PATHOLOGIE - TUMOREN 1. Allgemeines ...................................................................................................................................................... 2 1.1. Definition .................................................................................................................................................... 2 1.2. Unterscheidungsmöglichkeiten von benignen und malignen Tumoren ....................................................... 2 2. Metastasierung ................................................................................................................................................. 3 2.1. Allgemeines ................................................................................................................................................. 3 2.2. Metastasierungswege und Metastasenbildung ............................................................................................. 3 3. Tumorrezidiv und Regression von Tumoren ....................................................................................................... 6 3.1. Definition der Begriffe ................................................................................................................................. 6 3.2. Früh- & Spätrezidiv...................................................................................................................................... 6 3.3. Tumorregression .......................................................................................................................................... 6 4. Kanzerogenese .................................................................................................................................................... 6 4.1. familiäre Disposition .................................................................................................................................... 6 4.2. chemische Karzinogene................................................................................................................................ 7 4.3. Tumorentstehung durch Strahleneinwirkung und nach Inkorporation von Radionukleiden ........................ 7 4.4. Karzinogenese in ihrem Ablauf .................................................................................................................... 7 4.5. Kokarzinogene Faktoren .............................................................................................................................. 9 4.6. Tumorentstehung durch Einwirkung onkogener Viren ................................................................................ 9 4.7. Hormonwirkung ......................................................................................................................................... 10 4.8. Tumorentstehungsrisiko bei immunologischen Defekten .......................................................................... 11 5. Lokale und allgemeine Wirkungen des Tumors auf den Organismus ........................................................... 11 5.1. Lokale Folgeveränderungen ....................................................................................................................... 11 5.2. Auswirkungen d. fortgesch. Tumorstadiums auf d. Stoffwechsel d. Wirtsorganismus .............................. 11 5.3. Paraneoplastische Syndrome ...................................................................................................................... 12 6. Mögliche Abwehrmechanismen des Körpers gegen Tumorzellen .................................................................... 12 7. Geschwulstsystematik ....................................................................................................................................... 13 7.1. Mesenchymale Tumoren ............................................................................................................................ 13 7.2. maligne mesenchymale Tumoren ............................................................................................................... 14 7.3. maligne Lymphome ................................................................................................................................... 15 8. Tumormarker und Tumorantigene .................................................................................................................... 17 - Seite 1- PATHOLOGIE - TUMOREN 1. Allgemeines 1.1. Definition - Ein Tumor ist eine abnorme Gewebsmasse, die durch eine fortschreitende, überschießende autonome Proliferation körpereigener Zellen entsteht. 1.1.1. Dignität - gutartige (benigne Tumoren) gefährden das Leben des Erkrankten in der Regel nicht Ausnahmen: Unterbrechung lebenswichtiger Bahnen, z.B. Obliteration des Ductus choledochus oder Oesophagusverschluß Können durch Größe und Lokalisation störend wirken - Bösartige (maligne) Tumoren Führen unbehandelt in kurzer Zeit, d.h. in einigen Monaten bis Jahren zum Tode. 1.1.2. Nomenklatur - werden nach dem Gewebe, aus dem sie stammen, benannt. z.B. Lipom aus dem Fettgewebe, usw. bei malignen Tumoren wird an die Bezeichnung des Muttergewebes der Begriff – Karzinom oder Sarkom angehängt. 