Joseph - und Waldheime in Württemberg

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ARBEITSGEMEINSCHAFT EVANG. FERIENUND WALDHEIME IN WÜRTTEMBERG
Biblische Geschichten Biblische Anspiele
im Ferienwaldheim
Josephs Abenteuer
Diese Arbeitshilfe wurde erarbeitet vom Leitungsteam des
Evang. Ferienwaldheim Birkenfeld (Dibo),
Verantwortlich für den Inhalt: Christina Hirt, Pfarrerin
Bearbeitung im Auftrag der AG Waldheime: Birgit Wildermuth
1
Vorwort zu dieser Arbeitshilfe
Josephs Abenteuer
Wer kennt sie nicht - die Geschichte von Joseph, Lieblingssohn von Jakob: Joseph, der von seinen
eifersüchtigen Brüdern an eine Karawane nach Ägypten als Sklave verkauft wird und mit seiner
Fähigkeit, Träume zu deuten, zum Verwalter des Pharao aufsteigt.
Niedergeschrieben ist die Geschichte von Joseph in der Bibel im Alten Testament,1. Buch Mose.
Theaterstücke „Josephs Abenteuer“
Mit der vorliegenden Arbeitshilfe (39 Seiten) kann die Biblische Geschichte von Joseph an
10 Waldheimtagen als Theaterstück aufgeführt werden.
Das Inhaltsverzeichnis auf den Seiten 5 und 6 ist Leitfaden durch die Geschichte von Joseph
und gibt einen Überblick über das tägliche Thema. In Kurzform wird der Inhalt der täglichen
Aufführung beschrieben, die Bibelstelle ist genannt sowie die Seitenzahl im Manuskript und die
Rollenverteilung aufgelistet.
Als Einstieg in die biblische Erzählung begleiten das Mädchen Jo (= Josephine) und der
„Moderator“ die Waldheim-Kinder Sie leben in der heutigen Zeit und „öffnen die Tür“ zum
biblischen Thema. Ab und zu werden Spiele als Einstieg vorgeschlagen.
Damit Ihr Euch einen Überblick über die Rollen und die entsprechende Schauspielerzahl –
im Manuskript „Akteure“ genannt – verschaffen und Euch Gedanken über die Rollenverteilung
machen könnt, sind die Rollen auf Seite 7 im Überblick zusammengestellt. Die rechte Spalte könnt
Ihr nutzen zur Rollenverteilung in Eurem Team.
Für die tägliche Aufführung ist aufgelistet, welche Rolle zum Einsatz kommt und ob
beziehungsweise welches Zubehör (technische Ausstattung, „Bühnenbild“ etc.) benötigt wird.
Im Folgenden ist ein Überblick über Filme/Medien zusammengestellt, die die Geschichte von
Joseph bereits nacherzählt haben. Sie können Euch bei der Aufführung unterstützen.
2
Medien
Josephs Geschichte wurde in vielfältiger Weise nacherzählt. Hier ist ein Überblick. Ihr könnt, wenn
Ihr wollt, die Medien als Vorbereitung für Euer Waldheim-Team und als Ergänzung zu den
Theateraufführungen nutzen.
Fetzige Lieder!
Andrew Lloyd Webber hat
1968 das Musical „Joseph and
the Amazing Technicolor
Dreamcoat” geschrieben.
Es wurde ein Welterfolg.
Film für Erwachsene!
Die Geschichte von Joseph wurde
1995 verfilmt, mit Paul Mercurio
als Joseph, Ben Kingsley als
Potifar, Stefano Dionisi als Pharao.
Regie führte Roger Young.
Gibt es als DVD (2000) …
ist auch auf YouTube in 23
Teilen abrufbar
… oder als Audio-CD,
Gesamtaufnahme der
Aufführung in Essen (1997)
Im Jahr 2000 wurde der USamerikanische Zeichentrickfilm
„Joseph – König der Träume“ als
DVD produziert. Regie führten Rob
LaDuca und Robert C. Ramirez.
Anmerkung der Arbeitsgemeinschaft
Dieses Skript wurde uns von Christina Hirt bzw. dem Evang. Ferienwaldheim Birkenfeld freundlicherweise zur Veröffentlichung und Weiterverwendung zur Verfügung gestellt. Die Inhalte sollen
Anstoß für eigene Überlegungen geben und am Thema interessierte Menschen und Ferienwaldheime zur Weiterarbeit und ggf. Vertiefung anregen. Da das Skript in erster Linie zur eigenen Verwendung und nicht zu Zwecken einer Weitergabe erstellt wurde, erhebt es keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Die Arbeitsgemeinschaft bedankt sich bei den „Autoren“ für die Rechte zur
Veröffentlichung.
3
4
Josephs Abenteuer
Inhaltsverzeichnis, 1. Woche
Tag
Inhalt
1. Tag
Montag
Begrüßung und Ankommen
Bibelstelle
Seite
8
Geschwistergeschichten
Einstieg in die Biblische Geschichte mit Jo
(Josphine) aus der heutigen Zeit.
Biblische Geschichte „Der Liebling des Vaters“:
Szene 1: Einstieg in die Geschichte
Szene 2: Joseph „schwärzt“ seine Brüder an
Szene 3: Josephs Träume
2. Tag
Dienstag
3. Tag
Mittwoch
Jo +
Moderator
1. Mose
37, 1-11
Joseph wird nach Ägypten verkauft
Einstieg in die Biblische Geschichte mit Jo.
Biblische Geschichte, 2 Szenen:
Szene 1: Joseph wird von seinem Vater nach
Sichern geschickt zu den Brüdern, die dort die
Schafe und Ziegen weiden lassen.
Szene 2: Joseph von seinen Brüdern an Ismaeliten
nach Ägypten verkauft.
4. Tag
Donnerstag
Unschuldig im Gefängnis
Biblische Geschichte „Vom Träumer zum
Traumdeuter“:
Joseph deutet die Träume vom Mundschenk und
vom Bäcker
5. Tag
Freitag
Aus dem Knast in den Palast
Biblische Geschichte:
Pharao hat zwei merkwürdige Träume. Er lässt
Traumdeuter holen, die allesamt ratlos sind. Der
Mundschenk erinnert sich an Joseph und seine
Traumdeutung im Gefängnis und berichtet Pharao
davon. Pharao lässt Joseph holen. Joseph kann
seine Träume deuten und ihm Rat geben. Er wird
Stellvertreter des Pharao und verantwortlich für den
Bau von Kornspeichern in ganz Ägypten.
Erzähler
Jakob
Joseph
3 Brüder
11
1. Mose
37, 1235
Im Haus des Potifar
Einstieg in die Biblische Geschichte mit Spielen
zum Thema „Aufrichtigkeit“.
Biblische Geschichte:
Szene 1: Potifar „kauft“ Joseph auf dem
Sklavenmarkt
Szene 2: Joseph wird Besitzverwalter Potifars
Szene 3: Joseph wird von Potifars Frau betrogen
Szene 4: Joseph kommt ins Gefängnis
Rollen
Jo +
Moderator
Erzähler
Jakob
Joseph
3 Brüder
2 Kaufleute
auf Kamelen
15
1. Mose
37, 36,
39,1-21
Erzähler
Joseph
Kaufmann
Potifar
Frau von
Potifar
Diener
19
1. Mose
39,2140, 23
Erzähler
Joseph
Mundschenk
Bäcker
21
1. Mose
41,1-40
Erzähler
Pharao
mehrere
Traumdeuter
Joseph
Mundschenk
5
Josephs Abenteuer
Inhaltsverzeichnis, 2. Woche
Tag
Inhalt
6. Tag
Montag
Joseph – Vize-Pharao
Zum Einstieg: Wiederholung vom 5. Tag, einige
Kinder führen pantomimisch die Geschichte noch
einmal vor.
Biblische Geschichte:
Joseph arbeitet an den Kornspeichern. Er lernt
Asenat, seine Frau, kennen. Sie gebärt ihm zwei
Söhne, Manasse und Efram.
7. Tag
Dienstag
Bibelstelle
1. Mose
41,41-57
Erzähler
Joseph
2 Bauleiter
Asenat
27
Jo +
Moderator
Erzähler
Joseph
seine drei
Brüder
(mit den
anderen 7)
1. Mose
24
Jo +
Moderator
Nachklapp zur Biblischen Geschichte, Szene 2
8. Tag
Mittwoch
9. Tag
Donnerstag
Prüfung
Biblische Geschichte:
Die Hungersnot hält weiter an und Jakob lässt
schweren Herzens Benjamin mit Ruben und Juda
nach Ägypten ziehen, um wieder Getreide zu holen
und Simeon zurückzuholen.
Joseph prüft seine Brüder, ob sie füreinander
einstehen oder noch immer so kaltherzig sind wie
früher.
10. Tag
Freitag
32
1. Mose
43-44
So ist Versöhnung
Einstieg mit Jo und Moderator – die Entschuldigung
Biblische Geschichte:
Josephs Brüder bestehen die „Prüfung“. Sie stehen
füreinander ein: Juda will anstelle Benjamin
Josephs Sklave sein, damit Benjamin wieder
zurück zum Vater gehen kann. Joseph gibt sich zu
erkennen und versöhnt sich mit seinen Brüdern.
Rollen
24
Die Brüder kommen nach Ägypten
Einstieg in die Biblische Geschichte, Szene 1
Biblische Geschichte:
Die Brüder Josephs kommen nach Ägypten, um
Getreide zu kaufen. Sie erkennen Joseph nicht. Er
bezeichnet sie als Spione und lässt sie einsperren,
ohne sich erkennen zu geben. Er verpasst ihnen
einen Denkzettel: Sie dürfen zurück nach Kanaan,
sollen aber einen Bruder in Ägypten bei ihm lassen
und den jüngsten Bruder Benjamin zu ihm bringen.
Seite
Erzähler
Joseph
4 Brüder
Verwalter
36
1. Mose
45
Das Wiedersehen
Einstieg: Quiz zur Josephs Geschichte (müsste noch
Jo +
Moderator
Erzähler
Joseph
4 Brüder
mehrere
Ägypter
39
vorbereitet werden)
Biblische Geschichte:
Als Jakob erfährt, dass sein Sohn Joseph noch
lebt, reist er mit der ganzen Familie nach Ägypten.
Gott prophezeit ihm, seine Nachkommen zu einem
großen Volk zu machen – die Israeliten. Joseph
wird 110 Jahre alt und erlebt noch seine Urenkel.
