Interaktiv Biologie: Menschenkunde Blut und Blutgefäßsystem 19 19 82 Sekundarstufen I und II Sachinformation Blut Blut ist eine lebensnotwendige Flüssigkeit, die durch ein Gefäßsystem in alle Gewebe des Körpers geleitet wird. Das Blut – leitet den zur Zellatmung benötigten Sauerstoff in die Zellen und transportiert das dabei anfallende Kohlenstoffdioxid zur Ausscheidung in die Lungenbläschen (Atmungsfunktion); – befördert Nährstoffe, Mineralstoffe, Enzyme und andere lebenswichtige Stoffe zu den Zellen und transportiert giftige und für den Körper nicht verwendbare Stoffwechselprodukte zu den Ausscheidungsorganen (Stofftransport); – bringt Hormone von den Hormondrüsen zu ihren Wirkorten (Hormontransport); – verteilt die Wärme innerhalb des Körpers und leitet überschüssige Wärme an die Haut ab (Wärmeregelung); – regelt durch Austausch die Konzentration der interzellularen Flüssigkeit (Milieuregelung); – enthält weiße Blutzellen und die von ihnen gebildeten Antikörper, die bestimmenden Bestandteile des Immunsystems (Abwehrfunktion). Der Körper eines Erwachsenen enthält etwa 5 bis 6 I Blut mit dem pH-Wert 7,39. Es setzt sich aus dem Blutplasma (ca. 56 %) und den Blutzellen (ca. 44 %) zusammen. Entfernt man aus dem Blutplasma die Gerinnungsstoffe, so erhält man das Blutserum. Das Blutplasma als Haupttransportmittel enthält, neben Blutserum und 81 % Wasser, in gelöster oder kolloider Form: – Mineralstoffe wie Natrium, Magnesium, Kalium, Calcium, Phosphate und Chloride, – Eiweißstoffe, z. B. den Gerinnungsfaktor Fibrinogen, – Fette und fettähnliche Stoffe, z. B. Cholesterin, Lezithin, – Kohlenhydrate, z. B. Glukose, – Enzyme und Hormone, – Zwischen- und Endprodukte des Stoffwechsels, z. B. Kreatin und Harnstoff, – Gase (Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Stickstoff). Der zelluläre Anteil des Blutes setzt sich aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutzellen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) zusammen. Blutzellen haben eine relativ kurze Lebensdauer und müssen immer wieder neu gebildet werden. Dies geschieht während der fetalen Entwicklung des Menschen vor allem in der Leber und der Milz. Nach der Geburt werden die Blutzellen vorwiegend im roten Knochenmark gebildet. Dieses befindet sich zwischen den Knochenbälkchen der platten Schädelknochen und der kurzen Knochen des Rumpfes sowie in den verdickten Enden der Röhrenknochen. Knochenmark enthält Retikulumzellen, die sogenannten Hämozytoblasten, die immer teilungsfähig sind und deren Tochterzellen sich einerseits zu Stammzellen der roten Blutkörperchen, andererseits zu Stammzellen weißer Blutzellen entwickeln können. Lymphozyten, eine Form der weißen Blutzellen, werden dagegen weitgehend in den lymphatischen Organen gebildet. In einem Kubikmillimeter sind etwa 5 Millionen rote Blutkörperchen (Erythrozyten) enthalten. Sie stellen den größten Volumenanteil der Blutzellen. Sie haben die Form einer oben und unten eingedellten dicken Scheibe mit einem Durchmesser von 0,0075 mm und einer Dicke von 0,002 mm. Rote Blutkörperchen sind leicht verformbar und besitzen keinen Zellkern. Ihre Membran ist semipermeabel, so dass sie je nach umgebender Lösung Wasser aufnehmen und anschwellen oder Wasser abgeben und schrumpfen (Stechapfelform). Sie dienen vorwiegend dem Sauerstofftransport zu den Zellen und dem Abtransport von Kohlenstoffdioxid. Beide Gase werden an den eisenhaltigen roten Farbstoff, das Hämoglobin, gebunden. Zu den weißen Blutzellen (Leukozyten) gehören die drei Zellarten Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten. Ihre Aufgaben sind vor allem die Abwehr von Krankheitserregern und Fremdstoffen (Immunabwehr). Während die roten Blutkörperchen passiv vom Blutstrom mitgetragen werden, können sich die weißen Blutzellen aktiv fortbewegen und auch durch die Gefäßwände die Blutbahn verlassen. So befinden sich im Blut selbst etwa nur die Hälfte aller Leukozyten des Körpers (8000 pro Kubikmillimeter), während die Übrigen sich in den lymphatischen Organen und in den Geweben aufhalten. Blutplättchen oder Thrombozyten, von denen sich etwa 200.000 bis 350.000 in einem Kubikmillimeter Blut befinden, sind farblose, unregelmäßig geformte Zelltrümmer, die aus Riesenzellen des Knochenmarks hervorgehen. Blutplättchen haben keinen Zellkern, besitzen aber Organellen, insbesondere Mitochondrien zur Energiebeschaffung. Daneben enthalten sie Enzyme und Reservestoffe. Blutplättchen leben etwa zehn Tage, sie leiten bei einer Blutung den Prozess der Blutgerinnung ein. Sie können sich jedoch unter bestimmten Umständen auch in einem Gefäß zusammenklumpen und einen Thrombus, ein Blutgerinnsel, bilden. Dieses kann u. U. das Gefäß verstopfen und so einen Infarkt auslösen. Blutgruppen Auf der Zellmembran der roten Blutkörperchen befinden sich bestimmte Makromoleküle, die Antigeneigenschaften 1 besitzen und als Agglutinogene bezeichnet werden. Im Blutplasma befinden sich entsprechende Antikörper, Agglutinine, die mit den Agglutinogenen fremder Blutkörperchen reagieren. Das Ergebnis einer solchen Antigen-AntikörperReaktion ist eine Verklumpung (Agglutination) der roten Blutkörperchen. Das Blut eines jeden Menschen wird durch einen Satz spezifischer Erythrozytenantigene bestimmt. Menschen unterscheiden sich daher durch die antigenischen Eigenschaften ihrer roten Blutkörperchen. Entsprechend dieser antigenischen Eigenschaften lassen sich bestimmte Gruppen bilden und zu Systemen zusammenfassen. Besondere Bedeutung kommt dabei dem AB0-System zu, das 1901 von Karl LANDSTEINER entdeckt wurde. Nach diesem System lassen sich die Blutgruppen A, B, AB und 0 unterscheiden, die nicht miteinander verträglich sind. Die Gruppenzugehörigkeit wird genetisch durch die Allele A, B und 0 bestimmt, die nach den mendelschen Regeln vererbt werden. Dabei verhalten sich A und B dominant (codominant), das Allel 0 rezessiv. Die Gruppen haben folgende Eigenschaften: _______________________________________________________________________ Blutgruppenbezeichnung Agglutinogene (an den Erythrozyten) Agglutinine (im Serum) 0 H (praktisch unwirksam) A B A und B Anti-A, Anti B _______________________________________________________________________ A B AB Anti-B Anti-A — _______________________________________________________________________ Tab. 1: Eigenschaften der Blutgruppen Das bedeutet, dass Plasma der Blutgruppe A die Antikörper Anti-B (Agglutinine) gegen die roten Blutkörperchen der Gruppe B hat und umgekehrt. Blutgruppe B hat die Antikörper