1.2. Unterscheidungsmöglichkeiten von benignen und malignen Tumoren Benigne Tumoren Maligne Tumoren Wachstum Langsam, verdrängend Schnell, infiltrierend (invasiv) (expansiv) Tumorgewebe dringt ohne Rücksicht auf Gewebs- oder Zellen des umgebenden Organgrenzen in die Umgebung vor und zerstört das Gewebes gehen durch ortsständige Gewebe. Tumorzellen wachsen zunächst wie die Druckatrophie oder Wurzelspitzen einer Pflanze in den Interzellularrräumen und Kompression der Gewebsspalten vor, die maligne Geschwulst erscheint dadurch Blutgefäße zugrunde. unscharf begrenzt, eine Bindegewebskapsel ist meist nicht ausgebildet. Eigenbeweglichkeit, fehlende Kontaktinhibitation und strukturauflösende Enzyme (spreading factor) begünstigen die Infiltration. Laktatbildung von malignen Tumoren verursacht eine Degeneration von Bindegewebe und mavcht es für abbauende Enzyme leichter angreifbar. Zugrundegehende Zellen im gRenzgebiet fördern die Implantation, da sie eine günstige Ernährung bieten (feedlayer- effekt). Tumorverz.B. beim Mammakatinom: 40 Verdoppelungen, dann letal. dopplungszeit Mitosezahl Entsprechend dem Rel. hohe Mitosezahl: bis zu 20 Mitosen auf 1000 Zellen. langsamen Wachstum nur sehr klein: 1 Mitose auf 1000 Zellen. Differenzierung Zellen gleichen Geringer als im normalen Gewebe, es kommt zur weitgehend denen des Entdifferenzierung, eine histologische Aussage über das Muttergewebes. Auch Muttergewebe kann unmöglich werden. Bei vollständiger die Leistung entspricht Entdifferenzierung: anaplastische Tumoren. Ausmaß durch der des Muttergewebes. Fehlregulation von Genen beeinflusst. Zytologische Uniforme Kerngrößen, Abnorme Kerngrößen, häufig Riesenkerne und mehrkernige Kriterien Kernformen und Zellen, Anisonukleose, Kernpolymorphien, Verschobene Zellgrößen, sowie Kern- Plasma- Relation zug. des Kerns, Polychromasie, regelrechte KernZellpolymorphien Plasma Relationen. Verlauf Langsam, symptomarm, Kurz, häufig letal, symptomreichhes Spätstadium, häufig - Seite 2- PATHOLOGIE - TUMOREN keine Metastasen, selten Rezidive Rezidive 1.2.1. Sichere Zeichen der Malignität: - infiltrierendes und destruierendes Wachstum infolge enzymatischer Histolyse und Lokomotion (= aktive Beweglichkeit) der Zellen. 1.2.2. Unsicheres Zeichen der Malignität: - Rasches Wachstum - Zellkernpolymorphien, Zellatypien, - Entdifferenzierung mit Verlust gewebseigener Strukturen. 1.2.3. Tumorklassifizierung Typing: - Beschreibung des Zelltyps, der den Tumor bildet Grading: - Beschreibung des Differenzierungsgrades: G1: hochdifferenziert, geringe Malignität G2: mitteldifferenziert, mittlere Malignität G3: niederdifferernziert, hohe Malignität - Beschreibung der Größe und Ausdehnung des Tumors: T: Tumor: Ausdehnung des Primärtumors 1. T0: keine Evidenz für Primärtumor 2. Tis: Präinvasives Carcinom (in situ) 3. T1- T4 : Evidenz zunehmender Größe und/ oder lokaler Ausdehnung des Primärtumors 4. Tx: Die minimalen Erfordernisse zur Bestimmung des Sitzes oder Ausbreitungsgrades des Tumors liegen nicht vor. N: Nodule: Lymphknotenbefall 1. No- 3: Keine Evidenz für einen Befall regionärer Lymphknoten bis starke Evidenz M: Metastasen 1. M0: keine Evidenz für Metastasen 2. M1: Evidenz für Metastasen - ist die Diagnose durch pathologisch- anatomische Untersuchungen gesichert, stellt man ein „p“ voran: pT3, usw. Staging: 2. Metastasierung 2.1. Allgemeines 2.1.1. Definition - Eine Metastase ist eine räumlich vom Primärtumor getrennte Tochtergeschwulst, die durch Verschleppung von Tumorzellen entstanden ist. - (der Metastasenbegriff ist nicht nur auf Tumoren beschränkt). 2.2. Metastasierungswege und Metastasenbildung - mit dem infiltrierten Wachstum dringen Tumorzellen auch in Blutgefäße, Lymphgefäße, seröse Höhlen und Liquorhöhlen ein, in denen sie verschleppt werden, um sich an anderen Stellen wieder anzusiedeln. - Dieser Prozeß wird in 3 Phasen unterteilt: 1. Invasionsphase: Mobilisierung der Tumorrzellen aus ihrem Verband im Primärtumor und ihre Invasion in die Gefäßbahn. 2. Embolisationsphase: Verschleppung der Tumorzellen mit dem Blut- oder Lymphstrom und - Seite 3- PATHOLOGIE - TUMOREN Embolisierung im „Zielorgan“. 3. Implantationsphase: Angehen von Geschwulstzellenkomplexen im Zielorgan, was der eigentlichen Entwicklung einer Metastase entspricht. Diese Phase ist der entscheidende Schritt für die Metastasenbildung. - - - - Die Metastasierung ist auf Veränderungen der Oberflächeneigenschaften der Tumorzellen, deren aktive Beweglichkeit und ihre Fähigkeit zur Auflösung umgebender Strukturen zurückzuführen. Tumorzellen besitzen eine Kollagenase IV, die das nur in Basalmembranen vorhandene Kollagen IV auflöst. Die Aktivität dieses Enyme korreliert mit der Aggressivität der Tumoren. Meist sind die metastatischen Zellen maligner als der Primärtumor! Mit dem Enzym Kollagenase III kann die Tumorzele im Interstitium vorhandenes Kollagen IIII auflösen. Das Wirtsgewebe reagiert darauf mit gesteigerter Bindegewebsbildung (Desmopalsie). Mit dem Glykoprotein Laminin haften sich die Tumorzellen erneut an der Basalmembran von Blutgefäßen fest. Die Loslösung von Tumorzellen aus dem Primärtumor erfolgt durch Einwirkung von Proteasen. 2.2.1. Bedeutung der Metastasierungswege für den Ort der Metastasen 2.2.1.1. Metastasierung über Lymphgefäßbahnen - Die lymphogene Metastasierung erfolgt durch Tumorinvasion von Lymphgefäßen- Karzinome metastasieren i.d.R. zunächst lymphogen. - Tumorzellen bleiben oft in den regionalen Lymphknoten hängen, siedeln sich hier zuerst im Randsinus an und können von dort aus den gesamten Lymphknoten durchsetzen Lymphknotenmetastasen. - Über den Ductus thoracicus können die Zellen dann in die Venen und den Blutstrom gelangen. - Als erstes Filter wirkt hier die Lunge, die daher besonders häufig Sitz von Metastasen ist. - Manchmal werden die regionalen Lymphknoten übersprungen. - Auch ist eine Metastasierung gegen den Lymphstrom möglich. - Lymphangiosis carcinomatosa = kontinuierliche Ausbreitung eines Tumors in Lymphgefäßen. 