Immunzytochemie, Immunhistochemie In den 1950er Jahren entwickelte sich die Immunzytochemie als eine Untergruppe der Immunologie. Zu dieser Zeit waren die Genauigkeit und auch die Umsetzbarkeit dieser Methode allerdings noch nicht ganz ausgereift. In den achtziger Jahren wurde sie dank dem hohen Standard der Antikörperproduktion und –aufreinigung zu einer der meist genutzten Methoden der Histotechniken. Das Prinzip dieser Technik basiert auf der Antigen-Antikörper Reaktion. Im Allgemeinen können alle Verbindungen mit hohem Molekulargewicht (Proteine, Glykoproteine, Polysaccharide, Fette) Antigene darstellen. Gegen diese Stoffe kann das Wirtstier (inkl. Mensch) Antikörper produzieren, die aus dessen Serum gewonnen werden können. Direkte und indirekte Immunzytochemie Basis Vorteile Nachteile Direkt Indirekt Gekennzeichneter Primärantikörper – Einschrittverfahren Nicht gekennzeichneter primärer Antikörper + gekennzeichneter Sekundärantikörper (gegen die konstante Region des primären Antikörpers) – 2 oder mehrere Schritte schnell nicht arbeitsintensiv Schwache Hintergrundsignale Ökonomisch Effiziente Verstärkung Kennzeichnen des Antikörpers könnte zu einer verminderten Affinität für das Antigen führen Wahrscheinlichkeit starker Hintergrundsignale Hoher Arbeitsaufwand Zeitintensiver Ablauf Antikörper in der Immunzytochemie Primärer Antikörper Aufgrund ihrer Herstellungsart können zwei Hauptgruppen dieser Antikörper unterschieden werden. Wird der Antikörper aus dem Vollserum eines Tieres aufgereinigt, stammen die Antikörper von verschiedenen Lymphozytenklonen. Sie erkennen verschiedene Epitope auf dem Antigen und werden deshalb polyklonale Antikörper genannt. Wird ein Antikörper von, durch klonale Selektion ausgewählten, Lymphozyten produziert (1 Klon) und aus deren Überstand gewonnen, so spricht man von monoklonalen Antikörpern. (Klonale Selektion bedeutet, dass jene Lymphozytenklone ausgewählt werden, die die höchste Affinität zu dem Antigen besitzen). Köhler & Milstein gewannen 1984 den Nobelpreis für die Entwicklung ihrer Technik zur Produktion monoklonaler Antikörper (Hybridomatechnik). Sekundärer Antikörper Bei der Wahl eines sekundären Antikörpers ist es am wichtigsten zu wissen, welches Tier verwendet wurde, um den primären Antikörper zu produzieren – Es müssen sekundäre Antikörper gegen die konstante Region des primären Antikörpers produziert werden (z.B.: Ziegen anti-Maus Antikörper = produziert in einer Ziege wirksam gegen die konstante Region eines Maus-Immunglobulins). Terziäre Reagenzien In der indirekten Immunozytochemie kann die Reaktion in drei oder mehreren Schritten fortgeführt werden. Im Folgenden werden zwei Komplexe beschrieben, die mit Enzymen arbeiten, nämlich der (a) Peroxidase-Antiperoxidasekomplex (PAP) und die (b) Avidin-Biotin (ABC) methode. (a) Der PAP Komplex besteht aus (1) einem antigenspezifischen Primärantikörper, (2) einem Horseradish-Peroxidase (HRPO) spezifischen Antikörper (bindendes Enzym) und (3) einem dritten “überbrückenden” Antikörper spezifisch für die konstante Region der ersten beiden (1, 2) Immunoglobulinen (Antikörper (1) und (2) müssen von der selben Spezies stammen). (b) Für die ABC-Methode benötigt man Avidin/Streptavidin, welches mehrere Biotinbindungsstellen aufweist (Biotin = H-vitamin). Wird ein biotinylierter primärer oder sekundärer Antikörper verwendet, bindet Avidin (Streptavidin oder Extravidin in Kits) zu dem gekennzeichneten Antikörper. Weil Avidin mehrere Biotinbindungsstellen hat, kann eine gute Verstärkung des Signals