Abstract_Rethwilm

Werbung
HIV Resistenz: Was steht uns noch bevor?
Prof. Dr. A. Rethwilm, Institut für Virologie und Immunologie, Universität
Würzburg, Versbacher Str. 7, 97078 Würzbrug
Die Therapie der HIV Infektion hat in den letzten 10 Jahren zu einem beispiellosen
medizinischen Erfolg geführt. Ungeachtet der Tatsache, dass eine antivirale Therapie
sich vom Prinzip her wesentlich schwieriger gestaltet als eine antibakterielle, wurden
Medikamente entwickelt, die in der weit überwiegenden Mehrzahl der HIV-Infektionen
dazu geführt haben, dass die Patienten wieder arbeitsfähig wurden und in die ambulante
Dauertherapie entlassen werden konnten. Es ist allgemein bekannt, dass durch HAART
keine Viruselimination stattfindet, sondern dass die Virusreplikation idealerweise im
Plasma auf nicht mehr nachweisbare Werte gedrückt werden kann. Auf Grund
gedrückter aber weiterhin stattfindender Virusreplikation im lymphatischen Gewebe,
kommt es zur Entstehung und nachfolgender Selektion von medikamentenresistenten
Virusvarianten, die auch von Patient zu Patient übertragen werden. Neben dem
Mechanismus durch Punktmutationen eine Medikamentenresistenz zu erwerben, verfügt
HIV auch noch über die Fähigkeit durch Rekombinationsereignisse zur Verbreitung von
resistenten Viren beizutragen. Insbesondere bei suboptimaler Dosierung bzw. Einnahme
antiretroviraler
Medikamente
ist
die
Selektion
resistenter
Virusvarianten
vorprogrammiert. Mit der weltweiten Verbreitung von HAART muss auch damit
gerechnet werden, dass Therapie und Therapieüberwachung nicht in allen Fällen
optimal durchgeführt wird und somit resistente Virusvarianten sich zunehmend größerer
Verbreitung erfreuen werden. Derzeit gestaltet sich also HAART als Wettrennen
zwischen Pharmaindustrie und der Entwicklung neuer Medikamente auf der einen Seite
und dem Virus und seiner Variabilität auf der anderen. Obwohl dieses Wettrennen von
Rückschlägen bei der Medikamentenentwicklung nicht gefeit ist, konnte dieser Wettlauf
zu mindest in den industrialisierten Ländern in den letzten 10 Jahren relativ offen
gestaltet werden. Eine grundsätzliche Veränderung der HIV-Therapie kann allerdings
nur erwartet werden, wenn es gelingt, Medikamente zu entwickeln, die sich nicht in
erster Linie gegen das Virus richten, sondern zelluläre Proteine adressieren, die die
Fähigkeit haben, die Replikation von HIV dauerhaft zu inhibieren.
Herunterladen