2.2.1.2. Metastasierung über Blutgefäßbahnen. - hämatogene Metastasierung - Eintritt erfolgt meist unmittelbar über Lymphgefäße - Sarkome metastasieren unmittelbar hämatogen, - Karzinomzellen gelangen im Frühstadium häufig auf dem Umweg über Lymphgefäße in die Blutbahn. Achtung: zahlreiche Ausnahmen !! - Unterteilbar in mehrere Phasen: Einbruch der Zellen ins Blut: Tumorzelleinschwemmung kann durch mechanische Faktoren begünstigt werden: Vorsicht bei Operationen und Quetschungen!) Verschleppung im Blutstrom: Je größer der Tumor, desto mehr Zellen im Blut. Tageszeitliche Schwankungen: Maximum am Morgen. Folgende Metastasierungstypen werden unterschieden, die mit Einschränkungen Rückschlüsse auf den Sitz des Primärtumors ernmöglichen: 1. Lungentyp: Primärtumor sitzt in den Lunge, Verschleppung erfolgt frühzeitig in den großen Kreislauf, dessen Organe sind das erste Kapillarfilter, Metastasen bes. in Leber, Knochen, Hirn, NN. 2. Lebertyp: Primärtumor in der Leber. Nach Tumoreinbruch in die Lebervenen zuerst Lungenmetastasen. Dann wie beim Lungentyp die weitere Metastasierung in den großen Kreislauf. 3. Kavatyp: Primärtumor im Einstromgebiet der V. cava. Auch hier Metastasen bevorzugt in der Lunge. 4. Pfortadertyp: Primärtumor im Einstromgebiet der Pfortader, fast alle Darmtumoren. Ausnahme: Im unteren Rektum gelegene Tumoren metastasieren über die V. cava in die Lunge, während die ersten Metastasen sonst in der Leber lokalisiert sind. Weitere Metastasierung wie der Lebertyp. - Seite 4- PATHOLOGIE - TUMOREN 5. - Zysternentyp: Primärtumor im Abdominalraum. Tumorzelen gelangen in die Cysterna chyli und gelangen über den Ductus thoracicus und den Venenwinkel in die obere Hohlvene. Oft frühzeitige Metastasen in dem dort gelegenen Lymphknoten (Virchow- Lymphknoten). Weitere Metastasierung wie Venentyp. Größere Tumorgruppen oder –bröckel bleiben im Filter der peripheren Blutgefäße stecken. Einzelne Zellen können miteinander verkleben und haften so leichter am Endothel. Eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes fördert die Metastasenbildung: Thromben begünstigen das Haften, Verschleppte Tumorzellen haften bei erhöhter Gerinnungsneigung des Blutes leicht am Endothel des venösen Teils der Kapillaren und der Venolen kleiner Thrombus. Dieser Schützt die Tumorzellen vor der lytischen Wirkung des Blutes. Tumorzellen können dort lange erhalten bleiben und Spätmetastasen bilden. Verminderte Gerinnungsbereitschaft hemmt dagegen die Metastasierung. 2.2.1.3. Metastasierung innerhalb präformierter Hohlräume - Liquorräume: Tumoren aus dem ZNS metastasieren i.d.R. nicht in Bereiche außerhalb des ZNS, können sich jedoch beim Einbruch in das Ventrikelsystem vereinzelt im Liquorraum ausbreiten. - Seröse Höhlen: Durchsetzt Tumor ds Mesothel einer serösen Höhle, entsteht häufig ein hämorrhagischer Erguß. Ohne ersichtlichen Grund auftretende hämorrhagische Ergüsse sind vor allem bei älteren Menschen stets tumorverdächtig! Zellen breiten sich aus und siedeln sich bevorzugt in den abhängigen Partien an. Z.B. Magenkarzinom Ovarien (Krukenberg- Tumoren). - Epithelial ausgekleidete Wege: können nur vereinzelt bewiesen werden. Häufig wachsen dagegen Tumoren kontinuierlich entlang der Oberflächen. 2.2.2. Faktoren, die Lokalisation & Realisation von Metastasen beeinflussen - in Filterorganen (Milz) oder gut vaskulierten Organen (Herz, Muskel) sehr selten Metastasen. - Lokales Milieu entscheidend. Genaueres unbekannt. - Bestimmte Affinitäten zwischen Makromolekülen der Tumorzellmembran und der jeweiligen Gewebszellen scheinen eine Rolle zu spielen. - Besonders oft befallen werden Leber, Lunge, blutbildendes Knochenmark und Hirn. - Vor allem in das Skelettsystem metastasieren; Prostatakarzinome, Magenkarzinome, Mammakarzinome, Lungenkarzinome, Schilddrüsenkarzinom Maligne Melanom e, Nierenkarzinome, 2.2.2.1. Vertebraler Typ der Knochenmetastasierung - bei intraabdominellen Druckerhöhungen (z.B: Bauchpresse, Husten) können Tumorzellen retrograd in den klappenlosen vertebralen Plexus gedrückt und von dort in den Wirbelkärper gepresst werden. - Hochsitzende Rektumkarzinome metastasieren über die Pfortader in die Leber, tiefsitzende Rektumkarzinome über die V. cava inf. In die Lungen. - In die Lungen metastasieren v.a.: Mammakarzinome, Ovarialkarzinome, Nierenkarzinome, Rektumkarzinome, Magenkarzinome, maligne Hodentumoren. - in die Leber metastasieren v.a.: Lungenkarzinome Mammakarzinome, Magenkarzinome, Dickdarmkarzinome, Ovarialkarzinome, Maligne Melanome, Sarkome. - Seite 5- PATHOLOGIE - TUMOREN - Ausgangspunkt von Hirnmetastasen sind v.a.: Lungenkarzinome, Mammakarzinome, Maligne Melanome 3. Tumorrezidiv und Regression von Tumoren 3.1. Definition der Begriffe - Rezidiv: Das erneute Auftrenen eines Tumors nach dessen therapeutischer Beseitigung. Entweder am Entstehungsort (Lokalrezidiv) oder aus Metastasen. - Regression: Rückbildung eines Tumors in Größe und Funktion. 3.2. Früh- & Spätrezidiv 3.2.1. Frührezidiv - Treten in den ersten Monaten bis Jahren auf. - Ursache: Einige Geschwulstzellen können bei der Tumorbeseitigung zurückgeblieben sein. Da maligne Tumoren diffus in Gewebsspalten wachsen, wird ihre Ausdehnung bei der OP nicht immer richtig eingeschätzt. - Können auch bei benignen Tumoren auftreten, wenn sie unscharf begrenzt sind. 3.2.2. Spätrezidiv - Nach mind. 5jährigem Metastasen- freien Intervall - Ursachen: Verschleppte oder zurückgebildete Tumorzellen, deren Wachstumsfähigkeit so stark reduziert war, dass sie keinen manifesten Tumor gebildet haben = schlummernde Tumorzellen = dormant cells. 