1. Mose
46-47
Erzähler
6
Überblick über die Rollenverteilung
Hauptrollen
Erläuterungen
Erzähler
begleitet durch die Biblischen
Geschichten
„heutige Zeit“:
Jo (= Josephine)
spielt gemeinsam mit dem Moderator
in der „heutigen Zeit“ und leitet über
in die Biblische Geschichte
Moderator
tritt gemeinsam mit Jo auf
Joseph
Sohn Jakobs und seiner verstorbenen
Mutter Rahel, die Lieblingsfrau Jakobs
Jakob
Vater von Joseph
Ruben
Bruder von Joseph
Simeon
Bruder von Joseph
Juda
Bruder von Joseph
Benjamin
Bruder von Joseph (tritt später auf)
Kaufmann Potifar
kauft Joseph auf dem Sklavenmarkt
Pharao
König von Ägypten
Nebenrollen
Erläuterungen
2 Kaufleute
mehrere Wachen
„kaufen“ Joseph von den Brüdern ab
mehrmals im Einsatz
Frau von Potifar
begehrt Joseph
Kunde
Diener
… der Getreide bei Joseph kauft
… von Potifar und des Pharao
Mundschenk
Bäcker
erzählen Joseph ihren Traum
mehrere Traumdeuter
… des Pharao
2 Bauleiter
… helfen Joseph
Asenat
Josephs Frau
7 weitere Brüder
Josephs
… beim Wiedersehen in Ägypten
Verwalter
… von Joseph
mehrere Ägypter
Szene: Versöhnung mit den Brüdern
Schauspieler
Schauspieler
7
Josephs Abenteuer
1. Tag:
Geschwistergeschichten
Begrüßung und Ankommen
Gruppeninterview
-
Wer ist zum ersten Mal im Ferienwaldheim?
Wer schon über viermal?
Wer von euch kommt aus der Nähe, wer kommt woanders her?
Wer von euch ist mit einem Bruder/einer Schwester da?
Einstieg in die Biblische Geschichte
Vorinformation für das Waldheimteam:
Jo (Josephine) begleitet die Josephsgeschichte. Sie ist 13 Jahre alt und ärgert sich manchmal
über die Freiheiten des jüngeren Bruders Benni, der schon alles darf. Sie findet es ungerecht, dass
sie sich alles erkämpfen musste, während ihr kleiner Bruder alles einfach so bekommt und darf.
Deshalb sympathisiert sie zunächst mit den älteren Brüdern von Joseph. Sie greift die Themen aus
der Biblischen Erzählung auf und transportiert sie in die heutige Welt der Kinder.
„Vor-Theaterstück“ für die Kinder als Einstieg in die Biblische Geschichte:
Spielszene: Thema „ Josephine und ihr kleiner Bruder“
Es spielen: „Josephine = Jo“ und der „Moderator“
Jo (Josephine) blättert in einem Fotoalbum. Moderator kommt dazu und fragt interessiert, was auf
den einzelnen Bildern zu sehen ist. Als die Sprache auf den kleinen Bruder kommt, der auch auf
einem Bild (frech grinsend – „süß“, findet der Moderator) abgebildet ist, wird Jo ganz ärgerlich:
Jo:
Den könnte ich echt auf den Mond schießen! Von wegen kleiner süßer Bruder! So
ein Angeber. Neulich war doch mein Geburtstag. Onkels und Tanten da. Und der
süße Benni macht ein paar Faxen und alles dreht sich nur noch um ihn. Obwohl es
doch mein Geburtstag war!“
Moderator:
(bedauert Jo)
Solche schwierigen Geschwistergeschichten gibt es wohl schon, seit es Menschen
gibt. Ich erinnere mich an die Erzählung von Joseph und seinen Brüdern. Das muss
schon ewig lange her sein. Soll ich die ‘mal erzählen?
(Jo ist einverstanden.)
Biblische Geschichte: Joseph - Der Liebling des Vaters (1. Mose 37,1-11)
3 Szenen, Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Joseph
Jakob
3 Brüder von Joseph:
Ruben, Simeon, Juda
Zubehör, Szene 3:
Overheadprojektor oder
Beamer oder Bilder:
2 Bilder von Josephs
Träumen
8
Szene 1: „Vorstellungsrunde“
Die Schauspieler machen (pantomimisch), was der Erzähler berichtet.
Erzähler
Es war einmal vor langer Zeit. In einer Zeit, als es noch keine Autos und keine Maschinen gab. In
der Zeit, als die Ägypter ihre berühmten Pyramiden bauten. Und als die meisten Menschen noch
vom Ackerbau und von der Viehzucht lebten. In dieser Zeit lebte ein Mann mit Namen Jakob. Er
war zweimal verheiratet und hatte insgesamt 12 Söhne. Hier kommt er. Er ist schon recht alt und
hat viel erlebt.
(Jakob tritt langsam auf und setzt sich auf einen Stuhl.)
Da kommen drei seiner Söhne. Der Älteste: Ruben, ein vernünftiger junger Mann. Dann Simeon:
ein Draufgänger, der ziemlich schnell ziemlich zornig werden kann. Und Juda: eigentlich ein klasse
Kerl, aber von seinem Vater lässt er sich ungern etwas sagen.
(Die drei treten auf. Gehen zu ihrem Vater und „erzählen“.)
Jakob überlässt seit einiger Zeit seinen älteren Söhnen seine Schafherden. Sie machen ihre Arbeit
ganz gut. Und er ist zufrieden.
(Joseph tritt auf. Die drei anderen Brüder hören auf zu erzählen. Stellen sich „feindselig“ auf eine
Seite. Jakob wendet sich Joseph zu und freut sich, ihn zu sehen.)
Und da kommt Joseph, 17 Jahre alt. Er ist der zweitjüngste Sohn von Jakob. Josephs Mutter
Rahel ist bei der Geburt ihres jüngsten Sohnes Benjamin gestorben. Sie war die Lieblingsfrau von
Jakob. Darum sind Joseph und sein kleiner Bruder für Jakob auch so wichtig. Sie sind das Einzige,
was ihm von seiner Frau Rahel geblieben ist. Die Familie trifft sich gerade zum Essen.
Szene 2: „Beim Essen“
(Alle setzen sich und fangen an zu essen.)
Jakob:
Schön, dass ich euch einmal wieder beieinander habe. Wie ich höre, geht es
unseren Schafherden gut. Das freut mich. Jetzt wollen wir erst einmal miteinander
essen.
Joseph:
(räuspert sich) Äh, Papa?
Jakob:
Ja?
Joseph:
Das ist schon richtig, dass es unseren Schafherden gut geht. Aber hast du schon
gehört, was unser Nachbar erzählt?
Juda:
(äfft Joseph nach) Hast du schon gehört, was unser Nachbar erzählt?
(leise zu Joseph) Halt bloß den Mund sag ich dir!
Jakob:
Was hast du gesagt, Juda?
Juda:
Ach, nichts weiter.
Jakob:
Also, Joseph, was ist?
Joseph:
Na ja. Der Nachbar hat gesehen, wie Juda und Simeon seine Schafherden mitsamt
den Hirten von einem guten Weidegrund vertrieben haben.
9
Jakob:
(an seine anderen Söhne gewandt) Ist das wahr?
Simeon:
Da muss sich der Nachbar wohl verguckt haben. So was würden wir doch nie tun!
(zu Joseph) Ich warne dich, noch ein Wort…!
Jakob:
Na, ich werde dem nachgehen. Es wäre zu schade, wenn unsere gute
Nachbarschaft durch euer Verhalten zerstört würde …
Danke, Joseph, dass du mir das gesagt hast.
Juda:
Also mir ist der Appetit vergangen. Kommst du Simeon?
Simeon:
Gerne!
(Die beiden stehen auf und gehen. Auch Ruben steht auf.)
Ruben:
Ich muss auch gehen, Vater. Sei so gut und mach kein zu großes Tamtam um die
Sache. (geht ab)
Jakob:
Ach, Joseph. Wenn ich dich nicht hätte …! Schau mal, was ich heute von einem
Händler gekauft habe. (Jakob holt ein schönes Obergewand hervor). Das ist für
dich!
Joseph:
Wow! Was für ein edler Stoff! Kann ich das gleich anziehen?
Jakob:
Gerne. Trag es, so oft du willst.
Joseph:
(zieht sich das Obergewand über und geht zu seinen Brüdern)
Schaut mal, was unser Vater mir geschenkt hat!
Szene 3: „Der Träumer“
Erzähler
Als Josephs Brüder sahen, dass der Vater ihn mehr liebte als sie alle, begannen sie ihn zu hassen
und konnten kein freundliches Wort mehr mit ihm reden.
Einmal hatte Joseph einen Traum.
(Zimmer wird verdunkelt. Joseph tritt auf, legt sich zum Schlafen hin. Per OHP oder Beamer
werden Traumbilder an die Wand projiziert.)
Der eine Traum sah so aus: Joseph war mit seinen Brüdern auf dem Feld. Sie schnitten Getreide
und banden es in Garben, die sie zum Trocknen aufs Feld legten. Auf einmal stellte sich Josephs
Garbe auf und blieb stehen. Aber die anderen Garben stellten sich im Kreis um sie herum und
verneigten sich vor seiner.
Der andere Traum sah so aus: Da war eine Sonne, der Mond und elf Sterne. Und sie alle
verneigten sich vor Joseph.
(Zimmer wird wieder hell, Joseph steht auf, reibt sich die Augen und geht.)
Als Joseph diese Träume seinen Brüdern erzählte, wurde ihr Hass noch größer. „Du willst wohl
noch König werden und über uns herrschen?“
Die Brüder hielten Joseph für einen riesigen Angeber. Und sie waren eifersüchtig auf ihn; aber sein
Vater behielt die Träume von Joseph im Gedächtnis.
Ende der Aufführung am 1. Tag
10
2. Tag:
Joseph wird nach Ägypten verkauft
Einstieg in die Biblische Geschichte
„Vor-Theaterstück“ für die Kinder als Einstieg:
Spielszene: Thema „Josephs Träume“
Es spielen: „Josephine = Jo“ und der „Moderator“
(Jo kommt herein und setzt sich nachdenklich hin.)
Moderator
Was ist los, Jo?
Jo:
Sag mal, glaubst du, dass an Träumen was dran ist?
Moderator:
„Ich glaub schon. Ich träume zum Beispiel öfter davon, dass ich in einem
Klassenraum sitze und eine Matheprüfung machen muss. Meistens ist das eine
ganz furchtbare Sache - im Traum.
Jo:
(lacht:)
So wie im wahren Leben auch!
Moderator
Hast Du etwas geträumt?
Jo:
Ich frage nach, weil Joseph doch solche seltsamen Träume mit den Getreidegarben
hatte. Und das mit der Sonne, dem Mond und den Sternen. Ist das denn Wirklichkeit
geworden?
Moderator:
Ja. Die Träume von Joseph waren so etwas wie ein Zeichen von Gott für seine
Zukunft. Die sind wahr geworden. Aber erst seeeeehr viel später.
Jo:
Und wie ist es dann direkt nach seinen Träumen weitergegangen?
Biblische Erzählung: „Joseph wird nach Ägypten verkauft“ (1. Mose 37,12-35)
2 Szenen
Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Joseph
Jakob
Brüder: Ruben, Simeon, Juda
Zwei Kaufleute auf Kamelen
Zubehör
„ein Brunnen“, in den
Joseph von seinen Brüdern
hineingeworfen wird
11
Szene 1 „Jakob schickt Joseph los“
Erzähler
(Jakob und Joseph spielen pantomimisch.)
