präsentiert Dialog mit meinem Gärtner Dialogue avec mon jardinier Ein Film von Jean Becker mit Daniel Auteuil, Jean-Pierre Darroussin Frankreich 2007 109 Min., 35mm, 1:2,35 Cinemascope, Dolby SRD VERLEIH polyfilm Verleih Margaretenstrasse 78 - 1050 Wien FON +43-1-581 39 00-20 - FAX +43-1-581 39 00-39 E-MAIL [email protected] / http://verleih.polyfilm.at Pressebetreuung: Alessandra Thiele [email protected] Tel. 01-5813900-14 oder 0676-3983813 Verleih gefördert vom Media-Programm der Europäischen Union Dialog mit meinem Gärtner Dialogue avec mon jardinier BESETZUNG Der Maler Der Gärtner Hélène Magda Die Frau Carole Daniel Auteuil Jean-Pierre Darroussin Fanny Cottençon Alexia Barlier Hiam Abbass Elodie Navarre STAB Regie Produzent Romanvorlage Adaption Jacques Monnet Jean Becker Dialoge Kamera Ton Vincent Montrobert François Groult Schnitt Szenenbild Gemälde Kostüme Casting Maguy Aime Produktionsleitung VERLEIH: polyfilm Verleih Margaretenstrasse 78 - 1050 Wien Tel. +43 1 581 39 00 - 20 Fax + 43 1 581 39 00 – 39 [email protected] http:// www.polyfilm.at Jean Becker Louis Becker Henri Cueco, bei Editions du Seuil Jean Cosmos Jean Cosmos Jean-Marie Dreujou Jacques Pibarot Jacques Witta Thérèse Ripaud Olivier Suire Verley Annie Perier Bertaux Sylvia Allegre Bernard Bolzinger PRESSE: Alessandra Thiele Polyfilm Tel +43 1 581 39 00 - 14 Mob +43 676 398 38 13 [email protected] 2 Kurzsynopsis Ein Maler kehrt von Paris in das Haus seiner Kindheit im ländlichen Frankreich zurück. Auf der Suche nach einem Gärtner trifft er unverhofft auf einen ehemaligen Schulkameraden, den er aus den Augen verloren hatte und so auf wundersame Weise wiederfindet. In ihm entdeckt er einen einfachen, offenen Charakter, dessen Wertsystem nur einem Kriterium unterliegt: dem gesunden Menschenverstand. Die beiden unterschiedlichen Männer freunden sich in langen Gesprächen an und erleben gemeinsam eine Art späte Jugend, in der die Themen wild wechseln – Familie, Karotten, Kürbisse, Leben, Tod, Flugreisen, Johannisbeerbüsche, Geschmack und Farben. Durch die Augen des jeweils anderen erfahren sie die Welt in einem neuen Licht. Wir erleben die Geschichte einer Freundschaft – mitreißend, warmherzig, facettenreich und doch klar und einfach wie eine Liebesgeschichte. Eine Geschichte über das Leben, die heiteren und traurigen Momente, den Unterschied zwischen genießbarem und himmlischem Gemüse und über die Frage, ob ein Salat so schön sein kann wie ein Gemälde. 3 Inhaltsangabe Ein renommierter Pariser Maler besinnt sich auf seine Wurzeln und kehrt zurück in das Haus seiner Jugend im ländlichen Frankreich. Für die Pflege des großen Gartens sucht er über eine örtliche Anzeige einen Gärtner. Der erste, der sich daraufhin meldet, ist ein alter Freund aus dem Dorf, den er aus den Augen verloren hatte und so auf wundersame Weise wiederfindet. Er wird sein Gärtner werden. Indem er ihn tagsüber bei seiner Arbeit beobachtet, entdeckt der Maler nach und nach einen Menschen, der ihn durch seine offene und einfache Sicht der Dinge immer mehr erstaunt. Sein Leben bewegt sich in einfachen, klaren Strukturen. Glück ohne Glanz. Keine Launen, überhaupt keine Eifersucht des Gärtners. Seine Helden sind stets bescheidene Leute. Sein Wertesystem unterliegt nur einem Kriterium, das er bewusst oder unbewusst als Richtmaß verwendet, um Dinge und Menschen zu