3.3. Tumorregression 3.3.1. spontane Regression - Häufig in zentralen Bereichen von Tumoren und in Metastasen beobachtet. - Ursache: Ernährungsstörungen des Tumors. Die Tumorproliferation nimmt mit dem Abstand zur Kapillare ab. Kritische Grenze: 80µm. Die Oberflächen von Karzinommetastasen sinken oft im Zentrum ein („Krebsnabel“) - Vollständige spontane Regressionen eines malignen Tumors sind extrem selten. Bisher 200 Fälle weltweit. 3.3.2. therapeutisch induzierte Remissionen: - Können durch Bestrahlung und zytostatische oder hormonelle Behandlung erreicht werden. 4. Kanzerogenese 4.1. familiäre Disposition 4.1.1. Bedeutung familiärer Vorerkrankungen: - vererbbare Gewebsveränderungen, auf deren Boden bestimmte maligne Geschwulste mit großer Regelmäßigkeit entstehen, sind: familiäre adenomoatöse Polypose 1. Therapie: Frühzeitige Kolektomie. Gardner- Syndrom: Nach dem 20. LJ auftretende Polypen entarten häufig karzinomatös Xeroderma pigmentosum: Durch gehäufte Mutationen wird die Kanzerogenese begünstigt. - Präkanzerosen: Krankheiten, auf deren Boden vermehrt maligne Tumoren auftreten, sowie Zell- & Gewebsveränderungen, die in eine maligne Neoplasie übergehen können. - Seite 6- PATHOLOGIE - TUMOREN - Obligate Präkanzerosen: Veränderungen mit hohem Entartungsrisiko in relativ kurzem Zeitintervall Fakultative Präkanzerosen: Veränderungen mit niedriger Entartungsfrequenz. 1. Colitis ulcerosa, chronische atrophische Gastritis Typ B. Leberzirrhosen, Cronkhite- Canada- Syndrom. Präkanzerosen sind bes. gut an Körperoberflächen zu erkennen. 4.2. chemische Karzinogene 4.2.1. aromatische Kohlenwasserstoffe: - Benzpyren, Methylcholanthren, Anthrazen - Lipophil - Erzeugen maligne Tumoren - Kommen in Zigarettenrauch, Industriegebieten, Autoabgasen und Straßenstaub vor. 4.2.2. aromatische Amine - Grundbaustein: Benzolring - Mit zunehmender Anzahl an Benzolringen nimtm die kanzerogene Wirkung zu, ab 3 wird sie wieder geringer. - Nicht die Amine wirken kanzerogen, sondern ihre Metaboliten. - Z.B.: Naphthylamin, Dimethylaminoazobenzol, Azetylaminofluoren 4.2.3. Mustards und Äthylenamine - Schwefel- und N-lost- Verbindungen - TEM und TEPA - Einerseits als Krebschemotherapeutika, anderereits kanzerogen 4.2.4. Harnstoffderivate - Thioharnstoff und Thioazetamid führen zu Schliddrüsentumoren, Hepatomen und Gehörgangsgeschwulsten. 4.2.5. halogenierte aliphatische Verbindungen - Chloroform und Tetrachlorkohlenstoff sind Lebertoxine. 4.2.6. n- Nitroseverbindungen - 80% der Nitroseverbindungen sind kanzerogen, keine Spezies erwies sich als resistent. 4.2.7. anorganische Verbindungen - Arsen, Asbest, Blei, Chrom, Eisen (nicht die metallische Form, aber eisenoxyd- und silikathaltige Erze), Nickel. 4.2.8. Naturprodukte - Adlerfarn, Aflatoxine, Mykotoxine, Zykasin 4.3. Tumorentstehung durch Strahleneinwirkung und nach Inkorporation von Radionukleiden 4.3.1. Ionisierende Strahlung - äußere Strahlung: Durch Radium und Röntgenstrahlung - innere Strahlung: Strontium Knochentumoren, Thorium X und Thorotrast. - UV- Strahlung: Langandauernde Strahlungseinwirkung kann zu Papillomen, Morbus Bowen, Karzinomen führen. 4.4. Karzinogenese in ihrem Ablauf - Definition: Alle Vorägnge in der Zelle oder in Geweben, die bei der Entstehung - Seite 7- PATHOLOGIE - TUMOREN - Synkarzinogenese: - Kokarzinogenese: - Promotor: bösartiger Geschwülste ablaufen, werden unter dem Begriff der Karzinogenese zusammengefasst. Wirkung von Karzinogenen, die sich in ihrer malignomerzeugenden Wirkung addieren oder vertreten können. Zusammenwirken von vorausgegangenen Karzinogeneffekt und nachfolgender, die Tumorentstehung begünstigender Vorgänge, z.B. unspezifischer Proliferationssteigerungen. Unspezifischer Faktor, der die Entstehung eines Tumors beschleunigt, selbst jedoch keine spezifische iniziierende karzinogene Wirkung hat. Auch Kokarzinogene wirken oft als Promotoren. 4.4.1. Mehrstufenablauf (Hypothese) der Karzinogenese - Nach dieser Hypothese gibt es 3 Stufen: 4.4.1.1. Initiierung - Durch verschiedene Karzinogene kommt es zur Änderung der DNS, die weitervererbt werden. - Nur Veränderungen an bestimmten Stellen des Genoms führen zur malignen Entartung, die heute als Onkogene genauer erfasst werden können. 4.4.1.1.1.Onkogene: - Etwa 5000 Basenpaare lange Gene, die ca. ein Millionstel des vorhandenen Raumes auf der DNS einnehmen und für die Ausprägung des malignen Phänotyps von Tumorzellen verantwortlich sind. - In der menschlichen DNS sind etwa 6 Onkogene gefunden worden. - Jede Zelle enthält einen Satz Gene (mind. 20), die zu Onkogenen werden können, wenn sie von Retroviren aufgenommen werden. 4.4.1.1.2. Protoonkogene - Steuern normalerweise Wachstum & Differenzierung der Zelle. - Durch Punktmutation umwandelbar in Onkogene. 4.4.1.2. Latenzperiode - Die initiierten Zellen vermehren sich. - Kann von mehreren Wochen (Labortiere) bis zu 20- 40 Jahren (Menschen) dauern. - Stoffwechselveränderungen treten in Erscheinung (Realisation). 4.4.1.3. Tumormanifestation - Die Zellveränderungen sind so weit fortgeschritten, dass ein eigenständiges Wachstum einsetzt. - Es kann sich zunächst ein gutartiger Tumor entwickeln, aus dem dann ein bösartiger hervorgeht. - In anderen Fällen kann sich ein auf den Entstehungsort beschränkter Tumor entwickeln (Carcinoma in situ), der später die Basalmembran durchbricht, infiltriert und schließlich metastasiert. 4.4.2. Wirkungsweise der chemischen Kanzerogene - Primär lokal wirkende chemische Kanzerogene, die am Appliaktionsort Tumoren erzeugen, sind v.a. kanzerogene Kohlenwasserstoffe. - Sekundäre Kanzerogene (Prokarzinogene) werden erst durch enzymatische Prozesse in verschiedenen Bereichen des Organismus in die letztlich kanzerogen wirksamen Stoffe (ultimate carcinogen) umgewandelt. V.a. aromatische Amine und n- Nitroseverbindungen. 