1. Matrizen und Vektoren 1.1. Grundlagen Beispiel: Materialverflechtung (Schmidt, 2000) Ein Betrieb stellt aus vier Rohstoffen R1, R2, R3 und R4 über drei Zwischenprodukte Z1, Z2 und Z3 zwei Endprodukte P1 und P2 her. Die folgenden Tabellen geben an, wieviele Einheiten von Ri zur Produktion von einer Einheit Zj benötigt werden, i = 1, . . . , 4, j = 1, 2, 3, bzw. wieviele Einheiten von Zi zur Produktion von einer Einheit Pj benötigt werden, i = 1, 2, 3, j = 1, 2. R1 R2 R3 R4 Z1 Z2 Z3 14 0 3 6 1 7 3 2 0 2 1 10 Z1 Z2 Z3 P1 P2 6 3 0 2 11 7 Beispielsweise werden also für eine Einheit P1 sechs Einheiten Z1 und elf Einheiten Z3 benötigt. Wieviele Einheiten der Rohstoffe R1, . . . , R4 werden benötigt, um pi Einheiten von Pi, i = 1, 2, herzustellen? 1 Definition. Eine Anordnung von m · n reellen Zahlen a11, a12, . . . , amn ∈ R in der Form a11 a12 . . . a1n a21 a22 . . . a2n ... ... ... am1 am2 . . . amn heißt m × n - Matrix, oder Matrix vom Typ m × n oder kurz Matrix. Die Zahlen aij heißen Koeffizienten oder Elemente der Matrix. Die m Zeilen (ai1 ai2 . . . ain) heißen Zeilenvektoren der Matrix, die n Spalten a1j a2j .. . amj heißen Spaltenvektoren der Matrix. Im Falle n = 1 heißt die Matrix auch Vektor. Bezeichnungen. Matrizen werden mit Großbuchstaben bezeichnet, Vektoren mit Kleinbuchstaben. a11 a12 . . . a1n a1 a21 a22 . . . a2n a2 A = .. v = .. ... ... , . . am1 am2 . . . amn am 2 Spezielle Matrizen 1) Nullmatrix vom Typ m × n: Alle Elemente sind Null. 2) Quadratische Matrix, wenn 1 • Bsp.: 5 2 vom Typ n × n 4 3 7 6 2 6 • Die Elemente aii, i = 1, . . . , n, bilden die Hauptdiagonale im Bsp. a11 = 1, a22 = 7, a33 = 6, • Diagonalmatrix: alle Elemente außerhalb der Hauptdiagonalen sind Null. Bsp.: 1 0 0 0 0 7 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 • Einheitsmatrix E (vom Typ n × n) Diagonalmatrix, die auf der Hauptdiagonalen nur Einsen hat 1 0 0 Bsp.: E3,3 = 0 1 0 0 0 1 • untere (obere) Dreiecksmatrix: alle Elemente unterhalb (oberhalb) der Hauptdiagonalen sind Null 2 3 4 1 0 0 Bsp.: 0 1 7 2 1 0 0 0 8 3 0 1 3 Transponieren einer Matrix Ist A eine m × n–Matrix, so ist AT (A∗) die n × m–Matrix, für die an der Position i, j jeweils das Element aji von A steht. ”Zeilen und Spalten vertauschen.” Matrizenoperationen Addition zweier n × m Matrizen A + B = C mit cij = aij + bij Multiplikation mit einer Zahl λ ∈ R , λA = C mit cij = λaij Es gelten Kommutativgesetz: A+B = B +A Assoziativgesetz: (A + B) + C = A + (B + C) Distributivgesetz: λ (A + B) = λA + λB außerdem: (A + B)T = AT + B T A+0 = A = 0+A 4 Multiplikation von Matrizen • Multiplikation eines Zeilenvektors mit einem Spaltenvektor (Skalarprodukt) b1 b (a1 a2 . . . an) · ..2 = a1b1 + a2b2 + . . . + anbn . bn n X = ai b i i=1 • Zwei Matrizen A und B können multipliziert werden, wenn A so viele Spalten hat wie B Zeilen, also Amn mit Bnk . Das Ergebnis der Multiplikation ist eine Matrix vom Typ m × k. b1j b2j A · B = C mit cij = (ai1 ai2 . . . ain) · .. . bnj n X cij = aipbpj p=1 5 Falk sches Schema B: A: a11 . . . a1n ... ... ai1 . . . ain ... ... am1 . . . amn b11 . . . ... bn1 . . . b1j ... bnj . . . b1k ... . . . bnk c11 . . . ... ci1 . . . ... cm1 . . . c1j ... cij ... cmj . . . c1k ... . . . cik ... . . . cmk C =A·B Die Matrizenmultiplikation ist nicht kommutativ! Es gelten (wenn definiert) Assoziativgesetz: (A · B) · C = A · (B · C) Distributivgesetz: A · (B + C) = A · B + A · C (A + B) · C = A · C + B · C außerdem: (A · B)T = B T · AT A · 0 = 0, 0 · A = 0 A · E = A, E · A = A 6 Definition. Falls es zu einer quadratischen Matrix Ann eine Matrix Bnn gibt, so dass Ann · Bnn = Enn oder Bnn · Ann = Enn gilt, so heißen die Matrizen Ann und Bnn zueinander invers, und es gilt A·B = B·A = E. Bezeichnung: B = A−1 Beispiel: A = Ã ! −1 1 2 1 A−1 Ã ! 1 −1 1 = 3 2 1 Bezeichnung: Für quadratische Matrizen: A · A = A2 A · A · A = A3 usw. 7 A · A−1 = E