beurteilen: dem gesunden Menschenverstand. Die Kunst an sich, die sein Freund betreibt, findet erst nach längeren, heimlichen Beobachtungen Gnade vor seinen Augen … Auf diese Weise setzen die beiden eine Art verspätete und brüderliche Jugend fort, in der sich alles vermischt: ihre Familien, ihr Wissen, die Karotten, die Kürbisse, das Leben, der Tod, die Reise im Flugzeug, die Johannesbeersträucher, die Vorlieben und die Farben. Und indem sie alles mit den Augen des anderen sehen lernen, erneuert jeder sein Weltbild. Ohne großes Aufsehen laden sie den Zuschauer ein, an ihrer Entdeckung des Alltäglichen teilzuhaben. Henri Cueco, der die literarische Vorlage lieferte und selbst Maler ist und Radiojournalist mit Sinn für das schlichte Leben, präsentiert uns hier die Geschichte einer Freundschaft – mitreißend, warmherzig, facettenreich und doch klar und einfach wie eine Liebesgeschichte. 4 Jean Becker (Regie) Regisseur und Drehbuchautor Jean Becker wurde am 10. Mai 1938 in Paris geboren und begann seine Karriere als Regieassistent bei seinem Vater Jacques Becker. Nach Regiearbeiten mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle (1961 – 1966) zog sich Becker als Filmregisseur zurück, da der letzte Film GELIEBTER SCHUFT ein Misserfolg war. Erst 1983 meldete er sich mit EIN MÖRDERISCHER SOMMER als Regisseur zurück. Der Film bekam mehrere Césars und Nominierungen. 1995 folgte das VaterTochter-Drama ELISA mit Gérard Depardieu und Vanessa Paradis in den Hauptrollen und 1999 EIN SOMMER AUF DEM LANDE, eine Tragikkomödie über das französische Landleben. Im Moment dreht er seinen neuesten Film DEUX JOURS À TUER, dessen Start für April 2008 geplant ist. Filmographie (Auswahl) 2006 2003 2001 1999 1995 1983 1966 1961 Dialogue avec mon jardinier / Dialog mit meinem Gärtner Effroyables jardins Un crime au paradis Les enfants du marais / Ein Sommer auf dem Lande Elisa L’été meurtrier / Ein mörderischer Sommer Tendre voyou / Geliebter Schuft Un nommé La Rocca / Sie nannten ihn Rocca Interview mit Regisseur JEAN BECKER Was hat Sie animiert, einen Film zu machen, als Sie das Buch von Henri Cueco gelesen haben? Ich war sofort beeindruckt von der Sprache und der Ausdrucksform des Gärtners, von seinen besonderen Überlegungen. Davon war übrigens sicher auch Henri Cueco beeindruckt, als er diesen Mann traf und dieser ihn veranlasste, ein Buch darüber zu schreiben – um dessen Gedanken somit festzuhalten. Dieser Gärtner ist ein außergewöhnlicher Mensch. Sein Blick auf die Dinge des Lebens ist völlig spontan und naiv, und trotzdem treffend und tiefsinnig. Er ist kein Durchschnittsmensch. Die von Cueco wiedergegebenen Dialoge sind großartig, voller Fremdartigkeit und gesundem Menschenverstand zugleich. Worin bestand die größte Schwierigkeit bei der Adaption? Man musste die Persönlichkeit des Malers quasi völlig erfinden, in der Buchvorlage war er praktisch nur Stichwortgeber für den Gärtner. Zuerst habe ich allein am Drehbuch geschrieben, aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich mir von jemandem helfen lassen sollte. Und da habe ich 5 natürlich an Jean Cosmos gedacht, weil wir bei der Adaption von EFFROYABLES JARDINS sehr gut zusammengearbeitet haben, und darüber hinaus ist seine Tochter Malerin und somit sicher eine gute Hilfe bei der Entwicklung dieser Rolle. Man musste das richtige Gleichgewicht zwischen