4.4.2.1. Klassifizierung chemischer Karzinogene: I. Genotoxisch: 1. primäre Kanzerogene: Wirken direkt auf die DNS: Elektrophile organische Substanzen 2. sekundäre Kanzerogene: Prokarzinogene: Metaboliten wirken karzinogen 3. anorganische Kanzerogene: Nicht direkt genotoxisch, sondern verursachen DNS- Veränderungen durch - Seite 8- PATHOLOGIE - TUMOREN II. fehlerhafte DNS- Replikation, durch Störungen in Enzymen. Epigenetisch: 4. „Fest- Status“ Kanzerogene: Unbekannte Wirkung, beeinträchtigen meist mesenchymlae Zellen, z.B. Asbest, Polymere, Metallfolien. 5. Hormone: Nicht genotoxisch, Stören endokrine Balance & Differenzierung, wirken oft als Promotoren. 6. Immunsuppressoren: Im allgemeinen nicht genotoxisch, stimulieren virusinduzierte, transplantierte und metastatische Tumoren, z.B. Azathioprin. 7. Kokarzinogene: Nicht genotoxisch oder kanzerogen, steigern Effekt von 1. oder 2. 8. Promotoren: Nicht genotoxisch oder karzinogen, steigern Effekt von 1. oder 2., wenn nachträglich gegeben. 4.4.3. Dosis- Wirkungsbeziehung - Tagesdosis x Induktionszeit = Gesamtdosis (d x t = D) - Die Beziehungen sind nicht linear, sondern exponentiell. Daher gilt: D x t n = konstant, wobei „n“ ein für die verschiedenen Kanzerogene unterschiedlicher Exponent ist. - Nicht anwendbar für die Viruskanzerogenese. Die Viruskanzerogenese läuft auch nicht gemäß der Mehrstufentheorie ab. 4.5. Kokarzinogene Faktoren - Promotereffekt: Unspezifische Reize, die eine vermehrte Zellproliferation auslösen, können die Latenzperiode verkürzen, weil sich damit auch die initiierten Zellen rascher vermehren. - Kokarz. Faktoren: Faktoren, die nicht selbst kanzerogen wirken, aber die Wirkung von Karzinogenen verstärken und damit meist auch beschleunigen. - Beispiele: Phorbolester in Krotonöl, beschleunigen die Entstehung von Hauttumoren durch kanzerogene Kohlenwasserstoffe. Phenole, Gallensäuren, mit Zellproliferationen eingehende Regenerationsprozesse, insbesondere bei chronischen Entzündungen. 4.6. Tumorentstehung durch Einwirkung onkogener Viren 4.6.1. Verhalten unterschiedlicher Virusformen: 4.6.1.1. DNA- Viren - zytopathischer Effekt = Produktive Infektion: Virus- DNA repliziert sich nach Verlust der Kapsel in der Wirtszelle unter Umstellung des Zellstoffwechsels. - Transformation zur Geschwulstzelle: Freigesetzte Virus- DNA wird in die Zell- DNA eingebaut, keine Replikation, die Zelle geht nicht unter. Zelle nimmt charakteristische antigene Eigenschaften an. 4.6.1.2. RNA- Viren - infizierte Zellen gehen nicht zugrunde, es werden ständig Viren oder Virusteile gebildet. Die Virenreplikation pendelt sich auf ein konstantes Maß pro Zeiteinheit ein. 4.6.2. Onkogene Virusgruppen 4.6.2.1. Onkogene DNA- Viren - Papoaviren: - (Papilloma- polyoma- simian vacuolating viruses) Kehlkopfpapillome und Warzen auf der Epidermis Papillomaviren: Subgruppe der Papoaviren Polyomavirus SV-40: kommt spontan in Affen vor, dort keine Tumoren, aber bei Hamstern Adenoviren: 12 von 31 Viren kommen beim Menschen vor, beim Menschen noch keine - Seite 9- PATHOLOGIE - TUMOREN - - tumorinduzierende Wirkung nachgewiesen. Herpes Viren Epstein- Barr- Virus: Herpesvirus, das im Burkitt- Lymphom des Menschen nachgewiesen wurde. Wahrscheinlich für die Mononucleosis infectiosa (PfeifferDrüsenfieber) verantwortlich. Pocken Virus: Erzeugt beim Menschen das Molluscum contagiosum 4.6.2.2. Onkogene RNA- Viren - Leukämie- Sarkomvirus der Vögel - Murine Leukämie- Sarekomviren - Murine Mammatumorviren: Übertragung des Virus durch die Muttermilch. - Retroviren: Von bes. Bedeutung sind die HTLV- Viren (Human- T- Lymphotropic- Virus). Sie besitzen ein Gen, mit bes. aktivierenden Eigenschaften. Normalerweise werden Retroviren vom Immunsystem erkannt und spontan lysiert, HTLV- Viren sind gegen diese Lyse jedoch resistent. HTLV I: T- Zellen- Leukämie HTLV II: H- Zellen- Leukämie HTLV III: Tumoren bei AIDS (Kausalkette beim Menschen n. nicht gesichert) 4.6.3. Onkogene Wirkung von Viren bei einigen Tumoren beim Menschen - Eindeutige Beweise für ursächliche Beziehungen liegen vor bei folgenden gutartigen Tumoren des Menschen: 1. Verruca vulgaris (Papoaviren) 2. Juveniles Kehlkopfpapillom (Papoaviren) 3. Malluscum cantagiosum (Pockenvirus) - Mit größter Wahrscheinlichkeit ist ein kausaler Zusammenhang anzunehmen bei: 1. Burkitt Lymphom (Epstein- Barr- Virus) 2. Leukämien - Erheblicher Verdacht besteht bei: 1. Mammakarzinom (familiär belastet) 2. Partiokarzinom (Herpesviren Typ 2) 3. Lymphoigranulomatose (Morbus Hodgkin) 4.7. Hormonwirkung 4.7.1. Fördernde Wirkung - Es wird ein fördernder Einfluß der Geschlechtsorgane angenommen, konnte aber bisher nicht bewiesen werden. 4.7.2. Hyperplasiogene Tumoren - Entstehen nach Ausfall einer der peripheren Drüsen. - Die Dauerstimulation der betreffenden Hypophysenzellen durch den Verlust der peripheren Drüse kann vereinzelt über eine –Hyperplasie zu autonomen Adenomen führen. 4.7.3. Hormonabhängigkeit bestimmter Tumoren - Östrogene beeinflussen mit ihrem proliferierenden Effekt auf das Endometrium die Entstehung von z.B. adenomatösen Polypen und Karzinomen der Korpusschleimhaut der Uterus. Therapie: Ovarektopie. - Bei Männern kommt es bei Steigerung des Östrogenspiegels zu einer Hyperplasie der Prostata. - Androgene fördern die Entwicklung eines Prostatakarzinoms vorwiegend im dorsalen Teil der Drüse. - STH soll ebenfalls Tumorentstehungen begünstigen. - Seite 10- PATHOLOGIE - TUMOREN 4.8. Tumorentstehungsrisiko bei immunologischen Defekten - unter immunsuppressiver Therapie ist das Risiko, an maligne de- novo- Tumoren zu erkranken, etwa 100mal größer als in vergleichbaren Altersgruppen. - Erhöhte Tumordisposition ist v.a. Folge einer gestörten Immunüberwachung. - Tumorzellen produzieren Stoffe, die Immunabwehrmechanismen des Körpers hemmen können. 