Aristoteles-Universität Thessaloniki

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Aristoteles-Universität Thessaloniki
Abteilung für Deutsche Sprache und Philologie
Assist. Prof. Simela Delianidou
[email protected]
web: http://users.auth.gr/simdel/
Tel.: 2310 998822
WiSe 2014/2015
Pflichtvorlesung (Grundstudium):
Geschichte der deutschen Literatur III
(Montag: 13.00-16.00, Raum 109)
Sprechstunden der Dozentin:
Montag: 11.00-13.00
(nea pteriga)
Mittwoch: 09.30-11.00
(nea pteriga)
0
Aristoteles-Universität Thessaloniki
Assist. Prof. Simela Delianidou
[email protected]
Abt. für Deutsche Sprache und Philologie
WS 2014/2015
Pflichtvorlesung (Grundstudium): Geschichte der deutschen Literatur III
Το μάθημα νοείται ως μια επισκόπηση της γερμανόφωνης σύγχρονης
λογοτεχνίας, περιλαμβάνοντας εξίσου τις λογοτεχνίες της πρώην Λαϊκής
Δημοκρατίας της Γερμανίας, της Ελβετίας και της Αυστρίας αλλά και τα
γερμανόφωνα πολυπολιτισμικά κείμενα των τελευταίων δεκαετιών. Θα
αναλυθούν οι βασικοί όροι όπως Ιμπρεσιονισμός, Εξπρεσιονισμός ή
Υπαρξισμός, και θα σκιαγραφηθεί η μετάβαση από τον μοντερνισμό στον
μεταμοντερνισμό.
Τρόπος αξιολόγησης: γραπτή εξέταση
Σημείωση: Τα μαθήματα Ιστορία της Γερμανικής Λογοτεχνίας ΙΙΙ και
Πολιτισμός ΙΙ έχουν σχεδιαστεί ως συμπληρωματικά. Ως εκ τούτου
συστήνουμε την παράλληλη παρακολούθησή τους.
In dieser Vorlesung wird ein Überblick über die deutschsprachige Literatur
etwa von 1900 bis zur Gegenwart gegeben, wobei die Literaturen der DDR,
der Schweiz und Österreichs ebenso behandelt werden wie die
multikulturellen Texte der letzten beiden Dekaden. Wir werden zentrale
Begriffe wie zum Beispiel Impressionismus, Expressionismus oder
Existentialismus klären und untersuchen, wie aus der Moderne die
Postmoderne geworden ist.
Leistungsnachweis:
Klausur
(Da diese Veranstaltung durch die Kulturgeschichte II ergänzt wird, sollten
unbedingt beide zusammen besucht werden!)
1
Literatur:
Allkemper, Alo /
Eke, Norbert Otto [2004]:
Literaturwissenschaft. Paderborn.
Brenner, Peter J. [1996]:
Neue deutsche Literaturgeschichte: vom „Ackermann“
zu Günter Grass. Tübingen.
Egypten, Jürgen [2006]:
Einführung in die deutschsprachige Literatur seit 1945.
Darmstadt.
Grabert, Willy /
Mulot, Arno /
Nürnberger, Helmuth [1985]: Geschichte der deutschen Literatur. München.
Madsen, Rainer [1999]:
Geschichte der deutschen Literatur: von den Anfängen
bis zur Gegenwart. Hg. von Johannes Diekhans.
Paderborn.
Martini, Fritz [1991]:
Deutsche Literaturgeschichte: von den Anfängen bis zur
Gegenwart. Stuttgart.
Metzler Verlag [2001]:
Deutsche Literaturgeschichte: von den Anfängen bis zur
Gegenwart. Hg. von Wolfgang Beutin, Klaus Ehlert,
Wolfgang Emmerich u.a. Stuttgart.
Reclam Verlag [2000]:
Die deutsche Literatur in Text und Darstellung. [Ab 12.
Band. 17 Bände] Stuttgart.
Rothmann, Kurt [1992]:
Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart.
Vocelka, Karl [2002]:
Geschichte Österreichs. Kultur-Gesellschaft-Politik.
München.
2
Vorlesungswochen:
1. (06.10.2014) Vorbesprechung und Einführung
2. (13.10.2014) Naturalismus (1880-1900)
3. (20.10.2014) Literatur der Jahrhundertwende (ca. 1890-1914):
Jugendstil, Impressionismus, Symbolismus/Ästhetizismus
4. (27.10.2014) Expressionismus und Dadaismus (ca. 1910-1925)
5. (03.11.2014) Neue Sachlichkeit (1925-1933)
6. (10.11.2014) Literatur im „Dritten Reich“ und Exilliteratur
7. (24.11.2014) Deutsche Literatur nach 1945
8. (01.12.2014) Die Literatur der Bundesrepublik und des
deutschsprachigen Raumes
9. (08.12.2014) Die Literatur der DDR
10. (15.12.2014) Die Literatur in Österreich
11. (22.12.2014) Die deutschsprachige Literatur in der Schweiz
12. (19.01.2015, κενή εβδομάδα)Tendenzen in der deutschsprachigen
Gegenwartsliteratur
Referatsthemen (für einen Pluspunkt):
Zu 2.: - Friedrich Nietzsche
Zu 3.: - Sigmund Freud - Psychoanalyse
- Hugo von Hofmannsthal Ein Brief des Philipp Lord Chandos an
Francis Bacon
Zu 4.: - Else Lasker-Schüler
- Gottfried Benn
Zu 5.: - Bertolt Brechts „episches Theater“
Zu 6.: - Kontroverse Benn vs. Becher
Zu 7.: - Alliierte Kulturpolitik
- Trümmerliteratur, Poesie des Kahlschlags, Günter Eichs
3
Inventur als Beispiel
Zu 8.: - Politisches Theater, Rolf Hochhuths Der Stellvertreter
Zu 9.: - VIII. Parteitag der SED, Biermann Ausbürgerung und die
Folgen, Biermanns Ermutigung
1. Vorbesprechung und Einführung (Reclam 13)
Was ist Literaturgeschichtsschreibung – Problematisierung des
Epochenbegriffs (nur ein Hilfsmittel zum Verständnis von historischen
Abläufen?) – Neue Ansätze in der Literaturgeschichtsschreibung –
Literaturgeschichte als Strukturgeschichte mit Bewusstsein für die
Epochenillusion; eher literarische Strömungen oder Bewegungen –
kulturelle Verflechtung Deutschlands mit dem übrigen Europa; zeitlicher
Rahmen von der literarischen Moderne zur Postmoderne.
