Worddatei - Arsenal Filmverleih

Werbung
Arsenal Filmverleih präsentiert
Dialog mit meinem Gärtner
Ein Film von Jean Becker
Mit Daniel Auteuil, Jean-Pierre Darroussin
Frankreich 2007
109 Min., 35mm, 1:2,35 Cinemascope, Dolby SRD
Kurzsynopsis
Ein Maler kehrt von Paris in das Haus seiner Kindheit im ländlichen Frankreich zurück. Auf
der Suche nach einem Gärtner trifft er unverhofft auf einen ehemaligen Schulkameraden, den
er aus den Augen verloren hatte und so auf wundersame Weise wiederfindet. In ihm entdeckt
er einen einfachen, offenen Charakter, dessen Wertsystem nur einem Kriterium unterliegt:
dem gesunden Menschenverstand.
Die beiden unterschiedlichen Männer freunden sich in langen Gesprächen an und erleben
gemeinsam eine Art späte Jugend, in der die Themen wild wechseln – Familie, Karotten,
Kürbisse, Leben, Tod, Flugreisen, Johannisbeerbüsche, Geschmack und Farben. Durch die
Augen des jeweils anderen erfahren sie die Welt in einem neuen Licht.
Wir erleben die Geschichte einer Freundschaft – mitreißend, warmherzig, facettenreich und
doch klar und einfach wie eine Liebesgeschichte. Eine Geschichte über das Leben, die
heiteren und traurigen Momente, den Unterschied zwischen genießbarem und himmlischem
Gemüse und über die Frage, ob ein Salat so schön sein kann wie ein Gemälde.
Inhaltsangabe
Ein renommierter Pariser Maler besinnt sich auf seine Wurzeln und kehrt zurück in das Haus
seiner Jugend im ländlichen Frankreich. Für die Pflege des großen Gartens sucht er über eine
örtliche Anzeige einen Gärtner. Der erste, der sich daraufhin meldet, ist ein alter Freund aus
dem Dorf, den er aus den Augen verloren hatte und so auf wundersame Weise wiederfindet.
Er wird sein Gärtner werden.
Indem er ihn tagsüber bei seiner Arbeit beobachtet, entdeckt der Maler nach und nach einen
Menschen, der ihn durch seine offene und einfache Sicht der Dinge immer mehr erstaunt.
Sein Leben bewegt sich in einfachen, klaren Strukturen. Glück ohne Glanz. Keine Launen,
überhaupt keine Eifersucht des Gärtners. Seine Helden sind stets bescheidene Leute.
Sein Wertesystem unterliegt nur einem Kriterium, das er bewusst oder unbewusst als
Richtmaß verwendet, um Dinge und Menschen zu beurteilen: dem gesunden
Menschenverstand. Die Kunst an sich, die sein Freund betreibt, findet erst nach längeren,
heimlichen Beobachtungen Gnade vor seinen Augen …
Auf diese Weise setzen die beiden eine Art verspätete und brüderliche Jugend fort, in der sich
alles vermischt: ihre Familien, ihr Wissen, die Karotten, die Kürbisse, das Leben, der Tod, die
Reise im Flugzeug, die Johannesbeersträucher, die Vorlieben und die Farben. Und indem sie
alles mit den Augen des anderen sehen lernen, erneuert jeder sein Weltbild. Ohne großes
Aufsehen laden sie den Zuschauer ein, an ihrer Entdeckung des Alltäglichen teilzuhaben.
Henri Cueco, der die literarische Vorlage lieferte und selbst Maler ist und Radiojournalist mit
Sinn für das schlichte Leben, präsentiert uns hier die Geschichte einer Freundschaft –
mitreißend, warmherzig, facettenreich und doch klar und einfach wie eine Liebesgeschichte.