5. Lokale und allgemeine Wirkungen des Tumors auf den Organismus 5.1. Lokale Folgeveränderungen 5.1.1. Zell- & Gefäßwandtumoren - Wächst ein maligner Tumor in benachbartes Wirtsgewebe ein, so kommt es zunächst zu einer Hyperplasie der Wirtszelle, bevor diese zugrunde gehen. - Vor allem proliferieren die Blutgefäße, deren Wachstum durch einen stromafördernden angioplastischen Faktor begünstigt wird, den maligne Tumorzellen produzieren. - Im BG um den Tumor treten oft entzündlich- zellige Infiltrate aus Lymphozyten und Plasmazelen auf: Abwehrreaktion gegen den Tumor. - Im Knochen wird der Knochen nicht nur zerstört, sondern es kann auch die Knochenneubildung stimuliert werden. 5.1.2. Tumorwachstum - Mechanische Einwirkungen des Tumors gehören zu den ersten, manchmal lebensbedrohlichen Symtomen eines Tumors, v.a. Verschlüsse und Stenosen von Hohlorganen. Beispiele: Ductus choledochus: Ikterus, Leberkoma Larynx: Asphyxie Bronchien: Lungenatelektasen, Sekretstauung, Pneumonie Ösophagus, Pylorus: Inanition Kolon: Ileus - - abnorme Verbindungen zwischen Hohlorganen: Durch Tumorzerfall (Nekrosen von Tumorgewebe) können abnorme Verbindungen zwischen Hohlorganen entstehen („Krebsfistel“), z.B. zwischen Vagina und Rektum. Gefäßarrosionen durch Tumorgewebe: Gefahr des tödlichen Verblutens 5.2. Auswirkungen d. fortgesch. Tumorstadiums auf d. Stoffwechsel d. Wirtsorganismus 5.2.1. Tumorstoffwechsel - maligne Tumoren haben einen ungewöhlich intensiven Stoffwechsel, anaerobe Glykolyse ist in vielen Fällen stark gesteigert. - Auch AS werden benötigt, v.a. wenn aus Ulzera des Tumors mit proteinreichen Exsudaten größere Eiweißmengen verloren gehen und eine katabole Stoffwechsellage begünstigen, was zu einer Abmagerung des Erkrankten führen kann. 5.2.2. Kachexie (schlechtes Befinden) 5.2.3. Anämie Ursachen: - Okkulte Blutungsquellen z.B. im Magen- Darm- Kanal - Antikörper gegen Erythrozyten hämolytische Anämien - Zerstörung des blutbildenden Knochenmarks durch Tumoren (z.B. Metastasen eines Mammakarzinoms) - Seite 11- PATHOLOGIE - TUMOREN 5.2.3. Fieber Ursachen: - Sekundärinfektionen infolge allgemeinser Abwehrschwäche. Resorption nekrotischer Gewebsanteile. 5.2.4. Abwehrschwäche Ursachen: - Störung der Immunabwehr durch Schädigung des lymphatischen Gewebes, z.B: bei malignen Lymphomen, Lymphogranulomatose oder ausgedehnter Lymphangiosis carcinomatosa. 5.3. Paraneoplastische Syndrome 5.3.1. Definition - Paraneoplastische Syndrome sind Symptome bei Tumorträgern, die durch Stoffwechsel und spezifische Leistungen der Tumorzellen hervorgerufen werden und den Effekten endokriner Organe entsprechen können. 5.3.2. Formen 5.3.2.1. paraneoplastische Endokrinapathien - Tumoren mit einem völlig anderen Aufbau als entsprechende endokrine Drüsen produzieren Hormone, die in Struktur und/oder Effekt den Hormonen normaler Drüsen gleichen. Beispiele: - Paraneoplastisches ACTH- Syndrom: oft Cushing- artiges Bild, bes. bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen, aber auhc bei Karzinomen des Magens, der Niere, der Mamma etc. beobachtet. Ursache: Sekretion von Polypeptiden mit ACTH- Wirkung. - Paraneoplastisches Hyperkalzämiesyndrom: Folge der Produktion von Parathormons in Plattenepithelkarzinomen der Lunge, etc. - Paraneoplastisches Hypoglykämiesyndrom: Bildung einer Insulin- ähnlichen Substanz besonders bei retroperitonealen Fibromen und Fibrosarkomen. - Paraneoplastisches Hyponatriämiesyndrom: selten, schwerer renaler, therapieresistenter NaVerlust bei Lungenkarzinomen. 5.3.2.2. paraneoplastische enzephaloneuromuskuläre Syndrome: - unabhängig von einem metastatishen Befall des Nnervensystems können maligne Tumoren mit verschiedenen neurologischen Symptomen verbunden sein: progressive multifokale Leukoenzephalopathie (Papoaviren nachweisbar!) Subakute zerebelläre oder spino- cerebelläre Atrophie Sensorische Neuropathie Polyneuropathie - Diese Symptome treten v.a. bei Karzinomen der Bronchien, der Mamma, des Ösopahgus etc. auf. - Die Ursache ist noch nicht geklär5t. 5.3.2.3. paraneoplastische hämatologische Veränderungen - Polzythämie: Bes. bei hypernephroiden Nierenkarzinomen und Hämangioblasten des Kleinhirns. - Anämien: z.B. aplastische Anämien die Thymusstörungen und Bronchialkarzinomen. - Leukozytosen und leukämische Reaktionen 6. Mögliche Abwehrmechanismen des Körpers gegen Tumorzellen - Ein wesentlicher Abwehrmechanismus ist die Immunabwehr. Beim Intakten Immunsystem werden durch Mutation entstandene Tumorzellen durch immunkompetente Zellen (T-Lymphozyten), aber auch durch humorale Abwehrkörper zerstört oder in ihrem Wachstum gehemmt. Wichtig hierfür ist auch die Antigenität der Tumorzellen auf den Oberflächen. - Seite 12- PATHOLOGIE - TUMOREN - Die „Natural Killer Cells“, die zu den T- Zellen gerechnet werden und die Empfindlichkeit des Tumors gegen deren zytotoxischen Effekt sind wahrscheinlich entscheidende Faktoren in der Resistenz des Wirtes gegen eine Tumorentwicklung. Ein primärer Abwehrmechanismen stellt das System der Makrophagen dar. Im Frühstadium können Tumorzellen auch T- Zell unabhängig eliminiert werden. 