PRESSEINFORMATION „Manuskripte brennen nicht“ (Michail Bulgakow) … am Abend der Avantgarde Nach „Enuma elisch“ von Anna Achmatowa in der Übertragung von Alexander Nitzberg URAUFFÜHRUNG Das Serapions Ensemble widmet sich in seiner neuen Arbeit dem weitgehend unbekannten letzten Meisterwerk der berühmten russischen Dichterin Anna Achmatowa (1889–1966), deren Todestag sich am 5. März zum 50. Mal gejährt hat. Das poetische Werk, das Drama, Lyrik, Prosa und Essayistik miteinander verbindet, kann als Reflexion auf die politisch restriktive Zeit verstanden werden, in der Achmatowa lebte – unter der stalinistischen Herrschaft wurde sie mit einem Publikationsverbot belegt, ihr erster Ehemann wurde als Oppositioneller erschossen, ihr Sohn war jahrelang in Haft, zahlreiche ihrer Freunde kamen ums Leben. Die einzelnen Szenen von „Enuma elisch“, die keiner festgelegten Reihung folgen (die Dichterin verteilte das Manuskript auf mehrere Umschläge), schwanken zwischen Traumsituation und Satire. Achmatowa selbst sorgte für eine Mystifizierung des Werks: Angeblich verbrannte sie 1944 die erste Version des ursprünglich als Theaterstück konzipierten Textes, nahm aber immer wieder darauf Bezug. In den 1960er Jahren bis zu ihrem Tod „rekonstruierte“ und erweiterte sie ihn, wobei die Vernichtung des Dramas auch zur zentralen Metapher wurde. Der fragmentarische Charakter von „Enuma elisch“ und seine Komplexität trugen vermutlich dazu bei, dass es bis heute noch nie aufgeführt wurde. Das Serapions Ensemble, erweitert um zwei SchauspielerInnen, setzt es nun mithilfe seiner charakteristischen, poetisch-visuellen Ausdrucksmittel erstmals in Szene. Damit wendet es sich nach einer langen Periode mit Fokus auf überwiegend nonverbale Inszenierungen für diese Produktion wieder dem Sprechtheater zu. „… am Abend der Avantgarde“ wird bis 7. Mai 2016 insgesamt 19-mal auf dem Spielplan stehen. Eine Inszenierung des Serapions Ensembles unter der Leitung von Erwin Piplits und Mario Mattiazzo Mit: Sascha Becker, Carlos Delgado Betancourt, Julio Cesar Manfugás Foster, Marcelo Cardoso Gama, José Antonio Rey García, Ana Grigalashvili, Mercedes Miriam Vargas Iríbar, Miriam Mercedes Vargas Iríbar, Zsuzsanna Enikö Iszlay, Mario Mattiazzo, Erwin Piplits, Ivana Rauchmann, Gerwich Rozmyslowski, Sandra Rato da Trindade, Valentin Schreyer, Ariel Uziga, Lina Maria Venegas Premiere: 8. April 2016, 20 Uhr Weitere Vorstellungen: 9., 12.-16., 19.-22., 26.-28. April 2016 3.-7. Mai 2016 / jeweils 20 Uhr Karten: 1. Kat: 32 € (erm. 27 €) / 2. Kat: 25 € (erm. 20 €) Kartenreservierung: 01 / 216 51 27, [email protected], www.odeon-theater.at Pressekontakt: Mag. Teresa Haider, Tel: 01/216 51 27-15, E-Mail: [email protected] PRESSEINFORMATION RAHMENPROGRAMM 11. April 2016, 19:00 Uhr Gespräch mit Jewgenij Rejn über Anna Achmatowa Jewgenij Rejn wurde 1935 in Leningrad geboren. Mit zwölf Jahren lernte er Anna Achmatowa kennen. Als er selbst Lyriker wurde, half ihm die Dichterin mit Rat und Tat. Es war Rejn, der seinen Freund und Schüler und späteren Nobelpreisträger Joseph Brodsky in den 1960ern mit Achmatowa bekanntmachte. Zusammen mit Dmitrij Bobyschew und Anatolij Naiman standen sie der Grande Dame der russischen Literatur in ihren letzten Jahren bei. Als „Achmatowas Waisen“ trugen sie 1966 ihren Sarg. Jewgenij Rejn zählt heute zu den prominentesten Dichtern Russlands und veröffentlichte seit der Perestrojka zahlreiche Lyrik- und Essaybände. Er wurde u.a. mit dem Russischen Staatspreis (1996), dem Puschkinpreis (1997), dem Künstlerpreis Zarskoje Selo (1997) und dem Preis Poet (2012) ausgezeichnet. Er leitet das Poesie-Seminar des Moskauer Gorki-Literaturinstituts. Übersetzung: Alexander Nitzberg Freier Eintritt (Reservierung erforderlich) Reservierung: 01 / 216 51 27, [email protected], www.odeon-theater.at 15. und 22. April 2016, 18:00 Uhr Werkeinführung mit Alexander Nitzberg Der Übersetzer von „Enuma elisch“ gibt vor der Vorstellung eine Einführung in Achmatowas Werk. Alexander Nitzberg wurde 1969 in einer Künstlerfamilie in Moskau geboren (Mutter Schauspielerin, Vater Maler und Bildhauer). 1980 reiste er nach Wien aus. Er studierte Germanistik und Philosophie in Düsseldorf und lebt nun als freier Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Librettist und Rezitator in Wien. Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ersten Düsseldorfer Lyrikpreis (1996), dem Förderpreis für Literatur der Stadt Düsseldorf (1998) und des Landes NRW (1998) sowie auf Vorschlag von Peter Rühmkorf mit dem Förderpreis zum Joachim-Ringelnatz-Preis der Stadt Cuxhaven (2002). 2008 erhielt er den Förderpreis zum Hugo-Ball-Preis der Stadt Pirmasens, 2009 das FellowshipStipedium der Stiftung Insel Hombroich und war 2010 zur Ernst-Jandl-Poetikdozentur nach Wien eingeladen. Seine Neuübersetzung des Romans „Meister und Margarita“ von Michael Bulgakow wurde 2013 für den Preis der Leipziger Buchmesse (in der Sparte Übersetzung) nominiert. Im selben Jahr wurde er mit dem Jane-Scatcherd-Preis der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung geehrt. 2014 folgte der Read Russia-Preis der Russischen Föderation. Freier Eintritt (Reservierung erforderlich) Reservierung: 01 / 216 51 27, [email protected], www.odeon-theater.at Pressekontakt: Mag. Teresa Haider, Tel: 01/216 51 27-15, E-Mail: [email protected]