* Richard Dehmel Denkzettel für den verehrten Leser
2. Naturalismus (1880-1900) (Reclam 12)
- Verfassungswirklichkeit des Deutschen Reiches seit 1871; starke
politische Kräfte (Zentrumspartei, SPD) in Opposition zu dem von
Preußen regierten Reich nicht an der Machtausübung beteiligt; diese im
wesentlichen in den Händen der feudalaristokratischen Junkerkaste lag;
breite Bevölkerungsschichten von der Macht ausgeschlossen;
Militarismus;
Nationalismus;
Antisemitismus;
Imperialismus;
Industrialisierung; vierte Stand; Bürgertum und Epigonentum;
- Friedrich Nietzsche: Versuch der Umwertung aller Werte; Nihilismus;
Kulturkritik; Fundamentalkritik; „Ideal des Übermenschen“; „Wille zur
Macht“; scharfer Kritiker des Bildungsphilister;
- Modern wird zur Moderne; die literarische Moderne (ca. 1890-1920),
d.h. hier Naturalismus und Literaturbewegungen um 1900 enthalten sind;
Naturalisten = erste Generation der lit. Moderne; andere Literaturbewegungen um 1900 = die zweite Generation der lit. Moderne
einschließlich des Expressionismus;
- Naturalismus vs. Realismus (1850-1890); Naturalismus als Ausdruck
einer europäischen Krise; Gründerjahre vs. Epigonendichtung;
ausländische, vor allem französische, russische und skandinavische
Dichter Vorbilder und Vorreiter; Positivismus, d.h. von einem Denken
ausgehen, das nur als existent gelten lässt, was mit naturwissenschaftlichen Methoden unzweifelhaft festgestellt werden kann; soziales
4
Milieu (Umwelt) und biologische Vererbung (Herkunft) bestimmen alles
menschliche Dasein; Formel von Arno Holz: „Kunst = Natur minus x“;
dramaturgische Stilmittel: Sekundenstil, minutiöse Regieanweisungen,
Dialekt u. Soziolekt, Körpersprache u. Mimik, Interpunktion als
Stilmittel, Dominanz des Epischen im naturalistischen Drama; bevorzugte
Gattung ist die Dramatik (soziales Drama u. Milieudrama); literarische
Themen: Gesellschaftsfragen wie Alkoholismus, Probleme des
Proletariats, das Hässliche und Kranke, Perverse bislang Tabuisierte
(Wilhelm II: Rinnsteinkunst);
* Friedrich Nietzsche Ecce homo. Wie man wird, was man ist
* Arno Holz u. Johannes Schlaf Papa Hamlet
* Gerhart Hauptmann Vor Sonnenaufgang
* Margarete Beutler Wiegenlied
3. Literatur der Jahrhundertwende (ca. 1890-1914):
Jugendstil, Impressionismus, Symbolismus/Ästhetizismus (Reclam
13)
- komplexe Mannigfaltigkeit der literarischen Tendenzen um die
Jahrhundertwende (Stilpluralismus), Vorschlag: bewusst neutralen
Begriff „Stilkunst um 1900“ wählen; gemeinsames Merkmal dieser Fülle
unterschiedlicher Bestrebungen u. Stilrichtungen: Gegenströmungen zum
Naturalismus;
- Ich-Krise (Infragestellung des autonomen Subjekts), Sprachkrise und
Bewusstseinskrise; Werteverlust, Subkulturen (z.B. Bohème-Kultur)
formieren sich als Artikulation verschiedenster Formen der Ich- u.
Sinnsuche (identitätsstiftende Sonderkulturen); Identitätskrise (auch) des
männlich konnotierten Subjekts; Infragestellung der traditionellen
Geschlechterverhältnisse u. der geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen;
Jugendstil:
- Jugendstil, nach der 1901 in Jugend umbenannten Münchner
illustrierten Wochenschrift für Kunst und Leben; wendet sich gegen die in
Architektur u. Innenarchitektur offiziell akademischer Malerei u.
Skulptur herrschenden Anlehnung an historische Stile;
- ursprünglich realisiert in Kunstwerken, Innenarchitektur u. Malerei; gibt
sich frühlingshaft statt pessimistisch; charakteristische Pflanzen- u.