Anti-A. Plasma der Blutgruppe 0 enthält sogar Agglutinine gegen die Blutgruppen A und B. Nur Plasma der Blutgruppe AB enthält keine Antikörper. Das bedeutet, wenn man Blut der Blutgruppe A mit Anti-A-haltigem Plasma (Blutgruppe B oder 0) mischt, kommt es zu einer Verklumpung. Mischt man es dagegen mit der Blutgruppe AB, verklumpt das Blut nicht. Zu einer Blutgruppenbestimmung vermischt man je einen Tropfen des Blutes mit Anti-A-Serum, mit Anti-BSerum und mit Anti-A-Anti-B-Serum. Die Blutgruppenzugehörigkeit ergibt sich aus den Agglutinationsreaktionen: _______________________________________________________________________ Anti-BSerum Anti-ASerum Anti-AAnti-B-Serum Diagnose: Blutgruppe x o x o o x x o x x x o B A AB 0 _______________________________________________________________________ x = Verklumpung o = keine Verklumpung _______________________________________________________________________ Tab. 2: Bestimmung der Blutgruppen Die Bestimmung der Blutgruppenzugehörigkeit hat Bedeutung für Bluttransfusionen und Transplantationen, dient aber auch zur Bestätigung bzw. zum Ausschluss einer Vaterschaft. Untersuchungen belegen Beziehungen zwischen Blutgruppenzugehörigkeit und Anfälligkeit für gewisse Krankheiten. So scheinen Menschen der Blutgruppe 0 insgesamt weniger anfällig gegenüber bestimmten Krankheiten zu sein und dementsprechend auch eine längere Lebenserwartung zu besitzen. Weltweit gesehen sind die Blutgruppenzugehörigkeiten geographisch unterschiedlich verteilt. In Mitteleuropa ge- hören ca. 42 % der Bevölkerung der Blutgruppe A an, ca. 37 % der Blutgruppe 0, etwa 14 % der Blutgruppe B und nur ca. 7 % der Blutgruppe AB. Dabei gehören 90 % der Ureinwohner Amerikas zur Blutgruppe 0. Neben den AB0-Eigenschaften kennt man heute weitere unterschiedliche antigenische Eigenschaften der Erythrozyten. Medizinisch von Bedeutung ist dabei das Rhesussystem (Rhesusfaktor), das zuerst bei Rhesusaffen entdeckt wurde (1940, Karl LANDSTEINER, Alexander S. WIENER). Der Rhesusfaktor wird durch mehrere Antigene bestimmt, die C, D, E, c und e genannt werden. Weil dabei dem Antigen D die größte Wirksamkeit zukommt, bezeichnet man Blut, das D-Erythrozyten enthält als Rh-positiv (Rh), dementsprechend Blut, dessen rote Blutkörperchen das D-Antigen nicht besitzen als rh-negativ (rh). Etwa 86 % aller Europäer sind Rh-positiv. Zwischen dem AB0-System und dem RH-System bestehen signifikante Unterschiede: – Agglutinine (Antikörper) des AB0-Systems sind mit Ausnahme der ersten Lebensmonate immer im Blut des Menschen vorhanden. Anti-D-Agglutinine bilden sich erst, wenn rh-negatives Blut mit Rh-positivem Blut, z. B. nach einer Transfusion, in Verbindung gebracht wurde. Deshalb ist bei der Transfusion AB0-fremden Blutes schon die erste Blutspende gefährlich; bei einer Transfusion Rh-fremden Blutes aber erst die Zweitspende. – Antikörper des Rhesussystems können im Gegensatz zu denen des AB0-Systems die Plazentaschranke passieren. Wenn bei der Schwangerschaft einer rh-Mutter mit einem Rh-Kind oder bei der Geburt kindliches Blut in den mütterlichen Kreislauf gelangt, kommt es zur Bildung von D-Antikörpern im mütterlichen Blut. Bei einer weiteren Schwangerschaft können diese die Plazentaschranke passieren und zu schweren Schädigungen oder zum Tode des Rh-Fetus führen. Daher versucht man heute bei Rhesusverschiedenheit von Mutter und Kind nach der ersten Geburt die Antikörperbildung bei der Mutter zu unterdrücken bzw. ins mütterliche Blut gelangte kindliche Erythrozyten zu zerstören. Blutgerinnung Blutverluste sind für den Organismus lebensbedrohend. Sie erfolgen, wenn durch äußere Verletzungen oder innere Entzündungen Blutgefäße geöffnet werden. Das Blut besitzt daher die Fähigkeit, Verletzungen seiner Gefäße in gewissem Rahmen abzudichten und Blutungen zum Stillstand zu bringen. Diese Blutstillung ist ein komplizierter enzymatischer Prozess, an dem nicht nur das verletzte Gefäß selbst, sondern auch Blutplättchen und ihre Gerinnungsfaktoren sowie die Gerinnungsfaktoren des Blutplasmas beteiligt sind. Kernpunkt dieses Prozesses ist die Überführung des im Plasma gelösten Fibrinogens (Gerinnungsfaktor I) in das unlösliche Fibrin. Der Prozess der Blutstillung, die Blutgerinnung, kann endogen oder exogen ausgelöst werden. Sie erfolgt in mehreren Phasen, die teilweise gleichzeitig ablaufen: – Die Gefäßmuskeln kontrahieren an der Verletzungsstelle und ziehen die Gefäßwand zusammen. Das Gefäß verengt sich (Vasokonstriktion), so dass der Blutverlust verringert wird. – Blutplättchen heften sich an die Ränder der Gefäßöffnung und bilden schließlich durch Aggregation einen Plättchenhaufen, den reversiblen weißen Thrombus. Dieser reicht bei kleineren Gefäßverletzungen aus, die Wunde zunächst zu verschließen. – Die Gerinnungsfaktoren werden aktiviert. In diesem Prozess wird das Fibrinogen des Blutplasmas in unlösliches, fadenförmiges Fibrin überführt. Es bildet sich ein Netz aus Fibrinfäden, in das weitere Blutplättchen, aber auch rote Blutkörperchen und weiße Blutzellen, eingesponnen werden. Es entsteht der irreversible rote Thrombus. – Unter Auspressung von Blutserum zieht sich das Netz zusammen (Retraktion) und verschließt das Gefäß endgültig. 2 Operationen. Ein ähnlich verlaufender und komplexer Vorgang wie die Blutgerinnung ist die Fibrinolyse, die Auflösung des Blutgerinnsels. Dabei wird das Fibrin durch das Enzym Plasmin zu kleineren Peptiden aufgespalten. Abb. 2: Klassisches Schema der Blutgerinnung Die unterschiedlichen Gerinnungsfaktoren werden durch römische Ziffern gekennzeichnet. Es sind vorwiegend Proteine mit Enzymcharakter, die im Plasma in inaktiver Form vorliegen und sich im Gerinnungsprozess gegenseitig aktivieren. Als Gerinnungsfaktor IV sind auch Calciumionen am Gerinnungsprozess beteiligt, ebenfalls spielt das Vitamin K eine Rolle. Die Fibrinbildung wird durch Hemmstoffe, die sogenannten Antithrombine (z. B. Heparin), gesteuert, die eine schrankenlose Blutgerinnung verhindern. _______________________________________________________________________ Faktor I: Faktor II: Faktor V: Faktor VII: Faktor VIII: Faktor VIII: Faktor IX: Faktor X: Faktor Xa: Faktor XI: Faktor XII: Faktor XIII: Fibrinogen Prothrombin Akzelerator Globulin, Proakzelerin Prokonvertin, Autoprothrombin 1 Antihämophiler Faktor A, Antihämophiles Globulin A, Plättchenkofaktor 2 immunologisch nachweisbares Faktor-VIII-assoziertes Antigen-Protein Antihämophiles Globulin B, Christmas-Faktor, Plasma thromboplastin component (PTC), Autoprothrombin