KAISER-WILHELM- UND RATSGYMNASIUM - Fachgruppe DeutschMerkblatt Nr. : DR 05 Klasse: 9/10 Drama III Neben Gedichten (Lyrik) sowie Prosatexten unterschiedlicher Art wie Kurzgeschichte, Parabel, Roman, Erzählung usw. (Epik) bezeichnet man das Drama (= Bühnendichtung) als die dritte große Literaturgattung. Anders als Gedichte oder Prosatexte besteht ein Drama fast aus-schließlich aus Monologen und Dialogen (den Reden) der handelnden Personen; allenfalls geben Regieanweisungen oder Szenenbeschreibungen Hinweise auf das Verhalten der Figuren sowie auf das Aussehen oder die Beschaffenheit der Handlungsorte. Schon die Griechen verfassten in der Antike Theaterstücke, die sie in den Amphitheatern – meist unter freiem Himmel – zu Ehren der Götter aufführten. Auf die Griechen gehen auch viele theoretische Begriffe zum Drama zurück. In der weiteren Theatergeschichte ist aus der antiken Theaterform das Wander- und Straßentheater (im Freien) und die feste Bühne als Guckkastentheater entstanden. Spannung Das Drama, das unmittelbar vor Zuschauern gespielt wird, muss diese von Anfang in seinen Bann ziehen. Sie sollen mit dem Helden mitleiden und mitfiebern. Spannung im Zu-schauer kann das Drama auf verschiedene Arten erzeugen, z.B. durch die Entwicklung der Handlung, durch Konflikte zwischen den Charakteren, durch Dialoge, aber auch durch Missverständnisse, Lauschszenen oder Verwechslungen. Der Spannungsverlauf im Hinblick auf die Handlung kann folgendermaßen aussehen: 3. Akt: bringt den Höhepunkt oder Wendepunkt der Handlung (= Peripetie). 2. Akt: lässt die Spannung ansteigen und verschärft den Konflikt (= erregendes Moment). 1. Akt: führt in die Handlung und ein die Personen ein und deutet den Konflikt an (= Exposition). 4. Akt: verzögert den Spannungsabfall durch einen zweiten Höhepunkt (= retardierendes Moment). 5. Akt: löst die Spannung und führt zu einem glücklichen (= Dénoument) oder unglücklichen Ende (= Katastrophe). Je nach Ausgang des Stücks, handelt es sich um eine Komödie (Lustspiel mit glücklicher Lösung des Konflikts) oder eine Tragödie (ein Trauerspiel, das unheilvoll endet). Ihre Verknüpfung bis hin zur Aufhebung der Frage nach Glück und Unglück findet in der Tragikomödie statt. Konflikt Die Gegenspieler im Drama heißen Protagonist und Antagonist. Zwischen diesen bei-den zentralen Figuren entspinnt sich der dramatische Konflikt, d.h. ein Streit, der durch gegensätzliche Interessen oder Anschauungen angefacht wird. Anders als im Film sind die Möglichkeiten, weit entfernte oder dem Zuschauer nicht zumut-bare Ereignisse auf der Bühne darzustellen, begrenzt. Sie können nur mit Hilfe von Botenberichten (ein Bote tritt auf und berichtet von dem Ereignis) oder der sogenannten Teichoskopie, der Mauerschau (jemand berichtet von einem erhöhten Standpunkt über ein entferntes Geschehen) in die Handlung eingebracht werden. Theorie Die meisten Dramenformen leiten sich ursprünglich von der klassischen Tragödie ab und folgen der Konzeption des aristotelischen Theaters. In ihm soll mittels Furcht oder Mitleid die Katharsis (eine Läuterung) im Zuschauer bewirkt werden. Ein weiteres Merkmal dieser Dramatik ist die Einhaltung der drei Einheiten – des Ortes (Verzicht auf Schauplatzwechsel), der Zeit (die Handlung darf maximal 24 Stunden umfassen) und der Handlung (diese muss sich auf nur einen Handlungsstrang konzentrieren). Die Ständeklausel besagt, dass hochgestellte Personen (z.B. Herrscher) zur Tragik fähig sind, während Personen niederen Standes bevorzugt in Komödien auftreten. So gesehen ist dem klassisch-aristotelische Theater mit seinen Regeln und der konsequenten Szenenfolge in fünf Akten eine geschlossene Form eigen. In Opposition gegen diese Regeln ist das auf Einfühlungsdramatik verzichtende, kritisch-beobachtende, den Zuschauer zum Denken anregende epische Theater entstanden, das mit Mitteln der Verfremdung, der Projektion und der Argumentation statt der Suggestion Erkenntnisse statt Empfindungen vermitteln will und gleichzeitig Belehrung beabsichtigt. In der Tradition der Tragikomödie steht das vor allem in Frankreich aufgekommene absurde