den beiden finden, indem man einerseits die Person des Gärtners nicht schwächte und andererseits dem Maler genug Leben und Konsistenz gab. Haben Sie Henri Cueco nicht zur Zusammenarbeit bei der Adaption aufgefordert? Nein, ich habe auch seine Zeichnungen und Bilder nicht verwendet. Damit konnte ich mir das Thema besser aneignen. (...) Und wenn Cueco im Abspann genannt wird, so deshalb, weil wir viele Dialoge des Buches verwendet haben. Ebenso haben wir zum Beispiel auch die Rolle der Frau des Gärtners behalten. Nach der Zusammenarbeit mit Jean Cosmos habe ich auch meinen Freund Jacques Monnet um Rat gefragt, und, als letzte kleine Anregung und ohne ihn zu erwähnen, François D’Epenoux, der „Deux jours à tuer“ geschrieben hat, worauf mein nächster Film basiert. Ich lehne keinen gutgemeinten Ratschlag ab. Mir ist es immer am Wichtigsten, alles auszureizen, damit das Drehbuch so gut wie möglich wird! Wenn man Ihre Verbindung zu Jacques Villeret kennt erwartet man, dass Sie bei der Buchlektüre an ihn denken in der Rolle des Gärtners … Ich habe tatsächlich zu Beginn das Drehbuch für ihn geschrieben. Die erste Fassung war fast fertig als er starb. Ich musste die Idee also aufgeben, aber ich mochte diesen Gärtner wirklich sehr. Ich begab mich dann auf die Suche nach jemandem, der auch diese Freundlichkeit und Naivität ausstrahlt wie Jacques. Ich fand immer, dass Jean-Pierre Darroussin, der ein völlig anderes Äußeres hat, über eine ähnliche Natur verfügte. Als ich UN AIR DE FAMILLE gesehen hatte, war ich verblüfft über seine Art, andere zu beobachten, mit diesem wohlwollenden Blick … Ich gab ihm das Drehbuch zu lesen, nicht ohne ihm mitzuteilen, dass es ursprünglich für Jacques geschrieben war, und er hat sofort zugesagt. Unsere Zusammenarbeit unterschied sich sehr stark von dem, wie es mit Jacques gewesen wäre. Nicht nur, weil wir uns nicht kannten, aber er hat der Rolle dann auch eine Natürlichkeit verliehen, eine Einfachheit und wahre Tiefe. Was hat Sie bewogen, die Rolle des Malers Daniel Auteuil zu übertragen? Eine Art Intuition. Mir gefiel die Idee, ihn in einer sehr einfachen Geschichte wiederzusehen, und ich wusste, durch seine Darstellung würde die Rolle auch Tiefgang haben. Daniels große Qualität besteht darin, dass er ein perfektes Empfinden für eine Situation besitzt. Er kapiert sofort. Ein 6 Augenzwinkern, ein Blick, und er hat verstanden. Er ist ein Schauspieler mit einer bemerkenswerten Sachlichkeit, der immer den richtigen Ton trifft. Wodurch ergänzen sich die Beiden Ihrer Meinung nach? Sie sind sich einerseits sehr nah und andererseits sehr verschieden, aber es stimmt, dass sie sich wunderbar ergänzen! Jeder der beiden kann auf seine Art Gefühle auslösen. Sie verfügen beide über die gleiche Feinsinnigkeit, die gleiche Natürlichkeit, die gleiche Selbstverständlichkeit. Außerdem haben Jean-Pierre und Daniel, die meiner Meinung nach wirklich glücklich waren über ihre erste Zusammenarbeit, sofort eine Komplizenschaft hergestellt, die die Beziehung zwischen ihren Rollen bereichert hat. Das sieht man an den Blicken, an der Art, wie sie sich gegenseitig zuhören … Ehrlich gesagt, ich könnte mir kein besseres Duo vorstellen. Sie haben alle meine Erwartungen übertroffen. Wie würden Sie Ihre Grundsätze für die Regiearbeit in dem Film definieren? Sie sind einfach. Ich filme mit zwei Kameras und