Jean Becker (Regie)
Regisseur und Drehbuchautor Jean Becker wurde am 10. Mai 1938 in Paris geboren und
begann seine Karriere als Regieassistent bei seinem Vater Jacques Becker. Nach
Regiearbeiten mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle (1961 – 1966) zog sich Becker als
Filmregisseur zurück, da der letzte Film GELIEBTER SCHUFT ein Misserfolg war. Erst
1983 meldete er sich mit EIN MÖRDERISCHER SOMMER als Regisseur zurück. Der Film
bekam mehrere Césars und Nominierungen. 1995 folgte das Vater-Tochter-Drama ELISA mit
Gérard Depardieu und Vanessa Paradis in den Hauptrollen und 1999 EIN SOMMER AUF
DEM LANDE, eine Tragikkomödie über das französische Landleben. Im Moment dreht er
seinen neuesten Film DEUX JOURS À TUER, dessen Start für April 2008 geplant ist.
Filmographie (Auswahl)
2006
2003
2001
1999
1995
1983
1966
1961
1962
Dialogue avec mon jardinier / Dialog mit meinem Gärtner
Effroyables jardins
Un crime au paradis
Les enfants du marais / Ein Sommer auf dem Lande
Elisa
L’été meurtrier / Ein mörderischer Sommer
Tendre voyou / Geliebter Schuft
Un nommé La Rocca / Sie nannten ihn Rocca
Interview mit Regisseur JEAN BECKER
Was hat Sie animiert, einen Film zu machen, als Sie das Buch von Henri Cueco gelesen
haben?
Ich war sofort beeindruckt von der Sprache und der Ausdrucksform des Gärtners, von seinen
besonderen Überlegungen. Davon war übrigens sicher auch Henri Cueco beeindruckt, als er
diesen Mann traf und dieser ihn veranlasste, ein Buch darüber zu schreiben – um dessen
Gedanken somit festzuhalten. Dieser Gärtner ist ein außergewöhnlicher Mensch. Sein Blick
auf die Dinge des Lebens ist völlig spontan und naiv, und trotzdem treffend und tiefsinnig. Er
ist kein Durchschnittsmensch. Die von Cueco wiedergegebenen Dialoge sind großartig, voller
Fremdartigkeit und gesundem Menschenverstand zugleich.
Worin bestand die größte Schwierigkeit bei der Adaption?
Man musste die Persönlichkeit des Malers quasi völlig erfinden, in der Buchvorlage war er
praktisch nur Stichwortgeber für den Gärtner. Zuerst habe ich allein am Drehbuch
geschrieben, aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich mir von jemandem helfen lassen
sollte. Und da habe ich natürlich an Jean Cosmos gedacht, weil wir bei der Adaption von
EFFROYABLES JARDINS sehr gut zusammengearbeitet haben, und darüber hinaus ist seine
Tochter Malerin und somit sicher eine gute Hilfe bei der Entwicklung dieser Rolle. Man
musste das richtige Gleichgewicht zwischen den beiden finden, indem man einerseits die
Person des Gärtners nicht schwächte und andererseits dem Maler genug Leben und
Konsistenz gab.
Haben Sie Henri Cueco nicht zur Zusammenarbeit bei der Adaption aufgefordert?
Nein, ich habe auch seine Zeichnungen und Bilder nicht verwendet. Damit konnte ich mir das
Thema besser aneignen. (...) Und wenn Cueco im Abspann genannt wird, so deshalb, weil wir
viele Dialoge des Buches verwendet haben. Ebenso haben wir zum Beispiel auch die Rolle
der Frau des Gärtners behalten. Nach der Zusammenarbeit mit Jean Cosmos habe ich auch
meinen Freund Jacques Monnet um Rat gefragt, und, als letzte kleine Anregung und ohne ihn
zu erwähnen, François D’Epenoux, der „Deux jours à tuer“ geschrieben hat, worauf mein
nächster Film basiert. Ich lehne keinen gutgemeinten Ratschlag ab. Mir ist es immer am
Wichtigsten, alles auszureizen, damit das Drehbuch so gut wie möglich wird!