II inaktiver Faktor X, Stuart-Prower-Faktor, Autoprothrombin III aktivierter Faktor X, Autoprothrombin C Rosenthal-Faktor, Plasma thromboplastin antecedent (PTA) Hageman-Faktor Fibrinstabilisierender Faktor (FSF), Fibrinoligase Thrombozytenlipid, partielles Thromboplastin der Thrombozyten Antiheparinfaktor Thrombozytenfaktor 3: Thrombozytenfaktor 4: Fibrinogenspalt- FSP, Produkte: Fibrinogen degradation products (FDP), Fibrinogenabbauprodukte, Fibrinogen related antigen (FRA), fibrinogenverwandte Moleküle, Antithrombin VI _______________________________________________________________________ Tab. 3: Gerinnungsfaktoren Bei Verletzungen der Gefäßinnenwände durch Entzündungen können sich auch in der Blutbahn Thromben (Blutgerinnsel) bilden. Ein von der Blutströmung mitgerissenes Blutgerinnsel wird Embolus genannt. Es kann eine tödliche Embolie verursachen, wenn es ein wichtiges Gefäß, z. B. in der Lunge, verstopft. Embolien sind oft Todesursache nach sonst erfolgreich verlaufenen Bluterkrankheit Die Bluterkrankheit, Hämophilie, ist ein geschlechtsgebunden-rezessiv vererbter Mangel an bestimmten Gerinnungsfaktoren. Das dafür verantwortliche Gen befindet sich auf dem X-Chromosom, so dass es in der weiblichen Linie zwar vererbt wird, die Krankheit selbst aber nur bei Männern auftritt. Man unterscheidet die Hämophilie A, die durch Fehlen des Gerinnungsfaktors VIII im Blut verursacht wird, von der selteneren Form B, die durch einen Mangel am Gerinnungsfaktor IX bedingt ist. Da bei Blutern die natürliche Blutgerinnung gestört ist, erleiden sie bei Verletzungen oft erhebliche Blutverluste. Sie sind daher auf das Auffüllen der Verluste durch Blutkonserven angewiesen. Störungen der Blutgerinnung, die sich in verstärkten Blutungen, häufigen Blutergüssen und Gelenkblutungen äußern, können auch nach schweren Lebererkrankungen oder bei Vitamin-K-Mangel auftreten. Bluttransfusionen Schwere Blutverluste, z. B. bei Verletzungen oder komplizierten Geburten, führen unweigerlich zum Tode, wenn es nicht gelingt, das verlorene Blut zu ersetzen. So wurden schon im 17. Jahrhundert, insbesondere in England, Überlegungen angestellt, wie solche Blutverluste durch Blutübertragungen ausgeglichen werden könnten. 1666 gelang dem Oxforder Physiologen Richard LOVER eine Blutübertragung von Hund zu Hund; 1667 übertrug der Franzose Jean Baptiste DENIS 300 ml Lammblut auf einen Menschen. Aber schon 1675 verboten zunächst Frankreich und dann die übrigen europäischen Länder, wegen der vielen Todesfälle, die Übertragung von Tierblut auf den Menschen. Schon 1672 vertrat der Nürnberger Arzt Georg Abraham MERKLIN die Ansicht, dass nur eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgreich sein könnte. Dabei verwies er auf das Verhältnis vom Embryo zur Schwangeren, ohne zu wissen, dass es sich dabei nur um einen Stoff- und Gasaustausch handelte. Fortan experimentierte man mit Blutübertragungen von Mensch zu Mensch. Der Greifswalder Physiologe Leonard LANDOIS sammelte alle Daten über Blutübertragungen in der Zeit von 1667 bis 1882 und stellte dabei fest, dass nur ein Drittel aller Tierblutübertragungen und knapp die Hälfte der Menschenblut-Übertragungen erfolgreich waren. Nachdem 1901 LANDSTEINER die klassischen Blutgruppen des AB0-Systems entdeckt hatte, waren Bluttransfusionen ungefährlich geworden. Man übertrug Blut blutgruppenspezifisch. Dabei galt Blut der Blutgruppe 0 als Allspenderblut (keine Antikörper gegen dieses Blutgruppenmerkmal in den Seren der anderen Blutgruppen), Blut der Blutgruppe AB als Allempfängerblut (keinerlei Antikörper gegen Blutgruppenmerkmale). Neben dem Rhesusfaktor (1940) wurden in den letzten Jahren weitere Blutgruppenmerkmale aufgedeckt. Heute wird daher bei einer Direktübertragung bzw. bei Einsatz einer Vollblutkonserve darauf geachtet, dass auch die Untergruppenmerkmale von Empfänger- und Spenderblut übereinstimmen. In unserer Zeit wird nur noch bei extremen Notfällen eine Direktübertragung von Mensch zu Mensch durchgeführt. Die großen Kliniken und Hilfsorganisationen, z. B. das Rote Kreuz, unterhalten Blutbanken mit Blutkonserven, die von Spendern gegen geringes Entgelt oder unentgeltlich (Rotes Kreuz) zur Verfügung gestellt werden. Neben den Blutvollkonserven kommen je nach Verwendungszweck Blutpräparate zum Einsatz, die aus den verschiedenen Blutbestandteilen hergestellt werden. Blutige Geschäfte Heute liegen die Gefahren einer Bluttransfusion neben 3 einer Verwechslungsmöglichkeit in der Übertragung von Krankheitserregern. Dies gilt trotz konservierender Maßnahmen, insbesondere für Malariaerreger und Viren, die Malaria, Hepatitis oder Aids verursachen. Gerade HIV, die sich in T-Helferzellen einnisten, sind selbst schwer nachzuweisen. Dazu vergeht zwischen einer Infektion und dem Auftreten von (nachweisbaren) Antikörpern eine lange Zeitspanne (diagnostisches Fenster), die eine hundertprozentige Sicherheit verhindert. Hinzu kommt, dass bis 1985 keine Kontrolle der Blutkonserven auf HIV (Humanes Immundefekt Virus) erfolgte. Dies wurde über der Hälfte der deutschen Bluter zum Verhängnis, die große Mengen an Fremdgerinnungsstoffen benötigen. Wenn auch inzwischen schon mehrere Techniken zur Ausschaltung von Viren entwickelt wurden, besteht doch bei Einsatz von Fremdblutreserven ein geringes Restrisiko. Deshalb versuchen heute viele Menschen, denen eine schwere Operation bevorsteht, durch Anlage von Eigenblutreserven einer möglichen Infektion zu entgehen. Blutspende aufs eigene Konto Gewinnung und Verwendung von Eigenblut bei Operationen: – Eigenblutspende: Mehrere Wochen vor der Operation wird dem Patienten Blut abgenommen. Dieses wird bei plus vier Grad Celsius entweder als Vollblut gelagert oder in seine verschiedenen Bestandteile aufgetrennt. Erythrozyten halten sich so fünf bis sieben Wochen. Das gelbliche Plasma kann schockgefroren jahrelang gelagert werden. – Plasmapherese: Aus dem Blut wird nur das Plasma verwendet, die Blutzellen werden sofort zurückgegeben. Dieses Verfahren ist auch bei niedrigen Erythrozytenwerten möglich. – Hämodilution: Da direkt vor der Operation ein bis anderthalb Liter Blut durch ein Volumenersatzmittel (Hydroxyethylstärke, Gelatine oder Dextrane) ausgetauscht werden, verliert der Patient nur verdünntes Blut. Anschließend wird ihm sein eigenes Blut wieder transfundiert. – Maschinelle Autotransfusion: Während der Operation saugt eine Maschine Blut aus der Wunde ab und filtert, schleudert und wäscht es. So lassen sich 50 bis 75 % der Erythrozyten