Einmal waren Josephs Brüder unterwegs; sie weideten die Schafe und Ziegen ihres Vaters in der
Nähe von Sichem. Da sagte sein Vater Jakob zu Joseph: »Du weißt, deine Brüder sind mit den
Herden bei Sichem. Geh hin und sieh, ob es ihnen gut geht und ob auch bei den Herden alles in
Ordnung ist. Dann komm wieder und bring mir Nachricht!« »Ich bin bereit«, antworte Joseph.
Und er packte seine Sachen und machte sich auf den Weg.
(Joseph geht los. Jakob ab.)
(Ruben, Simeon, Juda treten auf.)
Erzähler
Josephs Brüder schmieden Rachepläne.
Ruben:
Bin mal gespannt, wann unser Papasöhnchen kommt. Ich wette, unser Vater hat ihn
schon losgeschickt, um nach dem Rechten zu sehen.
Simeon:
Dieser Träumer. Der hat mal eine richtige Abreibung verdient.
Juda:
Eine Abreibung ist viel zu wenig. Hast du gesehen, wie der mit seinen neuen
Klamotten rumstolziert? Und dann diese Träume. Für wen hält der sich eigentlich?
Für den großen Chef oder was? Der soll mir mal in die Hände kommen …
Simeon:
He, ich glaub, da kommt er!
Juda:
Dem schlag ich so eine über den Kopf, dass er nichts mehr sagt.
Ruben:
Juda! Beruhige dich. Du kannst deinen Bruder doch nicht umbringen. Wir werden
uns was anders ausdenken. Einen Denkzettel hat er schon verdient. Ich hab eine
Idee. Seht ihr den leeren Brunnen da drüben? Da können wir ihn reinwerfen und
eine Weile schmoren lassen. Psst jetzt.
(Joseph kommt)
Joseph:
Hallo Brüder! Ich soll euch Grüße vom Vater ausrichten. Und hab auch was Gutes
zu Essen mitgebracht.
Simeon:
Hallo Träumer. Wundert mich ja gerade, dass du uns gefunden hast.
Juda:
Komm, setz dich zu uns.
(Sie setzen sich)
Simeon:
Los, erzähl schon. Hattest du wieder ein paar schöne Träume? Müssen wir uns
wieder vor dir verneigen?
Joseph:
Tut mir leid, wenn ich euch mit den Träumen geärgert habe. Aber die waren
tatsächlich so, was kann ich denn dafür?
Juda:
(heuchlerisch) Oh, gar nichts kannst du dafür. Du hast dir das ja nicht einfach
so ausgedacht.
Ruben:
Los, gib‘ mir mal dein Obergewand. Ich würde das auch gerne mal anziehen.
12
Joseph:
He, was soll das denn? Ich hab euch doch nichts getan!
Simeon:
Nichts getan? Von wegen, du Angeber. Du Nervensäge!
(Die Brüder reißen Joseph sein buntes Gewand vom Leib und fangen an, ihn
herumzuschubsen. Juda und Simeon packen Joseph und werfen ihn in den
Brunnen.)
Juda:
So, da unten ist’s schön dunkel, da kannst du sicher gut träumen.
Simeon:
Die Molche sollen sich vor dir verneigen. Komm, wir lassen den da unten versauern.
Szene 2 „Joseph wird verkauft“
Die Brüder setzen sich ein wenig entfernt vom Brunnen hin und fangen an, die Vorräte, die Joseph
mitgebracht hat, auszupacken. Im Hintergrund hört man Joseph ab und zu jammern. Ruben steht
auf und sagt, dass er noch einmal nach den Schafen sehen wolle. Während er weg ist, nähert sich
auf einmal eine Karawane mit Kaufleuten.
Zwei Kaufleute (auf Kamelen) kommen näher …
Juda:
He, schau mal, wer da kommt. Die sehen aus wie Ismaeliter.
Simeon:
Die sind bestimmt auf dem Weg nach Ägypten. Schau dir die schwer bepackten
Kamele an.
Juda:
Ich hab eine Idee. Wir könnten unser Brüderchen doch nach Ägypten verschicken.
Simeon:
Wie meinst du das?
Juda:
Wir verkaufen ihn. Als Sklaven. Da bekommen wir sicher ein schönes Sümmchen
Geld. Und dann haben wir ihn aus der Welt geschafft, ohne ihm ein Haar gekrümmt
zu haben.
Simeon:
Genial! Los, hol du die Kaufleute her. Ich zieh den Träumer aus dem Brunnen.
Erzähler
(wird pantomimisch aufgeführt)
Und so machten sie es. Beide Brüder waren einverstanden. Als die reisenden Kaufleute
herankamen, zogen sie Joseph aus dem Brunnen. Sie verkauften ihn für 20 Silberstücke an
die Ismaeliter, die ihn nach Ägypten mitnahmen.
Als nun Ruben wieder zur Zisterne kam, war Joseph verschwunden.
(Ruben kommt zurück.)
Ruben:
Wo ist Joseph?
Juda:
Fort.
Ruben:
Was heißt fort?
13
Juda:
Er ist auf dem Weg nach Ägypten. Wir haben ihn an einige Kaufleute als Sklaven
verkauft.
Ruben:
Seid ihr verrückt? Oh Gott! Was sagen wir unserm Vater?
Simeon:
Haben wir uns schon überlegt. Wir schlachten einen Ziegenbock und tauchen seine
Kleider in das Blut. Dann können wir unserem Vater erzählen, ein wildes Tier habe
ihn vielleicht gerissen und aufgefressen.
Ruben:
Und mit der Lüge sollen wir den Rest unseres Lebens weitermachen? Aber jetzt ist
es sowieso zu spät. Wir werden Joseph nicht mehr wiederfinden.
Simeon:
Besser, wir erzählen unserem Vater die Geschichte von dem wilden Tier, als dass
wir ihm die Wahrheit sagen.
(Brüder gehen mit dem Gewand Josephs ab)
Erzähler
Die Brüder schlachteten einen Ziegenbock und tauchten Josephs Prachtgewand in das Blut. Sie
brachten das blutbefleckte Gewand zu ihrem Vater und sagten: »Das haben wir gefunden! Ist es
vielleicht das Gewand deines Sohnes?« Jakob erkannte es sogleich und schrie auf: »Mein Sohn!
Es ist von meinem Sohn! Ein Raubtier hat ihn gefressen! Zerfleischt ist Joseph, zerfleischt!« Er
zerriss seine Kleider und betrauerte Joseph lange Zeit. Alle seine Söhne und Töchter kamen zu
ihm, um ihn zu trösten, aber er wollte sich nicht trösten lassen.
Ende der Aufführung am 2. Tag
14
3. Tag:
Im Haus des Potifar
Einstieg in die Biblische Geschichte mit Spielen – es geht um das Thema “AUFRICHTIGKEIT”.
1.
Sätze an die Wand hängen:
“Der Ehrliche ist der Dumme.”
“Was du willst, das andere für dich tun, das tue auch du für sie.”
2.
Ja-Nein-Spiel: Entscheidungsfragen aus dem Umfeld der Kinder.
Fragen:
 Würdest du in der Klassenarbeit beim Nachbarn abschreiben, wenn du nicht
weiterweißt?
 Die Verkäuferin hat sich verrechnet, und gibt dir zuviel heraus. Nimmst du das falsche
Wechselgeld mit?
 Ein Freund ruft an und will mit dir spielen, du hast aber einen anderen Freund schon bei
dir und hast keine Lust. Sagst du das dem Freund?
Jedes Kind entscheidet selbst und setzt sich dann auf die entsprechende Seite.
Biblische Erzählung: “In Potifars Haus” (Mose 37, 36, 39,1-21)
3 Szenen
Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Joseph
Kaufmann
Potifar
die Frau Potifars
Diener
Zubehör
Seilfesseln (für Joseph)
Geldstücke
„Zimmer“ Josephs mit Liege
und Kissen, Schreibzeug
Szene 1: “Auf dem Sklavenmarkt”
Erzähler
Joseph war von seinen Brüdern verkauft worden. Er musste mit einer Handelskarawane nach
Ägypten ziehen. Nach einer langen und anstrengenden Reise kamen sie schließlich an. Auf einem
Sklavenmarkt sollte Joseph mit vielen anderen verkauft werden.
(Kaufmann kommt mit Joseph herein. Joseph ist gefesselt)
Kaufmann:
So. Jetzt stellst du dich hierher und machst ein freundliches Gesicht. Mal sehen,
wie viel Gewinn ich mit dir erziele. Ah, da kommt schon ein erster Kunde. Wenn ich
mich nicht täusche, ist dieser feine Herr ein Beamter am Königshof.
15
(Potifar kommt näher)
Kaufmann:
Guten Tag, der Herr. Schaut euch diesen schönen und kräftigen jungen Mann an.
Frische Ware aus Kanaan. Gerade erst eingetroffen. Einen besseren Sklaven
werdet ihr auf dem ganzen Markt nicht finden.
Potifar:
Übertreib mal nicht. Aber gut, lass mich mal genauer sehen.
(Potifar mustert Joseph von oben bis unten, testet seine Muskeln.)
Potifar:
Ziemlich jung, der Bursche. Kann der auch arbeiten?
Kaufmann:
Aber natürlich. Er ist stark wie ein Löwe. Und klug.
Potifar:
Welchen Preis verlangst du?
Kaufmann:
Oh, bescheidene 40 Silberstücke.
Potifar:
Was? Das meinst du nicht ernst. Für so einen Preis bekomme ich bei deinem
Nachbarn ja zwei Sklaven.
Kaufmann:
O ja. Vielleicht. Aber der hier hat Qualität. Dass er noch so jung ist, ist doch ein
Vorteil. Er wird dir leicht gehorchen. Sagen wir 35 Silberstücke.
Potifar:
30. Mehr gebe ich dir nicht.
Kaufmann:
Gut, einverstanden. 30 Silberstücke. Auch wenn ihr mich damit arm macht …
Potifar:
Hier, dein Geld. Binde ihn los. Ich nehme ihn gleich mit.
(Joseph wird losgebunden. Der Kaufmann geht voraus, Joseph folgt. Auch der Kaufmann geht
danach zufrieden ab, während er seine Geldstücke noch einmal zählt.)
Szene 2 “Joseph bei Potifar”
Erzähler
Und so wurde Joseph an Potifar verkauft. Von jetzt an war er nicht mehr der Liebling seines
Vaters, sondern ein Sklave. Jeder reiche Haushalt hatte damals einen oder mehrere Sklaven.
Sklaven waren Eigentum ihres Besitzers. Wichtig war nur ihre Arbeitskraft. Sie hatten keine Rechte
und wurden oft schlimm behandelt. Aber Joseph hatte Glück. Potifar war Befehlshaber der
königlichen Leibwache. Ein wichtiger Mann. Und er war ein Mann, der erkannte, welche
Fähigkeiten sein neuer Sklave hatte.
