hypothalamus und Hirnstamm 4 motorische und physiologische Defensivreaktionen Ablauf: Nervenimpulse der Sinnesorgane werden an die sensorischen Regionen des Thalamus geleitet (1). Subccortikal: lateraler Kern der Amygdalazentraler Kern der Amygdalasignale zum Hypothalamus und Hirnstamm, wo Reaktionsprogramme aktiviert werdenAuftreten von Defensivreaktionen, phys Erregung Subcortikaler Pfad für schnelle unbewusste Auslösung von Defensvreaktionen, aber nur einfache Reize (Fliege Richtung Auge), schnell&grob, undifferenzierte Reaktionen Corikal: primärer sensorischer Cortex weitere Areale, Reizanalyse und Rückmeldung über verschiedene Pfade an die Amygdala (weiter wie subcortikal) Ermöglicht tiefere Reizanalyse (Reizkontext wird beachtet (steht Kathrin vor mir und will mich beißen oder ist noch Anne dazwischen)). Kortikale Prozesse auch notwendig für alle Furchtreaktionen, die über angeborene Defensivreaktionen (reflexartig) hinausgehen (diese höheren Reaktionen beruhen nämlich auf Einschätzung der Sit, Bewältigungsmöglichkeiten etc.) Entstehung von Gefühlen? Ist für LeDoux nicht unbedingt Teil einer EM-Theorie, aber er aht einige Annahmen gemacht: Bewusstest Erleben beruht auf neuraler Aktivität, das entsprechende Hirngebiet vermutet er im dorsolateralen, präfrontalen Kortex (bewusste psychische Prozesse, Arbeitsgedächtnis). Gefühl entsteht durch die Kombi von a) Wahrnehmung/Einschätzung b) Erlebenskomponenten der Amygdala (Gewahrsein von Erregung und phys Reaktionen) [Parallele zu Schachter] Empirische Belege: Hauptsächlich über Tierexperimente, Methoden „Läsionsmethode“, „Tracermethode“ Beispiel LeDoux, Sakaguchi und Reis (1984) Exp mit Ratten. Entfernung von a) auditiver Kortex b) auditiver Thalamuskern. Danach Kondotionierung Ton/elektrischer Schlag. Ergebnis: Ratten ohne Thalamuskern konnten keine konditionierte Furchtreaktion zeigen, bei entferntem Kortex schon. (zeigt abermals (wie Bard) subkortikalen Weg, allerdings noch nicht die Rolle der Amygdala), daher wurde eine weitere Methode eingesetzt, die Tracer-Methode (Injektion chemischer Substanz, Verfolgung der „Spuren“ über spätere Färbung).Diese Methode zeigt eine Zuleitung von Thalamus zu Amygdala. Später konnte auch gezeigt werde, dass nur diese Unterbrechung zur verhinderung der Furchtreaktionen führte. Ähnliche Befunde der wichtigkeit der Amygdala z. B. von LaBar et al (1995) Schlussfolgerung zur Amygdala: 1.) Notwendig für die meisten aber nicht alle Furchtreaktionen. 2.) Furchtreaktionen auch auf subkortikalem weg, aber nur für einfache Reize. Neuere Untersuchungen: Neuere Ergebnisse zeigen, dass die Amygdala nicht nur für Furcht sondern auch andere negative EM wichtig ist (Aktivierung im Kernspint auch bei unangenehmen Bildern, Gerüchen, Induktion trauriger Stimmung) und nach manchen Studien auch bei positiven EM. Es gibt aber weiter keine Beweise dafür, dass Amygdala auch für das Gefühlserleben zuständig ist (nur Korrelationsstudien). Aussagekräftigste Untersuchung: Anderson und Phelps (2002). Pateinten mit entferntem rechten Temporallappen inkl Amygdala, gefühlstagebücher, Erzählen von erlebten Emotionenkeine signifikanten Unterschiede zu normal „gehirnigen“ Menschen. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Amygdala nicht notwendig für die Entstehung von Gefühlen ist. Anderson und Phelps vertreten die Meinung, dass die Aktivierung der Amygdala möglicherweies primär dazu dient die Aufmerksamkeit auf die EM-Reize zu fokussieren, dies würde erklären, warum die Amygdala durch negative (und vll auch positive) Reize aktiviert wird, ihre Läsion das Gefühlsreleben aber nicht beeinflusst. ENDE viel spaß beim lernen und verzweifeln und Erleuchtung haben!!