wiedergewinnen. Aufgrund seiner Gerinnungsfaktoren wird das Plasma nicht mehr verwendet (Gerinnungsgefahr). Blutfett Cholesterin Cholesterin ist ein körpereigener Fettstoff, der zuerst als Bestandteil von Gallensteinen entdeckt wurde. Cholesterin (Cholesterol) ist Bestandteil der Zellmembranen und Ausgangsstoff für die Biosynthese von Provitamin D, Nebennierenhormonen, z. B. Cortison, Steroidhormonen wie Östrogen und für Gallensäuren. Cholesterin kommt im Körper frei oder verestert vor und befindet sich in größeren Mengen im Hirn, in den Nebennieren und in der Haut, wo es 24 % des Hautfettes ausmacht. Es wird zum größten Teil aus der Nahrung, vor allem aus Fleisch und tierischen Fetten, aufgenommen, aber auch in der Leber synthetisiert. Im Blut wird Cholesterin zumeist in Anlagerungen Proteine in der Form von Lipoprotein transportiert. Etwa 80 % des im Blutserum befindlichen Cholesterins liegt als LDL, als Lipoproteine mit geringer Dichte (low density lipoproteins) vor. Es wird von LDL-Rezeptoren an den Zelloberflächen bei Bedarf aufgenommen. LDL („böses Cholesterin“) sind maßgeblich an der Ausbildung der Arteriosklerose beteiligt, da Cholesterin bei einem Überangebot bzw. bei Ausfall von LDL-Rezeptoren in kristalliner Form an den Arterienwänden abgelagert wird. Vom Blut mitgeschleppte Cholesterinkristalle können auch zu einer Cholesterin-Embolie führen. Cholesterin findet sich im Blut auch in der Form von HDL, d. h. als Lipoproteine mit hoher Dichte und hohem Proteinanteil (high density lipoproteins). Man nimmt an, dass hohe HDL-Anteile („gutes Cholesterin") ein Arterioskleroserisiko vermindern bzw. sogar vor Arteriosklerose schützen können. Medizinisch wichtig ist daher das Verhältnis von HDL-Cholesterin zu LDL-Cholesterin im Blut. Bei einem Gesamtcholesterinwert über 240 mg/dl sollten daher die HDL- und LDL-Anteile genau bestimmt werden. Bei LDL-Werten über 160 mg/dl und HDL-Werten unter 35 mg/dl ist es notwendig, auf eine cholesterinarme Ernährung zu achten. Erkrankungen des Blutes Menschen, die unter einer Blutarmut (Anämie) leiden, wirken blass und müde. Schreitet ihre Krankheit weiter fort, kommt Sauerstoffmangel hinzu: Ihr Herzschlag beschleunigt sich, und sie leiden leicht unter Atemnot. Die Blutarmut tritt in unterschiedlichen Formen auf: Sehr viele menstruierende Mädchen und Frauen in Industrieländern leiden an einer Eisenmangel-Anämie. Eisen ist ein zentraler Bestandteil des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin, an den der Sauerstoff im Blut gebunden wird. Bei Eisenmangel kann nicht genügend Hämoglobin gebildet und so die Organe und Gewebe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Daher sind die Symptome einer Eisenmangel-Anämie eine blasse Hautfarbe, Müdigkeit, Unlustgefühle und körperliche Schwäche. Eine solche Anämie kann durch starke Regelblutungen oder einen erhöhten Eisenbedarf während der Schwangerschaft ausgelöst werden, aber auch durch Endoparasiten, z. B. Bandwürmer, durch Magen- oder Darmkrebs und durch eine eisenarme Ernährung, z. B. bei Veganern (strenge Vegetarier). Eine Eisenmangel-Anämie kann durch eine Behandlung mit Eisen-ll-haltigen Medikamenten behoben werden. Die so genannte perniziöse Anämie beruht auf einem Mangel an den Vitaminen B12 und/oder Folsäure. Beide Vitamine spielen eine wichtige Rolle für die Erythrozytenreifung, so dass bei einem Mangel die Anzahl der Erythrozyten vermindert ist. Sie tritt vor allem infolge von schweren Magen- und Darmerkrankungen, bei Alkoholikern und bei Menschen auf, die sich einseitig ernähren (häufig im Alter). Symptome sind eine blasse Hautfarbe, Appetitlosigkeit, Magen- und Verdauungsbeschwerden und eine entzündete Zunge und Mundschleimhaut. In schweren Fällen können auch neurologische Beschwerden, z. B. Schwierigkeiten beim Gehen, auftreten. Besonders schwer zu behandeln ist die hämolytische Anämie. Hier werden zwar genügend Erythrozyten gebildet, diese werden aber beschleunigt wieder abgebaut. Die hämolytische Anämie ist durch eine blasse, auch gelbliche Gesichtsfarbe, Müdigkeit und Herzbeschwerden wie Herzflattern oder Herzklopfen gekennzeichnet. Die Krankheit kann genetisch bedingt sein und auf einer Störung des Immunsystems beruhen, z. B. wenn Antikörper gegen die eigenen Blutzellen gebildet werden. Sie kann auch durch längeren Umgang mit bestimmten Chemikalien, z. B. Blei oder Benzindämpfen, ausgelöst werden. Eine hämolytische Anämie kann auch nach Bluttransfusionen oder Schlangenbissen auftreten. Schwere Formen führen oft zur Gelbsucht (siehe Kap. 7, Abb. 04), da die Leber nicht in der Lage ist, das stark erhöhte Häm (Abbauprodukt des Hämoglobins) abzubauen und auszuscheiden. Leukämie (Blutkrebs) wird durch eine unkontrollierte Vermehrung reifer oder unreifer weißer Blutzellen und Blut bildender Zellen im Knochenmark verursacht. Weil es unterschiedliche Gruppen von Leukozyten gibt, die unabhängig voneinander entarten können, tritt die Leukämie auch in unterschiedlichen Formen auf. Erste Symptome sind Fieber, Nachtschweiß, Müdigkeit und allgemeine Körperschwäche. In einem späteren Stadium treten Schwellungen der Lymphknoten, der Leber und der Milz auf. Neben den chronischen Formen der chronisch-lymphatischen Leukämie (Entartung der Lymphozyten) und der chronischmyeloischen Leukämie (Entartung der Granulozyten) tritt auch die akute Leukämie auf, an der vor allem Kinder und Jugendliche erkranken. Während eine akute Leukämie tödlich endet, können die chronischen Leukämien durch den Einsatz krebszellenzerstörender Medikamente (Zytostatika) und durch Knochenmarktransplantationen bei etwa 4 70 % der erkrankten Kinder und bei etwa 20 % bis 40 % der Erwachsenen geheilt werden. Blutuntersuchungen Erkrankungen des Organismus, Störungen im Stoffwechselgeschehen sowie Schädigungen von Organen führen zu einer Veränderung der Blutwerte. Daher können spezielle Blutuntersuchungen maßgeblich zu einer genauen Diagnose beitragen. Bei der Erstellung eines Blutbildes werden u. a. die Anzahl der Erythrozyten, ihr Hämoglobingehalt und der Eisengehalt des Blutes festgestellt. Ein solches rotes Blutbild gibt Aufschluss über eine etwaige Blutarmut (Anämie), Eisenmangel und Störungen der Blutbildung. Das weiße Blutbild (Feststellung der gesamten Leukozytenzahl sowie ihrer Einzelfraktionen) gibt Aufschluss über möglicherweise vorhandene Infektionen, Krebserkrankungen und das Absterben von Gewebe, z. B. nach Verbrennungen. Blut kann auf seine Gerinnungszeit bzw. -fähigkeit untersucht werden, um z. B. die Wirkung gerinnungshemmender Medikamente zur Behandlung von Infarkten und Thrombosen zu überprüfen. Diese Blutuntersuchungen werden häufig durch weitere Bluttests ergänzt: Eine der häufigsten Untersuchungen ist die der Blutzellensenkungsgeschwindigkeit (BSG), die Auskunft über den Allgemeinzustand des Patienten gibt. Dabei wird Blut mit gerinnungshemmenden Mitteln versetzt. Die Blutzellen sinken allmählich zu Boden. Die Absetzung der Blutzellen wird durch Entzündungen, Krebserkrankungen und Blutarmut beschleunigt. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter leicht an und wird auch durch die Einnahme von Medikamenten beeinflusst. Zur Klärung eines Befundes muss ein Blutsenkungswert außerhalb der Normalwerte durch weitere spezielle Untersuchungen ergänzt werden. Werte im Normalbereich: Frauen unter 50 Jahren bis 20 Frauen über 50 Jahren bis 30 Männer unter 50 Jahren bis 15 Männer über 50 Jahren bis 20 Enzymuntersuchungen geben Aufschluss über Lebererkrankungen und helfen so genannte „stille“ Infarkte aufzudecken. Durch Blutuntersuchungen können Mangelzustände an Vitaminen und Mineralstoffen, z. B. Magnesium oder Kalium, sowie erhöhte Blutzuckerwerte, die auf einen Diabetes mellitus hinweisen, festgestellt werden. Die Bestimmung des Cholesteringehaltes gibt Aufschluss über das Risiko einer Arteriosklerose bzw. eines Herzinfarkts. Durch den Nachweis von Antikörpern im Blut lassen sich Infektionen durch schwer erkennbare Krankheitserreger, z. B. HIV, ebenso feststellen wie überstandene Infektionskrankheiten, z. B. Röteln. Das Blutgefäßsystem Der Körper des Menschen ist von einem Blutgefäßsystem durchzogen, einem geschlossenen System elastischer Röhren mit einer Gesamtlänge von etwa 50.000 km. Es bildet den Transportweg, auf dem das Blut alle lebenden Zellen des Organismus mit lebensnotwendigen Stoffen versorgt und von Stoffwechselprodukten entsorgt. Das Herz verursacht den Blutstrom. Es fungiert als Saug- und Druckpumpe. Das Blut wird in einem Kreislaufsystem bewegt, das sich in zwei Kreisläufe gliedert: den großen oder Körperkreislauf und den kleinen oder Lungenkreislauf. Beide Teilkreisläufe sind hintereinander geschaltet, der Bluteinstoß erfolgt in beiden gleichzeitig. Als Lungenkreislauf bezeichnet man den Weg des Blutes von der rechten Herzkammer zum Gasaustausch in die Lunge und wieder zum Herzen zurück, und zwar zur linken Herzhälfte. Aus der linken Herzkammer gelangt das Blut durch die große Körperarterie, die Aorta, in den Körperkreislauf. Dieser ist in mehrere parallel geschaltete Teilkreisläufe, die Organkreisläufe, untergliedert, da aus der Aorta mehrere Arterien abzweigen, die das Blut zu den einzelnen Organen führen. So werden von jedem Herzschlagvolumen etwa 5 % der Blutmenge zur Versorgung des Herzens in die Herzkranzgefäße geleitet, 15% durchfließen das Gehirn, 35% die Verdauungsorgane, 15% die Muskeln und 10% werden zur Versorgung von Haut und Skelett abgeleitet. Etwa 20 % der Blutmenge durchfließen die Nieren, die die vom Körper nicht verwertbaren Stoffwechselprodukte ausscheiden und den Salzgehalt des Blutes regulieren. Diese Angaben stellen jedoch nur Durchschnittswerte dar, da die einzelnen Organe entsprechend ihrem jeweiligen Aktivitätszustand einen stark wechselnden Versorgungsbedarf haben, den der Körperkreislauf sicherstellen muss. Blutgefäße Bei den Blutgefäßen unterscheidet man generell Arterien und Venen. Arterien leiten das Blut vom Herzen weg. Sie führen – mit Ausnahme der Lungenarterie – sauerstoffreiches Blut. Venen führen – mit Ausnahme der Lungenvene – sauerstoffarmes Blut. Alle Venen führen zum Herzen hin. Arterien und Venen unterscheiden sich in ihrem Aufbau. Auf dem Weg durch den Körper verzweigen sich Arterien und Venen, wobei der Durchmesser des einzelnen Gefäßes immer kleiner wird. Die kleinsten arteriellen Gefäße nennt man Arteriolen, die kleinsten venösen Gefäße Venolen. Die Verbindung zwischen Arterien und Venen, d. h. zwischen Arteriolen und Venolen, wird in der Regel durch Kapillaren (feinste Haargefäße) hergestellt. An besonderen Stellen im Körper gibt es auch direkte Verbindungen zwischen Arterien und Venen, die so genannten arteriovenösen Anastomosen, die durch Muskelpolster absperrbar sind. Wird diese Sperre aufgehoben, fließt das arterielle Blut, ohne die Kapillaren zu passieren, direkt in die Venen. Arteriovenöse Anastomosen dienen zur schnellen Blutfüllung eines Gewebes (Schwellkörper) bzw. zur Wärmeregulierung in der Haut. Neben dem Transport des Blutes erfüllen Blutgefäße weitere Aufgaben: – Sie ermöglichen den Austausch von Blutgasen, Nährstoffen, Mineralien, Hormonen sowie von Wasser und Wärme. – Sie wirken bei Abwehrvorgängen unterstützend mit, indem bei Entzündungen die Gefäßspannung gesenkt und die Durchlässigkeit der Gefäßwände erhöht wird. – Sie beeinflussen durch ihren Füllungsgrad den Spannungszustand (Turgor) der Gewebe. – Arterien können zu einer spontanen Blutstillung beitragen, indem sie sich durch Einstülpung selbst verschließen. Arterien werden auch Puls- oder Schlagadern genannt. In ihnen pulsiert das Blut im Rhythmus des Herzschlages. Ihre Gefäßwände sind daher erhöhtem Druck und größeren Druckunterschieden ausgesetzt. Sie sind geschichtet und erhalten je nach ihrer Lage im Körper unterschiedliche Einbettungen von elastischem Material und von Muskeln. So können sie sich den unterschiedlichen Druckverhältnissen anpassen. Die Elastizität der Arterienwände bewirkt auch, dass das Blut kontinuierlich weiterbewegt wird und nicht bei der Diastole (Erschlaffung der Herzkammern) zum Stillstand kommt: Bei dem Einfließen des Blutes in der Systole dehnen sich die Arterienwände. Dabei wird die Bewegungsenergie in Deformationsenergie (potentielle Energie) umgeformt und ein Teil des Schlagvolumens in dem durch Dehnung erweiterten Gefäßabschnitt gespeichert. Wenn in der Diastole der Druck abfällt, zieht sich die gedehnte Wand wieder zusammen. Das bewirkt eine Entspeicherung sowie die Umformung der Deformationsenergie zurück in Bewegungsenergie, die das Blut in Richtung Kapillaren weiterdrückt. So wird die stoßweise Strömung in der Aorta in eine zwar unregelmäßige, aber kontinuierliche Strömung in den Arterien abgemildert. Venen haben im Gegensatz zu Arterien dünne Gefäß5 wände. Diese bestehen aus nur wenigen Schichten mit geringem Muskelanteil. So sind sie nachgiebig und ausweitbar. Venen können unter Umständen größere Blutmengen aufnehmen und speichern. Das venöse Blut muss zum Herzen zurückgeführt werden. Insbesondere