Und Gott half Joseph, sodass ihm alles glückte, was er tat. Weil der Ägypter sah, dass Gott
Joseph beistand und ihm alles gelingen ließ, vertraute er ihm nach und nach immer wichtigere
Aufgaben an. Er machte ihn zu seinem persönlichen Diener, übergab ihm sogar die Aufsicht über
sein Hauswesen und vertraute ihm die Verwaltung seines ganzen Besitzes an. Von diesem
Zeitpunkt an lag der Segen Gottes auf Potifar; Joseph zuliebe ließ Gott im Haus und auf den
Feldern alles gedeihen. Sein Herr überließ Joseph alles und kümmerte sich zu Hause um nichts
mehr außer um sein eigenes Essen.
(Während der Erzähler liest, baut Joseph ein „Zimmer“ mit Liege und Kissen auf. Dann nimmt er
einen Schreibblock in die Hand und tut, als ob er etwas ausrechnet …)
16
Szene 3 “Die Frau Potifars”
Erzähler
Joseph war ein ausnehmend schöner Mann. So kam es, dass Potifars Frau ein Auge auf ihn warf.
Tag für Tag redete sie auf Joseph ein, aber er gab ihr nicht nach. Einmal hatte Joseph im Haus zu
tun; niemand von der Dienerschaft war gerade in der Nähe.
(Potifars Frau tritt auf, geht knapp an Joseph vorbei und setzt sich dann auf die Liege.)
Frau:
(freundlich)
Joseph, ich bewundere dich. Alles, was du anpackst, gelingt dir.
Joseph:
(höflich)
Danke, Herrin. Ich bin ihrem Mann sehr dankbar, dass er mir soviel anvertraut hat.
Frau:
Ja, du kümmerst dich um alles. Nur nicht um mich. Komm, setzt dich einmal zu mir
und leiste mir Gesellschaft.
Joseph:
(räuspert sich)
Äh tut mir leid. Ich glaube, ich muss noch mal in die Pferdeställe gehen.
Frau:
(steht auf)
Gar nichts musst du. Bei mir musst du bleiben.
(Will den Arm um Joseph legen)
Komm, sei doch nicht so abweisend. Vergiss doch einfach einmal, dass du ein
Sklave bist.
Joseph:
Ich kann nicht. Es ist nicht richtig, dass ich mit der Frau meines Herrn rede. Ich will
sein Vertrauen nicht missbrauchen.
Frau:
Mein Mann wird doch nichts erfahren. Lass es unser Geheimnis sein. Und jetzt
kommt, setz dich zu mir.
(Sie hält Joseph fest und will ihn bewegen, mit auf die Liege zu sitzen.)
Joseph:
Nein bitte, es ist eine Sünde gegen deinen Mann und gegen Gott!
(Joseph reißt sich los, doch die Frau hält ihn fest. Schließlich kann er entkommen, doch sein
Obergewand bleibt in der Hand der Frau zurück.)
Frau:
fragen,
So ein Dummkopf. Jetzt rennt er halbnackt durchs Haus und alle werden sich
was da los ist. Ich muss mir etwas einfallen lassen.
(sie ruft:) Hilfe! Hilfe! Schnell!
(Ein Diener kommt herbeigeeilt.)
Frau:
Sieh dir das an! Der hebräische Sklave drang gerade bei mir ein und wollte mit mir
ins Bett. Da habe ich laut geschrien. Und als er mich schreien hörte, ließ er sein
Gewand neben mir liegen und rannte davon. Schnell geh und informiere meinen
Mann. Er muss diesen Sklaven sofort bestrafen.
(Der Diener geht und holt Potifar – Potifar kommt und nimmt seine Frau in die Arme. Sie erzählt
ihm noch einmal dieselbe Geschichte.
17
Szene 4 “Joseph kommt ins Gefängnis”
Potifar:
(sehr zornig) Joseph!
(Joseph kommt.)
Potifar:
Alles habe ich dir anvertraut. Mein Haus, meinen Hof, mein Land. Wie kannst du es
wagen, dich an meiner Frau zu vergreifen?
Joseph:
Aber, Herr, ich habe …
Potifar:
Halt den Mund. Ehe ich mich vergesse und dich töten lasse! Diener! Ab mit diesem
Schurken ins Gefängnis!
(Diener kommt und führt Joseph ab. Potifar geht noch ein paar mal wütend hin und her und geht
dann mit seiner Frau ab.)
Ende der Aufführung am 3. Tag
18
4. Tag:
Unschuldig im Gefängnis
Biblische Geschichte : Vom Träumer zum Traumdeuter, 1. Mose 39,21-40,23
Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Joseph
Mundschenk
Bäcker
Rahmen:
Tablett mit Frühstück
abgedunkelter Raum
Gefängnisgitter
(Joseph sitzt hinter Gittern.)
Erzähler
Jetzt war Joseph also im Gefängnis. Unschuldig. Weil er Potifar nicht betrügen wollte. Manchmal,
in einsamen Nächten, dachte er zurück an seinen Vater. Wie sollte es jetzt weitergehen?
Der Verwalter des Gefängnisses merkte, dass Joseph ein geschickter und ehrlicher junger Mann
war. Deshalb übertrug er Joseph viele Arbeiten im Gefängnis. Dort konnte er sich mit der Zeit
sogar ganz frei bewegen. Und Gott stand Joseph bei und ließ ihm alles gelingen, was er tat.
Eines Tages kamen zwei Neue in das Gefängnis. Es waren: der oberste Mundschenk und der
oberste Bäcker des Pharao.
(Die beiden treten ein und setzen sich.)
Der Gefängnisverwalter teilte ihnen Joseph als Diener zu. Joseph tritt ein, mit Frühstückstablett
in der Hand.
(Mundschenk und Bäcker sitzen mit hängenden Köpfen da.)
Joseph:
Hier, ich bringe das Frühstück. Nanu, was ist den los? Warum seid ihr denn so
niedergeschlagen?
Bäcker:
Heute Nacht hatte ich so seltsame Träume, dass ich jetzt noch ganz unruhig bin.
Mundschenk: Ja, ich auch. Aber ich verstehe meinen Traum nicht.
Joseph:
Was habt ihr denn geträumt?
Bäcker:
Warum sollten wir dir das alles erzählen? Bist du etwa ein Traumdeuter?
Joseph:
Träume deuten ist Gottes Sache. Aber vielleicht öffnete mir Gott ja den Verstand
und ich weiß, was eure Träume bedeuten.
Mundschenk: Also, dann hör zu: »Ich sah vor mir einen Weinstock, und an dem Weinstock waren
drei Ranken. Der Saft stieg in die Knospen, sie blühten auf, und schon reiften die
Trauben. Ich hatte den Becher des Pharaos in der Hand. Ich nahm die Trauben,
presste sie über dem Becher aus und reichte den Becher dem Pharao.
Joseph:
Hm. Ich glaube, ich verstehe deinen Traum. Die drei Ranken sind drei Tage.
Heute in drei Tagen wird dich der Pharao aus dem Gefängnis holen und wieder in
dein Amt einsetzen. Dann wirst du wieder wie früher sein Mundschenk sein und ihm
den Becher reichen.
Mundschenk: Na, hoffen wir, dass das wahr wird. Dann wäre es ja ein guter Traum gewesen!
19
Bäcker:
Dann hör mal, was ich geträumt habe: Ich war unterwegs. Auf dem Kopf trug ich
drei Körbe mit Gebäck, einen über dem andern. Im obersten lagen Backwaren für
die Tafel des Pharaos. Da kamen Vögel und fraßen den Korb leer.
Joseph:
(traurig) Es tut mir leid. Für dich habe ich keine gute Nachricht. Die drei Körbe
bedeuten bei dir auch drei Tage. Heute in drei Tagen wird dich der Pharao aus dem
Gefängnis holen. Aber er wird dich nicht in seinen Palast zurückholen, sondern
hinrichten lassen. Und die Vögel werden kommen und über deinem Leichnam
kreisen.
Bäcker:
Was bildest du dir ein! So ein Quatsch. Ich glaube deiner Deutung nicht. Was
meinst du, Mundschenk?
Mundschenk: Ich weiß nicht. Wir werden sehen, was in drei Tagen ist.
Joseph:
Mundschenk. Vergiss mich nicht, wenn es dir wieder gut geht. Tu mir den Gefallen
und erzähle dem Pharao von mir. Ich bin ohne Schuld in diesem Loch hier. Bitte ihn,
dass er mich aus dem Gefängnis lässt.
Mundschenk: Ja, ja. In drei Tagen werden wir sehen.
Erzähler
Tatsächlich. Drei Tage später wurden der Bäcker und der Mundschenk aus dem Gefängnis geholt.
(Bäcker und Mundschenk gehen ab. Winken Joseph noch einmal zu.)
Der Pharao feierte nämlich seinen Geburtstag. Und dazu lud er alle seine Hofbeamte zu einem
Festessen ein. Auch der Mundschenk und der Bäcker sollten dabei sein. Und es kam so, wie
Joseph es gesagt hatte. Den Mundschenk setzte der Pharao wieder in sein Amt ein. Den Bäcker
aber ließ er hängen.
Aber der oberste Mundschenk dachte nicht mehr an Josep – er hatte ihn schon vergessen.
(Joseph geht ab.)
Ende der Aufführung am 4. Tag
20
5. Tag:
Aus dem Knast in den Palast
Biblische Geschichte: 1. Mose 41,1-40
Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Pharao
Wachen und mehrere
Traumdeuter (pantomimisch)
Joseph
Mundschenk
Zubehör:
Bilder zu den Träumen
Siegelring (des Pharao)
Mantel und goldene
Halskette (vom Pharao)
Erzähler
Zwei volle Jahre waren vergangen. Und Joseph war immer noch im Gefängnis. Zu Anfang hatte er
noch gehofft, der Mundschenk würde ein gutes Wort für ihn beim Pharao einlegen. Aber nach
einiger Zeit war ihm klar, dass er von dieser Seite keine Hilfe erwarten konnte.
Eines Tages aber kam die Wende. Wir werfen einen Blick in den Palast des Pharao. Scheint so,
als habe er sehr schlecht geschlafen.
(Pharao liegt da – wacht gerade auf)
Pharao:
Wachen! Wachen! Schnell, ruft alle Wahrsager und Traumdeuter des Landes
zusammen. Ich hatte einen fürchterlichen Traum. Ich muss unbedingt wissen, was
er bedeutet. Abmarsch!
Erzähler
Und so kamen alle Wahrsager und Traumdeuter des Landes in den Palast des Pharao.
(Pharao sitzt inzwischen auf seinem Thron. Mehrere Traumdeuter treten auf, verneigen sich und
dann erzählt ihnen der Pharao seinen Traum.)
