Peer – Education Ausbildungsunterlagen Getragen und organisiert von: Jugendrotkreuz und AIDSHILFE OBERÖSTERREICH Organisation: Fr. Anita Miesenberger - Jugendrotkreuz Leitung: Bernhard Resch – AIDS HILFE OBERÖSTERREICH 4020 Linz – Langgasse 12 – 0732/2170 [email protected] www.aidshilfe-ooe.at Unterlagen sind nur für den internen Gebrauch bestimmt! Stand: März 2007 Peers - Ausbildung Organisatorisches (Flipchart) Ablauf, Zeitrahmen, Programmpunkte, .... Namensaufkleber, Vorstellrunde: Motivation und Lebensmotto Kennen lernen (Plätze tauschen, Seitenspiel) Sexualität und Sprache Einschätzübung - sexuelle Aufklärung Tabuisierte Begriffe, Fragenkarussell Check dein Wissen oder Fragen erarbeiten in Gruppen Medizinisches Wissen über HIV/Aids; Frauenspezifische Themen - PPP Film: Aids - Was du schon immer wissen wolltest Sex – eine Gebrauchsanweisung für Jugendliche Neun einhalb Wissen – Fragen, Austausch, Ergänzungen, .... Lebensmotto (Dreiergruppe – vermutetes Lebensmotto) Risiko (Vertrauensspiel, ...) Mein Risikoverhalten, Check dein Risiko, .... Such is life – Schutzverhalten, Motive, ..... Kondombenützung, Kondomrolle, .... Aidshilfe vorstellen eventuell Film – Testung, .... Lebenshintergrund HIV-positiver Menschen Materialien, Methodenpool (Eva, Quiz, Statements, .....) und Feedback Peer – Education 1. Organisatorische Klärung 2. Vorstellrunde – sich gegenseitig vorstellen - Namensaufkleber Kennenlernen – Seitenspiel – Plätze tauschen 3. Fragerunde – Wie gut fühle ich mich sexuell aufgeklärt? Einschätzbalken, Fragen zur sexuellen Aufklärung 4. Sexualität und Sprache (I und II) Auseinandersetzung mit tabuisierten Begriffen 5. Check dein Wissen – Fragen zum Thema HIV und Aids Fragen bearbeiten zum Thema HIV und Aids Medizinisches Wissen über HIV und Aids wird ergänzt – powerpoint 6. „Wir sind berührt“ (I) – Gruppenübung interaktiv 7. Übung zum Umgang mit Grenzen (II) - Partnerübung 8. Fragenkarussell (III) Einüben der Auseinandersetzung mit intimen Fragen 9. „Eva-Spiel“ (I) – Erfinden einer imaginären Person 10. Gespräch über HIV und Aids (II) offene Diskussion, Statements .... 11. Betroffene – Leben zwischen den Welten – Interviews, .... Fünf unglaubliche Geschichten – Frauen mit HIV – Video 12. Meinungsbildung zu HIV-Themen (III) 13. Medium Film in der Prävention 14. Aids-Quiz 15. Thema Risiko (I) Kommunikation und falsche Annahme .... Vertrauensspiel (Gruppe) 16. Risikobereitschaft (II) – Eigenes Risikoverhalten kennen lernen 17. Check dein Risiko (III) – Risikoverhalten - Situationen 18. Schutzverhalten (I) – Welche Motive wirken? für/gegen Kondom 19. Schutzverhalten (II) Kondomspiel – Wie benütze ich ein Kondom? 20. Film: „Die Kondomrolle“ - Wahl des besten Spots 21. Film über die Aidshilfe - OÖ 22. Hintergründe und Rahmenbedingungen der peer-groups 23. Teilnehmer entwerfen einen Probeworkshop - Methodenpool 24. Feedback – Bogen „Heißer Stuhl“ Thema, Gruppe, Gruppenleitung, Ich .... Anhang: Sexualpädagogische Aspekte in der HIV und Aidsprävention Das menschliche Immunsystem Erhöhtes Risiko bei Frauen – frauenspezifische Thematiken Historisches zu HIV und Aids Kennenlernen Namensschilder und gegenseitiges Vorstellen Jugendliche teilen in zwei Sätzen ihre Motivation für diese Ausbildung mit bzw. sagen einen Satz zu ihrem Lebensmotto – (Hinweis auf Risiko- und Schutzverhalten) Seitenspiel Es gibt im Raum eine linke und rechte Seite. Kontrastierende Fragen fordern die Jugendlichen heraus, sich zu entscheiden. Moderierte Fragen als Basis. Danach gibt es für die beiden Gruppen Zusatzfragen. Plätze tauschen Jugendliche sitzen in Sesselkreis. Vorgegebene Sätzen werden gesagt. Personen, die diesen Aussagen zustimmen, tauschen die Plätze. Eine Person in der Mitte, die keinen Sessel hat, versucht inzwischen auf einen freien Platz zu gelangen. Erweiterung: Person in der Mitte erfindet einen Satz. Beispielsätze: Alle, die heute mit den Eltern oder einem Elternteil gefrühstückt haben. Alle, die einen Fernseher am Zimmer haben. Alle, die noch müde sind. Alle, die ein Haustier besitzen. Alle, die gerne tanzen. Alle, die bei der letzten Prüfung/Test geschummelt haben. Alle, die mindestens einmal in der Woche/im Monat eine Hausübung abschreiben. Alle, die es schon einmal oder öfter mit der Polizei zu tun bekommen haben. Alle, die Kontaktlinsen tragen. Alle, die einen klaren Berufswunsch haben. Alle, die Turnschuhe tragen. Alle, die ohne Vater oder Mutter zu Hause leben. Alle, die mit dem Bus gekommen sind. Alle, die bei einem Sportverein sind. Alle, die gerne erotische Filme sehen. Alle, die Burschen/Männern gerne auf den Hintern sehen. Alle, die Mädchen/Frauen gerne auf die Beine sehen. Seitenspiel Alle die gerne früh aufstehen! Alle, die nicht so gern früh aufstehen! Wie viel Schlaf brauche ich? Was mache ich, um munter zu werden? Die ein Musikinstrument spielen! Alle, die kein Musikinstrument spielen! Welches Instrument spiele ich? Warum spiele ich kein Musikinstrument? Alle, die Sport betreiben! Alle, die keinen Sport betreiben! Welche Sportart betreibe ich? Warum treibe ich keinen Sport? Alle, die Geschwister haben! Alle, die keine Geschwister haben! Ich möchte selber Kinder haben! Ich möchte selber Kinder haben! Die auf dem Land leben möchten! Die in der Stadt leben möchten! Warum fühlst du dich am Land wohler? Warum fühlst du dich in der Stadt wohler? Personen mit Piercing/Tattoo! Alle, die kein Piercing/Tattoo haben! Was gefällt mir daran? Warum habe ich keines? Die schon Gruppen geleitet haben! Die noch keine Gruppe geleitet haben! In welchem Rahmen? Was interessiert euch daran? Einschätzübung 1) Zu meiner sexuellen Aufklärung fällt mir ein bzw. war .... lückenhaft, altersadäquat, in guter Atmosphäre, peinlich, hätte früher sein sollen, unpersönlich, hat gepasst, zu viele Informationen, gab es explizit nicht, ...... 2) Wie kam ich zu Antworten auf Fragen im sexuellen Bereich? Wer hatte bei meiner Vermittlung den größten Anteil? Reihung nach Zahlen von 1 (größter Anteil) bis 12 (geringster Anteil)! Eltern Verwandte Geschwister Freunde Fernsehen Zeitschriften Bücher Internet Lehrer Film Sonstiges __________ 3) Auf welche Art komme ich heute zu Informationen? Hat sich etwas verändert? 4) Was war mir in der Vermittlung bisher wichtig und hat mir geholfen? (Gibt es Kriterien, die bei mir ganz oben gereiht sind?) viel Wissensvermittlung in vertrautem Rahmen unterschiedliche Ansichten hören Was passiert im Körper? Fragen können Infos über das andere Geschlecht Trennung der Geschlechter Sachlichkeit Achtung vor der Würde des Menschen 5) Was soll die Prävention (Vorbeugung) im Bereich HIV und Aids leisten? Sexualität und Sprache (I) Jede Person bekommt ein Arbeitsblatt und schreibt innerhalb von fünf Minuten Begriffe zu den einzelnen Rubriken. Danach werden die Blätter in der Mitte des Sesselkreises gelegt und vermischt. Jede Person zieht einen Zettel und liest die fremden Begriffe vor. Auseinandersetzung mit tabuisierten Begriffen Sensibilisierung für unterschiedliche Wortwahl und Sprachstil Erkennen der Wirkung unterschiedlicher Sprache Aufmerksam werden für die eigene Sprachwahl Im Anschluss daran wird eine offene Diskussionsrunde eröffnet. Welche Begriffe haben euch gefallen, welche nicht und warum? Gibt es Begriffe die häufiger von Jungen oder von Mädchen verwendet werden? Ist es leicht oder schwer gefallen die Begriffe laut vorzulesen? Welche Worte und Begriffe sind euch neu? Sexualität und Sprache (II) Arbeitsblatt 1. 2. 3. 4. 5. Begriffe die ich mag Begriffe, die ich nicht verwende und ablehne „Wir sind berührt“ (I) Teilnehmer/innen bewegen sich im Raum, auf Kommando bilden sich jeweils Paare, die sich mit gewissen Körperteilen berühren. Zum Beispiel rechter Zeigefinger, linke Hand, rechte Handflächen, Rücken, linkes Ohr, den Pobacken, den Hinterköpfen, dem rechten Knie, ...... Teilnehmer treten miteinander auf spielerische Weise in Kontakt sich näherkommen unter bestimmten Regeln und Vorgaben achtsam werden auf Schutzreaktionen und Grenzen Ein Farbe gewinnt (II) – Herz, Kreuz, Pik, Karo Von Spielkarten, die gut durchmischt sind, wird jeweils die oberste Karte aufgedeckt. Die Teilnehmer sitzen im Sesselkreis und jede Person bekommt eine Farbe zugeordnet. Die Personen, deren Farbe aufgedeckt wird, dürfen einen Platz im Uhrzeigersinn weiterrücken und setzen sich bei der Person nebenan auf den Schoß. Es darf immer nur dir Person weiterrücken, die auf ihrem Schoß keine Person sitzen hat also nicht blockiert ist. Wer als erstes wieder auf seinem ursprünglichen Platz angelangt ist, hat gewonnen. Hinweis: Bei Übungen mit Körperkontakt: Teilnehmer nehmen freiwillig teil Erlaubten Körperkontakt und Körpererfahrung vermitteln Möglichkeit die Gruppendynamik zu erkennen, Reaktionen einzelner Personen „Grenzen spüren“ (III) Eine Person nimmt Platz in Raum ein und stellt andere Person in einem ihr angenehmen Abstand, überprüft die Distanz, experimentiert mit der Veränderung dieses Abstandes und beobachtet die eigene Körperwahrnehmung, wann ist Abstand zu weit, zu nahe, wo passt es .... eigene Grenzen wahrnehmen selber den Abstand zum Gegenüber bestimmen können Unterschiede im Abstand auch mit körperlichen Signalen in Verbindung bringen können sensibilisieren für die Übung Fragenkarussell Fragenkarussell (IV) Bei dieser Übung werden die einzelnen Fragen verdeckt in der Mitte aufgelegt. Die Teilnehmer nehmen sich reihum eine Frage heraus und können diese Frage selber beantworten oder stellen diese Frage an eine Person im Kreis, die wiederum die Möglichkeit hat diese Frage zu beantworten oder auch nicht. Wenn auch diese Person die Frage nicht beantworten will kann jemand dies freiwillig tun – oder die Frage wird unbeantwortet weggelegt. Ziel der Übung: Sexualität und Sprache konkret einüben bzw. achten auf die eigenen Grenzen, was will ich sagen oder auch nicht. Erfahren von Unterstützung durch andere bzw. Vertrauen in der Gruppe stärken. 