Wenn man Ihre Verbindung zu Jacques Villeret kennt erwartet man, dass Sie bei der
Buchlektüre an ihn denken in der Rolle des Gärtners …
Ich habe tatsächlich zu Beginn das Drehbuch für ihn geschrieben. Die erste Fassung war fast
fertig als er starb. Ich musste die Idee also aufgeben, aber ich mochte diesen Gärtner wirklich
sehr. Ich begab mich dann auf die Suche nach jemandem, der auch diese Freundlichkeit und
Naivität ausstrahlt wie Jacques. Ich fand immer, dass Jean-Pierre Darroussin, der ein völlig
anderes Äußeres hat, über eine ähnliche Natur verfügte. Als ich UN AIR DE FAMILLE
gesehen hatte, war ich verblüfft über seine Art, andere zu beobachten, mit diesem
wohlwollenden Blick … Ich gab ihm das Drehbuch zu lesen, nicht ohne ihm mitzuteilen, dass
es ursprünglich für Jacques geschrieben war, und er hat sofort zugesagt. Unsere
Zusammenarbeit unterschied sich sehr stark von dem, wie es mit Jacques gewesen wäre.
Nicht nur, weil wir uns nicht kannten, aber er hat der Rolle dann auch eine Natürlichkeit
verliehen, eine Einfachheit und wahre Tiefe.
Was hat Sie bewogen, die Rolle des Malers Daniel Auteuil zu übertragen?
Eine Art Intuition. Mir gefiel die Idee, ihn in einer sehr einfachen Geschichte wiederzusehen,
und ich wusste, durch seine Darstellung würde die Rolle auch Tiefgang haben. Daniels große
Qualität besteht darin, dass er ein perfektes Empfinden für eine Situation besitzt. Er kapiert
sofort. Ein Augenzwinkern, ein Blick, und er hat verstanden. Er ist ein Schauspieler mit einer
bemerkenswerten Sachlichkeit, der immer den richtigen Ton trifft.
Wodurch ergänzen sich die Beiden Ihrer Meinung nach?
Sie sind sich einerseits sehr nah und andererseits sehr verschieden, aber es stimmt, dass sie
sich wunderbar ergänzen! Jeder der beiden kann auf seine Art Gefühle auslösen. Sie verfügen
beide über die gleiche Feinsinnigkeit, die gleiche Natürlichkeit, die gleiche
Selbstverständlichkeit. Außerdem haben Jean-Pierre und Daniel, die meiner Meinung nach
wirklich glücklich waren über ihre erste Zusammenarbeit, sofort eine Komplizenschaft
hergestellt, die die Beziehung zwischen ihren Rollen bereichert hat. Das sieht man an den
Blicken, an der Art, wie sie sich gegenseitig zuhören … Ehrlich gesagt, ich könnte mir kein
besseres Duo vorstellen. Sie haben alle meine Erwartungen übertroffen.
Wie würden Sie Ihre Grundsätze für die Regiearbeit in dem Film definieren?
Sie sind einfach. Ich filme mit zwei Kameras und verschiedenen Einstellungen:
Großaufnahme, Halbtotale, Totale. Das verschafft uns ein Maximum an Möglichkeiten beim
Schnitt und außerdem bin ich der Meinung, dass sich bei einem Film wie diesem die Regie
nicht bemerkbar machen muss. Man muss nur die Personen beobachten und bei ihnen sein.
Daniel Auteuil (Der Maler)
Daniel Auteuil, geboren am 24. Januar 1950 in Algier, ist einer der charismatischsten
Schauspieler des französischen Kinos. Er hat mit allen namhaften Regisseuren Frankreichs
zusammengearbeitet und war seit 1987 elfmal für einen César nominiert, den er zweimal
gewann:
1987 für JEAN DE FLORETTE von Claude Berri und
2000 für LA FILLE SUR LE PONT von Patrice Leconte.
Den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller erhielt er ebenfalls zweimal :
1993 für EIN HERZ IM WINTER von Claude Sautet und
2005 für CACHÉ von Michael Haneke
Beim Filmfestival in Cannes wurde er 1996 mit dem Preis als bester Schauspieler für seine
Rolle in dem Film AM ACHTEN TAG von Jaco van Dormael ausgezeichnet.
Filmographie (Auswahl)
2007 Dialogue avec mon jardinier / Dialog mit meinem Gärtner von J. Becker
2006 Mon meilleur ami / Mein bester Freund von P. Leconte
2004 Peindre ou faire l’amour / Malen oder Lieben von A. und J.-M. Larrieu
Caché von M. Haneke
36, quai des Orfèvres / 36 tödliche Rivalen von O. Marchal
2001 Petites coupures / Kleine Wunden von P. Bonitzer
L’adversaire von N. Garcia
1995 Le huitième jour / Am achten Tag von J. van Dormael
1992 Un coeur en hiver / Ein Herz im Winter von C. Sautet
Interview mit Daniel Auteuil (Der Maler)
Kannten Sie Jean Becker vor DIALOG MIT MEINEM GÄRTNER?