verschiedenen Einstellungen: Großaufnahme, Halbtotale, Totale. Das verschafft uns ein Maximum an Möglichkeiten beim Schnitt und außerdem bin ich der Meinung, dass sich bei einem Film wie diesem die Regie nicht bemerkbar machen muss. Man muss nur die Personen beobachten und bei ihnen sein. 7 Daniel Auteuil (Der Maler) Daniel Auteuil, geboren am 24. Januar 1950 in Algier, ist einer der charismatischsten Schauspieler des französischen Kinos. Er hat mit allen namhaften Regisseuren Frankreichs zusammengearbeitet und war seit 1987 elfmal für einen César nominiert, den er zweimal gewann: 1987 für JEAN DE FLORETTE von Claude Berri und 2000 für LA FILLE SUR LE PONT von Patrice Leconte. Daniel Auteuil wurde auch zweimal mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet: 1993 für EIN HERZ IM WINTER von Claude Sautet und 2005 für CACHÉ von Michael Haneke Beim Filmfestival in Cannes wurde er 1996 mit dem Preis als bester Schauspieler für seine Rolle in dem Film AM ACHTEN TAG von Jaco van Dormael ausgezeichnet. Filmographie (Auswahl) 2007 Dialogue avec mon jardinier / Dialog mit meinem Gärtner von J. Becker 2006 Mon meilleur ami / Mein bester Freund von P. Leconte 2004 Peindre ou faire l’amour / Malen oder Lieben von A. und J.-M. Larrieu Caché von M. Haneke 36, quai des Orfèvres / 36 tödliche Rivalen von O. Marchal 2001 Petites coupures / Kleine Wunden von P. Bonitzer L’adversaire von N. Garcia 1995 Le huitième jour / Am achten Tag von J. van Dormael 1992 Un coeur en hiver / Ein Herz im Winter von C. Sautet Interview mit Daniel Auteuil (Der Maler) Kannten Sie Jean Becker vor DIALOG MIT MEINEM GÄRTNER? Nein. Ich hatte eine spezielle Vorliebe für seine ersten Filmen mit Belmondo: UN NOMMÉ LA ROCCA, ECHAPPEMENT LIBRE, TENDRE VOYOU ... Aber wir sind uns niemals begegnet. Ich war also überrascht, als mir das Drehbuch von DIALOG MIT MEINEM GÄRTNER angeboten wurde. Die Rolle des Gärtners hat mich beim Lesen sofort berührt. Ich entschied mich auch tatsächlich für die Rolle, weil ich mit diesem Gärtner befreundet sein wollte! Ich fand die Erzählung zugleich einfach, ergreifend, und total konträr zu dem, was zur Zeit im Kino läuft. Es war ein atypisches Projekt, ein mutiges, ehrgeiziges Drehbuch. Abgesehen von der Bedeutung, die die Natur in dieser Geschichte hat, gab es hier etwas harmonisches, beruhigendes, wie die Erzählung einer Versöhnung. Ich musste dabei an den Film der Larrieu-Brüder denken, PEINDRE OU FAIRE L’AMOUR. 8 Hätten Sie nicht Lust gehabt, den Gärtner zu spielen? Stimmt, bei der Lektüre erschien mir das als die schönere Rolle. Aber ich wusste, dass Jean-Pierre Darroussin sie spielen würde und fand die Idee gut! ... Und ich war besser geeignet, mich in die Rolle des Malers hineinzuversetzen. Sein Leben, seine Fragen, seine Liebesgeschichten, seine Probleme mit seiner Tochter, viele Dinge gefielen mir ... bis hin zu diesem Hirngespinst, sich auf dem Lande niederzulassen – oder am Meer – was ich liebend gern machen würde, aber im Gegensatz zu dem Maler verlangt mein Beruf den permanenten Kontakt mit anderen. Wie haben Sie sich mit Jean-Pierre Darroussin ergänzt? Ich weiß nicht, ob wir uns ergänzen, ich glaube wir sind uns ziemlich ähnlich. Wir sind beide ruhig, eher zurückhaltend, wir wissen wo unser Platz ist und was man tun muss, damit sich die Geschichte der beiden gut erzählen lässt. Wir konnten