33 Beispielfragen: (Fragen auf die Gruppe und Situation abstimmen) Hast du jemals „Onkel Doktor“ gespielt? (1) Glaubst du, dass Mädchen und Burschen Sex verschieden empfinden? (2) Sprichst du gelegentlich mit Freunden über deine sexuellen Erfahrungen. (3) Sagst du deinem/r Freund/Freundin beim Sex was du angenehm empfindest? (4) Hast du jemals Angst vor deinen sexuellen Gefühlen gehabt? (5) Was bedeutet Promiskuität, also häufig wechselnde Kontakte, für dich? (6) Hast du das Gefühl, dass deine Ideen über Sex weiter sind als dein Verhalten? (7) Träumst du oft von Sex? (8) Magst du es, wenn du berührt oder gestreichelt wirst? (9) Was magst du lieber: erobern oder erobert werden? (10) Würdest du es als Ausdruck von Schwäche ansehen, um Hilfe/Beratung für ein sexuelles Problem zu suchen? (11) Was hältst du vom „Fremdgehen“? (12) Hast du jemals Angst gehabt, homosexuell/lesbisch zu sein? (13) Hast du jemals heimliche/verbotene sexuelle Beziehungen gehabt? (14) Gibt es etwas, was dich besonders sexuell erregt? (15) Hattest du jemals Angst, dass du/deine Freundin schwanger wirst/wird? (16) Hattest du bisher unangenehme sexuelle Erfahrungen? (17) Was hältst du von oralem Sex (jemanden einen Blasen oder lecken)? (18) Hast du den Eindruck du kannst deine sexuellen Wünsche äußern? (19) Findest du deinen Körper erotisch? (20) Kennst und magst du den Geruch deines/er Freundes/in? (21) Siehst du gerne jemanden von deinem eigenen Geschlecht, der gut aussieht? (22) Wie reagierst du, wenn dein Freund/in jemanden anderen anmacht? (23) Akzeptierst du es, wenn dein Freund keine Lust auf Sex hat, ohne dich abgewiesen zu fühlen? (24) Kannst du mit dem Körper genauso gut Zuneigung ausdrücken wie mit Worten? (25) Wirst du schnell eifersüchtig? (26) Was bedeutet die Größe des Penis/der Brüste für dich? (27) Erfährst du das Bedürfnis nach Unabhängigkeit deines Freundes als persönliche Abweisung? (28) Hältst du dich für genauso sexy als andere Menschen? (29) Hast du dich schon einmal sexuell ausgenutzt gefühlt? (30) Hattest du jemals eine Geschlechtskrankheit? (31) Hast du schon einmal ohne Verhütungsmittel Sex gehabt? (32) Hast du schon einmal einen Orgasmus vorgetäuscht? (33) „Fragen bearbeiten“ (II) Fragen und Informationen in Kleingruppe bearbeiten Wissensvermittlung über das Thema HIV/Aids Arbeiten mit einer konkreten praktischen Methode Wissensstand und Lücken bezüglich HIV/Aids kann erkannt werden 1. Gruppe: HIV/Aids - Allgemein, Verbreitung Was bedeutet HIV/Aids genau und was ist damit gemeint? Wann und wo wurde man das erste mal auf Aids aufmerksam? Kennst du berühmte/bekannte Persönlichkeiten, die an Aids verstorben sind? Wie hoch schätzt du die Verbreitung von HIV/Aids in Österreich/OÖ? Wie viele Menschen infizieren sich schätzungsweise pro Jahr in Ö? Welche Regionen (weltweit) sind am meisten betroffen? 2. Gruppe: Übertragung und Schutz Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit es zu einer HIVInfektion kommen kann? Welche Körperflüssigkeiten kommen für ein Übertragung in Frage? (In welcher vermutest du die höchste Viruskonzentration?) Wo kann man sich konkret infizieren und wo nicht? Wie kann man sich vor einer HIV-Infektion schützen? 3. Gruppe: Diagnose, Verlauf, Behandlung Gibt es Symptome, die eindeutig auf eine HIV-Infektion schließen lassen? Wie lässt sich eine HIV-Infektion feststellen, was muss man dabei beachten? Was würden du tun (bzw. anderen empfehlen), wenn du bei dir (bzw. bei anderen) ein Risiko vermutest? Wie lange dauert die durchschnittliche Inkubationszeit (vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch der Aids-Erkrankung)? Was weißt du über die Behandlung von HIV? Gibt es eine Impfung gegen HIV? 4. Gruppe: Psychosoziale Aspekte Wie glaubst du reagiert eine Person, wenn Sie erfährt, dass Sie HIVpositiv ist? Wie würdest du reagieren, wie reagiert das Umfeld (Kindergarten, Schule, Arbeitskollegen, Freunde, ...)? Welche Probleme könnten auftreten? Was könnte in dieser Situation hilfreich sein? Was könntest du tun, wenn du erfährst, dass jemand HIV-positiv ist? Kennst du den Red Ribbon, was bedeutet er? 5. Gruppe: Schwangerschaft Wie hoch schätzt du das Risiko ein, dass eine HIV-positive Frau ein infiziertes Kind gebiert? Welche Schutzmaßnahmen könntest du dir vorstellen, um das Risiko einer Mutter/Kind-Transmission zu minimieren? Was weißt du über die antiretrovirale Therapie in der Schwangerschaft und beim Säugling? Kann ein HIV-positiver Mann ein Kind zeugen ohne seine Partnerin und das Kind zu infizieren? Wie hoch schätzt du die Kosten einer medikamentösen Therapie für vier Wochen? Sagt dir der Begriff Postexpositionelle-HIV-Prophylaxe etwas? Im Anschluss Ausarbeitung der einzelnen Fragen Möglichkeit das medizinische Wissen über HIV und Aids der Teilnehmer zu ergänzen (power-point) Check dein Wissen (I) Anhand von „Wissens-Check“ Einstieg schaffen in die Thematik HIV und Aids. Teilnehmer können ihr subjektives Wissen testen und eventuelle Lücken feststellen. Ziel ist eine aufbereitete Wahrnehmung bezüglich der Thematik zu bekommen. Die Breite und den Umfang des Themas HIV und Aids erfahren. Teilnehmer klären mittels vorbereitetem Fragezettel ihren Wissensstand. Filter der Wahrnehmung bezüglich HIV und Aids schärfen. Wissens-Check O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O O (1) (2) (3) (4) (Antworten: ja oder nein) Aids steht für: „Aquired-Immun-Deficiency-Syndrom” HIV bedeutet übersetzt: „Menschliches Immunschwäche Virus“. Zwischen HIV und Aids ist kein Unterschied. Anfang der 80iger Jahre begann die wissenschaftliche Erforschung dieser Krankheit. (5) Als seriöseste Theorie der Entstehung von HIV beim Menschen gilt: Durch den Verzehr von Schimpansenfleisch trat das Virus auf den Menschen über. (6) In Österreich gibt es 50 000 Personen, die mit HIV infiziert sind. (7) In Österreich werden jährlich mehr als 300 Personen mit HI-Viren festgestellt. (8) In Lateinamerika ist die HIV-Infektionsrate am höchsten. (9) Nur mit den Körperflüssigkeiten Blut, Sperma, Vaginalsekret und Muttermilch bzw. Rückenmarksflüssigkeit kann das HI-Virus übertragen werden. (10) Für eine Frau besteht ein höheres Ansteckungsrisiko als für einen Mann. (11) Durch das HI-Virus werden die sogenannten Helferzellen zerstört. (12) Samenflüssigkeit hat die größte Viruskonzentration. (13) Von der Infektion mit HIV bis zum Ausbruch der Krankheit Aids dauert es ohne medikamentöse Behandlung durchschnittlich zehn Jahre. (14) Beim Oralsex kann sich die aktive Person mit HIV anstecken. (15) HIV kann nicht über Speichel übertragen werden. (16) Die Pille schützt vor einer HIV Infektion. (17) Gegen die chronische Krankheit Aids gibt es keine Impfung. (18) Nach einer akuten Infektion ist in den nächsten 6 Monaten die Viruslast im Körper sehr hoch. (19) Die richtige Benützung eines Kondoms schützt vor einer HIV-Infektion. (20) Es gibt Symptome die eindeutig auf eine akute HIV-Infektion schließen lassen. (21) Nach einer HIV-Infektion ist das Virus in kurzer Zeit (zwei Tage) überall im Körper verteilt kann auf andere Personen übertragen werden. (22) Man kann bei der AIDSHILFE- OBERÖSTERREICH anonym und kostenlos einen HIV-Antikörpertest machen. (23) Ein HIV-Antikörpertest ist erst 12 Wochen nach einem Risiko aussagekräftig. (24) Ein PCR-Test (direkter Virusnachweis) ist in der Apotheke erhältlich. (25) Nach einem akuten Infektionsrisiko (Nadelstichverletzung.... ) kann man mit der Einnahme von speziellen Medikamenten das Risiko minimieren. (26) Als Kind einer HIV-positiven Mutter ist man automatisch HIV-positiv. (27) Durch eine Kaiserschnitt Geburt (sectio) bei einer HIV-positiven Mutter verringert sich das Übertragungsrisiko auf das Kind. (28) Ein HIV-positiver Mann kann mit bestimmten medizinischen Maßnahmen ein Kind zeugen, ohne dass das Kind infiziert ist. (29) Der jährliche Welt-Aids-Tag findet am 1. Dezember statt. (30) Der Red Ribbon (Rote Schleife) bedeutet, dass man mit HIV infiziert ist. (31) Ein HIV-positiver Arzt darf seinen Beruf nicht mehr ausüben. (32) Markenkondome brauchen kein Ablaufdatum. (33) Durch die Verwendung von ölhältigen Gleitmitteln wird das Kondom porös. (34) Die AIDSHILFE- OBERÖSTERREICH gibt es seit 1991. Auswertung 0-10 Punkte Es fällt schwer Worte zu finden. Liegt wohl an der unklaren Fragestellung oder du konntest die Schrift nicht lesen. Sag einfach, du hast die Brille vergessen und wir legen den Mantel des Schweigens darüber. 11-16 Punkte Es gibt immer wieder Bereiche im Leben, die etwas unterbelichtet sind. Bei dir dürfte HIV und Aids ein solcher Bereich sein. Vielleicht ein schlechter Tag oder eine ungünstige Konstellation der Gestirne bewirkten dieses Ergebnis. Aber, es gibt die Chance auf Licht ins Dunkel! 17-22 Punkte Eine gute Basis ist gelegt. Es gibt zwar noch ein weites Feld der Ergänzung, aber ein Anfang ist gemacht. Nobody is perfect. Die Volkschullehrerin würde sagen: „Nur weiter so! Es wird schon!“ 23-28 Punkte Ollala! Nicht schlecht! Du bist gut informiert und ziemlich fit in Sachen HIV und Aids. Es geht nichts über eine gute Allgemeinbildung. Mit dir kann man an der Bar über dieses Thema reden und das Beste, man lernt noch dazu! Alle Achtung! 29-34 Punkte Hui! Ich staune! Ein frischer Experte in Sachen HIV und Aids. Wie machst du das nur! Österreich kann sich glücklich schätzen, dich als Bewohner/in zu haben. Die goldene Ehrennadel für Verdienste um die Republik Österreich wird für dich umgehend beantragt. EVA-Spiel (I) Interaktives Spiel Auf dem Flipchart wird die Kontur einer geschlechtsneutralen Person gezeichnet. Die Teilnehmer ordnen dieser Person im gemeinsamen Diskurs persönliche Daten zu. (Name, Geschlecht, Wohnort, Lebensumstände, Einstellungen, Hobbies, ....) Person soll sehr konkret werden. Am Ende wird die Information gegeben, dass diese Person vor kurzem erfahren hat, dass Sie HIV-positiv ist. Teilnehmer sollen diese Form der Arbeit zumindest theoretisch kennen lernen. Lässt sich auch in Kürze anspielen. Meinungen und Einstellungen (II) „Gummi ist für mich kein Thema, weil ich mir eh genau anschaue, mit wem ich ins Bett geh!