Nein. Ich hatte eine spezielle Vorliebe für seine ersten Filmen mit Belmondo: UN NOMMÉ
LA ROCCA, ECHAPPEMENT LIBRE, TENDRE VOYOU ... Aber wir sind uns niemals
begegnet. Ich war also überrascht, als mir das Drehbuch von DIALOG MIT MEINEM
GÄRTNER angeboten wurde. Die Rolle des Gärtners hat mich beim Lesen sofort berührt. Ich
entschied mich auch tatsächlich für die Rolle, weil ich mit diesem Gärtner befreundet sein
wollte! Ich fand die Erzählung zugleich einfach, ergreifend, und total konträr zu dem, was zur
Zeit im Kino läuft. Es war ein atypisches Projekt, ein mutiges, ehrgeiziges Drehbuch.
Abgesehen von der Bedeutung, die die Natur in dieser Geschichte hat, gab es hier etwas
harmonisches, beruhigendes, wie die Erzählung einer Versöhnung. Ich musste dabei an den
Film der Larrieu-Brüder denken, PEINDRE OU FAIRE L’AMOUR.
Hätten Sie nicht Lust gehabt, den Gärtner zu spielen?
Stimmt, bei der Lektüre erschien mir das als die schönere Rolle. Aber ich wusste, dass JeanPierre Darroussin sie spielen würde und fand die Idee gut! ... Und ich war besser geeignet,
mich in die Rolle des Malers hineinzuversetzen. Sein Leben, seine Fragen, seine
Liebesgeschichten, seine Probleme mit seiner Tochter, viele Dinge gefielen mir ... bis hin zu
diesem Hirngespinst, sich auf dem Lande niederzulassen – oder am Meer – was ich liebend
gern machen würde, aber im Gegensatz zu dem Maler verlangt mein Beruf den permanenten
Kontakt mit anderen.
Wie haben Sie sich mit Jean-Pierre Darroussin ergänzt?
Ich weiß nicht, ob wir uns ergänzen, ich glaube wir sind uns ziemlich ähnlich. Wir sind beide
ruhig, eher zurückhaltend, wir wissen wo unser Platz ist und was man tun muss, damit sich
die Geschichte der beiden gut erzählen lässt. Wir konnten eine berufliche Beziehung
herstellen, eine Gemeinsamkeit, wodurch sich unser Spiel ergänzen und selbstverständlich
ineinandergreifen konnte.
Was war für Sie am schwierigsten bei dem Film? Den Text zu lernen? Den Ton zu treffen?
Alles zusammen. Und vor allem, die jeweilige Erzählung lebendig zu machen. Dieser Film
enthält etwas sehr Einfaches, sehr Fließendes – das gilt auch für die Umgebung, die Natur,
das Licht – und hat gleichzeitig einen intellektuellen Aufbau, der völlig auf den Dialogen
basiert, worauf ja schon der Filmtitel hindeutet. Aber das ist nicht einfach. Wir haben sechs
Wochen lang quasi vor gleicher Kulisse gedreht, und es war schwierig, sich Tag für Tag neu
zu besinnen und neu zu erfinden. Glücklicherweise gab es wunderbare Szenen ... Ich denke da
an die gefühlvollen Szenen. Als der Gärtner sich mit seiner Krankheit auseinandersetzen
muss, und ich mich mit meinen Sorgen. (...) Die Szene beim Angeln, die war wirklich
wunderbar. Wir kamen gegen 7 Uhr morgens an dem See an, haben unseren Hintern in den
Kahn bewegt, und sind bis 8 Uhr abends nicht einmal ausgestiegen! Wir haben nichts anderes
wahrgenommen. Das war für uns beide und unser Verhältnis ein besonderer Moment ... Ich
habe während der Dreharbeiten gemerkt, wie schnell Jean-Pierre die Rolle ausfüllt. Er ist wie
ein Diesel: Er muss erst etwas vorgeheizt werden, aber wenn er einmal läuft ist er
unglaublich. Und das ist nicht so einfach, denn er muss einerseits die volkstümliche, einfache
Seite verkörpern, und gleichzeitig ist dieser Gärtner ein Philosoph. Eine schwierige Rolle.