Erzähler
Das war der Traum, den der Pharao hatte (… mit Bildern zu den Träumen):
Aus dem Nil stiegen sieben schöne, wohlgenährte Kühe und weideten in dem Gras,
das am Ufer wuchs. Danach sah er sieben andere Kühe aus dem Nil steigen,
hässlich und mager, die stellten sich neben sie. Und die mageren Kühe fielen über
die fetten her und fraßen sie auf.
Und noch einen zweiten Traum hatte er, den erzählte er auch: Auf einem einzigen
Halm wuchsen sieben dicke, volle Ähren. Nach ihnen wuchsen sieben andere
Ähren auf, die blieben kümmerlich und waren vom Ostwind ausgedörrt. Und die
kümmerlichen Ähren verschlangen die sieben dicken, vollen Ähren.
Die Traumdeuter rätselten und rätselten …
(Die Traumdeuter kratzen sich am Kopf, beratschlagen, lesen in schlauen Büchern nach… )
… aber keiner konnte die Träume des Pharao deuten.
Da wurde der Pharao immer unzufriedener. Bis plötzlich sein Mundschenk auf ihn zutrat.
(Mundschenk tritt auf und geht zum Pharao.)
21
Mundschenk: Majestät. Entschuldigt bitte, dass ich mich einmische. Aber mir fällt gerade etwas
ein, was euch weiterhelfen könnte. Es war vor zwei Jahren. Damals wart ihr mit
meinem Dienst unzufrieden und hattet mich mit dem Bäcker zusammen ins
Gefängnis geworfen. Dort hatte einmal jeder von uns einen Traum. Einen sehr
wichtigen Traum, wie sich herausstellen sollte. Aber wir konnten den Traum nicht
deuten. Es gab da im Gefängnis aber einen jungen Sklaven, dem erzählten wir
unsere Träume. Und er erklärte jedem, was sein Traum bedeutete. Und es ist alles
genauso eingetroffen, wie er es vorausgesagt hatte: Ich wurde wieder in mein Amt
eingesetzt und der andere wurde gehängt.
Pharao:
Und? Wo ist dieser junge Sklave jetzt?
Mundschenk: Ich vermute, er ist noch im Gefängnis.
Pharao:
Was stehst du dann noch hier herum? Los, holt mir diesen Burschen.
Erzähler
Und so wurde Joseph aus dem Gefängnis geholt. Man ließ ihm noch die Haare schneiden und zog
ihm gute Kleider an. Dann trat er vor den Pharao.
(Joseph tritt ein.)
Joseph:
Ihr habt mich holen lassen?
Pharao:
Ich habe etwas geträumt, und niemand kann mir sagen, was es bedeutet. Man hat
mir gesagt, dass du jeden Traum auf der Stelle deuten kannst.
Joseph:
Nicht ich. Die Antwort kommt von Gott, und er wird dem Pharao bestimmt etwas
Gutes ankündigen.
Erzähler
Da erzählte der Pharao seine Träume noch einmal.
Pharao:
So. Diese Träume habe ich schon meinen Traumdeutern und Wahrsagern erzählt.
Aber keiner konnte mir sagen, was es bedeutet.
Joseph:
Ich kann es dir sagen. Gott hat euch im Traum gezeigt, was er vorhat. Beide
Träume bedeuten dasselbe. Es ist eigentlich ein einziger Traum. Die sieben fetten
Kühe und die sieben prächtigen Ähren bedeuten sieben fruchtbare Jahre. Die
sieben mageren, hässlichen Kühe und die sieben kümmerlichen, vertrockneten
Ähren bedeuten ebenso viele Hungerjahre. In den nächsten sieben Jahren wird in
ganz Ägypten Überfluss herrschen. Aber dann kommen sieben Hungerjahre, da
wird es mit dem Überfluss vorbei sein; man wird nichts mehr davon merken, und
drückende Hungersnot wird im Land herrschen.
Pharao:
Interessant. Ja, das könnte wahr sein. Bist du dir mit deiner Deutung sicher?
Joseph:
Ja. Ich bin mir sicher. Und weil du zweimal das gleiche geträumt hast, wird es mit
Sicherheit bald eintreffen.
Pharao:
Sieben gute Jahre und dann sieben Hungerjahre. Hm. Da du schon mal da bist und
anscheinend gar nicht dumm, frage ich dich: Was würdest du tun?
Joseph:
Oh, ich bin nur ein hebräischer Sklave, Majestät. Ihr seid der Pharao. Ein kluger
Mann …
22
Pharao:
Nur nicht so bescheiden. Los, sag, was würdest du an meiner Stelle tun?
Joseph:
Ich rate dem Pharao, in den kommenden Jahren von jeder Ernte einen Teil
einzuziehen. Es wird trotzdem noch genug für die Leute geben. Lasst Kornspeicher
bauen. In jeder größeren Stadt. Dort soll man das Getreide hinbringen und lagern.
Wenn dann die sieben Hungerjahre kommen, wird es in Ägypten trotzdem noch
genug zu essen geben. Weil ihr vorgesorgt habt.
Pharao:
Dein Vorschlag gefällt mir. Du bist ein Geschenk Gottes. Mit deiner Traumdeutung
und mit deiner Klugheit. Deshalb sollst du mein Stellvertreter sein und mein ganzes
Volk soll deinen Anordnungen gehorchen.
Du sollst die Aufsicht über die Getreidesammlung haben. Und über den Bau der
Kornspeicher. Alles, was du für deine Arbeit brauchst, werde ich dir zur Verfügung
stellen.
Joseph:
Majestät. Habt herzlichen Dank. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Pharao:
Gar nichts mehr. Geh einfach an die Arbeit. Hier hast du meinen Siegelring. Damit
hast du alle Macht im Land. Und außerdem sollst du diese goldene Kette tragen.
Erzähler
Und der Pharao gab Joseph seinen kostbaren Siegelring, legte ihm einen Mantel um und hängte
eine goldene Kette um seinen Hals. Danach schickte er ihn in seinem Königswagen durch das
ganze Land und ließ in allen Städten vor ihm herausrufen: „Dies ist der Mann, dem der König alle
Macht übergeben hat. Ihm sollt ihr gehorchen.“
(Alle gehen nacheinander ab.)
Ende der Aufführung am 5. Tag
23
6. Tag:
Joseph – Vize-Pharao
1. Wiederholung der Biblischen Geschichte vom Vortrag
Als Quiz oder manche Kinder spielen den anderen pantomimisch vor, was passiert ist …
Erzähler
Es war Nacht. Der König von Ägypten schlief in seinem Palast. Er hatte in dieser Nacht einen
seltsamen Traum: Er stand im Traum am Ufer des Nil. Da stiegen aus dem Fluss sieben schöne
und fette Kühe, die grasten am Ufer. Danach stiegen noch einmal sieben Kühe aus dem Wasser.
Aber sie waren hässlich und mager. Sie fraßen die fetten Kühe auf.
Und noch einen Traum hatte der König in dieser Nacht: Er sah einen Getreidehalm vor sich. Aus
ihm wuchsen sieben Ähren, schöne, dicke Kornähren. Danach sah er einen anderen Halm. Aus
ihm wuchsen auch sieben Ähren. Aber sie waren dürr und leer. Die verschlangen die dicken
Ähren.
Da wachte der König auf. Unruhig wartete er, bis der Morgen anbrach. Dann rief er sogleich seine
Gelehrten herbei und erzählte ihnen, was er geträumt hatte.
“Auf, sagt mir, was die Träume bedeuten!“, befahl der König. Aber die Gelehrten sahen ihn
verlegen an. Sie konnten die Träume nicht deuten. Da hörte der Mundschenk, was der König
geträumt hatte. Plötzlich fiel ihm Joseph wieder ein. Wenn doch nur Joseph hier wäre!, dachte er
bei sich. Joseph könnte sicher sagen, was die Träume bedeuten. Und er ging zum König,
verneigte sich vor ihm und sagte: „Mein König! Ich kenne einen Mann im Gefängnis. Der kann
Träume deuten.Er hat auch mir vor Jahren einen Traum gedeutet, als ich im Gefängnis saß. Alles
traf so ein, wie er es damals vorausgesagt hatte.“ „Dann holt ihn sofort her!“, befahl der König.
„Worauf wartet ihr noch?“
Da holten sie Joseph aus dem Gefängnis, schoren seine Haare, zogen ihm ein neues Gewand an
und führten ihn vor den König. Der wartete schon ungeduldig auf ihn. „Ist es wahr? Kannst du
Träume deuten?“, fragte der König. „Nein“, antwortete Joseph. „Ich kann es nicht. Aber Gott wird
mir sagen, was die Träume bedeuten.“
Da erzählte der König, was er geträumt hatte. Joseph aber sagte zum König: „Beide Träume
bedeuten dasselbe. Sieben Jahre lang wird viel Korn wachsen. Aber danach kommen sieben
schlechte Jahre. Kein Korn wird mehr auf den Feldern reifen. Alle Menschen werden hungern.
Darum bau dir große Lagerhäuser und setze einen klugen Verwalter ein, der das Korn sammelt
und die Lagerhäuser füllt! Und wenn die Hungersnot kommt, soll er es an die Leute verkaufen.“
“Das ist gut!“, rief der König. „Dein Plan gefällt mir. Du sollst ihn selbst ausführen. Ab heute bist du
in Ägypten der zweitmächtigste Mann.“ Und er gab Joseph seinen kostbaren Siegelring, legte ihm
einen Mantel um und hängte eine goldene Kette um seinen Hals. Danach schickte er ihn in seinem
Königswagen durch das ganze Land und ließ in allen Städten vor ihm herausrufen: „Dies ist der
Mann, dem der König alle Macht übergeben hat. Ihm sollt ihr gehorchen.“
2. Biblische Geschichte: 1. Mose 41,41-57
Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Joseph
zwei Bauleiter
Asenat
Zubehör
Baupläne
24
Erzähler
Joseph war 30 Jahre alt, als er vor den Pharao, den König von Ägypten kam und ihm seine
Träume deutete. Danach wurde er sehr schnell sehr bekannt. Denn es begannen die sieben
fruchtbaren Jahre und die Felder brachten einen überreichen Ertrag.
Joseph
(über Pläne gebeugt, zwei Bauleiter dabei)
Hier. Seht ihr? Hier soll der neue Kornspeicher gebaut werden. Der Pharao stellt
euch so viele Sklaven zur Verfügung, wie ihr braucht.
Bauleiter 1:
Machen wir. Und wie kommt dann das Korn von den Feldern in die Speicher?
Joseph:
Ich werde in alle Ortschaften Boten ausschicken. Die werden die Leute informieren
und ihnen auch den Befehl geben, den fünften Teil ihres Getreides abzugeben. Wer
den Befehl nicht befolgt, wird bestraft.
Bauleiter 2:
Gut. Da haben wir ja einiges zu tun.
Joseph:
Macht euch gleich an die Arbeit.
(Die Bauleiter gehen ab.)
Erzähler
In Ägypten nahm Joseph auch einen anderen Namen an. Er hieß jetzt Zafenat-Paneach.
