Bad Reichenhaller Prostatakrebs-Seminar 05. bis 08.10.2006 im Salus Gesundheitszentrum, Rinckstr. 9-12 in 83435 Bad Reichenhall Referenten: Prof. Frank Lohr, Institut für klinische Radiologie, Mannheim Prof. Helmut Bonkhoff, Referenzzentrum für Prostata- und Uro-Pathologie, Berlin Prof. Bernd Schmitz-Dräger, EuromedClinik, Fürth Dr. med. Frank Eichhorn, Facharzt für Urologie und Naturheilverf. Bad Reichenhall und deutscher Korrespondenzarzt für Dr. med. Stephen Strum, Onkologe mit Schwerpunkt Prostatakrebs, Oregon USA Wolfgang Petter, Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. Gehrden/Hann. Dipl.-Ing. Christian Ligensa, Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V., Bonn Vorwort Es handelt sich um meine persönlichen Aufzeichnungen, die weder vollständig noch medizinisch richtig dargestellt noch korrekt wiedergegeben sein können. Um Enttäuschungen vorzubeugen: Dies ist kein Veranstaltungsprotokoll, sondern das sind meine subjektiven Eindrücke. Ein Anderer hätte vielleicht andere Vortragspassagen notiert, vielleicht auch mehr und ausführlicher mitgeschrieben, anderes, was mir wichtig erschien, vielleicht überhaupt nicht. Meine Intention beim Mitschrieb und Aufarbeiten war, für meinen Bericht in der PSA-Selbsthilfegruppe in Bielefeld die Informationen aufzubereiten, die aktuell therapeutisch für meinen Zuhörerkreis wichtig erscheinen. Ich bin sicher, anderen SHG-Leitern wird es ähnlich gehen und ich gebe den Text zur Verwendung in den Gruppen frei. Nur bitte daran denken: Ohne die PowerPoint-Dias von Dr. Eichhorn und Prof. Bonkhoff, die uns Seminarteilnehmern zugesagt sind, wird mein Skript nicht immer aufschlußreich sein, möglicherweise passagenweise nur wenig wert sein. Nimmt der geneigte Leser jedoch das Buch „Ein Ratgeber zum Prostatakrebs“ von Dr. med. Stephen B. Strum (herausgegeben vom Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. ISBN 3-00-017057-x, Verkaufspreis 19,95 Euro) hinzu, erklären sich viele Sachverhalte recht leicht. Passagenweise sind die Inhalte des diesjährigen Bad Reichenhaller Prostatakrebs-Seminars mit Hilfe des Buches für uns medizinische Laien verständlicher, nachlesbarer, nachvollziehbarer und -was noch viel wichtiger ist - in die Praxis, in den Krankenalltag übertragbar. Bei mir steht das „Strumbuch“ immer greifbar auf dem Schreibtisch, hoffentlich bald auch bei anderen Ratsuchenden. Und noch lieber sähe ich es auf den Schreibtischen unserer Urologen. Meran 23. Oktober 2006 (im Urlaub) Wolfhard D. Frost --------------------------------------------------------------------------------------------------- Freitag 06.10.2006 Einführung von Dr. Eichhorn PK nicht das Hauptrisiko Adipositas kein erhöhtes Risiko, jedoch wenn bei einem adipösen Mann Prostatakrebs festgestellt wird, ist das PCa aggressiver. Der genetische Faktor beträgt etwa 20% PSA darf bei einem 70jährigen jährlich um 0,75 ng/ml (unbedenklich) steigen, bei einem 60 bis 70 jährigen bis 0,5 ng/ml/Jahr Prävention - Theorien zur Entstehung des Prostatakarzinoms Dr. Eichhorn/Prof. Bonkhoff Prof. Bonkhoff erläuterte zunächst die zonale Gliederung der Prostata: Die Zentrale Zone der Prostata ist klinisch stumm. Die sekretorischen Zellen des Prostataepithels produzieren PSA und sind Androgenabhängig. Basalzellen haben Eigenschaften der Hormonrefraktärität. Neuroendrokrine Zellen des Prostataepithels haben keinen Androgenrezeptor und sind resistent gegenüber dem programmierten Zelltod (Apoptose) Der Vorläufer eines klinisch relevanten Prostatakarzinoms sei HGPIN, entsteht mehr als 10 Jahre vor dem Prostatakarzinom und wird in tumorfreien Stanzen zwischen 1 und 30% aufgefunden. Bei chronischer Entzündung der Prostata entsteht zunächst - ein oxydativer Genomschaden - dann HGPIN - dann ein Prostatakarzinom Prävention mit Proscar (Finasterid-Studie) senkt das PCa-Risiko um 25% Prävention mit Östrogenen/Östradiol (ER) fettarmer Diät, mehr Fisch, weniger Fleisch, Statine, Orlistat Prävention mit Phytoöstrogenen (ER) mit Isoflavonen und mehr Soja Prävention durch Reduzierung von oxydativem Stress durch Entzündungshemmer (z.B. Aspirin) und durch Antioxydatien wie Selenium(z.B. Gemüse), Vitamin E, Lycopene (Tomaten, rote Früchte, Gemüse) Postoperatives Staging und Grading Prof. Bonkhoff Die Aufarbeitung des Prostatektomiepräparates durch den Pathologen liefert dem Urologen und seinen Patienten die wichtigsten Parameter für das weitere therapeutische Vorgehen und für die Prognose überhaupt, d.h. es ging hier um die Prognose nach einer Prostatektomie, um die individuelle Risikoabschätzung und die Notwendigkeit einer adjuvanten Therapie. Wichtigste Unterscheidung sei die lokale Tumorerkrankung von der Systemischen. Risiko-Faktoren sind Gleason Grad pT-Stadium (pT2, pT3a; pT3b, pT4) Tumorvolumen positive Absetzungsränder (Margins) Lymphknotenstatus Neben dem Grading und Staging sind das Tumorvolumen und der Marginstatus wichtige Prognosefaktoren. Positive Margins liegen vor, wenn Tumorverbände die tuschemarkierten Absetzungsränder des Operationspräparates erreichen. Das wird mit dem Symbol R1 (histologisch Resttumor) gekennzeichnet. Der R1- Befund ist allerdings nicht gleichbedeutend mit einem kapselüberschreitenden Tumorwachstum! Dies gilt insbesondere an den Stellen, wo die Prostatakapsel histologisch nicht eindeutig definiert ist (z.B. am Apex oder neurovaskulärem Bündel). Ein positiver Marginstatus hat eine signifikante prognostische Bedeutung. Prof. Bonkhoff: „Der Lymphknotenstatus ist extrem wichtig, wichtiger als Gleason wichtig ist die Anzahl entfernter LK - je mehr Lymphknoten entfernt wurden, desto mehr solitäre oder multiple Metastasen wurden entfernt. Die Größe der befallenen Lymphknoten korreliert mit der Tumorgröße.