1 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer Arbeitsphase 5: Drehbuch und Drama. (Dozent: Marc Meyer) Erste Regel für Erzähler: Du darfst alles, außer langweilen. Aber: Wie vermeide ich Langeweile beim Erzählen? In dem ich mich auf das Gegenteil von Langeweile konzentriere: Kurzweil. Oder, wie der Dramatiker seit (spätestens) Aristoteles weiß: (Ver)Dichtung. Das heißt: Ich erzähle die Geschehnisse in denen etwas Entscheidendes passiert bzw. ich erzähle die Handlungen, die zu einer entscheidenden Situation führen ("Actions"). Den Rest lasse ich weg. Entscheidende Momente in meinem Leben sind häufig Situationen und Erlebnisse, in denen ich Schmerz/Leid oder Lust/Euphorie erlebt habe. Denn diese Momente prägen die Erinnerung und sind die "Muster" für unser Verhalten in allen anderen Lebenssituationen. Noch wichtiger: Wenn wir leiden/Schmerzen euphorisch sind, langweilen wir uns nicht. haben oder Die entscheidenden Momente bzw. die Momente der Entscheidung bilden den dramatischen Kern einer Geschichte. Das Finden des dramatischen Kerns ist grundlegend für die Spannung/Unterhaltung der Geschichte. Hemingway: "Schreib die Geschichte, nimm alle guten Zeilen heraus und prüfe, ob sie dann noch funktioniert." Meistens geht den entscheidenden Momenten auch eine Entscheidung der handelnden Figur voraus: Der Protagonist/die Heldin sieht sich gezwungen eine Entscheidung zu treffen - und provoziert durch diese Entscheidung (zwangsläufig) eine Konsequenz: Schmerz oder Euphorie. 2 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer Schmerz ist das Gegenteil von Langeweile! Euphorie ist auch das Gegenteil von Langeweile. Aber: Euphorie ist nicht so dramatisch wie Schmerz. Warum nicht? Sie schmeichelt uns, betäubt uns. Aber: Auf die Euphorie folgt der Schmerz! Oder steht dem Schmerz voran. Das Wechselspiel von Euphorie und Schmerz beschreibt das Drama. Um zu einer Geschichte zu kommen, die ein Drama beschreibt, hilft es, sich die ÜBERGEORDNETE FRAGE zu stellen: WAS TUT WEH? Anhand dieser Frage lassen sich am Leichtesten Situationen/Ereignisse/Geschichten finden, die dem Wesen des Dramas folgen (und damit nicht langweilig sind). Zu beachten: Drama heißt Konflikt. Ohne Konflikt kein Drama. Konflikt heißt Konfrontation: Schmerz gibt es nicht. Eine Konfrontation ohne (Spiel: Suche nach einer Konfrontation, in der es keinen Schmerz gibt. Tipp: Wenn du eine Konfrontation finden solltest, in denen die handelnde(n) Person(en) keinen Schmerz empfinden, frage dich: Ist das eher unterhaltsam oder eher langweilig?) Meine Behauptung: Kein Konflikt ohne Schmerz/Hindernis. Tatsache: Drama überwunden wird. ist, wenn der Schmerz/das Hindernis (Anm: Schmerz ist oft ein innerlicher Konflikt, wie Seelenschmerzen. Filmisch wird der Schmerz, wenn ich ein Bild dafür finde bzw. eine konkrete Handlung, die diesen Schmerz nachempfinden lässt. Das kann die Zufügung einer blutenden Wunde sein, eine Krankheitsdiagnose, eine psychische oder körperliche Dysfunktionalität, die das reibungslose Funktionieren in der Umwelt/Gesellschaft erschwert/verhindert. Aber auch ein (äußeres) Hindernis (in Form eines Antagonisten/Gegenspielers), der den Schmerz verursacht, sinnbildlich: Unsere Heldin/unseren Helden leiden lässt. Action-Filme funktionieren, gerade vor einem jungen Publikum, deswegen so gut, weil sie jede innere Emotion veräußerlichen. Aber auch im so 3 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer genannten Beziehungsdrama fügen sich die Liebespaare/ Familienmitglieder ständig gegenseitig Schmerzen/Leiden zu, wie uns z.B. die Filme von Ingmar Bergmann, Woody Allen, Lars von Trier oder Pedro Almodovar immer wieder zeigen.) Was ist ein Konflikt? - ALLES, WAS WEH TUT!!! Was ist dramatisch? Die Anstrengungen, die gemacht werden, um den Schmerz zu überwinden. Um den Schmerz erfahrbar zu machen, ist es hilfreich oder sogar notwendig, das Gegenteil des Schmerzes zu zeigen, also: Das Wechselspiel von Euphorie und Schmerz oder Glücksmoment und Leidensphase (s.o.). Als Zuschauer (und als dramatischer interessiert mich das Wechselbad der Gefühle: Erzähler) Dramatisch ist: Die Reise von einem Extrem zum anderen und manchmal auch wieder zurück. "Reise" ist ein bildliches Wort für Entwicklung, kann aber auch wörtlich genommen werden. Indikator für Entwicklung: Die Überwindung eines Hindernisses. Regel 1: Ein dramatisches Hindernis ist i.d.R. eines, deren Überwindung unwahrscheinlich/unmöglich/unerwartet ist. Regel 2: Je größer das Hindernis erscheint die Entwicklung. ist, desto Zur Überwindung eines Hindernisses brauche ich handelnden Helden/eine aktive Heldin! Nur Entscheidungen, die durchgeführt werden bzw. Aktionen können Hindernisse überwunden werden. Scheitern ist dramatisch! Siegen sowieso! Nicht-Handeln ist langweilig! größer einen durch durch 4 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer Sinnbildliche Beispiele für Drama/ Konflikt: Beispiele: A. Zwei Hunde, ein Knochen. Aktive (dramatische) Frage: Welcher Hund kriegt den Knochen? B. Zwei Liebende, eine Mauer. Aktive Frage: Wie können sie die Mauer überwinden? C. Katze und Maus. (auch: Fliege und Spinne) Frage: Kann das auserkorene Opfer entkommen? Aktive In allen drei Sinnbildern gibt es einen Konflikt mit einer Konfrontation bzw. einem Hindernis, das überwunden werden muss (z.B. durch einen Kampf, eine Jagd, ein "Katz-und-Maus-Spiel"). Das führt zu Erfahrungen, die schmerzhaft gemacht werden und führt zum Erreichen des Zieles (und eine Belohnung, wenn das Ziel erreicht wird). Protagonist (Heldin) <-> Antagonist (Widersacherin) Hindernis / Schmerz Ziel (Preis/ Belohnung) Als Drehbuchautoren schreiben wir auch, um zu entdecken. Die Frage nach dem Schmerz, dem Kampf zur Überwindung des Schmerzen (die Taten, "Action"), die notwendig sind, um den Schmerz/das Hindernis zu überwinden, hilft uns, den Kern unserer Geschichte zu entdecken und die Aufmerksamkeit des potentiellen Zuhörer/Leser/Zuschauer zu erhalten, sprich: ihn/sie nicht zu langweilen. (Hilfreich i.d.Z. der "Charakterstern" Lückentexte, die wir ausgefüllt haben.) und die Wie erzählen wir filmisch? (s. hierzu die Anlage zu den technischen und formalen Erfordernissen eines Drehbuchs, die wir im Seminar ausgeteilt haben. Oberste Regel: Beschreibe, was im Bild zu sehen ist. Keine inneren Dialoge, Gefühlsbeschreibungen etc.) Was ist filmisch? a) Alles, was ich ohne Worte ausdrücken Bilder, die ich für den Konflikt finde. kann bzw. b) Mindestens 2 Bilder, die sich aufeinander beziehen. Beispiel: Bild 1: Zwei Menschen küssen sich. Bild 2: In ihren Händen halten sie ein Messer. 