aus den unteren Körperbereichen geschieht dies gegen die Schwerkraft. Da im venösen System nur ein geringer Innendruck herrscht, sind zusätzlich Mechanismen notwendig, die einen kontinuierlichen Rückfluss gewährleisten: Venenklappen: In venösen Gefäßen befinden sich Ventile, die den Blutfluss herzwärts richten und ein Zurückströmen des Blutes verhindern. Muskelvenenpumpe: Bei Kontraktionen der Skelettmuskulatur werden die Venen zusammengepresst und das darin befindliche Blut wird in Richtung Herz gedrückt, da die Venenklappen ein Zurückfließen verhindern. Arterien-Venen-Pumpe: Arterien und Venen liegen oft dicht nebeneinander und werden von einer gemeinsamen festen Bindegewebshülle umschlossen. In den Arterien pulsiert das Blut im Rhythmus des Herzschlages. Bei jeder Druckwelle wird der betroffene Abschnitt der Arterienwand ausgebeult. Dadurch wird der nebenliegende Venenabschnitt zusammengepresst und das darin befindliche Blut – bei intakten Venenklappen – in Gegenrichtung, nämlich zum Herzen hin, weitergedrückt. Inspiratorische Rückflussförderung: Einatmen erzeugt einen Sog, der den Rückfluss des venösen Blutes fördert. Bei kräftigem Ausatmen wird dagegen der Venendruck verstärkt, der zu einem Weiterpressen des Venenblutes führt. Diese Saug-Druck-Effekte sind umso stärker, je „tiefer“ geatmet wird. Ventilebenenmechanismus des Herzens (Venenpuls): Die Herztätigkeit beeinflusst die Strömung in den herznahen Venen. So entsteht eine Sogwirkung zum einen bei der Systole der Herzkammern, bei der die Vorhofkammergrenze (Ventilebene) tieferrückt, zum anderen, wenn sich die Segelklappen öffnen und das Blut in die entspannten Herzkammern fließt. Blutdruck Das Herz „drückt“ das Blut in die Gefäßbahnen. Der Blutdruck schwankt im Rhythmus der Herzaktionen. Er erreicht bei der Systole sein Maximum (systolischer Wert), bei der Diastole sein Minimum (diastolischer Wert). Der Blutdruck im Gefäßsystem nimmt bei zunehmender Entfernung vom Herzen ab. Der Blutdruck eines Menschen ist von seinem Alter, dem Zustand seiner Gefäße sowie von seiner augenblicklichen Aktivität abhängig. Er wird in der Regel an der Armarterie gemessen und in Millimeter Quecksilber (mm Hg) angegeben (siehe Kap. 4, Abb. 06). Störungen des Blutkreislaufes Unter einem Schock versteht man ein akutes globales und komplexes Kreislaufversagen mit gefährlicher Durchblutungsverminderung, das unterschiedliche Ursachen haben kann, z. B.: – größere Blutverluste (hämorrhagischer Schock), – Kontakt mit elektrischem Strom (elektrischer Schock), – Kontakt mit Allergenen (anaphylaktischer Schock), – ein plötzliches, überwältigendes Erlebnis (psychischer Schock). Symptome eines Schocks sind fahle Blässe, kalte Haut, Schweißausbruch auf der Stirn, Zittern, schneller und schwächer werdender Puls, u. U. Atemstillstand und Bewusstlosigkeit (besonders bei elektrischem Schock). Maßnahmen: – Sofort Notarzt rufen. – Etwaige Blutungen stillen. – Kopf anheben und Beine hochlagern. – Beengende Kleidungsstücke öffnen oder entfernen. – Schockpatienten warm zudecken und beruhigend auf ihn einsprechen. – Nichts zu essen oder zu trinken geben. Die Ohnmacht (Synkope) ist eine anfallartige, kurzdau- ernde Bewusstlosigkeit, die durch eine mangelnde Durchblutung des Gehirns verursacht wird. Folgende Faktoren können einen Ohnmachtsanfall fördern: schlecht durchlüftete Räume, Menschenansammlungen, langes Stehen, körperliche Erschöpfung, Einwirkung von Kälte oder Hitze, Schockzustände, Verletzungen (z. B. Schläge), Erkrankung des Herzens, z. B. Rhythmusstörungen, und Herzfehler. Ohnmächtige sollte man sofort an die frische Luft bringen, wenn nötig hinlegen und die Beine hochlagern. Dauert eine Ohnmacht länger als eine Minute, so spricht man von Bewusstlosigkeit: Unfallopfer werden oft bewusstlos. Da sie Gefahr laufen, am eigenen Speichel, an Blut oder Erbrochenem zu ersticken, sollte man einen Bewusstlosen auf die Seite legen und den Kopf etwas in den Nacken überstrecken (stabile Seitenlage). Etwaige Fremdkörper im Mundbereich sollte man entfernen und bis zum Eintreffen des Arztes Puls und Atmung kontrollieren. Unter Koma versteht man ein Stadium tiefer Bewusstlosigkeit. Ein im Koma Liegender reagiert weder auf Anruf noch auf Berührung oder starke Schmerzreize. Dieser Zustand wird durch Schädigung oder Erkrankung des Gehirns sowie durch Stoffwechselzusammenbrüche hervorgerufen. Bei einem Kreislaufstillstand, d. h. wenn Puls- und Herzschlag aussetzen, kann eine Herzmassage helfen, den Blutkreislauf wieder in Gang zu bringen bzw. aufrechtzuerhalten. Dazu wird der Patient auf einer harten Unterlage auf den Rücken gelegt. Durch kräftige Stöße auf die untere Hälfte des Brustbeins wird das Herz zusammengedrückt und das Blut aus den Herzkammern in den Kreislauf gepresst. In den Stoßpausen, kehrt der Brustkorb wieder in seine Ausgangsstellung zurück, so dass sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Während der Herzmassage muss eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchgeführt werden. Gefäßerkrankungen Arteriosklerose ist die zugrunde liegende Krankheit bei Herzinfarkt und Schlaganfall, zwei der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Bei einer Arteriosklerose haben sich die Gefäßwände der Arterien durch Ablagerungen (arterielle Plaquen) verändert. Sie verdicken, verhärten durch Kalkeinlagerungen und Cholesterin und büßen ihre Elastizität ein (Arterienverkalkung). Durch die Verengung des Gefäßdurchschnittes kommt es zu einer Minderversorgung des betreffenden Gewebeabschnittes (Durchblutungsstörungen) und damit zu einer Herabsetzung seiner Leistungsfähigkeit. Arterien werden im natürlichen Alterungsprozess sklerotisch verändert. Kommt es zu einer frühzeitigen Entstehung einer Arteriosklerose spielen Bluthochdruck, ein erhöhter Cholesterinspiegel sowie Stoffwechselkrankheiten, z. B. Diabetes mellitus, eine Rolle. Aber auch Nikotinmissbrauch und langandauernde Stresseinwirkung können die Ausbildung einer Arteriosklerose begünstigen. Bei einem Schlaganfall (Gehirnschlag) wird die Hirndurchblutung durch eine plötzliche Gefäßveränderung (Gefäßverschluss oder Gefäßbruch mit Blutaustritt) entscheidend gestört. Dadurch werden unterschiedliche Hirnabschnitte ausgeschaltet. Es kommt zu Lähmungen sowie Bewusstseins- und Sprachstörungen, die zum Teil reversibel sind. Unter einer Embolie versteht man den plötzlichen Verschluss eines Blutgefäßes durch einen Embolus (Gefäßpfropf), der zu Funktionsausfällen des betreffenden Organs führt. Ein solcher