Johannes Roger Hanses, VITA IN DEUM-Initiative: „Jesus und der Koran“ Ein katechetischer Brief Mit Deiner Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Lass mich erklären, warum ich glaube, dass der Koran nicht Gottes letztes Wort sein kann. Mein muslimischer Freund Murat sagt, die Terroristen seien Terroristen und keine guten Muslime, die Terroristen würden den Koran falsch deuten. Wir dürfen ihm nicht widersprechen, weil er unser Freund ist. Zudem liefert er selbst den besten Beweis. Er lebt als liebevoller Vater mit seiner Familie zusammen, ist von tiefem Friedenswillen geprägt und wirklich ein gläubiger, sunnitischer Muslim. Weißt Du, was mein Problem dabei ist: Gott spricht nicht missverständlich. Gottes letztes Wort darf nicht so falsch zu deuten sein, jedes Kind muss es verstehen können. Deshalb glaube ich, dass der Koran nicht das letzte Wort Gottes sein kann, nur Jesus kann das sein. Der biblische Hebräerbrief beginnt mit den feierlichen Worten: "Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat; er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens." Die gesamte Bibel ist auf dieses letzte Wort hin geschrieben. Und dieses Wort ist unmissverständlich und zugleich für jeden zu verstehen. Unser Freund sagt, die Terroristen verstehen den Koran falsch, verstünden sie ihn richtig, wären sie friedlich. Ich will ihm nicht widersprechen. Dennoch: Hier liegt ein Punkt, den ich selbst meinem Freund Murat gern nachdenklich machen würde. Wie kann Gott ein Buch als letztes Wort an die Welt geben, das man so sehr missdeuten kann, dass es erlaubt mit einem Flugzeug in ein Hochhaus zu fliegen? Wie Du weißt, hat die Bibel auch ihre Stellen, die man, wenn sie allein genommen werden, auch gründlich missdeuten kann. Auch dort werden Morddrohungen ausgesprochen, Verbrechen begangen und viele Dinge getan, die sehr wohl sehr falsch verstanden werden können. Eines aber kann man nicht falsch verstehen: Christus selbst! Ich meine die Person, den, von dem die Bibel erzählt, von dem die Heiligen aller Zeiten erzählen, von dem mein bekehrter Freund erzählt, dass er im Herzen von diesem Christus ergriffen ist, so dass er weint vor Freude und Rührung. Diesen Christus kann man nicht missdeuten. Dieser Christus lag als Baby in einer Krippe und hat schon da die Armut kennen gelernt. Dieser Christus hat dreißig Jahre friedlich bei den Menschen gelebt. Dieser Christus hat mit seinen Händen gearbeitet und sein Brot verdient. Er hat frei und offen gepredigt, nie etwas getan, das man als Böse oder aggressiv deuten könnte. Er hat den religiösen Führern seiner Zeit offen ins Gesicht gesagt, was falsch und richtig ist. Er hat die Wunden der Menschen geheilt und sich der Kranken angenommen. Er hat den Satan vertrieben, wo immer dieser sich ihm stellte. Er hat geworben, nicht gefordert. Er starb am Kreuz und bat den Vater um Vergebung für seine Peiniger. Er vergab seinem Verräter Petrus und machte ihn wieder zum Führer seiner Herde. Dieser Christus hat gesagt: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen.“ „Es gibt keine größere Liebe, als wenn jemand sein Leben für seine Freunde gibt“, war seine Rede, und „ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde habe ich Euch genannt.“ Als der Täufer im Gefängnis lag, ließ er ihn fragen, ob er der ersehnte Messias sei. Jesus antwortet: „Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ Jedes Kind, dem Du die Geschichte von Jesus erzählst, weiß sofort, dass man damit kein Verbrechen rechtfertigen kann. Man spricht immer von den Buchreligionen, die ihre gemeinsame Wurzel haben. Wir sind jedoch keine Buchreligion, in diesem Sinn, auch wenn wir das Buch der Bücher haben, von dem wir glauben, dass es Gottes Wort ist. Wir verkünden aber Christus, den Gekreuzigten, wie der Apostel sagt, kein Buch; und Christus ist eine Person. Jesus sagt am Kreuz: „Es ist vollbracht“. Das allerletzte Wort Gottes auf Erden war ein Opfer, kein Buch, dass er diktieren ließ. Was ich sagen möchte, ist: Jesus selbst kann man nicht missdeuten; jedes Kind versteht ihn gleich. Den Koran muss man deuten und das Alte Testament muss man deuten. Der große Unterschied ist, dass Jesus selbst die Deutung ist! Er sagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ In ihm ist alles zusammengefasst. Mein muslimischer Freund sagt also, die Terroristen sind nur Terroristen, weil sie Gottes letztes Wort falsch deuten. Ich dagegen kann nicht glauben, dass Gott am Ende so missverständlich spricht und uns mit einem Buch allein lässt, dass man auf den Mord hin deuten kann. Ich sage nur „kann“, nicht „muss“, aber schon das Können ist gefährlich. Wir sehen es jeden Tag und die friedlichen Muslime bekommen ihre verrückten Brüder nicht in den Griff. Wäre das alles so, wie die gemäßigten Muslime sagen, könnte sich der Terrorist eventuell mit den Worten bei Gott entschuldigen: „Wir haben Dich falsch verstanden. Wenn ich das alles falsch gemacht habe, hast Du nicht eindeutig genug gesprochen.“ Waschen wir die Wahrheit nicht: Es gab immer schon auch Terror unter christlicher Fahne. Aber: Ein Terrorist, der sich Christ schimpft, kann sich nicht herausreden. „Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben.“ Hätte er das getan, hätte er gesehen, dass dieser Blick ihr Tun verboten hat. Wenn Christen Unrecht tun, dann nicht, weil sie Christus falsch verstehen, sondern weil sie ihm kein Gehör schenken. © Johannes Roger Hanses, 37115 Duderstadt