“ „Wer normal ist, braucht vor so einer Krankheit keine Angst zu haben.“ „Obwohl ich ein mulmiges Gefühl hätte, würde ich meine Freundin/meinen Freund nicht im Stich lassen, wenn sie/er HIV-positiv wäre.“ „Was hat das mit mir zu tun? Für mich ändert sich sowieso nichts. Ich lebe so wie bisher!“ „Ein HIV-positiver Koch sollte nicht mehr arbeiten dürfen.“ „Schwule, Prostituierte und Drogenbenützer sind vorwiegend Schuld an der Verbreitung von Aids.“ „Zwangstestungen sind der beste Weg, um die Verbreitung von Aids zu kontrollieren.“ „Wer sich beim Sex ansteckt, ist selber schuld.“ „Ich würde nicht freiwillig aus dem Glas eines HIV-positiven Freundes trinken.“ „Wenn mein/e Partner/in HIV-positiv wäre, würde das unser Sexualleben erheblich stören/belasten.“ „Es wäre mir überhaupt kein Problem, mit einem/r HIV-positiven Schulkollegen/in Basketball zu spielen.“ „Bevor wir miteinander ungeschützt Sex haben, machen wir einen HIV-Test.“ Fragen über Fragen! (I) Teilnehmer sitzen im Sesselkreis. Fragen werden verdeckt gezogen und werden freiwillig von den Teilnehmern beantwortet. Falls notwendig von Fachperson ergänzende Bemerkungen! Methode auch für die workshops an den Schulen geeignet. Vielleicht schon im Vorfeld Fragen sammeln und dann beim Workshop gemeinsam erarbeiten. Vorteil der Methode. Es werden die konkreten Fragen der Schüler behandelt. Ziel der Übung: Kennenlernen von konkreten Fragen Jugendlicher! Umgang mit Fragen innerhalb von workshops einüben! Beispielfragen: Ist das HI-Virus in Tränen und Speichel enthalten? Ist es möglich, sich beim Oralverkehr oder Schlucken des Ejakulats mit Aids anzustecken? Kann man alle Kondome in den Mund nehmen, oder haben welche schädliche Stoffe? Was für Folgen hat Analsex? Wie kann man Petting machen beim ersten Mal? Mein Penis sieht so klein aus – kann ich damit bumsen? Kondome sind lästig. Reicht nicht aufpassen? Wie entstehen Geschlechtskrankheiten? Soll ein Mädchen Kondome bei sich haben? Wie wird man ein guter Liebhaber? Wann kann ich mit einem Mädchen schlafen? Ich bin 13. Mein Freund will einen negativen HIV-Test, bevor wir Sex miteinander haben. Kann man sich vor Aids auch anders schützen als mit einem Kondom? Brauchen Burschen häufiger Sex als Mädchen? Sind Mädchen, die Empfängnisverhütung betreiben geil? Soll ich mich verweigern, wenn mein Freund nicht bereit ist, Kondome zu benutzen? Wenn man mit jemanden schlafen will, liebt man ihn dann? Was sind Perversionen? Kann Enthaltsamkeit schaden? „Gespräch über HIV und Aids“ (III) Auseinandersetzung mit kontroversen Meinungen einüben des Umgangs mit unterschiedlichen Ansichten in einer Gruppe verschiedene Ansichten akzeptieren und hinterfragen lernen Als Einstieg einige Statements zur Thematik HIV und Aids. Die Aussagen sind sehr kontrastierend, denn ein breites Spektrum soll abgedeckt werden. Eventuell als Vier-Eckenspiel. Hier einige Beispiele: Wenn jemand in unserer Schule/Gruppe/Verein mit HIV-infiziert wäre, ..... würde ich ihn/sie persönlich unterstützen, falls die Person es will wäre ich im Umgang mit ihm/ihr wahrscheinlich vorsichtiger befürchte ich, dass er/sie isoliert wird würde das große Diskussionen auslösen Wenn eine Person in unserer Gruppe Aids hat, ist es besser, die Erkrankung für sich zu behalten sollte sie nur ausgewählte, vertrauenswürdige Personen davon informieren sollte sie den Mut aufbringen, die Erkrankung öffentlich zu machen sollte sie nur im Bedarfsfall darüber sprechen Kondome sind ..... unabdingbar, weil sie vor HIV und Geschlechtskrankheiten schützen dann wichtig, wenn ich meinen Sexualpartner (noch) nicht gut kenne im Verantwortungsbereich des Mannes lästiges Übel und störend beim Sex HIV und Aids ..... kriegen doch vorwiegend Schwule und Fixer betrifft einen Großteil der Bevölkerung hier in Österreich nicht wirklich geht im Grunde alle an macht mir ein bisschen Angst Die Pille ..... ist der sicherste Schutz hat auch Nebenwirkungen schützt leider nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt sicher vor ungewollten Schwangerschaften Einen HIV-Test sollte man ..... zumindest einmal im Jahr machen lassen machen lassen, wenn man Sex ohne Kondom hatte immer vor einer neuen Beziehung machen bei den Vorsorgeuntersuchungen anbieten Betroffene ( IV) Leben zwischen den Welten Gesprächsmöglichkeit mit einer Person, die HIV-positiv ist Interviews von Betroffenen mit HIV und Aids (Interviews in Textform) Die Krankheit von HIV nicht nur theoretisch kennen lernen sondern an konkreten Personen mit realen Lebenshintergrund festmachen Auseinandersetzung mit Lebenserfahrungen von Betroffenen Fragen, Ängste und Lebensansichten von Betroffenen erfahren Reportage (Video – 50 Minuten) Fünf betroffenen Frauen und ihre ungewöhnliche Geschichte Medium Film in der Prävention Aids- Was sie schon immer wissen wollten (10 Minuten) Off Road (22 Minuten) Neun einhalb (10 Minuten) Sex – eine Gebrauchsanweisung für Jugendliche (18 Minuten) Frauen mit HIV – Fünf unglaubliche Schicksale (Sw) (50 Minuten) Transit (MTV – Produktion 2005 - 90 Minuten) Fickende Fische – Jugendlicher mit HIV (102 Minuten) Kondomrolle – Verschiedene Spots der Kondomhersteller(7 Minuten) Reflexion über den Film Würde ich den Film einsetzen? warum/warum nicht Was kann dieser Film leisten für die konkrete Arbeit in einer Gruppe? Vor und Nachteile! Was könnten Schwierigkeiten sein? Teilnehmer/innen sollen das Medium Film in der Präventionsarbeit kennen lernen sich eine eigene Meinung über dieses Medium bilden Risiko (I) Vermutungen und Annahmen begleiten uns! Hinführung zum Thema Risikobereitschaft, Motive für Verhalten, ...... Wie wichtig ist die Kommunikation? Interaktives Spiel - Tierkreis Teilnehmer bilden einen Kreis und hängen sich beim rechten und linken Nachbarn ein. Jede Person erhält über kleinen Zettel einen Tiernamen, den sie nicht verraten darf. Wenn dieser Name in einer Tiergeschichte verpackt laut genannt wird, muss diese Person versuchen sich schnell auf den Boden zu setzen bzw. die Nachbarn rechts und links sollen dies zu verhindern versuchen ...... Check dein Risiko! (I) Ich liebe es mit dem Auto/Moped/Fahrrad schnell und riskant zu fahren. (3) stimmt nicht, fahre normal (4) fahre eher vorsichtig und langsam (2) fahre eher zügig (1) fahre immer sehr schnell Wenn ich mich krank fühle, gehe ich (4) auch bei leichten Beschwerden gleich zum Arzt (2) zum Arzt, wenn es etwas „Ernstes“ sein könnte (3) warte ab, wie sich alles entwickelt (1) erst zum Arzt, wenn es mir richtig schlecht geht Wenn ich abends mit Freunden ausgehe und spontan etwas unternommen wird (4) kann ich mich mit der neuen Idee nicht so leicht anfreunden (3) bin ich meist dabei, aber lasse die anderen bestimmen (2) überlege ich kurz und mache dann mit (1) bin ich immer life dabei Im Restaurant bestelle ich (4) normalerweise was ich kenne und mir vertraut ist (3) mal so, mal so, wie es mir gerade passt (2) meist, was ich noch nicht kenne (1) grundsätzlich Ausgefallenes In Erlebnisparks ziehen mich an (1) Action und fun Geräte, wie Karussells .... (2) Glücks- und Computerspiele (3) eher ruhige Geräte (4) die Verkaufs- und Konsumationsstände Bungee springen ... (1) reizt mich sehr (2) unter Umständen (3) schaue ich anderen gerne zu (4) schreckt mich ab Ich mag Spiele mit hohen Einsätzen wie Roulette oder Pokern ... (2) ja sehr (3) kaum (4) überhaupt nicht (1) nur solche Ich bin in meinem Leben sehr vernünftig .... (4) absolut korrekt (2) kommt auf die Situation an (3) stimmt meistens (1) keineswegs, denn ich will viel erleben Ich bin schon öfter in brenzlige Situationen gekommen .... (2) eher ja (3) geht so (1) zu oft (4) eher nein Mein Risikoverhalten (II) Mit dieser Übung ins Gespräch kommen wie unterschiedlich unser Verhalten sein kann. Eigene Risikowahrnehmung schärfen. Vier Ecken 1 2 3 4 ich würde es sofort tun müsste ein wenig überlegen kann ich mir kaum vorstellen würde ich nie tun Sprung vom 5 Meter Turm im Schwimmbad. Mit einem Freund im Auto mitfahren, der nicht alkoholisiert wirkt und von dem ich sicher weiß, dass er zwei Bier getrunken hat. In einem fremden Land, dessen Sprache ich nicht spreche, sich ein Tattoo machen lassen. Eine Rafting-Tour mit einem erfahrenen Begleiter. Mit einem unbeleuchtetem Fahrrad nachts nach Hause fahren. Im Hochsommer bei wenig Wasser mit der Luftmatratze die Donau überqueren. An einer „Zigarette“ anziehen, die mir angeboten wird und von der ich nicht weiß, was drinnen ist. Mit einem Führerscheinneuling nachts mitfahren, damit ich rechtzeitig zu Hause bin. Ein one-night-stand ohne Kondom. Such is life Ziel der Übung: Mit diesen konkreten Lebenssituationen unterschiedliche Herangehensweisen bzw. unterschiedliches Risiko-Managment kennen lernen! Reflexion über eigenes Verhalten ermöglichen. Verständnis für andere Herangehensweisen bekommen. Bei dieser Übung werden die unterschiedlichen Lebenssituationen in Kleingruppen besprochen. Was halte ich davon – Das denke ich mir dazu usw. Nach der Übung Gespräch in der Großgruppe. (I) Du hast vor einigen Wochen ein Mädchen/einen Burschen kennen gelernt. Du findest sie/ihn sehr nett und ihr wart schon paar mal im Kino, heute abends wollt ihr gemeinsam kochen, vielleicht wird mehr daraus .... Ihr kennt euch jetzt schon länger und ihr wisst schon viel über euer bisheriges Leben. Er/Sie ist kein Risiko-Fall. Warum sollte er/sie infiziert sein. Du hast zwar ein Kondom mit, aber du bist dir sicher und kannst dir das Kondom sparen. Du sprichst die Frage der Verhütung und HIV an, die Kondome hast du griffbereit und du freust dich auf die vergnügliche Zeit. Das erste Mal ist irgendwie stressig und aufregend. Du wartest ab wie sich der Abend entwickelt, er/sie wird dann schon wissen was er/sie tut ..... Eigentlich wolltest du einfach über das Thema Sex, Verhütung und HIV reden, um zu hören, welche Einstellung sie/er dazu hat. Doch nach dem Essen ist es so romantisch, dass du alles vergisst. Du denkst im entscheidenden Moment an Kondome, traust dich nicht, das anzusprechen – aus Angst, sie/ihn zu vergraulen, weil sie/er dann denkt du hast etwas Ansteckendes oder hast oft wechselnde Partner/innen. (II) Du machst Urlaub in einem Ferienparadies und bist unbeschwert wie schon lange nicht. Du lernst ein charmantes Mädchen/einen bezaubernden Burschen kennen. Als es dunkel wird, geht ihr schwimmen ins Meer, später liegt ihr euch in den Armen ..... .... vorsichtshalber hast du schon beim Kofferpacken an Kondome gedacht. Hast sogar welche im Strandrucksack, aber sollst du jetzt das Thema ansprechen und damit den Zauber der Nacht zerstören? ..... und du bewunderst ihren/seinen jungen, straffen Körper. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie/er eine sexuell ansteckende Krankheit hat, ist doch Null – sie/er sieht völlig gesund aus. ... und schläft miteinander, den Gedanken an ansteckende Krankheiten schiebst du weit weg, sie/er wird schon wissen, was sie/er tut. .... die Küsse wecken deine Leidenschaft, du vergisst alles. .... du bestehst darauf, Kondome zu benutzen. (III) Manchmal ist das Leben verrückt wie im Film. Du hast sie/ihn erst kurz kennen gelernt, ein tiefer Blick ..... der Anfang einer heftigen Affäre ..... Kondome, Verhütung? Kein Gedanke daran. Du bleibst beim Petting – ohne Penetration (Eindringen) Du bist so erregt, dass du sie/ihn einfach nur spüren willst – hautnah Du kennst die Unsicherheit danach. Besser mit Kondom .... Mittendrin ein Kondom zücken? Das zerstört jede Leidenschaft! Die Zeit über Verhütung und Kondome zu reden nimmst du dir .... (IV) Du kennst deine Freundin/deinen Freund schon seit einiger Zeit und ihr möchtet nicht länger Kondome benutzen. Ihr beschließt, euch beide bei einem Arzt/einer Ärztin auf sexuell übertragbare Krankheiten untersuchen zu lassen und dann auf das Kondom zu verzichten. Wir kennen uns schon so lange und er/sie ist treu, daher können wir das Kondom weglassen. Da ihr sowieso nicht konsequent mit der Kondombenutzung wart, könnt ihr diese auch ohne große Worte weglassen. Wenn, dann ist es jetzt eh schon zu spät, ..... Du schlägst vor, die Kondome wegzulassen, nachdem du so viel aus ihrer/seiner Vergangenheit gehört hast, was harmlos klang. (V) Du hast mit deinem Freund/deiner Freundin Treue vereinbart. Ihr habt nach einem HIV-Test auch auf Kondome verzichtet. Nun hattest du überraschend letztes Wochenende mit einem ehemaligen Freund/einer ehemaligen Freundin ungeschützten Sex! Du gehst davon aus, dass dein Freund/deine Freundin auch nicht treu ist und außerdem: Einmal ist keinmal und du vergisst das Ganze. Du beruhigst dich, weil dein ehemaliger Freund/deine ehemalige Freundin ja wohl auf safer sex bestanden hätte, wenn er/sie tatsächlich infiziert wäre. Du schiebst deine Befürchtungen ins hinterste Eck und verhältst dich wie immer. Was soll´s, so ist das Leben. Wird schon gut gehen. Du lässt dir eine schlaue Begründung einfallen (z.B. Verdacht auf eine Pilzinfektion), warum du vorübergehend wieder Kondome benützen möchtest. Du sprichst schweren Herzens mit deiner Freundin darüber und hoffst, dass euer Beziehungskrach nicht schwer ausfällt. Ihr macht safer sex, bis du bei einem Arzt warst, um dich auf sexuell übertragbare Krankheiten (STD) und HIV untersuchen zu lassen. Du bringst es nicht übers Herz deinen Seitensprung zu thematisieren. In deiner Angst infiziert zu sein, erfindest du Ausreden, wenn er/sie Sex will. Du weißt nicht, ob du die Beziehung aufrecht halten willst und wartest ab ..... (VI) Du hast die Vermutung, dein Freund/deine Freundin geht fremd und du befürchtest nun, er/sie könnte dich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit anstecken. Du bestehst beim Sex von jetzt an wieder auf Kondome, bis er/sie abgeklärt hat, dass nichts passiert ist. Du gehst auch fremd, um dich zu rächen. Du sprichst das Thema nicht an und versuchst es zu vergessen. Na, ja , ist nicht optimal gelaufen, aber ehrlicht gesagt. Das Risiko ist ja wohl minimal ... Du sprichst sie/ihn auf das Thema an, lässt dich aber schnell von ihr/ihm beruhigen. Du sprichst sie/ihn an und klärst mit ihr/ihm, was dir zum Thema Fremdgehen und Schutz wichtig ist. Schutzverhalten (I) Motive für den Kondomgebrauch Kategorienname Häufigkeit gezielte Schwangerschaftsverhütung 94 gezielter Schutz vor Krankheiten/Infektionen/Pilzen 73 Vorsicht in unklarer Situation (casual sex) 41 Niemals ohne Kondom als Grundhaltung/ Kondomverwendung als etablierte Praxis 31 Sicheres Gefühl, Sicherheit 14 (gesundheitsbezogene Motivklasse) (gesundheitsbezogene Motivklasse) (gefühlsbezogene Motivklasse) von der Partnerin/dem Partner eingefordert mit dem Partner/der Partnerin vereinbart 6 Kondom als erotisches Tool 3 Hygiene 2 Kondom war verfügbar 2 (paarbezogene Motivklasse) ° Schwangerschaftsverhütung vorrangig ° Prävention von Krankheiten an zweiter Stelle ° Vorsicht in unklarer Situation ° niemals ohne Kondom als Grundhaltung ° Sicheres Gefühl beim Sex und danach Schutzverhalten (I) Motive gegen den Kondomgebrauch Kategorienname Häufigkeit andere Verhütung 59 treue, feste Partnerschaft 54 keines dabei, Verfügbarkeitsthematik 22 Vertrauen in Partner/in 16 intensivere Gefühle ohne 16 Alkoholeinfluss 12 HIV-Test/geringes Aids-Risiko 11 Nicht nachgedacht/nicht an Verhütung gedacht 10 (partnerschaftsbezogene Motivklasse) (situative Motivklasse) (paarbezogene Motivklasse) (gefühlsbezogene Motivklasse) (situative Motivklasse) (situative Motivklasse) spontane, sexuelle Situation 6 Absprache mit Partnerin 4 (situative Motivklasse) (paarbezogene Motivklasse) ° andere Verhütung vorrangig ° treue, feste Partnerschaft an zweiter Stelle ° Verfügbarkeitsthematik ° Vertrauen ° intensiveres Gefühl ohne ° Alkoholeinfluss Schutzverhalten (II) Erarbeiten der Vorraussetzungen damit sich eine Person konsequent schützt bzw. Gründe , warum sich jemand nicht schützt. Ergebnisse der Motivforschung Das Verhalten gerade im sexuellen Bereich kann aufgrund unterschiedlicher Motive gezeigt werden. Dabei greift eine nur auf Gesundheit bezogene Prävention zu kurz. Die situativen Motive sind ein nicht zu vernachlässigender Faktor, warum jemand kein Kondom verwendet. Dabei ist die Realität der Spontaneität in sexuellem Verhalten anzuerkennen (Alkoholeinfluss, nicht nachgedacht, nicht an Verhütung gedacht, spontane sexuelle Situation, .... ) und zu thematisieren. Die paarbezogenen Motive haben hohen Stellenwert und werden sehr oft genannt, warum jemand kein Kondom verwendet (Vertrauen in Partner, Treue, Absprache mit dem Partner, ....)! Gerade Frauen dürften größeres Vertrauen dem männlichen Sexualpartner entgegenbringen und eher auf ein Kondom verzichten, wobei sie auch andererseits größere Vorsicht in unklaren Situationen an den Tag legen. Studie (Unterschiede nach Alter) 16-20 21-25 für Kondom Vorsicht in unklarer Situation niemals ohne Kondom 12 24 22 7 gegen Kondom 14 11 29 6 37 1 30 10 treue, feste Partnerschaft Alkoholeinfluss andere Verhütung Vertrauen (Unterschiede nach Geschlecht) Frauen Männer für Kondom Sicherheit Vorsicht in unklarer Situation 3 27 11 7 gegen Kondom treue, feste Partnerschaft 44 7 Konsequenzen und Folgerungen Basis im Schutzverhalten ist sicherlich ein profundes Wissen über eventuelle Risken im Sexualverhalten. Darin brauchen (gerade) junge Menschen eine Möglichkeit ihre Kompetenzen zu stärken. Die Umsetzung dieses Wissens braucht klarerweise eine Person, die sich durch ihr Selbstbewusstsein artikulieren und ausdrücken kann. Letztlich ist es eine Frage des Selbstwertes (Wie viel bin ich mir wert und schütze meine Gesundheit.) Schutzverhalten (III) Wie benütze ich ein Kondom? Interaktives Übung über die richtige Benützung eines Kondoms Inhalt: Wissenswerte über das Kondom ansprechen Fehlerquellen der Benützung und Anwendung erfahren Die Benützung konkret einüben „Wahl des besten Kondomspots!“ Verschiedene Spots werden gezeigt, Teilnehmer wählen den besten Spot und begründen ihre Wahl ..... reflektierende Auseinandersetzung mit den Spots erkennen der verschiedenen Ebenen, die angesprochen werden Welcher Mittel bedient sich der Film? „Bing-Bang-Theorie“ - Die Urknall Theorie „Goldfischepisode“ – Kondome retten Leben Wenn er Geronimo trug, können sie Kondome tragen „Bungee-Jumping“ - Extra sicher „Unter Freunden“ – unterschiedliche Sichtweisen „Mama“ - armer Idiot Durex – Wenigstens Mutti zuliebe sollten sie sie verwenden Zeichentrickfilm „Sprung ins kalte Wasser“ Die Teilnehmer entwerfen zu zweit oder in einer Kleingruppe einen Probeworkshop zum Thema HIV und Aids, der in der Gruppe vorgestellt werden kann (zumindest in Teilen). Teilnehmer geben die Rahmenbedingungen an. Anzahl der Schüler/innen, Alter der Schüler/innen, Zeitumfang, Rahmenbedienungen an der Schule (Unterstützung von Lehrer, Schulleitung, ehemalige Peers, .....) Vorstellen des Workshops – sammeln der vorgestellten Methoden und Rückmeldung der Gesamtgruppe. „Feedback-Bogen“ Teilnehmer/innen geben schriftlich über Ausbildungstage ihre Rückmeldung „Heißer Stuhl“ Auf vier Stühlen stehen die Stichworte: Thema, Gruppe, Gruppenleitung, Ich! Die Teilnehmer können sich auf diese Sessel setzen und zu diesem Bereich ihr Feedback geben. „Feedback-Bogen“ (zuerst einmal große Anerkennung deines Engagements!!!) Das ist mir in den zwei Tagen wichtig geworden! Das war für mich im Zusammenhang mit HIV und Aids neu! Meine Bewertung: Inhalt( ) 1 hat mir getaugt 4 könnte besser sein Gruppe ( ) 2 hat gepasst 3 geht so 5 muss verbessert werden Methoden ( ) Ambiente ( ) Organisation ( ) Leitung ( ) Stimmung ( ) Räumlichkeit ( ) Praxisbezug ( ) Infomaterial ( ) Das hat mir gefehlt! Meine Anschrift : Name _______________________________ Anschrift _____________________________ Wohnort __________________________ Telefon/Handy ________________________ e-mail ____________________________ Ich bin interessiert an peer-group Veranstaltungen außerhalb der Schule! O ja O nein Sexualpädagogische Aspekte Ziel der Prävention ist die Aufklärung über Ansteckungswege, einen hinreichenden Selbstschutz ermöglichen und einen Beitrag für verantwortungsvolles Handeln leisten. HIV ist sexuell übertragbar, also ist Sexualität ein bedeutendes Thema aidspräventiver Anstrengungen gegenüber Menschen jeden Alters. Der Beginn von Erfahrungen in partnerschaftlicher Sexualität kann mehr oder weniger von Unsicherheit begleitet sein. Diese Unsicherheit nährt sich von dem, was Jugendliche selber erwarten, sexuell wollen und vermögen, sowie auch von dem, was sie von dem Menschen, mit dem sie Sexualität leben, erwarten oder erwarten können. Das Wissen aus eigener Erfahrung bildet sich nach und nach und ist eingebettet in Sexualitätsbildern aus Erziehung, Tradition und Medien, die ihrer Wirklichkeit oft steinern und gebieterisch gegenüberstehen, aber dennoch ihre Wirkung haben und zeigen. Hilfreich für die Entwicklung von sexueller Identität ist die Auseinandersetzung mit möglichen Gefahren für Leib und Seele, die bei gelebter Sexualität entstehen können. HIV-Prävention kommt ohne Sexualpädagogik nicht aus Die mediale Veröffentlichung jedes sexuellen Details hat die Aufklärung der Menschen nicht wesentlich vergrößert. Da das „Nackte“ meist abgelöst vom Beziehungsgeschehen plakativ, spektakulär und sensationsgierig präsentiert wird, vermehren sich auch die Fragen. Die Tabuisierung des Sexuellen trägt das Ihre dazu bei. Wenn HIV-Prävention stattfinden soll, muss gesprochen werden: sachverständig, gefühlvoll, verständlich für das Gegenüber, konkret und direkt, an den Adressaten und ihrer Lebenswirklichkeit interessiert. Personale aidspräventive Kommunikation hat mit Fragen zu tun, die aus verschiedenen sexuellen Sozialisationen kommen und eine Berücksichtigung der konkreten Beziehungs-, Alters- und Geschlechterdimension erfordert. Sprechen können – über Sexualität, Begriffe, Erfahrungen, ..... Wenn Aids-Prävention stattfinden soll, muss gesprochen werden: sachverständig, gefühlvoll, verständlich für das Gegenüber, konkret und direkt, ohne Umschweife und Ablenkung, an den Adressaten/innen interessiert, nach den Regeln der Kommunikationskunst. Informationen geben, die ankommen – Verständnis entwickeln für die Gründe von Verhalten im sexuellen Bereich, .. Risiko und Schutzverhalten darf das unvernünftig „Anarchische“, das Entgrenzende des Sexuellen nicht ausklammern. Es braucht vielmehr Verständnis für die Gründe, die – ja meist trotz besserem Wissen – zur Vernachlässigung des Kondomgebrauchs bzw. zu Risikoverhalten führen: Ungeübtheit, Erwartungsdruck und Versagensangst, Peinlichkeit, aufgeregtes Verliebt sein, Vermeiden von Misstrauensverdacht, Alkoholkonsum zur Enthemmung oder ganz profaner Widerwille gegenüber der störenden Unterbrechung lustvollen Zusammenseins. Das alles sind „gute“ Gründe, Schutzmaßnahmen in den Situationen, wo es drauf ankommt, zu vergessen. Aids-Prävention sollte Verständnis gegenüber diesen Widrigkeiten zeigen, gelassen bleiben und zeigen, dass sie Irrationale Momente in sexuellen Begegnungen kennt. Es braucht die Kenntnis jugendlichen Sexualverhaltens. Wer mit solcher Haltung die Anwendung von Kondomen zeigt, wird präventiv erfolgreich agieren, weil die Adressaten/innen sich angenommen statt zurechtgewiesen fühlen. Wissensfragen sind oft Beziehungsfragen – HIV-Prävention ist die Förderung von grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen. Die allgemeinen Werte Liebe, Achtung vor dem Leben, Solidarität und Glück konkretisieren sich jeweils unterschiedlich und sind in den individuellen Biographien von jungen Menschen mit ihren sich verändernden Körpern und ihren neuen Gefühlen und Empfindungen immer in Bewegung, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Brisanz. Die Lernfelder von jungen Menschen (Freundschaft, Beziehungsbeginn, Trennung, Verhalten in schwierigen Situationen ... ) beinhalten jeweils emotionale, soziale und biologische Themen. Aus diesen Lern- und Themenfeldern kann sich eine HIV-Prävention nicht herauslösen, um nicht wirkungslos zu sein. Weiblichkeiten und Männlichkeiten – HIV-Prävention braucht die Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz. Die Regeln im Miteinander der Geschlechter ändern sich. Jungen respektieren die Grenzen der Mädchen zusehends, die diese auch deutlicher ziehen und sie werden respektiert, weil sie sie deutlicher ziehen. Mädchen äußern ihre sexuelle Wünsche und machen nicht ergeben mit bei sexuellen Aktivitäten, bei denen ihre Bedürfnisse nicht vorkommen. Sie fühlen sich nicht mehr verpflichtet, den sexuellen Verkehr mit Männern klasse zu finden, weil es angeblich – unabhängig von der Qualität der sexuellen Interaktion – einfach das Tollste auf der Welt sei, männlicher Sexualität beiwohnen zu dürfen. Wiewohl viele Mütter ihren Töchtern noch vorleben, dass ein großer Teil an Selbstbestätigung aus der (sexuellen) Beziehung zu einem Mann bezogen werden kann, wollen die Mädchen mehr Kontrolle und Initiative. Die Jungen reagieren darauf zwiespältig. Einerseits finden sie es gut, dass ihre Freundin selbstbewusst ist, andererseits sind sie „latent aggressiv“, weil aus der Generation ihrer Väter noch herüberweht, dass es einfacher war – als die Männer noch allein bestimmten, wie sich Heterosexualität und Intimbeziehungen zu gestalten haben. Diese Bewegungen sind in der HIV-Prävention mit einzubeziehen. Während die Mädchen potenziell Selbstschutzinteressen formulieren und unsicher Wege suchen, sie zu verwirklichen, so sind Jungen ihrerseits verunsichert, wie in männlicher Sexualität denn Lust, Gleichberechtigungsorientierung und Vernunft zusammengehen können. Sie reagieren gegenüber dieser und jeder weiteren Zumutung an ihr Sexualverhalten abwehrend. Aus der praktischen Jugendarbeit wird aber berichtet, dass viele Mädchen dazu neigen, sich im Verlauf einer sogenannten festen heterosexuellen Beziehung immer noch eher ihrem Partner anzupassen als ihre Selbständigkeit zu behaupten und ihre Interessen/Bedürfnisse durchzusetzen. Zudem ist kritisch anzumerken, wieweit sich die Veränderungen im Geschlechterverhältnis in allen Teilen der Jugendkulturen wiederfinden lassen. Die traditionellen Geschlechterrollen und Stereotypen sind zäher, als es der Trend nahe legt. Die Prävention muss Mädchen und Jungen in ihren konkret ausgefüllten Rolleninterpretationen ansprechen. Und das sollte nicht heterozentristisch geschehen, will man gerade schwule Jugendliche und diejenigen, die sich ihrer sexuellen Identität noch nicht sicher sind, ausnehmen. Gefährliche Jugendsexualität – Wenn mit grobem Strich Bilder von Jugendsexualität gefertigt werden, gibt es vor allem zwei Varianten. Die eine lautet, Jugendliche seien leichtlebig, leichtsinnig, leicht zu desorientieren, wenig verantwortlich. Die andere behauptet das Gegenteil: Jugendliche seien liebesund treueorientiert, eigentlich nicht an beziehungsloser Sexualität, sondern an Romantik und Lebenslänglichkeit in der einer erfüllenden Partnerverbindung interessiert und deshalb gar nicht so „schlimm“. In beiden Fällen handelt es sich um ideologisch motivierte Verzerrungen von jugendlicher Lebenswirklichkeit. Gemeinsam ist diesen Behauptungen von Erwachsenen eine tief sitzende Skepsis vor der Sexualität, die quasi wesenhaft Chaos, Werteverwirrung und Gefahr verschulde. Wenn in dieser Haltung Prävention betrieben wird, verwandeln sich Aufklärungsbemühungen in antisexuelle Aktionen. Mit offenen oder moralisch verdeckten Sexualverboten, Sexualvorschriften und Bevormundungen zu operieren verstärkt Angst und vergrößert Leistungsdruck. HIV und Aids als eindrückliche Warnung vor außer und vorehelicher Sexualität zu benutzen ist ungehörig, stellt einen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht von Jugendlichen dar und ist kontraproduktiv. Die Angebote für die Auseinandersetzung mit den Fährnissen, Problemen und Hindernissen für sexuelles Glück brauchen Indoktrinationsfreiheit. HIV und Aids Prävention mit sexualpädagogischem Anspruch braucht für ihr Gelingen das Zutrauen zur Selbstbestimmung und zu Selbstverantwortung von Jugendlichen, die Akzeptanz ihrer selten idealen Lebenswelten als real und darf jugendliches Erfahrungslernen nicht zu verhindern oder zu verängstigen suchen. Jugendsexualität ist sowieso von ernstzunehmenden Ängsten durchwirkt. Die Angst vor Aids ist eine weitere, deren Instrumentalisierung als Tugendpropaganda gemeingefährlich ist. Fragen wie: „Ist Aids eigentlich sehr verbreitet?“, „wie lange kann man noch leben, wenn man infiziert ist?“ oder „Wenn man mit jemanden schlafen will, liebt man ihn dann?