5 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer Beziehen sich 3 Bilder aufeinander, werden die Bilder zu einen Drama. (Im Grunde nichts anderes als das Prinzip: Einführung - Konflikt/Höhepunkt - (Auf)Lösung/Ende) Spiel: 3 Bilder = 1 Drama Liebe: Anfangsbild: Zwei (Konflikt/Schmerz) Frage: Was Extrem!) ist Endbild: Zwei Glücksmoment) Menschen das Endbild? Menschen schlagen (Antwort: küssen Das sich. sich. andere (Euphorie/ Frage: Was ist das Zwischenbild? (Die Konfliktlösung/ Konfliktüberwindung) Zwischenbild: Zwei Menschen retten einander vor einer Gefahr (zum Beispiel). Variante: Anfangs + Endbild: Zwei küssen sich. Zwischenbild: Zwei schlagen sich. (= die Reise von einem Extrem ins Andere UND WIEDER ZURÜCK) Ausgehend von diesem Schema/Muster, kann die Geschichte mit weiteren Bildern/Handlungen "angefüllt" werden. Schmerz (Gewalt/Verlust): Anfangsbild: Jemand lacht. Endbild: Jemand schreit/weint. Zwischenbild: Faust im Gesicht. Variante: Anfangsbild: Eine Frau und ein Mann küssen sich/ freuen sich /lachen. Endbild: Eine Frau hält einen Mann tot im Arm. Zwischenbild: Mann. (o.ä.) Eine Bombe/Gewehrkugel o.ä. tötet den WICHTIG: Filmische Erzählung heißt Bewegung: Alles was in Bewegung/Aktion ist, ist filmische Erzählung (dramatisch oder zumindest episch/episodisch). Alles was nicht in Bewegung ist, ist lyrisch (im Film = Dekor und Bildgestaltung, verantwortlich für Atmosphäre). Die Atmosphäre ist ein wichtiger Teil des gesamten 6 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer Filmes, aber für den dramatischen Kern ist sie zunächst irrelevant. Zudem wird im Film (anders als in der Literatur) die Atmosphäre über die Bildund Tongestaltung kreiert. Stillstand im Film bzw. in der filmischen Handlung: Gibt es das? Ja: Als Vorbereitung für den Effekt/die Dramatik der Bewegung/ Aktion, niemals Selbstzweck! Bewegung heißt auch Emotion: Sowohl als atmosphärisch (z.B. Schattenspiel des Deckenventilators, der aufsteigende Qualm einer Zigarette). Aber eben auch und vor allem als Adrenalin (jemand rennt, z.B. Lola oder Forrest) und/oder als empathische Situation, in die ich ohne es zu erwarten/gegen meinen Willen hineingezogen werde (Alice fällt ins Hasenloch). Dies sind mehr als Effekte - es sind Handlungen, die den emotionalen Status Quo der handelnden Person widerspiegeln. Deswegen: Lass die Charaktere sich bewegen!!! Emotionen (Gefühle!!!) bilden das dramatische Fluidum, ohne dem eine Geschichte/ein Film nicht funktionieren kann. Schöne Bilder/ mitreißende Effekte sind aus sich selbst heraus noch nicht dramatisch! (Exkurs: Es gibt die 3 großen psychologischen Hingucker: a)Sex/Erotik b)unerwartete oder ausufernde Gewalt c)Absurde Situationen (z.B.: ein fliegender Elefant) Stehen sie in einem Zusammenhang zu den Konflikten/Emotionen meiner handelnden Figuren? Dann unterstützen sie die Emotion. Ansonsten wirken sie kontraproduktiv und wirken meinem Drama entgegen. Also: Aufpassen! Aber auch: Keine Angst vorm Effekt! Nutze