DDR-Literatur in den 50er und 60er Jahren unter Berücksichtigung politischer, sozialer und gesellschaftlicher Grundlagen I. Allgemeines zur Epoche - Nachkriegszeit (→ starke Kriegszerstörung) - Teilung Deutschlands in Ost & West bzw. BRD & DDR → ‚Westflucht’ - Mit der Entstehung der DDR und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) entstand die sog. „DDR-Literatur“ - Entwicklung der DDR-Literatur unterstützt durch die Heimkehr zuvor ausgewanderter Schriftstellter (teilweise pol. Flüchtlinge) - Das SED-Regime gab das Leben und pol. Bildung in der DDR vor und kontrollierte dieses bis aufs Äußerste - DDR-Literatur stets pol., da sie sich streng an Anordnungen und offizielle Äußerungen der Regierung zu halten hatte → ‚zentralistisch organisierte Literaturszene’ II. Datengeschichtlicher Hintergrund zur DDR-Literatur - Juni 1945: ‚Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands’ → Integration der künstlerischen Kräfte zur Unterstützung der neuen Führungsmacht → Zeitschrift ‚Aufbau’ als wichtigstes kulturpolitisches Organ - 8. 9.1947: Befehl über ‚Konfiskation nazistischer und militärischer Literatur’ zur ‚schnellen Ausmerzung der nazistischen Ideen und des Militarismus’ - 1949: Parteikonferenz der SED → Kultur soll entschlossen auf Marxismus-Leninismus aufbauen - März 1951: ‚Kampf gegen Formalismus in Kunst und Literatur, für eine fortschrittliche deutsche Kultur’ - 1952: ‚Deutscher Schriftstellerverband’ → politisches Instrument zur Disziplinierung der Autoren; ab 1953 ‚Neue Deutsche Literatur’ als Publikationsorgan - April 1959/1964: Bitterfelder Weg III. Unterschiede in der Literatur der DDR und der BRD - Mit Hilfe enormer Beeinflussung wollte die DDR den Sozialismus als erfolgreich und schon immer vom Volk gewollt Politik propagieren - In BRD weitgehend freie Meinungsäußerung; außer Kriegsverherrlichung u.ä. rechte Propaganda - Die DDR-Literatur entwickelte eine eigene Thematik (z.B. Aufbau des Arbeiterstaates), die gesellschaftliche Veränderungen darstellt - Literatur in der BRD kritischer und offener für ‚künstlerische Freiheiten’ IV. Phasen der DDR-Literatur - Die DDR-Literatur wird in folgende vier Phasen unterteilt: - 50er Jahre → Aufbauliteratur: Themen sind z.B. der Aufbau großer Industrieanlagen, in denen der ‚Held’ aus der Arbeiterschicht stammt, qualifiziert und meist älter ist und sich durch besondere Leistungen auszeichnet, mit denen er dem Aufbau des Werkes hilft ‚Antihelden’ sind hier oft Kapitalisten, die das Werk zu sabotieren versuchen und damit den ökonomischen Erfolg des Sozialismus verhindern wollen → meist entlarvt man den Spion, der darauf hin in den Westen flieht Die Aufbauliteratur soll folglich den Aufbau (Wiederaufbau) und den sozialistischen Gedanken vorantreiben, in dem man das Volk ermutigt sich ‚für das Ganze’ einzusetzen - 60er Jahre → Ankunftsliteratur: Begriff geprägt von Brigitte Reimann: „Ankunft im Alltag“ (1961) Der sog. ‚Bitterfelder Weg’ (1959) war ein prägender Aspekt der Ankunftsliteratur → ein ‚Parteiprogrammpunkt’, der den Weg in eine eigenständige ‚sozialistische Nationalkultur’ weisen sollte → DDR-Schriftsteller wurden aufgefordert in die Werke zu gehen und das Leben der Arbeiter näher kennen zu lernen und im selben Atemzug sollten die Arbeiter an die Literatur gebracht werden (Parole: ‚Greif zur Feder, Kumpel!’) Ebenso prägend war das ‚NÖSPL’ (Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung) → Dezentralisierung → Kompetenzverteilung → Aufwertung der Verantwortung für den ökonomischen Prozess sowie der Mittelschicht (besonders Ingeneure und Parteifunktionäre) wg. ihres Sachverstandes Dieser Prozess wurde unterstützt und geprägt von der Schulde und dem Studium → erste ‚Bildungselite’ der DDR Der ‚neue Held’ war nun ein junger, intellektueller Mensch, der sich im Privaten und Beruf beweisen musste - 70er Jahre → Liberalisierung - 80er Jahre → Underground-Literatur V. Fachterminologie - ‚Sozialistischer Realismus’ : Offizielle Kunsttheorie der DDR Entscheidende Elemente waren die Übereinstimmung mit den politischen und ideologischen Positionen des Sozialismus und der Realismus als künstlerisches Prinzip → Werke hatten parteilich zu seien Ein ‚positiver Held’ steht im Mittelpunkt Wirklichkeit sollte naturgetreu, unmittelbar realistisch abgebildet werden Ziel: ideologische Erbauung und politische Teilnahme VI. Wichtige Autoren der Aufbau- und Ankunftsliteratur - Eduard Claudius („Menschen an unserer Seite“, 1950) Erwin Srittmatters („Tinko“, 1954) Heiner Müller („Der Lohndrücker“, 1956) Brigitte Reimann („Ankunft im Alltag“, 1961) Christa Wolf (“Der geteilte Himmel, 1961) Günther Kunert („Im Namen der Hütte“, 1967) Anja Stremlau, Marius Rühle, David Andri