“ sollten mit größter Sensibilität beantwortet werden und im Bewusstsein, dass Risiko nie auszuschalten ist - im Sexualverhalten Jugendlicher so wenig wie beim Erwachsenen. HIV und Aids sind ein Gesellschaftliches Thema – Wenn pädagogisch Tätige das Thema HIV/Aids als ein gesellschaftliches ernst nehmen in angemessenem Umfang im erzieherischen Alltag berücksichtigen wollen, statt ihm ängstlich auszuweichen, dann muss man dafür keine perfekte Fachkraft sein. Neben dem Bemühen um sach-, menschengerechtes und didaktisch passendes Infomaterial ist die Kooperation mit Fachleuten und ein gewisses Maß an Selbstreflexion unabdingbar. Durch die Beschäftigung mit HIV/Aids ergeben sich zentrale vitale Themen: Was will ich sexuell und sexualpädagogisch? Was bedroht und ängstigt mich? Was ist Normalität für mich und wie stehe ich zu normabweichendem Verhalten? Worüber kann und will ich (nicht) sprechen? Was ist meine Beziehungsutopie und Beziehungsrealität? Wie definiere ich mein Selbst als Frau oder Mann? Woraus hat sich mein Jugendbild ergeben? Es gehört zur Eigenverantwortung sich der Motive des Wirkenwollens zu versichern, um sich in Beziehung setzen zu können zu den Anvertrauten, die mit ganz anderen persönlichen Geschichten auf das Thema HIV/Aids treffen, als ich selbst. Eine solche Selbstreflexion trägt zu einem Klima gegenseitiger Achtung bei, hilft Intimitäten aller Beteiligten zu achten und die angemessene Offenheit gegenüber dem Eigenen und dem Fremden herzustellen, und hat Einfluss auf das Gelingen der HIV-Prävention. Achtung vor dem Leben – Sexualität ist ein Lebensenergie, die in allen Phasen des Lebens körperlich, geistigseelisch und sozial wirksam ist. Sie hat mit Identität, Beziehung, Lust und Fruchtbarkeit zu tun. Sie bewegt die Menschen im vielfältiger Weise, wie menschliches Leben vielfältig ist. Aids-Prävention ist ohne der Hereinnahme des Menschen als sexuelles Wesen nicht machbar und lässt sich nicht reduzieren auf Verhaltensregeln und der nüchternen Bekanntgabe, biologischer und medizinischer Sachverhalte. Jugendliche sind keine Hauptbetroffenengruppe und es gibt keine Indizien, die erwarten lassen, dass sie das noch werden. Aber sie haben das Recht auf Informationen, die sie befähigen, ihr sexuelles Leben so unbeschädigt wie möglich zu gestalten. Das Angebot der Aids-Prävention muss also ein Angebot zum Thema Aids und Thema Sexualität sein – aufklärend, verständlich, emphatisch, taktvoll. Uns sozial verantwortlich, damit Heranwachsende lernen, eigenes und fremdes Leben in Obhut zu nehmen, es zu schützen, wenn es bedroht ist. AidsPrävention ist Sexualpädagogik an Anfang an. Die genannten Aspekte im Kontext von konkreten Fragen Jugendlicher Sprechen können Was für Folgen hat Anal-Sex? Wie kann man Petting machen beim ersten Mal? Mein Schwanz sieht so klein aus – kann ich damit bumsen? Informationen geben, die ankommen Kondome sind ungeil. Reicht nicht aufpassen? Ist Aids in Tränen und Speichel enthalten? Wie entstehen Geschlechtskrankheiten? Wissensfragen sind oft Beziehungsfragen Wann kann ich mit einem Mädchen schlafen? Ich bin 13. Soll ein Mädchen Kondome bei sich haben? Wie wird man ein guter Liebhaber? Weiblichkeiten und Männlichkeiten Brauchen Jungen Sex häufiger als Mädchen? Sind Mädchen geil, die Empfängnisverhütung betreiben? Soll ich mich verweigern, wenn ein Typ nicht bereit ist, Gummis zu benutzen? Gefährliche Jugendsexualität Wenn man mit jemanden schlafen will, liebt man ihn dann? Was sind Perversionen? Kann Enthaltsamkeit schaden? Erhöhtes Infektionsrisiko bei Frauen Scheidenschleimhaut Die Scheidenschleimhaut ist größer als die Fläche am Penis, dadurch hat die Frau ein höheres Risiko. Außerdem verbleibt das Sperma für längere Zeit in der Scheide und erhöht dadurch das Risiko der Ansteckung. Menstruation und Hormone Bedingt durch den Monatszyklus kommt es zu hormonellen Veränderungen im Aufbau der Schleimhaut von Scheide und Gebärmutter, in weiterer Folge auch leicht zu Störungen der Scheidenflora. Besonders zum Zeitpunkt des Eisprungs und der Menstruation können Krankheitskeime leichter in die Schleimhaut eindringen. Während der Menstruation ist der Eingang zur Gebärmutter (der Muttermund) leicht geöffnet, dadurch können Viren und andere Keime leichter in den Blutkreislauf eindringen. Schleimhautentzündungen Bakterien und Pilze können sich in der Harnröhre, im Darm, in der Scheide und in der Gebärmutter ansiedeln und vermehren. Sie sind Krankheitserreger und führen zu Entzündungen. Männer können auch – ohne selbst Symptome zu zeigen – diese Keime in sich tragen und ihre Partnerin beim Geschlechtsverkehr infizieren. Das HI-Virus kann über die Entzündungsherde in die Scheide leichter in den Blutkreislauf eindringen. Die Spirale verursacht auch eine höhere Anfälligkeit für die Besiedlung von Keimen in der Scheide und Gebärmutter. Soziale Faktoren Das Kondom ist das einzige Verhütungsmittel, das vom Mann angewendet werden kann und muss. Wenn Frauen nicht die Möglichkeit hatten, nein sagen zu lernen oder sich selbst zu behaupten, fällt es ihnen schwer, auf der Verwendung eines Kondoms zu bestehen. Zumal es in unserer Kultur noch immer höher bewertet wird, wenn Frauen einfühlsam sind, auf andere Rücksicht nehmen und sich selbst aufgeben, als wenn sie aggressiv sind und sich selbst in den Mittelpunkt stellen. Zudem erscheint Frauen die Vorstellung, möglicherweise einen Mann zu verlieren, weil sie auf die Verwendung eines Kondoms bestehen, im Moment schlimmer zu sein, als sich mit HIV zu infizieren. Bei gemeinsamer Benützung von Spritzenbesteck, sind Frauen meist die letzten in der Runde, die das Besteck bekommen. Teilen sie das Spritzenbesteck mit ihrem Freund, so ist es meist dieser, der den ersten Schuss setzt. Das menschliche Immunsystem Abwehrmechanismen gegen Viren Die menschliche Haut mit erregertötendem Säureschutzfilm: Die menschliche Haut kann überwunden werden durch Risse, Wunden oder die Krankheitserreger suchen sich ihren Weg durch die dünneren Schleimhäute (Schleimhäute sind die Wände bei körperinneren Flächen bzw. Hohlräumen). Ist ein Virus auf diese Weise in den Körper eingedrungen, muss er noch in eine Körperzelle eindringen, weil ein Virus keinen eigenen Stoffwechsel hat. Das Virus besetzt die Körperzelle und diktiert dieser seine eigene Fortpflanzung. Durch das Produzieren von Viren platzt die Zelle und die frischen Viren befallen neue Zellen. Allerdings nimmt dies der Körper nicht ohne Gegenwehr hin. In weiterer Folge gibt die befallene Zelle ein Warnsignal in Form von chemischen Substanzen ab, das einen Befall der benachbarten Zellen verhindert. Gleichzeitig werden die Fresszellen (diese gehören zu den weißen Blutkörperchen) aktiviert, die die eingedrungenen Erreger umfließen und auflösen können. Es gibt große und kleine Fresszellen (Mikro- und Makrophagen). Damit sie sich rasch bewegen können, muss das Gewebe (die Gefäßwand) erweitert werden. Dies wird durch die Abgabe der Substanz Histamin erreicht. Der Mensch spürt dies als Entzündung. Hat ein Makrophage ein Virus verschlungen, gibt er Signalstoffe ab. Man bekommt Fieber und fühlt sich matt und abgeschlagen. Zur Unterstützung der Fresszellen treten die Lymphotzyten (ebenfalls weiße Blutzellen) auf. Alle Zellen, auch Viren, tragen an ihrer Außenhülle bestimmte KennEiweiße, die ausschließlich für bestimmte Zellen typisch sind (ähnlich den Fingerabdrücken). Dadurch ist es für das Immunsystem möglich, körpereigene und körperfremde Zellen zu erkennen. Bei körperfremden Zellen heißt das Kenn-Eiweiß Antigen. Die T-Lymphoyten (T-Helfer- oder CD-4-Zellen) informieren die BLymphozyten, die sogenannte Antikörper bilden, welche die Antigene außer Kraft setzen. Die verhängnisvolle Wirkung des HI-Virus besteht darin, dass die T-Helferzellen als Wirtszellen benützt werden, die ihrerseits durch die Vermehrung der Viren absterben. Zudem verändert sich das Kenn-Eiweiß des HI-Virus ständig. Die ausgebildeten HIVAntikörper sind dadurch unwirksam und eine Erkennung der befallenen Zellen durch die Fresszellen wird erschwert. Historisches 1980 Im Laufe des Jahres 1980 traten vor allem in Los Angeles, New York und San Francisco Krankheiten bzw. Krankheitsverläufe auf, die es in dieser Form vorher nicht gegeben hatte. Es waren zunächst ausschließlich homosexuelle Männer betroffen. Die Betroffenen litten unter dem Befall von Parasiten, unter dem KaposiSarkom oder einer speziellen Lungenentzündung, der Pneumocystis-cariniiPneumonie. Bei Blutuntersuchungen zeigte sich, dass der Anteil der T-Helferzellen das sind bestimmte Leukozyten, die eine besondere Rolle bei der Immunabwehr spielen - von normalerweise 4000 bis 6000 pro µl Blut teilweise bis auf nahezu Null gesunken war. Das bedeutete (und bedeutet) eine nachhaltige Schwächung der lebensnotwendigen Immunabwehr. Dies führt dazu, dass schwere Krankheiten auftreten können. Zur gleichen Zeit erregten ähnliche Fälle im Jahr 1977 in Kopenhagen und 1978 in Paris, wenn auch verspätet, die notwendige Aufmerksamkeit. 1980 suchte ein frankokanadischer Airline-Steward wegen eines auffälligen braunen Flecks auf seiner Haut einen Arzt auf. Auf intensives Befragen hin wurde bekannt, dass er in großen Teilen der Welt über viele Jahre hinweg häufig homosexuellen Geschlechtsverkehr hatte. Im Jahr 1980 wurden rund 80 Fälle dieser neuen Krankheit mit etwa 26 Toten erfasst. Die staatliche Gesundheitsbehörde der USA begann, die Ursachen dieser Erkrankung zu untersuchen. Es gab zahlreiche Hypothesen und Theorien, aber keine schlüssigen Beweise. Zu diesem Zeitpunkt glaubte man, dass nur homosexuelle Männer von der Krankheit betroffen waren. Es setzte eine geradezu kriminalistische Suche nach Informationen und Kontaktpersonen zu bereits Infizierten bzw. Erkrankten ein. Später wurde der oben erwähnte Steward als "Patient 0", also als der Erstinfizierte, bezeichnet. 