Blumenornamente (Ornamentalisierung); Orientierung des Lebens an
5
seiner natürlichen Basis; Zeit der Reformkleidung und der Reformhäuser;
gleichzeitig Verklärung der Unfruchtbarkeit (steril);
- Schwierigkeit bereitet die Übertragung des Begriffs Jugendstil aus der
bildenden Kunst in die Literatur; einzelne Stilelemente (Themen) des
Jugendstils (nur als Einzelbestandteile in der Literatur greifbar): WeißRot Kontrast, femme fatale, femme fragile, Springbrunnen-Metapher,
pubertäre Sinnlichkeit, Urangst vor der Wirklichkeit, Schönheit
ästhetischer Gegenstände gerinnt zum Selbstzweck (Kontrastierung von
ästhetischer Scheinwelt u. realer Lebenswelt);
* Stefan Zweig Begehren
* Alfred Walter Heymel Auf eine Serpentinetänzerin
Impressionismus:
- Begriff Impressionismus von der zeitgenössischen französischen
Malerei übernommen (Claude Monet: Eindruck vor Sonnenaufgang
1872); Eindruckskunst; nicht Erscheinungsformen einer vermeintlich
objektiven Wirklichkeit sind wichtig, sondern subjektive Eindrücke;
Wiedergabe des flüchtigen Augeneindrucks; Stimmungskunst; Kunst der
persönlichen Augenblicksempfindung;
- Bezeichnung Impressionismus ist kein literarischer Epochenbegriff;
benennt in der Literatur weniger eine Tendenz als eine Technik;
gesteigerte Empfindungskraft; Faszination an der Schönheit u. Kunst;
rauschhafte Hingabe des Ich an erlesene Stimmungen; Grenzenlosigkeit
des Fühlens;
- Wiener Moderne / Österreichische Impressionismus; Wien als Zentrum
der deutschsprachigen Literatur der Moderne (Wien, Hauptstadt der
Jahrhundertwende);
- Bevorzugung kleiner Formen: Einakter, Erzählungen; Technik des
inneren Monologs (innere oder erlebte Rede);
- Ziel der Augenblickseindrücke im Impressionismus ist die Offenbarung
der Wahrheit u. des Wesenhaften was unweigerlich zum Symbolismus
führt (siehe Rainer Maria Rilkes Übergang von seinen frühen
impressionistischen Gedichten über die Dinggedichte zum Symbolismus);
* Arthur Schnitzler Anatol
* Arno Holz Phantasus
6
Symbolismus / Ästhetizismus:
- Symbolismus nach dem Manifest des Symbolismus (1886) von Jean
Moréas (d.i. Joannis Papadiamantopoulos) benannt; während
Impressionismus mit der Darstellung subjektiver Eindrücke stärker
sensualistisch orientiert ist, d.h. sich im wesentlichen auf Sinneseindrücke
bezieht, und mit dem Hang zum Episodischen zerstreuend wirkte, ist der
Symbolismus eine eher spirituelle Kunstrichtung, die das Wirkliche als
geistig oder Erscheinungsweise des Geistigen deutet; Kunstrichtung, die
letztlich auf Konzentration hinzielt; diesen hintergründigen Zusammenhang in allen Dingen gestaltet der Symbolist in konzentrierter Form mit
Hilfe des Symbols;
- ästhetisch-suggestive Darstellungsmittel: Klangmalerei, Assonanzen,
Metrum,
Reime,
Synästhesie,
strukturierte
Formensprache;
anspruchsvolle hermetische Nur-Kunst (poésie pure) entsteht, die nur von
einem erlesenen Kreis eingeweihter Kunstverehrer richtig aufgenommen
werden kann; Kunst um der Kunst willen (l’art pour l’art); Kunst tritt an
die Stelle des Lebens; George-Kreis;
- Mystik der Nerven (Kunst der Sensibilität), d.h. statt der äußeren
Wirklichkeit sollten von nun an die inneren Empfindungen u.
psychischen Zustände exakt abgebildet werden; Orientierung an
Psychologie u. Psychiatrie (u. nicht mehr Soziologie u. Biologie);
Sigmund Freuds Psychoanalyse;
* Stefan George Komm in den totgesagten park
* Rainer Maria Rilke Blaue Hortensie
Sprachkrise, Bewusstseinskrise:
* Hugo von Hofmannsthal Ein Brief des Philipp Lord Chandos an
Francis Bacon
* Robert Musil Verwirrung des Zöglings Törleß
4. Expressionismus und Dadaismus (ca. 1910-1925) (Reclam 14)
Expressionismus:
- Kurt Hiller übertrug 1911 die Bedeutung des Begriffs Expressionismus
von der neuesten Kunst auf die jüngste Literatur; Ausdruck inneren
Erlebens u. innerlich „geschauter“ Wahrheit (Ausdruckskunst);
7
- Vielgestaltigkeit u. Vielschichtigkeit der um 1910 einsetzenden
Strömung des Expressionismus, deshalb den Begriff Expressionismus als
Sammelbewegung u. Sammelbezeichnung verwenden;
- Die Zeitschrift Der Sturm als Sammelbecken der Avantgarde;
französischer Fauvismus, Kubismus, italienischer Futurismus; Die Aktion
eine Zeitschrift sozialistischer Tradition; Expressionismus als Teil einer
europäischen Kunstrevolution;
- Umbruch, Aufbruch u. neues Erleben; Betonung alles Gefühlhaften,
Affektvollen u. Pathetischen, Nicht-Rationalen; gegen: Saturiertheit des
wilhelminischen Bürgertums, erbaulichen Genuss der impressionistischen
Überästhetik, Symbolismus u. Jugendstil; für: Aktivismus, Intensität u.
Simultangefühle, Steigerung des Pathos bis zum ekstatischen Schrei (und
endlich sein Umkippen zum dadaistischen Gestammel);
- Gesellschaftsverändernde Kraft der Kunst; Kunstwende sollte
Weltwende bewirken (Der Neue Mensch); die Wiedergeburt der
Gesellschaft aus der Vereinigung aller artistischer Mittel u. Mächte;
- Expressionistische Literatur als Ausdruck von Entfremdungserfahrung
u. Zivilisationskritik, die sich in der Sehnsucht nach dem neuen
Menschen äußert; Pathos u. Ethos; Themen/Motive: Literatur der Söhne
gegen die Väter; Rationalitätskritik u. Zivilisationskritik;
- Modernität des Expressionismus: Stationendrama, Ideendrama,
Reihungsprinzip, offene Struktur, Fragmentarische, Film- u.
Kinoästhetik, Montagetechnik, Theorie des Gesamtkunstwerkes;
* Franz Kafka Brief an den Vater
* Alfred Lichtenstein Abschied
* Georg Heym Der Gott der Stadt
* Jakob van Hoddis Weltende
* Else Lasker-Schüler Ein alter Tibetteppich
* Gottfried Benn Kleine Aster
* Alfred Döblin Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte von Franz
Biberkopf
Dadaismus:
- Hugo Ball gründete Ende 1915 in Zürich das Cabaret Voltaire, das sich
zum Sammelbecken einer Gruppe von Literaten, Malern u. Bildhauern
entwickelte; von dort ausgehende Anti-Kunst der Dadaisten; selbst
Begriffsbestimmung blieb unklar; Expressionismus wurde durch die neue
Bewegung des Dada überspitzt und in Frage gestellt, wohl auch überholt;
8
- Dada-Bewegung international ausgerichtet; Dada-Paris wurde 1924 zum
Ausgangspunkt
der
surrealistischen
Bewegung;
Berlin-Dada
kommunistisch orientiert, hielt
Verbindung
zu
zahlreichen
avantgardistischen u. revolutionären Zirkeln;
- durch gezielte Unlogik u. Banalität, durch Inthronisierung des Zufalls u.
spielerische Provokation wollten die Dadaisten dem Widersinn der von
gegensätzlichen Interessen und dem Krieg verwüsteten Welt begegnen;
- grundsätzliche Bedeutungsverweigerung des Dadaismus sollte neue
Kunst so erst ermöglichen;
- Inhalte/Intentionen des Dada: Protest, Aufruhr, Skandal, Alarm-Signal,
Lebens-Schrei; Desorientierung und Chaos, Provokation u.