“ und „Ein falsch-negativer Lymphknoten-Status führt zu einer falschen Therapieentscheidung! pN0 heißt nicht, da ist nichts!“ lt. Prof. Bonkhoff wurden im Stadium T3, pN0 dennoch in 15% der Fälle vorher nicht sichtbare Tumorzellen in Lymphknoten festgestellt. Ein weiterer Risikofaktor für Lymphknotenmetastasen sind peritumorale Lymphspalteneinbrüche. Prof. Bonkhoff: „ ....da sind in 70% Lymphknotenmetastasen; ....Fernmetastasen sind, wenn Lymphspalteneneinbrüche vorliegen, nach postoperativen Bestrahlungen häufiger.... periprostatische Veneneinbrüche sind Risikofaktoren und sind auch Hinweise auf Knochenmetastasen.“ Das klinisch insignifikante Prostatakarzinom definiert sich mit Tumorvolumen < 0,5ccm, Gleason ≤ 6 und ≤pT2 Bei einem Tumorvolumen von 3,5ccm und einem Gleason 4 bis 5 erhöht sich das Risiko von Lymphknotenmetastasen um den Faktor 100! Dann liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein HRPCa vor mit extraprostatischer Ausdehnung und Metastasen. Wenn Tumorvolumen bestimmt wird, dann ist das Volumen des Indextumors besonders wichtig. Indextumor = meistens auch der Tumor mit dem schlechtesten Gleason Das Rezidiv- und Progressionsrisiko des Prostatakarzinoms hängt entscheidend auch davon ab, wie ausgedehnt der Tumor die Organkapsel durchbrochen hat. Bei Prostatakarzinomen, die die Organkapsel noch nicht infiltriert haben (L0, L1), sind nach Prof. Bonkhoff selbst bei großem Tumorvolumen und geringer Differenzierung (Gleason Score 7) keine PSA- Rezidive innerhalb der ersten fünf Jahre zu erwarten. Organbegrenzte Karzinome mit Kapselinfiltration (L2) haben dagegen eine schlechtere Prognose. Risikogruppen werden gem. Prof. Bnkhoff wie folgt eingeteilt: Niedriges Risiko GS Summe 2 - 4 oder GS Summe 5 - 6 FCP (fokal) Margins positiv ECP (extraprostatisch) Margins negativ Intermediär GS Summe 5 bis 6 EPC positive Margins oder GS Summe 7 (3+4) FPC negative Margins hohes Risiko GS Summe 7 (4+3) ECP positive Margins und R1 Situation oder GS Summe 8 - 10 oder pT3b oder pN1 Prof. Bonkhoff: „Eine risikobezogene Therapie des Prostatakarzinoms erfordert eine genaue und differenzierte histopathologische Diagnostik“ (meine persönliche Anmerkung: und einen guten Pathologen und ggf. einen noch besseren Zweitpathologen) Optimierte Bildgebung Dr. Eichhorn Das Verfahren von Dr. Loch in Flensburg ist das beste, was es in Deutschland zur Lokalisation eines PCa gibt.. Aber auch er sieht nicht alles. Tabelle und Nomogramme sind so gut wie die Parameter, die man eingibt. Garbage in Garbage out = Wer Mist eingibt bekommt auch Mist raus. Sinerem meint USPIO 1970 gab es das Knochenszintigramm, das gerade mal T3 Tumore erkannte erst 2005 kam USPIO, 1987 kam PSA heute können mit den Geräten weitaus geringere Tumorlasten (T1) entdeckt werden risikoorientierte Strategien Markerprofil des aggressiven Prostatakarzinoms Prof. Bonkhoff Trotz der bekannten und erprobten (etablierten) klinischen und pathologischen Parameter besteht nach wie vor ein großer Bedarf an Prognosefaktoren, die den individuellen Krankheitsverlauf besser vorhersehen. Dazu gehört eine Reihe von neuen Markern. Marker sind nur Zusatzinformationen hinsichtlich therapeutischer Optionen im Zusammenhang mit dem PSA, klinischen Stadium, dem Gleason Grad und dem Tumorvolumen. Prognostische Marker sagen etwas aus über Aggressivität und über das Rezidivrisiko Prädikative Marker sagen etwas aus, über die Wirkung des Marker gegenüber einer Therapie cut off ist der definierte Grenzwert Prognostische und prädikative Marker des Prostatakarzinoms MiB-1 cut-off 10% positive Zelle ein hoher MIB-1 Wert ist ein Risikofaktor für Hinweis auf eine systemische Tumorerkrankung (Überleben nach RP oder Bestrahlung) im Grunde genommen ein Hinweis auf eine Unstimmigkeit im Grading, weil möglicherweise ein high-grade Tumor vorliegt. p27 cut off 50% positive Zellen es geht um die Abschätzung des PSA- Rezidivrisikos im Hinblick auf die Dringlichkeit einer adjuvanten Therapie nach RP. Patienten mit einem p27 Wert unter 50% haben ein 2,5fach größeres Rezidivrisiko BcL-2 cut off entweder positiv oder negativ Ist Bcl-2 vorhanden, wird Apoptose verhindert, d.h. der Nachweis von Bcl-2 signalisiert Strahlenresistenz.