erzielt werden. Das Signal kommt von einem biotinyliertem HRPO-Molekül, das zu Avidin bindet. (Avidin stammt aus Eiern, während Streptavidin von Streptokokken gewonnen wird). Visualisierung der Antigen-Antikörper-Reaktion Fluorochrome Primäre sowie sekundäre Antikörper können durch kovalente Bindung mit aromatischen, ringförmigen Molekülen oder Proteinen (Phycoerythrin-PE) gekennzeichnet werden. Diese Verbindungen können durch Licht einer bekannten Wellenlänge angeregt werden und geben wiederum Licht einer anderen Wellenlänge ab. Das am häufigsten benutzte Fluorochrom ist Fluoresceinisotiocyanat (FITC). Für Doppelmarkierung kann FITC gemeinsam mit anderen Fluorochromen anderer Farben verwendet werden (andere Emissionswellenlänge, z.B.: PE, TRITC). Die Reaktion kann unter dem Fluoreszenzmikroskop untersucht werden. Chromogene Die Reaktion basiert auf der durch das Peroxidase-Enzym ausgelösten Zersetzung von H2O2. Der dadurch entstehende Sauerstoff kommt frei und kann mit dem Chromogen reagieren. An der Stelle der Reaktion bildet sich ein unlöslicher, detektierbarer Niederschlag. Außer Peroxidase können auch andere Enzyme wie zum Beispiel Alkaline Phosphatase (AP) oder βgalactosidase verwendet werden. Einige allgemein verwendete Chromogene: 3’3 diaminobenzidin (DAB): Bei der Reaktion entsteht ein braunes Fällungsprodukt. (HRPO) 3-amino-9-ethylkarbazol (AEC): Rotes Fällungsprodukt (HRPO) Nitro-blue-tetrazolium/5-bromo-4-chloro-3-indolyl-phosphate (NBT/BCIP): Blau, Violett (AP) Die Reaktion kann unter dem Lichtmikroskop kontrolliert werden. Das Gewebe oder die Zellen müssen vor der Immunreaktion fixiert werden, um die Antigenstruktur für den Antikörper zu erhalten und manchmal auch um die Durchlässigkeit zu erhöhen. Es gibt mehrere Fixierungsmethoden, Aceton ist jedoch das am meisten benutzte Mittel in der Immunzyto/-histochemie. Der Nachteil der Fixiermittel Formalin, Paraformaldehyd, Glutaraldehyd ist, dass sie Quervernetzungen unter den Proteinen herbeiführen. Für intrazelluläre Zielantigene müssen verschiedene Detergentien (Triton-X100, Tween, Saponine) zur Zellpermeabilisation (durchlässig machen) verwendet werden. Blocken nicht-spezifischer Reaktionen Antikörper können auch zu nicht-spezifischen Bindungsstellen an Geweben und Zellen binden. Um das zu verhindern, werden diese Stellen vor der eigentlichen Reaktion mit reaktionslosen Proteinen wie z.B. Albuminen (Rinderserum-Albumin, Ovalbumin) geblockt. Kontrollen Um die Verlässlichkeit der Ergebnisse zu erhöhen, sollten positive und negative Kontrollen eingesetzt werden. Prüfen der endogenen Peroxidaseaktivität Vor den Experimenten muss die eigene Peroxidaseaktivität von Geweben und Zellen geprüft bzw. um einer Verfälschung des Resultats dadurch zu vorzubeugen, verhindert werden. Die Peroxidaseaktivität kann durch direkte Zugabe einer Substratlösung (z.B.: DAB, H2O2) zu dem Gewebe geprüft werden. Erfolgt eine Reaktion, muss die endogene Peroxidase vor der Antikörperreaktion durch z.B. phenyl-hidrasine-hydrochloride, 3% H2O2 unterdrückt werden. Prüfen von Autofluoreszenz Soll eine Fluoreszenzmethode zur Anwendung kommen, muss zuerst die eigene Fluoreszenz des Gewebes bzw. der Zellen gemessen werden. Wird Autofluoreszenz erkannt, kann man vor der Immunreaktion mit dem Anregungslicht fotobleichen. Anwendungsbereich Die Technik wird hauptsächlich von Pathologen, Immunologen und im neuroanatomischen Bereich angewandt. Nichtsdestotrotz ist diese Methode auch in vielen anderen zytologischen Experimenten mittlerweile unabdingbar.