Hemmungslosigkeit als kreative Chancen; Stilmittel/Ästhetik des Dada:
Destruktion von Syntax und Wort zugunsten einer Freisetzung von
Buchstaben und Lauten, Simultaneitätsprinzip, Montage- und
Collageverfahren, Einführung des Zufallsprinzips, Ready-mades,
Interaktion mit dem Publikum (Happening), Spiel, Gelächter, poème
gymnastique, poème simultan, Nonsens-Poesie, Groteske;
* Kurt Schwitters An Anna Blume
* Hans Arp klum bum bussine
5. Neue Sachlichkeit (1925-1933) (Reclam 15)
- Politische Lage der Weimarer Republik (1918-1933); Phase der
relativen Stabilisierung zwischen 1924 und 1929 prägte den Mythos der
„Goldenen Zwanziger Jahre“, war aber nur ein kurzes Zwischenspiel;
soziale u. politische Destabilisierungserscheinungen; Ursachen der
Auflösung der demokratischen Elemente;
- Literarisch rasche Abfolge von Richtungen und Methoden; Berlin
zwischen
Provinz
und
Metropole;
Literatur
als
Ware;
Pressekonzentration;
ab
1922
Meinungsfreiheit
zunehmend
eingeschränkt; neuen Medien Film und Rundfunk;
- Die „Neue Frau“ (femme nouvelle);
- Krise der Ratio; Aufsplitterung des intellektuellen Geistes (siehe z.B.
Robert Musil); Essayismus; Entfremdungsproblematik (siehe z.B.
Franz Kafka);
- Begriff Neue Sachlichkeit 1925 von Gustav Friedrich Hartlaub für
eine Kunstausstellung „realistischer“ junger Maler in Mannheim
verwendet; in der Malerei Gegenstände des städtischen und industriellen
Lebens dargestellt; Gegenständlichkeit, objektiver Blick; Bauhaus
propagiert ornamentlose Kunst in der Innen- wie Außenarchitektur;
9
Gebrauchskunst; Aufhebung des Gegensatzes zwischen reiner und
angewandter Kunst;
- Literarische Formen der Neuen Sachlichkeit: Reportage, Essay,
Montagetechnik, Dokumente, Feuilleton; Wirklichkeitsnähe der Literatur
(siehe Berlinromane);
- Verschiedene Dramenformen: neusachliches Zeitstück, Volksstück,
Lehrstück (episches Theater);
- Kritik an der Neuen Sachlichkeit;
* Bertolt Brecht Die Legende vom toten Soldaten
* Kurt Tucholsky Ideal und Wirklichkeit
* Erich Kästner Fabian. Die Geschichte eines Moralisten
* Irmgard Keun Das kunstseidene Mädchen
6. Literatur im „Dritten Reich“ und Exilliteratur (Reclam 15)
- Bereits die vor der Machtergreifung 1933 angelegten Werke stehen im
Zeichen der Auseinandersetzung zwischen Rationalismus Irrationalismus; siehe auch unterschiedliche Geschichtsauffassung:
marxistische
Rationalismus
vs.
völkisch-nationalsozialistische
Irrationalismus; Hitler hat sich auf Geschichtsauffassung Sprenglers
berufen u. Nietzsches bürgerlichen Pessimismus willkürlich auf seine
Ideologie übertragen;
- Die latente Radikalisierung des gesellschaftlichen u. politischen Lebens
in der Weimarer Republik ging mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 in den offenen Faschismus über;
Unterschätzung der nationalsozialistischen Gefahr; nationalsozialistische
Kulturpolitik: Reichstagsbrand, Schriftstellerverfolgung, Gleichschaltung,
Bücherverbrennung, Treuegelöbnis, Kritikverbot;
- Ästhetisierung der Politik; faschistische Politik als Gesamtkunstwerk;
Thingspiel; Inszenierung der Reichsparteitage;
- Die völkisch-nationale Literatur ist kein Produkt der Nationalsozialisten, sondern Sammelbezeichnung, unter der verschiedene
literarische Strömungen zusammengefasst werden: Blut- und BodenLiteratur, Heimat- und Provinzkunst;
- Literatur der Inneren Emigration, d.h. eine Oppositionsliteratur
innerhalb Deutschlands, die sich nicht gleichschalten ließ und
regimekritisch gemeint war; verdeckte Form der literarisch-politischen
Opposition konservativer, christlicher u. bürgerlicher Autoren; dieser
Literatur zugerechnet werden kann nicht: Gottfried Benn, Ernst
Jünger; wohl aber: Ricarda Huch, Ernst Barlach;
10
- Schreiben in der Illegalität als eine kämpferische Literaturproduktion,
die von linksbürgerlichen, sozialistischen u. kommunistischen Autoren
getragen wurde und nur in der Illegalität hervorgebracht u. verbreitet
werden konnte; Untergrundliteratur; z.B. Jan Petersen; Aufzeichnungen
von KZ-Häftlingen;
- Erinnerungsarbeit der Überlebenden des Holocaust zum größten Teil
erst 30 Jahre nach der Shoah eingesetzt (z.B. Tagebücher von Victor
Klemperer aus den Jahren 1933-1947 erst 1995 veröffentlicht);
- Exilliteratur: nach 1933 verließen mehr als 2000 jüdische,
sozialistische, kommunistische, linksliberale, aber auch konservativreligiöse Schriftsteller Deutschland u. suchten Zuflucht zunächst im
europäischen Ausland, als auch dies keine Sicherheit mehr bot dann vor
allem in Südamerika und in den USA; Lebensbedingungen im Exil;
Kampf um eine „Einheitsfront“ der Exilautoren gegen Hitler-Deutschland
scheitert an der fehlenden Aktionseinheit;
- Kontroversen um ein neues Selbst- und Literaturverständnis der
Exilautoren: Expressionismus-Debatte (Kontroverse: Benn vs. Becher);
Formalismus- bzw. Realismusdiskussion (Lukács-Brecht Debatte);
Auseinandersetzung um den historischen Roman (Geschichte vs.