ihn für das Wechselbad der Gefühle! Wo entstehen Gefühle! Gefühle? - Zwischen Menschen entstehen Wo zwischen Menschen? Überall wo Abhängigkeiten/ Beziehungen/Verträge zwischen Menschen bestehen: Emotionen entstehen, wo Menschen sich oder anderen weh tun. Deshalb merke: Die Grundlage eines Dramas bilden immer zwei Menschen, die einander wehtun! Familienmitglieder und Freundschaften (vertraute 7 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer Personen) haben immer ein höheres dramatisches/ emotionales Potential als Außenstehende/Unbekannte/ Fremde. Ausnahme: Das/der/die Fremde Gewöhnlichen bzw. Langweiligen: Herausforderung/Abenteuer. als Als Gegensatz zum Bedrohung/Angst/ Oft ergänzt sich beides: Vom Vertrauten/ Gewöhnlichen/ Alten hin zum Ungewöhnlichen/ Fremden/ Unbekannten/ Neuen. (Erinnere: Die Reise von einem Extrem ins Andere - und manchmal wieder zurück) Weil: Der Fisch muss aus dem Wasser. Oder: Der Elefant muss in den Porzellanladen! Die Bilder unserer Erzählungen sind die Bilder unserer Erinnerung! Woran erinnern wir uns? Entscheidende Momente in unserem Leben. - Situationen in denen uns Schmerz zugefügt würde oder ein Schmerz genommen/abgegolten wurde. - Momente, in denen wir eine Schuld auf uns geladen haben (jemandem wehgetan haben) oder wo wir die Schuld beglichen/gesühnt haben (uns entschuldigt/bekannt haben). Kollektive Ereignisse (Weihnachten, Krieg, Katastrophen, umwälzende politische Ereignisse, Konfirmation, Heirat, Beschneidungen und andere gesellschaftliche Riten und Rituale) - In unserer Erinnerung finden sich auch eine Reihe von alltäglichen, stets wiederkehrende Situationen, wie Zähneputzen, Arztbesuch, Im-Stau-Stehen, NichtEinschlafen-Können u.ä. Wird eine solche Situation als "kick-of" oder gar Prämisse einer Erzählung genommen, ist darauf zu achten: Wo liegt die sinnliche oder absurde Note, das Besondere im Allgemeinen? - Intimitäten (Sex, das erste Mal) - Tabus (moralische Verfehlungen, von der Lüge bis zum Mord) Welche Emotionen sind erzählenswert? (Erzählenswert = Universell, d.h. empathisch/ nachvollziehbar für jeden, auch wenn er/sie nicht davon direkt betroffen ist.) Es gibt bestimmte universelle Kerngeschichten, die automatisch unsere Grundthemen/ Aufmerksamkeit "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer bzw. unser Interesse oder Mitgefühl erregen (Archetypen bzw. archetypische Themen). Welche sind das? Hier eine Themenordnung von 8 Themen, die erzählenswert sind (nach Philip Parker): 1. Der Kampf um Gerechtigkeit 2. Die Jagd nach Liebe (dabei erzielen nur zwei Motivationen den dramatischen Effekt, die den Zuschauer sich wünschen, sprich: dass die Liebe sich erfülle: a) Begierde, b) Verbot. Diese beiden Motivationen müssen zusammenfallen. Ansonsten ist das Liebesdrama vermutlich langweilig - oder das Thema ein anderes.) 