(persönliche Anmerkung: Therapieversagen, weil PSA-Nadir kaum unter 1,0 ng/ml sinkt). Ein niedriger MIB-1 Index (unter 10%) und fehlender Bcl-2 sind prognostisch günstig. p53 cut off > als 20% positive Zellen prognostischer Marker für das PSA- Rezidiv nach Radiatio p53 Hinweis auf Androgenresistenz; ein p53 Index größer 20% ist Hinweis auf erhöhtes Risiko für Fernmetastasen. FAS cut off > 2+ Fatty acid synthase (FAS) ist ein Enzym im FettsäureStoffwechsel, Hohe FAS- Werte in Stanzbiopsien sind ein unabhängiger Marker für die Tumorprogression nach RP und die Entstehung der Androgenresistenz. Die biologische Wirkung von FAS kann durch Fettzügler (z.B. Orlistat) gehemmt werden Thymosin beta 15 reguliert das Invasionsverhalten des PCa. Hohe Thymosin Beta-15 Werte signalisieren ein erhöhtes Risiko von Knochenmetastasen. Hypersensitiver AR Der hypersensitive Androgenrezeptor nutzt die Restandrogene aus der Nebenniere. Empfehlung: Totale Androgenblockade oder dreifache Hormonblockade Neuroendokrine Differenzierung NE-Zellen werden vom Pathologen nicht gleich erkannt, sondern erst in der immunhistochemischen Untersuchung. NE-Zellen in 10% aller Prostatakarzinome NE-Zellen sind resistent gegen den programmierten Zelltod (potentiell unsterblich) Empfehlung: - CGA und NSE vor Bestrahlungstherapie oder Hormontherapie feststellen, weil NE-Zellen bestrahlungsresistent und androgenresistent - Intermittierende Hormonblockade als mögl. Therapie Es folgten weitere Hinweise zu - Somatostatin - VEGF-R (Blockierung des VEGF-R durch Thalidomid oder Avastin) - HER-1 - HER2neu (ab Gleason 7 oder 8) Lapatinib - PSA und PAP und eine Übersicht über das Markerprofil eines aggressiven Prostatakarzinoms: Hohes Risikoprofil wenn PSA > 10 GS > 4+3 hohes Tumorvolumen ungünstiges Markerprofil wie z.B. - hohe Proliferationsaktivität MIB-1 - Verlust von p27 - p53 - HER1 und HER-2/neu - Bcl-2 - Verlust von PSA, PAP - Thymosin -15 - DNA Aneuploidie und hier sei lt. Prof. Bonkhoff jetzt der Lymphknotenstatus besonders wichtig Prostatakrebs und Ernährung - Prof. Schmitz-Dräger Prof. Schmitz-Dräger betont gleich zu Beginn die wichtige Rolle einer bewußten Ernährung, die speziell die männliche Gesundheit fördere -„Frauen werden fünf Jahre älter!“- , drosselte jedoch Erwartungen „Das Wissen um die Rolle der Ernährung ist zwar vorhanden, aber nicht bei den Ärzten. Wir haben erst in den letzten Jahren gelernt, dass eine Ernährungsumstellung Risiken abbauen kann, dennoch sind wir weit entfernt, die Wirkung einzelner Lebensmittel zu verstehen.“ Die Grundregeln, um die Bildung von Karzinomen zu erschweren, seien einfach: Fett reduzieren und wenn schon Fett, dann das richtige, rotes Fleisch vermeiden, Seefisch sei ohnehin gesünder. Übergewicht habe negative Effekte, würde das Krebsrisiko erhöhen, die Diagnose sei erschwert, denn PSA sei trotz fortgeschrittener Krankheit bei Adipositas generell niedriger und wenn dann noch Prostata-Krebs entsteht, sei dies häufiger ein aggressiverer Krebs: „Fett ist Kraftstoff für die Krebszelle“ Prof. Schmitz-Dräger unterscheidet 1. Primäre Prävention - Gesundheitsförderung/Abbau ernährungsabhängiger Risikofaktoren 2. Sekundäre Prävention - im Frühstadium einer Krankheit 3. Tertiäre Prävention - Vermeiden vom Fortschreiten der Krankheit Trotz weltweiter intensiver Forschungen gäbe es nur vereinzelt eine akzeptable Datenlage wie beim Lycopin. Dennoch würden sich Fragen stellen wie z.B. Wie kommt die Tomate in die Prostata? Kommt sie überhaupt an? Was macht sie da? Macht sie überhaupt was? Der EPIC-Studie nach sei zu folgern: Obst und Gemüse hätten keine wesentliche Rolle bei der Prostatakrebs-Prävention; auch gäbe es keinen systematischen Zusammenhang bei der Entstehung von Prostatakarzinomen und der Wirkung von Tomaten/Lykopin. Prof. Schmitz-Dräger empfiehlt 10x Tomatenprodukte pro Woche, (ohne Ketchup, weil darin zuviel Zucker) um einen schützenden Effekt durch Lykopin zu erzielen. Selen und Pca: Die Clark-Studie habe ergeben, Selen habe eine besondere Präventionswirkung nur bei Hautkrebs, sonst sei die Wirkung des Selens auf alle Tumore gleich. Vitamin E habe nur bei Rauchern eine präventive Wirkung; Nichtraucher profitieren nicht Im Laufe der Suvimax Studie zu Vitaminen A C E zu Selen und Zink habe sich nach 8 Jahren die Prostatakarzinom-Inzidenz in etwa halbiert. Beim 5-Jahres-Überleben habe es kein Unterschied zwischen der Studiengruppe und der Kontrollgruppe gegeben. Die Krebsrate habe sich nicht verändert. Die Studie sei jedoch nicht repräsentativ, weil nur 5000 Männer eingeschlossen sind, davon 103 Fälle mit Prostatakarzinom. Eine therapeutische Wirkung sei so nicht bewiesen. Oleocanthal (Die Kraft der Olive); bewiesen sei ein verringertes Risiko in Bezug auf hormonabhängige Tumore durch den Verzehr von Olivenöl. Die „Mittelmeerkost habe ein gigantisches Potential“ im Verhindern von Tumoren und Mortalität;. Schmitz-Dräger betonte: Es gibt da einen Zusammenhang, allerdings lägen teilweise auch negative Resultate aus neueren Studien vor Chemoprävention (Finasterid-Studie) Die präventive Einnahme von Finasterid könne sinnvoll sein, denn unter Finasterid schrumpfe die Prostata und der Tumor(?);Tumor-Detektionen werden so früher und genauer möglich und bei Vorliegen eines Tumors? Prof. Schmitz-Dräger berichtet: Eine Lebensstiländerung und damit eine Änderung der Ernährung lohne sich, habe eine Studie in den USA ergeben. Bei Krebspatienten habe man den Fettanteil in der Nahrung erheblich abgesenkt (15% vom sonst üblichen Standard). Beobachtet wurde anschließend ein Absinken des vorher erhöhten PSA-Wertes. Ungeklärt sei die Frage, ob hier nur der PSA-Wert als Laborwert beeinflußt wurde, ein Fortschreiten des Tumorwachstums jedoch nicht verhindert wurde. Zur Prävention empfiehlt Prof. Schmitz-Dräger nicht nur sein Kochbuch „Männerküche“ (Prävention kann auch schmecken) sondern einen ganzheitlichen Ansatz bestehend aus - Ernährung 1. Ernergie- und fettreduzierte Ernährung 2. Obst