1981 Im Laufe des Jahres 1981 gab es erste ernsthafte Hinweise darauf, dass ein Virus Verursacher der Krankheit sein könnte und z.B. über Spermien und Blut übertragen wird. Aber ein wissenschaftlich eindeutiger Beweis war damals nicht zu erbringen. Mittlerweile waren 125 Fälle bei einer Sterblichkeit von über 40 % bekannt geworden. Die Krankheit wurde in dieser Zeit als "Schwulenkrebs" oder "Schwulenpneumonie" bezeichnet. Auch in anderen Ländern traten vermehrt Erkrankungen auf, so in Frankreich, wo es in jenem Jahr ca. 20 Todesfälle gab. 1982 Große Verwirrung entstand, als in Miami (US-Bundesstaat Florida) Haitianer erkrankten, die nicht homosexuell waren; außerdem erkrankten in New York Neugeborene und Bluterkranke an dieser rätselhaften Krankheit. Mittlerweile waren über 400 Erkrankungsfälle bei 270 Toten registriert. Die Krankheit schien epidemische Ausmaße anzunehmen. Die Öffentlichkeit reagierte teilweise extrem hysterisch. Als Verursacher für diese unerklärliche Krankheit wurden medizinische Experimente des CIA oder des KGB, antihomosexuelle Rechtsradikale oder sogar UFOs genannt. Streng Religiöse nannten die Krankheit eine Strafe Gottes für das ihrer Meinung nach sündige Verhalten der Homosexuellen. Allmählich war man sich in Fachkreisen zunehmend darüber einig, dass der Erreger ein Virus sein müsse, das über Spermien und Blut übertragen werde. Es wurde daher gefordert, die Homosexuellen-Saunen in Los Angeles und San Francisco, in denen Sexualität mit häufig wechselnden Partnern praktiziert wurde, zu schließen sowie Homosexuelle nicht mehr als Blutspender zuzulassen. Diese beabsichtigten Maßnahmen trafen auf den erbitterten Widerstand der Homosexuellenbewegung, die eine erneute Diskriminierung fürchtete und gerade dabei war, sich im puritanischen Amerika zu emanzipieren. Auch Firmen, die Blutprodukte herstellten, lehnten unspezifische Kontrollen aus Kostengründen ab. Einen dem heutigen Standard entsprechenden Test konnte es damals nicht geben, da das Virus noch nicht identifiziert war. Mittlerweile fahndeten neben vielen Instituten auch Luc Montagnier vom PasteurInstitut in Paris und der amerikanische Virusforscher Robert Gallo nach dem Erreger. 1983/1984 Im Oktober 1984 wurde das Virus von Montagnier am Pasteur-Institut in Paris zweifelsfrei identifiziert. Aber auch Gallo aus den USA beanspruchte für sich die Ehre, es entdeckt zu haben. Eine in der Wissenschaft nicht neue, aber unerfreuliche Kampagne unter den beiden Instituten und Personen entstand. Nach einem Treffen in Paris wurde eine Einigung erzielt und beiden Teilen, also sowohl Gallo als auch dem Pasteurinstitut, der Verdienst der Virus-Identifikation zugesprochen. Beide Institute veröffentlichten zu verschiedenen Aspekten des Virus in der Zeitschrift "Science" mehrere Artikel. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 4100 Menschen erkrankt und 2900 verstorben. Die Krankheit erhielt jetzt offiziell den Namen "AIDS - Acquired Immuno Deficiency Syndrome", also "Erworbenes Immundefekt-Syndrom". 1985 Im Jahre 1985 wurde endlich ein Testverfahren entwickelt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Es gestattete den Nachweis von Antikörpern, die das Immunsystem der Infizierten gegen das Virus gebildet hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren in den USA bereits 6300 Menschen an der Krankheit verstorben. Im November 1985 fand der erste große AIDS-Schweigemarsch zum Gedenken an die vielen Opfer dieser Krankheit statt. 1986 Mit AZT, einem Nukleosidanalogon, stand erstmals ein ursächlich gegen das Virus und seine Folgen wirkendes Medikament zur Verfügung. Es konnte die Krankheit zwar nicht heilen, hemmte aber die Vermehrung der Viren und wirkte so lebensverlängernd für die Patienten. 1996 Das Jahr der Hoffnungen: Auf dem Welt-AIDS-Kongress in Vancouver (Kanada), wurde die Revolution der AIDS-Therapie gefeiert. Klinische Studien des Virologen David Ho hatten gezeigt, dass durch die gleichzeitige Einnahme verschiedener Medikamente die Viren in dem Blut der Betroffenen kaum noch nachweisbar waren. Eine zweite Medikamentenklasse stand nunmehr zur Verfügung, so dass HIV ab jetzt von verschiedenen Seiten attackiert werden konnte: die so genannten ProteaseHemmstoffe. 1998 Eine internationale Kooperation von Wissenschaftlern veröffentlichte im Februar 1998 eine Nachuntersuchung alter Blutproben aus afrikanischen Krankenhäusern, die die letzten Gerüchte über ein künstlich in Umlauf gesetztes HI-Virus ausräumen sollten. In einer Blutprobe von 1959, die aus dem Kongo stammte, wurden eindeutig Fragmente des HIV-1-Virus gefunden. Anhand von Evolutionsstudien - durch Vergleichen mit den heutzutage im Umlauf befindlichen Subtypen von HIV-1, konnten die Forscher das erstmalige Auftreten des Virus auf die 30er Jahre terminieren. Wahrscheinlich ist das Virus durch eine Übertragung des SI-Virus, eines Affenvirus, vor allem durch Schimpansen auf den Menschen zur Verbreitung gekommen. Auch der Ursprung des in Afrika häufigeren HIV-2-Virus wird zu diesem Zeitpunkt vermutet. Das Virus trat demnach erstmalig zu einer Zeit auf, zu der die molekularbiologischen Verfahren noch nicht entwickelt waren, um ein Virus künstlich herzustellen oder ein bestehendes zu verändern. 1999/2000 Jahre der Ernüchterung: Zwei Jahre nach der Euphorie auf dem Kongress von Vancouver zeigte sich eine erhebliche Ernüchterung bezüglich der Erfolge einer AIDS-Therapie. Mittlerweile war durch Langzeitstudien klar geworden, dass eine dauerhafte Eliminierung von HIV nicht gelingen würde. Zwar sinkt die Zahl der Viruspartikel im Blut ("Viruslast") unter der modernen Therapie erheblich ab, häufig sogar unter die Nachweisgrenze. Die Viren sind also mit den heutigen technischen Mitteln nicht mehr zu entdecken, sind aber dennoch in geringer Konzentration weiter vorhanden. Nach Absetzen der Therapie vermehren sie sich sofort wieder und werden dann auch wieder nachweisbar. Erheblich reduziert werden konnte mit der Mehrfach-Therapie die Fähigkeit von HIV, resistent gegen die Medikamente zu werden. Dennoch ist diese Gefahr nicht gebannt; sie tritt insbesondere dann auf, wenn die Patienten das strenge Einnahmeschema nicht einhalten (können). Aus diesem Grund ist sehr genau und individuell zu klären, wann der günstigste Zeitpunkt für den Beginn einer Therapie ist und welche Substanzen dem einzelnen Patienten am ehesten entsprechen. 2001/2002 Im Mai des Jahres 2002 wurden vom Robert Koch-Institut in Berlin die neuesten Zahlen veröffentlicht: Im Jahre 2001 gab es in der Bundesrepublik Deutschland rund 2.000 Neuinfektionen mit dem HI-Virus. Insgesamt litten in diesem Jahr 38.000 Menschen, davon ca. 8.300 Frauen, an Aids bzw. waren mit HIV infiziert. Weniger als 400 Kinder waren betroffen. Insgesamt waren im Jahr 2001 rund 600 Menschen an der Erkrankung verstorben. Von den Neuinfizierten waren rund 38 % homosexuelle Männer, gefolgt von Menschen aus Ländern mit einer hohen Infektionsrate. 2002/2003 Vom 7. Juli bis zum 12. Juli fand in Barcelona/Spanien die 14. Weltaidskonferenz mit rund 15.000 Teilnehmern statt. Es wurden vor allem politische Fragestellungen diskutiert, so u.a. die hohen Infektionsraten in den Entwicklungsländern und Möglichkeiten diese zu senken. Der Kongress forderte daher die Ausgaben für die Aidsbekämpfung von jetzt rund 3 Milliarden US-Dollar jährlich auf mindestens 10 Milliarden zu erhöhen. Außerdem wurde ein neues Aidsmittel vorgestellt, das das Virus bereits vor seinem Eindringen in die Zellen der menschlichen Immunabwehr bekämpfen soll anstelle der bisherigen Mittel, die erst innerhalb der menschlichen Immunzellen wirksam werden. Das Pharmakon mit dem Arbeitstitel T-20 und dem Wirkstoff Enfuvirtide gehört somit zur Klasse der Entry-Inhibitoren genauer: Fusionshemmer). In der EU wurde es im Mai 2003 zugelassen. Enfuvirtide ist der erste Vertreter einer neuen Substanzklasse, mit der man sich gerade bei der "Salvage-Therapie" Erfolge erhofft(e): Bis heute ist er eine von wenigen Behandlungsmöglichkeiten, sobald resistente HI-Viren bei Therapieversagen und mehreren Vorbehandlungen vorliegen. 2004 In klinischer Entwicklung sind Integrase-Hemmer und therapeutische Impfungen gegen HIV-Infektionen. Integrase-Inhibitoren sollen das HIV-eigene Enzym Integrase blockieren, welches die umgeschriebene Virus-RNA in die menschliche DNA einbaut. HIV und AIDS weltweit Globale Übersicht über die AIDS-Epidemie Dezember 2006 (Quelle: Unaids) Anzahl der HIV-Positiven 2006 Gesamt 39,5 Millionen (34,1–47,1 Mio.) Erwachsene 37,2 Millionen (32,1–44,5 Mio.) Frauen 17,7 Millionen (15,1–20,9 Mio.) Kinder unter 15 Jahren 2,3 Millionen ( 1,7–3,5 Mio.) HIV-Neuinfektionen 2006 Gesamt 4,3 Millionen (3,6–6,6 Mio.) Erwachsene 3,8 Millionen ( 3,2–5,7 Mio.) Kinder unter 15 Jahren 530.000 (410.000–660.000) AIDS-Tote 2006 Gesamt 2,9 Millionen (2,5–3,5 Mio.) Erwachsene 2,6 Millionen (2,2–3,0 Mio.) Kinder unter 15 Jahren 380.000 (290.000–500.000) Die tatsächlichen Zahlen bewegen sich innerhalb der Bandbreite der Schätzungen in dieser Tabelle. Die Schätzungen wurden unter Berücksichtigung der besten vorliegenden Informationen vorgenommen. HIV und AIDS – landesweit AIDS-Erkrankte und an AIDS-Verstorbene nach Bundesländern (Stand 29.Dezember 2006) Bundesland AIDS-Fälle (kumulierte Inzidenz) m w gesamt Burgenland 23 6 Kärnten 56 Niederösterreich 127 davon verstorben (Mortalität) an AidsErkankte (Prävalenz) m w gesamt m w gesamt 29 11 3 14 12 3 15 6 62 38 2 40 18 4 22 23 150 62 6 68 65 17 82 Oberösterreich 275 142 417 156 81 237 119 61 180 Salzburg 86 18 103 43 10 53 43 8 51 Steiermark 146 35 181 96 19 115 50 16 66 Tirol 181 75 256 101 34 135 80 41 121 Vorarlberg 78 37 115 46 15 61 32 22 54 617 99 716 405 87 492 Wien 1.022 186 1.208 Gesamt 1.994 528 2.522 1.170 269 1.439 824 259 1.083 Die Situation in Oberösterreich weist dabei im Bundesdurchschnitt eine Entwicklung auf, die im letzten Jahr noch an Deutlichkeit gewonnen hat: Den hohen Frauenanteil der von AIDS betroffenen Personen. Mit einem Frauenanteil von ca. einem Viertel liegt Oberösterreich bei der Anzahl der an AIDS erkrankten Frauen weit über dem Bundesdurchschnitt. HIV und AIDS – landesweit HIV-Infektionen in Österreich und Oberösterreich Neu festgestellte HIV-Infektionen in den Bundesländern (Stand 29. Dez. 2006) Angaben des Virologischen Institutes, Wien Bundesland 2002 2003 2004 2005 2006 HIVInfektionen kumulativ Wien 295 268 284 281 256 6.388 Niederösterreich 17 25 19 17 23 369 Burgenland 4 2 3 