Embolus kann z. B. aus Blutgerinnseln (Thrombus), Tumorzellen, Parasiten, Bakterien, Pilzmycel, Fett oder Luft bestehen. Besonders häufig sind thrombotische Embolien, die z. B. einen Herzinfarkt auslösen können, und Lungenembolien, z. B. nach einer Venenthrombose, die oft tödlich enden. Insbesondere wandernde Thromben aus den Becken- oder tiefen Beinvenen blockieren häufig Abschnitte des Lungenkreislaufs. Durchblutungsstörungen 6 Wenn die Arterien in den Gliedmaßen sklerotisch verändert sind, können die Muskeln nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. So kommt es zu Durchblutungsstörungen, die meist in den Beinen auftreten (Schaufensterkrankheit: Der Betroffene kann nur wenige Schritte schmerzfrei zurücklegen und muss häufig stehen bleiben). Bei Voranschreiten der Krankheit treten Schäden in Haut- und Muskelgewebe sowie Geschwüre im Fußbereich und an den Beinen auf. Stirbt Gewebe ab, muss das Bein amputiert werden, um Vergiftungen durch Zersetzungsprodukte zu verhindern. Bei Rauchern ist das Krankheitsrisiko stark erhöht (Raucherbein). Weitere Risikofaktoren sind mangelnde Bewegung, Übergewicht, erhöhter Blutdruck sowie Erkrankungen wie Gicht und Diabetes. Durchblutungsstörungen können durch Dehnung der betroffenen Arterien mit einem Ballonkatheter (Angioplastie) oder durch Überbrückung stark verengter Arterienabschnitte durch Prothesen gelindert und so Amputationen verhindert werden (siehe Kap. 4, Abb. 10). Krampfadern (Varizen) Der venöse Blutstrom verläuft von der Körperoberfläche in das tiefere Venensystem. Bei einer Schwäche der Gefäßwände und/oder einer Störung der Venenklappenfunktion kann venöses Blut aus den tieferen Venen in Venen über der Muskelschicht zurückfließen. Die dadurch überfüllten und sackartig erweiterten Oberflächenvenen treten als Krampfadern dick hervor. Krampfadern beeinträchtigen nicht nur das äußere Erscheinungsbild. Sie können schmerzhaft sein und führen abends häufig zu angeschwollenen Füßen. Diese „dicken“ Füße werden durch Wasseransammlungen in den Geweben (Ödeme) hervorgerufen. Kompressionsstrümpfe, die vor dem Aufstehen, d. h. bei möglichst leeren Beinvenen, angezogen werden, können die Beschwerden lindern. Krampfadern können durch Herausziehen (Strippen) und durch Veröden (Sklerosierung) entfernt werden. Für das Herausziehen werden Einschnitte in der Leistenbeuge, in den Kniekehlen und an den Fußknöcheln angebracht und die Venen dann unter Vollnarkose herausgezogen. Im Gegensatz dazu kann eine Verödung ambulant vorgenommen werden. Dabei werden die Venen durch eine Infusion künstlich entzündet. Eine Bandage des Beins presst die entzündeten Venen zusammen, so dass sie verkleben. Die Funktion der verödeten bzw. entfernten Venen wird problemlos von anderen Venen übernommen. Die Veranlagung zur Krampfaderbildung ist wahrscheinlich erblich. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer. Die Entstehung von Krampfadern wird durch eine überwiegend stehend oder sitzend ausgeübte Tätigkeit sowie durch Übergewicht begünstigt. Auch während einer Schwangerschaft kann es durch hormonelle Umstellungen und die zusätzliche Gewichtsbelastung zur Ausbildung von Krampfadern kommen. - Bewegung (Muskelvenenpumpe), - Vermeiden von längerem Stehen, - häufiges Hochlagern der Füße, - Abbau von Übergewicht. Thrombose Ein schmerzhaftes Anschwellen der Wade und Schenkel, das gleichzeitig mit einer bläulichen oder rötlichen Verfärbung der Haut verbunden ist, weist auf eine tiefe Venenentzündung, eine Thrombose, hin. Ursache sind Blutpfropfe (Thromben) in den tieferen Venenbereichen, die einen Rückfluss des Blutes zum Herzen behindern. Thrombosen treten leicht nach Operationen auf. Aber auch längere Bettlägerigkeit und langes Stillsitzen bei ausgedehnten Flug- oder Autoreisen können zu einer Thrombose führen. Krampfadern können das Auftreten von Thrombosen begünstigen. Thrombosegefährdet sind Raucher, Übergewichtige und Frauen über 35 Jahren, die mit der Pille verhüten. Löst sich der Thrombus oder auch ein Teil, wandert er mit dem Blut und kann an anderer Stelle enge Gefäße verstopfen. Um einer Lungenembolie vorzubeugen, müssen Thrombosen konsequent behandelt werden. Zur Therapie gehören z. B. Bettruhe, je nach Umständen Auflösen des Thrombus oder Verhütung der Thrombozytenaggregation durch Heparin. Didaktisch-methodische Hinweise Viele Schüler haben durch Bluterskandal und Aidsproblematik von Bluttransfusionen und ihren Risiken erfahren. Mit den Fragen nach dem „Warum?“, und dem „Wie?“, einer Bluttransfusion lassen sich Zusammensetzung und Funktionen des Blutes unter Einbeziehung der Folienzeichnung Gastransport und -austausch sowie des Arbeitsblattes 1 „Kein Leben ohne Blut“ klären. Bluttransfusionen werden vor allem bei Operationen und schweren Unfällen vorgenommen. Die Bluterkrankheit beruht auf dem Fehlen von Gerinnungsfaktoren und -stoffen. Daher sollten in diesem Zusammenhang auch die Blutgerinnung und damit der Vorgang eines natürlichen Gefäßwiederverschlusses (Abb. 07) besprochen werden. Zum Sachbereich Bluttransfusion gehört auch das Problem der Blutgruppen. Hier kann das Arbeitsblatt 2 „Blutgruppen“ eingesetzt werden, das sowohl eine selbständige Erarbeitung dieses Sachverhaltes durch die Schüler ermöglicht als auch eine Festigung des Gelernten durch die Anwendung. Da es sich bei den Blutgruppenmerkmalen um Allele handelt, können mit Lerngruppen, die sich schon mit den mendelschen Regeln beschäftigt haben, Erbgänge aufgestellt werden. In einer Übersicht des Kreislaufes können die großen Gefäßbahnen des menschlichen Körpers aufgezeichnet werden. Um die Geschlossenheit des Kreislaufes deutlich zu machen, sollte neben der Übersicht über das Gefäßsystem auf Abb. 04 auch das Blutkreislaufschema des Arbeitsblattes 3 mit einbezogen werden. Dieses verdeutlicht zudem die Blutversorgung der Organe. Anhand der Baupläne von Arterien und Venen können deren Unterschiede erarbeitet werden. Diese sind für die unterschiedliche Funktion, aber auch für die unterschiedliche Gefährdung dieser Gefäße wesentlich. Analog zu den Schemazeichnungen „Arterien – Venen – Pumpe“ können Schüler ein Schema für die ähnlich arbeitende Muskel-Venen-Pumpe erarbeiten. Die drei Abbildungen auf Seite 05 sind für einen arbeitsteiligen Gruppenunterricht zum Thema „Gefäßerkrankungen“ mit den Teilthemen Arteriosklerose, Thrombose und Krampfadern geeignet. Das Arbeitsblatt 3 „Blutkreislauf“ festigt einige wichtige Begriffe des Themenbereiches und sichert deren Rechtschreibung. Kopiervorlagen