und Gemüse „5 am Tag“ 3. Sojaprodukte, Vollkorn, Hülsenfrüchte, wenig rotes Fleisch bzw. Wurst 4. Calziumreiche Ernährung (fettarme Milch) 5. Omega-3 und einfach ungesättigte Fette (Olivenöl, Rapsöl) 6. Alkohol wenn überhaupt nur wenig. - alternative Behandlungsformen, wobei auch da die Ernährung im Mittelpunkt stehe - seelische Einflüsse mit Wirkung auf die Lebensqualität und das Allgemeinbefinden - Sport zur Stärkung des Immunsystems Prof. Schmitz-Dräger: „...ein Patient, der Sport treibt, verträgt eine Chemotherapie besser“ (meine persönliche Anmerkung: Wie „5 am Tag“ ? z.B. Frühstück: ein Glas Saft - Vormittag: einen Apfel - Mittagessen: 1 Portion Gemüse/Hülsenfrüchte/Salat - Nachmittag: einige Dörr-Pflaumen, eine Banane Abendessen: ‚Vollkorn’-Brot mit Tomate oder Gurke) Versöhnlich endete der Vortrag, bei dem ich mir mehr handfeste, praktisch umsetzbare Details gewünscht hätte, mit seinem Bekenntniss „gern mit Genuss zu essen“ -hier hatte ich Mahnungen wie „Schweinsbraten ist tödlich“ befürchtet - und mit einem Witzchen, das die Bemerkung eines Mannes zu seiner Frau enthielt: Hättest Du mir weniger Vitamintabletten gegeben, wären wir viel früher in den Himmel gekommen. Strahlentherapie - Prof. Lohr Zur individuellen Strahlenempfindlichkeit von Tumoren gäbe es kaum Daten. Hinsichtlich der Frage: Wie sind die Ergebnisse der Strahlentherapie? grenzte Prof. Lohr ein: Bei primären Therapien gelten 75 bis 80 Gy als Maximum, bei Rezidivbestrahlung über 70 Gy. 90 Gy seien toxisch für das Rektum Es bliebe das Ziel, mit höheren Tagesdosen zu bestrahlen und damit die Gesamttherapiezeit der Bestrahlung zu verkürzen. „In 10 oder 15 Jahren werden wir mehr wissen. Man braucht 1000 Behandlungen um erst mal was sagen zu können.“ Nebenwirkungen sind bei hohen Dosen höher Alle Bestrahlungen haben Einfluß auf die Kontinenz Man muß real mit 15% Rektumsproblemen bei älterer Bestrahlungstechnik rechnen, nur 2% bei neueren Geräten. Prof. Lohr wurde deutlich: Nebenwirkungsprofile im Vergleich „hinken wegen unterschiedlicher Erhebungen“, Fragebögen, Studien und dem Problem der Spätnebenwirkungen. Daten aus den verschiedensten Veröffentlichungen könne man auch als „bescheissen mit Statistik“ bezeichnen. Die Brachytherapie sei hinsichtlich der Nebenwirkungen vielleicht besser, von der Effektivität her könne man jedoch noch keine Aussage treffen, ob besser oder gleich oder schlechter. Prof. Lohr: „Die Brachytherapie eignet sich nur bei sehr gut selektionierten Patienten“ und ergänzt, Die Daten zum Potenzerhalt bei Brachytherapie seien nicht haltbar, die Hälfte der Brachytherapierten habe „nur“ (pers. Anmerkung das war sarkastisch gemeint) zwei Jahre später einen Potenzverlust, ein Ansprechen von Viagra sei jedoch gegeben. Mit den heutigen modernen Geräten könne man „um die Ecke“ bestrahlen. Es geht um die korrekte Positionierung des Patienten, des Rektums und der Blase („Es ist wichtig, ob voll oder leer“ und ...“....schon 5mm Abweichungen sind wichtig.“), die eine Einführung von Präzisionsbestrahlungsmöglichkeiten wie z.B. die IMRT (intensitätsmodulierte Strahlentherapie) erschwere. Die bisherige Bestrahlungsplanung erfolge mit CT und MRT ausgerichtet auf das Organ. Neuere Systeme berücksichtigen jedoch, dass sich die Tumore in Abhängigkeit von Blasen- und Darmfüllung und der Atmung bewegen. Der Bestrahlungsbereich müsste für eine ausreichende Bestrahlung entsprechend diesen Bewegungen vergrößert werden, Blase und Darm würden dann aber stärker (toxisch) mitbestrahlt. Durch neuere apparative Kontrolle sei es nunmehr möglich, dass während der Bestrahlung die Bewegungen des Tumors oder des Patienten feststellt werden und der Therapiestrahl unmittelbar entsprechend geändert wird. Rezidivbestrahlung 30 bis 70% der Rezidive liegen im undetektierbaren Bereich, 50% davon auch noch nach 5 Jahren. Interventionspunkt: Prof. Lohr: “Je früher ich interveniere, desto häufiger passiert eine Übertherapie.“ Deshalb sei es wichtig zu beobachten, ob PSA kontinuierlich ansteige oder oszilliere. PET/CT - „Unter PSA 0,5 ist nichts zu sehen, ab PSA 0,5 bis 1 vielleicht.“ Protonenbestrahlung: Die Dosis läßt sich schärfer begrenzen, jedoch die Erwartungen bisher noch nicht erfüllt. Prof. Lohr: „.. nicht so erfreulich wie erhofft.......in den nächsten zwei Jahren ist ein Einsatz nicht zu erwarten.........was die Protonenbestrahlung bringen wird, ist noch offen.“ Schwerionen: anhand der Daten aus Loma Linda, USA, werde man davon mehr erwarten können als bei der Protonenbestrahlung Salvageoperation nach Bestrahlung: ..nur wenige Operateure würden diese Operation durchführen. Die Nebenwirkungen seien hoch, insbesondere die Inkontinenzrate! Bestrahlung Vorbereitung Prof. Lohr empfiehlt vor einer Bestrahlung generell eine Darm- und auch eine Blasenspiegelung. Problematisch seien auch Zuckerpatienten. Samstag 07.10.2006 Hormonbehandlung - Varianten der Androgenen Deprivationstherapie (ADT) und Anzeichen des androgenunabhängigen Prostatakarzinoms Dr. Eichhorn und Christian Ligensa 1. Erläuterung der Begrifflichkeiten Hormontherapie = ADT Dr. Eichhorn erläuterte die unterschiedlichen Begriffe zur Hormontherapie, den Androgenentzug. HB=ADT=AndrogenDeprivationsTherpie=Hormonmonblockade ADT1 ,in Deutschland Kassenstandard, meint die Hormontherapie mit nur einem