Theater, das mit surrealen Einfällen groteske, komische, das bürgerliche Theaterpublikum oft provozierende Handlungen und zusammenhanglose Ereignisfolgen auf die Bühne bringt. Mit der Bearbeitung historischer Stoffe und politischer Konflikte (vor allem aus den 20er bis 60er Jahren des 20. Jahrhunderts) entstand das Dokumentartheater, das geschichtliche Quellen als inhaltliche Vorlage benutzt und sprachlich zitiert. Im Gegensatz zum klassisch-aristotelischen Theater mit seiner von Regeln bestimmten geschlossenen Form spricht man bei diesen modernen Dramenformen vom offenen Theater, weil keine Regeln zur Anzahl von Szenen, Akten oder Handlungssträngen vor-gegeben sind und die Szenen sogar aus- oder vertauscht werden können. Musiktheater Viele Parallelen, aber eine eigene Begrifflichkeit gibt es für das Musiktheater (Oper). Der Sologesang heißt Arie, zu zweit Duett, zu dritt Terzett, zu viert Quartett etc.; auch werden die Stimmlagen unterschieden: bei den Sängern Tenor, Bariton und Bass – bei den Sängerinnen Sopran-, Mezzosopran- und Alt-Stimme. In vielen Opern gibt es auch Passagen, in denen gesprochen oder ein Sprechgesang angestimmt wird; es handelt sich dann um ein Rezitativ, dessen Aufgabe es ist, die Handlung voranzutreiben. Im Gegensatz zum Schauspiel haben die meisten Opern nur drei Akte. Spielort Theater nennt man sowohl das zu spielende Stück wie auch den Raum, in dem das Drama auf der Bühne gespielt wird. In warmen und trockenen Gegenden gibt es Amphitheater, Straßentheater und Freilichtbühnen. In Schauspielhäusern kann der Zuschauer bei jeder Witterung in einen Theaterraum wie in einen Guckkasten hineinsehen. Klassisches Traditionelles Theater orientiert sich am aristotelischen Theater, das von der Tragödie und der Komödie eine geschlossene Form in fünf Akten und die Einhaltung der drei Einheiten verlangt. Die fünf Akte folgen genauen dramaturgischen Regeln: Eine Exposition führt die handelnde Personen ein und stellt den Ort, die Zeit des Geschehens vor. Als erregendes Moment wird der Konflikt angelegt – und bis zum Höhe- oder Wendepunkt (Peripetie) gesteigert. Ein Zwischenakt, in dem eine neue oder eine Nebenhandlung vom Hauptgeschehen ablenkt, bevor es zur Konfliktlösung kommt, heißt wegen der hinauszögernden Funktion: retardierendes Moment. Im letzten Akt endet die Komödie in Harmonie, die Tragödie in der Katastrophe. Theater „Spielregeln“ Modernes Theater In Abgrenzung oder Opposition zum klassisch-aristotelischen Theater steht das lehrhafte epische Theater, das einen distanzierten und lern-bereiten Zuschauer verlangt, das absurde Theater, welches die Grenzen zwischen Möglichem und Unmöglichem oft auf komische Weise aufhebt, und das Dokumentartheater, das sich inhaltlich an Faktisches hält. Offene und geschlossene Form Das klassische Theater ist auf Spannung angelegt; es verfolgt linea re Erzählstränge und führt die konfliktreiche Handlung in unterscheidbaren Erzählschritten (Akten) abschließend zu einem klaren Ziel. Das moderne Drama zerlegt und montiert den Handlungsablauf neu und lässt auch einmal das Ende ganz offen. Drei Einheiten Die drei Einheiten beziehen sich auf Ort, Zeit und Handlung des Dramas. Sie ermöglichen dem Zuschauer eine eindringliche Identifikation mit den Personen und dem Geschehen. Teichoskopie Um besonders aufwändige Vorgänge (Personenansammlungen, Militäraufmärsche, Begegnungen auf dem Wasser oder in der Luft) dramaturgisch zu reduzieren oder Handlungen, die man dem Zuschauer nicht zumuten möchte (Gewalt- oder moralisch anstößige Szenen), nicht vorführen zu müssen, berichtet ein Beobachter des Geschehens von einem erhöhten Standpunkt (Mauer, Turm oder Anhöhe) das „Erlebte“. Der deutsche Begriff dafür heißt Mauerschau. Antagonist Der Gegenspieler zum Helden (Protagonist) ist der Antagonist. Musiktheater Der gesprochene Anteil in einer Oper heißt Rezitativ. Bei den Gesangsstimmen unterscheidet man die männlichen (von hoch nach tief): Tenor, Bariton, Bass; und die weiblichen: Sopran, Mezzosopran und Alt. Dem Monolog im Theater entspricht die Arie, dem Dialog auf der Bühne das Duett, Terzett, Quartett etc.