3. Der Kampf um Anerkennung 4. Das Verlangen nach Ordnung 5. Die Angst vor dem Tod 6. Die Angst vor dem Unbekannten 7. Die Moral des Einzelnen 8. Die Jagd nach Vergnügen WICHTIG: Es ist niemals "Gerechtigkeit" das filmische/erzählerische Thema, sondern der Kampf um Gerechtigkeit, d.h. die Gegenüberstellung/Entwicklung von Ungerechtigkeit zu Gerechtigkeit. Das gilt für alle Themen! ------Spiel: Welche Schmerzen/Konflikte/Geschichten stecken in/hinter den 7 Todsünden? Oder: Im Bruch der 10 Gebote? Oder: In einem alten Märchen? Oder: Hinter einer Volksweisheit? Erzähle eine Geschichte mit der Prämisse einer Todsünde/ Gottes-Gebotes/ Märchens /Volksweisheit. (Der Spruch: "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" z.B. beschreibt den Kern eines klassischen Dramas!) Spiel: Schreibe eine Postkarte an Jerry Bruckheimer. Hinten drauf der Text, vorne ein repräsentatives Bild, dass das Drama der Erzählung/des Filmes versinnbildlicht. Zusätzliche Tools: Was ist ein Plot? (engl. = die Handlung, das Areal/die Fläche/ der Anschlag) Der stets wiederkehrende Kern der Erzählung, was die Erzählung/Geschichte anstößt/ vorantreibt/auflöst. 8 9 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer Plot (nach Parker): Die übergeordnete Frage, die Geschichte prägt. Oder: Die Frage, die sich aus Prämisse/ dem erzählerischen Versprechen ergibt. Romance: Wird oder nicht? der Held/die Heldin die Liebe die der bekommen Thriller: Wird der Held/die Heldin überleben oder nicht? Ermittlung (Whodonit): Wird das Puzzles gefunden? Oder: Wird gefunden/geschnappt? Die Reise: Werden die warum ist das wichtig? Helden fehlende Teil eines der Bösewicht/Täter ihre Reise beenden und Rache: Wird die Schuld beglichen und von/an wem? Wettbewerb: Wer wird wann gewinnen und zu welchem Preis? Katastrophe: Wer wird überleben? Achtung: Das Thema hat nicht (unbedingt) etwas mit der Geschichte/dem Drama zu tun. In "Zwei Hunde, ein Knochen" stecken verschiedene Themen, je nach Entscheidung des Autors! Dramatische Regel: Das Versprechen (die Prämisse), dass gegeben wird, muss eingehalten werden (Erwartungserfüllung), oder überboten werden (Überraschung! Stärker als Erwartung erfüllen, aber auch schwieriger/gefährlicher!) Wichtig: Es gibt Alternativen (Best Case/ Worst Case), d.h. der Held hat Wahlmöglichkeiten und muss Entscheidungen treffen - und die Konsequenzen tragen. Das Problem der Glaubwürdigkeit: Eine Frage von Form, Stil und: Beobachtungsgabe! Die Glaubwürdigkeit einer Geschichte hat viel damit zu tun, wie nachvollziehbar (authentisch) ich die Welt und die Konflikte präsentieren kann. Das hat viel mit Bildund Tongestaltung zu tun, sprich: die Atmosphäre. Die Glaubwürdigkeit einer Figur hingegen richtet sich IMMER nach der emotionalen Glaubwürdigkeit der Figur, sprich: ich verstehe/kann nachvollziehen, warum eine Figur etwas Außergewöhnliches tut. Das heißt nicht, dass ich selbst genauso handeln würde. Ich verstehe die Figur aus sich selbst heraus, sprich: habe Empathie! (Ich muss kein Psycho-Killer sein, um Hannibal Lector glaubwürdig/nachvollziehbar zu finden. Ich muss kein Rebel oder gar James Dean persönlich sein, um mit einem Auto als Mutprobe mit Vollgas auf eine Steilküste zuzurasen. 10 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer Spiel: Was ist deine liebste Filmfigur? Was hat sie mit dir gemein? Wo ist sie anders als du?) Regeln, um zu schreiben: 1. Du musst sehr viel beobachten. 2. Du musst dich sehr genau erinnern. 3. Du darfst nur das erzählen, was du selber glauben kannst. 