Arbeitsblatt 1: Kein Leben ohne Blut Lösungen: Zu 1: a) Von innen nach außen: weiße Blutkörperchen; rote Blutkörperchen; Blutplättchen. b) Die roten Blutzellen dienen dem Gastransport. Der Sauerstoff und das Kohlenstoffdioxid werden an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin gebunden. Die weißen Blutzellen dienen der Abwehr von Krankheitserregern und eingedrungenen Fremdkörpern. Die Blutplättchen spielen eine Rolle bei der Blutgerinnung. c) Die weißen Blutzellen nehmen verschieden Aufgaben im Körper wahr (siehe Kap. 3, Abb. 02). Es gibt z. B. Makrophagen (Fresszellen). Plasmazellen geben Antikörper ab, Killerzellen lösen Zellbruchstücke oder von Viren befallene Zellen auf. Zu 2: 7 a) Bluttransfusionen sind notwendig, da zu hohe Blutverluste zum Tod führen, wenn sie nicht ausgeglichen werden, z. B. nach einem Unfall, komplizierte Geburten, Bluterkrankheit. b) Durch Bluttransfusionen können Infektionskrankheiten, z. B. Aids und Hepatitis, übertragen werden. c) Spender sollen künftig gründlich getestet werden. Risikogruppen wie etwa Drogenabhängige sollen von der Blutspende ausgeschlossen werden. Eigenblutspenden sollen Infektionen durch Fremdblut verhindern. Arbeitsblatt 2: Blutgruppen Lösungen: 1. Antigen A / B-Antikörper – Antigen B / A-Antikörper – Antigen AB / keine Antikörper – Antigen 0 / A-B-Antikörper 2. Verklumpung: A/B, A/AB, B/A, B/AB, 0/A, 0/B, 0/AB 3. Die Blutgruppe 0, da sich in den Seren der anderen Blutgruppen keine Antikörper gegen dieses Blutgruppenmerkmal befinden. 4. Dieter kann jedes Blut erhalten, da sich im Serum der Blutgruppe AB keinerlei Antikörper gegen Blutgruppenmerkmale befinden. Arbeitsblatt 3: Blutkreislauf Lösung: 1. Venenklappen, 2. Ohnmacht, 3. Bluttransfusion, 4. Aorta, 5. Lungenvene, 6. Arteriosklerose, 7. Thrombose Lösungswort: Embolie Inhalt der interaktiven Tafelbilder Abbildungen 01, 02, 03 und 04: Blutgefäße und Blutkreislauf 01: Schema der Hauptarterien und -venen des menschlichen Körpers. Das Herz ist eingezeichnet, die Lage der anderen inneren Organe ist durch ihre Blutgefäßnetze lokalisierbar. Die rote Farbe symbolisiert sauerstoffreiches Blut, die blaue sauerstoffarmes. Die Zeichnungen zeigen den Mechanismus der ArterienVenen-Pumpe. Dargestellt ist, wie die Pulswellen in den Arterien den Blutstrom in den Venen in Gegenrichtung unterstützen. Die Venenklappen verhindern, dass das Blut wieder zurückfließen kann. 04: Die Schemazeichnungen zeigen den unterschiedlichen Aufbau von Arterien und Venen. Je nach Lage der Arterie ist ihre Muskelschicht dicker. 05: Die Abbildungen der rechten Randleiste weisen auf krankhafte Veränderungen im Gefäßsystem hin: oben: In der mikroskopischen Aufnahme sind in tausendfacher Vergrößerung Fettpartikel zu sehen, die sich an die Innenwand eines Herzkranzgefäßes angelagert haben. Solche Ablagerungen bewirken auf Dauer eine Arteriosklerose und im Bereich der Herzkranzgefäße, die „Koronare Herzkrankheit“. Mitte: Die Abbildung zeigt ein menschliches Bein mit ausgeprägten Krampfadern. Die rechte Schemazeichnung zeigt eine geschädigte Vene mit nicht mehr schließender Venenklappe und entsprechend ausgebeulten Gefäßwänden (Krampfaderbildung). unten: Die Schemazeichnungen verdeutlichen die Entstehung einer Thrombose: In einer Vene hat sich ein Blutgerinnsel gebildet (linke Abbildung). Dieses wächst zu einem Blutpfropf, einem Thrombus, heran, der sich in einem Venenabschnitt festsetzt und so den Rückfluss des Blutes zum Herzen behindert (rechte Abbildung). 06: Aufgaben des Blutes 06 oben: Die mikroskopische Aufnahme zeigt in 10.000facher Vergrößerung eine Gefäßbahn mit unterschiedlichen Blutzellen: In der Mitte erkennt man unterschiedlich verformte rote Blutzellen (Erythrozyten), deren doppelt konkave Körpergestalt deutlich sichtbar ist. Am linken Bildrand befinden sich eine weiße Blutzelle (Granulozyt mit stacheliger Oberfläche), während am rechten Bildrand unterschiedlich gestaltete, aktivierte Blutplättchen (Thrombozyten) zu sehen sind. 06 unten: Die Abbildung weist auf die Bedeutung der roten Blutzellen für die Sauerstoffversorgung der Körperzellen und den Gasaustausch in den Lungenbläschen (Alveolen) hin. Über der Abbildung einer roten Blutzelle sind schematisch von rechts nach links dargestellt: – die Aufnahme von Sauerstoff (O2) aus dem Gasgemisch der Alveolen, – dessen Bindung an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin (Hb) durch Bildung von Oxyhämoglobin (HbO2), – die Wiederabspaltung von O2 aus dieser Verbindung zur Sauerstoffversorgung der Körperzellen. Das von den Körperzellen abgegebene Kohlenstoffdioxid (CO2) wird nur zum Teil von den roten Blutzellen gebunden und transportiert: Etwa 11 % des abgegebenen Kohlenstoffdioxides bilden mit Hämoglobin eine Carbaminoverbindung, weitere 27 % werden in den roten Blutzellen als Bicarbonat gebunden und transportiert. Aus beiden Transportwegen wird das Gas beim Gasaustausch in den Lungenbläschen wieder freigesetzt. 07: Links: Die Bildleiste verdeutlicht den Vorgang der Blutgerinnung: Die linke Grafik zeigt Blutzellen in einem Gefäß mit intakter Gefäßwand. Links/Mitte: Die Gefäßwand wurde verletzt. Das Blut strömt aus dem verletzten Gefäß. Die Muskeln an den Verletzungsrändern kontrahieren. Blutplättchen sammeln sich an der Verletzungsstelle und kumulieren. Den Plättchenhaufen bezeichnet man als „weißen Thrombus“. Dieser ist reversibel. Rechts/Mitte: Die Gerinnungsfaktoren im Blutplasma werden aktiviert. Das Fibrinogen des Plasmas wandelt sich in unlösliches, fadenförmiges Fibrin um. Rechts: Die Fibrinfäden bilden ein Netz, in dem sich Blutzellen und weitere Blutplättchen verfangen. Durch Auspressen von Serum zieht sich das Netz zusammen. Durch diesen irreversiblen „roten Thrombus“ ist das Gefäß endgültig verschlossen. Autorin: Grafik: Fotos: Rosemarie Schatz Mario Bongartz Hagemann Bildungsmedien Step Ani Motion Rüdiger Sternal Boehringer Ingelheim International GmbH/ Lennart Nilsson Lothar Reinbacher, Kempten Die gesundheitlichen und medizinischen Aspekte in diesem Text sind von Autorin und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. In Zweifelsfällen ist allerdings immer ein Arzt zu konsultieren. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. © Copyright 1995/2000/2009 by Lehrmittelverlag Wilhelm Hagemann GmbH, Düsseldorf Herstellung und Vertrieb: Hagemann & Partner Bildungsmedien Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 35 45, D-40026 Düsseldorf Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. 8