eine berufliche Beziehung herstellen, eine Gemeinsamkeit, wodurch sich unser Spiel ergänzen und selbstverständlich ineinandergreifen konnte. Was war für Sie am schwierigsten bei dem Film? Den Text zu lernen? Den Ton zu treffen? Alles zusammen. Und vor allem, die jeweilige Erzählung lebendig zu machen. Dieser Film enthält etwas sehr Einfaches, sehr Fließendes – das gilt auch für die Umgebung, die Natur, das Licht – und hat gleichzeitig einen intellektuellen Aufbau, der völlig auf den Dialogen basiert, worauf ja schon der Filmtitel hindeutet. Aber das ist nicht einfach. Wir haben sechs Wochen lang quasi vor gleicher Kulisse gedreht, und es war schwierig, sich Tag für Tag neu zu besinnen und neu zu erfinden. Glücklicherweise gab es wunderbare Szenen ... Ich denke da an die gefühlvollen Szenen. Als der Gärtner sich mit seiner Krankheit auseinandersetzen muss, und ich mich mit meinen Sorgen. (...) Die Szene beim Angeln, die war wirklich wunderbar. Wir kamen gegen 7 Uhr morgens an dem See an, haben unseren Hintern in den Kahn bewegt, und sind bis 8 Uhr abends nicht einmal ausgestiegen! Wir haben nichts anderes wahrgenommen. Das war für uns beide und unser Verhältnis ein besonderer Moment ... Ich habe während der Dreharbeiten gemerkt, wie schnell Jean-Pierre die Rolle ausfüllt. Er ist wie ein Diesel: Er muss erst etwas vorgeheizt werden, aber wenn er einmal läuft ist er unglaublich. Und das ist nicht so einfach, denn er muss einerseits die volkstümliche, einfache Seite verkörpern, und gleichzeitig ist dieser Gärtner ein Philosoph. Eine schwierige Rolle. 9 Aber Ihre ist auch nicht so einfach. Denn Sie müssen sich zurücknehmen, zuhören und gleichzeitig diesem Maler Profil geben, als Gegenüber für den Gärtner, damit ihre Gespräche Kraft haben, lebendig sind ... Was die Qualität des Zuhörens angeht, so reicht es, das Geheimnisvolle, Unterschwellige der Situation zu verstehen. Wenn man erst einmal den Sinn einer Szene erfasst hat, kommen die Blicke, Gesten, Haltungen fast von allein. Aber das hängt natürlich auch sehr vom Partner ab. Und dort findet sich die Übereinstimmung, die Ergänzung mit Jean-Pierre, über die wir vorher gesprochen haben. Wir haben uns bestärkt, animiert, zusammen gespielt. Die Aufmerksamkeit für den anderen ist um so leichter, weil ich Vertrauen in diesen Schauspieler hatte – ich kann es nicht anders ausdrücken. Ich hatte Lust, mich überraschen zu lassen – und ich wurde nicht enttäuscht! Jean-Pierre’s Darstellung ist so sensibel, so feinsinnig ... Haben Sie malen gelernt, um sich auf die Rolle des Malers vorzubereiten? Es gab schon Druck ... aber ich habe etwas geprotzt! Ich habe gesagt „Ich habe mit Pialat sechs Monate Van Gogh vorbereitet, ich kann jetzt einen Maler darstellen“. Und außerdem war der Maler, dessen Bilder wir verwendet haben, beim Dreh dabei, aber klar, es ist nicht immer einfach, gleichzeitig zu malen und zu reden! Was berührt Sie am meisten bei dem Maler? Ich glaube, was mich am meisten berührt – und da lebte mein Vater noch – ist dieser Erwachsene, der in das Haus seiner Eltern zieht, das Haus seiner Kindheit, und der trotz allem nicht so weit weg ist von dem kleinen Jungen, der er einmal war. Ein altes Kind! Mit gefällt der Gedanke, dass er die Geheimnisse seiner Eltern entdeckt, dass er feststellt, dass auch sein Vater ein Talent zum Malen hatte; er hat diesem Wunsch