Gegenwart);
- Antifaschistische Literaturpraxis der Exilautoren; Bsp. Heinrich Mann;
politisch-publizistische Arbeiten (Aufsätze), Rundfunkreden, historischer
Roman, Gesellschafts- u. Zeitroman, Tarnschriften, politische Gedichte;
- Die besondere Rolle Bertolt Brechts; Brechts episches Theater;
* Gerhard Schumann Deutschland
* Heinrich Mann Die Jugend des Königs Henri Quatre. Roman
* Bertolt Brecht Schlechte Zeit für Lyrik
* Anna Seghers Das Obdach
7. Deutsche Literatur nach 1945 (Reclam 16)
- Nach der bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reiches am 8. Mai
1945 Endzeitstimmung aber auch Hoffnung einer ganzen Generation auf
einen Neuanfang; Wolfgang Borchert: Ankunft zu neuen Ufern
- Exilautoren gingen nach 1945 nahezu ausnahmslos in die SBZ, die
spätere DDR, denn nur hier waren sie und ihr literarisches Werk
willkommen;
- geistige Restauration in den westlichen Besatzungszonen, Verdrängung
statt Vergangenheitsbewältigung, nicht die Autoren der „jungen
11
Generation“ dominieren, sondern die Autoren der Inneren Emigration, die
an konservativ-ästhetische Traditionen anknüpfen;
- Allliierte Kulturpolitik bestimmt die kulturelle Entwicklung in
Deutschland: Sozialismus von oben in der SBZ; Kulturpolitik
stalinistischer Prägung;
re-education in der Westzone, Prozesse gegen NS-Verbrecher, OMGUS
als
Zensurinstanz
ließ
sozialkritische
Werke,
literarische
Kapitalismuskritik und problemorientierte Romane über die
Schattenseiten der USA (Caldwell, Faulkner, Farrell, Arthur Miller)
nicht einfließen; Vorwurf der Kollektivschuld; kapitalistischer
Neuanfang, siehe Marshall-Plan;
- Politisch-kulturelle Zeitschriften ebenfalls von der alliierten
Lizenzvergabe abhängig; Verbot der Zeitschrift Der Ruf führt zur
Bildung der deutschen Schriftstellergruppierung „Gruppe 47“ unter Hans
Werner Richter;
- „Trümmerliteratur“ und Poesie des „Kahlschlags“, aber die Neigung zur
Verdrängung der Trümmerwirklichkeit überwog die Bereitschaft zur
Auseinandersetzung mit der Gegenwart; Ausnahmen: Wolfgang
Borcherts Drama Draußen vor der Tür und Günter Eichs Gedicht
Inventur, einige Erzählungen Heinrich Bölls; Bedeutung der
Kurzgeschichte in der Prosa der „jungen Generation“;
- ansonsten lyrische Restauration, christlich-konservative Prosa der
Inneren Emigration, ästhetischer Traditionalismus;
* Günter Eich Inventur
* Wolfgang Borchert Draußen vor der Tür
8. Die Literatur der Bundesrepublik und des deutschsprachigen
Raumes (Reclam 16, 17)
50er Jahre:
- Währungsreform 1948 und formelle Staatsgründung der Bundesrepublik
1949
führen
zur
Wiederherstellung
eines
kapitalistischen
Wirtschaftssystems und eines bürgerlich-parlamentarischen Staates;
Westintegration der Bundesrepublik und wachsende Distanzierung und
Isolierung der Intelligenz;
- Naturlyrik als Wirklichkeitsabkehr und Rückzug aus einer abgelehnten
Realität;
- Paul Celans Lyrik als große Ausnahme, da er sich in ihr der Realität
des Faschismus und der KZ-Vernichtungslager stellt;
12
- In der Prosa der 50er Jahre einzig Heinrich Böll Vergangenheitsbewältigung und Gegenwartskritik in der Bundesrepublik ausübt; der
Schweizer Max Frisch solche Themen aufgreift und deshalb gilt er als
einer der wichtigsten Romanautoren dieser Zeit;
- Wieder sind es Schweizer Autoren wie Max Frisch und Friedrich
Dürrenmatt, die ein ernst zu nehmendes deutschsprachiges Gegenwartsdrama produzierten; in der Bundesrepublik eher Stücke ausländischer
Autoren vor allem des philosophischen Existentialismus, Stücke des
absurden Theaters (Ionesco, Beckett, Sartre, Cocteau und Camus)
gespielt wurden; das sich für die Bühnen der Bundesrepublik kein
deutsches Drama in den 50er Jahren gefunden hat, ist ein Indiz einer
unbewältigten Vergangenheit und Gegenwart;
* Paul Celan Todesfuge
* Friedrich Dürrenmatt Der Besuch der alten Dame
Politisierung der Literatur 1961-1968:
- 60er Jahre als Zeit einer gesellschaftlichen Krise; Bau der Mauer in
Berlin am 13. August 1961; sozialen Kämpfe in der Dritten Welt;
Vietnam-Krieg; Antiamerikanismus; Beendigung der ökonomischen
Rekonstruktionsperiode, ökonomische Krisen der Jahre 1966/67;
weltweite Studentenrevolte und Bildung einer außerparlamentarischen
Opposition; Verabschiedung der Notstandsgesetze 1968;
- Konsequenz für das Selbstverständnis der Kulturproduzenten:
Politisierung der Literatur
- Politisches Theater als das Einarbeiten und Verarbeiten
dokumentarischer Elemente aus Zeitgeschichte und Gegenwart, d.h.