Außerdem lernte er eine Frau kennen. Sie hieß Asenat. Und sie war die Tochter eines Priesters
von On.
(Asenat tritt auf)
Asenat:
Joseph?
Joseph:
Hm? Ah. Asenat. Schön, dass du kommst. Schau dir die Pläne für unsere
Kornspeicher an.
Asenat:
Ja. Interessant. Ich hoffe nur, die Ägypter sammeln in den sieben guten Jahren
genug, um davon später auch in den Hungerjahren leben zu können.
Joseph:
Da bin ich mir ganz sicher. Aber du bist doch nicht gekommen, um mit mir über die
Kornspeicher zu reden, oder?
Asenat:
Nein. Es gibt auch andere gute Nachrichten. Ich bin schwanger.
Joseph:
Nein, ehrlich! Das freut mich!
(Nimmt Asenat in die Arme. Nach einer kleinen Zeit sagt Joseph:)
Schade ist nur, dass mein Vater unser Kind nie sehen wird. Ob er wohl noch lebt?
Ich kann meine Familie einfach nicht vergessen.
Asenat:
Das kann ich gut verstehen. Mir würde es genauso gehen. Aber warte mal ab.
Vielleicht hast du irgendwann die Möglichkeit, auf große Reise zu gehen und sehen,
was aus deiner Familie geworden ist. Ich gehe jetzt wieder. Bis heute Abend.
Joseph:
Ja, bis später.
25
Erzähler
Noch ehe die Hungerjahre begannen, gebar Asenat dem Joseph zwei Söhne. »Gott hat mich alle
Not und den Verlust meiner Familie vergessen lassen«, sagte er und nannte den Erstgeborenen
Manasse. Den zweiten nannte er Efram, denn er sagte: »Gott hat mir im Land meines Unglücks
Kinder geschenkt.«
Als die sieben reichen Jahre vorüber waren, brachen die Hungerjahre an, genau wie Joseph es
vorausgesagt hatte. Es regnete nicht mehr. Die Sonne versengte das Land. Die Erde trocknete
aus. Auf den Feldern verdorrte das Korn. Und in allen Ländern brach eine große Hungersnot aus.
Da kamen die Menschen in großen Scharen zu Joseph und baten ihn: „Verkauf uns etwas von
deinem Korn, damit wir nicht verhungern!“ Und Joseph öffnete die Speicher und gab ihnen Korn,
so viel sie brauchten. Auch Leute aus anderen Ländern kamen nach Ägypten, um dort Getreide zu
kaufen.
Ende der Aufführung am 6. Tag
26
7. Tag:
Die Brüder kommen nach Ägypten
„Vor-Theaterstück“ als Einstieg in die Biblische Geschichte:
Spielszene: Thema „ Josephine und der Gemüsehändler, 1. Szene“
Es spielen: „Josephine = Jo“ und der „Moderator“
(Jo kommt mit einer Einkaufstasche herein.)
Moderator:
Wohin gehst Du, Jo?
Jo:
zum Gemüsehändler
Moderator:
Ah, den kenne ich auch. Ein netter Mann.
Jo:
Wenn du ihn so nett findest, kannst du dann nicht für mich einkaufen? Hier ist die
Liste von dem, was ich meiner Mutter mitbringen soll.
Moderator:
Du wirst doch wohl selber einkaufen können! Was ist los?
Jo:
Ich will nicht zu dem Gemüsehändler.
Moderator:
Warum nicht?
Jo:
Ach. Weil ich vorgestern nach der Schule mit zwei Freundinnen dort vorbei bin. Und
da war das Obst so vor dem Geschäft aufgebaut. Und da haben wir uns ein paar
Erdbeeren genommen …
Moderator:
Genommen oder gestohlen?
Jo:
Ach, die paar Erdbeeren. Ich glaube auch, dass uns keiner gesehen hat. Obwohl,
sicher bin ich mir nicht. Der Sohn vom Gemüsehändler hat mich gestern so schräg
angesehen.
Moderator:
Und jetzt willst du dort nicht mehr einkaufen, weil du ein schlechtes Gewissen hast.
Jo:
Genau. Am liebsten würde ich um das Gemüsegeschäft einen großen Bogen
machen. Aber wenn ich meiner Mutter sage, dass ich da nicht mehr hin will, dann
wird sie fragen, warum. Hast du nicht eine Idee?
Moderator:
Lass mal überlegen. Du, wir schauen uns mal an, wie das mit Joseph weiterging.
Ich glaube, da geht’s heute auch um eine Sache, die noch nicht bereinigt ist …
Biblische Geschichte: 1. Mose 24
Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Joseph
Kunde (kauft Getreide)
Brüder von Joseph: Ruben,
Simeon, Juda und 7 weitere
(außer Benjamin)
Wachen, die die Brüder ins
Gefängnis abführen
Zubehör
Tisch mit Kasse,
Getreidesack
27
Erzähler
Als die sieben reichen Jahre vorüber waren, brachen die Hungerjahre an, genau wie Joseph es
vorausgesagt hatte. Es regnete nicht mehr. Die Sonne versengte das Land. Die Erde trocknete
aus. Auf den Feldern verdorrte das Korn. Und in allen Ländern brach eine große Hungersnot aus.
Da kamen die Menschen in großen Scharen zu Joseph und baten ihn: „Verkauf uns etwas von
deinem Korn, damit wir nicht verhungern!“ Und Joseph öffnete die Speicher und gab ihnen Korn,
so viel sie brauchten.
Auch Leute aus anderen Ländern kamen nach Ägypten, um dort Getreide zu kaufen. Eines Tages
war besonders viel los, weil mehrere Karawanen aus benachbarten Ländern angekommen waren.
Joseph hatte alle Hände voll zu tun.
(Tisch mit Kasse, Getreidesack, Joseph hinter dem Tisch, „Kunden“, die Getreide kaufen, darunter
die Brüder Josephs.)
Joseph:
So, der nächste bitte. Was willst du?
Kunde:
Ich komme aus Syrien. Im Auftrag meines ganzen Dorfes soll ich hier in Ägypten
Getreide einkaufen. Ich bin mit 10 Kamelen da, die würde ich gerne voll beladen.
Joseph:
Gut. Hast du Gold zum Bezahlen dabei?
Kunde:
Nein, aber ich habe wertvolles Zedernholz geladen. Erstklassige Ware. Das ist
mindestens so viel wert wie ein Goldtaler pro Kamelladung.
Joseph:
Wir werden sehen. Geh zu meinem Buchhalter nebenan. Der wird sich deine Ware
anschauen und den Wert bestimmen.
Kunde:
Danke, Herr.
Joseph:
Der Nächste!
Ruben:
Wir kommen aus Kanaan. Ich bin mit meinen Brüdern hier.
Joseph:
Aus Kanaan?
(schaut sich den Mann genauer an, dann auch seine Begleiter. Die Brüder
verneigen sich alle vor Joseph.)
Erzähler
Als der Mann sagte, er komme aus Kanaan, erschrak Joseph. Das war die Heimat seiner Familie.
Er sah sich die Männer genauer an, die da vor ihm standen. Konnte das denn wahr sein? Erkannte
er nicht Ruben, seinen ältesten Bruder? Und Juda und Simeon und die anderen? Doch, eindeutig.
Sie waren zwar alle viele Jahre älter, aber sie waren es!
Und sie verneigten sich vor ihm. So wie er es vor vielen Jahren in seinem Traum gesehen hatte.
Was sollte er tun? Sollte er sich rächen? Sie zu Sklaven machen, so wie sie es damals mit ihm
gemacht hatten? Seine Brüder hatten ihn offenbar nicht erkannt.
Joseph:
Ich kenne die Kanaaniter. Das sind Leute, denen man nicht trauen kann.
Ruben:
Nein, Herr. Wir sind nur gekommen, um Getreide zu kaufen!
Joseph:
Jaja. Sagen sie alle. Und nachher sind es Spione, die unser Land ausforschen, um
es später zu überfallen.
Ruben:
Bitte. Wir sind einfache Nomaden. Unser Vater Jakob ist ein alter Mann. Wir alle
hier, seine Söhne, besitzen einige kleine Viehherden. Sonst nichts. Wir sind keine
Spione.
28
Joseph:
So viele Söhne? Wie viele seid ihr denn?
Juda:
Wir waren zwölf. Der jüngste ist in Kanaan geblieben. Und einer lebt nicht mehr.
Joseph:
So. Und warum lebt er nicht mehr?
Juda:
Herr, das ist eine lange Geschichte. Bitte, glaubt uns, wir wollen nichts Böses tun.
Wir brauchen nur Getreide für unsere Familien.
Joseph:
Warum ist euer jüngster Bruder nicht mitgekommen?
Simeon:
Unser Vater hat es nicht erlaubt. Er ist der einzige Sohn seiner zweiten Frau. Und er
hängt sehr an ihm. Weil die Reise so riskant ist, wollte er ihn nicht mitgehen lassen.
Joseph:
Und das soll ich glauben? Was mache ich jetzt mit euch?
Ruben:
Habt Mitleid!
Joseph:
Mitleid? Warum sollte ich Mitleid mit euch haben? Spione seid ihr. Und Spione
kommen ins Gefängnis. Wachen! Einsperren lassen!
(Wachen führen die Brüder grob ab.)
Erzähler
Und so wurden die zehn Brüder Josephs ins Gefängnis geworfen. Aber Joseph fand keine Ruhe.
Sollte er sich zu erkennen geben? Sollte er ihnen ihre Bosheit von damals zurückzahlen? Und
wenn ja, wie? Aber es würde seinem Vater das Herz brechen, wenn keiner von ihnen mehr
zurückkäme. Und außerdem: Würde Gott einverstanden sein, wenn er sich rächte? Aber was
sonst? Am dritten Tag hatte er einen Entschluss gefasst.
Joseph:
Wache! Hol mir die zehn verdächtigen Kanaanäer aus dem Gefängnis.
(Wache geht ab und holt die Brüder.)
(Die Brüder verneigen sich tief vor Joseph.)
Joseph:
Ich habe nachgedacht. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass ihr Spione seid.
Aber ihr könnt mir das Gegenteil beweisen. Einer von euch muss hier im Gefängnis
bleiben. Die anderen können mit Getreide zu ihren Familien zurück. Aber schafft mir
euren jüngsten Bruder her. Dann sehe ich, dass ihr die Wahrheit sagt. Wenn ihr
nicht mehr wiederkommt, werde ich denjenigen, der zurückbleibt, töten lassen.
Ruben:
Erlaube uns, dass wir uns kurz miteinander besprechen
(Joseph nickt zustimmend. Die Brüder beraten sich leise.)
Simeon:
Das ist die Strafe dafür, was wir Joseph damals angetan haben. Seine Todesangst
damals hat uns völlig kalt gelassen. Und jetzt erleben wir es am eigenen Leib.
29
Ruben:
Ja, du hast recht. Und doch müssen wir jetzt entscheiden, wer von uns hier bleibt
und das Risiko auf sich nimmt, umgebracht zu werden.
