Fütterungsbedingte Zungenlähmung bei einer Gruppe

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Enrichment für den Zootierarzt
Sven Hammer, Al Wabra Wildlife Preservation (AWWP), Katar
Anlehnend an das Tagungsthema „Enrichment“ möchte ich dieses Mal eine neue Art der
Präsentation wagen. Passend zum Titel „Enrichment für den Zootierarzt“ soll die
Präsentation das Auditorium anhand der interaktiven Darstellung mit tiermedizinischen Fällen
bereichern und beschäftigen.
Der Beitrag ist in zwei Teile gegliedert:
1. Ungewöhnliche Krankheitsbilder 2. Bilderportrait seltener Befunde
1. Ungewöhnliche Krankheitsbilder:
Somalischer Wildesel (Equus africanus somalicus sclater)
Ein 18-jähriger Hengst, gehalten mit mehreren Stuten, wurde mit starker Blutung aus den
Nüstern und mehreren Hautverletzungen an verschiedenen Stellen des Körpers
vorgefunden. Er zeigte ataktische Bewegungen in der Box und presste Körper und Kopf
gegen die Wand.
Die Konjunktiven waren hochgradig gerötet.
Differentialdiagnostisch wurden Hydrochephalus, Tollwut, Tetanus, Borna Virus, West Nile
Virus, Milzbrand, andere virale und bakterielle Erkrankungen, sowie eine
Stoffwechselerkrankung der Leber in Betracht gezogen.
Nach Behandlung mit 10ml Procain-Penicillin G ad us. vet.® (300000 IE/ml) (3 Tage) und
40ml CHLORAMPHENICOL® (Albrecht, Germany, 200mg/ml Chloramphenicol) (2 Tage), 3l
RINGER-LACTAT® (Braun, Germany, Ringer-Lactat) IV, 10ml Tetanus Serum® (WDT,
Germany, 1000IE/ml Tetanus Serum) SC und 5ml FINADYNE® (Norbrook, Northern Ireland,
50mg/ml Flunixin-Meglumin) IV (3 Tage) wurde der Wildesel tot aufgefunden.
In der Sektion zeigten sich keine Veränderungen im Körper des Tieres, beim Eröffnen des
Schädels wurde festgestellt, dass sich an der rechten Gehirnhälfte eine große Blutung
befand mit Einblutungen in den inneren Bereichen des Gehirns, was auf ein Trauma durch
Huftritt einer Stute zurückgeführt wurde.
Arabische Berggazelle (Gazella gazella):
Ein weibliches, adultes Tier wurde mit einer Schwellung am Nasenrücken, serösem
Nasenausfluss und Maulatmung vorgestellt.
Die Untersuchung ergab eine komplette Obstruktion beider Nasengänge mit
hyperplastischem Gewebe. Die Auskultation der Lunge war ohne besonderen Befund.
Als Differentialdiagnosen wurden beachtet: Fremdkörper, Parasitenbefall, Abszess, Trauma,
Aspergillose, Cryptococcose, nasales Granulom sowie virale und bakterielle Infektionen
(Bluetongue).
Trotz Therapie mit 2 ml AMOXICILLIN 15%® (Pharmanova, Germany, 150mg/ml Amoxicillin)
IM b.i.d für 4 Tage, 4ml CHLORAMPHENICOL® (Albrecht, Germany, 200mg/ml
Chloramphenicol) SC über 5 Tage, intravenöser Flüssigkeitstherapie zeigte sich keine
Besserung.
In beiden Nasengängen wurde chirurgisch das obstruierende Gewebe entfernt.
Nach 3 Wochen Therapie zeigte das Tier immer noch Schwierigkeiten beim Atmen und
wurde eingeschläfert.
Die Nasengänge zeigten granulomatöse Wucherungen der Schleimhaut.
Die histologische
(Rhinosporidiose).
Untersuchung
ergab
die
Diagnose
auf
einen
Pilz-Polypen
Spix Ara (Cyanopsitta spixii):
Ein handaufgezogener 3,5 Jahre alter weiblicher Spix Ara wurde mit einem 4x4 mm großen
Kratzer über dem rechten Auge aufgefunden.
Die Wunde wurde lokal gereinigt und desinfiziert. Der Vogel zeigte keine Veränderungen in
Futteraufnahme, Kotabsatz und Verhalten.