aber nicht nachgegeben, sondern die Apotheke der Eltern übernommen. Was uns berührt ist, wie wir die geopferten Träume unserer Eltern leben, wie wir immer von unserer Kindheit eingeholt werden ... Diese Beziehung zu der eigenen Kindheit bewegt mich innerlich immer wieder – mehr als das, was die Menschen aus ihrem eigenen Leben machen. Wie erklären Sie sich, dass der Maler so berührt ist von dem Gärtner? Ihn berührt die Klugheit, die der Gärtner über das Leben hat, diese Art natürlicher Philosophie, die Einfachheit seines Lebens und seine Reinheit. Das Leben dieses Menschen ist fast ein Kunstwerk. Der alte Eisenbahner mit seinen Gartenträumen, mit seiner Frau, diese Liebe, dieser Respekt ... Der Maler möchte ganz sicher nicht dessen Leben leben, aber er findet es, 10 in seiner Alltäglichkeit, doch nachahmenswert. In dieser Strenge, diesem gradlinigen Weg liegt eine Kraft und eine Authentizität ... Wie würden Sie Jean Becker am Set beschreiben? Er ist wider Erwarten kein einfacher Typ! Im Grunde verbirgt sich hinter seinem netten und einfachen Auftreten eine große Ruhelosigkeit, mit der er uns antreibt, und die er um sich herum verbreitet! Er weiss ganz genau, was er will, und er will es schnell. Er ist zugleich barsch, ungeduldig und sanft. Unter seiner Regie geschieht weniger über Worte als vielmehr über direkte Inszenierung, eine Darstellung der Situation, eine Spannung, die er erzeugt und die dich dazu bringt, zum Kern der Szene vorzudringen, das Äußerste zu geben ... Das Filmen mit zwei Kameras erhöht die Spannung und erfordert ungebrochene Aufmerksamkeit, aber zugleich verstärkt das die Verbindung zum Partner: Es ist wie bei Trapezkünstlern, die eine gemeinsame Nummer zeigen und voneinander abhängig sind. Aber Jean hat mir imponiert, weil er uns dazu gebracht hat, das zu tun was ER wollte. Er hat einen klaren Standpunkt. Er ist ein wirklicher Autor. Und er fühlt sich in dieser Welt so wohl, obwohl er ein richtiger Stadtmensch ist. In ihm steckt ein verkannter Landmensch! Zu Beginn war es schwierig, er hat uns manchmal verunsichert, aber das hat Jean-Pierre und mich eher zusammengeschweißt. Er war auch in einer etwas unbequemen Situation. Er hatte zwei Schauspieler vor sich, die er nicht kannte, mit denen er zum ersten Mal arbeitete. Das hätte durchaus ein ruhiger Film sein können, aber es war überhaupt keine Erholung ihn zu drehen! Ich bin immer noch beeindruckt – und zwar mehr als sonst – von dem Gegensatz zwischen der Sanftheit der Umgebung und der Geschichte, und der Spannung der Schauspieler, die man nicht sieht; von dem Widerspruch zwischen dem, was wir fühlen und dem, was wir den anderen vermitteln. Zwischen den Spannungen, die in uns herrschten und dieser Harmonie, dieser Eleganz, diesen Gefühlen, die man auf der Leinwand sieht ... 11 Jean-Pierre Darroussin (Der Gärtner) Jean-Pierre Darroussin, geb. am 4. Dezember 1953 in Courbevoie, gehört seit 25 Jahren zu den bekanntesten Charakterdarstellern Frankreichs. Auf dem diesjährigen Münchener Filmfest ist er als Schauspieler und Regisseur vertreten: - Le Pressentiment, Regie J.