Simeon:
Ich bleibe. So kann ich wenigstens meinem Vater und euch helfen. Aber beeilt euch
und kommt bald wieder!
Erzähler
Die Brüder von Joseph hatten sich in ihrer Heimatsprache unterhalten. Sie konnten nicht ahnen,
dass Joseph alles verstand, weil sie doch dachten, er sei Ägypter. Simeon erklärte sich bereit,
in Ägypten zu bleiben.
Simeon:
Herr, ich bleibe hier. Lass bitte meine Brüder ziehen.
Joseph:
Lassen wir es auf einen Versuch ankommen. Beim Kornspeicher erhaltet ihr das
Getreide, das ihr braucht. Und jetzt geht! Wache! Der hier kommt wieder ins
Gefängnis.
(Simeon wird abgeführt. Die anderen verneigen sich noch einmal tief und gehen.)
Erzähler
Joseph gab den Befehl, den Brüdern ausreichend Getreide mitzugeben. Außerdem wies er seinen
Buchhalter an, dass er jedem das Geld, das er für das Getreide bezahlt hatte, obenauf in die
Säcke legen sollte. Er ließ ihnen auch Verpflegung für die Reise mitgeben. Und so luden die
Brücer ihre Getreidesäcke auf die Esel und machten sich auf den Heimweg.
Am Abend öffnete einer von ihnen in der Herberge seinen Sack, um seinen Esel zu füttern. Da sah
er obenauf sein Geld liegen. „Da liegt mein Geld drin!“, berichtete er seinen Brüdern. Die anderen
schauten bei sich ebenfalls nach. Und jeder fand sein Geld. „Jetzt werden sie wirklich glauben,
dass wir Diebe oder Spione sind,“ sagten sie zueinander.
Als sie zu ihrem Vater Jakob nach Kanaan kamen, berichteten sie ihm alles, was sie erlebt hatten.
Auch davon, dass sie Simeon zurücklassen mussten und möglichst bald mit Benjamin, dem,
Jüngsten, wieder nach Ägypten ziehen mussten.
Jakob erschrak über ihre Erzählung. „Ihr raubt mir meine Kinder! Joseph ist weg, Simeon ist weg,
und jetzt wollt ihr mir auch noch Benjamin nehmen. Nichts bleibt mir erspart! Der Kummer wird
mich noch ins Grab bringen.“ Da versuchten sie, ihm Mut zu machen. Und nicht zum ersten Mal
bereuten sie, dass sie damals so gemein zu Joseph gewesen waren.
30
„Nach-Theaterstück“ zur Biblischen Geschichte:
Spielszene: Thema „ Josephine und der Gemüsehändler, 2. Szene“
Es spielen: „Josephine = Jo“ und der „Moderator“
Jo:
Au Backe, jetzt haben die Brüder von Joseph dasselbe Problem wie ich. Erstens
werden sie verdächtigt, Geld gestohlen zu haben. Zweitens hat Joseph sie
wiedererkannt. Die können sich nicht mehr in Ägypten blicken lassen. So wie ich
mich nicht mehr beim Gemüsehändler sehen lassen kann. Und drittens haben sie
ihrem Vater über all die Jahre nicht die Wahrheit gesagt. So wie ich mich nicht
traue, meiner Mutter das von den Erdbeeren zu erzählen.
Moderator:
Und jetzt?
Jo:
Also, so viele Jahre wie die Brüder, will ich nicht mit einer Lüge leben. Vielleicht
gehe ich doch hin und entschuldige mich bei dem Gemüsehändler.
Moderator:
Gute Idee.
Jo:
Aber ich trau mich nicht!
Moderator:
Das schaffst du schon.
Jo:
Vielleicht kann ich die Erdbeeren von vorgestern auch bezahlen …
Moderator:
Ja. Das ist auch eine gute Idee. Ich wünsch dir alles Gute!
Jo:
Danke!
Ende der Aufführung am 7. Tag
31
8. Tag:
Prüfung
Biblische Geschichte:
1. Mose 43 -44
Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Joseph
3 Brüder von Joseph:
Ruben, Juda, Benjamin
Simeon, der in Ägypten
zurückgeblieben war
Verwalter
Zubehör
festlich gedeckter Tisch
Geschenke: Honig,
Pistaziennüsse, Mandeln, Harz
Geld für das Getreide
Karawane
Erzähler
Die Hungersnot lag weiter schwer auf dem Land. Als das Getreide, das die Brüder Josephs aus
Ägypten mitgebracht hatten, aufgezehrt war, sagte ihr Vater zu ihnen: »Geht wieder nach Ägypten
und kauft uns zu essen!« Aber Juda gab zu bedenken: »Der Ägypter hat ausdrücklich erklärt:
Kommt mir nicht unter die Augen ohne euren Bruder! Deshalb gehen wir nur, wenn du uns
Benjamin mitgibst. Ohne ihn dürfen wir uns nicht vor dem Mann blicken lassen.« »Warum habt ihr
ihm auch verraten, dass ihr noch einen Bruder habt?«, klagte Jakob. Sie verteidigten sich: »Er hat
sich so genau nach uns und nach unserer Familie erkundigt. Lebt euer Vater noch?, wollte er
wissen. Habt ihr noch einen Bruder? Da haben wir ihm wahrheitsgemäß Auskunft gegeben. Wir
konnten doch nicht ahnen, dass er verlangen würde: Bringt euren Bruder her!« Juda schlug
seinem Vater vor: »Vertrau den Jungen mir an, damit wir gehen können und nicht alle vor Hunger
umkommen, wir Brüder, du selbst und unsere Familien! Ich will Bürge für ihn sein, von mir sollst du
ihn fordern. Mein Leben lang soll die Schuld auf mir lasten, wenn ich ihn dir nicht hierher
zurückbringe. Wir wären schon zweimal wieder da, wenn wir nicht so lange gezögert hätten!« Ihr
Vater erwiderte: »Wenn es unbedingt sein muss, dann nehmt ihn mit. Aber bringt dem Ägypter als
Geschenk etwas von den Schätzen unseres Landes: Honig, Pistaziennüsse, Mandeln und
kostbares Harz. Nehmt auch doppelt Geld mit, damit ihr das, was ihr in euren Säcken
wiedergebracht habt, zurückgeben könnt; vielleicht war es ein Versehen. Und dann nehmt euren
Bruder Benjamin und macht euch auf den Weg. Ich bete zu Gott, dem Gewaltigen, dass der
Ägypter Erbarmen mit euch hat und Benjamin und euren anderen Bruder wieder mit euch
heimkehren lässt.«
Und so kamen die Brüder ein zweites Mal nach Ägypten. Dieses Mal mit Benjamin, dem Jüngsten.
Als Joseph sah, dass sie Benjamin mitgebracht hatten, sagte er zu seinem Hausverwalter: »Führe
diese Männer in meinen Palast! Schlachte ein Rind und bereite es zu! Sie werden heute Mittag mit
mir essen.«
(Festlich gedeckter Tisch. Ruben, Juda und Benjamin werden hereingeführt und setzen sich.)
Ruben:
Wow! Das ist ein Palast! Aber irgendwie ist es auch unheimlich. Warum werden wir
von dem Ägypter eingeladen?
Benjamin:
Hast du nicht erzählt, dass er ziemlich grob zu euch war, als ihr das letzte Mal hier
ward?
Ruben:
Ja, richtig, Benjamin.
Juda:
Ich hoffe nur, dass Simeon noch am Leben ist.
(In diesem Augenblick kommt Simeon herein. Die Brüder fallen sich um den Hals.)
32
Ruben:
Simeon. Gott sei Dank, du lebst!
Simeon:
Warum wart ihr so lange weg? Ich habe jeden Tag auf euch gewartet.
Juda:
Vater wollte uns nicht mehr ziehen lassen. Vor allem nicht mit Benjamin.
Benjamin:
Ja. Wir mussten ihn wirklich wochenlang bearbeiten, bevor ich schließlich mitdurfte.
Simeon:
Hattet ihr eine gute Reise?
Benjamin:
Ja. Es ging ganz gut. Und du? Wie geht es dir?
Simeon:
So, wie es einem im Gefängnis eben geht. Aber ich war gut versorgt.
(Joseph kommt. Die Brüder verneigen sich vor ihm. Ruben bringt die Geschenke, die sie
mitgenommen haben.)
Ruben:
Herr. Wir danken dir, dass du uns noch einmal empfängst. Hier. Unser Vater lässt
dir einige bescheidene Geschenke überbringen.
Joseph:
Euer Vater? Wie geht es ihm?
Ruben:
Es geht ihm gut. Danke.
(Joseph sieht Benjamin.)
Joseph:
Ist das euer jüngster Bruder?
Benjamin:
Ja, Herr. Ich heiße Benjamin. Der andere Sohn meiner Mutter lebt leider nicht mehr.
Joseph:
Schön. Ich sehe, ihr habt die Wahrheit gesagt. Dann wollen wir mal essen. Setzt
euch.
(Setzen sich.)
Erzähler
Als die Brüder sich setzen wollten, wurden ihnen ihre Plätze angewiesen. Schließlich saßen sie
dem Alter nach am Tisch. Als sie es bemerkten, sahen sie einander verwundert an. Joseph ließ
ihnen servieren. Aber Benjamin erhielt fünfmal so viel wie die anderen Brüder. Doch keiner der
anderen reagierte neidisch. Aber Joseph wollte noch genauer wissen, ob sich seine Brüder
verändert hatten. Deshalb stellte er sie auf eine Probe, von der die Brüder zunächst einmal gar
nichts mitbekamen. Ohne weitere Probleme wurde ihnen am folgenden Tag Getreide verkauft. Und
ohne weitere Probleme durften sie sich auf den Heimweg machen. Auch Simeon war dabei.
(Alle stehen vom Tisch auf, räumen ihn ab. Joseph verabschiedet sich und geht ab. Die Brüder
ziehen mit ihrer „Karawane“ los.)
Ruben:
Uff! Geschafft. Hätte nicht gedacht, dass wir so leicht davon kommen würden.
Simeon:
Endlich wieder frei! Gott sei Dank!
Juda:
Ja, Gott sei Dank. Ich glaube, Gott ist uns wirklich gnädig gewesen.
Benjamin:
He, schaut mal, da kommt uns ein Ägypter hinterher geritten!
33
Ruben:
Und wie schnell. Ist doch irgendetwas schief gelaufen?
Benjamin:
Ich glaube, das ist der Verwalter, der uns das Getreide in die Säcke gefüllt hat.
(Verwalter tritt auf.)
Verwalter:
Halt! Im Namen des Pharao. Sofort anhalten!
Ruben:
Was ist?
Verwalter:
Wie könnt ihr es wagen, die Güte meines Herrn mit Bösen zu erwidern?
Ruben:
Was meinst du?
Verwalter:
Ihr habt den silbernen Becher mitgenommen, aus dem mein Herr trinkt. Das ist
strafbar.