politisches Theater mit dokumentarischen Elementen, so in Stücken von
Rolf Hochhuth und Peter Weiss;
- Vier Kernthemen des Theaters: (1) Friedenspolitik (Heiner Kipphardt,
Rolf Hochhuth), (2) Gewaltherrschaft (Peter Weiss), (3) Revolution
(Peter Weiss, Rolf Hochhuth, Hans Magnus Enzensberger, Günter
Grass) und (4) Gegenwartsproblematik (Rainer Maria Fassbinder,
Franz Xaver Kroetz, Peter Handke);
- In der Prosa Gegenwartsbewältigung mit avantgardistischen
erzählerischen Mitteln, so in Wolfgang Koeppens Roman Das
Treibhaus, Heinrich Bölls Ansichten einer Clowns, Günther Grass’ Die
Blechtrommel und Uwe Johnsons Mutmaßungen über Jakob;
- Eroberung der Arbeiterwelt durch die Literatur; Gründung der
Dortmunder „Gruppe 61“, die sich literarisch mit der industriellen
13
Arbeitswelt und sozialen Problemen auseinandersetzt; siehe vor allem
Günter Wallraff und Max von der Grün;
- „Konkrete Poesie“: Wendung gegen Inhaltlichkeit und Formtraditionen
und Besinnung auf Materialcharakter der Sprache; siehe vor allem
Helmut Heißenbüttel;
* Rolf Hochhuth Der Stellvertreter
* Peter Weiss Die Ermittlung
* Franz Mon, Kurt Marti, Claus Bremer, Eugen Gomringer
„Tendenzwende“ 1969-1977:
- Gesellschaftliche Umbruchstimmung, die sich mit der
Revolutionseuphorie des Jahres 1968 andeutete, war schon nach kurzer
Zeit verflogen; Entpolitisierung und statt dessen Neue Subjektivität,
Entdeckung des Ich, Rückbesinnung auf die eigene Individualität und
Identität, neue Innerlichkeit;
- Autobiographische Literatur, so Karin Strucks Roman Klassenliebe,
Verena Stefans Häutungen, Günter Grass’ Der Butt;
- Innerhalb der neuen Subjektivität ist die Frauenliteratur abzugrenzen;
- Subjektivität, Vergangenheitsbewältigung, Aufarbeitung der
gescheiterten Politisierung der 68er und Gegenwartsproblematik wie
APO, RAF in Bernward Vespers Die Reise;
Widerstand der Ästhetik - Literatur der 80er Jahre:
- Entgrenzung des Ich vor allem in Prosawerken weiblicher Autoren; so
werden u.a. in Ingeborg Bachmanns Malina (erschienen 1971) Frauen
als Opfer, Männer als Täter beschrieben; das weibliche Ich befindet sich
jedoch zugleich in der Bewegung des Suchens, des ortlosen Tastens, VorTastens, Voran-Tastens zur eigenen Geschichte, nicht dogmatische
sondern suchende Bewegungsformen, die zur Entgrenzung des
(weiblichen) Ich führen;
- Texte der Autorinnen wie Birgit Pausch, Karin Reschke und Anne
Duden stellen Gegenentwürfe dar: Entwürfe einer neuen, durch Sprache
konstituierten Welt, sie produzieren ihre eigene Wirklichkeit, im Zerfall
mit sich selber, in der Auflösung stellt sich die Identität der Ich-Existenz
her, der experimentelle Umgang mit dem entgrenzten Ich ist Ausdruck
des Widerstandes der Ästhetik;
- Die Lyrik spürt diese Beschädigungen (des Ich, der gestörten
Beziehungen, der Natur, der Landschaft und Tierwelt) ebenfalls auf;
14
9. Die Literatur der DDR (Reclam 16, 17)
- Modell „Literaturgesellschaft“ im sog. „Leseland“ DDR; Rolle des
Autors als Volkserzieher und Sozialpädagoge; die DDR – eine
Erziehungsdiktatur; demokratische und sozialistische Ziele der DDRKulturpolitik vs. ihre autoritäre, repressive Umsetzung; Lenkung und
Zensur der Literatur;
- kontrollierte Literatur: Staatsverlage, zensierter Vertrieb, stark gelenkter
Deutschunterricht, bevorzugter Lektürekanon: bürgerlich-humanistische
Literatur (Lessing, Goethe, Schiller, Heine, H. Mann), neuere
sozialistische Literatur (Gorki, N. Ostrowski, A. Seghers, Bredel, H.