Medikament zumeist ein LHRH-Analoga (Zoladex oder Trenantone). ADT1 = Monotherapie mit der Orchiektomie oder mit einem Antiandrogen (z.B. Casodex) oder mit einem LHRH-Analoga (z.B. Trenantone) oder mit einem Östrogen (DES) oder mit Ketokonazol ADT2 - zur Orchiektomie oder zur medikamentösen Kastration kommt ein weiteres Medikament hinzu (maximale oder komplette Androgenblockade) DHB = Da der hypersensitive Androgenrezeptor minimale Androgenspuren zum Existieren nutzt, empfehlen amerikanische Onkologen die Dreifache Hormonblockade. In Deutschland besteht kein Kassenanspruch auf die DHB AIPC sei eine Herausforderung für Urologen wie Onkologen. Korrekt sei die Bezeichnung „androgenunabhängig“. Refraktär hingegen bezeichnet einen Zustand, in welchem keine Hormonmanipulation mehr möglich sei wie z.B. mit einem Östrogen. Das androgenunabhängige Prostatakarzinom definiere sich wie folgt: dreimaliger PSA-Anstieg unter Androgenentzung mit 3 Medikamenten ( ADT3 ) - der Testosteronspiegel befindet sich im Kastrationsbereich. Bei der ADT4 (Dr. Strum) blockiert ein viertes Medikament (Dostinex) das Prolaktin. Die Dimensionen bei der Testosteronmessung sind verschieden 20 ng/dl =0,69 nM/L =0,2 ng/ml . Bei der Einnahme von Medikamenten zur Senkung des Testosteronspiegels stelle sich die Frage, ob das auch gemessen würde. Bei Medikamentierung zum Absenken des Blutdruckes sei es selbstverständlich, dass der Blutdruck kontrolliert (gemessen) würde. Nach drei oder vier Jahren Testosteronentzug (Spritze) kommt es nach Absetzten der LHRH-A meistens nicht mehr zu einem Testosteronanstieg. Grund: Wahrscheinlich eine irreversible Bindung der LHRH-A am Rezeptor in der Hypophyse ( = Hirnanhangsdrüse ). Dreifache Hormonblockade nach Dr. B. Leibowitz Christian Ligensa Die DHB ist der erste Schritt einer Primärtherapie in einem Gesamtkonzept. bei lokalem Prostatakarzinom mit geringem und mittlerem Risiko PSA GS Klinik Biopsie geringes Risiko mittleres Risiko < 10 10 - 19 ≤6 3+4 T1c oder T1c - T2a T2a weniger als 50% innerhalb einer Stanze befallen 13 Monate dauert die DHB (Triple-Hormon-Blockade) gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit Finasterid (Proscar) Bei höherem Risikoprofil empfiehlt Dr. Leibowitz zusätzlich eine niedrigdosierte Chemotherapie Der mittlere Zeitraum zum Erreichen eines PSA-Wertes von 0,1 nach Therapiebeginn sei etwa 4 Monate (ein bis 10 Monate seien möglich) Die mittlere Therapiezeit der DHB betrüge 13 Monate (in besonderen Fällen auch bis 27 Monate) Sofern bei DHB ein zweiter Zyklus erforderlich sei, würde dieser mit einer geringdosierten Chemo kombiniert. Das Geheimnis des Überlebens sei die Hormonrestistenz zu vermeiden, d.h. grösstes Problem bei der Hormonblockade sei das Resistentwerden, jedoch sei das, so Christian Ligensa, bei einer intermittierenden Hormonblockade nicht zu erwarten. Die schlimmste Form der Hormonblockade sei die Dauertherapie mit dem Risiko des hormonunabhängigen Prostatakarzinoms. Die intermittierende Androgenblockade (IADT) mit wechselnden Therapiezyklen und Therapiepausen (Prof. Tunn, Offenbach) sowie vorher festgelegtem PSA-gesteuertem Interventionspunkt (z.B. beginnt der nächste Anwendungszyklus bei PSA = 3,0) scheint eine sinnvolle Alternative zur kontinuierlichen Androgenblockade zu sein, bei verbesserter Lebensqualität, über eine progressionsfreie Lebenszeitverlängerung durch die iADT gibt es jedoch mit Ausnahme im Tierversuch noch keine Daten. Das gilt auch für die Rezidivrate. Während bei der iADT die Anwendungszyklen immer länger, die Pausen immer kürzer und der PSA-Nadir immer höher wird, befinden sich DHB-Patienten zu 80% im Pausenmodus. Ein PSA Grenzwert als Interventionspunkt ist bei der DHB nicht verbindlich vorgegeben. Christian Ligensa: „Nur ein Zyklus mit dem schärfsten Schwert, um möglichst lange einen Folgezyklus hinauszuzögern oder gar zu vermeiden.“ Nochmals Christian Ligensa: „Dr. B. Leibowitz spricht nicht von „geheilt“. Wer behauptet, ich bin geheilt, der muß der liebe Gott sein. Die Formulierung ‚geheilt’ insbesondere im Zusammenhang mit der OP („Nach der OP sind Sie geheilt“) ist eine statistische Lüge. Geheilt bedeutet eine lang anhaltende Vollremission; besser wäre die Bezeichnung lebenslange chronische Krankheit. Wir müssen deshalb die Diskussion anders führen - es gibt aggressiven und es gibt wenig aggressiven Prostata-Krebs, wir sterben an oder wir sterben mit Prostatakrebs.“ Die DHB und das Risikoprofil geringes Risiko mittleres Risiko PSA < 10 10 - 19 GS ≤6 3+4 Klinik T1c oder T1c - T2a T2a Biopsie weniger als 50% innerhalb einer Stanze befallen hohes Risiko > 20 4+5 und höher T2b oder mehr mehr als 50% innerhalb einer Stanze befallen Christian Ligensa: Dr. B. Leibowitz empfiehlt sofort die effektivste Therapie anzuwenden: DHB + Taxane + Estramustinphosphat + Carboplatin und ggf. auch Thalidomid als Angiogenesehemmer (Nieren- und Leberwerte kontrollieren!) Lt. Dr. leibowitz mache es keinen Sinn, die effektivste Therapie für später aufzuheben. Die DHB sei auch als sekundäre Therapie anwendbar. Dr. Eichhorn verdeutlicht anschließend die Unterschiede zwischen den Behandlungskonzepten von Dr. Leibowitz und Dr. Strum. 