Juda:
So etwas würden wir nie tun! Hier durchsuche alles. Wenn sich der Becher bei
einem von uns findet, dann soll er sterben und die anderen sollen deine Sklaven
sein.
Verwalter:
Gut. Dann wollen wir mal sehen. Öffnet die Getreidesäcke.
(Alle Brüder holen einen Getreidesack und binden ihn auf. Sie erschrecken, weil in jedem Sack
das Geld, das sie eigentlich bezahlt hatten, obenauf liegt.)
Verwalter:
(geht zu Ruben) Was ist denn das?
(Holt das Geld heraus) Ihr habt wohl zuviel Geld bei euch in Kanaan. Kommt, kauft
Getreide ein und nehmt einen ganzen Batzen Geld wieder mit nach Hause.
Ruben:
Herr, ich weiß nicht, wie dieses Geld hierherkommt. Das musst du mir glauben.
Verwalter:
Ich glaub gerade gar nichts mehr. Aber ich suche ja nicht nach Geld, sondern nach
einem silbernen Becher.
(Verwalter geht alle Brüder durch, bis er zu Benjamin kommt.)
Verwalter:
So, jetzt zu dir. Dem letzten in der Reihe.
(Zieht einen silbernen Becher heraus).
Und was haben wir da?!
Benjamin:
Ich, ich…. Ich kann mir das nicht erklären. Ehrlich. Ich habe aus dem Palast nichts
mitgenommen.
Juda:
Bitte. Das muss ein Missverständnis sein. Wir werden alle noch einmal
zurückgehen.
Bitte, erlaube uns, noch einmal mit deinem Herrn zu sprechen.
Verwalter:
Das kann ich nicht entscheiden. Aber der hier muss auf jeden Fall mitkommen.
(Der Verwalter packt Benjamin und führt ihn mit sich. Die anderen folgen. Diskutieren, schütteln
den Kopf.)
34
Erzähler
Und so kommen die Brüder noch einmal in den Palast von Joseph. Sie ahnen nicht, dass er es
war, der ihnen das Geld in die Getreidesäcke legen ließ. Und sie ahnen auch nicht, dass er seinen
Becher in Benjamins Sack versteckt hatte. Es war seine Prüfung. Er wollte sehen, ob sie
füreinander einstehen würden. Oder ob sie noch so kaltherzig waren wie damals, als sie ihn
verkauft hatten.
Ende der Aufführung am 8. Tag
35
9. Tag:
So ist Versöhnung
„Vor-Theaterstück“ als Einstieg in die Biblische Geschichte:
Spielszene: Thema „ Josephine
“
Es spielen: „Josephine = Jo“ und der „Moderator“
(Jo kommt fröhlich pfeifend daher.)
Moderator:
Hallo, Jo. Du bist heute ja gut drauf.
Jo:
Habe auch allen Grund dazu.
Moderator:
Lass mich raten. Du hast heute sturmfreie Bude und kannst machen, was du willst.
Jo:
Nein, viel besser.
Moderator:
Heute Mittag gibt es einen megaleckeren Nachtisch.
Jo:
Weiß ich nicht. Aber das ist es auch nicht. Ich war doch am Dienstag beim
Gemüsehändler.
Moderator:
Ah stimmt? Und – wie war’s? Konntest du die gestohlenen Erdbeeren bezahlen?
Jo:
Falsch.
Moderator:
Wie, falsch? Hast du nichts gesagt?
Jo:
Doch. Aber stell dir vor. Nachdem ich mich bei dem Gemüsehändler entschuldigt
habe und vorgeschlagen habe, ihm die Erdbeeren zu bezahlen, da hat er gesagt:
Lass mal. Ist schon o.k. Ich finde es gut, dass du ehrlich bist.
Moderator:
Na, das ist doch mal eine gute Neuigkeit.
Jo:
Jetzt bin ich aber gespannt, wie das mit den Brüdern von Joseph weitergeht. Der
arme Benjamin muss ja einen schönen Schrecken bekommen haben, als man den
Becher bei ihm gefunden hat.
36
Biblische Geschichte:
1. Mose 45
Akteure
Erzähler
Schauspieler:
Joseph
3 Brüder von Joseph:
Ruben, Juda, Benjamin
mehrere Ägypter
Zubehör
Thron
Erzähler
In Benjamins Getreidesack wurde der silberne Becher von Joseph gefunden. Das war Diebstahl
und musste bestraft werden. Deshalb wurde er zurück in den Palast von Joseph gebracht. Aber
seinen Brüder ließen ihn nicht im Stich. Sie gingen alle mit zurück in die Stadt, um sich für ihren
kleinen Bruder einzusetzen. Sie wussten nicht, dass der ägyptische Herr seinen Becher
eigenhändig in ihr Gepäck geschmuggelt hatte. Und sie ahnten nicht, dass dieser Herr ihr Bruder
Joseph war, der sich das alles ausgedacht hatte, um sie zu prüfen.
(Joseph tritt auf, setzt sich auf Thron.)
(Danach treten die Brüder ein, werfen sich auf den Boden.)
Joseph:
Da ist ja das Gesindel. Was habt ihr euch eigentlich gedacht? Ihr musstet doch
wissen, dass ein Mann wie ich so etwas mit Leichtigkeit herausfindet!
Juda:
Mein Herr. Was soll ich zu unserer Verteidigung sagen? Wir haben so viel falsch
gemacht. Und Gott hat unsere Schuld ans Licht gebracht. Wir alle sind jetzt deine
Sklaven. Nimm mein Leben. Aber verschone bitte Benjamin, unseren jüngsten
Bruder.
Joseph:
Nein. So ungerecht bin ich nicht. Der, bei dem der Becher gefunden wurde, soll
mein Sklave sein; ihr anderen könnt in Frieden zu eurem Vater heimkehren.
Juda:
Herr, ich habe mich dafür verbürgt, dass ich den Jungen wieder zu meinem Vater
zurückbringe. Ich nehme seine Schuld auf mich. Erlaube mir, anstelle des Jungen
hier zu bleiben und Sklave zu werden.
Erzähler
Da konnte Joseph nicht länger an sich halten. Er schickte alle Ägypter aus dem Raum. Kein
Fremder sollte dabei sein, wenn er sich seinen Brüdern zu erkennen gab.
(Joseph steht auf.)
Joseph:
Ist gut. Keiner von euch soll Sklave werden. Schaut mich doch einmal genau an.
Ich bin es - Joseph.
(Die Brüder schauen ihn fassungslos an.)
Joseph:
Ja. Ihr könnt mir glauben. Ich bin Joseph. Euer Bruder, den ihr nach Ägypten
verkauft habt.
Ruben:
Ist das denn möglich – du lebst?
Benjamin:
Aber, wie kann das sein. Du bist doch von einem wilden Tier getötet worden.
Das bunte Kleid, zerrissen und blutverschmiert, das hat mein Vater über all die
Jahre wie einen Schatz gehütet.
37
Joseph:
Nein. Diese Geschichte war nicht wahr. Komm her kleiner Bruder und lass dich
umarmen.
(Joseph umarmt Benjamin.)
Juda:
Joseph. Es tut uns unendlich leid, was wir dir angetan haben. Nie können wir das
wieder gutmachen.
Joseph:
Es ist schon seltsam. Bei allem was passiert ist hatte doch Gott seine Hände mit im
Spiel. Wäre ich damals nicht nach Ägypten gekommen, dann gäbe es jetzt
wahrscheinlich keine Kornspeicher. Und wir alle hätten verhungern müssen. Heute
kann ich glauben: Nicht ihr habt mich hierher gebracht, sondern Gott. Ihr hattet
Böses mit mir vor, aber Gott hat es zum Guten gewendet; denn er wollte auf diese
Weise vielen Menschen das Leben retten. Er hat es so gefügt, dass ich die rechte
Hand des Pharaos geworden bin und sein ganzer Hof und ganz Ägypten mir
unterstellt ist.
Erzähler
Und so hat Joseph seinen Brüdern vergeben. Sie nahmen sich alle in die Arme und begannen zu
erzählen, was sich seit jener Zeit alles ereignet hatte.
(Umarmen sich und gehen langsam ab)
Erzähler
Als am Hof des Pharaos bekannt wurde, dass Josephs Brüder gekommen waren, nahmen der
Pharao und seine Minister die Nachricht wohlwollend auf. Der Pharao gab Joseph die Anweisung:
»Sag deinen Brüdern, sie sollen ihre Tiere beladen, ins Land Kanaan reisen und ihren Vater und
ihre Familien herbringen. Sie dürfen im fruchtbarsten Gebiet Ägyptens wohnen und bekommen
das Beste zu essen, was in Ägypten wächst. Sie werden dafür hier das Beste bekommen, was
Ägypten zu bieten hat.«
Und so machten sich die elf Brüder auf den Weg nach Kanaan zu ihrem Vater und ihren Familien.
Und sie berichteten: »Joseph lebt! Denk doch, er ist Herr über ganz Ägypten!« Aber ihr Vater
rührte sich nicht; er glaubte ihnen zuerst nicht. Erst als sie ihm alles ausführlich erzählten und ihm
auch alles zeigten, was Joseph ihnen an Geschenken mitgeschickt hatte konnte er es glauben.
Und er rief: »Joseph lebt noch! Ich muss hin und ihn sehen, ehe ich sterbe!«
Ende der Aufführung am 9. Tag
38
10. Tag:
Das Wiedersehen
Quiz zur Josephsgeschichte (müsste noch vorbereitet werden)
Biblische Geschichte:
1. Mose 46-47
Erzähler
Als Jakob von seinen Söhnen erfuhr, dass Joseph noch lebte, hielt ihn nichts mehr. In aller Eile
packte er seinen ganzen Besitz zusammen. Und dann machte sich die ganze Großfamilie auf den
Weg nach Ägypten.
In einer Nacht erschien ihm Gott und sagte: »Jakob! Jakob!« »Ja?«, antwortete er. Gott sagte zu
ihm: »Ich bin Gott, der Gott deines Vaters. Hab keine Angst, nach Ägypten zu ziehen! Ich will deine
Nachkommen dort zu einem großen Volk machen. Ich selbst werde mit dir gehen
Als sie endlich in Ägypten ankamen ließ Joseph seinen Wagen anspannen und fuhr seinem Vater
entgegen. Als Jakob ihn sah, schloss er ihn in die Arme und weinte lange. „Jetzt sterbe ich gern“,
sagte Jakob. „Ich habe dich wiedergesehen und weiß, dass du noch am Leben bist.“
Die Familie ließ sich in der Provinz Goschen nieder. Und mit den Jahren wurden sie immer mehr.
Ein ganzes Volk entstand. Sie nannten sich später Israeliten.
Joseph blieb mit allen Nachkommen seines Vaters in Ägypten.
Er wurde 110 Jahre alt und er sah noch seine Urenkel aufwachsen.
Ende der Geschichte „Josephs Abenteuer“
(Cover der Audio-CD, Originalaufnahme Aufführung in Essen im Colosseum 1997)
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