2 2 334 Oberösterreich 22 36 38 37 44 1.146 Salzburg 11 24 19 13 16 338 Steiermark 38 24 42 45 37 662 Kärnten 15 9 13 19 16 195 Tirol 32 28 42 31 34 899 Vorarlberg 8 6 10 8 14 230 442 422 470 453 442 10.298 Gesamt Angesichts von Infektion und Krankheit ist und bleibt es unsere Aufgabe, solche Lebensbedingungen zu schaffen und zu fördern, die den Potentialen und Ressourcen der uns aufsuchenden Menschen gerecht werden. (Aidshilfe - Oberösterreich) Ursachen AIDS wird durch ein einzelsträngiges RNA-Virus verursacht, das nach der internationalen Nomenklatur den Namen Human Immuno Deficiency Virus (HIV) trägt und zur Gruppe der Retroviren gehört. Die Retroviren wiederum sind "Mitglied" der Familie der Lentiviren. Für diese Viren ist charakteristisch, dass es bisher noch nie gelungen ist, sie nach erfolgter Infektion wieder vollständig aus dem Körper zu eliminieren, und der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit (Latenzzeit) relativ lang ist. Es gibt vor allem zwei Arten von HIV: HIV-1 kommt weltweit vor, HIV-2 dagegen hauptsächlich in West-Afrika. HI-Virus Die beiden Virus-Typen unterscheiden sich in ihrer RNA-Sequenz und in ihrer Virulenz. So ist HIV-2 dem SIV ("Affen-AIDS-Virus") der Grünen Meerkatzen genetisch ähnlicher, HIV-1 ist dem SIV der Schimpansen genetisch ähnlicher als es beide HIV-Typen untereinander sind. Mithilfe hochspezieller molekularbiologischer, statistischer und mathematischer Verfahren konnte man auf einen Übertritt eines SIV-Subtypen auf den Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wahrscheinlich um 1930, schließen. Damit sind alle irrationalen Erklärungsversuche (HIV entwickelt im Geheimlabor von CIA oder KGB usw.) widerlegt. Damit das HI-Virus eine menschliche Zelle befallen und zerstören kann, bedarf es bestimmter Oberflächenstrukturen (Rezeptoren) auf den Zellen. An diese Rezeptoren können Hüllproteine von HIV (gp 160, siehe Abb.) nach dem SchlüsselSchloss-Prinzip binden. Bestimmte Zellen des Immunsystems weisen solche Rezeptoren auf; es sind dies die so genannten T-Helfer-Zellen, Langerhans-Zellen der Haut und Makrophagen, aber auch bestimmte Gehirn-Zellen; sie sind die "Wirtszellen" von HIV. Unter Makrophagen versteht man die "Fresszellen" des Organismus, die u.a. für die Vernichtung von Bakterien verantwortlich sind. Die T-Helfer-Zellen haben für die Koordination und die Effektivität des Immunsystems eine zentrale Bedeutung; sind sie in ihrer Anzahl erheblich reduziert, kann das Immunsystem seine Aufgaben nicht mehr erfüllen. Retroviren haben ein Genom (genetischer Informationsträger), das aus RNA besteht. Sie besitzen eine Reverse Transkriptase, d.h. ein Enzym, welches die VirusRNA in DNA umschreiben kann. Dieser Schritt ist notwendig, damit die HIVErbinformation in das Genom der menschlichen Zelle eingebaut werden kann. Schwangerschaft und AIDS Überblick Noch vor einigen Jahren wurde bei einer HIV-infizierten Schwangeren aus medizinischer Sicht zur Unterbrechung der Schwangerschaft geraten. Das Risiko einer Ansteckung für das Kind war unkalkulierbar hoch (bis 30 %). Inzwischen kann mit wirksamen Maßnahmen (Transmissionsprophylaxe mit ART während der Schwangerschaft, primärer Kaiserschnitt am wehenfreien Uterus sowie vorübergehende antiretrovirale Medikation der Kinder nach dem Kaiserschnitt) die HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind auf unter 2 % gesenkt werden. Außerdem haben sich durch die zunehmende Lebenserwartung der HIV-Infizierten ehemals verloren geglaubte Lebensperspektiven, wie beispielsweise die Zeugung eines Kindes, wieder eröffnet. Mit der virusfreien Aufbereitung des männlichen Samens und den Methoden der künstlichen Befruchtung droht inzwischen auch keine Ansteckung des HIV-negativen Partners während der Zeugung. Medizinisches Die Einleitung einer Schwangerschaft bei Paaren mit unterschiedlichem HIV-Status d.h., es ist nur ein Partner infiziert - ist mit speziellen medizinischen Maßnahmen verbunden, die dem Infektionsschutz des nicht infizierten Partners und der Vermeidung einer HIV-Übertragung auf das Kind dienen. Inzwischen gibt es mehrere Zentren in Deutschland, die sich auf dieses besondere Gebiet der Reproduktionsmedizin spezialisiert haben. Je nach Infektionskonstellation sind folgende Maßnahmen üblich: Mann HIV positiv, Frau HIV negativ Das HI-Virus ist besonders hoch konzentriert in der Samenflüssigkeit vorhanden und haftet an abgestorbenen Samenzellen an; befruchtungsfähige Spermien kommen als Virusträger aber nicht in Betracht. Deshalb ist das Ziel, diese von den übrigen Spermabestandteilen zu trennen; hierzu wird die Samenflüssigkeit ultrazentrifugiert. Es folgen zwei Waschschritte, die Probe wird speziell aufbereitet, so dass die befruchtungsfähigen Spermien sich an der oberen Grenzschicht ablagern und isoliert werden können. Mit ultrasensitiven Methoden wird dann überprüft, ob kein Virus an den Samenzellen haftet. Bis das Testergebnis vorliegt, werden die Spermien tiefgefroren. Mit den so aufbereiteten Samenzellen wird die weibliche Eizelle im Reagenzglas (in-vitro-Fertilisation) oder endoskopisch in der Gebärmutter (intrauterine Insemination) befruchtet. Diese Methode wurde erstmals von dem Italiener Augusto Semprini 1989 angewendet und seither weiter verbessert. Frau HIV positiv, Mann HIV negativ Bei dieser Konstellation müssen zwei Ziele verfolgt werden: Der Mann und das zu gebärende Kind sollen vor einer HIV-Infektion geschützt werden. Die HIVÜbertragungswahrscheinlichkeit von der Mutter auf das Kind hängt von mehreren individuellen Faktoren ab: Viruslast der Mutter, bestehende Resistenzen gegen AZT oder Nevirapin, Begleiterkrankungen der Mutter, bestehende gynäkologische Erkrankungen. Von diesen Faktoren hängt ab, ob dem Paar zur Realisierung des Kinderwunsches geraten wird. Zum Schutz des Mannes wird der Befruchtungsvorgang ohne direkten Schleimhautkontakt durchgeführt: Samenflüssigkeit wird zum Zeitpunkt des Eisprungs aus dem umgedrehten Kondom in die Scheide entleert oder in eine Portiokappe oder Spritze gefüllt und in die Scheide appliziert. Fazit Die Verfahren der assistierten Reproduktion werden zurzeit juristisch kontrovers diskutiert: Bei HIV-infizierten Frauen ist das Infektionsrisiko des un- oder neugeborenen Kindes insbesondere bei Einhaltung aller genannten Maßnahmen gering. Trotzdem bleibt ein Restrisiko, das sorgfältig überlegt werden muss. Es ist unklar, ob sich aus dem verbleibenden Infektionsrisiko Regressansprüche eines infizierten Kindes ergeben könnten. Es ist bei diesen Verfahren bisher kein HIVnegativer Partner, und damit auch kein auf diese Weise gezeugtes Kind infiziert worden. Die hier gemachten Angaben dienen lediglich der allgemeinen Information medizinischer Laien; keinesfalls ersetzen sie eine individuelle Beratung beim Frauenarzt oder Internisten. Sie sind auch nicht als Anleitung für die Herbeiführung einer Schwangerschaft zwischen betroffenen Paaren zu verstehen. Das persönliche ärztliche Gespräch ist durch nichts zu ersetzen. Ein Kinderwunsch ist von vielen Emotionen bestimmt. Insbesondere deshalb ist zu beachten, dass unbearbeitete Enttäuschungen oder Frustrationen über mögliche Misserfolge nicht dazu führen, dass Paare auf ungeschützten Geschlechtsverkehr ausweichen, sondern sich frühzeitig in psychosoziale Betreuung begeben. AIDS Das Syndrom AIDS (früher auch "Vollbild AIDS" genannt) ist gekennzeichnet bzw. definiert durch: starken Gewichtsverlust (Wasting-Syndrom) erhebliche Einschränkungen der Hirnfunktion, massive intellektuelle Einbußen (HIVEnzephalopathie) Opportunistische Infekte durch Parasiten, Viren, Bakterien, Pilze oder Protozoen mit Erkrankungen wie z.B. Tuberkulose, Toxoplasmoseinfektionen, wiederholte Salmonellen-Septikämien, wiederholte bakterielle Lungenentzündungen, Pneumocystis-carinii-Pneumonie, Pilzbefall von Speiseröhre, Luftröhre, Bronchien oder der Lunge, Herpes-Infektionen/Geschwüre in Lunge, Speiseröhre oder Magen. CMV(Zytomegalievirus)-Infektion verschiedener Organe, besonders der Netzhaut, aber auch generalisiert von Vögeln übertragene Pilzinfektion außerhalb der Lunge (extrapulmonale Kryptokokkose) chronische Darminfektion mit einer Einzeller-Gattung (Kryptosporidiose) Infektion mit so genannten atypischen Mykobakterien (verwandt mit Tuberkulosebakterien) Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML), eine virusbedingte Entmarkungskrankheit des Gehirns durch HIV hervorgerufene bösartige Erkrankungen wie das Kaposi-Sarkom, bösartige Lymphome, Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) Ein klinisches Beispiel: Ein 36-jähriger Mann ist seit 6 Jahren HIV-positiv. Ende 1999 trat bei ihm zum ersten Mal ein Befall der Wangen- und Rachenschleimhaut mit einem Hefepilz auf. Die THelferzellzahl lag zu diesem Zeitpunkt bei 190/µl Blut. Ansonsten war der Mann immer gesund. Seit Sommer 2000 führt der Patient eine antiretrovirale Therapie (ART) durch; infolgedessen ist die Zahl der T-Helferzellen auf 320/µl angestiegen. Bei dem beschriebenen Patienten liegt eine HIV-Infektion im Stadium B3 nach CDC vor. Wichtige Links zum Themenkreis HIV, Aids, Sexualität für Jugendliche www.aidshilfen.at Österreichische Aidshilfen www.aidshilfe-ooe.at Aidshilfe Oberösterreich www.rki.de Robert Koch Institut – Forschung und Wissenschaft www.lovetour.at Jugend und Sexualität www.loveline.de Homepage für Jugendliche www.eurogayway.org europaweite Seite für junge, schwule Männer www.tschau.de Fragen von Jugendlichen zum Thema Sexualität (Schweiz) www.aidsfinder.org Die Suchadresse www.unaids.org International www.hiv.net.de International www.bzga.de deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.gib-aids-keine-chance.de www.machsmit.de www.check-dein-risiko.de Infos und vieles mehr (Deutschland) Interaktive Seite zum Thema HIV und Aids (Deutschland) Infos und mehr