Luther-Blues Konzert mit Jürgen Kerth und Band (Erfurt) am Sonnabend, den 4. Oktober 2008 um 20 Uhr in der Wittenberger Stadtkirche Liedtexte von Jürgen Degenhardt (Erfurt) aus dessen Schauspiel „Martin oder die Gerechtigkeit Gottes“ von 1983/verboten und 1993/uraufgeführt Moderation: Klaus Helfricht (Lutherstadt Wittenberg) Martin Luther war ein exzellenter Liedermacher, seine Texte waren einprägsam und verständlich, seine Musik zeitgemäß. Jürgen Kerth ist ein einfühlsamer Komponist und virtuoser Gitarrist, der den Blues seit Jahrzehnten in die (zuerst DDR- und jetzt gesamt-) deutsche Rockmusik übersetzt. Jürgen Degenhardt ist ein akkurater Librettist, der seinerseits Luther aufs Maul geschaut und die Aufbruchstimmung der ersten Reformationsjahre eindrucksvoll in Worte gefasst hat. Klaus Helfricht ist ein erfahrener Theatermann, der weiß, worauf es ankommt, wenn das Wesentliche gesagt werden soll. Luther und Kerth, Degenhardt und Helfricht - das ergibt den Blues, der einen Konzertabend lang 16. und 21. Jahrhundert rhythmisch verbindet, Vergangenheit und Gegenwart gefühlvoll verknüpft und in die Zukunft trägt: Eine Pflicht für die Blueser, eine Kür für alle, die noch wissen, das Leben Musik ist. Informationen zu den Akteuren: Seit 43 Jahren steht der Erfurter Gitarrist Jürgen Kerth nun auf der Bühne. Sein Stil ist irgendwo der Schnittpunkt zwischen Santana, Johnny Winter, B.B. King, Hendrix u.a. Deswegen relativiert Kerth auch den gern gebrauchten Titel "Ostdeutscher Blueskönig": „Meine Musik soll genauso den Swing, Soul und Funk, Reggae und vieles anderes mehr beinhalten.“ Seit seinem 16. Lebensjahr spielt sein Sohn, Stefan Kerth als Bassist mit. Mit Stefan und Alexander Bätzel (dr) stehen ihm zwei exzellente Musiker zur Seite. "Mein Freund Bunbury" ist zweifellos das erfolgreichste Musical des Teams Bez/Degenhardt/Natschinski. Der Erfurter Jürgen Degenhardt hatte mit größtem Geschick Oscar Wildes "The Importance of being Earnest" ("Bunbury oder Ernst sein ist alles") als Basis für ein spritziges Libretto genutzt. "Ein einziges Mal habe ich ein deutsches Musical gesehen, aus dem ich nicht weniger beschwingt herausgegangen bin als aus ,Hello Dolly’ in New York und aus ,How to Succeed in Business’ in London und Wien - das geschah in Berlin, im Metropol-Theater bei ,Mein Freund Bunbury’ - so der Kritiker Horst Koegler nach der Uraufführung am 2. Oktober 1964 in "Theater heute". Mit dem Schauspiel „Martin oder die Gerechtigkeit Gottes“ hat Degenhardt noch einmal kräftig die Feder geschwungen: „Ein Stück der leisen Schreie, der inneren Kämpfe mit sich selbst und der äußeren Kämpfe mit der Macht (und) der modernen Bezüge, die gerade in den Songs und der Musik von Jürgen Kerth zum mittelalterlichen Leben kontrastieren (MZ 17.07.93). Degenhardt schrieb dieses Stück in einer Zeit, als er politisch unter enormen Druck stand: „Meine Bedrängnis, meinen Frust, meine Lage habe ich da hineingelegt.“ Klaus Helfricht (Lutherstadt Wittenberg), freier Autor und Regisseur, Schauspieler und Kabarettist, war jahrelang am Mitteldeutschen Landestheater in der Lutherstadt tätig und hat die Uraufführung von Degenhardts Lutherstück 1993 auf die Bühne gebracht. Textprobe S. 2 Himmel oder Hölle (Martins Lied) Himmel oder Hölle kann die Erde sein – Himmel oder Hölle, wer ist schuld? Kann der Mensch sich selber Von der Höllenqual befrein? Ist da nicht zuviel Bittere Geduld!? Raum zum Leben ist gegeben, aber reicht die Zeit? Augenblicke, Stunden, Tage machen keine Ewigkeit. Dieses Leben ist allen eine karge Frist. Himmel oder Hölle kann die Erde sein, Gott und Mensch, sie suchen sich und sind allein… … Himmel oder Hölle kann die Erde sein; Da ist so viel Gutes, so viel Schuld. Was wir auch erleiden, nur das Wort kann uns befrein, niemals die Gewalt, Mut nur und Geduld. Uns ist Leben hier gegeben und nur wenig Zeit. Augenblicke, Stunden, Tage machen keine Ewigkeit. Dieses Leben ist unseres Bemühens Frist. Himmel oder Hölle kann die Erde sein, doch wohin wir gehen, das liegt an uns allein…