20 NEUE NACHRICHTEN AUS DEM KLAVIERMUSIK-UNIVERSUM Das hat nun wirklich lange gedauert und war längst überfällig: Peter Josef Kunz-von Gymnich, Musikdirektor, Spiritus Rector der Offenbacher Pianisten und Kulturpreisträger der Stadt, hat eine neue CD mit eigenen Klavier-Kompositionen veröffentlicht. Soviel vorab: so vielfältig Kunz-von Gymnichs Engagement in der MusikSzene, so vielseitig die Musik, die er hier veröffentlicht. "Tuneful Tales" - klangvolle Geschichten - finden sich gleich vier an der Zahl: vom kleinen musikalischen Post-it über eine wichtige Nachricht an der Pinwand bis zum ausführlichen Bericht und zur gewichtigen Erzählung reicht die Spannbreite. Immer ist in kürzester Zeit klar, um was es in der Geschichte geht, aber die Art der Entwicklung, die feinfühlige Ausschmückung wie auch die unerwarteten Wendungen machen jede Geschichte spannend bis zu einem oft überraschenden Schluss. Ja, die Schlüsse! Dazu muss schon jetzt etwas gesagt werden. Kunz-von Gymnich bezeichnet sich ja selbst gern als „Meister der Schlüsse“, und fürwahr: es lohnt sich alleine schon, bei vielen Stücken die letzten fünfzehn Sekunden zu hören: liebevoll bis.ins kleinste Detail wird jede finale Wendung mit größter Aufmerksamkeit und Hingabe ausgeformt, bis sich der im Ohr bleibende, markante Schlusspunkt wie von selbst setzt; alle Achtung! Gut vorstellbar, dass sich die Widmung "Für Cordelia" auch in den Kinderszenen finden ließe, klar von dort inspiriert und doch völlig eigenständig, naheliegend das Bild, wie "Petra" gerade einem beseelten Gospel-Pianisten in die Finger strömt. Die große Affinität Kunz-von Gymnichs zur Musik der Romantik findet im "Walzer Des-Dur" und im "Tanz f-moll" in kleiner, in "Intermezzo" und "Romance" in größerer Form ihren wertschätzenden Ausdruck. Aus des Komponisten "12 Months Suite" für großes Ensemble für das Klavier übertragen ist deren "Nr.6, June", auch hier mit respektvoller Verbeugung vor dem Klangideal der Romantik. Die Stimmung: "Morgen ist auch noch ein Tag" kennt wohl jeder, hier, im gleichnamigen Titel, ist sie so meisterlich eingefangen, dass man am liebsten im Bett liegen bleiben und pausenlos dieses entspannende Stück hören möchte. Suchtgefahr! Auch dem faszinierenden Einfluss der Jazzmusik des vergangenen Jahrhunderts zollt Kunz-von Gymnich kompositorischen Respekt; seine tiefe Verbundenheit zeigt er in den Stücken "Changes es-moll" und "Pool oder Meer?", das erste ein feinmotorisch perlendes Beispiel für die gestalterische Form der auskomponierten Improvisation, das zweite eine Hommage an die Erzeugung tonalen Glanzes und harmonischer Farbigkeit durch mikrofeine Tonverschiebungen. Einen Abstecher in die Zwölftonmusik machen die beiden "Studien": in linear-intervallischer ‚ und vertikal-harmonischer Verdichtung werden kleinste Motive entwickelt und in rasanter Zweistimmigkeit und dichtester Klangschichtung verarbeitet. Es gibt gewisse klavieristische "Show-Licks", um den Eindruck zu erwecken, man könne Klavier spielen. Eines dieser Licks ist das Ausgangsmotiv für die "Toccata", mit spektakulären Harmonie- und Rhythmuswendungen auskomponiert als pianistische Herausforderung an höchste gestalterische Virtuosität und körperliche Belastbarkeit. Wie die klassische Form des Rondos, die Gattung Walzer und die Harmonik des Jazz eine eindrucksvoll fruchtbare Verbindung eingehen können, zeigt Kunz-von Gymnich in seinem "Walzer-Rondo". Vier schlichte absteigende Akkorde, allmählich in mehreren Variationen sich steigernd, bilden die Ankerpunkte für die korrespondierenden Zwischenthemen, eines farbiger als das andere, auch hier in einem strahlenden Schluss gipfelnd. Zu guter Letzt behauptet der Komponist sogar, in "A New Chord - A Promise For The Future" einen neuen Klang gefunden zu haben: T7 b5 sus4 nennt er ihn. Es sei dahingestellt, ob dieser Klang hier wirklich erstmalig so zu hören ist, richtig ist: schön ist er, ein Versprechen für die Zukunft eben, und eine Erinnerung daran, dass das Klanguniversum noch lange nicht vollständig erkundet und entdeckt ist. Und für alle, die sich animiert fühlen, sich an dem einen oder anderen der Stücke einmal selbst zu versuchen, gibt es eine Faksimile-Ausgabe aller 20 Stücke ebenfalls käuflich zu erwerben, das ist eine wirklich begrüßenswerte Ergänzung! Alles weitere im Internet unter www.kvg-music.de