Kant), kein Kafka; so musste der Eindruck entstehen, als ob Literatur sich
fast ausschließlich bejahend-optimistisch zur gegebenen Wirklichkeit
verhalte; viel Trivialliteratur; „Literaturgesellschaft“ bot den
Schriftstellern vielfältige Möglichkeiten finanzieller Absicherung, waren
aber zugleich massiven Eingriffen ihrer Souveränität ausgesetzt; so
letztlich Utopie einer idealen Literatenrepublik, da Unterdrückung
elementarer Menschen- und Bürgerrechte;
Die 50er Jahre:
- DDR-Literatur auf Gründungsmythen von Antifaschismus und
Sozialismus aufgebaut; Sozialismus von oben; instrumentelle Rolle der
frühen DDR-Literatur: Aufbauliteratur, d.h. Literatur sollte Bereitschaft
zur materiellen Arbeit stimulieren, um dem Sozialismus zum Sieg zu
verhelfen; Parolenliteratur und Bejahungsstücke;
- Auf der 5. Tagung der SED im März 1951 startet die Partei ihren Kampf
gegen den sog. Formalismus in Kunst und Literatur; als Formalisten
angegriffen wurden bedeutende Autoren der modernen Weltliteratur
(Kafka, Joyce, Proust) und der sog. sozialistische Realismus zur
verbindlichen Kunststrategie erklärt; Literaturtheorie von Georg Lukács
(aus den 30er Jahren!) und dessen am klassischen Erbe ausgerichteter
Realismusbegriff, mit Maßstäben bürgerlicher Kunstproduktion aus dem
18. und 19. Jahrhundert, wirken formbestimmend für den sozialistischen
Realismus;
- Bitterfelder-Weg von 1959: Schriftsteller, die Kopfarbeiter, sollten in
die Betriebe gehen und die Arbeiter, die Handarbeiter, zur Feder greifen,
um so die Kunst dem Leben anzunähern; wurde jedoch keine allgemeine
Bewegung; Brigadetagebücher entstehen als neues Genre;
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- Thema Nationalsozialismus keineswegs verarbeitet und überwunden;
Kritik an Bruno Apitz’ KZ-Roman Nackt unter Wölfen, „gesäuberter“
Antifaschismus;
- Von der Aufbauliteratur zur Ankunftsliteratur; Heiner Müllers
Aufbaustück Der Lohndrücker als das beste und realistischste Stück über
die
ersten
Aufbaujahre
des
Sozialismus;
Betriebsund
Produktionsromane; die Helden der Ankunftsliteratur kommen
regelmäßig im Sozialismus an und wenden sich der besseren Zukunft zu;
Züge des bürgerlichen Bildungs- und Entwicklungsromans;
- Uwe Johnson markiert jedoch, fast unbemerkt von seinen Landsleuten,
bereits den Beginn der Moderne in der Erzählliteratur der DDR; sein
Roman Mutmaßungen über Jakob stellt den Ankunftsroman radikal in
Frage, da er Ankommen im Sozialismus problematisiert; ansonsten blieb
die Prosaliteratur in den 50er Jahren eine Welt der Klischees, der
Scheinlösungen und des öden Traditionalismus;
- Brechts Spätlyrik wirbt für ein gutes Deutschland, das er in der DDR
sah, trotz aller Vorbehalte, so in Buckower Elegien; neben den zahllosen
Fest- und Feiergedichten vieler Autoren gelang nur einem Dichter
überzeugend die notwendige Distanz und Nüchternheit: Günter Kunert;
* Heiner Müller Der Lohndrücker
* B. Brecht Die Lösung
Umbruch in den 60er Jahren:
- 13. August 1961: Proklamation der „sozialistischen Nation“, Bau der
Mauer; DDR-Literatur geprägt durch ein Anwachsen kritischer
Tendenzen; häufiger werden DDR-Texte nicht im Inland, sondern in der
Bundesrepublik gedruckt;
- 11. Plenum des ZK der SED 1965: Höhepunkt der Kampagne gegen
literarische und intellektuelle Tendenzen, die das System des realen
Sozialismus in Zweifel ziehen; scharfe Verurteilung modernistischer,
skeptizistischer, anarchistischer, nihilistischer und pornographischer
Strömungen in der DDR-Literatur und Kultur (so die Autoren Wolf
Biermann, Peter Hack, Günter Kunert, Heiner Müller, Stefan Heym, aber
auch der Philosoph Robert Havemann angegriffen wurden);
- Kursänderung der Wirtschaftspolitik auf dem VI. Parteitag der SED
1963 mit noch stärkerer Einbindung der Kultur in ökonomischen Bereich;
Autor sollte als Planer und Leiter der angestrebten Produktionssteigerung
wirken; Instrumentalisierung und Ökonomisierung der Literatur; Günter
Kunert warnt jedoch vor der Versachlichung des Menschen im
Sozialismus und weist auf die Gefahren forcierter Wissenschafts- und
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Technikgläubigkeit hin; 1967 sprach die SED davon, dass der
Sozialismus bereits verwirklicht sei: sozialistische Menschengemeinschaft, real existierender Sozialismus;
- Auch in den 60er Jahren spielt Deutschland unter dem Nazismus eine
wichtige Rolle; so in Jurek Beckers Roman Jakob der Lügner;
- Es dominiert jedoch die Literatur des Anwesendseins, deren Kern die
jeweilige Autorerfahrung des Hier und Jetzt der unmittelbaren DDRGegenwart war; Autoren ließen sich auf die Probleme ihres Landes ein;
literarische Beispiele des Nicht-Ankommens der Helden häufen sich,
oder unter Ankunft wird etwas anderes verstanden, nämlich das Zu-sichselbst-kommen, die Selbstverwirklichung eines Individuums über eine
Integration in die Gesellschaft hinaus; grundiertes Thema der Romane ist
das Verhältnis des Einzelnen zur (sozialistischen) Gesellschaft, der
Konflikt zwischen individuellen und gesellschaftlichen Erwartungen und
deren Lösungsmöglichkeiten; Beispiel: Christa Wolf Der geteilte
Himmel und Nachdenken über Christa T.; immer mehr Autoren bedienen
sich moderner Erzähltechniken, Mittel der Subjektivierung,
Differenzierung und Perspektivierung;
- Subjektivität, Rolle des Ich auch in der Lyrik wichtig; siehe Sächsische
Dichterschule;
* Jurek Becker Jakob der Lügner
* Christa Wolf Nachdenken über Christa T.