4. Wenn du die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer verlierst, hast du verloren. Weitere Gestaltungselemente im Film: Style: grundsätzlich: a) komödiantisch, b) tragisch, c) dramatisch. Oder Mischformen davon: Achtung: Wenngleich es eigentlich niemals eine "Reinform" gibt, sind Mischformen erzählerisch kompliziert! Deshalb: Fokus finden und auch den Stil sensibel einsetzen und jedenfalls: dem dramatischen Versprechen/ der Handlung unterordnen! Entsprechend des grundsätzlichen Stiles der Erzählung ergeben sich Stimmungen wie: finster, bedrückend, schmalzig, fröhlich, hell, etc. - erreicht durch Elemente wie: Charakterisierung der Figuren + Dialogführung; Gewichtung Dialog - aktive Handlung; Ausstattung/Dekors; Farbe; Effekte; Ton+Musik. Darüber hinaus entscheide "Erzählfarbe": ich mich meistens für eine a) realistisch ("wie das Auge es wahrnimmt", Dokumentationen oder deutsche TV-Serien) oft b) bigger than life (auch gern als "Hollywood" bezeichnet, oft Komödien oder "High Concept" Filme, bigger than life erlaubt die dramatische Verdichtung bzw. Überhöhung in der konkreten Handlung, ohne unglaubwürdig gegenüber der realen Erfahrung zu werden, When Harry meets Sally, Analyze This!, Meet the Parents, KeinOhrHasen, etc.) c) expressionistisch (oft Thriller, in gewisser Weise ist dies eine düstere oder verzerrte Form des Realismus und/oder des Bigger than Life, z.B. Seven, Verdammnis, Angel Heart, Der dritte Mann, Metropolis, Das Kabinett 11 "Was tut weh?" - Materialien "Drama" - von Marc Meyer des Dr. Caligari) d) phantastisch (vornehmlich Science Fiction und Fantasy Filme, Star Wars, Enterprise, Harry Potter, Herr der Ringe etc.) e) traumhaft-absurd-assoziativ (selten als ganzer Film und wenn dann nur in Sequenzen oder im Experimentalfilm, z.B. Koyanistquatsi, Brasil, Der Andalusische Hund, z.T. Tree of Life). Die Erzählfarbe, wie alle Stil-Elemente, unterstützt die Dramatik einer Geschichte bzw. sie ergibt sich aus den Erfordernissen des Dramas/ der Erzählhaltung. Es ist hilfreich, sich auf eine "Erzählfarbe" zu begrenzen. Form und Format: Format: A) dokumentarsich; B) fiktiv (Hinweis: Das bei Jugendlichen oft beliebte Format der "Mockumentary" ist ein fiktives Format! Es benutzt nur die stylistsichen Mittel eines dokumentarischen Formates, um Emotionen zu erzeugen/Glaubwürdigkeiten zu erreichen/in Frage zu stellen.) Form: Die Wahl der Erzählweise: - Welcher subjektiv) POV (neutral, - Welcher rückwärts) zeitlicher - Länge (Gesamtlänge Szenenlängen) subjektiv, Ablauf und objektiv, (linear, Akt- bzw. multi- verschachtelt, Sequenz- und Am Ende aller Erzählungen wollen wir wissen, wie wir dies mit den Erfahrungen aus unserem eigenen Leben verbinden können und v.a.: Wozu? ("Warum erzählst du mir das?") Erzählen, egal ob im Film oder am Lagerfeuer, ist immer auch eine Suche nach dem Sinn: Die Suche nach einem Sinn für unser Leben: Die Konflikte/Schmerzen/Hindernisse, denen wir immer wieder begegnen, veranlassen uns zu erzählen - und zuzuhören/zuzuschauen. Oder wie David Mamet es sagt: "Es treibt: Die Last der unerträglichen Disparität zwischen dem Bewussten und Unbewussten zu mindern und so Frieden zu erringen." Viel Spaß mit den Kids!