1. Grenzwerte für eine Intervention Ein Problem sei der PSA-Anstieg nach der DHB nach Dr. Leibowitz. Bei der DHB gäbe es keinen definierten PSA Wert für eine Intervention, sondern stelle ab auf eine „multifaktorielle Betrachtung“ und „Warten auf das PSA-Plateau.“ Und da fehle es an festgelegten Grenzwerten. Die intermittierende ADT: Dr, Strum und Dr. Scholz verwenden in ihrer Studie definierte PSA-Grenzwerte. Sie halten es für ein Risiko den PSA – Wert ansteigen zu lassen in der Hoffnung es werde sich ein Plateau ausbilden. PSA-Grenzwert 5,0 PSA-Grenzwert 2,5 bei iADT2 (mit LHRH z.B. Enantone + AA z.B. Casodex) bei iADT3 (mit LHRH z.B. Enantone + AA z.B. Casodex + Finasterid/Proscar als Erhaltungsmedikament). Die Halbierung des PSA-Wertes von 5,0 auf 2,5 hat mit der Maskierung des PSA-Wertes durch Finasterid zu tun ( Risikogesichtspunkte ) 2. Behandlungszyklus Dr. Leibowitz rechnet 13 Monate ab Therapiebeginn Dr. Strum rechnet 1 Jahr ab Erreichen des PSA-Nadirs. 3. Chemotherapie Dr. Leibowitz setzt frühzeitig auf eine niedrigdosierte Chemotherapie („schärfstes Schwert“). Es besteht lt. Dr. Eichhorn die Gefahr einer Übertherapie. Viele Patienten sprechen auch auf den Androgenenzug allein sehr gut an.Man solle einen beschwerdefreien Patienten nicht zu einer Chemotherapie „überreden“ ( Risiken: Blutbild, Haarausfall, Polyneuropathie etc.. ) Dr. Eichhorn: Dr. Strum sei der Meinung, wenn eine Hormontherapie gut läuft, kann man diesem Patienten die Chemo 3 bis 4 Jahre ersparen. Ggf. ist im 2. oder 3. Zyklus ein Zwischenschritt mit z.B. Ketokonazol möglich. 4. Finanzierung Dr. Eichhorn betont: Solange eine Therapie mit LHRH-A und Antiandrogenen wirkt, gibt es keine Taxane auf Kasse, sondern erst im refraktären Stadium. Für privat Versicherte Patienten ist der Spielraum größer. 5. Zusammenarbeit mit anderen Urologen Dr. Bob Leibowitz vertrete, so Dr. Eichhorn, die Meinung: Laßt euch nicht operieren! Laßt euch nicht bestrahlen! Damit hat er ein Problem in der Urologenwelt. Das PSA-Rezidiv - Dr. Eichhorn PSAR = PSA-Rezidiv = PSA-Relaps Dr. Eichhorn: Die wenigsten Patientenhaben ein echtes Rezidiv. Häufig sei eine unzureichende Erstuntersuchung der Grund für einen PSA-Anstieg nach z.B. einer Operation. Solche PSA-Rezidive seien nicht lokal. Das PSA-Rezidiv Risiko basiere auf - Diagnose - Staging - Bio-Marker - Pyrilinks (DPP) - Ansprechen der ADT - Ergebnisse von Tabellen/Nomogramme Dr. Eichhorn: „Wenn PSA wackelt (persönliche Anmerkung: oszilliert), ist daraus kein Trend z.B. für einen PSA Anstieg abzuleiten.“ und „Es gibt Männer, die halten einen PSA-Wert von 0,5 über 15 Jahre und es passiert nichts.“ und „Ein schnelles Rezidiv haben 23% der Männer.“ und „Bei 4% der Männer wird ein Rezidiv noch nach 15 Jahren festgestellt. Der PSA-Wert wird beim Rezidiv zum Surrogatparameter für das Überleben.“ Früher Nachweis des PSA-Rezidivs Ultrasensitive Messverfahren erkennen Rezidive ein bis zwei Jahre früher; allerdings besteht die Möglichkeit zur Verfälschung des PSA-Wertes durch gutartiges Prostata-Restgewebe. Warum früher Nachweis? Die Tumormasse ist noch klein, weniger Mutationen ein kleiner Tumor reagiert besser auf Bestrahlung; bei einem fortgeschritteneren Rezidiv evtl. schlechtere Gefäßversorgung im inneren Bereich des Tumors – damit schlechterer Zugang für eine medikamentöse Therapie. Rezidiv-Nachweis mit Bildgebenden Verfahren: Der Nachweis eines Rezidivs mit Cholin-PET sei erst ab PSA 1,5 bis 2,0 einigermassen zuverlässig möglich. Zum Nachweis von Samenblasenbefall sei eMRT/CT besser geeignet. Der Nachweis von Lymphknotenbefall entweder per USPIO oder Cholin-PET PET 18F zum Nachweis von Knochenmetastasen. Marker wie PAP oder SPP>3 vor der Operation deuten auf ein hohes Rezidivrisiko. Ein erhöhter SPP-Wert deutet lt. dem Radiologen M. Dattoli, USA, auf einen möglichen Mißerfolg bei der Seedstherapie oder Brachytherapie + ext. Bestrahlung hin. Dr. Eichhorn sprach es nur an, nicht aus: „Man könnte mehr bei der präoperativen Diagnostik tun. Aber Urologen........“ In einer offenen Diskussion folgen verschiedene Kasuistiken als Reflexion zum Thema PSARezidiv. Dr. Eichhorn: „Wenn nach einer Prostatektomie Patienten, die noch inkontinent sind, zu früh bestrahlt werden, droht dauerhafte Inkontinenz.“ „Wenn die Prostata weg ist, ist die Gefahr für das AIPC deutlich geringer als mit Prostata.“ „Der Erfolg einer Therapie mit Ketokonazol bei AIPC ist von der Höhe des PSA abhängig und sinnlos bei einem hohen PSA von z.B. 200.“ „Wir behandeln nach Dr. Strum zunächst systemisch mit einer ADT3 +/- Chemotherapie und konsolidieren danach lokal durch Bestrahlen.“ Erkennen und Behandlung von Nebenwirkungen der ADT unter besonderer Berücksichtigung der Knochenintegrität - Dr. Eichhorn „Therapiebedingte Nebenwirkungen muß man nicht geduldig ertragen. Die Therapie wird dadurch nicht besser.“ Dr. Eichhorn erläuterte die verschiedenen Nebenwirkungen während und nach einer Hormontherapie: akut chronisch Impotenz Muskel und Gelenkschmerzen Gedächtnisschwund Stimmungsschwankungen Anämie Muskelschwund Muskelschwäche Gewichtszunahme Chronische Müdigkeit Osteoporose (verbunden mit Knochenschmerzen) Gynäkomastie 40-60% besonders bei Monotherapie mit NSA (nichtsteriodale Antiandrogene wie z.B. Flutamid oder Casodex) Cholosterol und Triglyceride steigen an Häufiger Harndrang Hitzewallungen, Schweißausbrüche 40-80% Verminderter Bartwuchs und (persönliche Ergänzung: Körperbehaarung Verkleinerung der Genitalien) Die Muskelkraft verringert sich um ein Drittel Gewichtszunahme Gegen Gynäkomastie könne man Tamoxifen geben. Einfluß auf Cholesterolspiegel und Triglyzerine durch die Fischöldiät nach Barry Sears; z.B. 3x1000mg Omega-3-Fischöl täglich ( Kontrolle von Arachidonsäue und Eicopentaeonsäurespiegel im Blut ). 