Die Literatur der 70er und 80er Jahre:
- Wende der DDR-Politik durch den VIII. Parteitag der SED 1971;
- 17. November 1976 Ausbürgerung Biermanns; seine Folgen:
Instrumentarium
von
Sanktionen,
Verhaftungen,
Hausarrest,
Organisationsausschluss, Parteistrafen, Publikationsverbot, AutorenExodus;
- Auf Reformkurs Michail Gorbatschows und sein Konzept Glasnost
reagiert die Kulturpolitik der DDR mit Ablehnung;
- DDR-Literatur wird in den letzten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens
eine Literatur der radikalen Zivilisationskritik; Aspekte zivilisationskritischen Erzählens zeigen sich in literarischen Fiktionen; die Parole
lautet: Phantasie an die Macht; so greift Irmtraud Morgner in
Trobadora Beatriz auf alte Mythen, Märchen, Sagen und Legenden, mit
deren Hilfe sie das Alltäglich-Gewöhnliche verfremdet und verzaubert
und so die Grenzen der empirischen Wirklichkeit überschreitet;
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- Als Gegentendenz zur Fiktionalität in der DDR-Prosa kommt die
faktographisch-dokumentarische Literatur auf; so Sarah Kirschs fünf
Erzählungen aus dem Kassetten-Recorder Die Pantherfrau;
- Drei große Themenbereiche in der Prosa dominant: (1) DDR-Alltag der
unmittelbaren Gegenwart, (2) Nationalsozialismus und Stalinismus und
(3) Bezug der älteren Geschichte und des Mythos auf die aktuelle
Wirklichkeit;
- In den 80er Jahren entsteht eine alternative Subkultur, die an
sozialistischen Modellen kaum interessiert war; Friedensgruppen,
ökologische Bewegungen, Anti-Atomkraft Bewegung, Frauenbewegung,
Minderheitengruppen;
- Prenzlauer Berg-Szene als eine Kunst-Szene von Nicht-mehrEinsteigern, die gegen das realsozialistische Spießbürgertum rebellieren;
setzt Gegendiskurs zur Herrschaftssprache in Gang;
* Wolf Biermann Ermutigung
* Irmtraud Morgner Trobadora Beatriz
10. Die Literatur in Österreich
- Kurzer geschichtlicher Abriss der österreichischen Geschichte vom
Ende der Habsburgermonarchie bis zur Gegenwart: Nationalitätenkampf
bereits im 19. Jahrhundert; Antisemitismus bereits im letzten Drittel des
19. Jahrhunderts; der Abgesang der Großmacht; Historismus und Fin de
Siècle; der Erste Weltkrieg und der Zusammenbruch der Monarchie;
Neuanfang mit Schwierigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg; das rote
Wien (Austromarxismus) – die Erste Republik (1918-1934); von der
Demokratie zur Diktatur – Austrofaschismus (1933/34-38) und
Nationalsozialismus; als es Österreich nicht gab - mit dem Anschluss am
12. März 1938 an Nazi-Deutschland verschwindet Österreich als
eigenständiger Staat bis 1945 von der politischen Landkarte Europas; die
Shoa und ihre Folgen; Trümmerjahre, Besatzung, Koalition (1945-1966)
und Sozialpartnerschaft – der Neubeginn nach 1945; Der Staatsvertrag
1955; von der Großen Koalition (1945-1966) zur „Ära Kreisky“ der SPÖ
(1970-1983); die neuen Koalitionen und ihre Schwierigkeiten;
Lebenswelten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
- Österreich ist wie Deutschland eine Bundesrepublik; schnelles
Vergessen von Anschluss 1938 und Faschismus; Ilse Aichinger 1946:
„Aufruf zum Mißtrauen“ – rückhaltlose Aufarbeitung der Vergangenheit
in der Literatur;
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- Ansätze zu einer neuen Literatur: 1954 entsteht die
experimentierfreudige „Wiener Gruppe“, aber erst in den 60er-Jahren
erhält sie größeres Echo;
- Wichtiges Zentrum der neuen österreichischen Literatur wird das
„Forum Stadtpark“ in Graz, aus dem der „Steirische Herbst“ hervorgeht;
- Bei der Betrachtung der Literatur Österreichs die Verbindung zur
deutschen Geschichte und Literatur einbauen; Abgrenzungsprobleme
gegenüber Deutschland, obwohl viele Werke zuerst in D publiziert
werden; Frage nach österreichischen Identität; Unterschiedlichkeit,
Vielfalt und Individualität dieser Werke;
* Heimito von Doderer, Elias Canetti,Ilse Aichinger, Thomas
Bernhard, Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Ernst Jandl, Peter
Handke, Elfriede Jelinek, Christoph Ransmayr
11. Die deutschsprachige Literatur in der Schweiz
- Die Schweiz ist seit 1847 ein demokratischer Bundesstaat mit 25
Kantonen; sie hat es über Jahrhunderte geschafft, zwischen europäischen
Großmächten unabhängig zu bleiben – dieses Phänomen hat eine ganz
besondere Identität geprägt; 4 offizielle Sprachen: Deutsch, Französisch,
Italienisch, Rätoromanisch, wobei jede Literatur stets in Zusammenhang
mit gleichsprachiger des Nachbarlandes steht; die Schweiz als Exilland
während der NS-Herrschaft; räumliche Nähe und geistige Distanz zu
deutschen Nachbarn bilden Charakteristika; eigenartige Verbindung des
Lokalen mit dem Universalen sowie eine humanistische europäische
Haltung;
- 1966 „Zürcher Literaturdebatte“ zwischen Emil Staiger vs. Max Frisch
und Hans Rudolf Hilty
- 1971 „Gruppe Olten“ zu denen auch Friedrich Dürrenmatt, Adolf
Muschg, Otto F. Walter und Peter Bichsel zählen;
* Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Peter Bichsel, Kurt Marti,
Claus Bremer, Eugen Gomringer, Einleitung Swiss made
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12.
Tendenzen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
- Vorgeschichte und Bedeutung der Zäsur des Jahres 1989;
- Literarische Verarbeitung der „Wende“: F.C. Delius Die Birnen von
Ribbeck; Ingo Schulzes Simple storys;
- „Transit-Poesie“ und „Transit-Künstler“: Durs Grünbein, Thomas
Kling, Barbara Köhler; der Schreibende nur noch punktuell fassbar;
Kritik am abendländischen Denken; Misstrauen gegen vorgegebene
Wahrnehmungen und postulierte Sinnmuster; Erweiterung von Sprachund Denkräumen; Erzeugung künstlicher Räume;
- Nicht vergangene Vergangenheit des Holocaust und des Faschismus;
Debatte um Martin Walser u.a.;
- Interkulturelle Literatur, Migranten- oder Migrationsliteratur, Literatur
der Fremde; Emine Sevgi Özdamar, Aras Ören, Güney Dal, Yüksel
Pazarkaya, Freidun Zaimoglu, Yokoo Tawada, Rafik Schami;
* Volker Braun Das Eigentum
* Thomas Kling Manhattan Mundraum
* Said Wo ich sterbe ist meine Heimat
* Zehra Cirak Eigentum
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