Aber Ihre ist auch nicht so einfach. Denn Sie müssen sich zurücknehmen, zuhören und
gleichzeitig diesem Maler Profil geben, als Gegenüber für den Gärtner, damit ihre Gespräche
Kraft haben, lebendig sind ...
Was die Qualität des Zuhörens angeht, so reicht es, das Geheimnisvolle, Unterschwellige der
Situation zu verstehen. Wenn man erst einmal den Sinn einer Szene erfasst hat, kommen die
Blicke, Gesten, Haltungen fast von allein. Aber das hängt natürlich auch sehr vom Partner ab.
Und dort findet sich die Übereinstimmung, die Ergänzung mit Jean-Pierre, über die wir vorher
gesprochen haben. Wir haben uns bestärkt, animiert, zusammen gespielt. Die
Aufmerksamkeit für den anderen ist um so leichter, weil ich Vertrauen in diesen Schauspieler
hatte – ich kann es nicht anders ausdrücken. Ich hatte Lust, mich überraschen zu lassen – und
ich wurde nicht enttäuscht! Jean-Pierre’s Darstellung ist so sensibel, so feinsinnig ...
Haben Sie malen gelernt, um sich auf die Rolle des Malers vorzubereiten?
Es gab schon Druck ... aber ich habe etwas geprotzt! Ich habe gesagt „Ich habe mit Pialat
sechs Monate Van Gogh vorbereitet, ich kann jetzt einen Maler darstellen“. Und außerdem
war der Maler, dessen Bilder wir verwendet haben, beim Dreh dabei, aber klar, es ist nicht
immer einfach, gleichzeitig zu malen und zu reden!
Was berührt Sie am meisten bei dem Maler?
Ich glaube, was mich am meisten berührt – und da lebte mein Vater noch – ist dieser
Erwachsene, der in das Haus seiner Eltern zieht, das Haus seiner Kindheit, und der trotz allem
nicht so weit weg ist von dem kleinen Jungen, der er einmal war. Ein altes Kind! Mit gefällt
der Gedanke, dass er die Geheimnisse seiner Eltern entdeckt, dass er feststellt, dass auch sein
Vater ein Talent zum Malen hatte; er hat diesem Wunsch aber nicht nachgegeben, sondern die
Apotheke der Eltern übernommen. Was uns berührt ist, wie wir die geopferten Träume
unserer Eltern leben, wie wir immer von unserer Kindheit eingeholt werden ... Diese
Beziehung zu der eigenen Kindheit bewegt mich innerlich immer wieder – mehr als das, was
die Menschen aus ihrem eigenen Leben machen.
Wie erklären Sie sich, dass der Maler so berührt ist von dem Gärtner?
Ihn berührt die Klugheit, die der Gärtner über das Leben hat, diese Art natürlicher
Philosophie, die Einfachheit seines Lebens und seine Reinheit. Das Leben dieses Menschen
ist fast ein Kunstwerk. Der alte Eisenbahner mit seinen Gartenträumen, mit seiner Frau, diese
Liebe, dieser Respekt ... Der Maler möchte ganz sicher nicht dessen Leben leben, aber er
findet es, in seiner Alltäglichkeit, doch nachahmenswert. In dieser Strenge, diesem
gradlinigen Weg liegt eine Kraft und eine Authentizität ...
Wie würden Sie Jean Becker am Set beschreiben?