14 Tage später wurde er erneut vorgestellt, diesmal mit Inappetenz. Die Augen waren klar,
die Wunde verheilt, das Verhalten unauffällig.
Nach einem Tag Therapie zeigte sich keine Veränderung. Der Spix Ara wurde mit 5ml
„Harrison’s Neonate Formula®“ (Harrison’s Bird Foods, UK) (zwangsgefüttert, worauf es zu
Regurgitationen kam.
Kontrastaufnahmen mit Bariumsulfat zeigten keine Passage vom Kropf zum Ventriculus
innerhalb von 24 Stunden.
Röntgenologisch war eine große diffuse Verschattung im Abdomen zu erkennen.
Differentialdiagnosen: Candidiasis, Darmobstruktion, Peritonitis, Vergiftung, Parasiten,
Septikämie, bakterielle oder virale Enteritis, PDD, Megabakterien.
Der Spix Ara wurde mit 0,3ml BAYTRIL 2,5%® (Bayer, Germany, 25mg/ml Enrofloxacin) SC
fuer 2 Tage, 0.3ml CONVENIA® (Pfizer, Germany, 80mg/ml Cefovecin) SC und 1,5ml
CEFIXIM® (Merck, Germany, 20mg/ml Cefexim) PO fuer 2 Tage behandelt. Zusätzlich hatte
er 2 Tropfen METACAM® (Boehringer Ingelheim, Germany, 1,5mg/ml Meloxicam) PO und
0,2ml PRIMPERAN® (Sanofi, Spain, Metoclopramid 1mg/ml) PO 15 Minuten vor der
Fütterung, sowie 15ml subkutane Flüssigkeit bekommen. Der Vogel starb durch Aspiration
von regurgitiertem Kropfinhalt.
In der Sektion wurden eine Perforation des Proventriculus und eine Leberruptur durch
Trauma festgestellt.
2. Bilderportrait seltener Befunde:
Nimmersatt Storch (Mycteria ibis)
Ein männlicher adulter Nimmersatt Storch starb, nachdem „bumble foot“ diagnostiziert
wurde.
Die histologische Untersuchung ergab einen extensiven Befall mit Milben: Hypopi of
Hypodectus sp. (Phalacrodectes), eine Milbenart, die tief in die Haut eindringt, allerdings
nicht pathogen ist.
Antilopen
Bei diversen Antilopen wurden während der Sektionen subseröse Blasen an Bauchorganen
gefunden. Durchschimmernd waren Skolexanlagen zu sehen.
Diagnose: Cysticercus tenuicollis, Zystenstadium der Taenia hydatigena (Bandwurm des
Fleischfressers).
Die Finne ist infektionstüchtig, aber wenig pathogen und ruft in der Regel keinen Schaden
hervor. Endwirte sind Fleischfresser.
Hausschaf
In der Sektion eines Schafes wurden große, teils gekammerte Blasen in Lunge und Leber
des Tieres gefunden.
Diagnose: Hydatide von Ecchinoccous granulosus (Hundebandwurm).
Zwischenwirte sind in der Regel Huftiere wie Schaf, Ziege, Rind und Pferd, sowie
Wildwiederkäuer. Die Eier gelangen durch orale Aufnahme in den Darm des Zwischenwirtes.
Dort werden Onkosphären frei gesetzt, die über das Blut in andere Organe einwandern.
Endwirte sind Caniden.
Laristan Schaf ( Ovis orientalis laristanica):
Ein weibliches Jungtier mit 7kg wurde mit Apathie, allgemeiner Schwäche und Ektoparasiten
in die Klinik gebracht.
Blutwerte zeigten einen niedrigen Hämatokrit, deutlich erhöhte GOT- und GGT-Werte sowie
ein hochgradig erhöhtes totales Bilirubin.
Nach einem Tag Therapie ist das Tier tot aufgefunden worden.
Die am Körper des Tieres gefundenen Zecken wurden als Hyalomma marginatum
identifiziert. Das Tier zeigte einen hochgradigen Ikterus an allen Körpergeweben, sowie
petechiale Blutungen im mesenterialen Lymphknoten.
Durch einen Blutausstrich wurde die Diagnose Piroplasmose (Theileria sp.) gestellt.
Anschrift des Verfasser: Dr. Sven Hammer, Al Wabra Wildlife Preservation,
P.O. Box 44069, Doha, Qatar, Fax: + 974 471 8707, e-mail: [email protected]
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