10 Etappen der deutschen Nachkriegsgeschichte 1. Wie leben die Deutschen nach dem Kriege ? Der von den Nationalsozialisten ausgerufene totale Krieg endet für Deutschland in einer Katastrophe. Nach dem Krieg leben viele Deutsche in Not und Elend. Sie hungern. Die Häuser sind zerstört. Die Männer sind in Kriegsgefangenschaft. Zuhause sind die Kinder, Frauen und alte Menschen. Die erste schwere Aufbauarbeit leisten die Frauen. Sie räumen Schutt und Trümmer weg ("Trümmerfrauen"). 2. Was soll mit dem besiegten Deutschland geschehen ? Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 teilen die vier Siegermächte (die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich) Deutschland in vier Besatzungszonen auf. Berlin verwalten sie gemeinsam. Schon während des Krieges kamen die Alliierten zusammen und überlegten, was mit dem besiegten Deutschland geschehen sollte. Auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 beschließen sie, die deutschen Gebiete östlich von Oder und Neiße unter polnische, bzw. im nördlichen Ostpreußen unter sowjetische Verwaltung zu stellen. Die deutsche Bevölkerung muss diese Gebiete verlassen. Die endgültigen Grenzen sollen erst in einem Friedensvertrag geregelt werden. Auf dieser Konferenz beschließt man auch die "4 D" : Demontage, Demilitarisierung, Denazifizierung und Demokratisierung. Es kommt jedoch bald zwischen den westlichen Besatzungsmächten und der Sowjetunion zu Meinungsverschiedenheiten u.a. in der Frage, wie die Demokratie Deutschlands aussehen soll. 3. Wie kommt es zur Teilung in zwei deutsche Staaten ? Während des Krieges waren die Alliierten sich noch einig. Sie hatten einen gemeinsamen Feind: Nazi-Deutschland. Jetzt brechen aber Konflikte unter ihnen auf. Die Gründe dafür liegen in den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen: Sozialismus mit Planwirtschaft und Kapitalismus mit Marktwirtschaft. Jedes System versucht, seinen Teil Deutschlands für sich zu gewinnen. Das führt zur Teilung Deutschlands. Nicht nur Deutschland wird geteilt, sondern auch die Welt. Der Ost-West-Konflikt wird deutlich, der kalte Krieg beginnt. Mit dem Marshall-Plan (Kredite, Hilfspakete mit Lebensmitteln usw.) leistet die USA nicht nur humanitäre Hilfe, sondern sie integriert die Westzonen (amerikanische, englische und französische) auch fest in ihr Wirtschaftssystem. Dadurch soll verhindert werden, dass der Kommunismus vordringt. Während die Westzonen durch den Marshall-Plan schnell vorankommen, wird in der Ostzone weiter demontiert. Dadurch entstehen ungleiche Entwicklungsbedingungen . Ein weiterer Schritt zur Trennung in zwei deutsche Staaten ist die Währungsreform in den Westzonen. So wie die DM 1948 Deutschland trennt, bringt sie 1990 die beiden deutschen Staaten wieder zusammen. Aus Protest dagegen blockiert die Sowjetunion die Verkehrswege und Versorgung Westberlins. Sie will dadurch auch den westlichen Teil Berlins in ihren Machtbereich bringen. Der Versuch scheitert, weil die USA und Großbritannien elf Monate lang Westberlin über eine Luftbrücke versorgen. Während der Berliner Blockade schließen sich die Westmächte zur NATO zusammen. 4. Gründung der beiden deutschen Staaten Am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz der Bundesrepublik (BRD), die sich aus den drei Westzonen bildet, in Kraft. In der Präambel steht, dass die Teilung nur provisorisch ist. Im August 1949 finden Wahlen zum ersten deutschen Bundestag statt. Erster Bundeskanzler wird Konrad Adenauer. Am 7. Oktober 1949 wird die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Sie bildet sich aus der sowjetischen Besatzungszone. Die DDR-Verfassung geht auch vom Fortbestand Deutschlands aus und kennt nur eine Staatsangehörigkeit. Erster Ministerpräsident wird Otto Grotewohl. 5. Die Gegensätze verschärfen sich. Im Koreakrieg (1950-1953) führt der kalte Krieg zum offenen Konflikt der beiden Systeme, Kommunismus und Kapitalismus. Das Ergebnis ist unentschieden. Auch Korea wird geteilt. Die USA will durch Bewaffnung der BRD ihre Seite stärken. Die BRD soll Mitglied der NATO werden. Stalin versucht, diese Entwicklung zu verhindern, indem er einen Vorschlag über ein neutrales, vereinigtes Deutschland macht (Stalinnote). Die Westmächte und Bundeskanzler Adenauer wollen diesen Vorschlag nicht ernst nehmen. 