7. Geschwulstsystematik 7.1. Mesenchymale Tumoren - Abkömmlinge des Mesoderms Gutartig: Nach Gewebstyp bezeichnet: Lipom, Fibrom, Osteom, etc. Bösartig: Sarkome 7.1.1. Myome - Tumore, die überwiegend aus Muskelfasern bestehen 7.1.2. Leiomyome - Vorwiegend aus glatter Muskulatur aufgebaut - Kommen überall dort vor, wo normalerweise auch glatte Muskulatur vorkommt - Makroskopisch: Oft kugelförmig, scharf begrenzt, meist derbe Knoten mit wirbelartig oder konzentrisch angeordneten Schnittflächen. Können über Mannskopfgröße erreichen. - Mikroskopisch: Züge und Bündel glatter Muskulatur. Zeppelin- förmige Kerne, die palisadenförmig angeordnet sind. Im Zentrum oft regressive Veränderungen. - Lokalisation: 95% im weiblichen Genitaltrakt. 7.1.3. Rhabdomyome - gutartige Tumoren der quergestreiften Muskulatur, äußerst selten. - Vereinzelt im Herzmuskel als angeborene Hamartrome, in der Skelettmuskulatur v.a. in der Zunge, der Halsmuskulatur, dem Larynx und der Uvula gefunden. 7.1.4. Fibrome - Tumoren aus Bindegewebszellen und –fasern, die in allen Bereichen des Rganismus und in jedem Lebensalter auftreten können. 7.1.4.1. Fibrosum durum (hartes Fibrom) - Makroskopisch: harte, runde, auf der Schnittfläche faserige, grauweiße Knoten - Mikrosokpisch: Zelarm, wenige Fibrozyten, dichte Bündel kollagener Fibrillen 7.1.4.2. Fibrosum molle (weiches Fibrom) - Makroskopisch: weich, ebenfalls meist rund - Mikroskopisch: Wenige Fibrillen, reichlich Grundsubstanz, zellreicher als das harte FIbrom 7.1.5. Lipome - gehen vom reifen Fettgewebe aus, - Prädilektionsstellen sind die Subkutis der Schulter, des Rückens und Halses, der Gesäßregion, Nierenkapsel, das Mesenterium, das Netz und die Darmwand. - Makroskopisch: Knoten- oder traubenförmig, weiche, scharf begrenzt, gelblich, zarte Kapsel, gelegentlich gestielt. Könne bis ca. 20 kg erreichen - Mikroskopisch: Reifes FG mit univakuolären Fettzellen. Herdförmig sind die Tumoren mitunter auch kapillarreicher. - Seite 13- PATHOLOGIE - TUMOREN 7.1.6. Chondrome - gleichen dem Aufbau reifen Knorpels, langsam wachsend, in allen knorpelig vorgebildeten Bereichen des Skelettsystems entstehend, vorwiegend an den kurzen Röhrenknochen. - An langen Röhrenknochen und am Stammskelett sind sie potentiell maligne, bei einem Durchmesser von mehr als 8 cm sind sie mit großer Wahrscheinlichkeit maligne. Ekchondrom= periostales Chondrom: Exzentrisch am Knochen lokalisiert Enchondrom= zentrales Chondrom: Seltenere Form, liegt im zentralen Knochenbereich - Makroskopisch: derbe, von kapselförmignem BG umgebene Knoten mit grauglasiger, unregelmäßig gelappter Schnittfläche. - Mikroskopisch: Knorpelgewebe mit gleichmäßig angeordneten isomorphen Knorpelzellen und hyaliner Grundsubstanz, läppchenförmiger Aufbau. Durch unzureichende Ernährung kommt es häufig zu stärkeren regressiven Veränderungen im Zentrum. 7.2. maligne mesenchymale Tumoren - werden als Sarkome bezeihcnet, wachsen infiltrierend und destruierend und metastasieren. - Treten rel. häufig auch im Jugendalter auf. 7.2.1. Myosarkome 7.2.1.1. Leiomyosarkome - überall dort, wo auch Leiomyome vorkommen. - Gehen am häufigsten vom Uterus, dem GI- Trakt und vom Weichteilgewebe der Haut aus. - Makroskopisch: Weißlich, oft rel. scharf begrenzte Knoten von unterschiedlicher Konsistenz. - Mikroskopisch: Zellreiche, mitosereiche Tumoren, starke Polymorphismen, häufig mehrkernige Riesenzellen. 7.2.1.2. Rhabdomyosarkome - äußerst selten, Zellen besitzen nur noch vereinzelt Querstreifung - juveniles R.: zu 67% im Kopfbereich - adultes R.: zu 76% im tiefen Weichteilgewebe des Rumpfes und der Extremitäten - makroskopisch: graurote, weiche Knoten. - Mikroskopisch: erhebliche Zellkernpolymorphismen, bizarre Riesenzellen („Rhabdomyoblasten“), oft so entdifferenziert, dass er ohne histochemische Reaktionen nicht identifiziert werden kann. 7.2.2. Fibrosarkome - treten bevorzugt an gleichen Stellen wie Fibrome auf: Haut, Sehnen, Faszien. - Sind selten in tiefen Bereichen des Körpers zu finden. - Kann häufig Jugendliche befallen. - Makroskopisch: unscharf begrenzter Tumor unterschiedlicher Größe und Form mit fischfleischartiger Schnittfläche. - Mikroskopisch: Nieder differenzierte Fibrosarkome werden zunehmend faserärmer 7.2.3. Liposarkome - Aus malignen Fettzellen, die in allen Bereichen des Körpers auftreten können. - Zweithäufigster maligner Weichgewebstumor - Entstehen meist primär und gehen nicht aus Lipomen hervor. - Haben bei retroperitonealer Lokalisation eine schlechte Prognose, - Metastasieren bei 40% der Adulten, bei Kindern fast nie. - Makroskopisch: multilobulär, können große Ausmaße erreichen, weiche Konsistenz. 7.2.4. Chondrosarkome - Maligne, langsam wachsend - Tritt meistens nach dem 30. LJ auf - Chondrome der großen Knochen entarten in 30- 50% der Fälle - Makroskopisch: ähneln weitgehend den Chondromen - Seite 14- PATHOLOGIE - TUMOREN - Mikroskopisch: Polymorphie und Polychromasie der Knorpelzellen, häufiger mehrkernige Zellen, Riesenzellen 7.3. maligne Lymphome - bösartige Tumoren des lymphatischen Systems - man unterscheidet Hodgkin und non- Hodgkin- Tumoren (je ca. 50%) 7.3.1. Morbus Hodgkin - Lymphogranulomatose - Durch das Auftreten von Hodgkin- Zellen und Sternberg- Riesenzellen charakterisiert. - V.a. das lymphoretikuläre Gewebe ist betroffen. - Makroskopisch: primär vergrößerte, verbackende und harte, aber schmerzlost Lymphknoten. Häufig sind zuerst die cervikalen und mediastinalen Lymhpknoten betroffen. Milz zeigt multiple Infiltrationen (Bauernwurstmilz). - Mikroskopisch: einkernige Hodgkin- Zellen, Sternberg- Riesenzellen und Granulatiosngewebe - Einteilung in verschiedene Stadien, je nach Schweregrad 7.3.2. non- Hodgkin- Lymphome - Tumoren der T- und B- Lymphozyten. 