-P. Darroussin Dialogue avec mon jardinier / Dialog mit meinem Gärtner von J. Becker mit Daniel Auteuil und Jean-Pierre Darroussin J’attends quelqu’un von J. Bonnell Auszeichnungen erhielt er sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur: 1997 César als bester Nebendarsteller für „Un air de famille“ von C. Klapisch 2006 Louis-Delluc-Preis für den ersten Spielfilm für „Le Pressentiment“ Filmographie (Auswahl) Schauspieler 2007 Dialogue avec mon jardinier / Dialog mit meinem Gärtner von Jean Becker Le coeur des hommes 2 / Die Herzen der Männer von Marc Esposito 2006 J’attends quelqu’un von J. Bonnell 2005 Saint Jacques – La Mecque / Saint Jacques – Pilgern auf Französisch von Coline Serreau 2004 Mathilde – Eine große Liebe von Benjamin Gordes 2003 Cause toujours von J. Labrune 2002 Le coeur des hommes / Die Herzen der Männer von M. Esposito 1997 On connaît la chanson / Das Leben ist ein Chanson von Alain Resnais Interview mit Jean-Pierre Darroussin ( Der Gärtner) Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit Daniel Auteuil? Das war bei diesem Film DIALOG MIT MEINEM GÄRTNER, Jean Becker hatte uns beide zum Essen eingeladen. Davor sind wir uns vielleicht mal im Restaurant begegnet und haben uns höflich gegrüßt. Also eigentlich kannten wir uns nicht. Eine Zusammenarbeit mit ihm, noch dazu diese Geschichte, die sich auf zwei Personen konzentriert, hat mich natürlich sehr gereizt bei dem Projekt. Aber das war es nicht allein. Ich fand es sehr mutig, einen solchen Film zu machen, so minimalistisch, nur auf der Begegnung dieser beiden Personen und ihrem Gedankenaustausch basierend. Und dann hat mich natürlich die Rolle des Gärtners gereizt. Ich musste dabei an meinen Vater denken. 12 In welcher Hinsicht? Seine Art zu reden – wie mein Vater! All seine volkstümlichen Ausdrücke, zugleich etwas veraltet und sehr bildhaft, die Sprache, die so typisch ist für bodenständige Menschen, die mit dieser Erziehung, dieser Authentizität aufgewachsen sind – all das erinnert mich an etwas ... Mein Vater war Verzinner, aber er stammt aus einem bäuerlichen Milieu. Wie der Gärtner in dem Film konnte er alles. Haben Sie gezögert, weil Jean Becker zuerst Jacques Villeret vorgesehen hatte für die Rolle des Gärtners? Nein. Weil ich die Rolle gut verstehen konnte, weil ich gleich erkannt habe, dass ich sie spielen könnte. Und außerdem hat er mir die Rolle des Gärtners vorgeschlagen, nicht Jacques Villeret. Jean hat auch eine Woche gebraucht, um sich klarzumachen, dass er nicht mit Villeret sondern mit mir arbeiten würde. Diese erste Woche war deshalb auch schwierig genug für uns alle. Ich glaube, Jean war etwas verängstigt, er fragte sich zweifellos, wie dieser Film gelingen würde, in dem alles von den Gesprächen zwischen zwei Personen abhängt. Er war barsch, manchmal cholerisch. Das hat Daniel und mich verunsichert. Aber da wir beide uns sofort sehr gut verstanden haben, haben wir die Ärmel hochgekrempelt und an unseren Texten gearbeitet ... Es gab schließlich genug Text zu lernen und zu entwickeln ... Sie haben also vor allem Text gelernt? Ja. Das ist hier fast ein Text für ein Theaterstück. Die Dialoge sind wirklich Schriftsprache mit sehr klarem Vokabular, man kann kein Komma verändern – aber manchmal habe ich mir den Spaß erlaubt, einige Bilder oder Ausdrücke von mir hinzuzufügen! Beim Theater hat man den Text schon 100 Mal wiederholt, bevor man ihn auf der Bühne spielt. Man hatte Zeit, einzelne Nuancen zu erfassen, Umwege zu erforschen. Hier kam es mir so vor, als ob man im Stadium der ersten Wiederholung steckenbliebe. Man musste die doppelte Hürde nehmen, sich