3x wöchentlich Oestrogenpflaster (Estraderm 100mg) gegen Hitzewallungen oder über Sojaprodukte erhöhte Aufnahme von pflanzlichem Östrogen. Die Orale Aufnahme von Östrogen führt zu einen erhöhten Thromboserisiko - nicht jedoch die transdermale Aufnahme. Das Absenken des Testosteronspiegels durch die ADT führt zur Stimulation der Osteo k lasten (Knochenabbau K=Knochenklau!) und das wiederum stimuliert Tumorwachstum. Testosteron ist ein Hemmstoff für Osteoblasten ( Zellen, die Knochen aufbauen ). Wichtig deshalb die Knochendichtemessung per QCT. Bewegung, Oestrogene, Calcium, Bor, Vitamin D und Fluor wirken dem Knochenschwund entgegen. Behandlungsvorschläge: Fosamax oder Zometa und Calcium-Citrat und Rocaltrol Zometa i.V. ist um 1000mal wirksamer als die oral genommen Medikamente Aredia oder Fosamax. Zometa verringert Knochenabbau bzw einsetzende Osteoporose. Kardiovaskuläre Erkrankungen gehen einher mit Osteoporose: Kalkablagerungen in der Halsschlagader (Carotis), ebenso neurologische Erkrankungen wie z.B. M. Alzheimer Chemotherapie - Neue Targets in der systemischen Prostatakarzinom-Therapie Diapräsentation von PD. Dr. Roger Paul, München Merksätze von Dr. Eichhorn: Irgendwann ist die ADT ausgereizt. Estramustinphosphat vertragen 90% der Männer nicht ( Magenprobleme ) Führende Onkologen sind der Meinung: Wenn ein Medikament den PSA-Wert um 50% absenkt, leben die Betreffenden auch länger! Je mehr Medikamente, je mehr Toxizität Beer Protokoll: Docetaxel + Calcitriol wird gut vertragen Calcitriol jedoch bis 40 Pillen täglich. Je früher die Chemotherapie, desto besser wirkt die Therapie. Die landläufige Meinung, mit der Chemotherapie noch eine Waffe für später in der Hinterhand zu haben, ist vermutlich veraltet. Taxane: Bei Nachweis des Protein bcl-2 (siehe Vortrag von Prof. Bonkhoff) wirken Taxane häufiger als wenn bcl-2 nicht vorhanden. Paclitaxel (Taxol) scheint als Medikament weniger erfolgreich. Viele Kombinationen möglich – z.B. Kombination von Taxotere, Estacyt und Carboplatin. Bei Docetaxel (derzeit therapeutischer Standard hohe Dosis alle 3 Wochen ) Monotherapie PSA-Abfall >50% bei 40 bis 60% der Patienten – Nebenwirkungen aber stärker als bei wöchentlicher Gabe. Zukünftige Medikamente Substanzklasse Vertreter Endothelinantagonisten Antiangiogenese, VEGF-R Wachstumsfaktorinhibitoren Her2/neu EGF-R Atrasentan (Xinlay®) Thalidomid (Contergan®), Cilengitide, Bevacizumab (Avastin®) Trastuzumab (Herceptin®) Imatinib (Glivec®) Sorafenib Immuntherapie, Gentherapie Provenge®, GVAX® Chemosensitivitätstestung Es gibt ein Labor in Griechenland, das seriös erscheint. Nähere Informationen zur Austestung von Tumorzellen aus dem Blut unter www.rgcc-genlab.com Ein Labor in Recklinghausen führt auch dies Testungen durch. (Neue und vergessene) Medikamente zur Behandlung des AIPC Dr. Eichhorn Es geht um Therapiekonzepte zur Behandlung des androgenunabhängigen Prostatakarzinoms. Relativ neu: Leukine (GM-CSF). Macht kaum Nebenwirkungen. Allerdings braucht es dazu den „richtigen“ Patienten (S. Meyers, USA) Somatostatin blockiert die Überlebensstrategie der PCA-Zellen und soll sich in Kombination mit Dexamethason bewährt haben (Studie läuft bei Prof. Heidenreich). Einsatz bei hohem CGA-Spiegel. Orlistat (Xenical) ist eigentlich lt. Dr. Eichhorn ein „Nebenkriegsschauplatz“, wenn FAS ( fatty acid sythase - Feststellung durch den Pathologen) vorliegt;. Orlistat ist zugelassen zur Behandlung von Adipositas. Orlistat hat im Tierexperiment das PC-Wachstum erfolgreich gehemmt. Es gibt noch keine Studien am Menschen. Ein Pilz namens Phellinus linteus gilt als neue sogenannte heiße Spur, soll doch sein Pilzextrakt (in Japan!) eine Komplettremission bei PCA bewirkt haben ( Kasuistik – Einzelfall !!! ) Ketokonazol in Verbindung mit Hydrocortison: Wichtig zu wissen ist, dass eine Dosiseskalation dem Patienten manchmal keinen Benefit bringt. Es ist gut, den Ketokonazolspiegel zu überwachen, macht z.B. das Labor Tiller in München. Bei Ketokonazol sollten die Leberwerte kontrolliert werden. Es gibt Studien zu Ketokonazol als LowDose (3x200 anstelle von 3x400). Man kann versuchen HC (Hydrocortison) zu reduzieren, wenn starke Nebenwirkungen auftreten (z.B.Wassereinlagerungen ) nach S. Meyers, USA). Ketokonazol (Lowdose) kann auch mit Taxotere kombiniert werden.Hinweis: Ketokonazol auf leeren Magen einnehmen oder mit Vitamin-C-Tablette (saures Milieu ist erforderlich) und auf zeitlich korrekte Einnahme achten ( alle 8 Stunden ). Die Östrogene sind wieder da. Der Blutspiegel sollte überprüft werden. Günstig ist zweimal wöchentlich ein bis 4 Östrogen-Pflaster; macht geringe/keine Nebenwirkungen. Dr. Eichhorn: „Thromboseprobleme und Lungenembolien gibt es nur, wenn man das Zeug schluckt.