7.3.3. Plasmozytom - häufigster generalisierter Knochentumor - beruht auf einer Neoplasie der Plasmazellen - v.a. sind Männer zwishen 60-70 Jahren betroffen - maligne Plasmazellen zerstören die Knochen und verdrängen die normale Blutbildung. - Tumorzellen bilden entweder identische, monoklonale IG oder deren Leichtketten. - Kann solitär oder multipel auftreten - Häufig an platten Knochen - Infiltrationen imponieren im Knochenmark als rote und weiße Herde. - Man findet atypische Plasmazellen, die charakteristischerweise im Zytoplasma Russel- bodies enthalten, von denen man annimmt, dass sie nicht- sezernierende Antikörper sind. - In der Spongiosa entstehen durch Stimulation der Osteoklasten Osteolysen. - Klinik: Zuerst Allgemeinerscheinungen, dann Knochenschmerzen. Durch osteolytische Aktivität entstehende Hyperkalzämie äußert sich durch Polyurie, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschwäche und Obstipation. Extrem erhöhte BSG. IG´s lassen sich in der Elektrophorese nachweisen. - Therapie: Chemotherapie - Komplikationen: Verdrängung des normalen blutbildenden Gewebes: Thrombopenien und Anämien Plasmozytomnieren: Paraproteinämie (Bence- Jones- Proteine im Urin), Proteine haben toxischen Effekt auf Nierentubuli: konsekutives Nierenversagen und Urämie Antikörper- Mangelsyndrom: gebildete Antikörper sind nicht funktionetüchtig Hyperviskositätssyndrom: Blutvidkosität erhöht: Durchblutungsstörungen Spontanfrakturen: Schrotschussschädel Amyloidose: im Margen- Darm- Trakt 7.3.5. Leukämien - abnorme Proliferation eines leukozytären Zellstammes - Leukämien werden nach dem beteiligten Zelltyp in myelotische (Granulozyten) oder lymphatische (Lymphozyten) Leukämien sowie in akute und chronische Leukämien unterteilt. - Ätiologie: organische Lösungsmittel, ionisierende Strahlung, chemische Einflüsse und virale Ursachen verantwortlich gemacht werden. Meist ist die Ursache aber unklar. - Pathogenese: Stammzellen reifen nicht aus, blastische Vorstufen bleiben aber teilungsfähig und vermehren sich abnorm. Andere Vorläuferzellen werden dadurch verdrängt. Folge: Anämien, Gerinnungsstörungen, erhöhte Infektanfälligkeit Bei der akuten Leukämie verläuft die autonome Proliferation rasch und heftig. Es kommt zum Hiatus leucaemicus: man sieht nur sehr junge und sehr alte Granulozyten. - Seite 15- PATHOLOGIE - TUMOREN 7.3.5.1. akute myelotische Leukämie - führt unbehandelt innerhalb von 3 Monaten zum Tode. - Es kommt zu einer Hepatosplenomegalie (Infiltrationen der Leber und der Milzpulpa), evtl. auch Gingivitis, selten Lymphknotenschwellungen. - Im Knochenmark ist die Erythropoese und Megakaryopoese verdrängt, leukämische Infiltrate sind makroskopisch graurot. - Vorstufen der Granulozytopoese finden sich im Blut, - Im Zytoplasma der Granulozyten sind Peroxidase- positive Auer- Stäbchen nachweisbar. - Klinik: plötzlicher Beginn mit Schwäche, Fieber, Anämien, Infekten und Blutungsneigung. Erste Indikationen sind Bauch-, Knochen-, oder Gelenkschmerzen. 7.3.5.2. akute lymphatische Leukämie - leukämische Form eines hoch malignen Lymphoms. - Tritt bevorzugt im Kindesalter auf. - Häufig beobachtet man Lymphknotenschwellungen und eine Hepatosplenomegalie. - Im Blut und im Knochenmark finden sich atyipsche Lymphoblasten, die PAS- positives Material enthalten können. - Klinik: Erkrankung beginnt mit Schwäche und Fieber. Vollremission ist durch Chemotherapie möglich. Die ALL ist Peroxidase- und Esterase- negativ. 7.3.5.3. chronisch- myelotische Leukämie - gilt als chronisch myeloproliferative Erkrankung und kommt in allen Altersstufen vor. - Äthiologie: genetische Translokation (Philiadelphia- Chromosom) - Alle Reifungsstufen der Granulozyten im Blut vertreten, Promyelozyten und Myelozyten herrschen vor. Graugrüne Infiltrate im Knochenmark, stark eSplenomegalie, Hepatomegalie.. Andere Manifestationsorte: Niere, Haut, Lunge, Gonaden, Meningen. - Lymphknotenveränderungen sind selten. - Klinisches Leitsymptom ist die Splenomegalie. Zunächst sind noch funktionsfähige Granulozyten vorhanden. - Im Späteren Stadium beschleunigte Proliferation von Myeloblasten und sekundäre Markfibrose. Nach wenigen Monaten folgt ein letaler Ausgang. - Leukozytose im Bllut, typisch ist Basophilie. Alkalische Phosphatase ist im Gegensatz zu anderen myelotischen Erkrankungen stark erniedrigt. - Peroxidase- und Esterase- positiv. - Therapie: Chemotherapie, Knochenmarkstransplantation. 7.3.5.4. chronisch- lymphatische Leukämie - niedrig malignes Lymphom - meist Lymphom vom B- Typ - häufigste Leukämieform - Häufig beobachtet man symetrische Lymphknotenschwellungen und eine Hepatosplenomegalie. - Im Knochenmark Infiltrationsinseln mit reifen Lymphozyten. - Blutbild zeigt Lymphozytose, Zellen sind mechanisch instabil und haben intrazelluläre Kerntrümmer (Gumprecht- Schatten). - Ist klinishc symptomarm, evtl. Nachtschweiß, Bauchschmerzen und Durchfall. - Häufig Hautbeteiligungen. - Jahrelanger Verlauf, deshalb Therapie erst spät und schonend. - Seite 16- PATHOLOGIE - TUMOREN 8. Tumormarker und Tumorantigene - Krebszellen können Antigene bilden, die sie entweder neu synthetisieren (Neoantigene), oder die die Zellen während der Fetalperiode besessen haben (fetale Antigene). - Häufig sind die exprimierten Antigene abhängig von der tumorinduzierenden Noxe. - Z.B. bilden virusinduzierte Tumoren häufig virustypische Antigene auf der Zellmembran aus. - Häufig nachweisbare Antigene sind: Alpha- Fetoprotein (AFP): physiologischerweise vom 2.- 6. Schwangerschaftsmonat nachweisbar. Spezifisch für das primäre LeberzellCarzinom und Dottersacktumoren. Karzinoempryonales Antigen (CEA): Spezifisch für Lungen- und Kolontumoren. Menge an CEA korreliert mit der Tumormasse: Wachstumsverläufe ablesbar. - Seite 17-