Er ist wider Erwarten kein einfacher Typ! Im Grunde verbirgt sich hinter seinem netten und
einfachen Auftreten eine große Ruhelosigkeit, mit der er uns antreibt, und die er um sich
herum verbreitet! Er weiss ganz genau, was er will, und er will es schnell. Er ist zugleich
barsch, ungeduldig und sanft. Unter seiner Regie geschieht weniger über Worte als vielmehr
über direkte Inszenierung, eine Darstellung der Situation, eine Spannung, die er erzeugt und
die dich dazu bringt, zum Kern der Szene vorzudringen, das Äußerste zu geben ... Das Filmen
mit zwei Kameras erhöht die Spannung und erfordert ungebrochene Aufmerksamkeit, aber
zugleich verstärkt das die Verbindung zum Partner: Es ist wie bei Trapezkünstlern, die eine
gemeinsame Nummer zeigen und voneinander abhängig sind. Aber Jean hat mir imponiert,
weil er uns dazu gebracht hat, das zu tun was ER wollte. Er hat einen klaren Standpunkt. Er
ist ein wirklicher Autor. Und er fühlt sich in dieser Welt so wohl, obwohl er ein richtiger
Stadtmensch ist. In ihm steckt ein verkannter Landmensch! Zu Beginn war es schwierig, er
hat uns manchmal verunsichert, aber das hat Jean-Pierre und mich eher zusammengeschweißt.
Er war auch in einer etwas unbequemen Situation. Er hatte zwei Schauspieler vor sich, die er
nicht kannte, mit denen er zum ersten Mal arbeitete. Das hätte durchaus ein ruhiger Film sein
können, aber es war überhaupt keine Erholung ihn zu drehen! Ich bin immer noch beeindruckt
– und zwar mehr als sonst – von dem Gegensatz zwischen der Sanftheit der Umgebung und
der Geschichte, und der Spannung der Schauspieler, die man nicht sieht; von dem
Widerspruch zwischen dem, was wir fühlen und dem, was wir den anderen vermitteln.
Zwischen den Spannungen, die in uns herrschten und dieser Harmonie, dieser Eleganz, diesen
Gefühlen, die man auf der Leinwand sieht ...
Jean-Pierre Darroussin (Der Gärtner)
Jean-Pierre Darroussin, geb. am 4. Dezember 1953 in Courbevoie, gehört seit 25 Jahren zu
den bekanntesten Charakterdarstellern Frankreichs. Auf dem diesjährigen Münchener
Filmfest ist er als Schauspieler und Regisseur vertreten:
-
Le Pressentiment, Regie J.-P. Darroussin
Dialogue avec mon jardinier / Dialog mit meinem Gärtner von J. Becker mit Daniel
Auteuil und Jean-Pierre Darroussin
J’attends quelqu’un von J. Bonnell
Auszeichnungen erhielt er sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur:
1997 César als bester Nebendarsteller für „Un air de famille“ von C. Klapisch
2006 Louis-Delluc-Preis für den ersten Spielfilm für „Le Pressentiment“
Filmographie (Auswahl) Schauspieler
2007 Dialogue avec mon jardinier / Dialog mit meinem Gärtner von J. Becker
Le coeur des hommes 2 / Die Herzen der Männer von Marc Esposito
2006 J’attends quelqu’un von J. Bonnell
2005 Saint Jacques – La Mecque / Saint Jacques – Pilgern auf Französisch von Coline
Serreau
2004 Mathilde – Eine große Liebe von Benjamin Gordes
2003 Cause toujours von J. Labrune
2002 Le coeur des hommes / Die Herzen der Männer von M. Esposito
1997 On connaît la chanson / Das Leben ist ein Chanson von Alain Resnais
Interview mit Jean-Pierre Darroussin ( Der Gärtner)
Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit Daniel Auteuil?
Das war bei diesem Film DIALOG MIT MEINEM GÄRTNER, Jean Becker hatte uns beide
zum Essen eingeladen. Davor sind wir uns vielleicht mal im Restaurant begegnet und haben
uns höflich gegrüßt. Also eigentlich kannten wir uns nicht. Eine Zusammenarbeit mit ihm,
noch dazu diese Geschichte, die sich auf zwei Personen konzentriert, hat mich natürlich sehr
gereizt bei dem Projekt. Aber das war es nicht allein. Ich fand es sehr mutig, einen solchen
Film zu machen, so minimalistisch, nur auf der Begegnung dieser beiden Personen und ihrem
Gedankenaustausch basierend. Und dann hat mich natürlich die Rolle des Gärtners gereizt.
Ich musste dabei an meinen Vater denken.
In welcher Hinsicht?