den Text zu merken und die Situation zu erforschen. Man musste sich den Text so gut aneignen, dass es einfach und natürlich wirkte und keinesfalls gespielt ... Was berührt Sie am meisten bei der Person des Gärtners? Er ist ein sehr ehrlicher Mensch, mit direktem Bezug zur Wirklichkeit, der einen Sinn in seinem Leben gefunden hat – der Maler dagegen sucht all das noch. Der Gärtner ist überzeugt, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat. Er kann sein Bild im Spiegel ertragen. Er war immer ehrlich, rechtschaffen, hat niemandem Leid zugefügt. Er ist ein Mensch von einwandfreier Moral. Er hat seinem Leben einen Nutzen verliehen, und damit war sein Leben nützlich. Das ist so menschlich und zutiefst 13 nachahmenswert. Diese Geschichte handelt schließlich auch davon, dass ein guter Mensch am Ende stirbt, man ist erschüttert nach dem Film, denn Menschen wie er sind selten. Ich mag die Figur mit seinem Aussehen, seinen Schuhen, seinen Hosen, seinem Mofa ... Ich bin gern in diese Rolle geschlüpft. Wir haben Sie sich mit Daniel Auteuil ergänzt? Ich habe das Gefühl, dass wir ungefähr die gleiche Einstellung zum Beruf des Schauspielers haben. Wir sind eher schüchtern und zurückhaltend. Wir haben Respekt vor unserer Arbeit und vor den Personen, die wir darstellen. (...) Ich erkenne mich oft in ihm wieder, wenn ich ihn bei der Arbeit beobachte. Was ist sein größtes Plus als Partner? Seine Natürlichkeit und seine Gradlinigkeit. Seine Fähigkeit zu einer wirklichen Begegnung. Er versteht es, diese unaussprechlichen und nicht greifbaren, diese geheimnisvollen und intimen Dinge einzubringen, die zwischen den beiden Personen entstehen. Er begreift sofort den Inhalt einer Szene, ohne sich lange darüber auszulassen, wie man das erreicht oder nicht. Das Wissen darüber, dass einfach durch Sprechen der Texte und Zuhören, was der andere sagt schon viel passiert – das meinte ich mit Natürlichkeit und Gradlinigkeit. Die Tatsache, andere nicht mit seiner eigenen Verwundbarkeit zu belasten, nicht die Energie der anderen durch seine eigenen Ängste zu verbrauchen – auch das schätze ich sehr ... und kommt leider nicht so oft vor. Und wie würden Sie die Dreharbeit mit Jean Becker beschreiben? Er ist eine Naturgewalt. Seine Energie pulsiert am Set. Seine Begeisterung, seine Zweifel, seine Ängste, seine Anforderungen, sein Wille .... all das findet sich exponiert, entblößt. Er ist ein beinahe kindlicher Zuschauer: man weiss sofort, ob er begeistert oder enttäuscht ist. Er sagt, was er denkt, verstellt sich nicht. Er ist direkt. Es verwundert einen nicht, dass er mal Boxer war. Er steckt Schläge ein und teilt auch aus. Es findet ein wirklicher Austausch statt. Die Dreharbeiten erinnerten in der Tat ein bißchen an ein Tennismatch, wo Daniel und ich eine Einheit bildeten, die ihm gegenüber stand. Mit Punktgewinn und Punktverlust ... Es hat riesig Spaß gemacht, dieses Spiel zu spielen. Es war etwas Kindliches in dieser Energie. Wir haben uns wirklich in das Spiel vertieft, es war wie früher beim Indianer-und-Cowboy-Spiel. Dort, wo es Jean gelang – und das mag ich so am Kino – hat der Film diesen Raum eingefangen, der zwischen zwei Personen existiert, die Schwingungen zwischen dem Gärtner und dem Maler. Hier ging es nicht um die schauspielerische Leistung des einzelnen, sondern wirklich um das, was zwischen ihnen ist. 14