“ Östrogene verhindern den Knochenabbau; die Stimmungslage wird besser. In den USA sind viele Patienten sehr zufrieden mit der Östrogentherapie. Sonntag 08.10.2006 Es gab eine etwa einstündige Zusammenfassung und Stellungnahmen zu Einzelfragen durch Dr. Eichhorn und Wolfgang Petter. Nachwort in eigener Sache: In eigener Sache muß ich für mich, vielleicht auch für andere Teilnehmer, klarstellen: Wir, ich, waren und sind medizinische Laien, und ganz sicher hat dieses Seminar daran kaum etwas geändert, ändern können und ganz sicher auch nicht wollen, sieht man von dem Engagement Dr. Eichhorns ab, uns Betroffene und Selbsthilfegruppenleiter immer mehr, Stück für Stück, von Seminar zu Seminar, tiefer, fitter in Sachen Prostatakrebs zu machen, uns mehr und mehr im Krankenalltag verwertbare praktische Informationen mitzugeben. Dennoch, ich habe ganz sicher, und meine Mitkollegen aus dem Seminar, denen ich diesen Bericht versprochen habe, mögen es mir verzeihen, das Eine oder Andere nicht komplett verstanden, habe nicht alles notieren können und habe bei der Nacharbeit ganz bestimmt noch genug Lücken gelassen, die zu hinterfragen sind. Auch hatte ich beim Nacharbeiten mehrfach gedankliche Fragen wie z.B.: Hast Du das denn so verstanden, wie Du es da schreibst? Hast Du es so mitgeschrieben, wie Dr. Eichhorn es vorgetragen hat? Und es gilt hier schon der erste Dank an Dr. Eichhorn, meinen, diesen, Mitschrieb gelesen und so gut es ging verbessert zu haben. Gleichwohl bin nicht nur ich Prof. Bonkhoff dankbar für seine Beiträge, helfen sie uns doch beim Verständnis für Diagnose- und Therapieentscheidungen aber auch beim kritischen Hinterleuchten dessen, was uns in der Urologenpraxis widerfährt bzw. mitgeteilt wird. Der Geräuschpegel im Saal der Salusklinik ging gegen Null, als Prof. Bonkhoff mit leiser Stimme - die zwischenzeitlich installierte Lautsprecheranlage entpuppte sich als eher hinderlich komplizierte pathologische Sachverhalte Schritt für Schritt erläuterte. Prof. Schmitz-Dräger bewies, auch in der Männerküche wird nur mit Wasser gekocht und nicht gezaubert. Und dass nach einem kräftig verwirrenden sowie Vieles in-frage-stellendem Eingangsstatement die dann offenen Fragen mehr allgemein beantwortet wurden und auch erwartete Praxistips ausblieben, machte strenggenommen dem vielgelobten Männerkochbuch des Referenten keinen besseren Beigeschmack. Lieber Herr Prof. Schmitz-Dräger: Etwas mehr Salz oder Pfeffer hätten den Vortrag schmackhafter gemacht als das nette Witzchen mit den Vitamintabletten zum Schluß. Der anschließend rasant vorgetragenen Beitrag zur Strahlentherapie von Prof. Lohr hätte vielleicht den Untertitel „Blitzdiät“ verdient gehabt, beleuchtet doch der Referent zwar Highlights der Bestrahlungstechnik, aber jeweils nur recht kurz, so eine Art light-Version. Praktisches, Verwertbares für unsere Gruppenarbeit blieb Mangelware. Breiten, sehr breiten, fast überzogenen Zeitraum wurde der Dreifachen Hormonblockade nach Dr. Bob Leibowitz eingeräumt, woraus sich später etwas Kritik entwickelte, weniger inhaltlich, eher mehr in Sorge, für die heimischen Gruppen nicht ausreichend umfangreiche Informationen zum PSA-Rezidiv und zu der befürchteten hormonrefraktären Situation mitnehmen zu können. Fazit: Ein insgesamt gelungenes Informationsseminar mit einer Fülle von Details, manchmal nur beim scharfen Zuhören erkennbar, weil im Halbsatz verborgen, das dem erfahrenen Teilnehmer mehr brachte, denn dem anwesenden Neuling und weniger den Teilnehmern, die anstelle des Vortrags-Seminars eine Diskussionsveranstaltung erwartet hatten. Hier sei ein Vergleich zum Urologen-Patientengespräch erlaubt: Bessere Information vorher helfen hinterher Enttäuschungen und Fehleinschätzungen vermeiden. Lieber Herr Dr. Eichhorn: Ein Vergelts-Gott reicht eigentlich nicht aus. Wir schätzen Ihr persönliches Engagement, Ihre Mühe, uns urologisches Fachwissen patientengerecht aufzubereiten, Ihre Geduld mit uns auch bei anschwellendem Stimmenpegel und Ihr Ohr, das Sie auch nach einem langen Seminar für uns und unsere persönlichen Anliegen hatten. Dafür ganz schlicht aber umso herzlicher: Danke! (WDF) Glossar (entnommen der Internetseite von Prof. Bonkhoff) Apoptose: programmierter Zelltod Apex: Spitze, dem Beckenboden zugewandte Seite der Prostata Basal: Basis, der Harnblase zugewandte Seite der Prostata Extraprostatisch: außerhalb der Organgrenze der Prostata Immunhistochemie: Darstellung eines Proteins im Gewebe oder Zelle mit einem spezifischen Antikörper Margin: mit Tusche markierte Absetzungsränder des Operationspräparates Neuroendokrin: Eigenschaft von Zellen Hormone zu bilden, die lokal oder systemisch wirken können Nervenscheideninvasion: in die Prostata strahlen von außen zahlreiche Nerven ein. Das Prostatakarzinom nutzt diese Nervenäste als Leitschiene, um die Organgrenze zu durchbrechen Ploidie: ist ein Maß für den DNA- Gehalt von Zellen und wird durch die optische Dichte der Zellkerne gemessen. Normale Zellen haben einen doppelten Chromosomensatz und werden als diploid bezeichnet. Diploide oder tetraploide Tumorzellen haben somit den gleichen oder den doppelten DNA- Gehalt im Vergleich zu normalen Referenzzellen. Aneuploide Tumorzellen zeigen gegenüber normalen Referenzzellen eine ungerade Zunahme des DNA- Gehaltes. Präkanzerose: maligne Transformation des Prostataepithels, Vorläufer des Prostatakarzinoms Radiatio: Bestrahlung Staging: Feststellung des Tumorstadiums durch TNM TNM: Lokale Tumorausdehnung (T), Lymphknotenstatus (N), Fernmetastasen (M)