Seine Art zu reden – wie mein Vater! All seine volkstümlichen Ausdrücke, zugleich etwas
veraltet und sehr bildhaft, die Sprache, die so typisch ist für bodenständige Menschen, die mit
dieser Erziehung, dieser Authentizität aufgewachsen sind – all das erinnert mich an etwas ...
Mein Vater war Verzinner, aber er stammt aus einem bäuerlichen Milieu. Wie der Gärtner in
dem Film konnte er alles.
Haben Sie gezögert, weil Jean Becker zuerst Jacques Villeret vorgesehen hatte für die Rolle
des Gärtners?
Nein. Weil ich die Rolle gut verstehen konnte, weil ich gleich erkannt habe, dass ich sie
spielen könnte. Und außerdem hat er mir die Rolle des Gärtners vorgeschlagen, nicht Jacques
Villeret. Jean hat auch eine Woche gebraucht, um sich klarzumachen, dass er nicht mit
Villeret sondern mit mir arbeiten würde. Diese erste Woche war deshalb auch schwierig
genug für uns alle. Ich glaube, Jean war etwas verängstigt, er fragte sich zweifellos, wie
dieser Film gelingen würde, in dem alles von den Gesprächen zwischen zwei Personen
abhängt. Er war barsch, manchmal cholerisch. Das hat Daniel und mich verunsichert. Aber da
wir beide uns sofort sehr gut verstanden haben, haben wir die Ärmel hochgekrempelt und an
unseren Texten gearbeitet ... Es gab schließlich genug Text zu lernen und zu entwickeln ...
Sie haben also vor allem Text gelernt?
Ja. Das ist hier fast ein Text für ein Theaterstück. Die Dialoge sind wirklich Schriftsprache
mit sehr klarem Vokabular, man kann kein Komma verändern – aber manchmal habe ich mir
den Spaß erlaubt, einige Bilder oder Ausdrücke von mir hinzuzufügen! Beim Theater hat man
den Text schon 100 Mal wiederholt, bevor man ihn auf der Bühne spielt. Man hatte Zeit,
einzelne Nuancen zu erfassen, Umwege zu erforschen. Hier kam es mir so vor, als ob man im
Stadium der ersten Wiederholung steckenbliebe. Man musste die doppelte Hürde nehmen,
sich den Text zu merken und die Situation zu erforschen. Man musste sich den Text so gut
aneignen, dass es einfach und natürlich wirkte und keinesfalls gespielt ...
Was berührt Sie am meisten bei der Person des Gärtners?
Er ist ein sehr ehrlicher Mensch, mit direktem Bezug zur Wirklichkeit, der einen Sinn in
seinem Leben gefunden hat – der Maler dagegen sucht all das noch. Der Gärtner ist
überzeugt, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat. Er kann sein Bild im Spiegel
ertragen. Er war immer ehrlich, rechtschaffen, hat niemandem Leid zugefügt. Er ist ein
Mensch von einwandfreier Moral. Er hat seinem Leben einen Nutzen verliehen, und damit
war sein Leben nützlich. Das ist so menschlich und zutiefst nachahmenswert. Diese
Geschichte handelt schließlich auch davon, dass ein guter Mensch am Ende stirbt, man ist
erschüttert nach dem Film, denn Menschen wie er sind selten. Ich mag die Figur mit seinem
Aussehen, seinen Schuhen, seinen Hosen, seinem Mofa ... Ich bin gern in diese Rolle
geschlüpft.
Wir haben Sie sich mit Daniel Auteuil ergänzt?
Ich habe das Gefühl, dass wir ungefähr die gleiche Einstellung zum Beruf des Schauspielers
haben. Wir sind eher schüchtern und zurückhaltend. Wir haben Respekt vor unserer Arbeit
und vor den Personen, die wir darstellen. (...) Ich erkenne mich oft in ihm wieder, wenn ich
ihn bei der Arbeit beobachte.
Was ist sein größtes Plus als Partner?
Seine Natürlichkeit und seine Gradlinigkeit. Seine Fähigkeit zu einer wirklichen Begegnung.