1954 tritt die BRD gegen den Widerstand großer Teile der Bevölkerung der NATO bei. 1955 wird die DDR Mitglied des Warschauer Paktes. Die Gegensätze verschärfen sich. 6. 17. Juni - Volksaufstand in der DDR Der Streik der Bauarbeiter am 17. Juni 1953 gegen Normerhöhungen bei der Arbeit wird zum Volksaufstand in der gesamten DDR. Er richtet sich gegen die bedrückenden wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse. Die sowjetische Besatzungsmacht schlägt den Aufstand nieder. Es gibt Tote und Verletzte. 7. August 1961 – Mauerbau Da die Zahl der Flüchtlinge aus der DDR in die BRD immer größer wird - sie beträgt bis zum Mauerbau 2,6 Mill.- , riegelt die DDR Westberlin vom östlichen Teil der Stadt ab und beginnt mit dem Bau einer Sperrmauer. Die Menschen der beiden deutschen Staaten dürfen sich nicht mehr besuchen. Diese unmenschliche Mauer führt zum Tod vieler DDR-Flüchtlinge durch Schüsse der Grenzsoldaten der Nationalen Volksarmee oder durch Selbstschussanlagen. 8. Versuche, die Menschen wieder näher zu bringen Erst in den 70er Jahren nähern sich die beiden deutschen Staaten wieder an. Die sozial-liberale Koalition in der BRD versucht, die Fronten des kalten Krieges zu durchbrechen. 1970 findet der erste deutsch-deutsche Dialog statt. Bundeskanzler Willi Brandt und DDR-Ministerpräsident Willi Stoph treffen sich in der DDR. Das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten entspannt sich. In zahlreichen Verträgen werden die politischen Beziehungen neu formuliert. So akzeptieren sich z.B. im Grundlagenvertrag von 1972 die BRD und die DDR als gleichberechtigte Staaten. Diese Verträge bringen den Menschen humanitäre Erleichterungen, besonders im Reise-, Post-, und Telefonverkehr. 1973 werden die DDR und die BRD in die UNO aufgenommen. 9. Fall der Mauer und Vereinigung der beiden deutschen Staaten Unerwartet kommen der Fall der Mauer im November 1989 und die Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990. Nach den Feiern zum 40-jährigen Geburtstag der DDR verstärken sich die Proteste der DDR-Bevölkerung gegen das SED-Regime. Die Menschen fühlen sich durch Reformen in anderen sozialistischen Staaten ermutigt. Die Ausreise vieler DDRBürger über Ungarn und Österreich in die BRD wird möglich. Dadurch verliert die Mauer ihren Sinn. Am 9. November 1989 kommen zum ersten Mal wieder Menschen von Ost-Berlin nach West-Berlin. Es gibt ein Freudenfest. Schnell ist die Forderung nach einem vereinigten Deutschland auf der Tagesordnung. Am 3. Oktober 1990 wird der Wunsch zur Wirklichkeit. Bundeskanzler Kohl verspricht den neuen Bundesländern "blühende Landschaften" und weckt dadurch große Hoffnungen. Die Realität ist aber anders. Die Industrie der neuen Bundesländer bricht zusammen, und viele Menschen werden arbeitslos. 10. Die aktuellen Tendenzen Das vereinigte Deutschland spielt international eine wichtige Rolle. Ziel der Außenpolitik ist eine europäische Gemeinschaft. Eine gemeinsame europäische Währung, der "Euro", wird am 1. Januar 2002 eingeführt. Außerdem werden viele osteuropäische Staaten ins „Euroland“ integriert. Innerhalb Deutschlands ist die Grenze zwar weg, sie existiert aber immer noch in den Köpfen vieler Menschen, und es gibt noch große Differenzen zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Das größte Problem in den neuen Bundesländern ist vor allem die Arbeitslosigkeit. Die Kranken- , Arbeitlosen- und die Rentenversicherung sowie die Sozialhilfe können auf dem derzeitigen Niveau nicht mehr finanziert werden. Durch Kürzungen der sozialen Leistungen versucht der Staat, Geld zu sparen. Das trifft vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten und führt zu Unzufriedenheit. Die notwendigen Reformen kann die Regierungskoalition aus SPD und Grünen nicht durchsetzen, so dass es im September 2005 zu vorzeitigen Neuwahlen kommt. Nach den Wahlen bildet eine große Koalition aus den Parteien CDU / CSU und SPD eine Regierung unter der Bundeskanzlerin Angela Merkel, um auf Basis einer breiten Mehrheit im Bundestag die Reformen durchzusetzen. Die Arbeitlosigkeit sinkt und auch die Wirtschaft zeigt wieder Wachstum. Nach wie vor zählt Deutschland zu den reichen Ländern der Welt mit einem gut ausgebauten Sozialsystem. Im Jahr 2009 gibt es wieder Bundestagswahlen. Die neue Regierung unter Führung der Bundeskanzlerin Angela Merkel besteht aus einer Koalition zwischen CDU/CSU und FDP.