Er versteht es, diese unaussprechlichen und nicht greifbaren, diese geheimnisvollen und
intimen Dinge einzubringen, die zwischen den beiden Personen entstehen. Er begreift sofort
den Inhalt einer Szene, ohne sich lange darüber auszulassen, wie man das erreicht oder nicht.
Das Wissen darüber, dass einfach durch Sprechen der Texte und Zuhören, was der andere sagt
schon viel passiert – das meinte ich mit Natürlichkeit und Gradlinigkeit. Die Tatsache, andere
nicht mit seiner eigenen Verwundbarkeit zu belasten, nicht die Energie der anderen durch
seine eigenen Ängste zu verbrauchen – auch das schätze ich sehr ... und kommt leider nicht so
oft vor.
Und wie würden Sie die Dreharbeit mit Jean Becker beschreiben?
Er ist eine Naturgewalt. Seine Energie pulsiert am Set. Seine Begeisterung, seine Zweifel,
seine Ängste, seine Anforderungen, sein Wille .... all das findet sich exponiert, entblößt. Er ist
ein beinahe kindlicher Zuschauer: man weiss sofort, ob er begeistert oder enttäuscht ist. Er
sagt, was er denkt, verstellt sich nicht. Er ist direkt. Es verwundert einen nicht, dass er mal
Boxer war. Er steckt Schläge ein und teilt auch aus. Es findet ein wirklicher Austausch statt.
Die Dreharbeiten erinnerten in der Tat ein bißchen an ein Tennismatch, wo Daniel und ich
eine Einheit bildeten, die ihm gegenüber stand. Mit Punktgewinn und Punktverlust ... Es hat
riesig Spaß gemacht, dieses Spiel zu spielen. Es war etwas Kindliches in dieser Energie. Wir
haben uns wirklich in das Spiel vertieft, es war wie früher beim Indianer-und-Cowboy-Spiel.
Dort, wo es Jean gelang – und das mag ich so am Kino – hat der Film diesen Raum
eingefangen, der zwischen zwei Personen existiert, die Schwingungen zwischen dem Gärtner
und dem Maler. Hier ging es nicht um die schauspielerische Leistung des einzelnen, sondern
wirklich um das, was zwischen ihnen ist.
Pressestimmen
Jean Becker hat hiermit ohne jeden Zweifel seinen bislang vollkommensten Film geschaffen.
ZOOM-CINEMA.FR
Jean-Pierre Darroussin und Daniel Auteuil. Großartig. Absolut unübertrefflich.
Studio Magazine
Jean Becker beschert uns einen sehr schönen Film über die Freundschaft. ... Getragen von
einem fabelhaften Schauspielerduo. Auch wenn Sie kein Naturfreund sind, wird Sie dieser
Film tief berühren.
METRO
Besetzung
Der Maler
Der Gärtner
Hélène
Magda
Die Frau
Carole
Daniel Auteuil
Jean-Pierre Darroussin
Fanny Cottençon
Alexia Barlier
Hiam Abbass
Elodie Navarre
Stab
Regie
Produzent
Romanvorlage
Adaption
Dialoge
Kamera
Ton
Schnitt
Szenenbild
Gemälde
Kostüme
Casting
Produktionsleitung
Jean Becker
Louis Becker
Henri Cueco, bei Editions du Seuil
Jean Cosmos
Jacques Monnet
Jean Becker
Jean Cosmos
Jean-Marie Dreujou
Jacques Pibarot
Vincent Montrobert
François Groult
Jacques Witta
Thérèse Ripaud
Olivier Suire Verley
Annie Perier Bertaux
Sylvia Allegre
Maguy Aime
Bernard Bolzinger
Verleih
Arsenal Filmverleih GmbH
Hintere Grabenstr. 20
72070 Tübingen
Tel. 07071 – 92960
Fax 07071 – 929611
[email protected]
www.arsenalfilm.de
Vertrieb
Central Film Vertriebs GmbH
Keithstr. 2-4
10787 Berlin
Tel. 030 – 21492 0
Fax 030 – 21492 230
[email protected]
www.centralfilm.de
Presse
Filmpresse Meuser
Niddastr. 64H
60329 Frankfurt
Tel. 069 – 40 58 040
Fax 069 – 40 58 0413
[email protected]
www.filmpresse-meuser.de
Herunterladen